Das dritte Gebot von abgemeldet (DMxHG - Romanze, Krimi, Dystrophie, P18) ================================================================================ Kapitel 24: Leichenschmaus -------------------------- Hallo liebe Lesenden!   Nach meinem äußerst abwechslungsreichem Italien-Urlaub können wir nun in den Endspurt dieser Geschichte starten!   Ich muss ja gestehen, ich bin ein bisschen aufgeregt... nicht viele von euch haben mir eine Meinung hinterlassen oder stehen mit mir in Kontakt. Eine Zeit lang war ich total verunsichert, ob ich mit dieser „etwas anderen“ Geschichte überhaupt den Geschmack von irgendwem treffen würde... doch die Reviews, die ich erhalten habe, waren absolut berauschend und für mich immer wieder ein Highlight =)   Bla bla, lange Rede kurzer Sinn, es geht nun weiter und am 31.10. wird es vorbei sein. Ich finde dieses Datum so schön bedeutungsvoll für „uns“. ;-)   Allerliebste Grüße und viel Spaß,   Mel   --------------------------------------     25. Leichenschmaus   Als Draco am Abend eine entstellte Biohazard-Leiche aus der AFAM mit nach Hause brachte, musste Hermione sich zusammen reißen, um nicht die Fassung zu verlieren.   „Ich habe längst vergessen, was für bestialische Dinge du tust“, würgte Hermione und presste Hope an ihre Brust.   „Du solltest dich damit abfinden, wenn du in dieser Welt überleben willst“, riss Draco Hermione aus ihren rosagetränkten Gedanken.   „Na?“, lachte Lady Malfoy schadenfroh. „Meisterin der Verdrängnis, da hast du deinen liebevollen Schlächter!“   „Er tut nur, was man ihm aufträgt!“, japste Hermione.   „Sicher“, Lady Malfoy legte versöhnlich ihren Arm um Hermiones Schultern. „Wenn man bedenkt, dass auch du nur eines seiner Experimente warst...“   Verletzt presste Hermione ihre Lippen aufeinander und atmete schwer ein und aus. Sie durfte sich nicht von dieser bösartigen Hexe so beeinflussen lassen!   „Ja“, Hermione griff nach Dracos Hand. „Verzeih mir bitte.“   Am übernächsten Tag verzauberte Draco die Leiche und bereitete alles für die Ankunft seiner und Harmonys Eltern vor.   „Packst du das?“, eindringlich griff er Hermione bei den Schultern.   „Ja, lass mich“, Hermione stillte Hope mit gemischten Gefühlen und versuchte die schrecklichen Schmerzen der Nachwehen zu veratmen. Sie spürte mit jedem Unterleibsziehen das Blut aus sich fließen und hoffte, dass es bald aufhören würde.   Ein paar Stunden später steckte Ginny den Kopf zur Tür herein und wedelte mit einer großen Flasche herum.   „Seht mal, was ich habe!“, strahlte sie. „Vielsaft-Trank aus der Observationsbehörde. Ich habe ihn mir für die Aufklärung eines anderen Falls in der AFAM geben lassen, darf ihn also offiziell verwenden!“   „Oh, Ginny!“, Draco sprang erfreut aus seinem Sessel und eilte ihr entgegen. „Das ist grandios!“   „Ich muss Protokoll über meine Verwandlungen führen, falls es irgendwann zu Ungereimtheiten bei den Ermittlungen kommt und Bellatrix wieder ihre Nase in meine Bücher steckt“, Ginny stellte die Flasche vor Hermione ab. „Aber das ist eine andere Geschichte und betrifft unser Vorhaben nicht.“   „Dann kann Hermione sich ja temporär als Amme ausgeben?“, Draco lief aufgeregt durch den Raum. „So kann sie zumindest bei Hope bleiben und muss sich nicht verstecken.“   „Hatte deine Mutter sich nicht schon soooo darauf gefreut, ihr das Fläschchen geben zu können?“, Hermiones Antwort troff vor Sarkasmus und eine Welle großen Ärgers durchzog ihren Körper. Sie alleine war die Mutter dieses Kindes und niemand sonst sollte sich um Hope kümmern müssen. Niemand!   „So sind Großmütter aber nun einmal“, seufzte Lady Malfoy theatralisch. „Ich an deiner Stelle würde aufpassen, dass sie dir das Kind nicht komplett weg nimmt. Als Amme hast du nämlich nichts zu sagen.“   „Niemand wird mir dieses Kind wegnehmen“, zischte Hermione aufgebracht. „Ich bin die Mutter!“   „Und Draco der Vater“, erinnerte Lady Malfoy leise lachend. „Wenn es seine Mutter nicht tut, so ist er derjenige, der dir das Kind jederzeit entreißen könnte.“   „Was meinst du damit?“, Hermione warf Lady Malfoy einen bösen Blick zu.   „Ach, kleines Schlammblut“, säuselte sie. „Wenn sich Draco irgendwann darüber klar wird, dass er dich eigentlich nur aufgrund dieser ganzen chaotischen Situation ins Herz geschlossen hat, so ist er derjenige, dem das Kind rechtmäßig zusteht.“   „Warum sollte er mich nicht lieben?“   „Glaubst du wirklich, Biohazard“, Lady Malfoy umrundete Hermione mit leisen Schritten, „dass er jemals etwas für dich empfunden hätte, wenn der Plan anders verlaufen wäre? Er war sich sicher, dass er sich in MICH verliebt hatte. Eine reine, gültige Liebe. Und dann geht alles schief und er wird vor vollendete Tatsachen gestellt. Muss miterleben, dass sein Kind von einem Schlammblut ausgetragen wird und minderwertiger nicht sein kann!“   „Rede nicht so von meiner Tochter!“, fauchte Hermione aufgebracht, doch Lady Malfoys Worte hinterließen ein flaues Gefühl in ihrer Magengegend. „Du wolltest dich doch ursprünglich auch als ihre Mutter ausgeben?“   „Welch törichter Gedanke!“, Lady Malfoy schüttelte den Kopf. „Ich hätte mich als fruchtbar ausweisen lassen können, und die Missgeburt dann von ihrem unreinen Blut erlöst.“   „Bitte was?“, Hermione hielt geschockt den Atem an.   „Reg dich nicht so auf! Stell dir vor, es hätte eine Untersuchung in der Frühschwangerschaft gegeben“, Harmony starrte ins Leere. „Draco hätte dein Kind ohne mit der Wimper zu zucken entfernen lassen. Und wenn Mrs. Nott nicht so Partei ergriffen hätte, dann hätte Draco deine kleine Biohazardbrut auch noch im letzten Stadium beseitigt.“   „Niemals!“, brauste Hermione auf. „Draco liebt seine Tochter ohne Vorbehalte!“   „Das mag sein, jetzt wo sie ja da ist“, Lady Malfoy zuckte mit den Schultern. „Aber bei dir hegt er Zweifel. Ansonsten würde er dir mehr Vertrauen entgegen bringen was den Babyempfang angeht.“   „Ich sehe nicht, dass er zweifelt!“   „Wie du meinst.“   „In wen soll ich mich denn verwandeln?“, Hermione schluckte ihren Groll herunter und beobachtete, wie Ginny ein Bündel Haare aus ihrer Tasche zog.   „Ich habe hier die Haare meiner Amme“, Ginny legte das Bündel neben den Trank. „Sie ist als Reinblut gekennzeichnet und somit kannst du ihr Aussehen noch etwas verfälschen.“   „Danke.“   „Hermione, tu das nur, wenn du dir wirklich sicher bist“, Draco griff nach ihrer Hand, doch Hermione entzog sie ihm wieder.   „Wenn es dir lieber ist, sperr mich doch weg!“   Zischend sog Draco die Luft ein und betrachtete Hermione mit gerunzelter Stirn. „Das ist es doch, was ihr beide am liebsten wollt!“   „Hermione“, Ginny schlug einen mahnenden Unterton an. „Ich weiß, dass es eine schwierige Situation ist, sich von seinem Baby zu trennen. Bedenke jedoch, dass du nicht zu einem Kaffekränzchen gehen wirst, sondern mit Todfeinden konfrontiert sein wirst. Und wenn eine dieser Personen den geringsten Verdacht erhebt, dann sind wir alle dran. Wir riskieren eine Menge, wenn wir dich frei rum laufen lassen.“   „Ich habe mich als Lady Malfoy bereits in Reinblutkreisen aufgehalten“, pampte Hermione trotzig und wusste insgeheim, dass Ginny Recht hatte. „Was soll also passieren?“   „Dir werden die Sicherungen durchknallen, wenn Hope in die Arme von von dir verhassten Personen gelangt!“   „Ich hasse Lucius und Narcissa nicht“, knirschte Hermione mit einem Seitenblick auf Draco, der angespannt die Hände zu Fäusten ballte.   „Hermione, es sind nicht nur meine Eltern“, erklärte Draco. „Der Dunkle Lord persönlich wird erscheinen. Mit im Schlepptau wird er Bellatrix und Morgaine haben, sowie eine ganze Menge weiterer Personen mit Rang und Namen, die aufgrund der Siegestage in der Stadt gastieren.“   Als Draco Lady Morgaines Namen fallen ließ, stellten sich Hermiones Nackenhaare alarmierend auf. Ihre Tochter sollte in die Fänge einer Bestie gelangen? Bekümmert sackte Hermione in sich zusammen.   „Ich weiß, dass ihr nichts passieren wird“, krächzte sie unbeholfen. „Doch wenn ich nicht dabei sein kann, drehe ich durch vor Sorge.“   „Zurecht, meine kleine Hure, zurecht“, sinnierte Lady Malfoy. „Ich hätte mein Kind auch nicht diesem Haufen reinblütiger Massenmörder überlassen.“   „Doch, das hättest du“, schnaufte Hermione und wischte sich den Schweiß von der Stirn.   „Stimmt“, lachte Harmony Malfoy hell auf. „Weil ich mir hätte sicher sein können, dass meinem reinblütigen Kind nichts geschehen wäre. In deinem Fall aber...“   „WAS?“   „Ich hätte an deiner Stelle Angst, dass Lady Morgaine den Schwindel bemerkt“, grinste Lady Malfoys tote Fratze. „Wenn sie riecht, dass deine Brut nicht rein ist, gibt es zum Empfang Babypastete.“   Hermiones Magen drehte sich und Schwindel ergriff ihr ganzes Selbst. Aus ihren tiefsten Abgründen gelangte ein mächtiges Zittern nach oben und panisch blickte Hermione durch das Nichts ihres Seins.   „Draco wird nicht zulassen, dass Hope etwas geschieht!“   „Er wird sich kaum der Obrigkeit wiedersetzen können“, Lady Malfoy kniete sich neben die zusammengesackte Hermione. „Und ganz ehrlich, meine Kleine. Wenn ich die Aussicht habe, eine neue reinblütige Frau zu finden und ein wirklich perfektes Kind mit ihr zu zeugen ... dann ist der Verlust über einen Biohazardbastard nicht wirklich schlimm.“   „WIE KANNST DU NUR?“, schrie Hermione fassungslos und schluchzte laut auf. Ihr Seelenkörper bebte und schüttelte sich vor Furcht und Misstrauen. „Draco liebt Hope und mich, das weiß ich!“   „Natürlich tut er das“, raunte Lady Malfoy. „Ihm bleibt im Moment ja auch nichts anderes übrig, als sich mit der Situation abzufinden. Doch warte ein paar Monate ab, bis er den offiziellen Brautschauprozess durchlaufen muss.“   „Brautschauprozess?“   „Er ist offiziell Witwer“, zwinkerte Lady Malfoy lieblich. „Und es ist seine Pflicht eine neue, kompatible Frau zu finden, um weitere Kinder in diese wundervolle Welt zu setzen. Dass du da bist zählt nicht, denn auch du bist höchstoffiziell tot.“   Hermiones Blick glitt in die Unendlichkeit und das Herz schien ihr zu zerspringen.   „Ich würde mich nicht wundern, wenn er eine neue, reinblütige Liebe findet“, Lady Malfoy strich Hermiones Haar beiseite, um ihr ins kreideweiße Gesicht starren zu können. „Und wenn er sich dessen bewusst wird, dann sind du und das Baby geliefert.“   „Nein“, stammelte Hermione. „Er wird mir eine neue Identität erschaffen. Er glaubt an die Liebe.“   „Ja, aber nicht an DICH!“   „Nun gut“, seufzte Draco ergeben. „Aber wenn ich merke, dass du dem Ansturm nicht gewachsen sein wirst, werde ich dich tatsächlich in dein Zimmer sperren gehen.“   „Ich schaffe das!“, trotzte Hermione. „Vertrau mir!“   „Ich vertraue niemandem, wenn es um die Sicherheit meiner Tochter geht“, Dracos Augen blitzten gefährlich auf und Hermione wusste, dass diese Warnung nicht ihr, sondern Lady Malfoy galt. Trotzdem fühlte sie sich miserabel und hintergangen.   „Soviel zu Liebe und Hoffnung“, antwortete sie schnippisch und fragte sich für einen kurzen Moment, ob Lady Malfoy nicht doch ein bisschen Recht gehabt hatte.   „Im Zweifel übernehme ich ein bisschen die Führung an Hermiones Seite“, bot sich Ginny an. „Und wenn alle Stricke reißen, gibt es noch den hier.“   Ginny stellte eine weitere kleine Flasche auf den Tisch.   „Was ist das?“   „Acquiesco. Schlaftrunk für traumlosen Schlaf“, Ginny zuckte gelassen mit den Schultern. „Die beste Alternative zu der ganzen Aufregung.“   „Oh“, machte Hermione und erinnerte sich an die friedliche Wirkung, die sie einst bei diesem Trank beobachten konnte. Er hatte Harry Potter damals vor einem Trauma bewahren können. Eine Gänsehaut durchschlich ihren Körper und Hermione fragte sich, ob Ginny ebenfalls noch ab und zu an Harry denken musste.   „Ich werde ihn bestimmt nicht außer Acht lassen“, meinte Hermione mit tiefster Zufriedenheit.   „Gut“, Ginny nickte zufrieden und überreichte Draco schließlich beide Flaschen. „Du verabreichst Hermione die Tränke. Wir können nicht riskieren, dass die Dämonin in ihr damit Schindluder treibt.“   Als Dracos Eltern am frühen Abend durch den Kamin in die Eingangshalle rauschten, war Hermione zunächst widerstrebt, Hope Narcissa in die Arme zu legen. Als sie jedoch den verliebten Glanz in Narcissas Augen wahrnahm, und die ruhige Aura, die sich auf Hope übertrug, kehrte Frieden in Hermiones Gefühlswelt ein. In Gestalt der Amme stand sie etwas abseits und begrüßte die Gäste höflich. Lucius beglückwünschte seinen Sohn zum lang ersehnten Nachwuchs und bekundete im gleichen Atemzug sein Beileid um die verstorbene Ehefrau. Narcissa rannen die Tränen unaufhaltsam die Wangen herunter, sie schien hin und hergerissen zwischen Glück und Trauer. Draco hingegen kam gefasst und souverän herüber.   „Es ist ja nicht zu ändern.“   Ohne zu zögern überreichte Narcissa Malfoy Hermione das Baby, als es hungrig wurde und so konnte sie sich in Ruhe zum Stillen zurück ziehen. Hermione ließ die Anwesenheit der Malfoys auf sich wirken und konnte sich nicht vorstellen, dass sie auch nur ansatzweise ihrem Enkelkind etwas Böses zustoßen lassen würden.   „Aber auch sie unterliegen den Gesetzen“, erinnerte Lady Malfoy. „Und nicht jeder begeht so kopflos Hochverrat, wie es deine törichten Freunde tun.“   Nachdenklich betrachtete Hermione die schlummernde Hope an ihrer Brust. Drohte ihr tatsächlich so große Gefahr, wie Lady Malfoy ihr versuchte weiszumachen? Natürlich war es etwas anderes, wenn Lord Voldemort oder Lady Morgaine skeptisch werden würden, als bei Dracos Eltern. Subjektive und objektive Betrachtungsweisen standen sich hier gegenüber. Familie gegen Feinde.   „Glaube nicht, dass Draco wenn es darauf ankommt, die Größe haben wird, ein verhunztes Kind dem Dunklen Lord gegenüber zu verteidigen“, Lady Malfoy klang gelangweilt. „Ich habe es dir schon einmal gesagt und werde es wieder tun. Die Malfoys sind darauf bedacht, ihre Außenwirkung zu wahren. Bemerkt auch nur einer, dass etwas mit dem Kind nicht stimmt, versuchen sie alles daran zu setzen, um die Familienehre aufrecht zu erhalten. Lieber würden sie ihr eigen Fleisch und Blut verstoßen, als dass sie auch nur einen schändlichen Fleck auf ihrer weißen Weste tolerieren würden.“   „Hör auf, so etwas zu sagen!“   „Warum soll ich dir die Wahrheit verschweigen?“, Lady Malfoy klang belustigt. „Nehmen wir an, ich wäre tatsächlich selber schwanger geworden bevor wir uns mit diesem Scharlatan Snape alles selbst verdorben hatten... und mein Kind hätte in den ersten Untersuchungen Erbfehler aufgewiesen, dann hätten wir es beseitigen lassen müssen. Alle Mühe, alle Tränen und aller Vorfreude zum Trotz! So ist das hier nun mal, Schlammblut.“   „Ich verstehe nicht, warum du mir mit einem Mal so sehr die Wahrheit unter die Nase reiben willst?“, Hermione schnaufte ärgerlich. „Wo doch sonst nur Lügen aus deinem Mund kommen!“   „Weil du blind bist vor Liebe und in dein Verderben rennst“, Lady Malfoy seufzte genervt. „So lange ich noch in deinem Körper stecke, ist mir daran gelegen, ihn auch am Leben zu erhalten, klar soweit?“   „Ach, du hast tatsächlich vor, meinen Körper zu verlassen? Wie denn?“   „Das lass meine Sorge sein!“   „HA!“, Hermione lachte laut auf. „Vergiss es!“   „Dann solltest du lieber auf meine Warnungen hören, Miststück.“   „Du willst mich doch nur irreführen!“   „Nein, ich will dich und mich in die Freiheit leiten.“   „Hermione?“   Erschrocken zuckte Hermione aus ihrem Schlaf auf. Hope lag in ihren Armen und schlief, Draco hatte vorsichtig seine Hand auf ihre Schulter gelegt.   „Der Vielsaft-Trank hat seine Wirkung verloren“, Draco hielt ihr einen Flakon unter die Nase. „Meine Eltern wollen Hope noch eine kleine Runde spazieren fahren.“   Verwirrt und schlaftrunken griff Hermione nach dem Vielsaft-Trank und kippte ihn in sich hinein. Draco nahm ihr das Baby aus den Armen und Hermione fühlte eine große Leere in sich aufsteigen.   „Nein!“, japste sie und versuchte nach Hope zu langen. „Nimm sie mir nicht weg!“   „Hermione“, Draco betrachtete sie argwöhnisch. „Niemand nimmt dir deine Tochter weg. Meine Eltern gehen mit ihr nur im Garten spazieren!“   Hermione starrte Draco mit großen Kulleraugen an und versuchte die Bilder aus dem Kopf zu bekommen, die Lady Malfoy unwillkürlich in ihr hervor gerufen hatte. Lucius und Narcissa, wie sie mit Hope verschwanden. Wie sie feststellten, dass Hope nicht reinblütig war und sie sie unter der Wagendecke erstickten. Sie sei zu schwach gewesen, würden sie später Draco erklären. Ja, und die Blutslinie der Malfoys wäre weiterhin so rein, wie frisch gefallener Schnee im November.   „Sie werden sie töten!“, Tränen liefen aus Hermiones Augenwinkeln und Draco schaute sie verwirrt an. „Gib sie mir zurück!“   „Niemand wird Hope auch nur ein Haar krümmen“, versicherte Draco und ging mit dem Baby hinaus.   Schwer atmend presste sich Hermione in ihren Sessel, um nicht gleich aufzuspringen und Draco wie eine Furie hinterher zu hasten. Sie rief sich zur Besinnung und erinnerte sich vehement daran, dass ihre Tarnung niemals auffliegen durfte.   Niemals.   „Sie ist hier nicht sicher“, meinte Harmony Malfoy mit voller Überzeugung.   „Hör auf!“, Hermione hielt sich die Ohren zu. „Draco hat gesagt, ihr wird nichts geschehen! Ich vertraue dem Mann, den ich liebe!“   „Dann lass es geschehen“, Lady Malfoy zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Ich habe dich gewarnt, wenn dem Kind etwas zustößt, bist alleine du schuld. In ihren Augen ist sie ein Nichts, ein Niemand, ein Fehler im blütenweißen System. Schon vergessen, wer Draco Malfoy wirklich ist?“   „Du wirst es mir bestimmt gleich sagen!“   „Ich sage nur Toujours pur!“, Lady Malfoy starrte in Hermiones versteinertes Gesicht. „Dein herzallerliebster Doktor Tod ist der einzige anerkannte Nachkomme aus dem fürnehmen und gar altem Hause Black. Glaubst du wirklich, er kann damit leben, dass seine Tochter eigentlich aus dem Familienstammbaum heraus gebrannt werden müsste?“   „So wie Sirius...“, Hermione hielt sich schockiert die Hand vor den Mund und kämpfte mit einer heran nahenden Ohnmacht. „Aber sie lieben sie doch!“   „Wegen der Blutslinie. Nicht um ihrer Selbst.“   Hermione starrte mit leerem Blick in die Ferne und nagte an ihren fremden Fingernägeln. Alles in ihr schrie danach, das Kind bei nächstmöglicher Gelegenheit zu packen und von hier fort zu bringen. Doch wohin sollte sie gehen?   Nirgendwo wäre sie als Biohazard sicher, und schon gar nicht als einer, der ein als reinblütig gekennzeichnetes Baby mit sich herum trug. Zumal Draco es nicht tolerieren würde, wenn Hermione mit dem Baby fortginge. Aber vielleicht konnte sie sich ja eine Auszeit auf Malfoy Manor nehmen? Fernab der Gesellschaft und fernab jeglicher Gefahr.   „Meine Familie kann uns helfen“, Lady Malfoy schlug einen betörenden Ton an. „Sie werden mich endlich aus dir heraus holen können, und im Gegenzug verspreche ich dir, lasse ich dich mit dem Gör ziehen.“   „Ich gebe nichts auf deine Versprechen“, sagte Hermione, die der Versuchung widerstehen musste. Lady Malfoys Worte trafen eine Seite in ihr, die man durchaus als bestechlich bezeichnen konnte.   „Dann renn in dein Verderben“, sie lächelte mild und blickte in Hermiones unendlichen Geist. „Mir ist es egal. Ich gelte bereits als tot und ich habe keine Angst vorm Sterben.“   „Weil du doch noch einen weiteren Horkrux hast?“   „Nein, den habe ich wirklich nicht“, ihr leerer Blick wanderte zu Hermione. „Meine Seele steckt einzig und alleine hier in dir fest.“   „Ganz schön dämlich, oder?“   „Hmm“, Lady Malfoy seufzte und schüttelte den Kopf. „Ich war mir einfach zu sicher, dass ich auch mit harmloseren Mitteln zu meinem Ziel komme.“   „Was für Mittel?“   „Simple Zauber. Kleine Seelenhexereien, die erst im Todesfall aktiviert werden.“   „So etwas gibt es?“, Hermione zog skeptisch die Augenbraue nach oben.   „Es gibt vieles von dem du nichts weisst, Schlammblut“, Lady Malfoy lächelte gehässig. „Man benötigt immer noch ein Ass im Ärmel, wenn es keinen Weg mehr zu geben scheint.“   „Aber es gibt einen Weg, wie du trotzdem aus mir heraus kommst?“   „Genau zwei Wege“, antwortete sie nickend. „Entweder du stirbst und ich sterbe mit dir, dann ist meine Seele frei.“   „Oder?“   „Oder es wird ein Opfer gebracht, ganz wie beim Horkruxzauber, der meine Seele erlöst.“   „Ein Opfer?“   „Eine unschuldige Seele muss weichen, damit meine Seele ihren Platz einnehmen kann. So machen wir es schon seit Jahrhunderten.“   „Pervers.“   „C‘est la vie.“   „Euer Familienmotto?“   „Nicht doch“, Harmony strich sich die Haare aus dem Gesicht. „Unser Motto lautet schlicht und ergreifend: Immortel.“   „Unsterblich?“, flüsterte Hermione und eine dicke Gänsehaut durchzog sie. „Aber was ist, wenn ich sterbe und du mit mir?“   „Dann bin ich tot, bis meine unsterbliche Seele in einen neuen Wirt gerufen wird“, Lady Malfoy lächelte Hermione schräg von der Seite her an. „Du weißt schon... so wie der Dunkle Lord das damals auch über sich ergehen lassen musste.“   „Gebeine, Fleisch und Blut“, raunte Hermione und versuchte die dicke Gänsehaut von ihrem Körper zu schütteln, doch es gelang ihr nicht.   „Aber da ihr alle zu feige seid, deinen Tod zu riskieren, habe ich keine Bedenken, was Möglichkeit zwei betrifft.“   „Das Blutopfer“, murmelte Hermione unbehaglich.   „Freie Seelen sind so lange frei im Äther, bis sie einen neuen Geist beflügeln können“, Lady Malfoy zuckte mit den Schultern. „Ich kann warten, irgendwann wird mein Clan mich beschwören oder ich finde einen neuen Wirt.“   „Und was ist, wenn keiner mehr da ist, um dich zu beschwören?“, fragte Hermione schnippisch, doch mit einem Funken Zuversicht, dass Lady Malfoy ihr unbewusst ein paar Familiengeheimnisse anvertraute.   „Es wird immer jemand da sein, so lange die Seele meines Urahns Koschei nicht vernichtet ist. Alle Seelenzauber sind an sein Wunder gekoppelt“, Lady Malfoy blickte Hermione verächtlich an. „Und da niemand weiß, auf welcher Insel Koschei seine Seele tatsächlich aufbewahrt, können wir im Tode frei sein und im Leben neu beginnen.“   Hermione schwieg grübelnd und starrte in die unendliche Ferne.   „Wenn also Koscheis Seele vernichtet wird“, resümierte Hermione langsam, „dann stirbt mit einem Schlag deine gesamte Familie?“   „Und jeder, der sich die Horkruxzauberei, die an Koscheis Wunder gekoppelt ist, zu Nutze gemacht hat“, Lady Malfoy lächelte bösartig. „Vergiss nicht, die Seelenspalterei kommt in diesem Regime wieder groß in Mode, Schlammblut!“   Fassungslos starrte Hermione Lady Malfoy an, die anfing, sie wie ein grässlich grinsendes Raubtier zu umrunden: „Denk erst gar nicht daran, den Ursprungszauber mit der Fundamentalseele von Koschei vernichten zu wollen, Schlammblut! Es hängen zu viele unschuldige Leben daran ... Und wenn ich mich recht erinnere, war da doch noch jemand, der seit einiger Zeit Experimente mit Horkruxen macht ...“   Panisch blickte Hermione um sich. Sie waren nirgends sicher! NIRGENDS! Egal wohin Hermione ihren Blick richtete, sie sah nur Mord, Opfer und Tod in der Zukunft. Und Angst. Unbändige Angst um ihre Familie ... es schien aussichtslos und Lady Malfoys Seele war nicht ohne noch größere Opfer zu vernichten.   Gib die Hoffnung nicht auf, Mami.   Als Hermione eine gefühlte Ewigkeit später ihre Tochter wieder in den Armen hielt, fiel sie in einen sinnentfremdenden Rausch. Sie atmete tief den betörenden Geruch ihres Babys ein und fühlte den Seelenfrieden langsam in sich zurück kehren.   „Draco“, flüsterte sie eindringlich. „Bitte sperre mich weg bevor Harmonys Familie morgen kommt oder verabreiche mir den Schlaftrank, wenn ich nicht gebraucht werde!“   „Wie bitte?“, Draco zog sein Hemd aus und setzte sich mit nacktem Oberkörper neben Hermione aufs Bett.   „Sie versucht mich zu beeinflussen, Draco“, Hermione drückte Hope schützend an sich und kämpfte mit den Tränen. Bei ihr würde das kleine Mädchen niemals sicher sein. Niemals. „Es gibt so viel, was ich dir erzählen möchte ... erzählen MUSS! Aber sie lässt mich nicht.“   „Vielleicht kann Ginny dir helfen?“   „Ja!“, Hermione blickte ihn wie erleuchtet an. „Ginny kann mir helfen!“   Draco schaute Hermione zweifelnd an und nahm ihr die kleine Hope aus den Armen. Zärtlich drückte er sie gegen seine Brust und legte sich mit ihr ins Bett.   „Dann wird Ginny dir morgen Beistand leisten.“   Das, und noch viel mehr.   „Danke!“ -----------------------------------------------   Das nächste Kapitel heißt „Kalter Tee“ und wird sehr spannend. Haltet den ein oder anderen Schnaps bereit ;-)   LG und bis zum 11.10.   Mel Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)