Das dritte Gebot von abgemeldet (DMxHG - Romanze, Krimi, Dystrophie, P18) ================================================================================ Kapitel 20: Die Bitte --------------------- Hallo liebe Leser,   ich hab es einfach nicht geschafft. ^^'   Im Moment ist so viel los.   Vielen Dank an eure tollen Reviews :-*   Viel Spaß nun!   -------------------------------   21. Die Bitte   Als sie wieder zu sich kam, saßen Ginny und Draco neben ihrem Bett. Hermione wusste nicht, wie lange sie weggetreten war und jeder einzelne Knochen und Muskel in ihrem Körper schmerzte. Es strengte sie an, ihre Gedanken zu ordnen und sich auf einen Disput vorzubereiten. Hermione tat schließlich so, als würde sie in eine erneute Ohnmacht sacken und wartete ab, was die beiden zu sagen hatten.   „Und wieder weg“, seufzte Ginny. „Ich bin so verwirrt.“   „Frag mich mal, was ich bin!“, grummelte Draco. „Ich weiß nicht, ob ich wütend, verzweifelt oder erfreut sein soll.“   Hermione versuchte flach und regelmäßig zu atmen, um nicht den Anschein zu erwecken, dass sie lauschte. Sie versuchte, im Kopf klar zu werden und die Situation wieder in den Griff zu bekommen. Zunächst einmal musste sie davon ausgehen, dass sie nicht mehr Lady Malfoy war. Das bestätigten ihr zumindest die verwirrten Blicke von Ginny und Draco auf ihren Bauch, die sie vorhin erhaschen konnte.   „Ich an deiner Stelle würde ausrasten.“   „Das bin ich schon so oft, dass mir mittlerweile die Kraft dazu fehlt, Ginny“, Draco unterdrückte ein Schluchzen, welches Hermione durch Mark und Bein ging. „Ich habe sie geliebt, weißt du? Ich habe sie am Ende so sehr geliebt, und nun?“   Hermione unterdrückte den Impuls, den Atem anzuhalten.   „Tja“, hörte sie Ginny leise sagen. „Das kann ich dir auch nicht sagen, Draco. Das Baby ist jedenfalls vorhanden, wenn auch im falschen Körper.“   „Ich will gar nicht wissen, wie es da rein gekommen ist“, flüsterte Draco bestürzt und Hermione nahm die Richtigkeit ihrer Vermutung zur Kenntnis. Sie war also sie selbst. Sie war schwanger, sie lebte noch und weder Draco noch Ginny waren anscheinend im Moment darauf aus, ihr etwas Böses zu tun. Wie konnte es nun weiter gehen? Was konnte Hermione tun? Und warum war sie angeblich ein Horkrux?   „Ich vermute, dass sie dich mit Vielsaft-Trank getäuscht hat“, landete Ginny den Volltreffer. „Fragt sich nur, wie lange schon.“   „Ich bin dafür, dass wir sie unter Veritaserum befragen“, murmelte der blonde Zauberer zerknirscht. „Ansonsten drehe ich hier noch durch.“   „Ich will wissen, was sie uns für eine Geschichte auftischt und dann eventuell das Veritaserum zum Einsatz bringen.“   „Und was bringt dir das?“   „Vielleicht die ein oder andere Information mehr.“   „Aha“, machte Draco skeptisch.   Hermione überlegte fieberhaft hin und her, wie sie nun weiter machen sollte. Am liebsten wäre sie in ihrer Ohnmacht geblieben, aber das ging natürlich nicht. Irgendwann musste sie die Augen öffnen, und sich der Situation stellen. Vielleicht sollte sie auch gar nicht weiter grübeln, und einfach alles auf sich zukommen lassen.   „Wer ist sie jetzt wirklich?“, nuschelte Draco und Ginny seufzte leise.   „Gute Frage. Entweder es ist Hermione selber oder deine Frau. Mein Fluchbrecher hat mir angezeigt, dass diese Person vor uns ein Horkrux ist. Mit unseren bisherigen Informationen aus der Aussage würde das heißen, dass Hermione den Körper deiner Frau als Gefäß für ihre unsterbliche Seele missbraucht hat und somit in ihr weiterleben würde.“   „Was ich absolut nicht glauben kann“, sagte Draco spöttisch. „Granger und schwarzmagische Seelenspalterei, das ich nicht lache!“   „Nein, ich glaube es auch nicht. Ich vermute eher, dass es anders herum ist.“   „Warum sollte meine Frau ihre Seele in einen Biohazard sperren, den sie abgrundtief hasst?“   „Weil dieser Biohazard dein Kind unterm Herzen trägt!?“   Hermione lief der Schauer eiskalt den Rücken herunter. Es wurde wieder interessant.   „Du meinst, Harmony hat Hermione dazu missbraucht um Kinder zu kriegen? Wieso sollte sie das Risiko eingehen, unreine Kinder in die Welt zu setzen?“   „Ich behaupte mal vorsichtig, dass da eine große Portion Eigennutz mit dabei war“, Ginnys Stimme klang traurig. „Wir müssen abwarten, Draco. Ich vermute im Moment, dass es so ist, dass deine Frau sich dazu entschlossen hatte, in Hermiones Körper weiter zu leben. Sie tat einfach das, was die meisten heute gerne noch heimlich tun: Seelensplitting. Sie machte Hermione zu ihrem Horkruxkörper, ich denke mal, mit dem Mord an Snape oder vielleicht sogar mit dem eigenen Unfalltod auf Malfoy Manor. Das müsste ich erst noch überprüfen, wann der Zauber gewirkt wurde.“   „Aber warum Hermione? Einen Biohazard?“   „Sie hätte bestimmt auch irgendeinen Muggel als Leihmutter nehmen können, doch dann hätte sie nicht mehr zaubern können. Siehst du, da sie aus unseren Reihen niemandem sonst von der Unfruchtbarkeit erzählen konnte, ohne ihr Gesicht zu verlieren, war Hermione ihre Verbündete. Zumindest eine Zeit lang, bis sie deiner Frau irgendwie quer kam.“   „Sagt dir das deine neunmalkluge Schreibfeder?“   „Es ist eine ihrer kreativen Ideen, ja ja“, Ginny schien zu lächeln, denn ihr Tonfall änderte sich. „Deine Frau ist jedenfalls körperlich gestorben, ob bei dem Handgemenge auf Malfoy Manor oder sonst wie ist egal. Die Seele ist ja in Hermione konserviert, was mir die schizophrenen Anwandlungen erklärt. Die gute Frau hier vor uns steckt in einer mächtigen Identitätskrise, denn sie weiß nicht, wer sie eigentlich ist. Der Körper gehört Hermione, die Seele zur Hälfte deiner Frau, die mit Hermiones kläglichen Überbleibseln kämpft.“   „Potter war doch auch ein Horkrux und hatte damals aber nicht so reagiert?“   „Nein“, Ginny schüttelte den Kopf. „Das lag auch daran, dass nur ein kleiner Seelenteil vom Dunklen Lord in Harry drin steckte. Der Rest war ja gut verteilt. Hier gibt es anscheinend nur diesen einen Horkrux, was viel mehr ausmacht, verstehst du?“   „Warum hat sie sich nicht mal zu erkennen gegeben?“   „Soll das ein Scherz sein? Draco, deine Frau hat mithilfe des Vielsaft-Tranks ihr altes Äußeres angenommen und weiter gemacht wie immer. Selbst wenn Hermione die Möglichkeit hatte, selbst zu agieren, warum sollte sie gerade dir erzählen, dass sie ihren Biohazardkörper nun mit der Seele deiner Frau teilt? “   Draco zog zischend die Luft durch die Zähne und Hermione wagte es, ein leises Ächzen von sich zu geben.   Hermione. Harmony. Hermione. Harmony.   „Mal im Ernst, was hättest du gemacht, wenn sie dir damit angekommen wäre? Hallo Draco, ich bin‘s Hermione, aber auch deine Ehefrau. Klingt komisch, oder?“   „Absurd“, Draco nagte an seinem Daumen. „Aber was ist, wenn Hermione gar nicht wusste, dass sie meiner Frau als Wirt dienen sollte?“   „Dann hat Hermione vorsätzlich gehandelt“, grummelte Ginny. „Was ich ihr nicht verübeln kann. Wenn man mich foltert und ich dann die Aussicht bekomme, ein Kind auszutragen, meine Peinigerin auf einmal das Zeitliche segnet und ich die Wahl hätte zwischen den Möglichkeiten mich selbst auszuliefern und dann exekutiert zu werden, oder mit Hilfe des Vielsaft-Tranks weiter zu machen und heimlich ein Leben im Überschwang zu genießen ... och, da fällt mir die Wahl nicht schwer.“   „Es ist krass und makaber“, stellte Draco mit rauer Stimme fest. „Ich denke, sie wusste nicht davon, dass sie als Horkrux missbraucht wurde. Granger hatte mir mal gesagt, dass sie sich nichts sehnlicher wünsche, als ein Baby. Sie hat ihre Chance gesehen und uns alle hinters Licht geführt.“   „Draco, wir wissen nicht, inwiefern die Seele deiner Frau sie beeinflusst. Hermione könnte auch komplett an allem Schuld sein, und wir könnten es ihr nicht nachweisen, weil die Schizophrenie des Horkruxzaubers einfach so komplex agiert. Eigentlich können wir gar nichts mehr machen. Hinnehmen, wie es ist.“   „Ginny, sie wollte mir ein unreines Kind unterjubeln! Ich weiß im Moment nicht, wie ich das hinnehmen kann.“   „Das kann ich dir auch nicht sagen, Draco. Aber bedenke, dass das Baby am wenigsten dafür kann. Du hast es geliebt, obwohl es noch nicht geboren ist und jetzt willst du mir sagen, dass du damit aufgehört hast? Du hast Tränen vergossen, als du geglaubt hast, alles wäre nur eine Illusion gewesen und hast den Verlust des Babys betrauert“, Ginny beäugte ihn skeptisch von der Seite. „Einer Mutter von vier Kindern kannst du vieles erzählen, aber nicht, dass du plötzlich aufhörst dein Kind zu lieben.“   „Es ist kein Reinblut, ich müsste es doch eh irgendwann aus der Gesellschaft verweisen.“   „Das sagt mir der Mann, der für die DNA-Analysen verantwortlich ist und die Akten von abertausenden Neugeborenen pflegt?“, Sarkasmus schwang in ihrer Stimme.   Draco schwieg lange und Hermione schwindelte der Kopf. Sie wusste nicht ob sie zwischen Glück und Hoffnung oder Angst und Zweifel schwanken sollte. ihr Verstand kam mit der Verarbeitung der ganzen Informationen kaum hinterher.   „Du meinst also, ich soll dem Kind eine falsche Identität verschaffen?“   „Du sollst DEINEM Kind ein Leben ermöglichen!“   „Es würde gegen die Prinzipien unserer Welt gehen, wenn es wieder Halbblüter und Schlammblüter in die Gesellschaft schaffen.“   „Manchmal ist deine Naivität echt zum Reinschlagen, Draco!“, Ginny schüttelte genervt den Kopf. „Was meinst du, wie hoch die Dunkelziffer von Halb- und Schlammblütern ist, die in den Muggelvororten leben? Was meinst du, wieviele Muggelsklavenfrauen ein magisch begabtes Kind bekommen, nur weil Mutter Natur es so wollte? Oder einfach, weil der Reinblutherr nicht die Finger von ihr lassen konnte?“   „Ich habe Granger nicht vergewaltigt!“, brauste Draco auf.   „Nein, du Obertroll“, seufzte Ginny. „Das meinte ich damit auch nicht. Ich will dir nur klar machen, dass unsere Gesellschaft nach wie vor von all diesen ach so schrecklichen Mischblütern unterwandert ist, die nur deshalb kein anerkanntes Leben haben, weil ihnen die bedenkenlose Akte mit den DNA-Analysen fehlt. Das ist doch der einzige Weg, um in der Reinblutschicht ein Leben in Saus und Braus zu führen.“   „Ich soll also wirklich die DNA-Akte fälschen?“   „Ich an deiner Stelle würde es tun. Wenn ich dran denke, wie oft ich schon kleine Muggelkinder mit Stöckchen hab rumrennen sehen, Muggle and Magician spielen, und dann tatsächlich einer ein paar Funken zustande brachte... nun, da war mir schon alles klar.“   „Ich dachte, das Regime vom Dunklen Lord hätte so starke Kontrollmaßnahmen auf die Muggelfortpflanzung gelegt?“   „Klar haben wir das. Aber irgendwann sind Grenzen erreicht, Draco. Die Weltordung ist zu Gunsten der Zauberer gewandelt, aber trotzdem hat das größte Halbblut von allen nicht bedacht, dass Menschen nun mal Menschen sind. Egal ob mächtig und magisch oder nicht.“   „Willst du mir damit etwa sagen, dass deine Institution lieber beide Augen zudrückt, als zu handeln? Nur damit sich dieser ganze dämliche Krieg irgendwann wiederholt?“   „ICH toleriere, das ist ein Unterschied!“, zischte Ginny. „Und dieser dämliche Krieg wird sich nicht wiederholen. Dafür werde ich schon sorgen.“   „Du begehst Hochverrat, und verlangst von mir das selbe.“   „Es wäre nicht das erste Mal, dass wir unsere Prinzipien verraten würden. Schau an, was aus mir geworden ist!“   „Jetzt schwafelst du wieder wie Potter.“   „Ach, halt die Klappe, Malfoy!“   Draco und Ginny ließen ihr Gespräch sacken und Hermione entschied sich endgültig, langsam wieder ins Bewusstsein zu treten. Flatternd schlug sie ihre Augen auf und blickte so verwirrt es ihr gelang zu den beiden Besuchern auf. Draco stand die Furcht vor der Konfrontation mit ihr ins Gesicht geschrieben, und sie fragte sich, was er sich lieber wünschte. Hermione selbst oder seine Frau in ihrem Körper? Ginny blickte sie hingegen nur traurig an, was Hermione einen tiefen Stich versetzte. Endlich war sie wieder ihre Ginny!   „Harmony?“, fragte Draco leise und dann: „Hermione?“   Die Angesprochene lag regungslos auf ihrem Bett und beobachtete argwöhnisch die beiden Zauberer.   „Hab keine Angst“, sagte Ginny. „Es wird alles gut.“   Hermione schaute in ihre Augen und wusste sofort, dass sie log. Ihr Blick wanderte zu Draco, der gespannt wie ein Flitzebogen in seinem Stuhl hockte. Keiner wusste, wie der andere reagieren würde und die Luft knisterte förmlich vor Anspannung.   „Nichts ist gut“, spielte Hermione ihre tragische Trumpfkarte aus. „Und ich habe Angst. Permanent.“   Richtig.   In diesem Moment wurde Hermione bewusst, dass sie kein Spiel mehr spielen musste und die Fesseln, die immer noch um ihr Herz lagen, fielen ins leere Nichts ihres Selbst.   Aus und vorbei.   „Das glaube ich dir, Hermione“, meinte Ginny ernst. „Du bist doch Hermione?“   „Manchmal.“   Ginny und Draco tauschten einen schnellen Blick.   „Weißt du noch, was mit dir passiert ist?“   „Du sagtest, ich sei ein Horkrux für diese Wahnsinnige geworden“, schluchzte Hermione und fing an zu zittern. „In dem Moment kam sie wieder, wie eine böse Erscheinung, und dann hat sie mich irgendwie versucht umzubringen. Sie frisst meine Seele auf, Ginny.“   „Ja, das wird sie tun“, seufzte Ginny. „Sie hat sich in dir eingenistet und wird dich vereinnahmen. So leid es mir tut, Hermione, wir können dich nicht retten, du weißt selber, wie man bei Horkruxen zu verfahren hat.“   „Ja“, flüsterte Hermione und schniefte traurig. „Selbst wenn die Horkruxseele selbst vernichtet wird, werde ich nicht weiter bestehen können.“   „Dein Körper könnte mit ihrer Seele weiterleben, jedoch bin ich nicht sicher, ob Draco das passend findet.“   „Nicht wirklich“, bemerkte er und starrte Hermione seltsam von der Seite her an. „Wie bist du schwanger geworden?“   Hermione schoss das Blut ins Gesicht und ihr Puls fing an zu hämmern. Wie konnte er jetzt nur so eine Frage stellen?   „Habe ich mit dir geschlafen, anstelle mit meiner Frau?“, auch Dracos Wangen glühten, allerdings war schwer zu sagen ob vor Scham oder unterdrückter Wut.   „Ja“, piepste Hermione. „Ich musste Vielsaft-Trank trinken und dann hat sie mich in ihrer Gestalt immer zu dir geschickt.“   „Das erklärt einiges“, Draco vergrub sein Gesicht in den Händen und verharrte so eine Weile. Hermione blickte verschämt auf ihre Hände und ignorierte Ginnys Kichern.   „Hätte mir vor zehn Jahren einer erzählt, dass Malfoy und Granger -“   „- halt die Klappe, Wiesel!“, fauchte Draco dazwischen und raufte sich die Haare. „Ich war dabei, meine Frau endlich zu lieben und erfahre jetzt, dass es die ganze Zeit Granger war! Lass dir lieber eine Lösung einfallen!“   „Habe ich“, Ginny blickte triumphierend umher. „Hermione bekommt das Baby. Draco fälscht die DNA-Akte. Alle leben glücklich und zufrieden.“   „Deine Naivität steht der meinen anscheinend in nichts nach“, ätzte Draco sarkastisch. „Ich kann doch keinen Biohazard hier als Mutter oder Ehefrau vorführen!“   „Nein, soweit würde ich auch nicht gehen wollen“, grinste Ginny. „Aber der Urpsrungsplan mit dem Kindermädchen ist doch ganz nett. Und deine Frau verstirbt dann offiziell bei der Geburt.“   Hermione konnte die ganzen Adrenalinstöße gar nicht mehr kontrollieren. War das eine grandiose Aussicht! Wenn Draco Ginnys Vorschlag so umsetzen würde, dann könnte sie eventuell auch das Horkruxdasein ertragen.   Kindermädchen für das eigene Kind! So, wie sie es Ginny selbst zu Protokoll gegeben hatte... es wäre ein wahr gewordener Traum. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem Lady Malfoys Seele die Oberhand gewinnen würde.   Hermione. Harmony. Hermione. Harmony.   „Ich kann das nicht“, sagte Draco und starrte verletzt in Hermiones Gesicht. Ernüchterung machte sich in ihrem Herzen breit. „Ich kann mich nicht so vorführen lassen, so nach Strich und Faden betrügen lassen, nur um dann am Ende dieser Lügnerin noch ein schönes Leben zu bieten.“   „Dann entscheide du, wie mit ihr verfahren werden soll. Ich rate dir nur, diskret vorzugehen, wenn du DEINEM Baby nicht schaden möchtest.“   „Hermione wird das Baby bekommen. Wir werden nicht ins Krankenhaus können, und Arzt und Hebamme in Anspruch nehmen, ohne aufzufallen“, Draco schluckte und faltete die Hände. „Ginny, würdest du bitte, wenn es soweit ist, die Geburt leiten? Eine spontane Hausgeburt mit Tod der Kindsmutter.“   „NEIN!“, schrie Hermione und legte schützend die Arme um ihren Bauch. „Bitte, bitte, bitte, ich flehe dich an! Lass mir etwas Zeit mit dem Kind. Ich habe mir lange Zeit nichts sehnlicher gewünscht als den Tod und bin bereit, freiwillig zu sterben, wenn das meine Strafe sein sollte... aber bitte, lass mich das Baby halten, wiegen und riechen!“   „Du hast ein Verbrechen begangen“, zischte Draco und Hermione erzitterte. „Du hast unser aller Leben aufs Spiel gesetzt und tust es immer noch! Warum sollte ich dir noch irgendeine Bitte erfüllen?“   „Es wäre in der Tat besser für das Baby, wenn es seine Mutter zumindest in der Anfangsphase wahrnehmen könnte“, mischte sich Ginny ein. „Lass Hermione doch eine Woche nach der Geburt den Stillen Tod trinken.“   „Das musst du mir nochmal erklären, Ginny!“, Draco schaute sie skeptisch an.   „Nun ja. Hermione kann das Neugeborene mit wertvollen Nährstoffen über die Muttermilch versorgen. Unsere Ammenmilch kann dies nicht bis in die kleinsten Fragmente, da sie nicht genetisch auf den Schützling abgestimmt ist. Es werden noch wichtige magische Komponenten ausgetauscht, die sich während der Schwangerschaft gebildet haben, und es wäre wirklich das Beste für das Babylein.“   „Eine Woche sagst du?“   „In etwa, ja“, Ginny schaute betreten von einem zum anderen. „Der Stille Tod ist ein Trank, der langsam die Funktion der Organe aussetzen lässt. Hermione, du wirst einfach einschlafen und nicht wieder aufwachen. Zumal er auch nicht wirklich nachweisbar ist, als kleiner Tipp einer Kriminalistin.“   Hermione blickte durch einen verschwommenen Tränenschleier zu Ginny. Sie fühlte sich einerseits befreit und erlöst, die Lügen endlich hinter sich lassen zu können. Andererseits hatte sie nun alles verloren. Sie würde sterben und nicht das lange, glückliche Leben haben, welches sie sich ausgemalt hatte. Sie würde ihr Kind nicht aufwachsen sehen können und alleine dieser Gedanke zerriss ihr das Herz. Doch auch Lady Malfoy würde nicht das bekommen, was sie wollte und das bereitete Hermione insgeheim Absolution.   Flüchtig strich ihr Blick über die Holztruhe mit ihren Andenken und Erinnerungen. Nun war es umso wichtiger, alles darin aufzubewahren und ihrem Kind zukommen zu lassen.   „Ich werde die Geburt betreuen“, murmelte Ginny und erhob sich aus ihrem Stuhl. „Ihr beide habt bestimmt noch einiges zu bereden. Ruft mich, wenn ihr mich braucht, ich werde den Fall nun abschließen und öffentlichkeitstauglich machen. Bellatrix nervt mich langsam damit.“   Ginny verließ die Gemächer und Hermione hätte zu gerne noch mit ihrer alten Freundin geredet. In Anbetracht ihrer düsteren Zukunftsaussichten war es nicht der richtige Zeitpunkt, doch wann sollte dieser noch eintreten? Hermione starrte betreten an Draco vorbei und rechnete damit, dass er sie auch alleine ließ. Doch er blieb sitzen und schaute sie mit seltsamen Blicken von der Seite her an.   „Was möchtest du wissen?“, fragte Hermione und machte sich auf eine unangenehme Fragerunde gefasst.   „Nichts“, antwortete Draco. „Ich möchte dich jetzt einfach nur anschauen und keine weiteren Wahrheiten oder Lügen hören. Das verkraftet mein Verstand nämlich nicht.“   Hermione blickte ihn verwundert an und fragte sich, ob Draco Malfoy tatsächlich noch so etwas wie einen klaren Verstand besaß. Er musterte sie von Kopf bis Fuß, so als sähe er Hermione zum ersten Mal in seinem Leben. Sein Blick blieb einmal an ihrem Biohazardsymbol hängen, ein anderes Mal an ihrem Babybauch. In dem sein Baby sich reckte und streckte, und Hermione unsanft auf die Blase drückte.   „Ich glaubte, es wäre nur eine Täuschung gewesen“, raunte Draco und beugte sich interessiert nach vorne.   „Es war die ganze Zeit nichts anderes als eine Täuschung“, sagte Hermione kleinlaut.   „Nein, nein“, wehrte Draco ab. „Ich meinte das Baby. Ich dachte wirklich, wir hätten es verloren.“   Wir.   „Es ist da.“   „Ja“, hauchte er fast schon andächtig und Hermione überlief ein Schauer. Kein unangenehmer wie so oft, sondern eine wohlig warme Gänsehaut. Sie folgte ihrem inneren Impuls und griff nach Dracos Hand, um sie auf ihren Bauch zu legen. Erschrocken wollte er zurück zucken, doch ließ dann geschehen, als seine Hand von den ersten Tritten des Babys angestupst wurde. Hermiones Augen füllten sich mit Tränen und auch Draco rang sichtlich mit seiner Fassung.   „Es tut mir so leid“, schluchzte Hermione und hielt sich den bebenden Bauch.   „Dafür ist es jetzt zu spät“, flüsterte Draco und konzentrierte sich ganz auf seine Hand, die auf dem großen Bauch ruhte.   Schweigend verharrten sie beide so eine Weile und Hermione genoss den Moment. Sie blendete die Vergangenheit aus und auch die baldige Zukunft versuchte sie zu verdrängen. Die Intimität des Augenblicks und die Nähe von Draco waren einfach atemberaubend. Sie konnte es sich nicht anders erklären, vielleicht lag es auch an der Schwangerschaft oder an Lady Malfoys Seele, die Einfluss auf sie nahm, aber die Gefühle für den Mann neben ihr wuchsen ins Unermessliche.   Papi liebt uns, Mami.   Ich liebe ihn auch.   ----------------------------------   Das nächste Kapitel heißt „In Gefangenschaft“ und Hermione erfährt eine Menge über die Abgründe ihres Horkruxdaseins. Hosted by Animexx e.V. 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