Das dritte Gebot von abgemeldet (DMxHG - Romanze, Krimi, Dystrophie, P18) ================================================================================ Kapitel 15: Das Gespräch ------------------------ Hallo meine Lieben! Heute geht es langsam ans Eingemachte =D   Ich bin sehr gespannt auf eure Meinungen *hippelhippel* Herzlichen Dank für die Reviews an EL-CK, likethat und SchunaUchiha!!!   Musikempfehlung: The Eagles – Hotel California   Viel Spaß Mel ___   16. Das Gespräch   Als Hermione zwei Wochen später vor dem Anwesen der Notts stand, haderte sie mit sich selbst. Zu gerne würde sie einen Schwächeanfall vortäuschen und sich nach Hause bringen lassen. Doch die Neugierde auf Ginny war zu groß.   So betrat sie zögerlich das große Stadthaus und übergab der Hauselfe am Eingang ihre Einladung.   „Lady Malfoy“, die kleine Elfe verneigte sich höflich, nahm ihren Umhang ab und führte sie in den Salon. Hermione wagte kaum zu atmen, als sie bereits Ginnys Stimme auf den Flur hallen hörte. Als sie sie dann wohlbehalten auf einer Couch in der Mitte des Salons sitzen sah, das Neugeborene im Arm und umringt von Gästen, wurde Hermione schwindelig.   Da saß ihre langjährige Freundin und enge Vertraute Ginny Weasley.   Doch wer war Ginevra Nott? So nah und doch unerreichbar fern. Wie gerne hätte sie sich Ginny feste in die Arme gezogen, ihr Gesicht an ihrem Hals vergraben und geweint. Ihren ganzen Kummer und ihr Seelenheil ausgeschüttet und sich offenbart. Doch abgesehen von der Gefahr, in die sie sich damit begeben hätte, war nicht einmal klar, ob Ginny überhaupt noch einen Gedanken an sie, Hermione, verschwendet hatte, nachdem man sie voneinander getrennt hatte. Außer den Forschern und Doktoren der Akademie für angewandte Magie wusste nämlich kaum jemand über das Verbleiben der Biohazards Bescheid. Wobei Hermiones plötzliche Anwesenheit an der Erdoberfläche ja schon sehr publik gewesen war...   Aufgesetzt und im Stil des Regimes herausgeputzt war Ginny von ihrer persönlichen Natürlichkeit wie entfremdet. Sie verhielt sich anders, als Hermione sie in Erinnerung hatte und genau diese Fremdartigkeit ließ Hermione sich zusammen reißen. Das war nicht mehr die Ginny, die sie vor neun Jahren gekannt hatte. Es war auch gar nicht mehr möglich.   Wer ist Ginevra Nott?   Dass die Geburt eines Kindes so sehr inszeniert wurde, mit einem großen Menschenauflauf, wäre nicht Ginnys Art und Weise gewesen. Hermione schüttelte es bei dem Gedanken, dass auch sie so einen Babyempfang durchmachen musste.   Und er würde anlässlich des ersten Sprößlings der Familie Malfoy über alle Maßen spektakulär ausfallen. Doch vielleicht konnte sie sich diesem Trend ja irgendwie entziehen, denn Hermione hatte keine Lust dem Folterclan um Morgaine Le Fay wiederzubegegnen.   „Mr und Mrs Nott“, lächelte Hermione gezwungen, als sie schließlich mit leichtem Schwindel am Kernpunkt des Zimmers angelangt war. „Wir gratulieren herzlichst zum Nachwuchs. Mein Mann lässt grüßen und sich entschuldigen, aber der Dunkle Lord persönlich hat ihn heute zum Gespräch gebeten.“   „Danke, Lady Malfoy“, sagte Theodore Nott emotionslos. Anscheinend war Lady Malfoy nicht die Herzdame der Gesellschaft gewesen. Hermione nickte erhaben, wie sie es von ihrer ehemaligen Herrin her kannte und überreichte Ginny ein kleines Geschenk.   Diese nahm es dankend entgegen und senkte ihren Blick vor Lady Malfoy. Ärger wallte in Hermione auf. Wie konnte Lady Malfoy sich nicht mit Ginny angefreundet haben? Es tat so unglaublich weh, zu spüren, dass es anscheinend keinerlei freundschaftliche Beziehungen zu einander gab.   „Wir freuen uns schon darauf, bald der ehrwürdigen Familie Malfoy gratulieren zu dürfen“, meinte Ginny höflich und betrachtete Hermiones Babybauch.   „Vielen Dank“, sagte Hermione traurig und zog sich zu einem kleinen Buffett zurück, um den nächsten Gratulanten Platz zu machen.   Der Abend zog sich ewig in die Länge und Hermione nahm hier und da mit ein wenig Smalltalk an Gesprächen teil, hielt sich jedoch hauptsächlich im Hintergrund und beobachtete das Treiben um sich herum.   Ginny brachte schließlich die Kinder zu Bett und kam nach einer Stillpause zurück. Sie steuerte geradewegs auf Hermione zu, die eigenbrödlerisch in einem Sessel vor dem Kamin saß.   „Lady Malfoy?“   Erschrocken blickte Hermione zu Ginny auf. Sie war wunderschön. Ihr Gesicht war reifer geworden und sprach eine Menge Erfahrung aus. Ihrem zierlichen Körper sah man allerdings nicht an, dass er bereits vier Kindern das Leben geschenkt hatte. Zumal die letzte Geburt nicht lange zurück lag.   „Wie mir zu Ohren gekommen ist, seid Ihr nun endlich diesen Biohazard los?“   Hermione durchzuckte es gewaltig. Ginny hatte gewusst, dass Hermione bei den Malfoys gewesen war! Natürlich, sie war ja nicht dumm...   „Ja“, sagte Hermione mit blitzenden Augen. „Das Gerede der Leute war mittlerweile unerträglich, zumal ich es nicht toleriert hätte, diese Person in der Nähe meines Babys zu haben.“   „Natürlich nicht“, lächelte Ginny verständnisvoll, jedoch unterschwellig frostig. „Wie kam es überhaupt dazu, dass Euer Mann so etwas Außergewöhnliches veranlassen konnte?“   „Auf diese Frage hat er mir auch keine klärende Antwort geben können“, Hermione seufzte offensichtlich genervt. „Aber er hatte eine Sondergenehmigung vom Dunklen Lord, die das zweite Gebot für Biohazards entkräftet hatte.“   „Ich verstehe“, sagte Ginny und senkte den Blick. Hermione spürte, dass es in Ginnys Kopf arbeitete und sie ärgerte sich, nicht zu wissen, um was genau es ging.   Die Versuchung war groß, Ginny zuzuflüstern, dass Lady Malfoy in Wirklichkeit sie, Hermione, war. Doch damit würde sie Ginny und ihre gesamte Familie gefährden. Hermione seuzfte traurig und schluckte ihr Geheimnis in dicken Brocken die Kehle herunter. Es freute sie schon über alle Maßen, dass Ginny sich unterschwellig nach der unerwünschten Sklavin erkundigte.   „Nein, ich denke nicht, dass es da irgendetwas zu verstehen gibt“, überlegte Hermione, der immer noch nicht wirklich klar war, warum Draco all den Spott auf seine Familie gezogen hatte. Wirklich nur, um sein anfängliches, persönliches Verlangen nach Vergeltung ihr gegenüber auszuleben? Sollte der Ruf der Malfoys wirklich all das Wert gewesen sein?   „Männer sind manchmal komisch“, versuchte Ginny die betrübt dreinblickende Lady aufzumuntern. „Und unsere Männer waren schon zu Schulzeiten immer seltsam gewesen.“   Sie lächelte augenzwinkernd und Hermione starrte Ginny mit Tränen in den Augen an. Die guten alten Schulzeiten... als die Rivalität unter den einzelnen Häusern und die Jagd nach dem Hauspokal noch als weltbewegend anzusehen waren...   Hermione konnte nicht anders, sie brach in Tränen aus. Die Hände vor das Gesicht geschlagen, schüttelten sie starke Schluchzer, denen sie kaum Einhalt gebieten konnte.   „Es... es tut ... mir so leid!“, stammelte sie. „Ich habe mich nicht mehr unter Kontrolle!“   „Das sind die Hormone“, redete Ginny ihr gut zu. „Wartet erst einmal die Geburt, das Wochenbett und die Stillzeit ab. Da wird es noch schlimmer!“   Sie tätschelte Hermione aufmunternd die Schulter und hockte sich vor ihr nieder.   „Ich habe noch eine Frage, Lady Malfoy, und verzeiht mir, falls ich zu neugierig bin“, leichte Röte legte sich auf Ginnys Wangen. „Der Biohazard war so lange in Eurem Haushalt versklavt, warum habt Ihr Euch nicht früher dieser Person entledigt?“   Hermione blickte Ginny entrückt an. Was wollte sie mit dieser Frage bezwecken?   „Wenn es nach meinem Mann gegangen wäre, würde sie immer noch in unserem Haushalt leben“, sagte Hermione und versuchte irgendwelche Gefühlsregungen bei Ginny auszumachen. „Aber er hat nicht die Gefahr gesehen, die von ihr ausging.“   Ginny verzog ungläubig das Gesicht: „Hermione Granger eine Gefahr?“   „Ihr kanntet sie also auch?“, hakte Hermione neugierig nach.   Ginny blickte ertappt nach unten und Hermione sah, wie ihr das Blut in die Wangen schoss.   „Nichts für ungut“, meinte Hermione gelassen und die nächsten Sätze kamen wie fremdgesteuert aus ihrem Mund. „Ich habe mir sagen lassen, dass sie damals gemeinsame Sache mit Harry Potter gemacht hatte... Genauso wie Ihr, Mrs Nott. War es nicht so?“   Ginny schluckte und ihre Gesichtzüge verhärteten sich augenblicklich.   „Vielen Dank für Euren Besuch, Lady Malfoy“, sagte sie mit kühlem Unterton, nickte ihr kurz zu und ließ Hermione allein im Sessel zurück.   Etwas überrascht von dieser Reaktion, blickte Hermione ihr hinterher und verabschiedete sich kurze Zeit später von der Gesellschaft.   Als sie Draco zu Hause von dem Besuch erzählte, und dass sie Ginevra Nott versehentlich mit deren damaliger Gesinnung konfrontiert hatte, als diese sie nach der Biohazardsklavin hatte ausfragen wollen, rang Draco offensichtlich mit der Fassung.   „Du hast sie auf Potter angesprochen?“, Draco war unruhig am auf und ab marschieren. „Warum hab ich dir nur erzählt, dass sie mal mit der Sklavin befreundet war?“   „Du bist doch auch mit Harry Potter zur Schule gegangen!“, patzte Hermione und fragte sich, wohin das Gespräch sie noch führen würde.   „Ginny Wea- ich meine Ginevra Nott“, Draco rang nach Luft, „hatte damals eine Liebesbeziehung mit Harry Potter, die nur beendet wurde, weil der Dunkle Lord ihn im Duell getötet hatte!“   Hermione schwieg und die Erinnerungen an die Novembernacht auf Hogwarts flogen in Fetzen durch ihren Kopf. Dementorengleich saugten sie jegliches wohlige Gefühl aus ihr heraus.   „Na und?“, zwang sich Hermione zu sagen. „Sie hätte mich nicht nach Granger ausquetschen sollen!“   „Ich hätte dich nicht alleine dorthin gehen lassen sollen!“, brauste Draco auf. „Abgesehen davon, dass Potter ein absolutes Tabuthema ist, braucht man nicht auf alten Gesinnungen herumreiten.“   „Was willst du mir damit sagen, Draco?“   „Ich weiß, du mochtest die Notts noch nie wirklich, aber es war sehr taktlos von dir, Harmony“, mahnte Draco und rieb sich den Nasenrücken. „Ginevra Nott hatte einen wirklich schweren Stand in der Gesellschaft, und alle hatten über sie geredet. Genauso, wie alle über dich geredet hatten, weil ich den Biohazard hier angeschleppt hatte.“   „Was ich übrigens immer noch nicht nachvollziehen kann!“, empörte sich Hermione gekünstelt. „Und warum fragt Mrs Nott dann ausgerechnet mich darüber aus, wo du doch anscheinend der viel bessere Gesprächspartner gewesen wärst?“   Draco schnaufte wütend und schüttelte den Kopf.   „Sie hat mehrmals mit mir über Grangers Oberflächendasein diskutiert, Harmony!“   „W-wie bitte?“, Hermione schnürte es die Kehle zu und sie vergaß zu atmen. Taumelnd griff sie nach der erstbesten Sitzmöglichkeit und sackte darauf zusammen.   „Sie hatte immer wieder versucht mich davon zu überzeugen, dass es für alle besser wäre, wenn ich Granger wieder zurück nach unten schicke“, seufzte Draco kleinlaut. „Sie hatte dich mit deiner Meinung in der Öffentlichkeit immer unterstützt, auch wenn du es vielleicht nicht wahrhaben konntest, Harmony. Ginevra Nott war überzeugt davon, dass ich mit meiner egoistischen Entscheidung ein Unglück herauf beschwöre.“   Du bist glücklich mit mir, Mami!   „Wie kann sie nur...?“, Hermione wusste nicht, was sie fühlen sollte. Bittere Enttäuschung über Ginny, die sie lieber wieder unter die Erde gesteckt hätte? Dankbarkeit für Draco, dass er es nicht getan hatte? Oder eine gewaltige Angst, weil ein Teil von ihr bereits ahnte, dass Ginny Recht hatte und bereits etwas unaufhaltsam Großes in Gang gesetzt worden war?   Hermione entschied sich für Letzteres.   Harmony. Hermione. Harmony. Hermione.   Schützend legte sie die Arme um den Babybauch und starrte an Draco vorbei ins Leere. Das Unglück war bereits in vollem Gange, und dass Draco der große Leidtragende war - zu dem Ergebnis kam sie ja schon bereits in den Anfängen des Plans. Dieser hatte bis dato „nur“ Lady Malfoy das Leben gekostet, doch wenn Hermione nicht vorsichtig genug war, standen noch weitere Leben auf dem Spiel. Freilich konnten weder Ginny noch Draco ahnen, wie die Lage aussah, doch Hermione wusste nun, dass sie nicht bei Draco bleiben konnte.   Früher oder später würde sie für alle zur Gefahr werden. Insbesondere für sich und das ungeborene Baby.   Mami, wir werden es schaffen.   Hermione musste gehen. Am besten sofort. Doch wohin sollte sie sich in ihrem schwangeren Zustand schleppen?   Das ungute Gefühl saß Hermione fest im Nacken, während Draco nervös vor ihr auf und ab schritt. Sie spürte ihren Puls rasen, und das Baby kräftig in ihrem Bauch herumtreten. Verzweifelt versuchte sie, eine elegante Lösung für ihre Lage zu finden, doch ihr Kopf bekam keine anständigen Gedanken zustande. Zumal Dracos Anwesenheit sie immer nervöser machte.   Habe keine Angst, Mami. Alles wird gut.   „Der Abend hat mich einiges an Energie gekostet, ich gehe nun zu Bett“, entschuldigte sich Hermione und ging mit weichen Beinen und klopfendem Herzen an Draco vorbei. Sie drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen. „Und ich bin Mrs Nott keinerlei Rechenschaft schuldig.“   Draco schwieg und schüttelte langsam den Kopf. Als Hermione bereits an der Tür stand, meinte er: „Nein, in der Tat. Ein Tabuthema ist ein Tabuthema. Potter und Granger hätten nicht erwähnt werden dürfen.“   Hermione starrte ihn mit dickem Kloß im Hals an.   „Gute Nacht, Draco.“   „Gute Nacht.“   Hermione spürte seinen Blick in ihrem Rücken, und die lähmende Angst, welche dieser Blick in ihr auslöste, zog sie wie eine zähe Masse hinter sich her. Während sie durch die Flure lief, kam es ihr so vor, als ob eine Horde Dementoren hinter ihr her schweben würde, und all ihre positive Energie absorbierten. Sie verriegelte eilig ihre Zimmertüre und Fenster mit einem magischen Sperrzauber, und schlüpfte zitternd unter die Bettdecke.   „Willst du Papi wirklich verlassen?“, mit großen, traurigen Augen blickte ihre Tochter sie an. Hermione seufzte und rieb sich die Schläfen. „Ich will nicht, aber ich muss.“ „Nein, das musst du nicht“, meinte das Mädchen mit fester Stimme und griff nach Hermiones Hand. „Alles wird gut werden, Mami.“ Mit einem warmen Glücksgefühl im Bauch, legte Hermione ihre Arme um das zarte Geschöpf und zog es eng an sich. Natürlich würde alles gut werden! Wie konnte sie nur jemals daran gezweifelt haben? Ein verräterischer Stich zog sich durch Hermiones Bauch und das warme Gefühl kehrte zurück. Ein sonderbares Gefühl, welches Hermione nicht genau zuordnen konnte. Da war noch etwas anderes, ein seltsames Empfinden, welches Hermione dazu veranlasste, ihre Tochter vorsichtig von sich wegzuschieben. Hermione starrte fassungslos auf ihren Bauch hinab, in dem bis zum Anschlag ein großes, rostiges Messer steckte. Das Blut sickerte, warm und schwallartig aus der Wunde und färbte ihre Kleidung tiefrot. Ihr Blick schnellte nach oben: das liebliche Gesicht ihrer Tochter war die von Hass verzerrte Fratze Lady Malfoys. „Verrecke!“, spie ihr die Furie entgegen, die mit festem Griff Hermiones Tochter hinter sich zog. „Mami!“ „NEIN!“, brüllte Hermione rasend und stürmte los, doch da war nur noch Nebel. Dichter Nebel und ein Kälte, die tief in Hermiones Innerstes kroch und nur das heiße Blut ließ darauf schließen, dass sie noch am leben war. „NEIN!“ Hermione kreischte und wischte hilflos durch die Nebelwand, eine Hand am Messerknauf, welcher aus ihrem Bauch herausragte. Mit jeder Bewegung pulsierte das Blut schneller aus ihr heraus und zeichnete ein abstraktes Muster auf den Boden. Schmerzhaft bohrte der Schaft in ihren Eingeweiden. „Nein, nein, NEIN!“   Wild schlug Hermione um sich, völlig außer Atem und mit schmerzenden Gliedern, landete sie unsanft auf dem Teppichboden vor Lady Malfoys Bett. Verwirrt blickte sie sich in dem Zimmer um, welches ihr mit einem Mal dunkel und bedrohlich erschien. An der Tür klopfte und rüttelte Draco, der sie hatte schreien hören, aber nicht durch die magischen Sperren kam.   „Harmony!“, rief er panisch und hämmerte wie wild gegen die Tür. „Alohomora! ALOHOMORA!“   Schluchzend rappelte sich Hermione auf und hielt sich den runden Bauch. Ihr Baby war da, wo es hingehörte. Wild am strampeln und am boxen. Erleichtert legte sie den Kopf in den Nacken und ließ den Tränen freien Lauf.   „Harmony, bei Merlin, was ist passiert?“, brüllte Draco und warf sich gegen die Tür, die kräftig in den Angeln knackte. „Mach die Tür auf, verdammt noch mal! HARMONY!“   Hermione schleppte sich schniefend Richtung Tür, als sie im Spiegel erkannte, dass sie sie selbst war. Schnell trank sie den nächstbesten Flakon Vielsaft-Trank und spürte die Verwandlung einsetzen. Lady Malfoy sah aus, wie aus dem Ei gepellt, dass Hermione so bitterlich geweint hatte, sah man der falschen Erscheinung nicht an.   Harmony. Hermione. Harmony. Hermione.   „Ich komme“, piepste Hermione mit tränenerstickter Stimme und zauberte ihrem Leihkörper schnell einen Babybauch. Einen Zauberstabschlenker später war die Sperre aufgehoben und Draco fiel fast mit der Tür ins Zimmer.   „Was - verhext nochmal - ist los?“, Draco packte sie unsanft bei den Schultern und Hermione starrte in seine dunkelgeränderten Augen. Er sah sehr mitgenommen aus, als ob er ebenfalls einen schlechten Traum gehabt hatte. Ein schlechter Traum... das war es doch gewesen, oder nicht?   „Sie war da, Draco“, wisperte Hermione und griff nach seinem Hemd. „Sie ist mir im Traum erschienen und hat mir unser Kind geklaut!“   Draco runzelte die Stirn und zog seine zitternde Frau in seine Arme. „Granger?“   Hermione nickte mechanisch und drückte sich hilfesuchend an seine Brust. Ein weiterer Schwall Tränen schüttelte sie und verunstaltete das bis dahin makellose Gesicht der Lady. Stockend berichtete sie Draco von ihrer Erscheinung im Traum, nur dass sie die Person der Lady Malfoy durch sich selbst ersetzte.   „Sie sagte damals, sie würde das Kind aus mir raus schneiden wollen“, flüsterte Hermione bebend und seine Arme schlossen sich stärker um sie. Abwesend starrte sie in den Spiegel, der eine zerbrechliche und nun absolut verunstaltete Lady Malfoy zeigte. Hermione durchzog eine Welle Adrenalin, bei dem Gedanken, dass sie im Körper ihrer Feindin steckte. Dass sie selbst zu ihrer größten Feindin wurde. Sie schüttelte sich und versank erneut in ihrem surrealen Anblick.   Draco streichelte ihr beruhigend über den Rücken und Hermiones Puls kehrte langsam auf ein normales Level zurück. „Jetzt habe ich sie schon umgebracht, und trotzdem ist sie immer noch hinter mir her.“   „Hinter dir her? Willst du mir damit sagen, dass du besessen bist?“, Draco schob sie ein Stück von sich weg und musterte Hermione zweifelnd.   „Ich weiß es nicht“, meinte Hermione und starrte ihrem Spiegelbild verachtend in die hellgrünen Augen. „Egal wo ich bin, es scheint, als wäre sie immer da. Wenn ich in den Spiegel schaue, dann sehe ich sie. Und jetzt kommt sie sogar in meine Träume!“   „Reden wir immer noch über ein und dieselbe Person?“   „Was meinst du?“   Draco druckste kurz herum: „Na, die Frau, die über Leichen gegangen wäre, um ihren Kinderwunsch erfüllt zu bekommen?“   Hermione schwieg einen Moment und wusste nicht, wen Draco jetzt tatsächlich meinte. Sie ließ seine Worte kurz auf sich wirken und sagte schließlich: „Habe ich nicht auch genau das getan? Ich bin keinen Funken besser, als sie!“   Harmony. Hermione. Harmony. Hermione.   Die Stille, die sich zwischen ihnen ausbreitete, konnte unheimlicher nicht sein. Hermione spürte, dass Draco sich anspannte und sie sich mit einem Mal in einer steifen Umarmung wiederfand. Schnell löste sie sich aus seinen Armen, so als ob sie nichts gemerkt hätte. Hermiones sensible Antennen schwankten auf Gefahr. Wurde er etwa misstrauisch? Sie konnte es sich nicht erklären, aber Draco schien offensichtlich verunsichert und seine Ausstrahlung bekam diese kühle Nuance, die sie damals als Sklavin an ihm erleben konnte.   Papi liebt uns, Mami.   „Soll ich heute Nacht bei dir bleiben?“, bot er überraschender Weise an und Hermione hätte sein Angebot liebend gerne angenommen. Doch das Risiko, dass ihre Tarnung auffliegen würde, war zu groß. Sie musste ja im Alltag schon genug aufpassen und sich ständig daran erinnern, den Vielsaft-Trank zu sich zu nehmen. Wie sollte sie das dann über Nacht bewältigen?   So schüttelte Hermione hoheitsvoll das mit roten Haaren umrahmte Haupt der Lady und griff schüchtern nach Dracos Hand. „Nein, das brauchst du nicht. Aber falls ich wieder Alpträume habe, rufe ich dich.“   „Ich lasse dir einen Tee bringen, der wird dich beruhigen“, schlug Draco vor und Hermione lächelte ihn dankbar an. Sanft schob er sie zurück in ihr Zimmer und brachte sie ins Bett. Hermione ließ sich von ihm zudecken und über den Bauch streicheln.   Alles wird gut, Mami.   Als Grey ihr wenig später den dampfenden Becher vorbei brachte, und Hermione die ersten entspannenden Schlucke genippt hatte, fühlte sie sich mit einem Mal wieder wohl in ihrer fremden Haut. Sie genoss die weichen Kissen um sie herum und die warme Decke um ihren fülligen Leib. Das Baby in ihr schlief und streckte sich nur ab und an ein wenig, was Hermione von innen heraus kitzelte und leise lachen ließ.   Draco war nicht wieder aufgetaucht, was Hermione ganz Recht war. Sie wusste nicht, was sie nun von ihm halten sollte. War er überarbeitet? Hatte das heutige Treffen mit dem Dunklen Lord etwas mit seinem seltsamen Verhalten zu tun?   Draco hatte ihr gar nichts genaueres erzählen können, so sehr hatte ihn ihr Bericht von dem Babyempfang bei Ginny aufgeregt. Hermiones Gedanken schweiften zurück zu ihrer ehemals besten Freundin und wie sehr sie sich anscheinend verändert hatte. Es musste einen triftigen Grund geben, weswegen Ginny nicht ein einziges Mal Kontakt zu ihr aufgenommen hatte und sie lieber wieder unter der Erde gewusst hätte. Sie konnte es immer noch nicht wirklich glauben, dass ausgerechnet Ginny Draco Vorwürfe gemacht haben sollte, bezüglich der Biohazardsklavin in seinem Haushalt.   Hermione kuschelte sich tiefer in die Kissen und dämmerte langsam weg. Der Tee machte sie angenehm schläfrig und selbst die unangenehme Tatsache, dass der Mensch, den sie vielleicht liebte, einen wahnsinnigen Diktator getroffen hatte, wurde nebensächlich.   Papi liebt uns, Mami.   ___________________   Das nächste Kapitel heißt „Der Fehler“. Draco ist tagelang verschwunden und macht eine Entdeckung, die Hermione in arge Bedrängnis bringt. Kann Hermione ihr Geheimnis weiterhin schützen? Wie schafft sie es, brenzlige Informationen zu verwerten? Die Schlinge legt sich enger um Hermiones Hals...   bis dahin, habt es gut und fiebert weiter mit unseren Anti-Helden ;-)   Liebste Grüße Mel Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)