Das dritte Gebot von abgemeldet (DMxHG - Romanze, Krimi, Dystrophie, P18) ================================================================================ Kapitel 4: Das Dilemma ---------------------- Und weiter geht es. Kein langes Gerede vorweg. Danke an EL-CK und alandatorb für die tollen Kommentare! Musikempfehlung: David Bowie - As the world falls down WARNUNG: Es wird heute getötet. Viel Spaß, Mel ________________  Das Dilemma Als schließlich eines Tages Madam Hopkins eines natürlichen Todes verstarb und Hermione mit den Angehörigen ihr Vorhaben heimlich besprach, war sie sich sicher, dass sie einen großen Schwindel aufdecken würde. Nach dem Frühstück wurde der Leichnam aufgebahrt und die Unerwünschten erteilten der Hexe ihre letzte Ehre. Hermione schob sich in die Nähe der Familie der Hexe und linste verschwörerisch zu ihnen hinüber. Das Herz hämmerte ihr wild in der Brust und ihren Bauch durchzog es unangenehm vor lauter Aufregung.  Wie verabredet schrieb der Squibsohn der Hexe Hermiones Lebensnummer in den Sand, die kurz aufleuchtete und schließlich zusammen mit dem verschwindenden toten Körper erlosch. Schnell verwischte er mit dem Fuß die falsche Nummer, und Hermione war kurz davor in Ohnmacht zu fallen, da sie nicht zu atmen wagte. Das Blut rauschte durch ihre Ohren und vor die Augen trat ein rötliches Flimmern.   „Alles gut, Hermione?“, raunte Severus an ihrem Ohr und stützte die japsende Frau am Ellbogen. „Mir ist so schwindelig, ich weiß nicht, ob das alleine die Aufregung ist, oder...“, Hermione verkniff sich weitere Spekulationen. Severus seufzte schwer und setzte sich mit ihr in den Sand. Ängstlich fasste sie sich an ihre hämmernden Schläfen, und hoffte inständig, dass nichts Schlimmes passieren würde. Alles hing schließlich nur davon ab, ob die Lebensnummer tatsächlich an ihren Körper gekoppelt war, oder nicht. Die Trauergesellschaft zog leise schluchzend an ihnen vorbei und die Große Halle leerte sich zunehmends. Am Ausgang stand der Squibsohn von Madam Hopkins noch eine Weile und beobachtete Hermione und Severus. Nachdem Snape ihm jedoch zuversichtlich zunickte, zog sich auch dieser zurück. „Jetzt gilt es abzuwarten“, sagte Snape mit belegter Stimme und fixierte Hermione mit seinen dunklen Augen.  „Ja“, hauchte sie und zog sich die Knie unter das Kinn. „Jetzt gibt es kein Zurück mehr.“ Diesmal war es Severus, der ihre Hand nahm und zaghaft drückte. „Noch irgendwelche Geständnisse, die Ihr Gewissen belasten, Miss Granger?“ „Nein“, Hermione schüttelte grinsend den Kopf. „Da ich nicht sterben werde, habe ich keine Lebensbeichte vorgesehen.“ Sie warteten die ganze Zeit, doch nichts passierte. Immer größer wurde die Hoffnung, dass Hermione Recht behielt. Doch die Angst, auf der Stelle tot umzukippen, weil die Lebensnummer offiziell als verstorben galt, blieb Hermione im Nacken sitzen. Habe keine Angst, Mami. „Das ist wirklich so spannend, wie die Frage, was mit uns nach dem Tod passiert“, grübelte Severus. „Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Wer bin ich, und wenn ja, wieviele?“, witzelte Hermione mit roten Flecken auf den Wangen. Der Tumult in ihrem Inneren hatte mit keiner Minute nachgelassen. Die Ungewissheit griff nun mit eisigen Fingern nach ihr, und jagte eine Gänsehaut nach der anderen über ihren Rücken. „Jedenfalls scheinst du nun offiziell als tot zu gelten“, murmelte Snape mit einem belustigten Seitenblick auf die mutige Hexe. „Wie fühlt man sich so als lebende Tote?“ „Nicht viel anders als vorher“, grinste Hermione. „Lebendig begraben bin ich ja schon lange.“ „Wer ist lebendig begraben?“ Dean und Seamus gesellten sich zu ihnen und setzten sich vor Snape und Hermione in den Sand. „Warum hockt ihr eigentlich den ganzen Tag schon hier an Ort und Stelle?“ Hermione grinste unsicher. „Ich habe anscheinend das System überlistet.“ Seamus‘ Augen weiteten sich. „Das System? Inwiefern denn das?“ Snape räusperte sich: „Miss Granger meinte, ihr sei langweilig und sie müsse unbedingt mit ihrem Leben russisches Roulette spielen, da sie ja eh nichts zu verlieren hätte. Also hat sie die Leiche von Madam Hopkins mit ihrer Lebensnummer kennzeichnen lassen, um zu gucken was passiert.“ „Naja“, zuckte Seamus mit den Schultern, „es passiert gar nichts!“ Dean nickte und schaute sie überlegen an: „Die Auswahl beim Tagesstatus geschieht ja auch willkürlich. Du könntest der gesündeste Mensch unter Erden sein, und deine Lebensnummer wäre trotzdem irgendwann vielleicht nicht aufgeleuchtet.“ „Wie meinst du das?“, fragte Hermione aufgeregt und rieb sich die mit einem Mal schweißnassen Hände an ihrer verschlissenen Robe. Sie spürte, wie sich die feinen Härchen in ihrem Nacken alarmierend aufstellten. „Seamus und ich haben vor einiger Zeit mal das Experiment gewagt und falsche Lebensnummern vor uns in den Sand gemalt. Nichts war passiert, Hermione. Der Sand glüht nur auf und wählt sich den Erstbesten aus. Und bei Toten wird es denen da oben erst Recht egal sein.“ Die Worte sickerten langsam durch Hermiones überlasteten Verstand. Ihr Herzschlag setzte einen Moment aus und sie spürte, wie sämtliches Blut aus ihrem Gesicht wich. Snape starrte Dean ebenfalls bestürzt an und drehte langsam den Kopf zu Hermione. „Und das sagst du mir erst jetzt?“, wisperte sie kaum hörbar. „Das hätte alles für mich verändern können.“ „Das verändert für uns alles, Hermione“, krächzte Snape mit glänzenden Augen. An Dean und Seamus gewandt zischte er verächtlich: „Dass Sie mit dieser Information nicht gleich rausgerückt sind, hätte Ihnen damals die schlimmsten Strafarbeiten und den höchsten Hauspunkteverlust aller Zeiten mit sich gebracht!“ „Warum denn das?“, meinte Dean pikiert und Hermione packte ihn reflexartig an seinem Kragen. „Hat der ganze Sand hier unten dein Denkgetriebe blockiert?“, zischte sie böse und kniff die Augen zusammen. „Wenn es tatsächlich Willkür ist, dann sind wir hier unten nicht an die Gebote gebunden! Dann ist das alles nur eine Masche, um uns hier bei Laune zu halten!“ Hermione stieß Dean wütend zurück: „Wir hätten längst rebellieren können, wir hätten Familien gründen und Nachwuchs zeugen können... all das und noch viel mehr! Und kein einziger Reinblutsadist hätte sich da oben dran gestört!“ „Als ob das von Wichtigkeit gewesen wäre, Hermione. Du hast damals doch gesagt, dass wir hier alle zum Sterben runter gebracht wurden!“, verteidigte Seamus seinen Freund und funkelte Hermione ebenso böse zurück. „Ihr kapiert aber auch gar nichts mehr!“, wütete sie los und schnappte hörbar nach Luft. „Wirklich Null!“ „Hermione, lass gut sein!“, sagte Severus Snape und legte ihr beschwichtigend seine Hand auf die Schulter. Hermiones Körper bebte vor Empörung und ihre Augen füllten sich mit heißen Tränen. „Ja ehrlich, fahr mal wieder runter, Hermione!“, keifte Dean und stand mit Seamus auf. „Bis irgendwann, wenn du dich wieder eingekriegt hast!“ Aufgebracht schlug Hermione ihre kleinen Fäuste in den Sand und hämmerte wütend drauf los. „Das kann nicht sein, das kann nicht sein, das kann nicht sein!“ Schnaufend vergrub sie ihr Gesicht im Saum ihrer Robe und versuchte offensichtlich sich zu beruhigen. „Wie fühlst du dich?“, fragte Severus besorgt und Hermione starrte ihm mit hochrotem Kopf in seine Blässe. „Ich fühle mich... ich kann es dir im Moment nicht genau sagen, Severus! Ich weiß nicht, ob ich heute ein Risiko eingegangen bin oder nicht.“ „Und wie soll es nun deiner Meinung nach weiter gehen?“ Hermione lehnte sich zurück an die Steinwand und zog die Knie wieder unter ihr Kinn. „Gute Frage. Ich denke, wir sollten beim Morgenapell eine Ansprache halten. Den Leuten neue Hoffnung geben, auf ein halbwegs normaleres Dasein. Uns allen die Chance auf ein Überleben geben-“ „- also heißt das, dass du weiterhin an glückliche Familien hier unten glaubst und nach wie vor eine eigene gründen willst?“ „Mehr denn je“, gestand sie mit piepsiger Stimme. „Nun kann ich wirklich ohne Angst schwanger werden. Der willkürliche Tagesstatus kann mir eh nichts mehr anhaben... denke ich... und ich habe meine Chance dann zumindest nicht ungenutzt gelassen!“ „Und meintest du das ernst“, druckste Severus herum und ein ungewohnter Hauch Röte beschlich seine weißen, knochigen Wangen, „als du mich vor einiger Zeit gefragt hattest, ob ich dir nicht ein Baby machen wolle?“ Hermione zuckte zusammen und schaute ihn wie ein erschrockenes Reh mit großen, braunen Augen an. Scham und Unbehagen durchzogen ihren Körper und wenn sie nicht schon längst tatsächlich in der Erde versunken wäre, so hätte sie sich prompt jenes berühmte Loch zum Verschwinden gewünscht. „Ich habe nie darüber nachgedacht, dass es tatsächlich möglich wäre, Severus“, gestand sie kleinlaut. „Ich wollte dir damit nicht zu nahe treten und schäme mich fürchterlich für meine Impertinenz.“ Severus schwieg und seine Lippen verschmolzen zu einem geraden Strich. Verletzt wich er Hermiones Blick aus und flüsterte: „Entschuldigung angenommen.“ Die nächsten Tage war Severus ungewöhnlich reserviert und Hermione konnte das Gefühl nicht abschütteln, ihn in einem wunden Punkt getroffen zu haben. Mittlerweile fühlte sie sich sogar richtig schlecht und wusste gar nicht, was sie zu ihm sagen sollte. Ob er wirklich bereit dazu gewesen wäre, mit ihr eine Familie zu gründen? Lange grübelte sie über diese naheliegende Option nach und wog für sich das Für und Wider ab. Hermione müsste nicht erst lange einen Partner aus den verbliebenen Unerwünschten suchen, allerdings war Severus immer noch ihr ehemaliger Professor. Und der Gedanke an körperlichen Kontakt mit dem älteren Mann, bereitete ihr doch ein gewisses Maß an Magengrummeln. Sie liebte und schätzte Severus Snape mittlerweile mehr denn je, allerdings bewegten sich diese Gefühle auf einer Basis aus Freundschaft und Respekt. Hermione kam zu dem Schluss, dass es nicht ausreichen würde, um mit ihm eine Familie zu gründen. Selbst wenn es um ihre Existenz im Untergrund ging, sie würde keinesfalls die Freundschaft zu Snape in die Waagschale werfen wollen.  Als Hermione beim Mittagessen ihm gegenüber Platz nahm, knurrte ihr Magen nicht nur vor Hunger. Ein elendiges Gefühl schien ihre Gedärme zu einem klitzekleinen Paket zusammen zu schnüren. Konnte sie Severus noch mehr verletzen? Oder hatte sie sein Verhalten falsch interpretiert und er hatte sich tatsächlich damals auf den Robensaum getreten gefühlt? „Severus?“ „Hmm.“ Grummelnd vergrub Snape seine lange Nase im Teller vor ihm, und ließ einen Vorhang aus immer grauer werdenden Haaren in seine Stirn fallen. Hermione seufzte. Er war eindeutig noch eingeschnappt. „Ich würde gerne wieder normal mit dir reden, Severus!“ „Hmm.“ Hermione schob sich einen Löffel der immer gleich schmeckenden Pampe in den Mund und überlegte, ob sie auf Snapes ungewöhnlich kindisches Verhalten eingehen sollte. Schweigend schaufelte Snape seinen Teller leer und stand ohne ein weiteres Wort zu sagen vom Tisch auf. Hermione unterbrach prompt die Nahrungsaufnahme und eilte ihm so schnell es ging, durch die Tischreihen Richtung Ausgang, hinterher. „Severus, warte! Ich -“ Ein lauter Knall ertönte in der Großen Halle und ließ alle Biohazards vor Schreck zusammen zucken. Die Tische und Bänke lösten sich schlagartig in Luft auf, und sofort brach Panik unter den Anwesenden aus. Unvorhergesehene Magieeinwirkung konnte nur bedeuten, dass Todesser und Inquisitoren sie aufsuchen würden. Doch aus welchem Grund? An diesem Morgen hatte es keinen fehlerhaften Tagesstatus gegeben und Hermione beschlich ein äußerst ungutes Gefühl. Mit schreckgeweiteten Augen schaute sie in Severus Snapes versteinertes Gesicht. Sein Blick fixierte das Geschehen in ihrem Rücken und Hermione spürte förmlich die ungewohnte,  magische Präsenz mehrerer Todesser bis in ihre verfilzten Haarspitzen. Severus Snapes Verhalten gefiel ihr gar nicht. Die Angst durchzog jede Faser ihres Körpers und so schloss sie lieber die Augen. Sie konnte sich nicht umdrehen und wollte auch nicht sehen, was passierte.  Der Tumult schlug um in ängstliches Flüstern und Tuscheln und Hermione ahnte, dass die Todesser die Menge mit einem Zauber in Schach halten mussten. Ein unsäglicher Druck lastete auf ihrer Brust und Hermione atmete zitternd ein.  Sie wusste, dass die Leiche von Madam Hopkins mit ihrer Lebensnummer der Grund sein musste, weswegen die Todesser durch die Große Halle schlichen. Mittlerweile war es mucksmäuschenstill und Hermione hörte einen langen Umhang über den sandigen Boden schleifen. Gemächliche Schritte knirschten leise auf sie zu und Hermione spürte mehrere hundert Augenpaare auf sich lasten. Einer der Todesser stand nun direkt hinter ihr und Hermione wünschte sich einen schnellen und kurzen Prozess. Wie sie das Regime jedoch kennen lernen durfte, würde nun an ihr ein Exempel statuiert werden.  Sie wagte es, die Augen zu öffnen und geradewegs in Snapes schneeweißes Gesicht zu blicken. Er presste seine Kiefer fest aufeinander und die Ader an seiner kahlen Stirn pulsierte heftig. Die Angst stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben und er bedachte Hermione mit einem traurigen, hoffnungslosen Blick. „Professor Snape! Wie schön, Sie wohlauf zu sehen.“ Der Todesser sprach an Hermione vorbei den alten Tränkemeister an. Ging es etwa gar nicht um sie? Was konnten die Todesser dann nur von ihnen wollen? Snape erwiderte nichts, er schluckte schwer und sein Atem ging rasselnd. Hermione überlegte krampfhaft, wem die Stimme gehörte, doch sie schien durch einen Zauber verzerrt zu sein. „Ich bin mir sicher, dass Sie alles daran gesetzt haben, Miss Granger von ihrer Dummheit abzuhalten. Ist es nicht so, Professor Snape?“ „Es war meine Idee!“, sprach Snape mit ungewohnt fester Stimme und erntete ein schallendes Gelächter. Das verzerrte Lachen ging Hermione durch Mark und Bein.  „Nein!“, japste Hermione und wirbelte auf der Stelle herum. Sie blickte in eine silberne Todessermaske, die das Antlitz einer hochgewachsenen Gestalt verbarg. „Er hat nichts damit zu tun!“, rief sie mit panischer Stimme und zeigte hinter sich auf Snape. „Das weiß ich doch!“, krächzte die komische Stimme lehrmeisterhaft durch die Mundöffnung der Maske. „Nur ein Schlammblut wie Granger kann auf das törichte Vorhaben kommen, eine fremde Leiche mit der eigenen Lebensnummer kennzeichnen zu lassen.“ Der Todesser setzte sich in Bewegung und umrundete Hermione mit langsamen Schritten. „Leider erschließt sich mir daraus keinen Sinn, Miss Granger! Oder dachten Sie etwa, Sie könnten unsere Analyseverfahren umgehen und austricksen?“ Hermione schwieg und senkte unter dem Gemurmel der Menge den Blick. „Als die Lebensnummer 2203 als verstorben gekennzeichnet wurde, konnte ich nicht anders, als mich höchstpersönlich von diesem freudigen Ereignis zu überzeugen“, erzählte der umherwandernde Todesser. An die Unwürdigen gerichtet sagte er dann: „Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie empört ich war, als ich sehen musste, dass nicht die Leiche von Hermione Granger vor mir lag. Mr. Hopkins, ist das hier unten jetzt die Art und Weise den Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen?“ Zwei weitere Todesser schleiften Melchior Hopkins, den Squibsohn der Toten, an den Armen in die Mitte der Großen Halle. Sie stießen ihn hinunter in den sandigen Boden und Hermiones ganzer Körper schien sich gegen sie zu wenden. Das Herz raste, die Ohren sausten und der Magen rebellierte. Am schlimmsten war jedoch die Gewissheit, den unschuldigen Melchior Hopkins  durch ihr Experiment in diese missliche Lage gebracht zu haben. „Wir haben euch tun und machen lassen, was und wie ihr wolltet!“, sprach der Todesser mit einer Spur Großzügigkeit in der leiernden Stimme. „Drei Gebote und ein paar einfache Abläufe für ein funktionierendes System. Anscheinend war das für Miss Granger und ein paar andere auf einmal zuviel verlangt!“ Hermione hörte Seamus aus der Menge her aufschreien und sah mit Schrecken, wie die Todesser einen zappelnden Dean Thomas in die Mitte der Großen Halle bugsierten. Mit den Zauberstäben bewaffnet hielten sie Dean in Schach, während Melchior Hopkins fast anteilnahmslos neben ihm hockte. „Auch dieser junge Mann hier, hat vor einiger Zeit versucht das Analyseverfahren zu hintergehen. Anscheinend war es richtig von uns, abzuwarten, wie weit unsere ehemaligen Kriegshelden hier, zu gehen bereit sind!“ Der Todesser stolzierte schweigend durch die Große Halle an den zusammen gekauerten Biohazards vorbei. Allein seine Präsenz verbreitete soviel Angst und Schrecken, dass sich niemand zu regen wagte. Hermione stand wie im Rampenlicht alleine in der Mitte der Großen Halle. Vor ihr Dean und Melchior im Sand kniend, hinter ihr der reglose Severus Snape. „Damit zukünftig wieder alles seinen geregelten Gang läuft, und nicht weitere Totenschändungen oder Falschauskünfte betrieben werden, bekommt ein jeder der Verantwortlichen seine gerechte Strafe.“ Genüsslich verschränkte der Todesser die Arme vor der Brust und verlieh seinen Worten mit einem gedehnten Schweigen noch mehr Bedeutung. Hermione durchzog das pure Grauen.  „Der wertlose Squib da...“, ruckartig zückte der Todesser seinen Zauberstab, „Avada Kedavra!“ Schnell schoss der grüne Blitz auf Melchior Hopkins zu, der dumpf vorneüber in den Sand sackte. Die Menge schrie auf vor lauter Angst, fasste sich aber schnell wieder und rückte enger zusammen. Dean Thomas starrte wie betäubt auf den Leichnam neben ihm im Sand und schien nicht zu bemerken, wie der Todesser sich hinter ihm positionierte. Hermione fixierte intuitiv den edlen und relativ schlichten Zauberstab des Todessers. Der Stab selber war dunkelbraun, der Griff fast schwarz und am unteren Ende spitz zulaufend. Hermione machte zwischen Stab und Griff zwei eingearbeitete Zierkanten aus, die ausschlaggebend für die Identifizierung des vermummten Todessers waren. Das Flimmern vor ihren Augen kehrte zurück und in Hermiones Kopf drehte sich alles. Die Aufregung, die die Gewissheit mit sich brachte, ließ eine leichte Übelkeit durch ihre Bauchgegend kriechen. Mit klopfendem Herzen wusste Hermione nun niemand anderes, als Draco Malfoy vor sich.  „Dean Thomas“, schnarrte es nun auch altbekannt, aber immer noch verzerrt,  hinter der Maske hervor, „was machen wir nur mit dir?“ „Ich hab auch eine falsche Lebensnummer verwendet“, rief Seamus Finnegan aufgebracht aus der Menge, „warum bestraft ihr nicht auch mich?“ Malfoy starrte ihn aus seiner Todessermaske heraus an, dass es Hermione eiskalt den Rücken herunter lief. „Bestrafe ich ihn, bestrafe ich dich. Crucio!“ Schreiend wandt sich Dean im Sand hin und her, gurgelte verstört und hielt sich die Kehle. Weiß traten seine Augen hervor und Seamus hechtete in seine Richtung, doch die anderen Todesser fingen ihn mit einem Zauber ab und hielten ihn so zurück. Hermione starrte fassungslos den vermummten Draco Malfoy an, dem es wohl kaum etwas aus machte, einen ehemaligen Schulkollegen zu foltern. „Dean, nein, NEIN!“, schrie Seamus immer wieder und Hermione schluchzte laut auf. Wie hatte sie alle nur in dieses Dilemma bringen können? Malfoy verstärkte den Zauber immer weiter, bis er ihn abrupt stoppte. Hermione durchzuckte eine schlimme Ahnung: „Malfoy, NEIN!“ „Avada Kedavra!“ Deans lebloser Körper lag verrenkt neben Melchior Hopkins und Seamus brach heulend am Rand der aufgeregten Menge zusammen.  Der große Todesser drehte sich langsam zu Hermione um und starrte sie einen Moment schweigend an. Mit einer ruhigen Bewegung nahm er sich die Maske vom Gesicht und Hermione erblickte nach einer gefühlten Ewigkeit die Schreckgestalt ihrer Schulzeit. Draco Malfoy. Sein Gesicht war gezeichnet von Müdigkeit und um die Augen hatten sich bereits die ersten Falten gebildet. Hermione wusste, dass sie selber durch das staubige Leben im Untergrund Falten bekommen haben musste und ihre Haut durch mangelnde Pflege mehr als nur gelitten hatte, aber einem Draco Malfoy hatte sie mehr Glanz und Gloria zugetraut. „Ach Granger, dir kann man einfach nichts vormachen“, säuselte er nun mit seiner eigenen Stimme und lächelte sie boshaft an. „Und es heißt mittlerweile Lord Malfoy, wenn ich bitten darf!“ Hermione schaute ihn trotzig an und versuchte sich selbst Mut zuzusprechen. Jetzt wo der Todesser ein Gesicht hatte, und noch dazu das von Lord Draco Malfoy, konnte sie sich doch viel leichter ihrem Schicksal stellen. Welches vermutlich auch mit einem grünen Blitz enden würde. „Was tut das schon zur Sache, Malfoy?“, meinte Hermione in herablassendem Ton und genoss zum wohl letzten Mal ein bisschen Aufmüpfigkeit. „Bringen wir es hinter uns!“ Sie breitete die Arme aus und wartete auf den alles beendenden Zauber. Doch Malfoy machte keine Anstalten, seinen Stab auf sie zu richten. Eine Augenbraue wanderte fragend nach oben und sein Blick huschte abwechselnd von Hermione zu Snape. „Ich denke nicht, dass der Avada für dich die richtige Strafe ist, Schlammblut.“ Hermione ließ die Arme sinken und drehte sich panisch zu Snape um. „Ich hab gesagt, er hat nichts damit zu tun!“, haspelte sie aufgeregt und Dracos Lippen umspielte ein gehässiges Lächeln. „Und ich habe gesagt, dass ich das weiß“, grinste er, „und das weißt du auch.“ „Bitte tu ihm nichts!“, flehte Hermione nun und spürte heiße Tränen ihre Wangen runter kullern. Draco Malfoy starrte an Hermione vorbei seinen alten Tränkelehrer an, der nach wie vor reglos vor dem Eingang zur Großen Halle stand. „Ihm wird nichts geschehen“, meinte Draco grübelnd. „Die Gewissheit, dass du fort sein wirst, und die Hölle auf Erden erleben wirst, wird ihm Strafe genug sein.“ „Was hast du mit mir vor?“, quietschte Hermione ungläubig und schaute sich hilfesuchend um. „Und die Hölle auf Erden habe ich bereits erlebt, Malfoy!“ „Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher!“, höhnte er und schnappte sich mit ein paar langen Schritten die überrumpelte Hermione. Die Höhle fing an sich um sie herum zu drehen und Hermione spürte die mittlerweile ungewohnte Verwendung der Magie in jeder Faser ihres Körpers. Draco Malfoy apparierte mit ihr Seite an Seite und es fühlte sich an wie ein Höllenritt, der alles an Hermione verzerrte.  Mit einem Mal ließ Draco von ihr ab und Hermione brach kraftlos in sich zusammen. Sie spürte kalten Boden unter sich und eine Welle von surrealen Eindrücken durchflutete ihren Verstand. Ihre Ohren nahmen Geräusche wahr, die sie vor langer Zeit einmal gehört hatte. Weit entferntes Vogelzwitschern, das Plätschern von Wasser und das Sausen des Windes sickerten durch ihr Trommelfell. Immer mehr Töne gesellten sich hinzu und verantalteten ein chaotisches Spektakel in ihrem Kopf. Ihre Lungen füllten sich mit klarer Luft und ihre Nase nahm mit einem Mal tausend fremde Gerüche wahr. In ihrem Mund tobten die feinsten, kuriosesten und abartigsten Geschmäcker im Wechsel und alles schien überhaupt nicht zusammen zu passen.  Chaos. Verstört blickte sie sich in dem fensterlosen, weiß gefliesten Raum um, in dem Draco sie abgesetzt hatte, und versuchte Herrin ihrer reizüberfluteten Sinne zu werden.  Wo bin ich? Und was ist das nur für ein Zauber? Zaghaft strich sie über den Fliesenboden und schaute blinzelnd in eine von der Decke hängenden Lampe. Die Gerüche, Geschmäcker und Geräusche prasselten unsichtbar auf ihre Wahrnehmungsfähigkeit ein. Immer wieder erfassten sie Impressionen aus dem Leben an der oberen Welt, die sie im jahrelangen Exil unter der Erde längst vergessen hatte. Hermiones Kopf schwirrte ununterbrochen und schmerzte immer stärker. Die Tortur musste sich bereits über Stunden hinweg gezogen haben, als Hermione sich schutzsuchend zusammenrollte und schreiend ihren Kopf unter den Armen verbarg.  War das etwa ihre Bestrafung? Wollte Malfoy sie auf diese Art und Weise in den Wahnsinn treiben? Rhythmisch klopfte sie mit der Stirn auf den Boden, um gegen die Schmerzen und dem Sausen in ihrem Kopf anzukommen. Hermione steigerte zunehmends ihr Tempo, bis sie irgendwann vor lauter Hilflosigkeit ihren Kopf so kräftig gegen die Fliesen schmetterte, dass ein erlösender schwarzer Schleier sie aus dem magischen Teufelskreis befreite. Als sie es irgendwann schaffte ihre Augen zu öffnen, merkte sie, dass sich der Raum um sie herum verändert hatte. In ihren Ohren piepste und rauschte es nach wie vor, doch wenn sie genauer hinhörte, war da nichts. Es war totenstill in dem neuen Raum. Hermione versuchte sich aufzusetzen, wurde aber durch magische Fesseln an einer Pritsche festgehalten. Was ist das jetzt? Ängstlich schaute sich Hermione in dem laborartigen Raum um und stellte fest, dass sie an diversen Schläuchen und Kabeln hing. Ihr Kopf dröhnte und resigniert ließ sie ihn zurück auf die Pritsche sinken. „Ah, du bist wach. Willkommen in meinem Labor in der AFAM, der Akademie für angewandte Magie!“ Draco Malfoy hatte sein Todesseroutfit abgelegt und trat mit einem weißen Kittel bekleidet neben Hermione. Verwirrt blinzelte sie den blonden Zauberer an und versuchte erneut sich aufzurichten. Es klappte wieder nicht. „Bleib einfach liegen, Granger, wir sind noch nicht fertig!“ Fertig? Womit noch nicht fertig? Hermione öffnete ihren Mund und wollte laut die Fragen stellen, die sie bewegten, aber kein Ton kam aus ihrer Kehle. „Der Silencio ist ein sehr nützlicher Zauber, wie du sicher noch weißt“, murmelte Draco Malfoy leicht abwesend, während er ein langes Blatt Papier studierte. Es war mit unglaublich vielen Daten beschriftet und Hermione versuchte krampfhaft etwas aus dem Kauderwelsch zu erkennen. „Wie gefällt es dir bis jetzt an der Erdoberfläche?“ Kurz blickte er von den Notizen auf und grinste Hermione über den Papierrand hinweg an. Grimmig starrte sie zurück und erntete ein gehässiges Kichern. „Herrlich, herrlich!“, Malfoy setzte sich zu ihr auf die Pritsche. „Wie oft hab ich mir vorgestellt, dass du so wehrlos und stumm auf meinem Experimentiertisch liegst.“ Hermiones Augen weiteten sich vor Schreck. Experimente? Was hatte dieser Irre mit ihr gemacht? Vergeblich bäumte sie sich in den magischen Fesseln auf, doch diese schnürten sie nur noch enger an das harte Brett. „Keine Panik, Granger. Außer einem ordentlichen Ratzeputz und dem Silencio habe ich leider keine Zauber an dir ausprobiert. Finite!“ „WAS IST HIER LOS, MALFOY?“, brüllte Hermione sofort los und wälzte sich rebellisch hin und her. Malfoy schüttelte genervt den Kopf. „Ich werde mit dir ein ganz neues, gewagtes Experiment durchführen“, erklärte er und ging neben der Pritsche auf und ab. Hermione atmete hektisch und ließ Malfoy nicht aus den Augen. „Ein kleines Geburtstagsgeschenk an mich selbst, wenn man so will!“ „Was für ein Experiment?“, keuchte sie panisch. Draco hielt inne. „Normalerweise ist es nicht erlaubt, einen Biohazard wie dich, hier oben am Leben zu lassen“, sinnierte Malfoy und nickte zu einer Tür herüber. „Die Forschungsreihen enden in der Regel tödlich, doch da ich eine Sondergenehmigung erhalten habe, kann ich dir in aller Ruhe die Tore zur Hölle öffnen. Versprochen ist versprochen.“ „Willst du mich etwa weiterhin mit diesem Zauber quälen, bis ich mich selber umbringe?“ Draco lächelte matt: „Natürlich nicht. Das diente nur dazu, deinen Körper auf die Welt hier oben einzustimmen. Alles hat sich verändert und damit du nicht auf der Stelle durchdrehst oder dich sofort umbringst, und mir den Spaß verdirbst, gab es nun mal einen kleinen Informations-Crash für dich.“ Hermione starrte Malfoy mit großen Augen an und überlegte zum wiederholten Male, was genau er mit ihr vorhatte. Wenn es keine Folterei durch Zauberei war, was könnte es dann nur sein? „Sklaverei“, beantwortete Draco ihren Gedanken und Hermione merkte mit einem Mal, wie er anscheinend ohne große Mühe in ihren Geist eindringen konnte. Für einen Moment wollte sie versuchen, sich ihm zu verschließen, erinnerte sich jedoch, dass das Zaubereiverbot mit Sichereit noch Gültigkeit besaß. „Braves Mädchen“, lächelte Draco hämisch. „Du wirst also in meine Sklavendienste treten. Neben Arbeiten in meinem Haushalt wirst du hauptsächlich hier in der Akademie für mich tätig sein.“ Eine Zukunft als Mädchen für alles, auch wenn es für Draco Malfoy war, klang im ersten Moment doch gar nicht wie die Hölle auf Erden? Hermione musste wahrscheinlich schuften bis die Hände bluteten, jedoch kam ihr das nach dem grauen Alltag unter der Erde eigentlich ganz gelegen. Aber wo war der Haken? „Mehr nicht?“, fragte Hermione verwundert und Malfoy löste mit einem Zauberstabschlenker ihre Fesseln.  „Mehr nicht“, griente er nur. __________________________________ Och… mehr nicht… wie Hermiones Sklavendasein aussieht, erfahren wir nächste Woche... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)