Manchmal muss man einfach nur umkippen... von Gaomee (... und Tentens Hochzeit ruinieren) ================================================================================ Kapitel 1: Hochzeit in einer Umkleidekammer ------------------------------------------- Er betrachtete das Glas vor sich eine Sekunde lang. Dann trank er es aus. Dann das nächste. Und danach noch eins. Dann fing er wieder von vorne an. Bis die Flasche leer war. Und dann fing er wieder von vorne an. Neji war erstaunlich geschickt, wenn er trank. Kein Tropfen Cognak landete auf seinem blütenweißen Hemd. Die Krawatte war perfekt gebunden. Die Haare immatrikulat zurückgekämmt. Ein Bild von einem Mann. Sogar die Blume im Knopfloch war intakt als er sich auf den Weg zur Hochzeit machte. Aber im Prinzip war es doch nicht so verwunderlich, denn er war bereits geübt. Er hatte praktisch nichts anderes gemacht seitdem ihn die Einladung erreicht hatte. Warum, allerdings, wusste er auch nicht so genau. Was bedeutete ihm schon eine Hochzeit? Und wer war überhaupt dieser Kiba? Hinata hatte durchblicken lassen, dass der Name ihm bekannt vorkommen sollte, weil die dazugehörige Person einst in ihrem Team gewesen war. Aber, was Hinata bei ihrer Bemerkung nicht berücksichtigt hatte, war, dass Neji sich noch nie für ihr Team interessiert hatte. Erst als er die Fotos des glücklichen Brautpaars auf der Rückseite der Einladung abgedruckt sah, umgeben von einem ganzen Rudel Hunden, ging ihm ein Licht auf. Der Inuzuka-Clan. Hunde. Warum man allerdings gewillt sein sollte in so eine chaotische, extrovertierte Familie einzuheiraten, war ihm schleierhaft. Er fuhr sich über das Gesicht. Dann stand er auf, spülte langsam, um seine motorischen Fähigkeiten nicht zu hart auf die Probe zu stellen, das Glas ab und machte sich auf den Weg. Die frische Luft tat ihm erst gut. Es war eigentlich ein schöner Tag. So etwas soll Brautpaaren ja wichtig sein - a la “Weißt du noch wie schön die… geblüht haben als wir geheiratet haben?” Neji hatte sich entschieden allein zur Hochzeit zu gehen statt von einer der Telefonnummern, die ihm von einsamen Frauen zugesteckt wurden, Gebrauch zu machen. Mit Gesellschaft hielt er es nie lange aus. Er schaffte es den ganzen Weg zur Kirche. Ohne umzukippen, ohne sich zu übergeben. Doch als er dann endlich saß, merkte er wie froh er darüber war. Die Kirche war groß, schön, gothisch. Er war einer der ersten. Nach und nach wurde es voller als die restlichen Gäste eintrafen. Schemenhaft konnte er Narutos blonden Schopf ausmachen, Hinatas unscheinbare Präsenz und Tsunades sehr präsente Präsenz - Sie trug wahrscheinlich mehr Dekolletee zur Schau als die Braut es tun würde. So wie er die Braut kannte jedenfalls. Wenn er sie noch kannte. Dessen war er sich in letzter Zeit nicht mehr sicher. Dass sie heiratete, überraschte ihn. Und er befürchtete, dass sie ihn heute mit so mancherlei überraschen würde. Zum Beispiel, wenn sie tatsächlich “ja” sagen würde. Ihn küssen würde. Und mit ihm auf Hochzeitsreise verschwinden würde. Er bekam so gerade mit wie sich jemand neben ihn setzte, doch er registrierte die Person nicht bis Hinatas Stimme zu ihm durchdrang. Schwerfällig wandte er ihr sein Antlitz zu. Ihren Gesichtsausdruck konnte er nicht ausmachen, denn er sah alles verschwommen, doch ihr Satinkleid blendete ihn fast. Ach ja, sie war Brautjungfer. “Du siehst… nicht gut aus”, eröffnete sie ihm. Schwang da Mitgefühl in ihrer Stimme mit? Vielleicht sogar Mitleid? Wenn er nicht seine ganze Kraft gebraucht hätte, um aufrecht sitzen zu bleiben, wäre er sicherlich wütend geworden. “Du hast doch nicht gedacht, dass sie ewig auf dich wartet, oder?” Er weigerte sich diese Frage zu beantworten bis Hinata schließlich aufgab, aufstand und sich an ihren Platz stellte. Mittlerweile war die KIrche gut gefüllt. Neji atmete tief ein. Nein, dachte er. Er hatte gar nichts gedacht. Die Braut war wunderschön. Das konnte er an den ganzen “Oh”s und “Ah”s hören. Er hielt den Blick starr nach vorne gerichtet bis er es nicht mehr aushielt. Er wandte den Kopf. Seine Augen erfassten sie und plötzlich konnte er wieder klar sehen. Tenten. Sie sah schrecklich aus: Sie lächelte überglücklich, von dezentem Make-up unterstrichen, erstrahlte ihr Gesicht geradezu in natürlicher Schönheit, eingerahmt von goldbraunen Locken. Das elaborante Brautkleid, dessen bezauberndes Weiß ihn sogar noch mehr blendete als Hinatas Fummel, umschmeichelte ihre gebräunten Schultern, die festen Brüste, den muskulösen Bauch und weitete sich von dem aus Spitze gefertigten Bustier zu einem ausladenden Satinrock. Märchenhaft, würde man sagen. Das Bouquet war ebenfalls der Traum aller Frauen, mit so vielen verschiedenen Wildblumen, dass es wirklich ausgefallen schien. Von irgendwoher vernahm er ein Schniefen. Als er sie dann endlich zusammen sah, in Fleisch und Blut, und nicht nur lächelnd und sich umarmend auf einem Verlobungsfoto, vorne vor dem Altar, ging es bergab mit ihm. Sein eben noch so fokussierter Blick schwand, ihm wurde schrecklich schwindlig und das letzte an das er sich erinnern konnte war plötzlich in Richtung Kirchendecke zu starren. Ein Schrei ließ die versammelte Gemeinde aufschrecken. Hanabi, die Hinatas Platz neben ihrem Cousin eingenommen hatte, war aufgesprungen und stand hilflos bei als alle beobachten konnten wie der große Krieger schwer auf dem Boden aufkam. Mit dem Blick starr gen oben gerichtet, machte er einen wahrlich besorgniserweckenden Eindruck und Tenten hatte ihre Röcke gerafft noch bevor jemand anderes reagieren konnte. Hinata war direkt hinter ihr und verfolgte mit wie die Braut Puls und Atmung kontrollierte. Bei der Atmung zog sie verwundert die Brauen in die Höhe. Der Bräutigamm, wie alle anderen, konnte nur verstört und ratlos da stehen. Er hatte die Arme noch immer ausgestreckt, um Tentens Hände entgegen zu nehmen und sein Treuzeuge, Shino, hielt noch immer die Ringe bereit. Es herrschte eine kurze Phase des Chaos, in der niemand so recht wusste, wie weiter verfahren werden würde und lautes Stimmengewirr erhob sich. Nachdem die Frauen den schweren Mann in die stabile Seitenlage gebracht hatten, kam Tenten zu ihrem Liebsten und berührte ihn vertraulich am Arm. “Tut mir Leid, Schatz.” Er konnte in ihrem Blick lesen, was folgen würde. “Aber so können wir nicht weiter machen.” Er fuhr sich mit einem schelmischen Lächeln durch die Haare. “Wir können ihn nicht einfach dem nächsten Krankenwagen mitgeben und unser Ding durchziehen?”, fragte er scherzhaft. Er meinte es nicht ernst, denn direkt im nächsten Augenblick fragte er: “Es ist doch nichts Ernstes, oder? Herzinfarkt…?” Kiba glaubte nicht daran, denn sonst hätte sie schon längst den Arzt gerufen und er konnte jetzt schon aus dem Augenwinkel erkennen wie der ihm größtenteils unbekannte Mann begann sich zu bewegen. Sie schenkte ihm ihr entschuldigendes Lächeln und versicherte ihm, dass es sowieso von Vorteil für ihn sein würde zwei Hochzeitsnächte zu haben. Er grinste anzüglich und fuhr kurz mit den Augen über ihr Kleid. “Stimmt. Also seh ich dich heute Abend?” Sie nickte. Ihm war klar, dass sie sich persönlich um diese Situation kümmern wollen würde. Niemand zerstörte Tenten Inuzukas Hochzeitstag ohne ihr danach in die Augen sehen zu müssen. “Kümmerst du dich um die Gäste?” Er salutierte: “Aye Aye!” Dann gab er ihr noch einen letzten kurzen Kuss, entschuldigte sich beim Priester für die Unannehmlichkeit und wandte sich dann an die Masse, während Tenten wieder ihre Röcke raffte, um Hinata beim Transport ihres Cousins zu unterstützen. “Leute, ich befürchte es gibt eine kleine Planänderung - Keine Sorge, Alkohol und Essen ist nicht betroffen. Das gibt`s gleich nebenan und dann sehen wir uns alle entweder später oder morgen noch einmal hier. Lasst uns schonmal vorglühen für mo-”, hörte Tenten ihren Zukünftigen noch sagen, bevor sie mit Nejis Arm um ihre Schulter durch eine der Seitentüren verschwand. In der kleinen Umkleidekammer des Priesters, legten sie Neji auf dem tiefen Bett ab und beratschlagten. “Brauchst du mich hier oder soll ich Kiba helfen gehen?”, fragte Hinata skeptisch. Tenten winkte ab: “Als ob ich jemals Hilfe mit Neji Hyuga gebraucht hätte. Mit dem werdeich auch so fertig. Geh du lieber mal und steh meinem armen Kiba bei.” Sie lachte. Unsicher lächelte Hinata zurück. “Ja, ich denke, du bist die einzige, die dabei keine Hilfe braucht.” Sie wandte sich zum Gehen, doch bevor sie die Tür hinter sich zufallen ließ, sagte sie noch: “Ach, Tenten?” “Hm?” “Sei nicht so streng mit ihm.” Tenten lächelte beruhigend. In ihrem wunderschönen Kleid in dem kleinen Raum mit dem betrunkenen Mann sah sie ganz schön fehl am Platze aus. “Mach dir mal keine Sorgen um deinen Cousin”, beschwichtigte sie ihre auserlesene Trauzeugin. Mit den Worten “Ich meinte Kiba.” ließ sie die Braut verdattert zurück und huschte schnell hinaus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)