The Change of Fate von YharnamSunrise (a ZENONIA Fanfiction) ================================================================================ Kapitel 1: Revived again ------------------------ Historische Fakten zu ZENONIA: "Einst erschuf der Große Erschaffer die Galaxie. Sie bestand aus zwei großen Kontinenten, wobei einer dieser Kontinente von den Menschen regiert wurde. Die niederen Götter, die der Große Erschaffer einst aufgegeben und im Stich gelassen hatte beneideten die Menschheit und übten Vergeltung am Großen Erschaffer aus, indem sie die Menschenwelt verwüsteten und zerstörten. Der Große Erschaffer zerteilte daraufhin aus Zorn über dieses Verhalten die Welt in zwei Teile und verbannte die niederen Götter in das Reich der Dunkelheit. Durch diesen immensen Verbrauch an Kraft wurde der Große Erschaffer jedoch sehr geschwächt, woraufhin er sich mit seiner letzten noch verbleibenden Kraft in den Baum des Lebens/Tree of Life transformierte. Er erschuf den Heiligen Stamm (Divine Tribe) um seine Präsenz beschützen und wahren zu können während die niederen Götter im Reich der Dunkelheit den Devil Tribe erschufen. Sie bezeichneten sich dort selbst als Könige und zogen gegen den Divine Tribe und den Großen Erschaffer im Himmlischen Reiche im großen, sakralen Krieg zu Felde, welches aufgrund des Kampfes fast zerstört wurde. Teile des Himmlischen Reiches stürzten auf das Mittlere Reich, Midgard, herab, wobei auch alle im Himmlischen Reiche residierenden Personen nach Midgard stürzten. Man gab den Menschen die Schuld daran, dass das Himmlische Reich auf Midgard herabstürzte und begann diese zu verabscheuen." Weltenverzeichnis: In ZENONIA gibt es vier Welten: ➤ das Himmlische Reich, welches – wie der Name schon darauf schließen lässt – im Himmel ist. Dort herrscht beziehungsweise residiert der Himmlische Stamm. ➤ das Mittlere Reich (Middle Realm/Midgard), welches die Dimension zwischen dem Himmlischem Reiche und der Erde darstellt. Aufgrund des großen, sakralen Krieges stürzten Teile des Himmlischen Reiches auf Midgard herab wo noch heute verschiedene antike Ruinen und Architekturen des Himmlischen Reiches vorzufinden sind. Über dieses Reich herrscht Pontifex Temir. ➤ die Welt der Menschen, welche einst vom Großen Erschaffer erschaffen wurde; das Königreich der Menschen wird namentlich als Königreich Andra bezeichnet, der gesamte Kontinent heißt Zenonia [Die Könige im Überblick: Argos, Valens, Lu, Bronte/bzw. Neal als Prinz] ➤ das Reich der Dunkelheit (Dark Realm) welches die Heimat des Devil Tribes darstellt und immer wieder aufs Neue von grausamen, dunklen Königen regiert wird. [Die Könige des Devil Tribes im Überblick und nach Amtsreihenfolge: Ladon, Tiaris, Antoine, Shaturu, Aster (wenn man ihn als 'König' bezeichnen kann.] Bevölkerungs- und Stammesverzeichnis: In ZENONIA gibt es verschiedene Stämme und Wesen: ➤ der Himmlische Stamm (Divine Tribe) ist der heilige Stamm, der einst vom Großen Erschaffer erschaffen wurde, um dessen Präsenz als Baum des Lebens zu wahren. Die Angehörigen des Divine Tribes zeichnen sich durch ein besonderes Merkmal aus: sie haben helle, weiße Flügel. ➤ die Menschheit, der es – so denke ich – keiner weiteren besonderen Erklärung bedarf ➤ der entartete/degenerierte Stamm (Degenerated Tribe) ist eine Abspaltung des Himmlischen Stammes, die durch den Zerfall des Himmlischen Reiches entstand. Durch den Sturz aus dem Himmlischen Reich nach Midgard verloren manche Angehörige des Divine Tribes ihre Flügel. Sie wurden daraufhin von ihren ehemaligen Stammesangehörigen ausgegrenzt und als entartet abgestempelt, obwohl sie im Kerne immer noch dem Himmlischen Stamme anzurechnen waren. Dennoch vertrieb man sie, da sie eine immense Ähnlichkeit zu den ohnehin verachteten Menschen hatten. Unter der Regierung des Pontifex Temir verschlimmerte sich dieser Zustand nur noch mehr, natürlich sehr zum Leidwesen des Degenerated Tribes. ➤ der Dragon Clan/Devil Tribe (Teuflischer Stamm) ist der Stamm, den einst die niederen Götter erschufen. Die Angehörigen des Devil Tribes zeichnen sich, neben ihrer immens dunklen Energie, dadurch aus dass dessen Angehörige tiefschwarze Flügel haben. Viele Angehörige erscheinen in der Gestalt von Drachen oder drachenähnlichen Monstern, manche erscheinen jedoch auch als eine Art menschlichere Gestalt. Der Devil Tribe wurde zu Beginn der ZENONIA-Serien noch als Dragon-Clan bezeichnet, nunmehr bezeichnet man ihn als Devil Tribe. Der kleine Überblick über die Handlung von ZENONIA (Teile 1 – 4): Zenonia ist eine RPG-Spielreihe der Gamevil Inc., die im Wesentlichen von einem Helden handelt, der viele verschiedene Abenteuer bestreiten muss (in ZENONIA 2 handelt die Geschichte sogar gleich von vier Helden: Lu, Ecne, Morpice und Daza). Gut, das klingt noch nicht sonderlich extravagant für ein RPG, dennoch hat ZENONIA Irgendetwas, das es einzigartig macht: das gewisse Etwas an einer phänomenalen Story! Ja gut, das kann man jetzt auch wieder auf jegliche RPGs anwenden dennoch hat es mir persönlich diese RPG-Serie dank ihrer fesselnden und faszinierenden Story immens angetan. Der Hauptprotagonist heißt Regret, ein blonder Mann den man einst während einer Schlacht zwischen den Menschen/Heiligen Rittern und dem Dragon Clan/Devil Tribe auf dem Kampffeld TriPalo vorfand. Im Wesentlichen handelt die Story von ZENONIA davon den Erzfeind Ladon, den König des Dragon Clans (i.d.F. der Spielreihe als Devil Tribe bezeichnet), zu bezwingen. [Storyline ZENONIA 1 und teilweise ZENONIA 2 bezüglich Ladon] Er ist der Vater Regrets, dahingehend versuchte Regret sich, nachdem er Ladon besiegt hatte, daran abgelegen in Iris Town – einer kleinen Stadt im Königreich Andra – zu leben aus Angst vor der dunklen Energie Ladons, die noch immer in ihm verweilte. Er fürchtete immer, dass ihm diese dunkle Energie eines Tages einmal zum Verhängnis werden und ihn überkommen könnte. Er versuchte sich darin, diese dunkle Macht zu bezwingen, konnte dies jedoch nicht. Sozusagen eigens isoliert lebte er fortan in Iris Town, ehe eine Fee – Runa – ihn eines Tages bat, ihr zu folgen. Sie offenbarte ihm eine sterbende Frau des Divine Tribes sowie ein Kind. Die Frau bat Regret kurz vor ihrem Tode darum, sich um das Kind zu kümmern. Dabei gab sie Regret eine Kette, die zum Vater des Kindes führen würde. Regret nahm sich dem Kind an und zog ihn als seinen Sohn namens Chael groß. Die Beiden lebten eine ganze Weile friedlich zusammen als Chael eines Tages auf einmal durch eine beschwörende Magie in ein vollkommen anderes Reich gezehrt wird – Midgard. Dort erlebt er viele verschiedene Abenteuer und trifft auf seinen Bruder Luxferre und seinen wahren Vater, Pontifex Temir. Sein prädestiniertes Schicksal führt ihn in einen verbitterten Kampf gegen den aktuell regierenden König des Devil Tribes, Antoine. Da Antoine jedoch nur noch aus einer Seele besteht opfert Regret, der auch durch beschwörende Magie nach Midgard gelangt, seinen Körper an Antoine für die Chance, dass Chael Antoine besiegen kann. Das schafft er auch, jedoch stirbt Regret leider. [Storyline ZENONIA 3] Er erwacht wieder in einer Art Traumwelt, der er Dank einer Fee und dem Ich aus seiner Zukunft entfliehen kann. Regret wurde nach seinem Tod vom Großen Erschaffer über die Fee Anya wiederbelebt und lebt nach dessen Willen in der Vergangenheit weiter, wo er viele altbekannte aber auch neue Personen antrifft. Auch auf Chael trifft er, der mittlerweile der Kommandant einer bedeutenden Stadt ist. Nach sämtlichen Zeitreisen und dem Tod seines Sohnes trifft Regret dann schlussendlich auf den aktuellen Herrscher des Devil Tribes – Shaturu. Diesen besiegt er auch, jedoch schaffte es Shaturu einen Teil seiner Seele in die Seele einer Vertrauten Regrets, Elisa, zu pflanzen. Diese kontrollierte er nun dahingehend, dass sie Regret mit einem gezielten Stich in die Brust tötete – das, meines Erachtens nach, phänomenal-grandiose Ende des Normal Modes in Zenonia 4. [Es dürfte ersichtlich sein, dass das die Storyline aus ZENONIA 4 ist.] Und genau an dieses Ending werde ich in meiner FF jetzt anknüpfen. CHAPTER 1 - REVIVED AGAIN Der Vollmond stand hoch am Zenit während sein fahles Licht sanft die Stadt erleuchtete, wessen Türme und Häuser aus der Ferne grob auszumachen waren. Sachte umschmeichelte der Mond den Konturen der Stadt, welche pompös und beeindruckend wirkte. Da stand sie, die stolze Stadt und schien sich dem Mond emporheben zu wollen, ihm ihre volle Schönheit offenbaren und Jeden mit dieser Schönheit blenden zu wollen. Ein wahrhaftig wundervoller Anblick, was sich für eine Hauptstadt auch gebührte. Ja sie war mittlerweile die Hauptstadt, die Hauptstadt des Königreiches Andra. Die wundervolle, vielseitige Hauptstadt. Sie stand für Ideale wie Schutz, Sicherheit und Geborgenheit. Daher gab man sich die größtmögliche Mühe, diese Stadt aufzubauen, auszuweiten und zu einem würdigen Zentrum erwachsen zu lassen. Um genau zu sein machte sich der Himmlische Stamm die Mühe daran, das Reich komplett zu restaurieren – und das tat er innerhalb des Heiligen Zeitalters. Aus kleinen, unbedeutenden Städten wurden wunderbare, ansehnliche Metropolen. Das Heilige Zeitalter war die goldene Zeit, durch und durch. Dabei konnte man die Betonung jedoch getrost auf das kleine aber dennoch bedeutende Wörtchen 'war' legen. Warum? Warum nicht könnte man darauf antworten, dennoch sollte man eine anders gelagerte Frage stellen: Was war von dem Heiligen Zeitalter übrig geblieben? Schöne Städte könnte man nun anbringen, das würde wohl auch zutreffen. Atemberaubende Sehenswürdigkeiten könnte man noch anfügen – auch zutreffend. Dennoch sollte man hinterfragen, was einem all diese Sehenswürdigkeiten brachten, wenn die Städte nicht mehr sicher waren. Welchen Schutz gaben sie Einem denn noch? Waren sie wirklich die unbesiegbaren Festen, die Niemand ohne Weiteres erstürmen konnte? Oder waren sie mittlerweile nichts weiter als reine Sehenswürdigkeiten, die den Anschein verbreiten sollten, der Bevölkerung den bestmöglichen Schutz gebieten zu können? Ja doch, das traf in den meisten Fällen zu tat sich doch ein zentrales Problem auf, welches auch die allerschönste Stadt nicht lösen konnte: die Monster. Einst, innerhalb des Heiligen Zeitalters, hatte man alle bösen Kreaturen vom Antlitz der Welt getilgt – und das hatte man erfolgreich erledigt. Fein säuberlich vernichtete man jegliche unerwünschten Kreaturen, die Einem einst einmal gefährlich werden konnten – die etwas andere Art der Prävention. Dennoch war sie erfolgreich und sie wirkte nach. Jahrelang sichtete man kein einziges Monster mehr, bis auf einmal erneut Monster erschienen. Erst vereinzelt, dann in größeren Zahlen. An und für sich wäre es von nicht allzu immensem Aufwand diese Kreaturen zu vernichten, dennoch musste die Menschheit schon bald feststellen, dass dieses Unterfangen sich als schwierig und verlustreich entpuppte. Die Monster waren stark und verstanden sich darauf, in Gruppen scheinbar gezielte Angriffe zu starten. Bald schon brachte man auch den Grund des Erscheinens der vielen Monster in Erfahrung: der Devil Tribe – eine Gruppe teuflischer, rachsüchtiger Gestalten. Ja, der Devil Tribe war eine Horde gefürchteter Schergen. Einst, als der Große Erschaffer die niederen Götter in das Reich der Dunkelheit verbannte erschufen ebendiese Götter die dunklen Wesen des Devil Tribes, um Vergeltung am Erschaffer ausüben zu können. Und so taten sie es nun erneut mit verstärkten, gezielten Angriffen auf die Städte der verhassten Menschen. Gegen die Doppelbelastungen an Angriffen seitens der Monster und des Devil Tribes kamen viele der Städte nicht an, die Hauptstadt stellte da keine Ausnahme dar. Auch wenn sie allmächtig erschien war sie es nicht und konnte all das nicht mehr bieten, was sie eigentlich zu bieten versprach. Betrachtete man daher analytisch all die Ideale, für die diese Stadt einst stand und eigentlich auch heutzutage stehen sollte konnte man eigentlich nur die Hände über dem Kopfe zusammenschlagen und all das für eine Lüge bezeichnen. Sozusagen war die Sicherheit der gesamten Bevölkerung eine Lüge und etwas Unerreichbares, und das konnte man getrost auf das komplette Königreich Andra beziehen. Der Höllenschlund des Abgrundes versuchte immer wieder aufs Neue die Seelen und Willen der Wesen zu brechen um sie so in die abgründige Tiefe stürzen zu können. Und er schaffte es, zumindest bei schwachen und zerbrechlichen Wesen. Also hieß es stark zu sein, den Kopf stets erhoben zu halten und immer tapfer weiter zu kämpfen oder gegenüber der Bevölkerung den Anschein zu wahren, das sie sicher wäre. "Los, schnell jetzt oder willst du etwa, dass sie uns sehen?!" "Nein, seh' ich so aus?" "Nein das habe ich nicht gesagt! Aber wenn du weiter solchen Lärm machst werden sie uns noch finden!" "Ach Quatsch nicht, bis jetzt ging doch Alles gut. Außerdem – welchen Lärm mache ich denn? Etwa meine Schritte auf dem gedämpften Waldboden oder dem Gras? Das kann nicht sein!" "Das meine ich nicht! Du stolperst über alle möglichen Dinge! Sieh dich doch mal an, verdammt! Wie du aussiehst!" "W-was? Willst du mich verarschen oder was?! Als wenn deine Stimme nicht schon laut und auffällig genug ist Außerdem – wie kannst du mich einwandfrei sehen? Es ist doch Nacht!" "Ach? Schon mal was von Halbmond gehört? Außerdem flüstere ich!" "Ja? Tust du das? Für mich hört sich das ja nicht mehr nach Flüstern an!!" "Was? Jetzt glaube ich aber dass DU MICH verarschen willst!" "Wer ist es denn, der mich hier schon die ganze Zeit verarscht?! Richtig - kein Geringerer als DU!" Stimmen? Sind das…Stimmen? Höre ich da gerade Stimmen? Aber – wie kann das sein? ... I-ich glaube ich…höre tatsächlich etwas. Zweifelsfrei vernehme ich Wortfetzen. Aber wie ist das nur möglich? Ich bin doch tot, oder? Ich bin gestorben, als ich Chael die Möglichkeit geboten habe, durch die Aufopferung meines Körpers an den König des Devil Tribes, Antoine, ebendiesen zu besiegen, oder etwa nicht? Danach bin ich in einer Art Traumwelt gefangen gewesen welche durch Ladons dunkle Energie ausgelöst wurde, die noch immer in meinem tiefsten Inneren existiert. Und dann? Dann wurde ich von Anya in die reelle Zeit zurückgebracht, einer Fee, die mir der Große Erschaffer gesandt hatte. Kurz darauf begann ein aufregendes Abenteuer für mich, ich hatte eine ganz klare Mission: den aktuellen Herrscher des Devil Tribes auszuschalten, namentlich auch als Shaturu bekannt. Viele Erlebnisse prägten mich, ich besiegte viele Generäle der Feinde, gewann viel…aber verlor auch viel. Ja, ich verlor viel, zu viel. Chael. Wie konnte ich dich nur sterben lassen?! Ich…ich kann, will und fühle mich nicht annähernd dazu im Stande, darüber nachzudenken, so peinlich ist mir das Alles! Wie konnte ich nur? Wie konnte ich es wagen... dich...? Verdammt! Ich hatte mich nach Chaels Tod zu Shaturu begeben und kurz darauf... ...hat mich Shaturu getötet! Oh ja, das hat er – aber auf die hinterlistigste Art und Weise, die man sich vorstellen kann. Er hat eine Person, Elisa, durch Seelenmagie dazu beeinflusst, mir ihr Schwert bis zum Anschlag in die Brust zu rammen. Das ist Alles an das ich mich noch erinnern kann. Dann wurde alles schwarz und jetzt müsste ich eigentlich endgültig tot sein, eigentlich. Befinde ich mich jetzt also in dem Leben nach dem Tod? Gibt es überhaupt ein Leben nach dem Tod? Und kann man im Leben nach dem Tod überhaupt denken? Ich wage es zu bezweifeln. Aber warum kann ich es dann? Kann man in einem Leben nach dem Tod fühlen? Ich fühle den Schmerz über den Verlust meines Sohnes, welcher meine Seele zerbersten, sie in viele kleinen Splitter zerreißen zu wollen scheint. Aber warum kann ich diese Gefühle spüren? Merkwürdig, verwirrend. Ja alles in allem eine merkwürdige Mischung, die jegliche meiner ohnehin schon verzerrten Wahrnehmung komplett über den Haufen wirft. Warum nur passiert all das gerade? Es ist doch Alles tiefschwarz und dunkel um mich herum. Passiert überhaupt etwas? Oder bilde ich mir das Alles nur ein? Träume ich eventuell wieder und bin durch Ladons Energie in einem neuen Albtraum gefangen? "Bitte was?! Hast du einen sitzen oder was?! Weißt du nicht, wie gefährlich es hier draußen ist?!" "Oh es ist hier draußen gefährlich?! Wusste ich ja gar nicht! Warum denn, Abel?" "Warum? Stell dich nicht dumm!" "Ich stelle mich nicht dumm. Du stellst mich aber als dumm dar!" "Ja weil du es auch bist! Dein Leichtsinn unterstreicht deine Dummheit nur noch mehr! Seit wann verlässt man denn bitte des Nachts unbewaffnet und ohne die Begleitung einer Wache die Stadt?! Sei froh dass ich es noch rechtzeitig gemerkt habe!" "Äh… uhm…" "Oh, ich glaube da habe ich dich wohl auf frischer Tat ertappt." "Schande, wo ist meine Waffe?" Ich kann nicht sehen, nur hören. Was ist hier los? Wer ist da? Ich möchte etwas sagen, möchte den fremden Stimmen etwas zurufen, sie fragen, wer sie sind aber ich schaffe es nicht. Alles in meinem Inneren schreit danach, eine Äußerung zu treffen dennoch entweicht kein einziges Wort meinen Lippen. Ich kann nichts sagen... "Hier. Ich habe sie bei mir, weil du sie in der Kneipe liegen gelassen hast. Du bist so leichtsinnig und jetzt lass uns zurückkehren. Ich habe keine Lust darauf hier von einem Späher des Devil Tribes aufgegriffen zu werden." "Ja... Ja, du hast ja recht. Lass verschwinden... Tut mir leid." "Na also, geht doch. Mir täte es leid deiner Familie davon berichten zu müssen, dass dich ein Späher des Devil Tribes betrunken vor den Stadttoren erledigt hätte." "Ja... Und mir wäre das peinlich... Kommt nicht mehr vor, versprochen." "Das will ich auch hoffen." Auf einmal scheint das Gespräch der Fremden zu enden. Gedämpfte Schritte scheinen sich von mir zu entfernen. Abrupt und urplötzlich tritt erneut diese endlose Stille ein. Durchlebe ich vielleicht gerade noch einmal Teile meines Lebens? Eine Art Flashback? Nein, oder? Ich kann mich nämlich nicht daran erinnern je ein solches Gespräch geführt zu haben doch bin ich mir nicht zu einhundert Prozent sicher – schließlich war ich schon über vierzig Jahre alt und habe viel in meinem Leben erlebt. Was also, wenn sich tatsächlich in meinen jungen Jahren irgendwann einmal eine derartige Situation ereignet hat? Aber... aber dann müsste ich doch theoretisch die Stimmen der sich Unterhaltenden erkennen können, oder? Vielleicht waren es Lu und Morpice oder Daza? Dupre und Kommandant Vague? Meister Virulent? Oder sind meine Sinne so durcheinander und so geblendet dass ich die Stimmen nicht mehr zu erkennen vermag? Wer weiß das schon, ich weiß vieles und dennoch weiß ich im Moment gar nichts. Wie lange ist es eigentlich schon her seitdem ich gestorben bin? Einen Tag? Zwei Tage? Eine Woche? Zwei Monate? Zehn Jahre? Wer hätte es gedacht – ich weiß es nicht! Welch eine Überraschung – ist ja nichts Neues, nicht wahr? Egal. Plötzlich durchfährt mich ein stechender Schmerz, scheint wie ein Blitz in mein Innerstes einzuschlagen und im Kopf seine volle Kraft zu entladen. Wo ich zuvor noch den tiefen Stich in meinem Herzen wahrgenommen habe empfinde ich nun zusätzlich noch diesen unsäglichen Kopfschmerz. Gehört das auch zu meinem Leben nach dem Tod, wenn es denn ein Leben ist? Was ist es eigentlich? Schon unheimlich nicht zu wissen, ob es tatsächlich ein Leben ist. Ja doch, vermutlich gehört es zu dem Leben nach dem Tod. Ich bezeichne es jetzt einfach mal so - klingt doch beruhigend, nicht? 'Das Leben nach dem Tod' - das bei mir in tiefste Dunkelheit, Regungslosigkeit und Schmerz gehüllt ist. Wahnsinnig beruhigend, wirklich! Vielleicht habe ich es ja auch nicht anders verdient? Schließlich bin ich ja Mitglied des Dragon Clans und noch dazu Ladons Sohn. Ha, wie ironisch! Vielleicht haben diese fremden Stimmen ja mich gemeint? Aber ich kann mich noch nicht einmal bewegen – woher sollte ich daher einen Späher darstellen? Allerhöchstens einen toten Späher, der zu nichts mehr in der Lage ist. Apropos Bewegung und Wahrnehmung – sind meine Augen eigentlich geschlossen oder geöffnet? Kann ich etwas Anderes als Schmerz fühlen? Zum Beispiel meine Umgebung? Vermag ich etwas zu berühren? Versuchen könnte ich es doch eigentlich, oder etwa nicht? Was habe ich denn zu verlieren? Das Leben? – Der war gut, Regret! Na gut, dann versuche ich mich eben daran – aber wie? Bin ich noch ein Wesen? Antoine, der König des Dragon Clans, welcher nur noch eine Seele aber keinen Körper mehr hatte, hat schließlich meinen Körper vollumfänglich verzehrt und sich so meinem Sohn gestellt. Nun gut, eigentlich könnte man es als eine Art Pakt zwischen Antoine und mir bezeichnen – ich habe meinen Körper geopfert um Chael die Chance ermöglichen zu können, Antoine zu besiegen. Shaturu hat mich nach meiner erneuten Wiederbelebung töten lassen, ich hatte also für eine gewisse Zeit wieder einen Körper. Aber was hat er dann mit mir gemacht? Oh Großer Erschaffer - das will ich glaube ich garnicht wissen. Der alleinige Gedanke daran - uwah! Also gut, dann denken wir doch mal logisch. Hah! Ein Toter der über Logik nachdenkt - welch fatale Groteske! Shaturu... was hat er wohl mit mir angestellt? Schlussendlich war er es doch, der hinter meiner Ladon-Energie her war. Er wollte sie besitzen, sie sich unter die Nägel reißen um so allmächtig zu werden. Und das dürfte er – wenn ich es grob überschlage – auch geschafft haben. Gut, zuallererst wird er mich also tatsächlich meiner Ladon-Energie beraubt haben. Dahinter sind schlussendlich alle erdenklichen Feinde dieser Welt her, was auch sonst? Was?! Regret besitzt die Energie des sagenumwobenen Königs Ladon?! - Na wunderbar, dann hetze ich ihn solange zu Tode ehe ich ihn einfangen kann und mir die Energie unter die Nägel reißen kann! Und dann werde ich allmächtig! Nun gut, gehen wir also davon aus, dass er mich tatsächlich meiner Ladon-Energie beraubt hat, schön für ihn und noch viel schöner für mich - auf diesen Teil meiner Energie konnte ich nämlich getrost verzichten! Also weg von dem 'was bin ich' hin zu dem 'was ist von mir übrig geblieben'. Wirklich – das klingt einfach nur absurd! Schlussendlich müsste also jetzt die leere Hülle des toten Regrets vor Shaturu liegen, der sich für seine Handlung wohl gebührend feiern lässt. Endlich kann er allmächtig werden und endlich hat er das erreicht, was alle anderen Feinde zuvor nicht erreicht haben: er hält die Energie des legendären Königs Ladon in seinen Händen. Als nächstes wird er wohl meinen Körper beseitigen. Was er wohl damit anfangen wird? Stopft er mich jetzt aus und stellt mich zur Schau in seinem Thronsaal aus? Schön getreu dem Motto 'ich habe Ladons Sohn gefangen'? Igitt! Jetzt wird's definitiv krank! Schluss also mit diesem kranken Schwachsinn! Malen wir uns einfach ein beruhigenderes Szenario aus: Ich gehe davon aus, nur noch eine Seele zu sein. Ja genau, eine rastlose Seele, die keine Ruhe finden kann weil sie einen unschönen, unerwarteten Tod gestorben ist. Diese Seele müsste - wenn ich mich recht entsinne - irgendwo in Zerat Castle herumschwirren und dürfte von diesem Ort auch nicht mehr loskommen, weil sie dort hinterrücks dem Leben beraubt wurde. Also gilt es dann noch herauszufinden, wieso ich scheinbar - wenn auch nur als Seele - noch existiere. Eine Antwort scheint sich mir sofort offenbaren und offerieren zu wollen also schiebe ich meine Existenz auf etwas Anderes: Ladon – die Erklärung für so ziemlich Alles! Etwas, das ich zu Lebzeiten sicherlich amüsant gefunden hätte. Zu Lebzeiten, ja. Die nun ja leider vorüber sind. Wobei ich es nüchtern betrachtet keinesfalls anders verdient habe. Chael... Warum nur? Warum nur musste ich dich in dieser gottverdammten Höhle sterben lassen? Warum konnte ich nicht über meinen verdammten Schatten springen, in die Höhle zurückrennen und dich retten? Warum? Weil die Höhle am Einstürzen war? Weil ich unterbewusst Angst hatte, selbst draufgehen zu können? Weil mir das Adrenalin dermaßen heftig in die Adern geschossen ist, damit mich Elisas fluchtschwangere Worte dazu veranlassten, mit ihr gemeinsam nach draußen in die Sicherheit zu entfliehen? Waren diese Worte solches Balsam für meine Seele und das vor Angst verkommende Unterbewusstsein, dass ich keine andere Wahl hatte? Hat mich eventuell auch der Kampf gegen den dunklen General Leviathan so sehr beeinflusst und mitgenommen, dass ich - zumindest unterbewusst - schnellstmöglich das Weite suchen wollte? Ich kann es nicht sagen. Ich kann es mir einfach nicht erklären. Schicksal? Vielleicht ist das ja eine Erklärung. Schande, auf so ein verpatztes, leidvolles Schicksal kann ich getrost verzichten, aber sowas von! Vielen herzlichen Dank, wundervoller Großer Erschaffer, dass du mir ein solch tolles Schicksal offenbarst. Wahrhaftig wundervoll, nicht? Wobei ich es vermutlich nicht anders verdient habe – schlussendlich habe ich in einem Moment Alles gegeben, nur um im nächsten Moment Alles zu nehmen. Ich habe dir Alles genommen, Chael. Alles, wofür du gekämpft hast. Alles, für das du standest. Alles, was du bezwungen hast. Alles, für das du dich eingesetzt hast. Einfach Alles. Man pflegt stets zu sagen dass alles Schlechte, das man tut eines Tages negativ auf Einen zurückfällt. Ist das also meine gerechte Strafe? Ja doch, würde ich schon sagen. Schließlich musstest auch du eine Menge wegen mir durchleiden nicht wahr, Chael? Du musstest Antoine und damit auch mich töten, musstest zusehen, wie du alleine aufwächst. Du musstest den ganzen, unerträglichen Schmerz allein verarbeiten, musstest in ein Zuhause zurückkehren, in welchem dich kein geliebter Vater mehr erwartete. Wo Niemand mehr da war, der dich in freudiger Erwartung begrüßte. Wo Niemand mehr war, der dich zum Training animierte, der dir all die wichtigen Dinge des Lebens lehrte. Du hast so viel durchgemacht, so unwahrscheinlich viel. Ich bewundere dich, du bist zu einer solch starken Persönlichkeit erwachsen und wofür? Richtig, damit ich dich einfach im Stich gelassen und sterben habe lassen! Welch ein vorbildlicher Vater ich doch bin... Wenn ich jetzt seufzen könnte würde ich es an dieser Stelle tun: aus tiefstem Herzen. Wenn ich schreien könnte, würde ich Alles herausschreien und wenn ich weinen könnte... dann würde ich wohl nie wieder damit aufhören... Wenn ich mein Schicksal, dein Schicksal, nein unser Schicksal ändern könnte – ich würde es tun! Ich würde Alles dafür geben, Alles. Glaube mir! Aber ich kann es nicht… und das macht mich echt fertig. Aber warum nur kann ich so viel denken? Vielleicht ist das tatsächlich das, was mir zusteht. Das Leid, der viele Schmerz und diese Hilflosigkeit, meine ruhelosen Gedanken. Mein 'Leben nach dem Tod'. Konzentriere dich, Regret und verliere dich nicht in allerlei Gedankengängen! Was hatte ich gerade noch versucht? Ach ja, ich wollte mich bewegen – wie schwachköpfig von mir! Na gut, dann versuche ich eben etwas Anderes – vielleicht kann ich ja meine Augen öffnen, insofern ich diese noch haben sollte. Uwah! Wie merkwürdig es doch ist nicht zu wissen, was von einem noch übrig ist und was man ist. Gerade bin ich noch davon ausgegangen, eine Seele zu sein aber vielleicht... bin ich ja doch noch etwas mehr als eine rastlose Seele? Verdammte Ironie! Vermutlich ist das mein Schicksal – gefangen inmitten meiner Welt der Gedanken, meiner inneren Hilflosigkeit und der Unendlichkeit. Dennoch sollte ich den Versuch wagen. Ob ich wohl etwas erkennen kann? Da flammt sie kurz auf, diese immerzu präsente, dennoch latente Unsicherheit. Und noch ein weiterer - bisher unbewusster - Begleiter zeigt sich: die unterschwellige Angst. Ich muss mich von diesen Gefühlen ablenken. Also gut. Ich muss versuchen zu fühlen, mich auf meine Gefühle, nein nein, nicht auf die Gefühle sondern viel eher auf die Empfindungen zu konzentrieren. Ja genau. Was empfinde ich also? Ich spüre etwas, diesen Kopfschmerz der noch immer präsent ist und diese Last, die der Verlust meines Sohnes einher gebracht hat. Das scheint ja schon mal gut zu sein, eine fundierte, dennoch ausbaufähige Grundlage. Also versuche ich zu meinen Augen hinzufühlen und die Lider zu fühlen, die nun eigentlich geschlossen sein müssten. Aber ob sie es sind? Ich vermag es nicht zu sagen. Vielleicht – wenn ich noch eine menschliche Hülle haben sollte – starre ich ja auch mit leeren, toten Augen in eine unergründliche Ferne? Stiere in ein Nichts, eine Weite, die nur mir ergründlich ist und hoffe darauf, mit Chael wiedervereint können zu werden? Ob dem wohl so ist? Wer weiß das schon. Also fühle ich weiter. Ich fühle mich taub, kann den Rest meines Körpers weder ausmachen noch spüren – bis auf den Kopfschmerz. Also kommt mir eine andere Idee: ich werde also erstmal an dem Ausmachen meiner Augen und meines Sehvermögens festhalten. Angestrengt versuche ich hin und her zu sehen – damit müsste ich im Normalfall die Bewegung meiner Augen wahrnehmen und siehe da, ich tue es! Ein guter Anfang, perfekt! Meine Augen scheinen tatsächlich geschlossen zu sein, ja doch. So fühlt es sich zumindest an. Also versuche ich meine Augen richtig zu öffnen. Erst vorsichtig und zaghaft öffne ich meine Augen einen Spalt, ehe ich etwas Leuchtendes ausmache, das wie ein Mond aussieht. Sehe ich genauer hin stelle ich auch fest, dass es wirklich ein Mond ist. Schockiert zucke ich zusammen, und schließe meine Augen wieder. Die Angst. Da ist sie wieder. Ja, auch ein tapferer Krieger hat Angst. Was ist hier nur los? Tja, wohlgemerkt weiß ich das nicht – mal wieder nichts Neues! Ich spüre, wie das Gefühl des Schocks sich in mir ausbreitet, spüre die kurz einsetzende Lähmung durch die hervorgerufene Angst und meine - nunmehr sehr abgeflachte - schnelle Atmung. Soll ich es nochmals wagen? Soll ich meine Augen erneut öffnen? Nein, ich will nicht... Ich will die Dunkelheit nicht weiter sehen, ich kann sie nicht mehr ertragen. Aber egal wie ich es drehe und wende - ich sehe sie so oder so. Halte ich die Augen geschlossen, ist sie immer da. Öffne ich die Augen, ist sie wieder da aber noch etwas, ein Mond. Ein heller, leuchtender Mond. Was habe ich gleich nochmal zu verlieren? Nichts - richtig! Ja doch, dieser Gedankengang beruhigt mich und erfüllt mich mit neuem Mut. Also öffne ich vorsichtig die Augen und mustere den schönen, leuchtenden Halbmond. Wie ruhig er am Zenit steht, weit oben, unantastbar. Eine unerreichbare Schönheit. Um den Mond besser betrachten zu können muss ich mich etwas aufsetzen, vielleicht tue ich das unweigerlich unbewusst. Mit einem Male sitze ich da und stelle fest, dass ich auch das nicht verlernt habe. Ich kann mich aufsetzen und muss nicht still daliegen während ich mich nicht regen kann. Irritiert blicke ich an mir hinab. Tatsächlich scheine ich eine ganz normale, lebendige und menschliche Gestalt zu sein. Ich bin nicht verletzt als wäre nichts passiert. Der Kampf und Verlust von Körper und Seele an Antoine? – Nichtig! Der finale Kampf mit Shaturu? – Nie passiert! Wo befinde ich mich überhaupt? Eigentlich befand ich mich doch kurz zuvor noch in Shaturus Festung... Kurz zuvor? Der war gut! Wann war kurz zuvor gleich nochmal? Ich will gar nicht weiter darüber nachdenken. Unwillkürlich wandert meine Hand an meine Stirn während ich mich neugierig umsehe. Sonderlich viel kann ich nicht erkennen, dennoch mache ich Bäume und Sträucher aus. Sie werfen durch die Nacht und den sichelförmigen Mond große Schatten, die mir die Sicht erheblich erschweren. Und dennoch vermag ich zu erkennen, dass ich mich in einer Art Waldstück zu befinden scheine. Ob das, was hier gerade passiert wohl reellen Bestand hat? Nein, oder? Kann das sein? Vorsichtig senke ich meine Hand wieder und berühre den dunklen Boden – er fühlt sich echt an, kühl, hart. Reell. Alles wirkt wirklich nichts scheint falsch zu wirken. Dennoch kann auch ein Traum reell wirken, diese Erfahrung habe ich ja bereits gemacht. Erst jetzt nehme ich die kühle Nachtluft wahr, auch mache ich in der Ferne eine Stadt oder ein Dorf aus, kann jedoch nicht erkennen, was genau von Beiden es ist. Vorsichtig erhebe ich mich, fahre mir durch mein Haar und über das Gesicht. Ich scheine tatsächlich zu leben. Wo und wie ist jetzt die Frage. Erneut in einer Traumvision oder in einer reellen Zeit? Hast du mich noch immer in deinem eisernen Griff, Vater Ladon? Bestimmt. Das Blut Ladons fließt – insofern ich nun tatsächlich leben sollte – schließlich durch meine Venen, zirkuliert dort unaufhaltsam und verweilt auf ewig dort. Schande, warum muss ich auch mit Ladon verwandt sein? Meint er mir ein guter Vater sein zu müssen, indem er mich innerlich verrückt macht und mich in sämtlichen Traumwelten gefangen hält? Oder ist Osiris etwa dafür verantwortlich? Nein, niemals. Osiris habe ich damals schon den Garaus gemacht – und mir damit auch. Meine Erinnerung... Sie ist da, scheint neben der unterschwelligen Angst mein stetiger Begleiter zu sein! Ich kann mich erinnern und das obwohl ich eigentlich gestorben bin. Wenigstens ein treuer Begleiter, immerhin etwas. Gierig atme ich die kühle Nachtluft ein, ehe ich aus tiefstem Herzen seufze. Schweigend blicke an mir hinab. Ich trage meine gewöhnliche Kleidung und das schwarze Cape, welches ich schon während dem Kampf mit Antoine getragen habe – dennoch scheint auch die Kleidung unversehrt zu sein. Keine Spur von Kampf, kein in Fetzen hängender Stoff, keine zerrissene Hose – nichts. Was ist hier nur los? Ist wieder ein Jemand aus meiner Zukunft aufgetaucht und hat mir seine Kraft übertragen? Ganz bestimmt nicht, oder? Ich kann mir wahrlich nichts erklären – wie auch? Tja, und jetzt? Stehe ich blöd in der Weltgeschichte herum, mustere eine im Mond schimmernde Stadt und weiß Nichts mit mir anzufangen. Ob ich wohl gehen kann? Vorsichtig setze ich einen Fuß vor den Anderen und gehe ein paar Schritte – problemlos. Noch nicht einmal Schmerz empfinde ich, grandios! Vorsichtig und gemächlich gehe ich daher etwas auf die wundervoll glänzende Ortschaft zu, bleibe vorerst jedoch in greifbarer Nähe zu dem Wäldchen, in welchem ich soeben erwacht bin. Je näher ich komme desto eher kann ich mich der Tatsache versichern, dass es sich zweifelsohne um eine Stadt handelt, eine sehr große Stadt. Staunend bleibe ich in einiger Entfernung im Schutze des Waldes stehen und mustere die schöne, große Stadt. Welche Stadt es wohl ist? Leo? Deva Castle? Aria Castle? Oh großer Erschaffer lass es bitte nicht Leo sein. Das Massaker das ich dort einst veranstaltet habe hinterließ dort sicherlich nicht die besten und schönsten Erinnerungen und war für mich wohl auch nicht minder rufschädigend. Ein Rascheln reißt mich aus meinen Gedankengängen und lässt mich sofort zusammenfahren. Mein gesamter Körper spannt sich an – auch die Körperspannung scheine ich nicht verlernt zu haben! Gut so. Dennoch ist mir etwas unbehaglich zumute wenn ich die Tatsache beachte, dass sich hier wohl irgendein anderes Wesen in unmittelbarer Nähe zu mir befindet. Instinktiv greife ich hinter meinen Kopf und mache tatsächlich das große, breite Schwert aus, welches ich stets mit mir zu führen pflege. Die Klinge gezogen stehe ich da und mustere angestrengt die Dunkelheit des Walds um etwas ausmachen zu können. Aber ich kann nichts ausmachen. Vermutlich war es also nur ein Tier, welches nachtaktiv auf Futtersuche durch den Wald huschte. "Regret?" Eine vertraute Stimme erschreckt mich aufs Neue, wieder fahre ich zusammen. "Hast du mich etwa die ganze Zeit über nicht bemerkt? Ich beobachte dich schon eine ganze Weile.", erneut diese vertraute Stimme. Urplötzlich sehe ich das Funkeln hinter einem Busch im Wald und bald schon kann ich auch wieder zuordnen, dass es zu der Fee gehört, die mir entgegen geflogen kommt. Die kleine, leuchtende Gestalt. Anya. "Anya!", rufe ich verdutzt aus. "Gut, du kannst dich schon mal an mich erinnern, dem Großen Erschaffer sei Dank!", sagt die Schwarzhaarige und seufzt erleichtert. "Ja, ja doch. Wie könnte ich dich nur vergessen?", frage ich sie und lächle schwach. "Richtig – wie könntest du nur?! Ich bin einmalig.", antwortet sie und lacht kurz - ein erfolgloser Versuch, mich zum Lachen zu animieren. "Wieso... lebe ich?", frage ich sie und sehe sie abwartend an. Wieso lebe ich und nicht Chael?, setze ich gedanklich meine Frage fort. "Wieso? Ich habe dich wiederbelebt. Es ist der Wille des Großen Erschaffers.", kommt die prompte Antwort ihrerseits. So, der Wille des Großen Erschaffers also. Ich lebe, weil er es will. Gut zu wissen, dass er mich scheinbar weiterhin leiden sehen und mich als willenlose Marionette für seine Zwecke verwenden will. Aber... aber hat Anya uns eventuell wieder in eine andere Zeit geführt? Vermutlich nicht, kann sie sich doch scheinbar an Alles genau erinnern. "Shaturus Handlung war wahrhaftig grauenvoll, aber jetzt lebst du wieder und wir können es diesem Übeltäter ordentlich heimzahlen! Wir werden ihn suchen, ihn finden und ihn dann endgültig vom Antlitz dieser Welt tilgen!", sagt sie mit einer Motivation in der Stimme, die auch auf mich über zu springen sucht. "Ja, das werden wir! Ich muss mich an ihm rächen! Aber...", und dabei wirke ich zusehends bedrückter, "ich weiß nicht, in welcher Zeit wir sind geschweige denn, wo wir sind.", füge ich an und sehe die Fee erwartungsvoll an, die ebenfalls ratlos dreinblickt. "Um ehrlich zu sein habe ich uns in irgendeine Zeit befördert, welches Jahr ich dabei genau erwischt habe kann ich dir leider nicht genau benennen. Siehe da, dort ist eine Stadt. Wie wäre es, wenn wir dort nachfragen?", unterbreitet sie mir den Vorschlag, den ich für gar nicht so abwegig befinde. "Gute Idee.", willige ich in den Vorschlag ein und nicke kurz zur Bestätigung, "lass uns losgehen.", bei diesen Worten verstaue ich mein Schwert zurück an seinen Platz auf meinem Rücken und setze mich in Bewegung, Anya folgt mir. Sonderlich weit komme ich jedoch nicht, höchstens ein paar wenige Schritte sind es, die ich in die Richtung der Stadt gehen kann. Denn urplötzlich, wie aus dem Nichts heraus, verzerrt sich Alles. Als ob ich mit meinem Auftreten einen Schalter oder eine versteckte Falle aktiviert hätte. Schwindel überkommt mich, Alles beginnt sich zu drehen. Der Boden beginnt zu wanken und ich beginne den Halt zu verlieren. Ich sehe mich fallen und schlage hart auf dem sich rasant nähernden Boden auf, wo ich reglos liegen bleibe - Anyas verzweifelten Schrei höre ich nicht mehr. Erneut wird alles schwarz um mich. Mein Ende? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)