Iris von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 12: Schnee ------------------ Radiohead - How to disappear completely I'm not here This isn't happening I'm not here, I'm not here In a little while I'll be gone The moment's already passed Yeah, it's gone 10 Schnee Schnee rieselte am Fenster vorbei und verschwand in einem wilden Treiben irgendwo Richtung Erde. ~Weiße Weihnachten!~ Hermione legte den Kopf gegen das Glas und sah in die Dämmerung des kommenden Tages hinaus. Morgen war Weihnachten und sie war hier. Alles war gut, wie es war. Glücklich. Sie lächelte und beobachtete einen Augenblick länger, wie das Grau der Welt sich in einen helleren Ton verwandelte. Nebel lag über dem verbotenen Wald und die Erde war bereits von einer dünnen weißen Schicht bedeckt. Es war stiller geworden. Nicht nur, weil gut die Hälfte aller Schüler Hogwarts verlassen hatte. Gefrorener Regen beruhigte die Welt, seufzte sie und stand auf. Es war Zeit nach unten zu gehen. Zusammen mit Lavender, die ebenfalls über die Ferien in Hogwarts bleiben würde, stieg sie durch das Gemälde der Fetten Dame, nur um kurz darauf von Professor McGonagall aufgehalten zu werden. Ihre Hauslehrerin lächelte weihnachtlich zu den beiden Mädchen, bevor sie sich an Hermione wandte: "Oh Miss Granger, gut dass ich Sie antreffe! Der Schulleiter möchte Sie gerne sprechen. Machen Sie sich keine Sorgen. Ich glaube, er hat gute Nachrichten für Sie!" Mit einem Kopfnicken, entließ sie Lavender, die mit einem Seitenblick auf ihre Mitschülerin weiterging. "Das Passwort ist "Feuerdrachen". Er erwartet Sie bereits!" *~*~* Draco stand am Eingang der großen Halle und fragte sich enttäuscht, wo Hermione blieb. Eigentlich sollte sie bereits hier sein, überlegte er. Lavender ging gerade an ihm vorbei, als er entschied seinen Stolz zu schlucken und ihre Zimmernachbarin nach ihr zu fragen. "Hi Lavender! Sag mal, hast du heute Morgen Hermione schon gesehen?" Das blonde Mädchen sah in einen Augenblick entgeistert an, schien sich aber bereits nach zwei Mal blinzeln wieder gefangen zu haben: "Ja, klar! Ähm.. McGonagall hat sie zu Dumbledore geschickt. Hat irgendwas von guten Nachrichten gesagt!" "Natürlich!" Harry kam gerade hinter Lavender herein. Er würde erst morgen zu den Weasleys reisen und dann nur für den 25. und 26. Dezember bleiben. Hatte er doch erkannt, dass Ginny eine zu große Ablenkung darstellte, für seine verzweifelten Versuche mit dem Lernstoff voranzukommen. "Ihre Eltern sind heute Morgen eingetroffen! Recht unerwartet! Eigentlich sollten sie ja in Frankreich sein. Hab sie schon getroffen. Hermione wird sicher froh sein! ... Ist irgendwas, Draco?" Der junge Mann war bleich geworden. Selbst für seine Verhältnisse ungewöhnlich. "Was sagst du da? Ihre Eltern sind hier in Hogwarts?" Harry nickte daraufhin nur verwirrt. "Ja, ist doch gut, oder nicht?" Draco schnaubte. "Ganz im Gegenteil, Potter!" Und ohne ein weiteres Wort stürmte er an dem verdutzten Harry vorbei aus der Halle. Er hatte sich nicht wirklich darüber Gedanken gemacht, was er vorhatte, aber er wollte zu Hermione. Unter allen Umständen. Irgendetwas musste geschehen. Er konnte doch nicht schweigend daneben stehen, wenn ihre Eltern hier zusammen mit ihr im Schloss bleiben würden! Gedankenverloren und immer noch unschlüssig war er am Wasserspeier angekommen. Keuchend hielt er sich an der Statur fest. Er kannte das Passwort nicht. ~Verdammt!~ Er ballte die Hand zur Faust und begann alle wirklich merkwürdigen Wörter, die Dumbledore seiner Meinung nach als Passwort wählen könnte, zu rezitieren. *~*~* Hermione hatte schon seit fast vollen zehn Minuten die Vermutung, dass ihr Geist ihren Körper verlassen hatte. Von irgendwo unterhalb der Decke sah sie auf sich selbst hinab und fragte sich, warum das Mädchen, das sie da beobachtete, so ruhig bleiben konnte. Sie sah sie lächeln und die Hand ihrer Mutter halten. Sie sah sie nicken und lächeln. Noch einmal und sie würde schreien ~Wer würde es schon hören?~. "Die Reise war wie gesagt etwas anstrengen. Tatsächlich sind wir noch nie auf einem Besen... nun... geflogen!" Lachte Mr. Granger. "Umso besser, wenn so wenig Leute, wie möglich wissen, dass ihr hier seid!" Hörte sie sich sagen und es zog sie ein Stück näher wieder in ihren Körper, denn sie spürte, wie sich ein Koloss großer Klos in ihrem Hals bildete. ~Ich sollte jetzt besser nichts mehr sagen!~ Sie spürte ein unsichtbares Reißen unterhalb Ihres Halses und fragte sich, wie sie es aushalten konnte, hier dazustehen und so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Einen Moment lang bewunderte Hermione sich sogar selbst dafür und einen sehr merkwürdigen Augenblick dachte sie sogar darüber nach, besessen zu sein. Sie hatte sich so gefreut bis zum Sommer nicht mehr mit ihnen zusammen zu sein und der Schock, sie hier stehen zu sehen, war größer, da er sie völlig unvorbereitet getroffen hatte. Normalerweise hätte sie Wochen und Monate Zeit gehabt sich an den Gedanken zu gewöhnen. Sie hörte Dumbledores Worte kaum. Mehr das Blut, das in ihrem Ohr rauschte. Und sie sah das Lächeln auf dem Gesicht ihres Vaters nur verschwommen, trotzdem sie es erwiderte und sie spürte die Hand ihrer Mutter, die ihre umschloss, so wenig, wie hohes Gras, das die Beine streift. Es war fast, als wäre sie zwei Personen auf einmal. Das Mädchen, dass sich nach außen gab und irgendetwas anderes, dass sich in ihr versteckte, die Decke über den Kopf zog, so wie die Knie gegen das Kinn und leise weinte oder auch schrie. Sie wusste es nicht genau. Einen Atemzug merkte sie, wie sich ihre Aufmerksamkeit sich auf eine seltsame Stirnfurche in Dumbledores Gesicht konzentrierte. "Oh, ich glaube, wir haben heute noch einen weiteren Gast!" Meinte der Schulleiter gelassen und der kurze Moment der Überraschung, den sie in seinem Gesicht erhascht hatte, war zu einem weichen Lächeln gewichen. Einen Augeblick waren sie alle eigentümlich still, während sie eilige Schritte die Treppe hochkommen hörten. Hermione dachte, sie würde ohnmächtig werden, als sie Draco im Türrahmen sah. Sein Blick war so deutlich von Wut gezeichnet und sein Atmen ging schwer, als wäre er eine ganze Weile gerannt. Und während ihre Eltern und Dumbledore nicht ahnen konnten, was sie bereits wusste, wanderte ihre Hand reflexartig über ihren Mund und das Gefühl unterhalb ihres Halses war ihr wie ein Versuch ihre Luftröhre hinauszureißen. "NEIN!" Drang ihre erstickte Stimme nach außen und alle Augen im Raum wandten sich von dem Jungen ab und ihr zu. "Hermione!" Stellte Draco sinnlos fest. Mehr brachte er nicht heraus. "Mr. Malfoy, wie Sie sehen, haben wir unerwarteten Besuch von Miss Grangers Eltern erhalten. Darf ich Sie bitten uns mitzuteilen, was so wichtig war, dass Sie schreiend vor meiner Tür standen?" Der junge Malfoy blinzelte einige Male, doch er würde jetzt keine Rückzieher mehr machen. "Sie sollten wieder gehen!" Meinte er direkt an Mr. und Mrs. Granger gewandt ohne Hermiones Blick, der ihn stark an die Nacht im Klassenzimmer erinnerte, zu beachten ~Sie weiß nicht, was gut für sie ist! Ich tue das für sie! Irgendwann wird sie es verstehen!~ "Bitte?" Fragte eine verwirrte Mrs. Granger, Dumbledore seufzte. "Mr. Malfoy, würden Sie bitte erklären, was Sie..." "Verdammt! Verschwinden Sie von hier! Und lassen Sie sich nie wieder hier blicken!" Er starrte einem nicht minder unsicheren Mr. Granger direkt in die Augen. Der ältere Mann lächelte, als handelte es sich hier um eine schlechten Scherz. "Hören Sie zu, junger Mann. Ich weiß nicht, wovon Sie reden, aber.." Draco schnitt ihm wütend das Wort ab. "Sie wissen GANZ GENAU, WOVON ICH REDE, SIE DRECKIGES SCHWEIN!" Sechs Augenpaare waren geweitet auf ihn gewandt. Nur Hermione interessierte sich mehr für die Innenseite ihrer Hände, die noch immer über ihrem Gesicht lag. Das konnte nicht passieren! Das war ein Traum! Sie wünschte sich, sie könnte ihn stoppen, aber gleichzeitig fühlte sie sich gelähmt und unfähig jeder Bewegung. "Also DAS reicht! Ich kenne Sie nicht und ich weiß nicht, woher Sie sich das Recht nehmen, mich zu beleidigen! Auch habe ich nicht die geringste Ahnung, was das soll!" Dracos Blicke waren voller unterdrückter Mordgelüste. "Wie konnten Sie Hermione so etwas nur antun? Haben sie ÜBERHAUPT EINE AHNUNG? HABEN SIE JE DARÜBER NACHGEDACHT, WIE SIE SICH DABEI FÜHLT?" "Wovon reden Sie?" Entfuhr es Mr. Granger, doch sein Blick hatte Draco schon längst verraten, dass er genau wusste, wovon er redete. Nie hätte er erwartet, dass Hermiones Vater so eine normale Fassade vor sich her trug. Nie hätte er geraten, dass dieser Mann wirklich dazu fähig war seine Tochter zu missbrauchen. Er sah weder grausam noch wahnsinnig aus. Nur ein Jedermann. Ein Nachbar, der einem Butter lieh, wenn keine mehr im Haus war und den man zum Kartenspiel einlud. Es gab kein Zurück mehr und Draco wagte nicht, Hermione anzusehen. Es war eine Art von Verrat, das wusste er. "Sie haben ihre Tochter missbraucht, Mr. Granger! Und wenn Sie nicht wollen, dass ich mich vergesse, dann nehmen Sie ihre Frau und belästigen Sie uns nie wieder!" Dem älteren Mann entfuhr ein kurzes, ersticktes Lachen, als ob Draco gerade einen sehr makaberen Witz gemacht hätte. "Das ist eine Lüge! Eine unverschämte Lüge!" Hermione wollte am liebsten im Boden versinken und sterben. Sie wollte schreien, dass es eine Lüge war! Ein schlichtes Missverständnis. Aber erschrocken stellte sie fest, dass sie nichts weiter tun konnte, als ihre kalten Finger vor das Gesicht zu legen und zu weinen, bevor die Welt um sie herum schwarz wurde. *~*~* Nun stand er bereits zum zweiten Mal an diesem Tag vor dem Wasserspeier zu Dumbledores Büro. Doch dieses Mal fühlte Draco Malfoy sich besser. Der alte Schulleiter hatte ihm ohne zu zögern geglaubt. Er wusste nicht, was er gemacht hätte, wenn er es nicht getan hätte. Doch Mr. und Mrs. Granger waren bereits außerhalb des Schlosses. Hermiones Mutter war nicht so einsichtig wie Dumbledore gewesen, sondern war hysterisch geworden und hatte sich metaphorisch hinter ihren Mann und seiner festen Behauptung, Draco erzähle Lügen, gestellt. Selbst als ihre Tochter ohnmächtig geworden war. Er schüttelte ungläubig den Kopf, bevor er das Passwort (nun kannte er es schließlich) aussprach. Er hatte sein Mädchen auf der Krankenstation gelassen und war nur auf Bitten des alten Schulleiters zurückgekehrt. Sie war schneller aufgewacht, als er gehofft hatte. Warum gab es keine partiellen Gedächtniszauber? Er hätte alles dafür getan sie von ihren quälenden Erinnerungen zu erlösen. Und sich selbst von ihrem anklagenden Blick und ihrem verurteilenden Schweigen, als sie im Krankenflügel aufwachte und ihn neben ihrem Bett entdeckt hatte. Er klopfte leise an die schwere Eichentür, die zu Dumbledores Zimmer führte und öffnete, als er dessen klare Stimme hörte. "Herein!" "Oh Mr. Malfoy! Geht es Miss Granger etwas besser? Ist sie wieder bei Bewusstsein?" Der alte Zauberer sah ihn über seine Halbmondgläser an. Ernst. Draco nickte und setzte sich, ohne auf eine Aufforderung zu warten, auf den einen der leeren Stühle dem Schulleiter Schreibtisch gegenüber. "Ja, Sir!" Dumbledore seufzte und sah Draco mit einem Ausdruck an, der den jungen Mann unruhig machte. "Mr. Malfoy! Erst einmal möchte ich ihnen vor allem Danken! ... Danken, dass Sie den Mut und den Anstand hatten, die Situation aufzuklären. Miss Granger wird sicherlich bald in der Lage sein Wertzuschätzen, was Sie für sie getan haben!" Dem Jungen war, als hätte der alte Mann seine Gedanken gelesen. Er hatte tatsächlich darüber nachgedacht, ob sie ihm irgendwann verzeihen würde. Ihr Blick im Krankenflügel war so dunkel gewesen, dass er es bis eben bezweifelt hatte. "Ich bedauere zutiefst, dass ich dieser Ereignisse erst am heutigen Tage gewahr werde. Was in den Heimen meiner Schüler passiert, entzieht sich leider nicht nur völlig meiner Verantwortung, sondern auch meiner Aufmerksamkeit. Was hat Ihnen Miss Granger erzählt, Draco? Ich möchte ihr eine Befragung ersparen und da sie Sie eingeweiht hat, ist das vielleicht sogar möglich!" Der weißhaarige Zauberer faltete seine Hände und seine Augen fixierten den jungen Mann, der wie aus Stein in dem Stuhl gegenüber saß. Dumbledore konnte sein Unwohlsein sehen, obwohl er es, so gut wie er konnte, verbarg. In zwei kurzen Sätzen wiederholte Draco, was Hermione damals im Badezimmer erzählt hatte. "Ich werde mich darum kümmern, dass die örtliche Muggelpolizei davon in Kenntnis gesetzt wird, obwohl ich befürchte, auf Grund der Tatsachen, dass Hermione eine Hexe ist, muss auch das Ministerium darüber informiert werden..." "Sir!" Unterbrach Draco seinen Schulleiter. "Ich denke, dass darüber niemand weiter informiert werden sollte. Ich glaube nicht, dass Miss Granger das Recht wäre.. oder zumindest sollten wir das nicht über ihren Kopf hinweg entscheiden! Es ist das letzte Schuljahr und ich werde schon dafür sorgen, dass sie nicht zu ihren Eltern zurückkehren wird! Nie mehr!" Einen Moment lang erlaubte Draco seiner Stimme das Flehen um diese Bitte auszudrücken. Etwas, was ihm nicht leicht fiel, aber zu dem er sich gezwungen fühlte. "Ihre Sorge um Miss Granger in allen Ehren, aber wollen Sie denn wirklich, dass ein Mann, wie Mr. Granger für seine Taten nicht bestraft wird?" Dracos Fingernägel gruben sich bei den Gedanken an den Mann unwillkürlich tiefer in seinen Handballen. "Das zu beurteilen liegt alleine bei Hermione! Ich bitte Sie, Sir! Überlassen Sie das ihr!" Der Junge konnte den prüfenden Blick des Schulleiters förmlich auf seiner Haut spüren. "Ich werde darüber nachdenken, was Sie mir gesagt haben, Mr. Malfoy! Sie dürfen jetzt wieder gehen!" Doch bevor Draco sich von seinem Platz erhob, schoss ihm plötzlich etwas durch den Kopf. "Sir... ich wollte Sie schon lange darauf ansprechen..." Dumbledore sah freundlich auf und wartete. "Es ist wegen dem sechsten Schuljahr... und der Tatsache, dass Kinder, deren Eltern Anhänger Voldemorts waren von der Schule verwiesen worden sind... nun alle... außer mir." Er sah dem alten Mann ernst in die Augen. "Warum?" Das Gesicht seines Gegenübers entspannte sich merklich. "Mr. Malfoy! Es wundert mich, dass Sie sich die Frage nicht bereits selbst beantworten können! Ich halte es für falsch, Kinder für die Taten ihrer Eltern zu bestrafen!" Draco schüttelte leicht den Kopf und erwiderte. "Was ist mit Pansy? ... Ich meine natürlich, Miss Parkinson. Ich bezweifle, dass sie jemals vorhatte in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten und trotzdem..." Dumbledore hob unterbrechend eine Hand. "Ich habe Miss Parkinson sehr wohl angeboten hier zu bleiben, Mr. Malfoy! Sie hat die Schule aus eigenem Wunsch verlassen. Sie sagte mir damals, dass sie der Magische Verlag unter Vertrag nehmen wolle und wenn ich richtig informiert bin, sind ihre Werke mittlerweile recht bekannt?" Draco nickte. Es war verwirrend. Warum hatte Pansy das nie erwähnt? Eine Weile schwiegen sie beide, bevor der alte Schulleiter sich wieder etwas weiter vorbeugte und mit einem offenen Lächeln im Gesicht Draco ein Angebot machte. "Mir sind die Veränderungen der letzten Jahre und vor allem der letzten Monate, die es in ihrer Person und ihrem Verhalten gab, nicht entgangen. Sie sind ein ausgesprochen vielversprechender junger Mann, Draco und hinsichtlich ihres Berufswunsches möchte ich ihnen vorschlagen nach ihrer Graduierung dem Orden des Phönix beizutreten!" Draco war einen Moment zu überrascht, um zu reagieren. Aber nachdem er die volle Bedeutung von Dumbledores Worten begriffen hatte, schüttelte er den Kopf. "Sir! Ich .. ich denke nicht, dass das die richtige Entscheidung für mich wäre. Ich bin nicht bereit eine Diktatur statt einer anderen zu unterstützen!" Der Schulleiter hob überrascht eine Augenbraue. "Diktatur? Mr. Malfoy, wären Sie so freundlich mir zu erklären, worin genau ihre Bedenken liegen?" Der ältere Zauberer schien ehrlich neugierig auf Dracos Antwort. Dem jungen Mann hingegen war sichtlich unwohl. "Natürlich, Professor!" Er schluckte und legte das, was er sagen wollte, vorerst genau in seinem Kopf zurecht. "Ich denke, dass es im Grunde genommen keinen so großen Unterschied zwischen dem dunkeln Lord und den Ideen des Ministeriums gibt! ... Nein.. ich möchte nicht, dass Sie das jetzt falsch verstehen, Sir! Natürlich ist ER brutal und wahnsinnig. Aber doch zumindest ehrlich, oder? Was macht denn unsere Regierung mit den Muggeln? ER will sie ausrotten und versklaven. Wir halten sie, wie dumme Tiere, im Dunkeln für das, was in der Welt wirklich vor sich geht. Das Ministerium behandelt sie, wie unmündige Kleinkinder. Wir halten ihnen die Augen zu und stopfen ihnen Wachs in die Ohren. Dann behaupten wir noch gnädig, wir täten das zu ihrem eigenen Wohle. In Wahrheit haben wir doch nur Angst! Schön, dass ich einen Muggel mit nur einen einzigen Spruch töten könnte! Sie können mit nur einer einzigen Atombombe die gesamte magische Gemeinschaft auslöschen, wären wir zusammen auf einem Haufen! Mit einer handvoll sprengen sie den ganzen Planeten! Ihre Waffen töten schneller, als ich oder auch nur irgendein Zauberer oder eine Hexe, die ich kenne, ihren Stab schwingen könnte. Wenn die Muggel von uns wüssten, würden wir vernichtet werden, innerhalb weniger Wochen! Denn ja, sie hätten wahrscheinlich Angst vor uns, große und ihre Geschichte hat gezeigt, dass sie das stets vernichteten, was sie nicht verstehen. Also halten wir sie ignorant und unterdrückt. Ich meine, der dunkle Lord will zumindest nicht die magische Gemeinschaft vor ihnen verbergen, richtig? Ich finde einfach beides falsch. Ich möchte mich als das, was ich bin nicht verstecken müssen, aber ich denke auch nicht, dass ein ultimativer Krieg gegen die Muggel richtig wäre. Also behalte ich mir das Recht vor, auf meiner eigenen Seite zu stehen und weder den Reihen des dunklen Lords noch Ihren beizutreten, Sir!" Dumbledore sah den jungen Mann einen Augeblick erstaunt an. Und Draco hätte schwören könne, so etwas wie Anerkennung oder vielleicht sogar Stolz in den blassen Augen seines Gegenübers zu lesen. Doch das wäre absurd, oder nicht? "Es ist ausgesprochen lobenswert, eine differenzierte Meinung über die Belange der Welt zu haben! Und ich kann Ihnen nur Recht geben. Doch... was gibt es für eine dritte Alternative? Wenn Sie mir darauf eine befriedigende Antwort geben, verspreche ich ihnen, dass ich der erste sein werde, der"ihren Reihen" beitritt!" Draco blinzelte und fühlte sich wieder etwas ruhiger. "Darüber denke ich noch nach! Aber wenn ich eine gefunden habe, werden Sie es auch als Erster erfahren, Sir! Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich jetzt gerne gehen!" Dumbledore lächelte. "Natürlich, Mr. Malfoy! Nehmen Sie sich doch einen Zitronenbonbon, bevor Sie gehen!" Und er reichte dem Schüler eine kleine Schale mit kleinen gelben Kügelchen. Draco nahm zwei, stand auf, verabschiedete sich eilig und ging hinaus. *~*~* Hermione schlug ihre Augen auf. Sie schmerzten gegen das grelle Licht und das Mädchen blinzelte die Tränen weg, bis sich ihre Pupillen an die Lampe, direkt über ihr gewöhnt, hatten. Die Erinnerungen kehrten zurück und sie fühlte, wie ihr Tränen der Scham heiß über die Wangen rannen, bevor sie sie zurückdrängte und nicht mehr versuchte, daran zu denken. Am besten gar nicht mehr denken. Oh, sie wünschte sich, sie hätte ihre Bücher hier. Nichts half ihr besser, als diese wortgefüllten Seiten, die von anderen Welten und Dingen berichteten, als das alles, was sie in sich fand. Formeln oder Geschichte. Es wäre ihr egal gewesen, solange sie sich nicht mit der Leere, die sie wieder in sich fand, beschäftigen musste. Der Blick des Mädchens fiel auf den jungen Mann, der offensichtlich schlief. Sein Kopf lag auf ihrer Matratze, ein Arm darunter verborgen. Während der andere unter seinem Körper aus ihrer Sicht verschwand. Er saß auf einem Stuhl neben ihrem Bett. Wie spät es wohl war? Draußen war es bereits Nacht geworden. Ihre Deckenlampe war das einzige, was die Dunkelheit von ihnen beiden fern hielt. Es tat weh ihn anzusehen. ~Immerhin ein Gefühl!~ Überlegte sie zynisch und strich vorsichtig einige seiner Haarsträhnen zurück. Vielleicht schmerzte es, weil sie ihm vertraut hatte? Und weil er sie verraten hatte! Wenn sie ehrlich war, wusste sie im Grunde genommen, dass er nicht anders hatte handeln können. Nicht, wenn sie ihm auch nur einen Sickel bedeutete. Ein Teil von ihr war bei all der Scham froh, dass es nun endlich vorbei war. Das Mädchen seufzte tief und fragte sich, wie lange es dauern würde, bis sie wieder sich selbst im Spiegel betrachten könnte. Seine leichte Kopfbewegung ließ sie zurückschrecken. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie so sehr in Gedanken versunken gewesen war. Draco war durch das leichte Gewicht ihrer Hand und ihre sanfte Bewegung durch seine Haare geweckt worden. Er hob den Kopf an, als er ihren Schreck merkte und sah sie erst verschlafen, dann wieder ernst an. Er suchte etwas in ihrem Gesicht. Vergebung. "Es tut mir Leid! Bitte verzeih mir!" Hörte sie ihn flüstern. Sie lächelte zaghaft. "Schon in Ordnung. Aber ab jetzt musst du dich um mich kümmern, das ist dir doch hoffentlich klar?" Versuchte sie zu scherzen, doch er blieb ernst. "Natürlich!" "Das war nur ein Scherz, Draco!" Er sah zu ihr hoch, das seltsame Licht ließ seine Augen dunkler erscheinen, als sie waren. "Ich meinte es ernst. Natürlich werde ich mich jetzt um dich kümmern." Es hatte etwas besitzergreifendes, wie er es sagte, doch Hermione merkte verwundert, dass es ihr gefiel. Sie schwieg darauf, im Grunde genommen zufrieden, nicht so allein zu sein, wie sie befürchtet hatte. Eine Weile schwiegen sie und sie nahm seine Hand in ihre. Mehr wie eine Mutter als eine Geliebte. Er war es, der den Moment beendete. "Ach ja... ich hätte es fast vergessen. Fröhliche Weihnachten!" Und er entzog ihr seine Hände und griff nach einem kleinen flachen Päckchen neben seinem Stuhl, das er ihr reichte. Sie lächelte überrascht. "Das hätte ich beinah vergessen!" Dann entfernte sie vorsichtig das Geschenkpapier und sah hinab auf ein kleines Büchlein. "Poesie ist stets die zweite Wahl - Pansy Parkinson!" Las sie laut vor und hob den Gedichtband ihrer ehemaligen Mitschülerin gespannt hoch, als ein Brief herausfiel. "Oh!" Sie hob ihn auf, sah fragend zu Draco hinüber, der wissend nickte. "Sie hatte mir gesagt, sie würde dir ein paar Worte dazu schreiben, als ich sie bat, mir ein Exemplar für dich zu schicken!" Geschickte Finger öffneten den Briefumschlag und holten einen gefalteten Zettel hervor. "Liebe Hermione, erst einmal wünsche ich dir eine fröhliche und friedliche (dies vor allen in diesen Zeiten) Weihnachten. Jetzt ist es bereits mehr als eineinhalb Jahre her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben, obwohl wir uns sicher beide im Klaren sind, dass wir einander nie wirklich "gesehen" haben, nicht wahr? Ich war ein wenig überrascht, als mir Draco vor einigen Tagen erzählte, dass Liebe über Misstrauen und Vorurteile siegen kann. Sprich ich war überrascht, dass ihr wohl zueinander gefunden habt! Trotzdem möchte ich aber, dass du weißt, wie sehr ich euch euer Glück gönne. Ich kenne diesen jungen Mann an deiner Seite schon einige Jahre und ich habe ihn selten fröhlicher gesehen, als bei seinem letzten Besuch. Ich hoffe, er bringt dich das nächste Mal mit, damit wir vielleicht die Gelegenheit bekommen, einander besser kennen zu lernen? Zumindest lade ich dich hiermit herzlich dazu ein! Draco bat mich, euch oder vielmehr dir, ein Gedicht zu schreiben. Da ich über meine romantischen Tage längst hinaus bin, (Mögen sie wiederkommen, doch zurzeit befürchte ich, hat die schöne Liebesliteraturmuse von mir abschiedgenommen) befürchte ich, dass dieses hier recht melancholisch geworden ist. Nichts desto trotz, wird es wohl für euch in der nächsten Auflage und im Band, der auch außerhalb der magischen Gemeinschaft erscheinen wird, gedruckt . Ich hoffe sehr, dass es dir gefällt. Pansy Parkinson" Hermione legte den Brief bei Seite und schlug das Buch auf, nur um das gemeinte Gedicht gleich auf der ersten Seite zu finden. "Identität Halt mich, damit ich dich halte Damit du mich hältst So halte ich mich selber, indem Ich dich halte Denn so bin ich mein Halt für mich Und du der deine Halt mich und stell dir vor Du hältst mich Statt dich Halt mich lüge aber halt mich für mich statt wie ich dich nur zu halten, damit du mich für mich hältst, wahrhaftig halten wir einander für uns selbst damit ich dich halte, damit du mich hältst, denn ohne dich kann ich mich nicht halten Halt mich, damit ich dich halte Damit du mich hältst Gewidmet: Hermione & Draco" Das brünette Mädchen sah auf. "Danke!" Meinte sie schlicht und beugte sich, vor um ihn erst die Stirn und dann den Mund zu küssen. Sie war zu erschüttert, gerührt von seinem Geschenk, um heillos fröhlich sein zu können. *~*~*~*~*~*~*~* voila! ;) *vor den Tomaten und anderen Gemüse duck!* ich weiß, dass war grottig! Und dann habe ich auch noch so lange gebraucht. Hasst mich nicht, es kommt auch nur noch ein Kapitel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)