Platin Age von Death-Kitty (Ein neues Zeitalter beginnt) ================================================================================ Prolog: -------- „Ich würde nicht sagen, dass ich ein einfaches Leben hatte, aber was hat ein Pirat wie ich den schon bitte über Elend zu klagen. Ich fang erst auch gar nicht damit was mir im Leben alles passiert ist. Aber hey ganz so langweilig ist es nun auch wieder nicht. Das was ich erreicht habe würden die einen wohl als Ruhm und Ehre bezeichnen, aber soviel war es dann wohl doch wieder nicht gewesen. Ich bin nicht Käpten eines Schiffes und gehöre auch keiner Crew an und „Freunde“ ist für mich ein Fremdwort. So bin ich wohl auch dem Spitznamen gekommen „The lonley walker“. Aber ob ich wirklich einsam war kann ich nicht wirklich behaupten, ich hab vieles erlebt, vieles gesehen und vieles Angestellt. Und doch bin ich am Ende hier gelandet. Es war nicht meine Schuld das die Marine, diese Ratten in weiß, mich geschnappt haben. Nein, den ich, ich bin Unschuldig. Nein, ehrlich ich meine es so wie ich es sage. Gut das ich gerade dabei war einem Marinekapitän die Hand abzuschlagen spricht zwar für sich, aber wer sich an mir zarter Blume vergreifen will, hat es auch nicht anders verdient, oder? Gut das mit der zarten Blume ist auch nur bildlich gemeint gewesen, schließlich hab auch ich meine Narben auf der Seele, die mich bis heute für alles abgehärtet haben und schließlich bin ich nicht umsonst zur meist gejagtesten Frau im gesamten East Blue geworden und das ohne übertreiben zu wollen. Ich könnte jetzt behaupten das liege daran das ich ohne Eltern aufgewachsen bin, allerdings hat mich das nie wirklich gestört das sie Tot waren… oder verschwunden… oder abgehauen sind? Um ehrlich zu sein hab ich keine Ahnung was mit denen passiert ist, denn in meinem Leben spielten andere Dinge eine wichtige Rolle… Ach verdammt jetzt fang ich doch davon an. Aber wenn ihr es unbedingt hören wollt, dann hört gut zu, den ich werde mich keines Falls wiederholen! Also es begann alles…“ Kapitel 1: Kapitel 00 - Veränderung ----------------------------------- East Blue – Insel Fear – 10 Jahre zuvor Die Insel Fear war eine viel besuchte Händlerstadt mitten im East Blue, sie war vor allem aber nicht nur für ihren Handel sondern auch für ihre gelehrten bekannt. Weit in alle Weltmeere lobte man die gelehrten von Fear. Doch nicht nur das machte diese Insel so berühmt, Piraten mieden diese Insel besonders, denn nur wenige verließen sie wieder lebendig. Reist man die Insel zum Hafen im Westen an, so kam man direkt zum Fischmarkt am Hafen und von dort in die reich besiedelten Händlerstraßen von Fear, auch der Weg zu den Bibliotheken, den Häusern des Adels sowie zu der Arena von Fear konnte man von dort gut erreichen. Wer aber die Insel vom Osten anreiste sah einer der Schattenseiten von Fear. Holzpflöcke ragten bis zu 2 Meter aus dem Meer heraus und auf ihnen aufgespießt waren die Toten Körper von 1000 Piraten, manche hingen solange schon dort das nur noch Knochen und Kleiderfetzen übrig blieben, andere Wurden bereits von den Fischen angeknabbert und von manch einem konnte man die Schmerzensschreie bei Sonnenaufgang noch hören. Kein schöner Anblick für die die das nicht kannten, aber die Inselbewohner hatte dies noch nie gestört, schließlich ist dieser Umgang mit Piraten schon seit Jahrhunderten Tradition und nicht umsonst Trug Fear den Beinamen „Piratengrab“. Aber den Adel der Stadt störte dieser Ruf nicht, eher fühlten sie sich von dem Ungeziefer belästigt welche sich immer mehr in den Nebenstraßen der Stadt herum trieben. Mittlerweile wurden es doch so viele das sie einen Stadtteil bereits für sich beanspruchten, zugegeben nicht gerade den schönsten Bezirk, eher waren die Häuser dort schon längst Ruinen, Ratten trieben sich da herum und Toten stapelten sich schon seit langen, weshalb dieser Bezirk auch liebevoll „Stadt der Toten“ genannt wurde. Ja, die Insel Fear, die nach Außen so strahlend schien, hatte viele Schattenseiten. Dazu gehörte auch die Arena der Insel. Den Ungeziefer das dem Adel besonders lästig schien oder an denen sie gefallen gefunden haben wurden dort eingesperrt und man hat sie wie die Tiere gegen einander Kämpfen lassen. Frühere Freundschaften waren in dieser Arena nichts wert. Wer überleben wollte, musste kämpfen. Das einzige Gesetz in der Arena: „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Das ist das Leben in Fear, einer blühenden Händlerstadt, bekannt für seine Gelehrten, mitten im East Blue. Wo der Adel und die Gelehrten gefeiert werden wie die Könige und Menschen die weder Geld noch Hoffnung haben nicht mehr wert sind wie Ungeziefer. Die meisten die in der Stadt der Toten lebten hatten die Hoffnung schon lange aufgegeben, sie nahmen ihren Status als Ungeziefer längst hin und vegetierten nur noch vor sich hin. Doch nicht jeder akzeptierte dieses Schicksal so einfach, vor allem die Kinder waren es die noch Hoffnungen und Träume hatten und versuchten zu überleben. Viele von ihnen trugen durch ihre Naivität sichtbare Spuren davon. Um zu überleben musste man stehlen und um zu stehlen musste man sich unter den Adel mischen. Wer sich jedoch erwischen lässt, zahlt entweder mit dem Leben oder wird in die Arena gebracht, was in den meisten Fällen auf dasselbe hinaus lief. Wer jedoch Glück hatte kommt mit einfachen Verstümmelungen davon. Meistens ist es ein Arm oder ein Bein, manchmal aber auch nur einer der Finger, aber wenn stört das groß, man hat ja schließlich 5 an jeder Hand. Es gab kaum ein Kind, das nicht irgendwie verstümmelt war. Selbst Jeremy fehlten bereits an der rechten Hand zwei Finger und er verlor bereits das linke Auge. Jeremy war ein Hochgewachsener Junge mit blauem Schopf auf den Kopf, er war gerade mal 12 sah aber bereits aus wie 16 und auch wenn er nicht der klügste und schnellste war so hatte er Kraft in den Armen und davon nicht zu wenig. Deswegen übernahm er auch oft unter den Kindern der Toten Stadt die Anführer Rolle, was nicht unbedingt eine Weise Entscheidung war, aber bei ihm fühlten sich viele Sicher, zumindest wenn grad nicht jemand anderes vor Ort war. Es war später Nachmittag als Jeremy sich den Handelsstraßen nährte, die meisten Geschäfte begangen bereits zu schließen, auch der Basar räumte bereits seine Plätze, es war nur wenig los und die Kneipen und Wirtshäuser bereiteten sich auf das Nachtleben von Fear vor. Eine schlechte Zeit um seine Runden zu drehen, man konnte sich weder in der Menge verstecken noch einen Betrunkenen austricksen, aber was sollte Jeremy anderes tun? Er hatte Hunger und kein Geld in den Taschen. Und neue Kleidung wäre auch nicht ganz verkehrt gewesen, denn seine war schon mit allem Möglichen befleckt, zerrissen und generell wurde sie ihm seit seinem letzten Wachstumsschub einfach zu klein. Geld musste her und das sofort. Jeremy war noch nie die Geduld in Person gewesen, eher war er leichtsinnig und vertraute immer wieder auf sein Glück. Mit seinem gesunden Auge blickte er über die halbleeren Straßen, bis er ein gutes Opfer sichtete. Zugegeben er war jung und wenn Jeremy Pech hatte auch mit guten Reaktionen gesegnet, doch darum kümmerte sich der naive Blauschopf nicht. Er nahm schon den reich gefüllten Geldbeutel an dem Schlanken, reichen Schönling wahr. Er hatte es nicht anders verdient als ausgeraubt zu werden, denn solche Leute können ihren Reichtum nicht wertschätzen und haben ihn deswegen auch nicht verdient. Von dem war Jeremy fest überzeugt. Er nahm ein letztes Mal tief Luft und sprintete im nächsten Augenblick auch schon los. Er kniff kurz sein gesundes Auge zu und stürmte direkt auf den blassen Schönling zu, rannte ihn auch schnell um, ohne zu zögern entnahm er ihm die Geldbörse und verschwand in den Seitenstraßen wieder als wäre er nie da gewesen. Das war Jeremy übliche Strategie, denn nur die Kinder der Straßen kannten das Straßenlabyrinth von Fear wie ihre eigene Hosentasche, wenn sie den eine hatten. Jeremy bog mehrmals ab bis er sich sicher war, dass ihm nun niemand mehr folgen würde. Völlig außer Atem lehnt er sich gegen die Wand eines brüchigen Gebäudes, das wohl in den kommenden Jahren auch schon einstürzen würde und sackte sofort zusammen. Kondition war nun wirklich nicht seine Stärke, aber er hatte es geschafft. Er betrachtete den reich verzierten Geldbeutel, das Muster war wirklich Filigran verarbeitet und sollte der Inhalt nicht viel hergeben konnte er immerhin den Beutel verkaufen und zu Geld kommen. Jeremys Finger zitterten schon vor Aufregung als er seine Beute öffnen wollte, doch dazu kam er nicht mehr. „Ungeziefer wie du sollte doch wissen wo ihr Platz ist!“, Jeremy musste hart schlucken, nein es war unmöglich, es konnte nicht sein das der Mann es tatsächlich geschafft hatte ihm zu folgen. Als Jeremy aufblickte, sah er nur in den Lauf einer Pistole. Das war sein Ende. Und nur weil er mal wieder zu leichtsinnig war. Er wusste, rausreden konnte er sich wohl nicht mehr, aber ein Versuch war es doch wert. „Nicht töten, kriegen wieder. Bitte.“, wie die meisten Kinder der Straße war auch Jeremy nicht wirklich Herr der Sprache, den von wem sollte er es auch gelernt haben? Doch keine Worte dieser Welt schienen ihn jetzt noch retten zu können. Er zuckte nur noch zusammen als er hörte wie die Sicherung der Pistole gelöst wurde, krampfhaft blieb er sitzen, doch er hörte nichts. Ging sein Tod wirklich so schnell und er hat aus Glück nichts gespürt? Nein, Jeremy war noch nicht Tod, da war er sich sicher. Vorsichtig blickte er zu dem Mann, vor sich die Waffe war schon längst nicht mehr auf ihn gerichtet. Der Schnösel vor ihm wirkte stattdessen nur noch blasser und kalter Schweiß lief ihn herunter. Es war eindeutig zu sehen, er hatte Angst. Aber vor was? Jeremy sah wie sein Blick nach oben verlief und er folgte diesem bis zu einem Fenster. Erst jetzt erkannte er wie ein Samuraischwert, dessen Spitze wohl schon lange abgebrochen war, auf den Schönling gerichtet wurde. „Was hat Abschaum wie du in meiner Stadt verloren“, es war eine weiche, weibliche und helle Stimme die in der Gasse erklang und es war eindeutig die Stimme eines Kindes. Eines Kindes, welches im Gegensatz zu ihm der Sprache mächtig war. „Ch-Charly?“, gab er leise und leicht stotternd von sich. Doch Jeremy wurde schon längst keine Beachtung mehr geschenkt. „Ich hab von dir gehört!“, gab der reiche Junge von sich. „Du bist Charly, richtig? Als Kind gefährlich wie 10 Erwachsene…“, er musste erst einmal hart schlucken. „Willst du wirklich diesem Ungeziefer hier helfen? Komm ich weiß doch das du was besseres bist, komm mit mir und ich zeige dir den wahren Reichtum?“, dass war ein Angebot das wohl kein Kinder der Straße ablehnen würde, doch wer Klug war wusste was diese Worte bedeuten würden. „Bist du dumm oder einfach nur Schwerhörig? Ich frage dich noch mal. Was hat Abschaum wie du in meiner Stadt verloren?“ „Du weißt wohl nicht wer ich bin? Ich bin Carlos von Freiherr! Mein Vater gehört zu den reichsten Männern in dieser Stadt, wenn ich wollte würde er dieses ganze Gebiet einfach Abfackeln lassen!“, seine Kleidung hing nass an seinem schlanken Körper, er war sichtlich nervös und gleichzeitig wütend über die Art die ihm das junge Ding entgegenbrachte. „Du hast 5 Sekunden um zu verschwinden oder ich schlag dir deinen Kopf ab!“, sie klang nicht sonderlich beeindruckt und erst recht nicht eingeschüchtert, ihre stimme war einfach nur Monoton und kalt. Sofort wich Carlos einen Schritt zurück, seine Beine zitterten den er wusste das diese Worte ernst gemeint waren, den schließlich hörte man oft Geschichten von Adeligen die in der Stadt der Toten einfach verschwunden waren und alle Geschichten ließen sich auf das geheimnisvolle Mädchen mit dem kaputten Samuraischwert zurück führen. „Glaub mir du hast nicht zum letzten Mal von mir gehört!“, mit diesen Worten nahm er schließlich seine Beine in die Hand und rannte los. Das junge Mädchen blickte ihm dabei keineswegs nach sonder sprang von der Fensterbank runter, auf der sie zuvor stand und landete vor Jeremy. „Eines Tages wird deine Dummheit dir deinen Tod bedeuten“, meinte sie kaltherzig zu Jeremy, welcher nach wie vor ziemlich verkrampft an der Wand saß und das Mädchen welches er als Charly kannte nur bewunderte. Sie war kaum älter als er selbst und wohl auch nur halb so groß wie er und dennoch war sie was Besonderes. Auch wenn Jeremy oft und gerne den Anführer mimte so war es doch Charly die am Ende alle Zügel in der Hand hielt. Sie unterschied sich deutlich von den anderen Kindern die auf der Straße lebten, dass nicht nur vom äußerlichen sondern in ihrer gesamten Art. Klar wirkte Charly auf den ersten Blick wie jedes andere Kind, ihre Kleidung war ihr deutlich zu groß und egal wie kalt oder heiß es war, trug sie immer einen roten Mantel der ihr mindestens 3 Nummern zu groß war und einen Schal der fast bis zum Boden reichte und noch nie wurde sie von jemanden ohne ihr zerbrochenes Samuraischwert gesehen. Doch auch ihr langes und reines rosarotes Haar und ihre strahlenden violetten Augen waren ein deutliches Merkmal von ihr. Das was sie von den anderen aber besonders abhebte war ihre Porzellanweiße Haut die weder Wunden noch Narben aufwies, gut schmutzig war sie trotzdem, aber im Vergleich waren die meisten Kinder doch eher dunkel gebräunt, da sie tagsüber immer unterwegs sind. Doch das was Charly ausmachte war nicht ihr Aussehen, ihre Art ein Schwert zu führen und dass sie der Sprache wie eine Adelige mächtig war sprach sehr für sie. Die Kinder der Straßen bewunderten und beneideten sie und doch hegten alle auch ein Misstrauen gegen sie, da sie immer wieder einfach so verschwand. Jeremy durchwühlte seinen Wortschatz da er sich halbwegs angemessen bedanken wollte, doch sollte er seinen eigenen Stolz dabei nicht einfach fallen lassen. Doch bevor er auch nur ansatzweise die richtigen Worte fand sah er die ruhenden Augen Charlys auf dem Geldbeutel und die ausgestreckte Hand die diesen einforderte. „Wenn du so blöd bist dich erwischen und verfolgen zu lassen, dann fordere ich doch etwas dafür, dass ich eingreifen sollte damit du nicht aus dem Leben dahin scheidest“, mit großem Auge blickte er die Kleine vor sich an. Er hörte bereits, dass Charly seit neustem nur noch gegen Vergütung eingreift, aber glauben konnte er das nicht. Aber wollte er sich wirklich mit dem kleinen rothaarigen Teufel anlegen? Nein, dies schien für Jeremy dann doch zu riskant. Er zögerte kurz, hielt ihr die Geldbörse dann aber hin und ehe er sich versah schnappte sie sich diese auch. Gelangweilt schien sie den Inhalt zu durch forsten und entnahm eine der Goldmünzen. „Hier das sollte dir fürs essen reichen“, mit diesen Worten schnippte sie ihm eine Goldmünze entgegen, packte den Rest und verschwand schließlich in den Gassen der Toten Stadt. Ihr zerbrochenes Schwert schleifte sie dabei über den Boden und das ätzend kratzende Geräusch hörte man noch weit in der Ferne. Jeremy blickte auf die Münze und dann in die Richtung in der Charly verschwand und wusste erstmal gar nicht so recht was er von all dem überhaupt halten sollte. Auch er hegte irgendwo ein Misstrauen gegen das Mädchen, manchmal fragte er sich ob sie wirklich real war oder ob sie nicht doch wie manche einer munkelt der Wächter der Straßenkinder ist. Doch damit konnte er sich jetzt nicht beschäftigen. Sein Magen knurrte und mittlerweile dämmerte es auch schon, es war nun an der Zeit sich erst einmal was zu essen zu besorgen. „Du kommst heute spät…“ „Wurde aufgehalten… und dann musste ich noch paar Erledigungen machen“ „Du scheinst mir wirklich ein Interessantes Kind zu sein“, ein lautloses lachen folgte diesen Worten und als Charly die Kerze anmachte, erschien ein Junge in der Dunkelheit, kaum älter als 18 oder vielleicht 19 Jahre. Es war eine alte Ruine einer Villa in der sich beide aufhielten, von der nur noch dieses eine Zimmer vollständig erhalten blieb. Das Zimmer war leer und verkommen. Die Wände waren mit rotbraunen Flecken verziert, die sich zum Teil schon schwarz gefärbt hatten. In diesem Räumlichkeiten sind einst viele Grausamkeiten passiert und viele Gerüchte wimmeln über die Villa, deswegen traut sich auch kaum einer in ihre nähe. Doch weder Charly noch den jungen Mann störte dies. „Ich hab dir schon mal gesagt das ich kein Kind bin, also nenn mich nicht so“, Charly schien leicht eingeschnappt, den sie hasste es mit einem Kind verglichen zu werden, auch wenn sie manchmal gerne ein normales Kind wäre. Sie kramte in ihren Taschen herum und packte ein paar Tomaten, etwas Brot und Fleisch heraus und legte sie dem Jungen hin. Der Blondschopf warf nur einen flüchtigen Blick auf das Essen und seine dunkelbraunen Augen gingen zum Fenster und fixierten sich auf das Stück Himmel welches nicht von den Häusern verdeckt wurde. „Hast du selbst keinen Hunger?“, seine Stimme klang ruhig. „Nein und das weißt du auch.“ Charly musterte den Jungen vor sich, er trug ein graues Hemd, das irgendwann mal weiß gewesen schien, seine Beine verdeckt von einer zerfetzten Decke, an seiner Hand die verdreckten Goldringe und seine Haut wirkte in dem dämmrigen Licht grau verziert mit vielen feinen weißen Narben und mehr als nur einer frischen Wunde. Schließlich blieb ihr Blick an seiner Brust hängen. „Hast du Schmerzen?“ „Ach quatsch, war doch nur ein Kratzer! Ich bin dir zwar dankbar, dass du mich aufgefunden hast und mir diese Fetzen gegeben hast, aber du machst zu viel Wind um nichts, Kleine.“ Kleine… immer nannte er sie nur Kleine, niemals bei ihrem richtigen Namen, ein bisschen nervte es sie, doch dies würde sie nicht freiwillig zu geben. Sie schaute weiter auf seine Brust und tippte schließlich einmal gegen und spürte wie er unter der Berührung stark zusammen zuckte. „Spiel nicht den starken, als ich dich gefunden hab lagst du bewusstlos auf dem Boden, die Kugel hatte dich komplett durchbohrt und du kannst von Glück reden das es die Carotis nur leicht beschädigt hat. Ich war mir eigentlich sicher gewesen das du die Nacht nicht überleben wirst.“, man konnte Charly für einen Moment anmerken, dass ihr dieser Gedanke nicht gefällt, doch schnell setzte sie ihre Monotone Miene wieder auf. „Ach Kleine, mach dir doch nicht so einen Kopf. Ich bin Pirat, da ist das Risiko drauf zugehen eben doch sehr hoch“, ein grinsen machte sich ihm über die Lippen breit. „Aber du überraschst mich schon, ich hab noch nie eine 12-jährige gesehen die so mit dem Schwert umgehen kann, Wunden versorgen kann und einem Piraten wie mir ein Dach übern Kopf bietet und sich selbst in Gefahr bringt nur damit ich was zu essen hab“, er griff schließlich nach dem Brot und biss erstmal herzhaft rein. „Es ist eben nicht alles schwarz oder weiß“, sie beobachtete den Jungen kurz. Charly hatte schon immer ein großes Herz gehabt, doch zugeben würde sie dies wohl nicht. „Du bist schon seit einer Woche hier, willst du nicht langsam mal nach Hause Kleine?“ „Du hast es selbst gesagt, ich bin seit 7 Tagen hier. Denkst du wenn mich nach 7 Tagen noch keiner gesucht hat, das es auffallen würde ob ich da bin oder nicht“, ein kleiner Stein, kaum größer als eine Stecknadel traf sie am Kopf. „Hey, was soll das?“, brachte sie sofort leicht beleidigt von sich. „Kleine, du bist zu negativ. Im Gegensatz zu den Kindern von denen du erzählt hast, hast du wenigstens ein zu Hause und Eltern, also sei mal nicht so.“ „Ach halt die Klappe und rede nicht von Dingen von denen du keine Ahnung hast!“, sie wendete ihren Blick weg von ihm, sie sprach nicht gerne darüber und er versuchte das zu akzeptieren und aß alles auf was sie ihm gebracht hatte. „Ist dir nicht kalt, wenn du ständig in der Ecke schläfst? Ist ja nicht gerade nett von mir dir deinen Schlafplatz in beschlag zu nehmen“, doch sie schien auf seine Worte nicht zu reagieren. Ihre Augen fielen ihr schon zu und sie war sichtlich müde, doch sie fixierte sich auf einen Punkt an der Wand. „Kleine…?“, vorsichtig stand er auf und hielt eine Hand dabei an seine Verletzung, sofort reagierte sie und sprang auf. „Hey, du hast Bettruhe!“ auch wenn es energisch klingen sollte, so war sie doch müde und so wie er nun vor ihr Stand, war er einen guten halben Meter größer als sie selbst. Er schnappte sie sich locker am Kragen und grinste sie dabei nur an. „Kleine, du bist ja ein echtes Fliegengewicht. Gibt’s mir was zu essen, aber dir selbst würden paar Pfunde auf den Rippen mehr auch nicht schaden. Weißt du kurvige Frauen sind schon attraktiver als Knochengerüste!“ „Halt die Klappe und lass mich los!“, sie fing an zu zappeln und sucht mit ihrem Blick den Raum nach ihrem Schwert ab. „Nein, heute schläfst du mal Vernünftig. Kinder in deinem Alter brauchen schlaf um zu kurvigen Frauen zu werden!“, er grinste breit und ging mit ihr zusammen zu der Matratze zurück auf der er zu vor saß und sackte dort auch gleich zusammen. Der Blondschopf zuckte zusammen, da die Landung nicht gerade sanft war und Charly direkt auf ihm landete. „Du bist ein perverser Idiot, weißt du das?“, es störte sie, dass er sie nicht mal los ließ als seine Beine ihn nicht mehr hielten, schließlich war er noch lange nicht fit und sie konnte einen Sturz schon verkraften. Das erste was Charly tat war es sein Hemd zu öffnen und auf den Verband seiner Wunde zu blicken, es war nichts perfektes, aber solange es seinen Zweck erfüllte und alles sauber blieb genügte es. „Sieht sauber aus“, doch als Antwort bekam sie nur ein leises schnarchen. „Du bist echt ein Idiot, wenn ich nicht wäre hätten sie dich doch längst im Meer an einem Pfahl aufgespießt…“ Charly versuchte sich aus seinem Griff heraus zu rutschen, doch nichts half. Sie war Müde und mal eine Nacht wieder auf ihrer Matratze zu schlafen klang doch sehr verlockend. Sie wiegte erst gar nicht ab ob es gut oder schlecht war, sondern schloss einfach die Augen und hoffte mit einem letzten Gedanken vor dem schlafen gehen, dass sie doch vor ihm aufwachen würde. Typisch, als er aufwachte war sie bereits weg. Aber anders kannte er das von Charly auch gar nicht. Doch eigentlich kannte er das Mädchen generell nicht, schließlich kannte er sie seit gut einer Woche. Dass sie schnell einen gemeinsamen Ton gefunden haben, überraschte ihn etwas, denn eigentlich konnte er noch nie gut mit Kindern. Doch Charly war mit anderen Kindern nicht zu vergleichen. Zumindest nicht mit denen die hier herum liefen oder die er bis jetzt kennen gelernt hatte. Sie war intelligent. Sie konnte ein Schwert führen, auch wenn ein zerbrochenes. Und auch wenn sie eine weiche Seite hatte, konnte sie auch töten. Davon konnte er sich bereits mit eigenen Augen vergewissern. Er hatte schon mitbekommen, dass Charly unter dem angesehenen Volk bereits mit Kopfgeld verfolgt wurde, doch hin und wieder verschwand sie ganz von der Bildfläche weshalb eine strukturierte Suche eigentlich fast unmöglich wäre. Wie gefährlich das kleine rothaarige Ding sein konnte, hatte er bereits gesehen. Es war in der Nacht als er auf dieser Insel ankam. Mit einer kleinen Nussschale strandete er am Hafen, ohne zu wissen auf welcher Insel er eigentlich war. Sicher war er kein Idiot und hätte er gewusst dass es sich hier um die Insel Fear handelt hätte er wohl nicht direkt verbreitet, dass er ein Pirat ist. Nein, er war sogar mehr als das. Er war der Kapitän einer Crew. Einer Crew, die er jedoch erst zusammenstellen musste. Das er in einer Taverne so rumprallte war eigentlich sein Todesurteil. Denn nachdem er das Wirtshaus verlassen hatte, merkte er nicht wie einer ihm folgte und erst als es zu spät war. Es war ein brennen, dass sich in seiner Brust breit machte. Das Blut sah man auf seinem schwarzen Shirt gar nicht, doch er fühlte wie es runter lief. Er war einfach naiv und hatte nicht aufgepasst und dies hätte sein Ende bedeuten können. Doch gerade als er auf die Knie zusammen sackte und versuchte seinen Mörder ins Visier zu nehmen, stand mit dem Rücken zu ihm das Mädchen mit dem roten Haar. Ihre Kleidung verdreckt mit Blut. Es war nicht ihr eigenes, sondern des Mannes von dem er eben noch angeschossen wurde. Leblos lag er auf dem Boden, die Kehle aufgeschnitten und ohne weitere Beachtung von dem jungen Mädchen. Eine erschreckende Situation für die die es nicht gewohnt sind, doch sie schien die ruhe selbst zu bleiben, wortlos versuchte sie ihm zu helfen und er ließ sich helfen. Und das nächste woran er sich erinnert ist der seltsam schäbige Raum und das Mädchen, welches ihm aus der Ferne beobachtete. Ja, er fand das Charly wohl etwas seltsam war und trotzdem beeindruckte sie ihn und er fing bereits an Pläne zu schmieden, wie es weiter gehen sollte und wie es bis jetzt aussah würde es nicht mehr lange dauern bis es losging. Das Getümmel auf dem Markt war bereits am Vormittag sehr groß, kein Wunder auch, jeder wollte etwas Frisches ergattern oder einfach nur das neuste vom neustem entdecken. So war das Stadtleben von Fear eben. Während die einen in der Gosse verrotteten, waren die anderen bereits bei Sonnenaufgang auf den Beinen und vergnügten sich. Zumindest die mit dem nötigen Geld konnten es sich doch leisten. Die Gesellschaft von Fear ließ sich ganz simpel in 3 Kategorien zuweisen. Die obersten waren die Reichen, Adeligen und Gebildeten, die die sich alles erlauben konnten und Fear sozusagen auch regierten. Dann kam die Mittelschicht, sie sorgten dafür, dass das Geschäftsleben ihren Lauf nahm. Sie sahen sich als nichts Besonderes, konnten über ihr Leben aber auch nicht Klagen. Den die untersten Kategorie war der den die anderen nur als Ungeziefer bezeichneten und die von den Meisten nicht einmal als Menschen angesehen wurden. Fast alle gaben sich mit dieser Rangordnung zufrieden und dennoch gab es immer noch welche die sich darüber stellen wollten. „Was soll der Dreck! Hab ich dir gesagt ich will einfaches Wasser? Das Wasser was ich trinke, soll aus der edelsten Quelle des gesamten East Blues stammen! Los mach deine Arbeit richtig bevor ich dich Köpfen lasse!“ „Ja, Verzeihung junger Herr. Es wird mir nicht noch einmal in den Sinn gelangen sie zu verärgern“, die junge Dame wirkte gerade zu in Panik versetzt nachdem ihr der Krug Wasser um die Ohren geschmissen wurde. Doch das sollte nicht dabei bleiben, denn als nächstes folgte ein kräftiger Schlag ins Gesicht. „Wage es nicht noch einmal jemand aus der Familie der von Freiherren so zu erzürnen und jetzt mach dich an deine Arbeit“, seinen Zorn konnte man deutlich sehen und dieser Zorn richtete sich weniger gegen die Dienerin die Carlos soeben fertig gemacht hatte, sondern gegen die Ereignisse die sich am vorherigen Nachmittag zugetragen hatten. Er wurde beschämt und gedemütigt und das von einem Kind. Das konnte er nicht auf sich sitzen lassen. Aber einfach mit dem Tod konnte er sie auch nicht davon kommen lassen. Nein, er hat bereits andere Pläne für sie im Sinn. Und während er wieder auf sein Wasser wartete richtete sich sein Blick auf das Runde kugelartige Gebäude die sich in mitten den Stadt erhob. Die Kampfarena von Fear. Der Ort an dem der Adel seine niedersten Gelüste befriedigen konnte. Zuzusehen wie Menschen sich gegenseitig verunstalteten, wie Freunde zu Feinden werden und wie Verzweiflung und Angst die Menschen zu Tieren werden lässt. Manch einer fragte sich warum die Marine, die über dies Bescheid wusste, all dies erlaubte, doch die Wahrheit war simpel, wenn das Geld stimmte konnte man über alles hinweg sehen. „Sie wird es mir bezahlen, so wie ich Carlos von Freiherr heiße, wird sie mir das bezahlen!“, ohne auf die Gesellschaft der Anwesenden zu achten schrie er das aus vollem Halse in die Welt hinaus und rieb sich hämisch die Hände aneinander. Sein grinsen verzog das Gesicht so dass es er schon fast eine Fratze war und das kichern das er hervorbrachte glich der einer Ratte. „Junger Herr? Hier bitte ihr Wasser…“, die junge Magd stand nun erneut neben ihm doch statt einer antwort riss er ihr nur das Wasser aus der Hand und goss es über sie. „Was denkst du wer du bist mich hier so lange warten zu lassen?“ und ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen setzte er seinen Spaziergang fort. Sein Weg führte ihn durch verschiedene Läden, doch nichts konnte ihn an diesem Tage wohl erfreuen. Erst als er beim Juwelier ankam, erfreute ihn der Anblick der 1000 Juwelen um ihn herum die nur darauf warteten ihm zu gehören. „So dann zeig mal was du dieses Mal schönes für mich hast!“, sein Tonfall war ziemlich selbstgefällig. Viele Ringe, Ketten und andere Schmuckstücke schaute er sich an doch scheinbar konnte nichts davon sein Herz wirklich erfreuen, bis ihm ein grüner Smaragd platziert auf einem Goldring auffiel. „Wie kommt es das ich dieses gute Stück noch nicht gezeigt bekommen habe?“ „Nun junger Herr, dass ist so dieser Ring ist eine Spezialanfertigung und wurde bereits reservieret“ „Was soll das heißen? Ich zahle das Doppelte dafür! Mein Vater gehört zu den reichsten Männern dieser Stadt, da sollte es keine Probleme geben diesen popeligen Ring für mich zu beanspruchen! Oder sehen sie das etwa anders?“ Seine Hand ging an den Revolver in seiner Mantelinnentasche. Wirklich jemanden damit erschossen hatte er noch nie, doch er liebte es die Angst zu sehen die die Menschen zeigten, wenn er diesen gegen sie richtete. „Also junger Herr sehen sie, die Sache ist so ich schätze die Familie von Freiherr sehr, aber wie soll ich sagen, die Sache ist nicht so einfach… Kann ich sie nicht vielleicht doch zu einem anderen guten Stück verführen?“ Carlos hasste es, wenn er etwas nicht bekommen konnte. „Nein, ich will genau diesen Ring und keinen anderen!“, mit einer flinken Handbewegung zog er seinen Revolver nun raus und legte ihn mit voller Wucht auf den Tresen, sodass dieser leicht erschütterte. „Gibt es hier ein Problem“, ein kleines Mädchen nicht älter als 12 betrat nun das Geschäft, ihre Stimme war süß wie Honig und sie selbst wirkte wie ein kleiner Engel. Das rosarote Haar zu einem Zopf geflochten, das Kleid zart rosa und aus feinster Seide, die Haut weiß wie Elfenbein und die Augen verbunden mit einem einfachen Tuch. In ihrer Hand hielt sie einen Stock und an ihrer rechten und linken Seite stand jeweils ein Soldat. Für einen kurzen Moment schreckte Carlos zurück, den für kurz dachte er das Mädchen von gestern Abend vor sich stehen zu haben, aber das war vollkommen unmöglich. Nicht mal das Dämonenkind würde sich am hellen Tage bei einem Juwelier blicken kassen, doch auch nach dem er sich umdrehte musste er erstmal schlucken. „Charlotte meine Gute, wie lang ist unsere letzte Begegnung her? 2 Monate oder sind es doch schon 3? Die Zeit verfliegt doch so schnell. Ich habe gehört du hast lange das Krankenbett hüten müssen?“, Carlos kannte das Kind vor sich, sie war gute 5 Jahre jünger als er selbst und doch versuchte sein eigener Vater die beiden mit einander zu vermählen. So reich seine Familie doch war, so kam sie niemals an den Reichtum und die Macht, die jedem Mitglied der Familie Pikard in die Wiege gelegt worden war. „Ja, es ist nicht immer einfach, aber Vater sorgt eben gut um mich. Ich kann mich wirklich nicht beklagen. Und als Dank wollte ich ihm den Ring schenken, den du auch schon in Augenschein genommen hast, wie ich es merke.“ „Charlotte dein Geschmack zeigt sich mal wieder von seiner besten Seite und das trotz deiner kleinen Augenschwäche. Du scheinst wirklich einen 6. Sinn für solch Dinge zu haben“, sowie Carlos bei dem Mädchen schleimte, könnte man meinen seine Worte würden ihn selbst zum Würgen bringen. „Na ja, was soll ich sagen, manche haben es von Geburt an und andere müssen sich an jemanden wie mir eine Scheibe abschlagen“, zuckersüß klang die kleine ‚Prinzessin’ und betrat mit ihren beiden Wächtern zu jeder Seite nun den Raum. Ein süßliches Parfüm breitete sich im Raum aus, leicht würzig und doch verlockend. „Aber Carlos, tue mir doch bitte einen gefallen. Pass bitte auf das du auf deinem eigenem Schleim nicht ausrutschst. Den in meinem Sinne bist auch du nur ein Ungeziefer!“ Carlos Augen weiteten sich als sie dies Aussprach und er musste erst einmal kräftig schlucken. Es war nicht gerade das was sie sagte, sondern wie sie es sagte. ‚Ungeziefer’ nannte sie ihn. Das niederste vom niedersten. Bis jetzt gab es nur einen Menschen die es wagte ihn so zu nennen und jetzt wo sich Carlos das Mädchen genau betrachtete erkannte er gewisse Züge die mit dem Mädchen von gestern gerade zu identisch waren. 1000 Gedanken schossen ihm auf einmal in den Kopf. Konnte es sein das Charly und Charlotte dieselbe waren? Aber wäre das dann nicht doch ziemlich lachhaft? Das Mädchen aus einer der reichsten Familien lungerte in der Stadt der Toten herum? Nein, das war dann wohl doch zu weit hergeholt. Zu mal Charlotte auch Blind war und woher sollte sie Kenntnisse darüber haben ein Schwert so zu führen um Menschen zu töten? Und doch ließ ihn der Gedanke nicht los. Noch immer hatte Carlos seinen Revolver in der Hand und wollte diesen nun wegstecken. Charlottes Wächter schienen ihn deswegen auch schon ernst anzublicken. Mit den Finger am Abzug steckte er ihn in sein seine Jackentasche stets mit dem Blick auf Charlotte. Ein Schuss! Eine Vitrine aus Glas zersprang und 100, wenn nicht 1000 Scherben fielen zu Boden. Ohne es zu merken hatte er abgeschossen. Der Schuss ging ganz knapp an Charlottes Gesicht vorbei. Sofort waren die Soldaten in Angriffsstellung und knüpften sich den reichen Erben vor. „Es tut mir leid… Es war ein Unfall! Ehrlich Jungs keine Absicht!“ „Es ist okay, mir ist nichts passiert“, ihre Stimme klang ganz normal und ohne weitere Worte ignorierte sie ihn und wendete sich dem Juwelier zu. „Verschwinde!“, brummte einer der Wachen. „Solange die junge Lady noch gut gelaunt ist!“ Erneut musste Carlos schlucken. Sein Gesicht war nun Kreidebleich und er verließ den Juwelier so schnell er konnte. Gegen Charlotte hatte er keine Macht anzugehen. Als er die Straßen entlang ging zitterten seine Hände. Nicht aus Angst, weil er sie fast erschossen hätte. Nein! Denn die Kleine war nie in Gefahr gewesen. Sie war Blind und das wusste jeder auf der Insel, wie also konnte sie der Kugel ausweichen? Er hat es genau gesehen. Als die Kugel auf sie zukam, verlief für ihn alles wie in Zeitlupe. Den hätte er sie getroffen, wäre es sein Ende gewesen, für so eine Tat würde sein Vater ihn enterben und das konnte er nun wirklich nicht riskieren. Aber Carlos konnte genau sehen wie Charlotte ihren Kopf zur Seite legte. Es war eine kaum merkliche Bewegung, aber sie ist der Kugel somit ausgewichen. Es war kein Zufall. Nein, den er hatte ihr angesehen, dass sie wusste was sie tat. Sie wusste, dass die Kugel auf sie zukam. Sie hat es geahnt, wenn nicht vorhergesehen. Carlos war in seiner neusten Theorie mehr als bestätigt. Charlotte und Charly waren eine Person! Er konnte es nicht beweisen, aber er war sich mehr als sicher, dass es so sein musste. Als Nesthäkchen der Familie Pikard, war sie zwar unantastbar, aber wenn er beweisen konnte das Charlotte mehrere Adelige kaltherzig auf den Gewissen hatte und das nur um irgendwelchen Ungeziefer zu helfen, das war Grund genug sie in die Arena zu schicken. dann Würde dies passieren, würde Carlos seine Ziele erreichen. Er hätte wieder seine Ehre und sein Vater würde ihm die Füße küssen aus Schuld, dass er ihn stets mit so einer verloben wollte. Carlos hatte bereits einige Ideen wie er seinen Plan verwirklichen konnte, aber so einfach würde das nicht laufen. Es vergingen Tage als Charly wieder kam. Der Raum war nur von dem Licht einer kleinen Kerze umhüllt. Wie so oft trug sie ihren Schal der ihr fast bis zum Boden reichte und der Mantel der ihr mehrere Nummern zu groß war. Wie immer war ihre Kleidung so schmutzig wie die der anderen Straßenkinder und doch war ihr Gesicht so weiß und rein wie Porzellan. „Lang nicht mehr gesehen Kleine. Dachte schon die hätten dich dran gekriegt“, unbekümmert stand er auf und bewegte sich etwas im Raum. Seine Wunde schien gut zu heilen, auch wenn der Genesungsprozess noch lange kein Ende fand. Immerhin konnte er sich schon mal mühelos erheben und im Raum bewegen. Jemand der nicht wüsste was für eine Wunde er hatte, würde es ihm wohl auch nicht ansehen. Charly wusste es aber besser. „Setzt dich hin ich will mir die Wunde ansehen“ „Bist du nicht aus dem Alter raus in dem du Krankenschwester spielen willst?“, er hob belustigt eine Augenbraue, doch sie schien keine Miene zu verziehen. „Nicht mal ein schmunzeln?“, er seufzte leicht und kratzte sich am Kopf. „Na ja auch egal, eigentlich wollte ich mich auch nur verabschieden, morgen bei Tagesanbruch verschwinde ich, dann bist du mich los Kleine! Oder würdest du nicht lieber mit mir kommen?“, ein grinsen ging ihm übers Gesicht, den er wusste das sie dieser Gedanke zum nachdenken bringen würde, doch sie schien nicht wirklich zu reagieren. „Kleine? Alles okay bei dir?“, er ging nun auf sie zu und legte ihr eine Hand auf die Stirn. Sie kochte wortwörtlich. „Verdammt du hast ja Fieber und dann rennst du durch die Straßen?“, wie erwartet bekam er keine Antwort. So hob er sie einfach hoch und legte sie auf die spärliche Matratze auf der er die letzen 2 Wochen genächtigt hatte und setzte sich neben sie. Jetzt wo es ihm besser ging, war sie es nun um die man sich kümmern musste. „Hey Kleine, kann ich dir was bringen damit es dir besser geht?“ „Zu viele Stimmen… Lyon es sind zu viele Stimmen…“, murmelte sie vor sich hin. Etwas verwirrt schaute der junge Blondschopf sie an. Es irritierte ihn das sie seinen Namen kannte, zu mal er sich nie bei ihr richtig vorgestellt hatte, geschweige den seinen Namen ihr gegenüber erwähnte. „Was meinst du mit Stimmen?“, doch sie war nicht mehr bei Bewusstsein. Das kleine Mädchen vor ihm wirkte nicht anders als andere Kinder und doch konnte er sehen, dass sie großes Potenzial hatte. Die Nacht über blieb er wach und beobachtete sie. Das schlafen schien ihr gut zu tun, doch am Morgen verschwand er wortlos als er merkte, dass das Fieber wieder runter ging. Sie war einfach überanstrengt und hat sich wohl zu viel aufgezwungen, so dachte er es sich zumindest. Aber er war ja auch kein Arzt. Lyon war losgegangen um sich die Stadt anzuschauen und ahnte nicht welches Labyrinth die Stadt der Toten für ihn bereithielt. Was machte Jeremy nur hier? Wie konnte er sich in so einer Situation nur wieder finden. Draußen war es dunkel und der Typ der ihn vor einigen Tagen noch erschießen wollte, hatte ihn nun in eine Taverne zu einem Festmahl eingeladen. So viel Essen hatte Jeremy noch nie auf einmal gesehen. Konnte er das alles wirklich annehmen? Ganz geheuer war ihm die Sache nicht, aber der Hunger siegte über seinen Verstand. „Nun mein junger Freund. Ich hab die letzten Tage über unsere Begegnung nachgedacht und wollte mich nur bei dir und deiner kleinen rothaarigen Freundin entschuldigen und ich hoffe ein Essen ist dafür erst einmal angemessen.“ Er war sich nicht sicher ob er den reichen Proleten richtig verstanden hatte, aber das Essen kam ihm doch sehr gelegen. Das Wasser lief Jeremy im Mund zusammen und er konnte sich auch nicht länger bremsen. Bei der erst besten Gelegenheit stürzte er sich auf das Mahl vor ihm ohne wirklichen Wert auf Tischsitten zu legen. Doch stoppte er als sein Gegenüber sich räusperte. „Nun wie ich bereits sagte, würde ich auch Charly gerne so ein Essen servieren. Kannst du mir sagen wo ich das junge Mädchen finde?“, Carlos fiel es schwer seinen Gegenüber nicht sofort eine Kugel durchs Hirn zu jagen und doch setzte er seine beste Miene auf. Jeremy dagegen musste erst stoppen und schüttelte erst einmal den Kopf. „Niemand wissen wo Charly ist“, seine Sprache klang wie immer sehr gebrochen und er bemühte sich stets die richtigen Worte zu finden. „Sie kommen, dann verschwinden wieder“ „Gibt es den einen Ort wo sie sich besonders oft aufhält?“, erneut schüttelte Jeremy nichts wissend den Kopf. Doch eigentlich was dies nicht ganz die Wahrheit. Schon seit längerem wusste er, dass Charly sich gerne im Nordteil der Stadt, in einer unheimlichen Ruine einer Villa herumlungerte. Einige Male konnte er sogar beobachten das sie sich dort scheinbar breit gemacht hatte, doch nicht immer war sie dort auch aufzufinden. Jeder wusste das Charly sehr seltsam war und doch gab es nicht einen der mehr als ihren Namen über sie kannte. Langsam verlor Carlos die Geduld mit dem Knaben, doch hatte er noch immer einige Asse im Ärmel. Er wusste woraus solches Pack wie Jeremy aus waren und wofür sie alles verraten würden. Er kramte nicht lange in seiner Manteltasche und legte ihm schließlich einen Beutel Gold vor die Nase. „Hör mal, dass ist es doch was du willst. Oder?“, er griff mit einer Hand in den Beutel und zog einige Goldmünzen raus, nur um sie wieder in den Beutel fallen zu lassen. Carlos hatte ihn. Jeremys Augen leuchteten beim Anblick der Münzen und so eine Gelegenheit konnte er sich wirklich nicht entgehen lassen. Gierig wollte er nach dem Beutel greifen. Allerdings war Carlos schneller und zog ihm diesen vor der Nase wieder weg. „Na, nicht so eilig! Erst erzählst du mir etwas über Charly!“, ein grinsen ging ihm über die Lippen, nun würde er wohl die Informationen die er brauchte endlich aus ihm rauskriegen. „Niemand wissen wo Charly ist…“, Carlos verzog für einen kurzen Moment seine Miene, bis Jeremy schließlich weiter sprach. „Aber oft im Norden, nicht immer… oft… alte Ruinen sie vielleicht ein bisschen dort wohnen?“ Jeremys Blick ging wieder zu dem Gold, doch stattdessen blickte er in den Lauf eines Revolvers. „Mehr wollte ich nicht…“, und dies sollten die letzten Worte sein die Jeremy je zu hören bekam. Carlos zögerte nicht und schoss direkt ab. Er war sofort tot. Die Kugel ging ihm direkt zwischen den Augen und durch den Kopf. Sein lebloser Körper fiel nach hinten und ein dumpfes Geräusch war zu hören, als er den Boden erreichte. Keiner der Gäste würdigte diesem Geschehen auch nur einen Blick, schließlich war es auch nichts Außergewöhnliches das Ungeziefer beseitigt werden musste. Allein der Wirt brummte in seinen Bart, dass er nun die Schweinerei beseitigen musste. Dies war das erste Mal das Carlos seinen Revolver tatsächlich zum töten benutzte. Irgendwo wurde er immer etwas gehemmt den Ablauf zu betätigen. Er musste sich selbst eingestehen das ihm das Gefühl von Macht und Überlegenheit, dass er beim töten verspürt, doch sehr gefällt. „Mehr wollt ich nicht wissen.“ Carlos legte noch ein paar Münzen auf den Tisch und verließ sogleich die Gaststätte. Seine Morgigen Pläne gingen ihm nun nicht mehr aus dem Kopf. Er zog eine Teleschnecke aus seiner Hosentasche und rief direkt im Marinequartier der Nachbar Insel an, die sollten für ihn mehrere Soldaten zu Verfügung stellen, damit diese ihm helfen Charly einzufangen. Selten mischte sich die Marine in die Angelegenheit der Stadt ein, aber wenn einer der hochrangigen persönlich anruft, wurden keine Fragen gestellt sondern einfach nur Befehle befolgt. Schließlich gab es auch dafür ein hohes Entgelt für sie. Carlos setzte seine Schritte fort und malte sich bereits gedanklich ein Bild wie morgen alles auszusehen hatte. „Er geht. Er verlässt das Zimmer. Er verlässt das Haus. Er ist weg.“, sie verfolgte Lyon in ihren Gedanken und erst als sie sich sicher war das er das Haus verlassen hatte, machte sie die Augen auf und stand langsam wieder auf. Es war keine Seltenheit das Charly fieberte, meistens war es nach ein bisschen Schlaf auch wieder gut und das wusste sie auch. Sie hörte Stimmen in ihrem Kopf oder hatte auch mal Vorahnungen. Sie wusste nicht woher sie das konnte, aber sie konnte es schon seit dem sie denken konnte. Meistens beherrschte sie es gut und an anderen Tagen wird ihr all das doch zu viel. Allein durch diese Fähigkeit kam sie erst dazu in die Stadt der Toten zu kommen. Schon lange spürte sie das Elend in den Straßen hier und doch konnte sie es lange nicht zuordnen. Sie wusste nicht genau ob sie aus Mitgefühl oder aus Mordlust hier her kam, aber sie wusste, dass für sie die meisten Leben nichts wert waren. Wie die meisten reichen interessierte sie sich kaum für das Leben der anderen und doch war sie nicht wie die meisten Reichen und Adeligen der Insel. Im Gegensatz zu den anderen wurde sie nie in einer der Familien rein geboren. Sie hatte keine Eltern. Oder zumindest kannte sie weder Vater noch Mutter. Sie war ein Findelkind und hatte wohl einfach das Glück einen reichen Ziehvater zu haben, dass sie fast blind ist konnte damals kaum einer ahnen. Charly lernte schnell ihre Karten zu spielen, sie gab sich immer als kränkliches Töchterchen eines Mannes aus der in der Stadt hoch angesehen war und erweckte das Mitgefühl aller. Den Umgang mit dem Schwert leerte sie ein Soldat der sie einst stets bewachte, doch als dies raus kam ließ ihm ihr Ziehvater denn Kopf abschlagen. Charly kannte schon lange die gelüste ihres Ziehvaters, er plante sie zu seiner zu machen, wenn Charly alt genug war und das widerte sie an. Sie verabscheute diesen Mann mit jeder Faser ihres Körpers. Auch wenn sie nichts sehen konnte spürte sie die lüsternen Blicke von ihm. Ein Schauern fuhr ihr durch die Knochen, wenn sie nur daran dachte. Sie ging einige Schritte durch den Raum und verspürte ein seltsames Gefühl. Sofort griff sie nach ihrem Schwert und sprang auf die Eingangstür zu, die sich im selben Augenblick öffnete. Sie schaffte es, mit ihrem zerbrochenen Schwert, dem ersten die Brust aufzuschneiden und sein Blut befleckte ihr Gesicht und ihre Kleidung, was sie nicht einmal groß störte. Doch ehe sie sich versah, wurde sie von zwei anderen zu Boden geworfen und sie spürte wie Klingen und Gewähre auf sie gerichtet waren. Ihr Kopf schmerzte durch den Aufschlag auf den Boden und sie war ihnen Hilflos ausgeliefert. Sie konnte ihn nicht sehen, aber sie wusste, dass er anwesend war. „Ungeziefer kommt bekanntlich nie allein sondern in Scharren. Du hattest nur Glück das ich unaufmerksam war“, ihre Stimme klang kalt und regungslos. „Charlotte, meine Liebe. Welch Zufall dich hier zu finden. Aber was treibst du dich in so einer Gegend rum, da wird dein Herr Vater aber nicht sehr begeistert von sein“, seine Stimme klang wie immer sehr schleimig und er ließ seine Schadenfreude nicht gerade unterdrückt. „Lass den pädophilen Dreckssack nur meine Sorge sein! Ungeziefer wie du sollte einfach nur in das Loch zurück kriechen aus welchem er gekommen ist“, auf diese Worte folgte ein Tritt direkt in ihren Magen, sie krümmte sich vor Schmerz zusammen und musste erstmal nach Luft schnappen. Gerade als sie den Schmerz runter schlucken konnte, spürte sie wie sein Fuß ihr Gesicht gegen den Boden drückte. „Ich würde in deiner Situation keine Dicke Lippe riskieren“, der Druck auf ihren Kopf wurde härter und doch versuchte sie ihm seinen Triumph nicht zu gönnen. Wie er sie gefunden hatte wusste sie nicht und auch nicht wie er herausgefunden hat das sie hier ist. Es reichte aus, wenn nur einer sie hier gesehen hat, für paar Berrys würde hier jeder jeden ins Grab bringen. „Vor Ungeziefer wie dir würde ich niemals zu Kreuze kriechen…“, erneut ein Tritt, diesmal gegen ihr Gesicht. Sie spürte den pochenden Schmerz an ihrem Auge, das Blut in ihrem Mund und das wenige was sie sehen konnte färbte sich schwarz vor ihren Augen und sie verlor das Bewusstsein. Charly hätte niemals gedacht, dass sie noch leben würde als sie aufwachte, doch eigentlich hätte sie ahnen können, dass er sie ausgerechnet hier her bringt. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Die Zelle in der sie sich befand wurde nur von einer kleinen flackernden Kerze etwas erleuchtet. Sie hörte die Ratten in den Ecken und das jammern der anderen Inhaftierten. Sie alle haben nur ein wirkliches Verbrechen im Leben begangen und das war als Ungeziefer geboren zu werden. Das war zumindest die Meinung der Adligen. Eine wie sie es eigentlich auch war, auch wenn nie als solche geboren. Charly wuchs als Einzelkind mit ihrem Ziehvater in einer der größten Anwesen der Insel auf. Womit genau er sein Geld verdiente interessierte sie nicht. Doch seit sie denken konnte, hatte sie im Leben immer alles was sie wollte. Ja, sie hatte eine starke Sehschwäche und gab sich immer recht kränklich, aber sie erkannte schon früh das sie damit in diesen Kreisen gut durch kam. Bis vor einem Jahr war sie auch noch ein Snob wie die anderen. Doch seit dem sie das Elend der Toten Stadt kannte, wollte sie nicht mehr so sein. Irgendwas in ihrem Kopf hielt sie davon ab, so zu sein wie die ihres gleichen, auch wenn sie nie so war wie sie. Sie hatte nicht dasselbe Erbe und auch nicht dasselbe Blut wie sie. Bereits als Baby wurde sie von ihrem Vater Jean Pikard an Kindstaat adoptiert. Und schon immer wusste sie das er nicht ihr Vater war, dieser Erkennung bedarf keiner Worte. Sie wusste es einfach. Umso älter sie wurde umso mehr erkannte sie seine wahren absichten. Er widerte sie an. Seine Blicke waren Ekel erregend. Ich wurde bereits bei dem Gedanken daran schlecht. Sie suchte schon lange eine Gelegenheit um abzuhauen, doch nie hatte sich die richtige ergeben. Vielleicht war es aber auch Angst. Angst, dass sie alleine nicht zu recht kommen würde. Schließlich kannte sie die Welt außerhalb ihres Glashauses nicht. Vielleicht hat sie dieser Grund in die Stadt der Toten geführt. Vielleicht aber hatte es auch andere Gründe, so genau war sie sich da auch nicht sicher. Doch schon damals hörte sie ihre schreie. Schreie der Verzweiflung und der Hoffnungslosigkeit. Das erste mal als sie die fremden Straßen betreten hatte, ließ die Stimmen lauter werden. Laut genug das sie fast durch gedreht wäre. Aber sie hat es durch gestanden. Jedes Mal, wenn sie da war, hörte sie diese Stimme und nur langsam besserte sich das Gefühl in ihrem Kopf. Manchmal konnte sie es nach einiger Zeit ganz ausblenden und an anderen Tagen wurde es ihr wieder zu viel und das hatte auch körperliche Konsequenzen. Es war nicht einfach mit ihrer Fähigkeit, doch sie war auch ein guter Ersatz für ihr Augenlicht. Und trotzdem hatte sie ihr am Ende nicht viel gebracht. Jetzt saß sie hier und war zum ersten Mal aus ihrem Glashaus in einem Käfig gelandet. Ob es besser oder schlechter war konnte sie noch nicht ganz beurteilen. Doch die Antwort würde wohl nicht lange auf sich warten lassen. An die Wand gelehnt blickte sie zu der Gittertür die sich nun öffneten. Zwei Soldaten betraten die Zelle. Sie kannte beide. Die Menschen die eins dafür gezahlt wurden ihr Leben zu sichern, waren nun hier um sie in den Tod zu begleiten. Sie hatte schon längst bemerkt, dass ihr das zerbrochene Schwert, was sie stets bei sich führte abgenommen worden war. Sie rührte sich nicht als sie auf sie zukamen. Auch musste man sie erst auf die Beine zerren, den von alleine bewegte sie sich nicht. Sie war nicht dumm, wusste aber, dass es vorerst besser war sich dumm zu stellen. Sie kannte die Gesetze der Arena und nun war es an der Zeit sie für ihre eigenen Ziele zu nutzen. Es ging um Leben oder Tod und ganz sicher war sie es nicht die heute sterben würde. Mit einem Schwert im Rücken wurde sie den Gang entlang der anderen Zellen durchgeführt. Der Anblick glich einer Hinrichtung, dies es letztlich auch werden sollte. Sie hörte das murmeln der anderen gefangen. Nicht alles hatte sie verstanden, aber einige Worte blieben hängen. Armselig. Selbstgefällig. Arrogant. Die Menschen die hier gefangen waren, gehörten zu den Menschen denen sie eins geholfen hat und das war nun ihr Dank. Allerdings hatte Charly auch nichts anderes erwartet. In ihren Augen waren alle Menschen Egoisten, den auch sie war da nicht anders. So waren zumindest ihre Ansichten. Ihr schien der Gang fast schon ins unendliche zu gehen, doch irgendwann wurde es heller. Das strahlen der Sonne, die nur durch eine Glaskuppel abgedeckte war, blendete sie und sie war gezwungen ihr Augen leicht zu verkneifen. Doch die vielen Menschen waren dennoch schwer zu ignorieren. Wie die Hyenen versammelten sich die Schaulustigen, nur um zuzusehen wie zwei gegeneinander antraten. Als sich ihre Augen endlich an das Licht gewöhnt hatten, fiel ihr nur ein Mann ins Auge und ein eiskalter Schauer lief ihr den Rücken runter. Es war keine Angst die sie empfand. Es war Verachtung, Ekel und Hass. Sie war nicht verwundert, dass er auf sie herabblickte und sie wusste dass auch er gerade nur Verachtung für sie empfand. Schließlich war sie die jenige die seinen guten Namen in den Dreck gezogen hatte. Noch nie hatte sich jemand aus dem Adel herab gewagt zu den verwahrlosten Menschen der Toten Stadt. Das ausgerechnet seine eigene Adoptivtochter als erstes damit glänzen würde, hätte er wohl selbst nie für möglich gehalten. Charly blieb ganz starr stehen. Nicht Angst war es die sie erstarren ließ, sondern ihre Wut. Die Wut gegen all das. Menschen einzusperren und sie gegeneinander bis zum Tod kämpfen zu lassen. Eigentlich hatte sie sich noch nie darum Gedanken gemacht was hier so passiert. Dies hat sich wohl auch nur deswegen geändert dass sie nun selbst in dieser Situation steckte. Doch sie würde ihre Freiheit erlangen, das wusste sie. Sie wusste jedoch noch nicht genau wie sie dies plante anzustellen. Aber Sterben war für sie in diesem Fall keine Option. „Nun, heute hast du uns bewiesen dass du keine von uns bist. Dein Blut ist nicht dasselbe wie unseres. Du hast uns gezeigt wo du hin gehörst und so wirst du auch…“, es war Charlys Ziehvater der diese redete vorbereitet hatte, doch mit seiner rauen und harten Stimme, konnte er es nicht verhindern das Charly ihn unterbrach. „Spar dir deine Worte alter Sack!“, ein leichtes entsetzen ging durch die Menge. „Ich bin nicht so barbarisch wie ihr und befriedige meine niederen gelüste um Menschen sich gegenseitig umbringen zu lassen. Ich bin keine von euch und wollte auch nie eine solche sein. Ich war nie eine Pikard, den in mir fließt das Blut von Verbrechern. Mein Name ist Charlotte D. Tiger!“ Stille herrschte in der Menge. Charly war sich selbst nie sicher gewesen ob auch dies ihr richtiger Name gewesen war. Es waren einfache Vermutungen aus Recherchen die sie eins betrieben hatte. Es mochte nur Zufall sein aber als Charly mal die Fahndungsplakate der Marine sich anblickte hätte sie drauf schwören können, dass sie dasselbe Gesicht hat wie der abgebildete Mann darauf. „Nun, wenn das deine letzten Worte sind, dann soll es so sein.“, die Verachtung in seinen Worten war nicht zu überhören. „Dann erkläre ich nun die Regeln für dieses Spektakel heute. Es ist ein Kampf aller gefangenen Verbrecher. Jeder gegen Jeden. Der letzte der übrig bleibt kriegt die Freiheit geschenkt und kriegt ein Schiff um die Insel zu verlassen. Es dürfen alle Waffen der Arena genutzt werden!“ Erst jetzt fiel Charly auf das sich auch die anderen Gefangenen in der Arena versammelt hatten. Im Gegensatz zu ihr aber standen sie näher an den Mauern an denen die Waffen hingen. Eine missliche Lage, aber wenn sie es nur schaffen würde ein Schwert zu ergattern, hätte sie noch eine Chance zu gewinnen. Ihr Blick erneut zu den Tribünen. War es Einbildung oder Verzweiflung? Sie glaubte doch tatsächlich Lyon auf den Tribünen erblickt zu haben. Aber das war unmöglich! Er wollte doch bereits heute Morgen verschwinden. Eindeutig spielte ihr ihre Fantasie einen Streich, das redete sie sich zumindest ein. Außerdem waren ihre Augen schlecht. Es hätte jeder sein können, der ihm auch nur ein bisschen ähnelte. „Dann lasst den Kampf beginnen!“ Schnell wurde Charly wieder aus ihren Gedanken gerissen. Das kleine Mädchen hörte wie sich die ersten auf die Waffen stürzten. Einige Schrien. Andere liefen weg. Aber man hörte zu deutlich wie die ersten ihr Leben ließen. Es waren schreie des Wehleids und des schmerzen. Manch einer vergoss trennen in der Hoffnung verschont zu werden andere weil sie gerade ihren Freund, Bruder oder Schwester töteten. Es war ein reines Gemetzel. Allein die Geräuschkulisse schnürte Charly die Kehle zu. Trotzdem wollte sie es nicht so enden lassen, sie brauchte nur ein Schwert. Haarscharf wandte sich Charly von der Axt ab die auf die zugeflogen kam. Der, der diese warf, ließ auch nicht lange auf sich warten, doch mit einem Satz nach hinten wich sie ihm aus. Nun waren die Kämpfer bereits in der gesamten Arena zerstreut. Überall hörte man wie die Klingen gegen einander prallten und wie die Fäuste flogen. Dies erschwerte Charly sich zu konzentrieren was sie in ihrer unmittelbarer Nähe abspielte. Kopfschmerzen erschwerte das ganze noch mehr. Erneut wich sie aus. Diesmal wollte ihrer eine junge Frau mit nur 3 Fingern an jeder Hand direkt an die Kehle. Doch durch ihr eigenes Manöver wurde dürre Figur nur durch einen Pfeil getroffen. Der Geruch von Blut und Innereien machte sich in der gesamten Umgebung breit. Charly musste ein Würgen unterdrücken. Sie biss die Zähne fest zusammen und versuchte über ihren Kopfschmerzen hinweg zu stehen. Es war ein wunder das sie nur von so wenigen bis jetzt angegriffen wurde, aber schließlich war sie nur ein Kind und mit ihrer Größe und dem aufwirbelnden Staub leicht zu übersehen. Sie konnte nicht einen Finger rühren. Es war zu viel für sie. Aber so wollte sie s nicht enden lassen. So würde es nicht enden. „HÖRT AUF!“, sie schrie es so laut sie konnte und alles verstummte. Lyon wusste nichts von den Geschehnissen die am Morgen passierte, nach dem er das spärliche Haus, in dem er die letzten Tage genächtigt hatte, verließ. Ob er es aber wirklich hätte verhindern können ist fraglich. Doch noch wusste er von nichts, den sein Ziel war es eigentlich vorerst erst einmal ein Schiff zu finden mit dem man dieses Höllenloch für Piraten verlassen könnte. Dennoch dauerte es eine weile bis er endlich die Hauptstraße fand und somit auch den weg zum Hafen, den es war nicht untertrieben das in der Stadt der Toten die Straßen wie ein Labyrinth verwinkelt waren. War es nun Glück oder doch Intuition doch er hatte den weg nach 2 Stunden erst gefunden. Seine Gedanken kreisten aber zum Teil um das Mädchen welches er die letzte Zeit häufig um sich hatte. Sie war nur ein Kind, klein und irgendwo auch frech, auch wenn sie es selbst nicht merkte und dennoch hatte er gefallen an ihr. Er würde sie mitnehmen ob sie wollte oder nicht, auch wenn sie erst 12 war, mit bisschen Unterstützung würde sie innerhalb kürzester Zeit ein guter und belastbares Crewmitglied sein und wenn Lyon eins wollte dann waren es verlässliche Leute, auch wenn er bis jetzt ein Kapitän ohne Schiff und Crew war. Die Leute um ihn herum schienen aufgeregt zu sein und schenkten ihm noch weniger Beachtung sie sie es im Normalfall sowieso schon getan hätten, was doch sehr recht kam. Durch diese Ignoranz konnte er sich frei bewegen und auch wichtige Informationen aufschnappen, die ihm jedoch im ersten Moment doch nicht sehr nützlich waren. Dennoch wunderte er sich das doch alle Passanten ein ähnliches Gesprächsthema hatten. „Hast du schon gehört heute in der Arena?“ „Kommst du auch in die Arena?“ „Na endlich wurde dieses Ungeziefer eingefangen, war doch auch nur eine Frage der Zeit!“ „Der geschätzte Herr wird wohl nach dem heutigem Auftritt in der Arena sich nie wieder unter den Leuten blicken lassen?“ „Glaubst du die Gerücht sind war und sie ist es wirklich?“ „Ist sie nicht blind?“ Aus allen Seiten tratschten die Leute. Alle waren sie in heller Aufregung und schienen vergnügt zu sein als würde ihnen ein Fest bevor stehen. Doch der Blondschopf schien zunächst gar nicht zu verstehen um was sich die Gespräche drehten. Erst bei dem letzten Satz den er hörte spitze er erst recht die Ohren. Es waren zwei junge Damen, die augenscheinlich wohl auch eher der elitären Schicht der Insel angehörten. Ganz ungeniert stellte sich Lyon in ihre nähe und betrachtete mit leichtem Desinteresse die Ware die vor ihm lag und hörte dabei das Gespräch der beiden Frauen mit. „Er ist doch selber Schuld, ein dahergelaufenes Kind zu adoptieren und sich einzubilden sie hätte unser Blut“, sprach die etwas fülligere der beiden. „Ja, das stimmt. Man hätte erwarten das sie es mehr zu würdigen hat welches Glück sie doch hatte!“ „Ach sie haben es doch beide verdient!“ „Girle glaubst du das echt?“ „Natürlich! So wie sie immer mit hochgezogener Nase hier herum stolziert sind. Nur weil sie paar Berrys mehr in der Tasche haben müssen sie das nicht so raushängen lassen!“ Lyon musste fast lachen über die Ironie in diesem Satz. Sie erkannten das verhalten bei anderen aber nicht bei sich selbst. Dennoch hörte er den beiden weiterhin zu. „Und das Mädchen war sowieso die schlimmste! Kannst du dir vorstellen das sie uns alle als Ungeziefer angesehen hat?“ „Nein! Ehrlich? Dieses Miststück!“ „Ja, doch ich hab es selbst von Carlos gehört. Er war außer sich von Wut!“ Diese ‚feine’ Sprache der beiden, nervte den jungen Piraten und langsam wollte er schon wieder weiter gehen den sinnvolle Informationen schienen die beiden nicht Parat zu haben und doch erstarrte er bei den nächsten Worten. „Und dabei schien sie mir gegenüber immer so nett. Aber na ja ist doch auch unwichtig. Die kleine Charlotte wird ihren Ausflug in die Arena nicht überleben und wenn es stimmt das sie das Dämonenkind aus den Gassen ist dann sind wir auch ohne sie besser dran. Ich will gar nicht dran denken wie viele durch ihre Hand bereits ihr Leben gelassen hatten.“ Lyon musste schlucken. 2 Stunden war er weg, vielleicht auch etwas länger und sie ließ sich einfach so schnappen? „Wo find ich die Arena?“, er hielt sich nun auch nicht mehr bedeckt im Hintergrund sondern sprach die beiden im lauten Ton sofort an. Diese jedoch schraken zurück und schenkten ihm nur Blicke der Verachtung. „Wie kann jemand du es nur wagen?!“, entgegnete ihm die dürre mit der langen Nase. „Halt die Klappe und sag mir was ich wissen will!“ Bei den Worten mussten sie noch mal schlucken, aber ihre Kooperation war dennoch nicht gegeben. „Sprich sofort!“, gab er im Nachdruck hinterher und im selben Augenblick drückte ein starker Wind gegen die beiden sodass die beiden kaum Luft bekamen. Und erst als sie ihre Augen wieder auf ihn richteten erkannten sie, dass es mit ihm nicht zu Spaßen war. „Einfach die Straße immer hoch, das große kugelförmige Gebäude…“, kam schließlich die dickere der beiden mit heiserer Stimme von sich. Und ohne zu zögern rannte er los. Dass er einige Leute umrannte und einige male stolperte störte ihn nicht. Er rannte immer weiter gerade aus, in der Ferne erblickte er bereits das Gebäude wie die Frauen es sagten. Doch zu seinem Pech waren bereits in der Ferne einige Wachposten gut stationiert. Nicht jeder hatte zutritt zur Arena, als musste er sich diesen erst verschaffen. Durch die Plakate an den Wänden konnte er sehen das alle um 15 Uhr am Mittag beginnen würde, also hatte er noch wenige Stunden Zeit und die musste er sinnvoll nutzen. Er umrannte einige male die Arena und es schien alles gut verriegelt zu sein. Wachposten ein jedem möglichen Eingang. War es nun zur Sicherheit gegen Eindringlinge oder damit keiner entkommen konnte, er konnte es nicht wirklich sagen. Aber er erkannte Wachposten die in ihrem Berufswahl etwas daneben gegriffen haben. Es schien ihm schon fast zu einfach zu sein und kam ihm vor wie aus einer Anekdote. Er trat näher an die beiden heran und hatte als erstes dann die Schwerter der beiden vor sich. Schon daran wie sie diese hielten war den beiden ihre Unfähigkeit anzusehen. „Kein Grund zur Aufregung Jungs, ich wollte mich nur mal bisschen hier umschauen.“ „Für Zivilisten ist der Zutritt außerhalb der Zeiten verboten!“ „Also ist es möglich für mich zu dem großen Ereignis heute Nachmittag zu kommen?“ Etwas irritiert schauten sich die beiden an und schüttelten anschließend den Kopf. „Nein, das ist auch nur den adeligen vorbehalten!“ „Nun und wenn ich Adelig wäre?“ „Ja, dann sehe die Sache etwas anders aus, aber sind sie es den?“, nun meldete sich der zweite Wachmann zu Wort und seine Frage war ein gefundenes Fressen für ihn. „Ja, das bin ich. Carlos mein Name!“, diesen Namen hatte er vorhin aufgeschnappt und hoffte mit diesem weiter zu kommen. „Carlos? Unter den adeligen gibt es einen Carlos von Freiherr…“, beide kannte den Namen doch ein Gesicht konnte sie ihm scheinbar nicht zuordnen. „Carlos von Freiherr, ihr habt von mir also gehört, ich würde euch raten die Waffen wieder runter zu nehmen ansonsten geratet ihr beide noch in große Schwierigkeiten!“, seine Kleider und sein Aussehen sprachen gegen das was er sagte. Lyon sah nicht im Entferntesten wie ein Adeliger aus und dennoch irritiert die Worte des jungen Piraten die beiden Wachmänner. Sie senkten leicht ihre Waffen und schauten sich weiterhin irritiert an. Dennoch schienen sie an seinen Worten noch zu zweifeln. „Nein, ich denke sie lügen Mister!“, sprach die erste Wache dann schließlich. „Allein ihre Kleidung spricht gegen sie!“ „Ach wisst ihr Jungs ich hatte da vorhin einen kleinen Zwischenfall, da blieb mir nichts andere übrig und ich musste dieses schäbige Zeug anziehen. Und damit ihr mich nicht weiter verratet, hab ich hier eine kleine Aufmerksamkeit für euch!“, er zog aus der Hosentasche einen Geldbeutel den er vor einigen Tagen von Charly bekommen hatte, es waren noch einige Goldmünzen drin, doch schon beim Anblick des Geldbeutels machten die beiden große Augen. „Sieh nur Flint! Da! Er hat das Zeichen der von Freiherr auf dem Geldbeutel er muss es sein!“ „Aber vielleicht hat er es einfach nur gestohlen?“ „Nein quatsch, das kann nicht sein… oder?“ Die Diskussion der beiden schien ihm wie ne Ewigkeit zu dauern bis er sich wieder einmischte. „Wisst ihr was meine Freunde. Ich gebe euch diesen Beutel mit dem diesem Inhalt und ihr lasst mich dafür eher rein! Wisst ihr die letzten Male hatte ich so eine schlechte Aussicht auf die Arena gehabt, da wollte ich mir dieses Mal im voraus einen besseren Platz sichern.“ Mit Gier in den Augen nahmen sie den Beutel an sich und erkundeten ihren Anblick, viel war nicht mehr drin und dennoch genug um die beiden zu überzeugen. „Siehst du welcher andere würde freiwillig einfach Gold verschenken, wenn kein Adeliger?“ „Ja ja, du hast wahrscheinlich recht…“, die beiden nuschelten vor sich hin und ließ ihre Waffen längst wieder sinken. Schließlich machten sie ihm Platz und wollten ihm den Zugang gewähren. „Okay junger Herr sie dürfen passieren. Aber bitte lassen sie uns dieses Geschehnis unter uns halten, wir würden sonst in große Schwierigkeiten kommen.“ „Natürlich meine Freunde, so machen wir das!“, und mit diesen Worten gelang er endlich in die Arena rein und seine nächste Aufgabe war es erstmal sich eine Orientierung zu verschaffen und dann Charly finden. Doch das mit der Orientierung war leichter gesagt als getan, den die vielen Durchgängen führten in verschiedene Waschräume, Garderoben und anderen Räumlichkeiten die er zum Teil nie in einer Arena erwartet hätte, darunter auch eine Bibliothek und eine Schwimmhalle. Es stimmte wohl, wenn man Geld zu viel hatte, hatte man Bedürfnisse nach den unnötigsten Dingen. Als er die Tribüne nach Stunden endlich gefunden hatte, hatte er sich zumindest einen Überblick über die Lage verschaffen und doch schien es fast schon zu spät zu sein, den die Ränge waren schon gut gefüllt gewesen, alle tratschten und schnatterten bis plötzlich Stille einkehrte. Irritiert blickte er um sich, zu seinem Glück schien ihn keiner so recht zu beachten den mit seiner Kleidung wurde unter den Leuten auffallen wie ein bunter Hund. Einer fing an zu sprechen und erst jetzt trat Lyon näher heran. Sein Blick ging runter in die Arena und er hielt erstmal die Luft an. Sie war es wirklich. Da unten stand Charly. Er hatte in den wenigen Tagen mit ihr einiges über sie in Erfahrung gebracht. Zum Beispiel das sie Eltern hatte und keine Obdachlose wie die anderen war. Doch das warf noch mal einen anderen Blick auf Charly. Sie war unter guten Verhältnissen aufgewachsen, gut behütet und in Watte gepackt, wie also konnte sie so werden? Sein Interesse für Charly stieg noch mehr an, er musste sie in seiner Crew haben, dass war nun sicher! Vor allem als sie sich gegen die Worte ihres „Vaters“ stellte brachte dies ein Grinsen in sein Gesicht. Doch nachdem er den Ablauf der Show mitbekommen hatte wusste er, dass er runter in die Arena musste. Er musste ihr helfen und mit ihr von hier abhauen. Und so verließ er die Tribüne wieder. Und obwohl er wusste wo sich die Ausgänge befanden irrte er immer noch herum auf den Weg nach unten. Er wusste nicht wie aber er schaffte es zumindest zu den Einzelplätzen zu gelangen, welche wohl nur für die hoch angesehene Gesellschaft reserviert waren. Und da stand er nun, der Mann der seine Adoptivtochter in den Tot geschickt hatte. Was unten in der Arena vorging, konnte er nicht genau sagen, doch er hörte bereits das Kampfgeschrei und wie die Waffen aneinander prallten. Seine einzige Hoffnung war das Charly sich da unten den anderen unversehrt stellen kann. Er hatte jetzt noch andere Dinge im Kopf. Der Mann vor ihm war allein. Keine Wachen. Keine Freunde. Keine Familie. Wie auf einem Thron saß er und beobachtete das Spektakel mit einem selbstgefälligen Grinsen im Gesicht. Charly hatte seinen Namen entehrt und so erfreut er sich über ihren Untergang? Diese Einstellung brachte Lyon fast zum kotzen. „Amüsantes Spektakel, nicht wahr?“, ohne Hemmungen setzte Lyon sich auf den freien Platz nahe Charlys Vater. Nur aus dem Augenwinkel konnte er das rote Haar von seiner kleinen Freundin wahrnehmen und so schloss er draus das es ihr wohl den umständen entsprechend gut ging. Der Mann neben ihm erschrak zuerst lief vor Zorn dann aber rot an. „Wie können sie es wagen hier einfach Platz zu nehmen, für wenn halten sie sich?“ „Für wenn ich mich halte? Einfache Frage… Ich bin der zukünftige Piratenkönig… aber das beantwortet die Frage nur zum Teil. Aktuell bin ich nur ein einfacher Piratenkapitän mit dem Ziel eine Mannschaft zu finden. Und auch das ist noch vielleicht zu allgemein gesagt, den in diesem Augenblick halte ich mich für deinen Mörder“, während er sprach lächelte er noch, doch noch bevor er seinen Satz beendete blitzten seine Augen förmlich auf. „Was für ein lächerlicher Witz soll das bitte werden? Krümme mir nur ein Haar und dich was schlimmeres erwarten als der Tod!“, Charlys Vater betrachtete ihn mit voller Abneigung und beobachtete dabei wie er ein Messer aus dem Ärmeln zückte. „Wache!“, schrie er schließlich auf und wie aus dem nichts waren auch schon 5 gut geschützte und vor allem gut bewaffnete Männer neben ihm aufgetaucht. „Guter Trick…“, Lyon stoppte in seinen Worten. Er hörte jemanden schreien, es war Charly. Sein Messer fiel ihm aus der Hand und er spürte eine starke mentale Kraft die auf ihn eindrückte. Und er war nicht der einzige. Die Wachen die eben sich noch vor ihm brüsteten fielen um wie Streichhölzer und lagen bewusstlos auf dem Boden. Auch Herr Pikard drückte der Druck zu Boden und er konnte mit schwerer Not nur das Bewusstsein behalten. Die Menschen auf der Tribüne und in der Arena wirkten wie Tot. Nur wenige, darunter er selbst und Charlys Vater, haben diesen Druck standgehalten. Aber was war das? Bei einem Blick in die Arena war Charly die einzige die aufrecht stand. So verwirrt Lyon in diesem Moment war, so war es Charly nur noch mehr. Lyon rannte sofort soweit möglich an den Rand wie es nur ging. „Charly!“, ihre Blicke trafen sich als er ihren Namen rief. „Bleib nicht wie angewurzelt stehen sondern hau ab!“, sie registrierte seine Worte scheinbar nicht, aber das war nun die beste Gelegenheit zur Flucht. Dennoch blieb das rothaarige Mädchen wie erstarrt. „Glück gehabt Dreckssack! Bette das du mich oder Charly im Leben nicht mehr siehst sonst bedeutet das deinen Tod!“ und ohne länger zu zögern sprang er mit diesen Worten von der Tribüne in die Arena. Die Ladung verlief zwischen den leblosen Körpern und den bewusstlosen nicht gerade sehr angenehm, dennoch zögerte er nicht und rannte auf Charly zu, packte sie mit ein Arm am Bauch, zog sie mit sich und lief davon. Er ließ sich nicht davon bremsen das das alle Ausgänge aus dem Arenainneren mit Metallgittern abgesperrt waren. Mit seiner freien Hand machte er nur eine simple Bewegung und das Gitter flog aus den Scharnieren wie ein Blatt Papier und prallte gegen die Wand. „Wie hast du das gemacht?“, es war Charly die ihn verwundert fragte, doch sie bekam nicht die erhoffte Antwort. „Wie hast du die ganzen Menschen hier lahm gelegt? Teufelsfrucht? Hexerei? Woodoo?“ „Ich war das nicht… oder doch?“, murmelte sie vor sich hin während Lyon immer weiter lief. Die Gänge die aus dem Kampfplatz führten waren nur wenig Lichtgeflutet und dennoch fand Lyon den Ausgang zu den Hauptfluren und schließlich auch nach draußen. Die Abendsonne brannte grell am Horizont und draußen auf den Straßen konnte man für den ersten Moment glauben, dass die Geschehnisse in der Arena alles nur ein schlechter Traum gewesen war. Die Menschen schienen so unbeschwert. Und doch wusste Lyon das er keine Zeit verschwenden durfte. Es würde nicht lange dauern und alle wären hinter ihnen her. Sie mussten sofort an den Hafen, ein Schiff kapern und ins Meer flüchten. Den wer weiß wie viel Glück die beiden noch weiterhin haben werden. Es war schon dunkel als sie zum Hafen ankamen und trotzdem kamen ihnen die Erlebnisse von heute Nachmittag vor wie ein böser Traum. Mittlerweile war auch Charly relativ wieder ansprechbar, auch wenn sie durch ihre eigenen Tat nach wie vor immer noch stark irritiert und vor allem verunsichert war. Es dauerte nicht lang bis sie ein kleines Fischerbötchen fanden das sie unbemerkt entwenden konnten. Charly war die erste die in die kleine Nussschale stieg und Lyon wollte es anstoßen damit sie sofort lossegeln konnten. Doch es blieb auch nur bei einem Stoß. „Lyon dreh dich nach rechts!“, ohne an ihren Worten zu zweifeln tat er das was sie sagte und ein Schuss verfehlte ihn. „Glück gehabt, aber wie sieht es beim zweiten Schuss aus?“, Charly kannte diese schleimige Stimme und warum tauchte er ausgerechnet jetzt auf? „So du bist der Wurm der sich für mich ausgibt?“, zwei Soldaten standen an der Seite des reichen Schönlings. Er grinste, was dazu führte das sein Gesicht einer Fratze glich. „Ach meine 2 Freunde von heute Mittag, ich dachte ich hätte euer Schweigen gut ausgezahlt, war wohl doch nicht so der Fall gewesen… und du musst da der liebe Carlos sein? Nein, bitte die Freude ist ganz meinerseits.“, der Wind wurde stärker und beinahe schein es so das er von Lyon selbst ausging. „Sprich dein letztes Gebet du Wurm!“ Doch weiter kam Carlos nicht. Lyon schlug mit der Faust ins leere, ähnlich als würde er mit seinem Schatten boxen und doch traf es Carlos direkt in den Magen, es sackte zu Boden und spuckte als erstes Blut. Der Schlag war nicht mehr als ein Luftstoß und dennoch spürte er diesen als hätte ihn ein Stein überrollt. Zitternd standen die Soldaten neben ihm. „Hexerei! Das ist Hexerei!“, schrie einer der Wachen. „Quatsch nicht so ein dummes Zeug … ich habe von solchen wie euch gehört. Du hast Teufelskräfte!“, es war eine klare Feststellung. „Kaze Kaze no mi oder genauer die Windfrucht, ich beherrsche alle Winde und umso windiger es ist umso stärker bin ich und hier am Hafen bin ich fast schon unschlagbar. Die Winde hier sind genug um euch nur mit kleinen Bewegungen fertig zu machen! Und das werde ich wohl jetzt auch anstreben“, der Blondschopf grinste selbstgefällig und hob schließlich seine Arme. Der Wind wurde kräftiger, fast schon schneidend bis er sich zu einem Tornado erhob in dessen Sog Carlos hinein geriet und auch seine Soldaten. Und ohne große Mühe löste er den kleinen Wirbelsturm genau über dem Meer und sackte selbst auf den Boden mit einer Hand an seiner Brust. „Verdammt die Wunde ist wieder offen…“ brummte er nur noch vor sich hin, den schließlich war es noch nicht allzu lange her das er angeschossen wurde. „Lyon!“, es war Charly die seinen Namen aus der Ferne rief. Das kleine Fischerboot war kaum noch zu sehen und Charly war in der Ferne nur erahnbar. Das war das letzte Mal das Charly und Lyon sich sahen. Charly verschwand alleine mit einem kleinen Boot am Horizont und Lyon blieb zurück auf der Insel die wohl sein Grab bedeutete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)