Be my drug von minowari (and stun me) ================================================================================ Kapitel 26: Danger ------------------ Der Kellner richtete sich seine Klamotten. Mit zwei Weinflaschen in der Hand und ein paar Gläsern trat er galant zu den Männern in der hinteren Ecke des Saals. Acht dunkle Augenpaare bohrten sich auf seine Wenigkeit, sobald er näher an den Tisch trat. Ein paar hatten sich lässig zurück gelehnt, einige grinsten ihn an, während zwei andere eine neutrale bis erschreckende Miene im Gesicht hatten. Nur einer von ihnen passte nicht in die Reihe. Und das war auch unverkennbar. „Ah, Tonio!“, rief der erste Mann an seiner Seite aus, hob die Hände in die Luft, um seinen Worten Ausdruck zu verleihen. „Wir verdursten schon.“ Die Menge begann zu lachen und zu grölen, jedoch nicht lange, sodass es fast wie ein gefaktes Übungslachen aussah. „Vor allem er hier, hat mächtigen Durst, nicht wahr?“, fuhr der Mann höhnisch fort, während er einen Arm um die Schulter seines Sitznachbarn legte. Dieser sah jedoch alles andere als glücklich aus. Der Kellner verengte die Augen. „Heute wird nicht viel getrunken.“ „Aber Tonio…wann haben wir denn jemals zu viel getrunken? Ah?“ Zustimmendes Gemurmel war zu hören und die Männer nickten; starrten ihn herausfordernd an. Der Kellner seufzte geschlagen. „Nur zwei Flaschen.“, erwiderte er, stellte den Wein in die Mitte des Tisches, während er ungläubige Blicke einfing. „Antonio.“ Sein richtiger Name ertönte. Antonio blickte zur Seite, sein Ausdruck neutral, doch jeder wusste, dass man sich mit Antonio nicht anlegen sollte. Aber Mori schien es immer gerne mal wieder übertreiben zu wollen… „Anordnung vom Boss.“, wiederholte der Kellner. Sein Ausdruck im Gesicht war normal, doch seine Augen strahlten Gefährlichkeit aus. Eine gewisse Stärke, die Mori anzustacheln schien. Ein schiefes Grinsen legte sich auf Moris Gesicht, sein fiebernder Blick ruhte noch eine Weile bei dem Kellner, doch das was sich anfühlte wie zwei Minuten, geschah alles innerhalb von zwei Sekunden. „Schon gut, schon gut, ‚‘Tonio.“, gab er sich geschlagen, während er mit seinen bandagierten Händen, durch seine Haare fuhr. Der Kellner ließ es dabei sein und trottete zurück zu seinem Posten hinter dem Empfangstresen. Kaum war er weg, zischte Mori in einer halb verärgerten und halb belustigten Miene. „Tch. Das nächste Mal…“ „Lass gut sein, Mori. Er bringt dir nur Ärger.“, kam der Kommentar von einem der Männer, der sofort danach von Mori bedrohlich angestarrt wurde. Das stumme Augengefecht dauerte an, bevor sich Mori anscheinend entschied, es dabei zu belassen. „Wie auch immer. Wir haben Wichtigeres zu besprechen.“ Einige nickten, und alle Blicke richteten sich auf eine Person. Eine Person, die hervor stach. Eine Person, die es bisher nicht gewagt hatte, zu sprechen. Und das nicht vor Angst. Sondern aus einem ganz anderem Grund. „Nicht wahr, Kirima-san?“ Beim Klang seines Namens blickte der Mann zur Seite, jedoch antwortete er nicht. Er wusste, dass er hier ohne Verluste nicht raus gehen würde. Statt mit der Mafia in einer Besprechung zu sitzen, würde er viel lieber mit seiner Freundin hier sein. Und zwar um angenehm zu essen gehen, und nicht Dinge zu besprechen, wie man am besten ein Problem löste, dass er leider unwissentlich verursacht hatte. „Ne, Kirima-san…“ Moris Stimme war leise, schon fast angenehm sanft. Wie die Stimme einer Frau, die einen Mann verführte. Nur um ihn dann in eine Falle zu locken. Er verzog das Gesicht. „Wie wollen wir das Problem beheben? Hmm…?“ „Ich verstehe leider immer noch nicht, deinen Anhaltspunkt. Welches Problem?“ Kirima ließ ein leichtes Lächeln verlauten und tat so, als wüsste er nicht worüber sie sprachen. Mit einem Male war etwas Spitzes an seiner Bauchregion, und ohne groß hinzugucken, wusste der Angeklagte, dass es ein Messer sein musste. Doch er wagte es nicht, hinzuschauen. Es würde nur zeigen, dass er wirklich in einer brenzligen Situation war. „Ich weiß, dass er nicht auftauchen wird.“ Kirima schluckte. Inwiefern die Mafia Bescheid wusste, lag nicht in seinem Kontingent, aber er konnte es vermuten. Und so wie Mori redete, schien er bereits zu wissen, dass ein gewisser Jemand ihre Pläne durchkreuzt hatte. „Wer wird nicht auftauchen?“ „Sag, tust du nur so blöd, oder bist du es wirklich?“, fragte Mori dann ein wenig belustigt aber auch verärgert, denn sein Grinsen schwankte. Einige der Männer um ihn herum schienen auch nicht wirklich gewillt zu sein, seine dämlichen Fragen hören zu müssen. Aber es war die einzige Möglichkeit. Die einzige Möglichkeit, Zeit zu schinden. Als Kirima ihm nach ein paar Momenten immer noch nicht antwortete, verstärkte sich der Druck des Messers. „Heiwajima Shizuo.“ Seine Stimme senkte sich immer mehr, rutschte in den Wisper-Modus, obwohl sie schon extra in der VIP-Lounge saßen. Doch er schaffte es in seine Stimme eine gewisse Schärfe mit hinein zu bringen, sodass es fast wie das Fauchen einer Katze klang. „Er und Tom Tanaka werden morgen nicht - wie du uns versprochen hast - bei Lotteria sein. Oh nein…“ Mori begann mit seiner freien Hand eine der Weinflaschen zu öffnen, schenkte erst seinen Kameraden etwas ein, bevor er selbst aus seinem eigenen Glas trank. Kirima wagte es nicht auch nur einen Finger zu bewegen, denn das Messer war sehr wohl noch präsent. Er konnte von Glück sprechen, dass es keine Pistole war… „Weil du Heiwajima wegen deiner ach so süßen Freundin rausgeschmissen hast, haben wir nun ihn auf unseren Fersen.“ Wer mit ihn gemeint war, wussten alle. Aber anscheinend war es für Mori von Bedeutung, den Namen dennoch zu nennen. „Izaya Orihara.“ Kirima blieb für einen Moment still, überlegte, bevor er ihm antwortete. „Konnte ich wissen, dass er so weit ging?“ Ein Schnauben von der Seite. „Dann kennst du aber Izaya Orihara nicht.“, sagte einer der Männer, „Er ist immer da, wenn du es nicht erwartest und klaut dir deinen Lieblingskeks.“ Mori lachte. „Gut gesagt, Fabio.“ Der Mann nahm noch einen Schluck Wein, die Bandage an seinen Händen begann langsam nachzugeben und rutschte immer weiter an seinen Handgelenken hinunter. Sein Blick schweifte zur Seite. „Aber Kirima-san, ich denke, du wusstest bereits vorher, dass wir ein Auge auf Heiwajima geworfen hatten. Und genauso weißt du auch, dass Izaya Orihara besonders bei dem „Monster von Ikebukuro“ ein doppeltes Auge auf ihn wirft. Immerhin ist es nicht unbekannt, dass die beiden Erzfeinde sind.“ „Aber das erklärt immer noch nicht dein Problem. Warum sollten Heiwajima Shizuo und Tom Tanaka nicht bei Lotteria sein?“, fragte Kirima, und hoffte sich noch etwas Zeit heraus zu kitzeln. Leider schien Mori es zu bemerken. „Weil der Informant diesen Plan längst durchkreuzt hat. Er will nicht, dass irgendjemand anderes außer ihm selbst, dieses Monster umbringt.“ Kirima schnaubte. „Das ist ja mal was ganz absurdes.“, erwiderte er und spürte sofort das Messer in seinem Bauch, das fast durch die Kleidung schnitt. Mori starrte ihn an. „Ich an deiner Stelle würde mal nicht die große Klappe aufreißen.“ Moris Blick wandelte von glühend zu leicht amüsiert. „Hast du dich denn noch gar nicht gewundert, warum sich deine Freundin nicht bei dir meldet?“ Für einen Moment setzte sein Herzschlag aus. Nein… Nein. Sie…sie hatten nicht…! Kirimas Schock war äußerlich kaum sichtbar, jedoch spürte Mori sein Zittern, das ihm durch seinen Körper ging. „Zu was Izaya Orihara alles fähig ist, wirst du später noch zu spüren bekommen. Du denkst, du kennst ihn. Du denkst, du kennst so gut wie alle hinterlistigen Tricks von ihm. Aber das tust du nicht. Niemand tut das.“ Die Atmosphäre wurde unruhig, während Kirima tausend Gedanken durch den Kopf schossen. Und er musste ruhig bleiben, sonst hatte er verloren. „Was habt ihr mit ihr gemacht?“ Mori blinzelte kurz, bevor ein schiefes Grinsen sein Gesicht zierte. „Ah, du meinst Rui-san?“ Kirima wusste, dass sie weg wollte. Weg aus Ikebukuro. Weg aus dieser viel zu versifften Stadt. Und immer wieder hatte er ihr gesagt, dass sein Geschäft ihn hier fest hielt. Er hätte auf sie hören sollen. Er hätte mit ihr sprechen sollen. Doch alles was ihn gekümmert hatte, war die Arbeit. Sein fiebernder Blick schweifte auf Moris Gesicht. Sie wird okay sein. Sie ist okay. Immerhin war sie nicht umsonst eine ausgebildete Agentin. Doch die Zweifel und Sorge blieben. Das konnte vermutlich selbst Mori in seinen Augen ablesen. „Hmm…“ Eine bandagierte Hand fand ihren Weg zu seinem Kinn und mit dem Zeigefinger, tat er so als müsste er überlegen. „Tja, was haben wir mit ihr gemacht…? Hmm…wisst ihr es, Jungs?“ Lachen war in der Runde zu hören. Lachen, das unheilvoll klang. Aber Kirima wusste, dass sie auf jeden Fall noch lebte. Sonst konnte man schließlich niemanden erpressen. „Was genau wollt ihr?“, sprach er schließlich, weil er genau wusste, dass er keine große Wahl hatte. Mit acht Männern am Tisch war eine Flucht sowieso ausgeschlossen. Mal abgesehen davon, dass er, selbst wenn er entkommen konnte, früher oder später geschnappt werden würde. Wenn er bis dahin nicht schon längst von einer Kugel durchbohrt worden war. Denn es ist die Mafia, mit der er sich einen Feind angeschafft hatte. Die Seiten konnten ganz schnell wechseln. Vom Verbündeten zum Feind. Kirima hörte wie Mori ein kurzes Lachen von sich gab. „Scheint so, als ob unser Drogenhändler bereit ist, mit uns zu verhandeln…“ Weiteres dunkles Lachen war zu hören, als die anderen Anwesenden mit in Moris Gelächter einfielen. Es war schon immer nicht einfach gewesen, im Untergrund zu arbeiten. Es war hart, hinterhältig, fies und gemein. Und wenn man nicht aufpasste, hatte man ganz schnell die falschen Leute als Kooperationspartner. Doch die Erfahrungen hatten ihn gelehrt. Kirima wusste, auf wen er sich verlassen konnte und auf wen nicht. Es war nicht einfach, durch die Fassaden zu schauen und sich gleichzeitig verdeckt zu halten. Und Fehler passierten nun einmal. Besser man gestand sich den Fehler ein, bevor man Weiteres verbockte. „Nun gut, Glatzköpfchen, kommen wir zum geschäftlichen Teil.“ Die Stimmung wurde wieder ernst, das Lachen der anderen Männer verebbte langsam. Kirima verengte die Augen, während er jeden einzelnen bedacht musterte. Sein Blick blieb bei Mori hängen. „Für den Anfang ist deine Aufgabe, Heiwajima Shizuo aus den Klauen dieses Informanten zu befreien.“ Kirimas Augen weiteten sich. Befreien? Klang ja fast, als ob er das Monster von Ikebukuro gefangen gehalten würde. Das würde bedeuten, er lege sich direkt mit dem Teufel an. Heiwajima Shizuo aus den Klauen von Orihara Izaya befreien? Das wird ein Ding der Unmöglichkeit. Den Teufel würde er tun. Orihara würde ihn jagen, ihn leiden lassen, bis von ihm nicht mehr viel übrig war. Das hatte er bereits einmal aus erster Hand erfahren. Seitdem waren die beiden auf geschäftlicher Ebene nur noch selten unterwegs. Beide Männer mochten sich nicht. Beide Männer versuchten sich gegenseitig aus dem Weg zu räumen. Und Izaya Orihara saß definitiv am längeren Hebel. Sollte es zu einer weiteren Auseinandersetzung zwischen ihnen kommen, konnte er sein Drogengeschäft vergessen. „Aus seinen Klauen befreien…?“, gab Kirima dann belustigt von sich, um weiterhin etwas Zeit zu schinden. Aber Mori biss nicht an. „Noch heute kontaktierst du ihn. Lass dir etwas einfallen in deinem Glatzkopf, verstanden?“ Mori beugte sich ein Stück nach vorne. „Schließlich ist Izaya Orihara nicht der einzige mit guten Kontakten.“ Kirima schluckt hart. Eine Schweißperle ran an seiner Schläfe hinunter, verschwand irgendwo im Nacken. Hier galt es entweder Miya oder seine Arbeit. Und dieses Mal war die Entscheidung einfach. Und er konnte nicht sicher sein, was genau sie mit ihr vorhatten. Er wollte sie in einem Stück wieder haben… „Ach ja, und noch etwas…“ Das Messer bohrte sich noch ein weiteres Stück in seinen Bauch, sodass Kirima die Spitze bereits auf der Haut spüren konnte. „Sollte auch nur ein Wort über uns fallen…“ Mori brauchte den Satz nicht zu beenden, denn die unausgesprochene Drohung war deutlich genug. Kirima brachte sich selbst zu einem Grinsen, während er es wagte den Stuhl nach hinten zu schieben. „Wirst du wohl dein Messer endlich einstecken? Ich hab genug Arbeit um die Ohren.“ Kirimas Stimme klang gefasst und selbstsicher, so als ob ihm das Ganze nichts anhaben konnte. Doch es war nur eine Maske, die vor neugierige Blicke schützen sollte. Mori lachte. „Das glaube ich dir gerne, Kirima-san.“, erwiderte der Mann mit den bandagierten Händen und entfernte langsam das Messer. Seine grauen Augen piercten sich in Kirimas und ihm entging nicht die stumme Warnung, die er damit ausdrückte. Als ob die Atmosphäre in dem VIP-Raum nicht schon gefährlich genug war… „Wir beobachten dich.“ Kirima schnaubte. Das brauchten sie ihm nicht extra sagen. Es war nur verständlich, dass sie seinen Bewegungen folgen würden. Trotzdem, es war schon so schwer genug, an brauchbare Informationen zum Thema Izaya Orihara zu kommen. Da konnte er die Mafia auf seinen Fersen eigentlich nicht gebrauchen. „Wir erwarten zu morgen den ersten Bericht.“, sagte einer der Männer, als Kirima kurz vor dem Ergreifen der Türklinke war. „Natürlich.“, antwortete er lediglich, da er es nicht abwarten konnte, aus dieser tödlichen Atmosphäre hinaus zu kommen. Als nichts mehr kam, drückte er schnell die Klinke hinunter und verließ eilig den Raum. Warum genau die Mafia hinter Shizuo Heiwajima hinterher war, war selbst ihm nicht bekannt. Es war einfach nur ärgerlich, dass der ganze Mist nur auf einen einzigen Fehler zurückführte. Den Fehler, Heiwajima Shizuo aus seiner Wohnung geschmissen zu haben. ♔ ♕ Ein tiefer Seufzer entwich ihm. Nebelschwaden zogen durch den Raum, als er die Dusche verließ und sich versuchte im Spiegel zu betrachten. Ein weißes Handtuch bedeckte seinen Körper, hing lose um seine Hüfte, während er sich müde durch die blonden Locken fuhr. Trotz der heißen Dusche, überdeckte Anspannung die eigentliche Ruhe, die man sonst nach einem relaxten Duschgang verspürte. Das seltsame Gefühl wollte schon seit gestern Abend nicht seinen Körper verlassen. Shizuo stieß ein unzufriedenes Grummeln von sich, während er sich die Haare trocken rubbelte. Ob es daher kam, dass er immer noch nicht wusste was mit Kasuka war, konnte er nicht sagen. Vielleicht lag es auch an der Pest, die in dem überdimensionalen Bett dessen Wunde kurierte… Was auch immer, das Gefühl nagte an seine Laune. Der blonde Mann begann sich anzuziehen, richtete sich seine Fliege, bevor er mit einem letzten Blick in den Spiegel starrte. Eigentlich war alles wie immer. Nur, dass er heute bei dem Floh übernachtet hatte. Und an das Ereignis, was zu dem Ganzen überhaupt geführt hatte, wollte er gar nicht denken. Eine leichte Röte stieg ihm ins Gesicht und er schüttelte den Kopf, bevor er endgültig aus dem Badezimmer trat. Er musste sich beeilen, wenn er noch pünktlich beim Treffpunkt sein wollte. Schließlich konnte er Tom nicht Ewigkeiten warten lassen. Shizuos Blick lag auf der Tür. Die Tür, die zu Izayas Schlafzimmer führte. „Tch…“, gab er genervt von sich, bevor er einen letzten Blick in den Raum warf. Alles war noch so, wie es war, als er zur Dusche getigert war. Izaya lag immer noch in seiner Bettdecke gewickelt auf der Seite; in seinem Gesicht keine Spur von Schmerzen. Zum Glück schienen die Tabletten von gestern immer noch zu wirken, denn einen nervtötenden Informanten wollte er definitiv nicht um die Ohren haben… Shizuo drehte sich um, schloss leise die Tür hinter sich, was für ihn selbst nicht gerade einfach war. Denn sonst war es eher umgekehrt der Fall, und er knallte regelrecht alles, was mit Türen zu tun hatte. Er blickte auf sein Handy. Noch 15 Minuten. „Mist!“, fluchte Shizuo plötzlich, während er hektisch die Treppen hinunter hastete. Er riss regelrecht die Tür auf, und begann eilig die Treppen des Mehrfamilienhauses hinunter zu laufen. Sein Atem wurde schneller, verwandelte sich in ein Keuchen, je länger er lief. Nun war er schon wieder bei dem Floh geblieben. Und das wirklich freiwillig. Was war bloß los mit ihm? Hatte er jetzt plötzlich Mitleid mit dem elendigen Insekt? Bloß weil er Mitschuld an der Verletzung hatte? Weil er es verschlimmert hatte? Shizuo war kurz davor zu lachen. Nein. Dieser dreckige Floh konnte besser irgendwo auf der Straße verrecken, am besten zwischen ein paar Mülltonen – da wo er eigentlich hingehörte, dieser Bastard. Shizuo verzog das Gesicht. Doch noch immer konnte er es nicht einfach so tun. Es gab schließlich einen Deal, zwischen ihm und Izaya. Leider wurde er dadurch gezwungen, ihm nichts anzutun. Er wurde gezwungen zu gehorchen. Doch natürlich machte er das nicht aus Jux und Tollerei. Informationen über Kasukas momentane Lage waren sein Gewinn. Und das war auch das Wichtigste an dieser ganzen Sache. Ohne die, würde der Floh sicher nicht mehr ruhig in seinem Bettchen liegen und atmen können. Oh nein, mit Sicherheit nicht. Shizuo knirschte mit den Zähnen. Sein Hand hatte sich unbewusst zu einer Faust geballt, während sein Gesicht eine äußert grimmige Miene zierte. Es war nicht clever nun über diesen Schandfleck zu denken. Wer weiß, wer gleich von den Schuldnern dafür aufkommen musste… Shizuo setzte grimmig seinen Weg fort, als sich das rote Männchen in ein grünes verwandelte. Er mischte sich zwischen die Massen Ikebukuros; zumindest versuchte er es. Einige entdeckten ihn; bemerkten beim Vorbeigehen wem sie da gerade über den Weg gelaufen waren, jedoch war der blonde Mann in der Zeit, in der sie sich umdrehten, schon längst aus ihrem Sichtfeld verschwunden. Doch die meisten rauschten kommentarlos an ihm vorbei, den Blick auf das Handy, die Uhr oder stur geradeaus gerichtet. Aber heute hatte er das Gefühl, wirklich von allen Seiten beobachtet zu werden. Auch als er sich mehrmals unauffällig umblickte, während er ging, konnte er niemanden entdecken. Ob er einfach nur noch müde war und sich schon Dinge einbildete…? Shizuos Gesicht hellte sich auf, als der Name „Lotteria“ in sein Sichtfeld kam. Tom wartete bereits und blickte passenderweise in seine Richtung, sodass er ihn nicht rufen musste. Doch je näher er dem Restaurant kam, desto komischer fühlte er sich. „Shizuo?“, begrüßte Tom ihn fragend und zog ein überraschtes Gesicht. „Eigentlich wollte ich gerade alleine los. Du solltest doch erst später kommen…“ Shizuo antwortete nicht. Sein Blick lag in der Ferne, während er nur mit einem Ohr zuhörte. Seine Instinkte sagten ihm, dass hier irgendetwas eindeutig nicht stimmte. Auch wenn er nicht ganz deuten konnte, was es war. Die Menschen liefen weiterhin geschäftig durch die Gegend, so wie es jeden Tag der Fall war. Eigentlich nichts Ungewöhnliches. „Hm? Shizuo?“ Die Luft vibrierte. Auf eine ganz seltsame, gefährliche Art und Weise. Shizuo verengte die Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)