Be my drug von minowari (and stun me) ================================================================================ Kapitel 10: Session I --------------------- Schwere Feuchtigkeit hing wie eine regelrechte Wolke in der Luft, als er aus der Dusche stieg. Es machte das Atmen schwerer und Shizuo beeilte sich, seine Sachen anzuziehen, damit er dem Badezimmer entkommen konnte. Die warme Dusche war bei Weitem angenehmer gewesen, als er gedacht hatte. Seit Langem war er mal entspannt und fühlte nicht ständig diese geballte Ladung an Zündpulver in seinem Körper, die jeden Moment drohte zu explodieren. Mit einem Klicken öffnete er die Tür und trat ins kühlere Wohnzimmer. Das Handtuch hing noch halb über seinem Kopf, in einem halbherzigen Versuch, sich die Haare zu trocknen. Als er ins Wohnzimmer trat, überkam ihn plötzlich ein bekannter Geruch. Der verpestete Duft hing wie ein Schleier in seinem Gesicht und er rümpfte kurz die Nase, bevor sein Ausdruck mörderisch wurde. Und es dauerte nicht lange, da sah er ihn. Mit einem Laptop auf dem Schoß hockte er auf der Couch, während seine Finger unaufhörlich auf der Tastatur tippten. Der Informant trug nur sein schwarzes Shirt, die Plüschjacke hing unordentlich über der Sofalehne. Er saß mit dem Rücken zu ihm gewandt an der Armlehne der Couch, statt der Rückenlehne, und schien sich nicht einmal umzudrehen, obwohl er Shizuos Stapfen ganz genau gehört hatte. „Hi Shizu-chan. Wie war die Dusche?“, sprach er schließlich unbekümmert, während seine Augen immer noch auf den verpixelten Bildschirm starrten. Shizuos Hand ballte sich zu einer Faust. Wie zum Teufel war er hier reingekommen? Hatte er nicht gesagt, er würde anrufen? „Warum bist du hier, du dreckige Ratte?“ „Haha, dasselbe könnte ich dich fragen.“, lachte Izaya, während er sich nun doch zu dem Blondschopf umdrehte und ein schelmisches Grinsen sein Gesicht bedeckte. „Schließlich hast du doch selbst gesagt, du würdest nicht hier einziehen.“ „Werde ich auch nicht!“, knurrte er und trat langsam in Richtung des Informanten, das entspannte Gefühl von vorhin war nun komplett wie weg geblasen. „Und dennoch bist du hier.“, sagte Izaya amüsiert und seine Stimme nahm diesen neckischen Ton an, den der ehemalige Bartender absolut nicht abkonnte. „Ich hätte sowieso hier hin gemusst.“, zischte Shizuo, während er grummelnd zum Kühlschrank lief, um zu schauen, ob sich darin vielleicht schon etwas Essbares befand. Er hörte den Informanten im Hintergrund kichern, doch er versuchte es zu ignorieren. „Genauso ist es. Wir fangen gleich mit dem Experiment an.“ Shizuo verengte die Augen und wunderte sich immer mehr, wer die Wohnung hier eingerichtet hatte. Mehrere Milchflaschen blickten ihm entgegen, dahinter entdeckte er eine Packung Eier, Käse und sonstige Lebensmittel. Es war verrückt. „Tch, Experiment.“, wiederholte Shizuo das Wort knurrend und schnappte sich eine der Milchflaschen, bevor er die Kühlschranktür mit einem Rums zuknallte. „Ich bin nur hier um zu wissen was mit meinem Bruder ist. Und ich würde dir empfehlen, möglichst schnell mit der Sprache rauszurücken. Denn ich habe keine gute Laune…“ Mit einem Ploppen öffnete er sein Getränk, während er sich nun direkt vor ihm stand, der Glastisch war das einzige was die beiden trennte. „Wann hattest du jemals gute Laune, wenn wir uns gesehen haben?“, bemerkte Izaya sarkastisch, hob belustigt den Blick und grinste, als er sah, wie Shizuo bereits eine der Milchflaschen probierte. Da musste er ja nicht einmal nachhelfen, wunderbar. „Izaya.“ Nicht mehr als eine Verwarnung und das sah der Informant auch, da der Körper des Größeren bereits vor Wut begann zu zittern. Der Mann mit dem Laptop seufzte. „Um dich erstmal zu beruhigen: Dein Bruder ist vorerst aus der Schusslinie, doch es scheint, als ob es noch nicht vorbei wäre.“ Shizuos Gesicht verdunkelte sich. Irgendwie beunruhigte es ihn, wie der Floh das Wort Schusslinie aussprach, fast so, als ob wirklich jemand kurz davor gewesen war, seinen Bruder umzubringen. „Wie bitte?“ Doch anstatt zu antworten, klopfte der schwarzhaarige Mann auf die Couch neben sich. „Setz dich.“, sagte Izaya in so einem neutralen Ton, dass es Shizuo erneut die Fragezeichen über den Kopf trieb. Die einzige Möglichkeit sich hinzusetzen war die kleine 3-Sitzer-Couch, wo sich der schwarzhaarige Mann schon platziert hatte. Und ganz sicher setzte er sich nicht neben ihn. „Ich stehe lieber.“, erwiderte Shizuo genervt und beobachtete, wie Izayas Augen von Punkt zu Punkt auf dem Bildschirm seines Laptops huschten. „Du willst wohl wirklich deinen Rücken ruinieren.“, kommentierte der Floh und sein scharfer Blick bohrte sich in seine Augen, als er sich endlich von seinem Hightech-Gerät trennte. Shizuo erwiderte den stechenden Augenkontakt und fragte sich, woher dieser Bastard wieder mal wusste, dass sein Rücken immer noch schmerzte. Als der Blondschopf sich weiterhin nicht gewillt zeigte sich hinzusetzen, stieß der Informant einen tiefen Seufzer aus. „Komm her. Ich will dir was zeigen.“, sagte er, sein Zeigefinger auf seinen Laptop gerichtet. Offensichtlich schien Izaya es ernst zu meinen, zumindest zierte kein dämliches Grinsen sein Gesicht. Aber ob das nicht nur gespielt war, wagte der ehemalige Bartender zu bezweifeln. Mit einem unwilligen Grunzen schleppte er sich zu der Couch und ließ sich am anderen Ende nieder. Die Augen weiterhin wachsam auf den Floh neben sich gerichtet, hob er die Milch an seine Lippen, bevor er einen weiteren Schluck nahm. Auf einmal und ganz ohne Vorwarnung kam ihm der Kuss in den Sinn und er verschluckte sich fast an seiner Milch. Shizuo fluchte innerlich, als dieses komische Gefühl nicht verschwinden wollte. Er blinzelte zu Izaya, der weiterhin auf seinen Laptop fokussiert war. Warum hatte er eigentlich noch nichts dazu gesagt? Sonst konnte er seine große Klappe schließlich auch nie halten… „Kennst du diese Person?“, fragte Izaya plötzlich und drehte sich mitsamt seinem Laptop zu ihm um. Shizuo runzelte überrascht die Stirn, bevor seine Aufmerksamkeit auf den Bildschirm gelenkt wurde. Ein kahlköpfiger Mann mit einem kantigen Gesicht war zu sehen. Seine grauen Augen blickten freundlich und auch wenn er keine Haare auf dem Kopf hatte, sah er nicht aus wie ein Rüpel – auch wenn man das bei seinem „Haarschnitt“ sicherlich vermutete hätte. Eigentlich machte er sogar einen ganz netten Eindruck. Trotzdem sagte ihm das Bild rein gar nichts. „Wer ist das?“ Izaya rutschte etwas zurück, sodass er nun vernünftig in der Couch saß und sich mit dem Rücken anlehnte. Ein kleines Lachen entfuhr ihm. „Wirklich, Shizu-chan, du kennst deinen eigenen Vermieter nicht?“ Etwas Farbe stieg ihm ins Gesicht, als der Floh weiterhin sich darüber lustig machte. „Kein Wunder, dass du raus geschmissen wurdest.“ Dieser verdammte…! Shizuo knirschte mit den Zähnen, bevor er im nächsten Moment mit seinen Fingern nach ihm langte, um den Bastard am T-Shirt zu erwischen, doch wie immer konnte der andere, dank seiner Reflexe ausweichen. Mit beiden Händen hielt Izaya seinen Laptop in die Höhe, während er amüsiert hinab auf den grimmigen Bodyguard blickte. „Na na Shizu-chan, keine Gewalt während unseren Sitzungen.“ Sitzungen? Shizuo wiederholte das Wort in seinen Gedanken und kam nicht umhin ein höhnendes Schnauben auszustoßen. Er dachte also wirklich, dass das hier Sitzungen waren? Wie in der Psychiatrie? Eher kam es dem Umstand nahe, dass Shizuo sich beherrschen musste, nicht gleich jede Sekunde auszuflippen, die er neben dem Informanten saß. Und dann verlangte er auch noch keine Gewalt? Von ihm? Definitiv hatte er sich die falsche Person ausgesucht um dieses „Experiment“ durchzuführen. Izaya hatte es alleine der Milch und seinem mangelnden Willen zu verdanken, dass er noch nicht wirklich auf ihn losgegangen war. „Das kann ich dir nicht versichern, Izaya.“, kam es beherrscht aus seinem Munde und ein kaltes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. „Daran wirst du dich aber gewöhnen müssen. Zumindest für die nächsten zwei Wochen.“, erwiderte Izaya schroff, während er sich langsam wieder setzte, als er sicher war, dass der Blondschopf ihn nicht noch einmal angreifen würde. „Und? Was ist mit Mr. Kirima?“, fragte der Blondschopf und ließ das andere Thema ruhen. Izaya verstand. „Ich dachte mir, dass ich mal ein wenig hinterher hake, warum du raus geschmissen wurdest. Anscheinend war alles sorgfältig geplant gewesen.“ Shizuo verengte die Augen. Das hatte er auch schon geahnt, jedoch sprach der Floh davon, als ob jemand anderes dafür verantwortlich war – obwohl es doch nur er gewesen sein konnte. Wer sonst wollte sich mit dem Monster von Ikebukuro anlegen? Shizuo knurrte erneut. „Was mit meiner Wohnung ist, interessiert mich nicht. Was ist mit Kasuka?“ Er rückte ein Stück näher, seine Hand verkrampfte sich dabei um die Milch in seiner Hand. „Wie schon gesagt, im Moment herrscht Ruhe, aber wenn sie das nächste Mal zuschlagen bist du der erste der es erfährt. Du hast mein Wort.“ Izaya zwinkerte spielerisch, doch Shizuos Gesicht verdunkelte sich eher. „Es darf erst gar nicht dazu kommen, du Floh! Denn sonst bist du derjenige, der was auf’s Maul kriegt!“ Der Informant verzog das Gesicht auf Shizuos Drohung, doch ließ sich davon nicht beeindrucken. Er zog seinen Laptop zurück auf seinen Schoß und nahm erneut die Tastatur in die Mangel. „Ne, Shizu-chan, ist-“ Er unterbrach sich selbst, als er plötzlich begann zu husten. Shizuo runzelte daraufhin erst die Stirn, dann grinste er gefällig. Da schien der kalte Regen von gestern ihm wohl doch zugesetzt zu haben. „Heh…da ist wohl jemand krank…“, höhnte Shizuo plötzlich amüsiert und schien sich sichtlich darüber zu freuen, dass der andere sich anscheinend eine Erkältung eingefangen hatte. Izaya durchbohrte ihn erst mit einem stechenden Blick, bevor er die Augen schloss. „Wer ist hier krank?“, erwiderte Izaya, als er sich zurück an die Couch lehnte und sich erneut ein schelmisches Lächeln auf sein Gesicht schlich. „Ich hab mich nur verschluckt.“ Shizuo lachte. „Ist klar, Floh. Wir sind gestern ja auch nur durch den strömenden Regen gelaufen.“ Izaya schien eine Weile nachzudenken, bevor er gleichgültig mit den Schultern zuckte und die Augen wieder auf seinen Laptop fixiert waren. „Wie auch immer. Was ich eigentlich wissen wollte…“ Der schwarzhaarige Mann drehte sich halb zu ihm um, sodass er mit dem einen Bein halb auf der Couch saß, während das andere hinunter baumelte. „Wie fühlst du dich im Moment? Ist irgendwas anders?“ Für einen Moment musterte der Blondschopf den anderen verwirrt. Was sollte das denn nun schon wieder? Tat er wieder so, als ob es ihn interessierte? Wie er sich fühlte? Ob etwas anders ist? Das konnte ihm doch am Arsch vorbei gehen. Ihm ging es recht gut, auch wenn er gestern genau wie der Floh durch den strömenden Regen gelaufen war. Aber… Moment mal… Schlagartig musterte Shizuo die Milchflasche in seiner Hand, ehe sein wütender Blick zurück schnellte. „Was hast du da rein gepackt?“, knurrte er, während seine Hand sich gefährlich stark um die Glasflasche verkrampfte. Izaya wusste, es war nur eine Frage der Zeit, bevor ein paar Scherben den Boden zieren würden, doch sein unschuldiges Grinsen wich keine Sekunde lang aus seinem Gesicht. „Jetzt bin ich auch noch Schuld, dass dir die Milch nicht schmeckt? Aber Shizu-chan, dankt man so demjenigen, der dir ein Dach über den Kopf besorgt hat?“ Izaya wartete einen Augenblick, jedoch schien sich Shizuos Körperhaltung vor Wut nur noch mehr zu verkrampfen. „Kein Grund zur Besorgnis, Shizu-chan~“ Der Informant wedelte mit der Hand. „Es ist kein Gift, wenn du das denkst. Ich meine, was hätte ich davon dich gleich sofort umzubringen?“ Izaya schüttelte mit dem Kopf. „Das würde wahrscheinlich eh nicht funktionieren…“, fügte er etwas leiser hinzu, während er in einer nachdenklichen Gestik die Hand ans Kinn legte. Währenddessen versuchte Shizuo die Zündung in seinem Körper im Griff zu behalten, die langsam drohte zu explodieren. Dieser Dreckskerl! Natürlich war ihm bewusst, dass er irgendwas vorhatte. Aber ihn auf so eine hinterlistige Weise zu vergiften? Ach was machte er sich denn hier vor? Es war Izaya, der hier vor ihm saß. Er hätte damit rechnen müssen, dass er irgendwas geplant hatte. Er hätte nie diese Milch nehmen sollen - er hätte schon von vornherein nicht hier hingehen dürfen! Das Glas in seiner Hand bekam langsam Risse, als der Druck sich unbewusst erhöhte. Shizuos Blick verdunkelte sich, als Izaya schelmisch den Kopf schief legte. „Was hast du mir da unter gemischt…?“ Der ehemalige Bartender sprach jedes einzelne Wort mit einer kaum beherrschten Stimme aus. „Hmm…ich würde sagen, lass dich überraschen?“, erwiderte der andere spielerisch und klappte seinen Laptop zu, da er bereits spürte, dass Shizuo erneut an seiner Grenze war. Und es war nicht mal so falsch gedacht, denn im nächsten Moment schallte das Klirren von Glas durch den Raum, als die Milchflasche dem Druck nachgab. Das Objekt hatte sich just in dem Augenblick verabschiedet, als Shizuos Geduldsfaden endgültig gerissen war. Der ehemalige Bartender hatte sich dabei anscheinend die Hand verletzt, doch natürlich schien er es nicht einmal zu bemerken. Kleinere Scherben und ein paar Bluttropfen gerieten auf den Glastisch vor ihnen, während sich der Rest des Glases quer durchs Zimmer verteilte. Doch das schien beide Männer in diesem Augenblick wenig zu interessieren. Izaya konnte gerade noch so seinen Laptop in Sicherheit bringen, bevor er Shizuos Faust mit einem Sprung ausweichen musste. Zum Glück hatte er seine Schuhe angelassen, sonst hätte nun spitze Scherben in seinen Fußsohlen… „I-za-ya!“, brüllte Shizuo und trat auf den schwarzhaarigen Mann zu, der seine Augen auf seine Plüschjacke gerichtet hatte. Natürlich hatte er nun kein Messer zu seiner Verteidigung, was die Situation eindeutig verschärfte. Aber er würde nicht Orihara Izaya heißen, wenn er nicht wüsste, wie er sich helfen könnte. Er wich erneut der Faust aus, die eigentlich mit seinem Gesicht kollidieren sollte und schnappte sich fix eine der größeren Scherben vom Boden. Die Gefahr, dass er sich selber schnitt war zwar genauso groß, jedoch besser als gar nichts. „Beruhig dich, Shizu-chan.“, sagte Izaya mit einer immer noch amüsierten, jedoch auch einschneidenden Stimme. Doch Shizuo schien noch nicht wirklich bereit zu sein, sich selbst zu beruhigen. Mit einem weiteren Versuch langte er nach dem Floh, doch dieser war seit Jahren geübt darin, seinen miserablen Attacken auszuweichen. Der zornige Ausdruck aus Shizuos Gesicht wich nicht, als der Blondschopf ihn in der nächsten Sekunde anstarrte. Bisher hatte seine Faust nur Bekanntschaft mit der Luft gemacht und noch keines der Möbelstücke zerstört, was beinahe an ein Wunder grenzte. „Es ist nichts Lebensbedrohliches. Außerdem ist es so dünn darin verteilt, dass du es nicht einmal schmecken kannst.“, versuchte Izaya zu erklären, während er hinter die Couch trat. Doch das überzeugte das herrische Biest nicht im Geringsten. „Hör auf zu lügen, Izaya!“, knurrte dieser und fuhr wieder nach ihm aus, aber dieses Mal, steppte der Informant nur einen kleinen Schritt zur Seite, sodass Shizuo verfehlte und auf ihn zu getaumelt kam. Bevor der Blondschopf aber sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, war der schwarzhaarige Mann schneller. Scharf wie ein Messer bohrte sich die Scherbe an seinen Hals, so eng, dass Blut darunter hervor quoll. Mit der einen Hand hatte er den blonden Mann an seinem Arm geschnappt, während er mit der anderen weiterhin die Ersatzwaffe drohend in seine Haut stach. Izaya rückte ein Stückchen näher, während er den anderen mit seinen dunklen, roten Augen durchlöcherte. „Denk an Kasuka.“, wisperte er gefährlich leise, bevor er von ihm ließ und genügend Abstand zwischen ihnen brachte. Shizuo schien für einen Moment in der Schockstarre zu sein, bevor irgendwann Bewegung in seine Muskeln kam. Seine Aura war alles andere als ruhig, das sagten allein seine brennenden Augen, dennoch tat er nichts weiter als wieder ein Stück auf den Informanten zuzugehen, bis er schließlich bebend ein paar Meter vor ihm zum Stehen kam. Es tropfte immer noch Blut von seiner Hand, hinunter auf den dunklen Laminatboden. Das Handtuch, das mal um seine Schultern gehangen hatte, hatte sich nun auch zu den Scherben am Fußboden gesellt. Izaya seufzte. „Ich glaube das war’s erstmal für heute.“, sagte der Informant, als sein Blick durch das Chaos im Zimmer schweifte. Sein Laptop schien noch unversehrt zu sein, doch er wollte nicht riskieren, dass er den heutigen Abend nicht mehr überlebte. Er sollte die kleine Chance nutzen und jetzt gehen, solange Shizuo sich wieder etwas beruhigt hatte. „Ist das dein sogenanntes Experiment?“, hörte er plötzlich Shizuos dunkle Stimme und seine rötlichen Augen huschten zurück zu ihm. Der Blondschopf wischte sich in einer unbeholfenen Bewegung etwas Blut aus dem Gesicht, das wohl während ihres kurzen Kampfes seinen Weg dorthin gefunden hatte. Sein Atem war nun regelmäßiger und es schien, als hätte er sich erstaunlicherweise schnell gefangen, zumindest für seine Verhältnisse. Izaya hob kichernd die Arme in die Luft. „Für dich ist es sowieso kein Experiment, Shizu-chan. Betrachte es einfach als einen kleinen Test.“, begann er, während der schwarzhaarige Mann über die Scherben trat. „Wenn du auch die Regeln einhältst, die wir besprochen haben, sollte der Rest auch kein Problem sein. Dann wirst du wie versprochen von mir Informationen bezüglich deines Bruders bekommen.“ Im nächsten Moment hörte er kurz, wie Shizuo ungläubig auflachte. „Wenn das deine sogenannten Regeln sind, dann freu dich schon mal darauf. Denn ich werde es dir sicherlich nicht einfach machen, I-za-ya-kun…“ Wenn er schon die nächsten zwei Wochen mit diesem Dreckskerl verbringen sollte, dann sollte er genauso leiden wie er. Izaya schien davon aber eher amüsiert als überrascht und schüttelte kurz den Kopf. „Du kannst dein Glück versuchen, aber mit Gewalt kommst du ganz sicher nicht an die Informationen, die du haben willst.“ „Tch, dann hätte ich dir wenigstens einmal richtig die Klappe poliert!“ „Hätte ist genau das richtige Wort, Shizu-chan.“, bemerkte der Informant lässig, während er sich seine schwarze Plüschjacke überzog. Er hörte wie der Blondschopf hinter ihm mit den Zähnen knirschte und anscheinend überlegte, ihn nicht nochmal anzugreifen. Doch er ließ es seltsamer Weise sein. Izaya schmunzelte noch kurz, ehe er seinen Laptop unter den Arm schob. „Vielleicht solltest du unserem alten Freund mal einen Besuch abstatten.“, schlug der Informant noch vor, als er mit dem Finger auf Shizuos verletzte Hand deutete. „Shinra würde sich freuen.“ Shizuo betrachtete kurz seine verletzte Hand, doch zeigte nicht sonderlich viel Besorgnis oder Interesse an der Verletzung. „Pah, Freund…“ „Ach ja, bevor ich’s vergesse…“ Der Informant fummelte an seiner Hosentasche herum, was Shizuo sofort misstrauisch werden ließ. Er spannte sich an. „Hier“ Der plötzliche Aufruf kam fast zu spät, sodass das Objekt beinahe auf dem dreckigen Boden gelandet wäre. Überrascht weiteten sich Shizuos Augen, als er auf die Zigarette in seinen Händen starrte. „Bevor du mir heute noch vor Nikotinmangel stirbst.“ Immer noch irritiert blickte der ehemalige Bartender von dem Nikotinstängel auf, in Izayas grinsendes Gesicht. „Warum plötzlich so großzügig, Floh?“ „Für deine „Mitarbeit“ heute. Obwohl das auch das nächstes Mal besser geht, ne?“ Tch. Shizuo knurrte bedrohlich, als Ausdruck seiner deutlichen Ablehnung. Ganz sicher nicht. „Also dann, wir sehen uns morgen~“, flötete der Informant und drehte sich schnurstracks zur Tür um. Shizuo starrte ihm nur hinterher, wie seine Gestalt binnen weniger Sekunden durch die Haustür verschwand. Er würde ihm die nächsten Tage zur Hölle machen, so viel stand fest. Wenn Izaya gedacht hatte, dass er nach seiner Nase tanzte, dann hatte er sich aber geschnitten. Und zwar gewaltig. Shizuo stand noch für einige Minuten auf derselben Stelle, ehe endlich Bewegung in seine Muskeln kam und er sich in Richtung Schlafzimmer bewegte, um sein Feuerzeug zu holen. Dabei ignorierte er, dass sich die am Boden liegenden Scherben in seine nackten Füße bohrten. Denn nur Momente später, erfüllter ein kräftiger, süßlicher Geruch seine Lungen und benebelte seine Sinne. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)