Be my drug von minowari (and stun me) ================================================================================ Kapitel 9: keylock ------------------ Das silberne Objekt funkelte verdächtig in seiner Hand, während er es im Sonnenlicht wendete. Das kalte Metall war nichts Besonderes, dennoch starrte der blonde Mann so fixiert darauf, als ob es jeden Moment explodieren könnte. Mit einem langen Seufzer schloss er schließlich die Hand und packte den Schlüssel zurück in seine Hosentasche. Er entfernte sich von dem Kreditinstitut, in dem er eben seltsame Blicke einstecken musste – nicht, dass es ihn überhaupt interessiert hatte – und machte sich nun auf den Weg zum Treffpunkt. Es war immer noch kein Geld auf seinem Konto, trotz Toms Versprechens. Vermutlich hatte der Chef es noch nicht weitergegeben oder was auch immer. Shizuo seufzte. Sein Rücken machte sich langsam aber sicher bemerkbar, genau wie Izaya es voraus gesagt hatte. Er rieb sich beim Gehen unauffällig über die schmerzende Stelle und hoffte, dass es ihn nicht für den Rest des Tages nerven würde. Auch wenn es nicht viel mehr als ein Protestschrei seiner Muskeln war, welchen er im Laufe des Tages eh nicht bemerken würde, nervte es ihn doch ziemlich. Nun ja, vielleicht hätte er zur Abwechslung mal woanders schlafen sollen? Aber wo war es bitte besser? Eigentlich gab es da nicht viel mehr Möglichkeiten. Aber das was ihn ankotzte war, dass dieser Floh immer Recht behielt. Auch wenn er so viele Lügen herum erzählte, schien doch immer ein Funken Wahrheit darin enthalten zu sein. Fast als mixe er beides miteinander. Clevere Ratte… Shizuo traf Tom am Absatz der Treppe. Es waren wirklich nur noch ein paar für heute auf ihrer Liste. Eigentlich war er froh darum, sich noch ein wenig mit diesen Nichtsnutzen von Menschen abzugeben. Denn je länger er sein Aufeinandertreffen mit dem Floh aufschieben konnte, desto besser. Zumindest hatte er im Augenblick absolut kein Bedürfnis sein grinsendes Gesicht zu sehen. Shizuo seufzte erneut und hob die Hand um Tom zu begrüßen. Mit besorgten Augen blickte dieser ihn an und schien ihn im Stillen zu mustern. „Yo“, murmelte der Blondschopf ein wenig unbehaglich, als sein Chef ihn einen Moment zu lange unter die Lupe nahm. „Du siehst nicht gut aus.“, stellte der andere kurz angebunden fest, während er sich die Brille ein Stückchen höher schob. „Könnte ehrlich gesagt auch besser sein.“, zischte Shizuo müde, wendete jedoch den Blick ab, als Tom ein nachfragendes „Hm?“ von sich gab. Er war nicht in der Stimmung sich erklären zu müssen. „Izaya schon wieder?“, kam dann die Frage, die mehr wie eine Feststellung klang, während Tom mit seiner Hand über den aufgeschlitzten Stoff an seinem Arm fuhr, an dem teilweise noch etwas getrocknetes Blut klebte. Tom schien davon nicht überrascht. Es gab sowieso nur einen einzigen Menschen, der so nahe an ihn heran kommen und ihn dabei auch noch verletzen konnte. Shizuos Blick fiel auf die Risse in seiner Kleidung und ein Grollen entfuhr ihm, welches anscheinend genug Bestätigung für seinen Arbeitgeber war. Zeit für einen Kleidungswechsel hatte er auch noch nicht wirklich gehabt, wobei Shizuo sich gerade fragte, ob er überhaupt noch ein Outfit von Kasuka übrig hatte, das noch nicht von Izayas Messern aufgeschlitzt worden war. „Der nächste hat ein paar üble Verbrechen auf seinem Buckel, deswegen kann es gut sein, dass er einen Aufstand macht.“, erklärte der Mann mit den Dreadlocks, schien Shizuo fürs erste in Ruhe zu lassen und ging kommentarlos zu ihrer Arbeit über. Shizuo dankte ihm innerlich. „Soll er es wagen.“, knurrte der ehemalige Bartender, während er Tom hinauf zur Haustür folgte. Doch so ganz wollten seine Gedanken immer noch nicht still sein. Ein schelmisch grinsendes Gesicht flog ständig durch seinen Kopf und schien ihn auszulachen. Sein Griff in seiner Hosentasche verstärkte sich. Das Metall in seiner Hand war inzwischen nicht mehr kalt, sondern hatte dieselbe Temperatur wie der Rest seines Körpers und trotzdem hinterließ seine Form ein seltsames Gefühl. Aber Shizuo wusste, dass man sich viele Dinge einbilden konnte. Und das traf auch hier zu. Es war nur ein Schlüssel. Ein ganz normaler Schlüssel zu einem Apartment. Wenn er sich jetzt schon Fragen über die Existenz eines Schlüssels stellte, musste es ihm wohl wirklich dreckig gehen. Er schlug mit der Hand gegen die Haustür. Sie warten und warteten, bis Shizuo schließlich stumm das Bein anhob. Dann musste man eben für Ablenkung sorgen, egal wie. ♔ ♕ Die alte Lampe flimmerte erbärmlich in der Dunkelheit und erhellte vielleicht gerade mal eine kleine Ecke des eigentlichen Raumes. Ein fader, metallischer Duft lag in der Luft und wer sich damit auskannte, wusste gleich, dass es der Geruch von Blut war. „…seit wann werde ich wie ein Schwerverbrecher behandelt?“, fragte der Mann erneut, doch alles was er als Antwort bekam, war ein harter Schlag ins Gesicht. Wenn es die Schwerkraft zugelassen hätte, wäre von dem Druck ein paar Meter nach hinten geflogen, doch einschneidende Seile hielten seinen Körper auf einem ungemütlichen Holzstuhl fest, der in der hinteren Ecke des Raumes platziert war. Sein Kopf knallte dabei auf das kalte Gestein der Wand und der Mann stöhnte, als langsam Blut in sein Gesicht lief. „Wir hatten eine klare Abmachung. Mischt du dich in unsere Angelegenheiten ein, sehen wir uns gezwungen zu handeln.“, sagte sein Angreifer und trat einen Schritt auf ihn zu, sodass er sich sein Kinn schnappen konnte. „Meinst du uns fiel es nicht auf, huh?“ Der kahlköpfige Mann lachte seltsam, doch es blieb bei einem lächerlichen Versuch. „Dabei wart ihr es doch, die auf meinen Pfaden gewandelt seid.“, antwortete er und schien überhaupt nicht beeindruckt davon, dass der andere ihm drohte. Er zischte und wollte dem Mann einen weiteren Schlag verpassen, als plötzlich jemand die beiden unterbrach. „Was für eine lächerliche Ausrede, Kirima.“, kam eine kalte Stimme aus der Ecke, die der am Stuhl gefesselte Mann schon seit Ewigkeiten nicht mehr gehört hatte. Der harte Griff um sein Kinn verschwand, als sich der Typ von ihm entfernte, um Platz für seinen Vorgesetzten zu machen. Langsam trat eine Silhouette aus der Dunkelheit in das spärliche Licht. Die Lampe warf einen Schatten auf die eine Hälfte seines Gesichtes, dennoch wusste der Gefangene genau wer hier vor ihm stand. „Und ich dachte, du wärst dieses Mal wirklich von der Bildfläche verschwunden, Shiki.“ „Als ob ich jemals wirklich dort war.“ Seine Stimme war ruhig, konkret und gefasst. Ein Mann mit dem man besser keine Scherze spielte. Shiki wischte sich kurz durch seine schwarzen Haare, ehe er mit einem Wink seinen Untergebenen anwies, ihm eine Zigaretten rüber zu reichen. „Deinen seltsamen Sinn für Humor hast du also immer noch. Wie schön. Aber es ist keine gute Geste einen alten Freund so zu begrüßen.“ Shiki schien einen Moment zu sehr mit seiner Zigarette beschäftigt zu sein, bevor er ihm antwortete. „Ich würde unsere Beziehung anders beschreiben, Kirima.“ Der weißliche Rauch wurde in den kleinen Raum gepustet und verbreitete sich in Sekundenschnelle. Der bittere Geruch brannte sich in seine Nase und er kämpfte darum, nicht die Augen zuzukneifen. „Dabei bin ich extra vorbei gekommen um Hallo zu sagen und dann gleich sowas.“ Von ihrer Wortwahl her merkte es eigentlich kaum einer, dass die beiden Männer sich nicht wirklich leiden konnten. Doch durch die dunkle Anspannung die im Raum herrschte, wusste gleich jeder Untergebener, dass der Mann jemand Unwillkommenes war. „Du bist hier, weil du einen Klienten hast.“, brachte es Shiki klar auf den Punkt und schien nicht in der Stimmung zu sein, lange um den heißen Brei zu reden. Kirima seufzte kurz und schien es aufzugeben, ein lockeres Small-Talk-Gespräch zu führen. „Einen Speziellen. Deswegen bin ich persönlich hier.“ Shiki runzelte kurz die Stirn. Es musste stimmen, was er von sich gab, denn es kam wirklich selten vor, dass sich beide Männer Auge in Auge blicken konnten. Kirima war nun mal ein viel beschäftigter Mann, genau wie er. „Fahre fort.“ „Könnten wir dieses Gespräch vielleicht in einer zivilisierteren Umgebung führen?“ Shiki stöhnte innerlich auf. Er hatte fast vergessen, was für eine anspruchsvolle Person er war. Allen anderen in der Öffentlichkeit zeigte er sich als die netteste Person, die man je getroffen hatte, doch sobald er unterhalb Tokyos beschäftigt war, verwandelte er sich in eine komplett andere Persönlichkeit. Shiki gab seinem Untergebenen mit einem Kopfnicken den leisen Befehl, den anderen loszubinden. „Ich hoffe sehr für dich, dass dein spezieller Klient sich nicht in unsere Angelegenheiten einmischt. Sobald er etwas Unerlaubtes tut, ist er weg vom Fenster. Das ist dir hoffentlich klar.“ Kirima rieb sich über die aufgescheuerten Handgelenke, als er endlich von den Seilen befreit wurde. „Natürlich.“, sagte er, während sich ein zufriedenes Lächeln auf sein Gesicht schlich. Shiki ging stumm voran und überließ es seinem Untergebenen den kahlköpfigen Mann zu eskortieren. Als sie in einen plausibleren Raum traten und es heller wurde, kniff Kirima kurz die Augen zusammen. Durch einen Stoß von hinten wurde er unachtsam in die Richtung des Sessels geschubst. Shiki blies den letzten Rauch in die Luft, bevor er die Zigarette in dem Aschenbecher auf dem Tisch zermürbte. Mit einem leichten Seufzer ließ er sich auf die Couch in der Mitte des Raumes nieder und starrte mit einem herausfordernden Blick in Kirimas kantiges Gesicht. „Wer ist der Klient?“ ♔ ♕ Er wusste nicht genau wieso, aber ihm wurde schwindlig. Er packte sich kurz an die Stirn. Die letzten Tage oder auch vielleicht die letzten Stunden waren daran wohl schuld. Oder vielleicht kam es auch einfach daher, dass er nicht vernünftig aß. Oder dass er einfach keinen wirklichen Hunger im Moment verspürte… „Shizu-o! Sushi ist gut!“ Simon versuchte hartnäckig den blonden Mann dazu zu bringen den letzten Happen seines Gerichtes aufzuessen, jedoch saß er schon seit fünf Minuten regungslos vor seinem Teller. Tom sei Dank, dass er hier überhaupt saß und etwas zu sich nehmen konnte. Doch leider war sein Appetit eher gedämpft, auch wenn sein Magen ziemlich laut protestiert hatte. Tom saß neben ihm auf dem Barhocker und hatte sein Essen schon seit zehn Minuten auf. Shizuo wusste, er war besorgt und Shizuo wusste auch, dass sein Kumpel sich bestimmt seine eigene Story zu seinem seltsamen Verhalten zusammen gebraut hatte. Dennoch hatte er bisher nichts gesagt. „Sorry Simon.“, sagte der Blondschopf lediglich und hoffte, dass ihn der dunkelhäutige Mann für heute in Ruhe lassen würde. „Dass ich diesen Tag noch mal erlebe…“, sagte Tom verblüfft neben ihm und Shizuo runzelte fragend die Stirn. „Shizuo Heiwajima isst seinen Teller nicht leer…“ Der Mann mit den Dreadlocks zeigte auf seinen Teller und Shizuos leerer Blick fiel auf den Rest seines Essens. Eigentlich sollte er dankbarer sein, dass Tom ihn eingeladen hatte und nicht als Zeichen seines Dankes das Essen liegen lassen. Aber das einzige wonach er gerade verlangte waren Zigaretten. Seine Zigaretten. Sein Körper begann zu zittern, als er an den süßlichen Geschmack dachte… Erneut kam ihm Izayas Deal in den Sinn und er versuchte herauszufinden, was der Floh damit bezweckte. Doch das viele Grübeln half ihm nichts. Er schlug die Hände über den Kopf, zerzauste seine blonden Haare, während er besorgte Blicke vonseiten Simon und Tom erntete. „Shizuo, was ist los?“ Toms Stimme war sanft, fast vorsichtig, während er eine Hand auf seine Schulter ablegte und ihn wohl beruhigen wollte. Der Blondschopf reagierte nicht. Es war unerträglich. Unerträglich, wie dieser Floh seine Gedanken beherrschte. Ständig tauchte sein Gesicht auf, seine schelmischen Worte von gestern hallten in seinem Kopf umher. Hinzu kam, dass der neuliche Kuss seine Gedanken benebelte und was ihn langsam wahnsinnig machte. Toms Hand auf seiner Schulter machte es nicht viel besser, denn dadurch erinnerte es ihn nur daran, wie der Floh ihn genau an derselben Stelle berührt hatte. „Izaya.“, stieß Shizuo gereizt aus, mehr zu sich selbst als zu sonst irgendjemanden, doch sein Chef nahm es zumindest als eine halbe Erklärung auf, denn er zog die Hand weg. Er musste hier raus. Ruckartig stand er von seinem Barhocker auf, sodass dieser bei der Bewegung fast nach hinten umkippte. Die meisten Leute starrten auf seine Wenigkeit, doch das interessierte ihn nicht. Tom sagte nichts, sondern ließ ihn von dannen ziehen. Simon rief ihm etwas hinterher, doch Shizuo hörte nicht zu. Als er nach draußen trat, war es in der Zwischenzeit dunkel geworden und die Laternen begannen nach und nach anzugehen. Er atmete tief ein, die kalte Luft zog kräftig durch seine Lungen und es war befriedigender, als er gedacht hatte. Vielleicht war es doch nur die stickige Luft im Russia Sushi, die ihm so zugesetzt hatte. Nun ja nicht ganz. Der Floh blieb weiterhin der Übeltäter… Er kramte in seiner Weste herum, auf der Suche nach seinem Klapphandy. Grelles Licht begrüßte ihn, als er es aufklappte und auf die verpixelten Symbole starrte. Es wunderte ihn überhaupt, dass es noch funktionstüchtig war. Tagelang war er nicht in der Lage gewesen, sein Mobiltelefon auch nur einmal aufzuladen. Aber anscheinend hielt der Akku doch ein paar Tage aus, auch wenn jetzt nur noch 8 % drauf waren. Vielleicht sollte er Kasuka anrufen? Sich vergewissern, dass es ihm gut ging. Immerhin schwebt er - laut Izaya - in irgendeiner Gefahr. Und bei diesem Bastard weiß man nie, was er als nächstes plante… Es läutete nur einen kurzen Moment durch, ehe eine monotone Computerfrau ihn auf die Mailbox aufmerksam machte. Tch. Vielleicht war er auch auf einem Auftritt oder hatte anderweitig zu tun. Schließlich hatte er ja einen anstrengenden Job. Verbittert legte er auf und blickte noch einen Moment länger auf das kleine Display. Izaya wollte ihn ja noch anrufen, hatte er gesagt. Hoffentlich ging ihm bis dahin der Akku leer… Orientierunglos streunte er weiter, passierte einige bekannte Geschäfte und Gesichter. Unter anderen auch Kadota und seine Leute, doch er nahm sie nicht mal richtig wahr. Der Schlüssel in seiner rechten Hosentasche schien immer schwerer zu werden, schien quasi nach Aufmerksamkeit zu betteln. Fast, als wäre es ein lebendiges Objekt. Er hatte nur das Gefühl, dass dieser Schlüssel nichts Gutes war. Und es behagte ihm nicht, dieses Ding mit sich herum zu schleppen. Er stoppte vor einem Zebrastreifen, kramte das metallische Objekt erneut hervor und verengte die Augen. Vielleicht sollte er doch mal vorbei schauen und gucken, ob seine Sachen alle noch in Ordnung waren. Wer weiß, was der Floh damit gemacht hatte… Shizuo wusste selbst, dass er sich innerlich nur einen vor log. In Wahrheit wollte er nichts weiter als mal wieder eine ordentliche Dusche und ein weiches Bett, in dem er die Nacht verbringen konnte. Es war einfach zu lange her. Der Blondschopf seufzte. Er musste so oder so nach Shinjuku. Ob er dann vorher mal in „seinem“ Apartment vorbei schaute oder nicht, war dann ja auch egal. Dann konnte er das Angebot des Flohs wenigstens ausnutzen. Nur für heute Nacht. Danach würde er wieder verschwinden. Aber als er schließlich vor der Haustür stand, wusste er nicht recht, was er sich dabei gedacht hatte. Das war doch genau das, was der Floh von ihm wollte. Seine Hand verkrampfte sich um den Schlüssel. Shizuo stand noch eine Weile still da, nur durch ein leichtes Zittern war von außen erkennbar, dass er vor gemischten Gefühlen innerlich tobte. Klick. Er drehte den Schlüssel im Schloss und langsam fiel die Tür zur Seite. Wärme begrüßte ihn, mit einem Geruch von frisch eingezogen. Die Lampe sprang sofort an, als er den Schalter betätigte. Ein warmes Licht umhüllte die Möbel und Shizuo stellte fest, dass es nicht nur seine Möbel waren. Einen Glastisch hatte er nämlich nie besessen. Nur zögerlich betrat er die Wohnung, schloss unwillig die Tür hinter sich. Irgendwie kam ihm das Ganze seltsam vor. Sein Blick fiel unweigerlich an die weißliche Decke über ihn. Da oben - über ihm - wohnte er. Irgendwie. Shizuo schüttelte den Kopf, musste sich selbst dazu bringen weiter in das Schlafzimmer zu gehen. Mit einem Knipsen war auch hier das Licht an und strahlte auf das Bett in der Ecke, was zum Glück sein eigenes war. Er musterte misstrauisch den Kleiderschrank, ehe er ihn mit einem Ruck öffnete. „Was…“ Der Blondschopf runzelte die Stirn, als er einen Zettel direkt vor seiner Nase hängen sah. Er verengte die Augen, als er sich die paar Wörter darauf durchlas. Du magst die Wohnung also doch, Shizu-chan~ Tch. Dieser scheiß Floh mit seinen Zetteln. War wohl eine Angewohnheit von ihm aus der High School. Er zerknüllte den Zettel in seiner Hand, bevor er ihn achtlos weg schmiss. Shizuo wusste, es war alles geplant gewesen. Bis ins kleinste Detail. Ein Schauer fuhr ihm über den Rücken, wenn er daran dachte, was der Floh sonst noch alles geplant hatte… Seine Augen schweiften auf den Inhalt des Schrankes und er stellte erleichtert fest, dass alle seine Klamotten unversehrt waren. Mit der Hand fuhr er über die paar Bartender-Outfits, die er noch von Kasuka übrig hatte. Manche mussten schon geflickt werden, weil Izaya sie zu sehr zerstört hatte. Und manche hatten es leider gar nicht überlebt… Doch für heute Abend reichten ihm frische Unterwäsche, normale Jeans und ein schwarzes Shirt. Hauptsache er kam mal aus seinen zerfetzten Sachen heraus… Weiterhin schlecht gelaunt schnappte er sich die Sachen und betrat missmutig das Badezimmer. Eine einfache Einrichtung, eine Toilette, Waschbecken und eine Dusche. Ein wenig größer und schicker als ins seiner alten Wohnung, jedoch nichts Ungewöhnliches. Mit einer genervten Bewegung schmiss er seine Sachen auf den Toilettendeckel, bevor er sich entkleidete und etwas zweifelnd die Dusche genauer unter die Lupe nahm. ♔ ♕ Es läutete endlos durch. Der Ton klang in seinen Ohren schon wie ein nerviges Piepen und jedes Mal, wenn es wieder ertönte, wurde sein Gesichtsausdruck eine Nuance dunkler. Er mochte es nicht zu warten und auch jetzt tippte er mit seinem Fuß ungeduldig auf und ab, während er sich mit dem einen Arm auf dem Schreibtisch abstützte. Ging er etwa absichtlich nicht ran? „Was treibst du denn schon wieder, Shizu-chan?“ Heh. Wahrscheinlich hatte er seine Nummer gesehen. Das wäre die eine Erklärung. Und die andere… „Hmm…“ Izaya murmelte vor sich hin, während er aufsprang und sich den Laptop von seinem Glastisch schnappte. Mit nur ein paar Klicks befand er sich in dem Programm in das er wollte. „Mal sehen, wo du steckst…“ Eine Karte ploppte auf dem Bildschirm auf und unmittelbar danach erschien der rote Punkt. Izaya runzelte überrascht die Stirn, bevor er begann zu lachen. „Haha, ich wusste es.“ Er zoomte sicherheitshalber näher heran, doch es bestand kein Zweifel daran, dass Shizuo sich an seiner Adresse befand. Na, das würde die Wartezeit doch deutlich verkürzen. Mit einem Grinsen klappte er den Laptop zu, steckte ihn sich untern den Arm, bevor er sich seine Plüschjacke von der Couch schnappte. Die Schlüssel klimperten in seiner Hand, als er seine Haustür abschloss. Gut gelaunt hüpfte er die Treppen hinunter und befand sich nur Sekunden später vor der anderen Haustür. Er grinste, als er sah, wie Licht unter dem Türschlitz hindurch schimmerte. „Unvorsichtig wie immer, ne, Shizu-chan?“, sinnierte Izaya, als er ohne weitere Probleme die Tür öffnen konnte. Er hatte natürlich einen Schlüssel, aber so machte es doch mehr Spaß. Leise huschte er hinein, achtete darauf, dass er keine Geräusche verursachen würde. Direkt als er ins offene Wohnzimmer ging, bemerkte er den Geruch von Duschgel. Ein Duft, der ihn an Sportstudios erinnerte… Der Informant wandte sich in Richtung Badezimmer, bis man schließlich das Duschwasser prasseln hören konnte. „Kein Wunder, dass du nicht ran gehst, Shizu-chan…“, murmelte der schwarzhaarige Mann grinsend und kicherte kurz, während seine Hand nur noch ein paar Zentimeter von der Badezimmertür entfernt war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)