Be my drug von minowari (and stun me) ================================================================================ Kapitel 4: File 0 ----------------- Die Massen strömten gegen ihn an wie ein großer Schwarm Fische. Jugendliche, ältere Menschen, Mütter mit ihren Kindern. Alle versuchten irgendwie durchzukommen, um die U-Bahn nicht zu verpassen. Jeder wurde angerempelt und in irgendeiner Weise gehindert, seinen Weg zu gehen. Alle außer einer. Shizuos dunkle Aura schien sich so sehr um ihn manifestiert zu haben, dass selbst ältere Menschen, Mütter und die Kinder seine schlechte Laune spüren konnten. Die Leute hielten Sicherheitsabstand zu ihm, trauten sich nicht auch nur einen Meter in seine Nähe. Der Blondschopf trottete weiter, die Hände fest in die Hosentaschen vergraben. Er konnte sich immer noch nicht erklären, was genau da in der U-Bahn vorgefallen war. Warum er sich nicht trennen konnte... Es war schon öfters passiert, dass er Stirn an Stirn mit dem Floh zusammen geknallt war, während ihren tausenden Zusammentreffen. Doch das war etwas anderes. Der Geruch des Flohs hatte sich nun hartnäckig in seine Nase festgesetzt, so wie ein schlimmer Virus. Auch wenn ihm andere Gerüche in die Nase flogen, wollte dieser eine nicht verschwinden. Izayas Shampoo vermixt mit seiner Eigennote. Ein widerlicher und zugleich faszinierender Geruch. Shizuo stampfte verärgert auf. Dieser verdammte Bastard…! Der ehemalige Bartender hatte den Bahnhof in der Zwischenzeit schon halb verlassen. Er stand nun auf der Rolltreppe, ließ sich hinauf in die Freiheit tragen. Zum Glück hatte er eh die nächste Station aussteigen müssen. Er wüsste sonst nicht, was er hätte sagen sollen. Und selbst Izaya schien irritiert gewesen zu sein. Denn wenn selbst dieser Floh nicht wusste, was er sagen sollte, dann hieß das schon was. Shizuo schüttelte verärgert den Kopf. Er sollte sich lieber darum kümmern, dass er seine Wohnung zurückbekam. Sonst könnte er eine weitere Nacht im Park schlafen… Er lief gerade auf die Straßen hinaus, passierte dabei einige Shopping Meilen, bevor er nach kurzem Fußmarsch bei dem besagten Hotel stand. In der nächsten Sekunde hatte er sein Handy in der Hand und wählte bereits Kasukas Nummer. Hoffentlich war er da. Er hatte so viele Termine, dass er wahrscheinlich nicht erreichbar war. Aber man konnte es ja trotzdem mal versuchen. „Hallo?“, meldete sich dann eine resignierte Stimme nach kurzer Zeit und überrascht wusste Shizuo erst gar nicht, was er sagen wollte. „...Kasuka. Hast du gerade Zeit?“ „Ich bin vorhin im Hotel angekommen, aber muss gleich wieder weiter. Gibt es was Dringendes?“ Shizuo blickte die Hotelwand empor und fixierte die Fenster. Da schien er ja ziemlich viel Glück gehabt zu haben. „Du sagtest, meine Sachen wären bei dir? Ich muss dringend etwas nachschauen.“ Er nahm das Handy in die andere Hand. „Hast du dir die Sache mit dem Haus doch noch überlegt?“, fragte sein Bruder, wurde jedoch gleich von Shizuo abgewiesen. „Nein, du kennst meine Antwort. Und dabei bleibt es auch. Welches Zimmer?“ Der Blondschopf betrat schon ungeduldig den Eingang und blickte um sich. „Die Empfangsdamen wissen Bescheid, falls du mal vorbei kommen solltest. Lass dich unten am Empfang eintragen und dann sehen wir uns gleich.“ Ohne weitere Erklärungen hatte der andere bereits aufgelegt und etwas irritiert starrte er auf sein Handy. Nun gut, dann auf in den Kampf. Shizuo ging langsam auf den Empfangstresen zu, ignorierte dabei die misstrauischen Blicke, die ihm zugeworfen wurden. Teilweise verständlich - man sah ja auch nicht alle Tage einen blonden Mann in einem Bartender Outfit herumlaufen. „Ich möchte zu-“ Bevor Shizuo den Satz überhaupt beenden konnte, unterbrach ihn die Dame. „Wir wissen Bescheid, Herr Heiwajima. Die Nummer ist die 63. Bitte nehmen Sie doch den Fahrstuhl zu Ihrer linken Seite.“ Die braunhaarige Frau lächelte nett und zeigte mit ihrem Finger in die Richtung des Fahrstuhls. Kasuka hatte Recht, sie wussten definitiv Bescheid. Und anscheinend durfte er nicht einmal den Namen seines Bruders in der Öffentlichkeit aussprechen… Als er sich in Bewegung setzte, folgten ihm zwei Männer, gekleidet in schwarzen Anzügen. Wahrscheinlich zum Schutze seines Bruders. Was das Ganze sollte wusste der Blondschopf auch nicht wirklich, denn wenn er erst einmal in Fahrt war, würden diesen starken Herren ihn auch nicht aufhalten können. Nicht, dass es dazu kommen würde… Die beiden Männer betraten kommentarlos den Aufzug und drückten für ihn die Stockwerk-Taste. Shizuo runzelte lediglich die Stirn und versuchte zu ignorieren, dass er von zwei schwarz gekleideten Gestalten begleitet wurde. Stumm stiegen sie auf der vierten Etage aus, und dieses Mal war es Shizuo der den beiden Männern folgte und sich zum Zimmer eskortieren lassen ließ. Als sie vor der Zimmertür standen wollte der Blondschopf mit einem Wink zu verstehen geben, dass er ab hier alleine klar kommen würde, jedoch ignorierten sie es. Offensichtlich begleiteten sie ihn sogar ins Zimmer. Mit einem Klicken wurde die Tür aufgeschlossen und sie öffnete sich leise. Er spürte einen kleinen Stoß im Rücken und wurde ins Zimmer gedrängt. Shizuo besah mit Staunen die Räumlichkeiten und wusste nicht wohin mit seinen Augen. Ganz sicher waren die anderen Zimmer nicht so luxuriös eingerichtet wie hier… „Nii-san.“, kam eine resignierte Stimme und sein Blick schweifte auf die teuer aussehende Couch, auf die es sich sein Bruder gemütlich gemacht hatte. Er hielt einen Kaffee in der Hand, während vor ihm auf dem Tisch etliche Hefte und Dokumente lagen, die er wohl mit seinem Manager durchgegangen war. Dieser stand fachmännisch neben ihm und nickte Shizuo zu. „Danke für’s reinlassen. Ich werde auch nicht lange stören...“, erwiderte der Blondschopf, während er näher auf ihn zu trat. Der Superstar machte plötzlich eine Kinnbewegung und Shizuo merkte, dass sich die beiden Männer hinter ihm zurückzogen. Wurde auch Zeit; er war ja schließlich kein Verbrecher. „Du störst nicht.“ Kasukas Blick wirkte unbeteiligt, jedoch spiegelte sich Sorge in seinen Augen wider, als er sah, wie Shizuo Augen unruhig hin und her zuckten. „Wann sind die Sachen bei dir angekommen?“, fragte Shizuo nun, der das Gerümpel aus seiner Wohnung in der hinteren Ecke wieder erkannte. Es schien, als sei es nur ein Teil anwesend, da es sonst die ganze Wohnung überflutet hätte. „Vor ungefähr zwei Tagen.“ Kasuka richtete sich auf und stellte sich neben seinen Bruder. „Wie ist es passiert?“, fragte er dann und beobachtete, wie sein Bruder begann, in dem Gerümpel zu suchen. „Eine Handvoll Leute standen plötzlich bei mir vor der Tür und behaupteten sie müssten mir einen Teil meiner Möbel wegnehmen. Angeblich handelten sie im Namen von Mr. Kirima, der wohl gesagt hat, ich hätte meine Miete seit zwei Monaten nicht gezahlt. So ein Schwachsinn!“ Shizuos grimmige Stimme wurde lauter, während er die Kommode zur Seite schob. „Das ist ja seltsam. Immerhin müssen sie dir etwas Schriftliches vorlegen, damit sie das machen dürfen.“ Kasuka legte eine Hand an sein Kinn. „Keine Ahnung. Jedenfalls habe ich ihnen vertraut, weil sie es im Namen meines Vermieters gemacht haben.“ Mit einem erneuten Krachen, wurde ein weiteres Objekt zur Seite geräumt und zum Vorschein kamen einige Ordner, welche sich durch die ganze Unordnung schon nicht mehr an ihrem üblichen Platz im Regal befanden. Shizuo zischte leise. „Mr. Kirima hat es diesen Leuten also aufgetragen? Das kann ich mir kaum vorstellen.“ „Huh?“ „Ich kenne ihn persönlich und er würde keine Leute vorschicken. Diese ganze Aktion an sich ist schon sehr fragwürdig…“, erklärte sein Bruder nachdenklich und hockte sich neben den Blondschopf, als dieser begann die Ordner durchzugehen. Shizuo hatte seinen Vermieter kein einziges Mal gesehen, da er ein viel beschäftigter Mann war. Nur per Telefon hatten sie einmal kurz gesprochen. Trotzdem würde er eigentlich vorbei kommen, wenn es etwas sehr Dringendes oder Wichtiges war. „Warum sollte er einen ganzen Trupp Leute zu dir schicken, die dir die Möbel aus dem Haus zerren? Normalerweise würde man doch eher selber vorbei kommen und Bescheid sagen oder zumindest anrufen, wenn es um sowas geht.“ Shizuo zischte kurz, als er in dem Ordner nicht fand, was er suchte. „Was weiß ich, Kasuka. Ich kenne mich damit nicht aus. Wer weiß schon, was heutzutage normal ist. Oder was in Ikebukuro normal ist. Vielleicht ist es ja halt so, dass man dir die Möbel und den Haustürschlüssel wegnimmt...“ „Ganz ohne Grund haben sie es ja auch nicht gemacht. Oder?“, unterstrich Kasuka und merkte, wie Shizuos Hände sich zu Fäusten ballten. Eine Weile sagte er nichts, dann seufzte er. „Ich habe selber nachgeschaut, weil ich es nicht glauben konnte.“, begann der ehemalige Bartender, während er sich den nächsten Ordner schnappte und ihn wild aufriss. „Aber es war nichts mehr auf dem Konto. Rein gar nichts.“ Eine drückende Stille breitete sich aus und Kasuka blieb eine Weile stumm, während er darüber nachdachte. Es schien ja immer kurioser zu werden. Warum verschwand einfach plötzlich das ganze Geld seines Bruders von seinem Konto? Natürlich war das deren Vorwand gewesen, die Möbel entziehen zu können. Ohne Geld konnte man schließlich keine Miete bezahlen… Aber trotzdem. Kasuka hatte eigentlich genug Vertrauen in seinen Bruder, dass er seinen Verdienst nicht einfach zum Fenster rausschmeißen würde. Warum sollte er auch? „Hier drin ist er auch nicht...das gibt es doch gar nicht…“, grummelte Shizuo wütend und riss Kasuka aus seinen Gedanken. „Was ist los?“, fragte er, während er mit seinem resignierten Blick das wütende Gesicht seines Bruders studierte. „Ich finde es nicht. Er ist weg…“, knurrte der Blondschopf und blätterte weiterhin wild durch die Dokumente in dem Ordner. „Was ist weg?“ „Der Mietvertrag!“ Kasuka blinzelte, starrte auf die drei Ordner, die Shizuo schon durch gewälzt hatte. Er wusste, dass sein Bruder nicht viel von Ordnung hielt, was solche Feinheiten wie Dokumentenverwaltung betraf, aber dass er den Mietvertrag verloren bringen würde konnte er sich auch nicht vorstellen. „Vielleicht hast du es übersehen?“, schlug der Superstar vor und schnappte sich einen der grauen Ordner, um ihn selbst mal durchzuschauen. „Glaube mir, er ist nicht da…“, wiederholte sein Bruder und fuhr sich genervt durch die blonden Haare. „Kasuka-san. Es wird bald Zeit für Ihren nächsten Termin.“, begann der Manager plötzlich zu sprechen, doch der TV-Star schnitt ihm dazwischen. „Noch fünf Minuten bitte.“ Shizuo hörte das tiefe Seufzen des Managers, aber er schien es dabei zu belassen. Aber auch Kasuka musste nach kurzer Zeit die drei Ordner erfolglos zur Seite legen. „Ich sag ja, dass es weg ist…“, wiederholte der Blondschopf ungläubig und rappelte sich auf. Kasuka starrte von unten zu ihm hoch. „Hast du die Telefonnummer von Mr. Kirima?“ Kasuka nickte, zückte kurzerhand sein Handy und reichte es an seinen Bruder weiter. Grimmig tippte Shizuo auf den grünen Hörer und wartete. Aber das einzige was er hörte, war die monotone Stimme einer Computerfrau. „Die von Ihnen gewählte Rufnummer ist uns nicht bekannt oder wird nicht unter-“ Bevor die Stimme überhaupt zu Ende sprechen konnte, hatte der Blondschopf bereits genervt aufgelegt. Kasuka, der den Text auch ohne Lautsprecherfunktion hören konnte, runzelte irritiert die Stirn. „Gib mal her“, sagte er, als er sich sein Handy aus der Hand seines Bruders schnappte. Shizuo ließ sich das Mobiltelefon aus der Hand reißen und sah, wie sein Bruder es im nächsten Moment auch schon am Ohr hielt. Aber nur Sekunden später hörte man die gleiche monotone Stimme, die Shizuo langsam zur Weißglut brachte. „Die Nummer existiert nicht?“, murmelte Kasuka verwirrt und stand nun auch wieder auf seinen Füßen. Nun wurde es absolut merkwürdig. „Vielleicht hat er eine neue Nummer?“, vermutete der Blondschopf, aber Kasuka schüttelte den Kopf. „Ohne seinen Mietern das mitzuteilen? Glaube ich nicht. Vor allem ist es seltsam, dass es ausgerechnet jetzt, wo dein Mietvertrag verschwunden ist, der Vermieter auch wie vom Erdboden verschluckt ist. Hier stimmt etwas nicht…“ „Der Vertrag muss verloren gegangen sein, während die Typen es hier hin transportiert haben. Diese Idioten…“ „Wie soll denn ein Mietvertrag aus einem Ordner während des Transportes verloren gegangen sein? Unmöglich.“, widersprach Kasuka und blickte seinen Bruder sorgenvoll. „Jetzt kann ich nicht mal mehr beweisen, dass die Wohnung eigentlich mir gehört. So ein Dreck!“, fluchte Shizuo weiter und begann umher zu laufen. Kasuka runzelte daraufhin nur die Stirn, fragte aber nicht nach, was sein Bruder genau damit meinte. „So wie es aussieht, ist es ein ziemlich kurioser Fall. Aber ich glaube, ich weiß wie wir Hilfe bekommen könnten…“ Kasukas Blick war ernst, da es offensichtlich inzwischen mehr, als nur ein dummer Streich war. „...Und wie?“ Shizuo fuhr sich wieder durch die Haare und man sah inzwischen, dass er doch so langsam aber sicher am Verzweifeln war. „Izaya Orihara.“ Schlagartig riss Shizuo die Augen auf und war sofort auf 180. Der Name hätte nicht kommen dürfen. „Bist du verrückt? Du glaubst doch nicht, dass ich diesen Dreckskerl um Hilfe bitte!“ Der Manager in der hinteren Ecke schien erschrocken angesichts des plötzlichen Wutausbruchs, Kasuka jedoch schien nicht einmal mit der Wimper zu zucken. Er wusste genau, wie empfindlich sein Bruder auf diesen Mann reagierte, jedoch wusste er auch, dass dieser Mann ein Profi in diesem Fach war. „Hast du eine bessere Idee?“, kam prompt der Gegenschlag und der Blondschopf verstummte. Kasuka seufzte kurz, ehe er seinem Manager mit einem Wink einen Befehl erteilte, den er wohl schon so oft ausführte, dass er genau wusste, was Kasuka von ihm wollte. „Ich schlag dir was vor: Ich fahre nochmal kurz bei Mr. Kirima vorbei und schau ob ich ihn finden kann. Und du denkst bitte nochmal darüber nach. Denn normal ist diese Sache hier definitiv nicht. Da weiß er bestimmt mehr drüber...“, sagte der Superstar, während sein Manager ihm seinen Mantel anzog. Shizuo verzog das Gesicht. Er würde sich eher fünfmal ein Bier herunter würgen, als zu dieser hinterhältigen Ratte zu gehen und um Hilfe zu bitten. „Tut mir Leid, dass ich dich aufgehalten habe.“, murmelte Shizuo schuldbewusst und kratzte sich am Hinterkopf. Diese ganze Sache wurde von Sekunde zu Sekunde seltsamer. Er hatte Kasuka lange genug von seiner Arbeit abgehalten. Er seufzte. „Ich hole die Sachen demnächst ab, wenn ich meine Wohnung wieder habe. Sorry...“ Kasuka nickte kurz und blickte ihm hinterher, wie er, ohne sich weiter zu verabschieden, das Hotelzimmer verließ. Schließlich drehte Kasuka sich um und starrte seinem Manager in die Augen. „Hayato-san, stell den Wagen bereit. Wir fahren nach Shinjuku.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)