Die Rache einer Hexe von yezz (oder: Das Loch im Raum-Zeit-Kontinuum) ================================================================================ Kapitel 16: Das Loch in der Deckung ----------------------------------- Die Braunhaarige schnaufte. 'Das ist wirklich ein harter Brocken. Ich muss ein Loch in seiner Deckung finden. Anders laufe ich nur ins offene Messer. Im wahrsten Sinne des Wortes...' Sie zermarterte sich bereits den ganzen Kampf über ihren Kopf, um sich eine geeignete Strategie zurecht zu legen. Aber bisher hatte er alle Tricks von ihr durchschaut. 'Er ist wirklich ein erstklassiger Kämpfer.', gab sie gedanklich zu. Vielleicht sollte sie einfach aufgeben. 'Bist du bescheuert? Eine Kanai'i gibt nicht auf!', schalt sie ihre innere Stimme sofort und sie ging wieder in den Angriff über. Sie konnte nicht sagen, wie lange der Kampf nun schon dauerte. Aber es war bestimmt schon eine Stunde vergangen. Bis auf die Kratzer waren bisher beide größtenteils heil geblieben. Anuhea setzte auf ihre Kondition. Sie war lange Missionen gewohnt und hatte sich damit eine gewisse Ausdauer angeeignet. Zudem war sie zäh. Aber ihr Gegenüber war auch gestählt von vielen Kämpfen und Aufträgen. Es war ein Duell auf Augenhöhe. Sie wusste, hier entscheidet der kleinste Fehler über Sieg und Niederlage. Ihre Klingen prallten wieder aufeinander, schnell wich sie einem erneuten Stoß Kandas aus. Dieser hatte zwischenzeitlich die zweite Illusion aufgehoben. Auch wenn das Tempo der beiden nicht mehr so hoch war wie am Anfang, war es immer noch ein ansehnlicher und spannender Kampf. Da wunderte es Lavi nicht, dass mittlerweile gut 30 Leute in respektvollem Abstand zum Schauplatz standen und interessiert zuschauten. Sogar die ersten Wetten wurden abgeschlossen. „Was meinst du, wer wird gewinnen?“, fragte ihn Lenalee, die sich nun neben ihn gesetzt hatte. „Keiner. Die beiden werden so lange kämpfen, bis sie schlapp machen. Sie sind ähnlich stark und sind ähnlich ausdauernd. Heute bekommen wir da keine Entscheidung. Vielleicht bekommen wir die auch nie!“, erwiderte er. „Aber ich denke, wir werden es bald sehen. Die Intensität hat schon etwas nachgelassen.“ „Bist du dir sicher?“, fragte die Grünhaarige und er nickte. Dann wandten sie sich wieder dem Kampf zu. Kanda holte gerade zu einem kräftigen Hieb aus. Die Sensenmeisterin tauchte unter dem Katana hindurch und wechselte die Seite. Für einen Moment war das Loch in der Deckung da, das sie bereits den ganzen Kampf über gesucht hatte. Sie schlang ihren Körper um die Seite ihres Gegners und holte ihn mit einem Tritt von den Beinen. Während des Fallens nutzte sie seine Überraschung, ließ ihn los und drehte sich etwas, sodass sie rittlings auf ihn landete. Mit der gespaltenen Spitze ihrer linken Gleve fixierte sie seine Schwerthand, die Mugen immer noch fest umschloss, am Boden. Kurz sah sie in seine dunklen Augen. Sie hatte das Gefühl, dass sie sich in diesen Augen verlieren könnte. 'Bleib bei der Sache!', ermahnte sie sich. Böse grinsend löste sie die Gleve ihrer rechten Hand auf und boxte diese in seine Magengegend, um eine ordentliche Seelenwelle auszuteilen. „Netter Schlag.“, erhielt sie als Antwort und wurde zurück geschmissen. Sie landete auf den Rücken und sprang sofort auf die Beine, während sich der Blauhaarige ohne große Mühe aufrichtete. Verdutzt schaute sie ihn an. „Schlag? Mehr nicht?“, fragte sie ihn verwundert. Sie hatte ihm eigentlich genug verpasst, dass er sich ein bis zwei Minuten vor Schmerzen hätte hin und her wälzen müssen. So hatte es zumindest immer Black Star gemacht, wenn er sie mal wieder zum Kampf herausgefordert hatte. „Jetzt wo du es sagst. Ein leichtes Kribbeln hab ich schon gespürt. Warum fragst du, was wolltest du tun?“, fragte ihr Gegner misstrauisch. „Tja, eigentlich solltest du dich auf dem Boden winden. Aber du bist scheinbar gegen meine Seelenwellen immun.“, stellte sie, immer noch verwirrt fest. 'Hatte ich die Attacke während des Kampfs vor ein paar Tagen verwendet? Nein, nicht dass ich wüsste...'. Wieder dieses teuflische Grinsen. „Gut, dann können wir ja diesen Quatsch sein lassen!“, und schon startete er den nächsten Angriff. Langsam setzte schon die Abenddämmerung ein und Schweiß ran beiden Körpern hinunter. Wieder schwang Kanda sein Schwert. Reflexartig wich sie dem Streich aus und wollte zum Konter ansetzen als die aufkeuchte. Er hatte ihr sein Knie in den Magen gerammt. Schnell brachte sie wieder einige Schritte zwischen sich und dem Schwertkämpfer. Kurz befühlte sie ihren Rippenbogen. Alles war noch an seinem Platz, sie hätte schwören können, dass er ihr eine Rippe gebrochen hat. 'Nun gut, eine fiese Prellung ist das auf jeden Fall. Das wird er mir büßen!', dachte sie. Der nächste Schlag des Schwertkämpfers verfehlte sein Ziel nur knapp. Nun stand sie seitlich zu ihrem Kontrahenten „Alles klar, wenn du auf den Quatsch verzichten willst!“, antwortete sie und ließ Klingen aus ihrem Körper schnellen. Die grünen Spitzen der Gleven leuchteten schwach in der aufkommenden Dunkelheit. Die hellgrünen Blitze zuckten hypnotisierend über die Schneiden. Sie setzte ein triumphierendes Lächeln auf. Sie spürte die Spitzen ihrer Waffe auf dem Leib des anderen. Sie hatte ihn festgesetzt. Seine komplette linke Seite war so von ihr bedeckt. „Ich würde sagen, das sieht nicht mehr so gut aus für dich. Du solltest dich besser nicht bewegen.“ grinste sie ihren Kontrahenten an. Doch auch dieser grinste. Und plötzlich spürte sie es. Sein Katana direkt an ihrer Seite, wo er eine Lücke zwischen den Gleven gefunden hatte. Bereit um in ihr Fleisch zu stoßen. Sie nickte anerkennend. „Gut gekontert.“ Zeitgleich zogen sie ihre Waffen zurück. „Siehst du? Sagte ich doch!“, Lavi streckte seine steifen Glieder und beobachtete sie beiden Kämpfer. Sie standen da und fixierten sich mit ihren Blicken. So ähnlich die beiden waren, so unterschiedlich waren sie auch. Das faszinierte den angehenden Bookman. Doch als Kanda der Braunhaarigen die Hand reichte, war er überrascht. Anuhea erwiderte den Handschlag ohne zu zögern. Sie hatte sich seinen Respekt auch redlich verdient. Dauerte der Kampf doch fast 3 Stunden und keiner hatte dem anderen auch nur etwas geschenkt. Einen so ausgeglichenen Kampf hatte er schon lange nicht mehr gesehen. „Meine Güte, hättet ihr euch nicht ein wenig beeilen können?“, der Rotschopf trat zu ihnen. „Ihr müsst doch tierisch hungrig sein!“ „Ja, da hast du recht!“, lachte die Sensenmeisterin. „Wie ist das Tempura bei Jerry?“, wollte sie wissen. „Ganz ok“, kam es vom Blauhaarigen knapp. „Prima! Dann gibt’s heute Tempura beim Soba“, freute sie sich während der Bookman nur verzweifelt mit dem Kopf schüttelte. „Willst du nicht was vernünftiges Essen?“ „Soba ist gesund!“, kam es zeitgleich aus 2 Mündern. Das Kopfschütteln von Lavi wurde stärker. „Ich fass es nicht. Tempura ist ja ok, aber Soba? Ihr habt sie doch echt nicht mehr alle!“, sagte er. Er war sich selbst nicht sicher, ob der Spaß oder der Ekel darin überwog. Diese Frau war nun wirklich komisch, er verstand sie einfach nicht. Das Interesse des anderen Exorzisten war hingegen geweckt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)