Augenblicke in denen ein Krokodil übers Meer flog von Sternenschwester (Kleine OS-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 37: Tatsache (Shacky/Silver) ------------------------------------ „Noch ein Glas!“ Shacky wischte zuerst das Glas, welches sie eben in Händen hielt, sauber, bevor sie sich ihrem letzten Gast zuwandte, vorausgesetzt, man zählte den kleinen Okta nicht mit, welcher sich zum Schlafen auf eine der hinteren Bänke, mit der von ihr bereitgestellten Decke eingemummelt hatte. Ein putziges Kerlchen, dem sie gerne hin und wieder Obdach gab, wenn er es vorwitziger Weise wagte an Land zu gehen und auf den sie dann immer ein Auge hatte. „Das reicht, Silver“, meinte sie schlussendlich sanft und drückte ihre Zigarette im Aschenbecher aus, der immer für sie am Tresen bereit stand. Durch den Alkoholeinfluss hing der Mann mehr über die hölzerne Tresenplatte, als dass er auf dem Barhocker saß und auch wenn Shacky ihm die Gläser im Laufe des Abends selbst eingeschenkt hatte, ahnte sie nur dunkel, welche Mengen sich der dunkle König heute gegönnt hatte. Sich über die Tatsache wundernd, dass Silver dennoch in korrekten Sätzen sprechen konnte, nahm sie dann bestimmend das Glas weg, welches der ehemalige Vize von Rogers Bande fordernd in ihre Richtung geschoben hatte. „Warum?“ Shacky seufzte und kniete sich hin, um unter ihrem Tresen nach etwas zu kramen. Gut, Silver war zwar nicht so besoffen dass er begonnen hatte zu lallen, aber das hieß nicht, dass er noch fähig genug war, klare Gedanken zu fassen. Eine kleine fiese Stimme in ihren Kopf flüsterte ihr zu, dass dieser Effekt womöglich das Ziel ihres Gastes gewesen war. Dieses Spielchen betrieb er schon seit Monaten und sie hatte es langsam satt. Nicht, dass sie sich nicht freute, ihn bei sich in der Bar zu haben. Gerade jetzt, wo Roger nicht einmal ein Jahr tot war, schien ihr es umso wichtiger, den dunklen König im Auge zu behalten, aber zuzusehen, wie dieser Mann immer mehr an den Geschehnissen des letzten Jahres zerbrach, ging ihr sehr nahe. Sie waren beide Teil einer alten Ära, die durch Rogers Tod ein Ende gefunden hatte, um einer neuen Platz zu machen. Vielleicht war es auch das, was sie beide verband. Vielleicht hielt sie aber auch Rogers Andenken so fest zusammen oder sie waren doch mehr füreinander, was sie seit Jahren nie näher ergründet hatten, obwohl es greifbar zwischen ihnen stand. „Weil ich es sage.“ Mit diesen Worten schob sie weitere Gedanken von sich und holte eine Decke heraus, bevor sie damit den Tresen umrundete. Mit verklärtem Blick verfolgte ihr Gast jeden ihrer Schritte und wehrte sich nicht, als Shacky ihn mit einer behutsamen Berührung zum Aufstehen bewegte, um ihn Richtung Fensterbank zu führen. Angestrengt versuchte die Barbesitzerin dafür zu sorgen, dass Silver nicht über seine eigene Füße stolperte, bis sie ihn dann sicher und ohne schmerzhafte Vorkommnisse auf der Bank ablud. Unerwartet folgsam legte sich der Betrunkene sogleich hin und ließ sich auch kommentarlos mit der mitgenommenen Decke zudecken. „Shacky?“ Überrascht sah die Angesprochene auf und blickte direkt in die hellen Augen des anderen. „Was denn?“ „Warum hat er es mir nicht gesagt?“ „Was nicht gesagt?“, hakte sie so einfühlsam wie möglich nach, auch wenn ihr schwante, worauf Silver hinaus wollte. „Dass sie ein Kind von ihm erwartet… Ich mein, ich hätte auf sie achtgeben können… Ihr helfen können, vor der Marine zu fliehen, sie hätte das nicht elf Monate lang durch machen müssen…“ Schweigend suchte Shacky Silvers Hand und drückte sie leicht. „Und warum musste er unbedingt Garp das ganze anvertrauen… was ist mit mir? Ich hätte mich auch um das Kind kümmern können… Garp hat ihn jahrelang gejagt und… und ich… wir waren Freunde!“ „Nun ja…“ Für einen kurzen Augenblick hielt die ehemalige Piratin inne, um sich die Worte zurecht zu legen, mit denen sie ihre Gedanken beschreiben wollte. „Das Kind des Piratenkönigs wird man wohl kaum bei seinem stursten Widersacher suchen, sondern erstmals bei dem Mann, der ihm die ganzen Jahre am nächsten stand, oder? Und wer weiß, wofür es gut war…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)