Augenblicke in denen ein Krokodil übers Meer flog von Sternenschwester (Kleine OS-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 32: Vermissen (Whitebeard/Gol D. Roger) ----------------------------------------------- Ein alter Mann saß unter einem Baum, während die Sonne immer tiefer ging und ihre goldenes Leuchten langsam den Himmel erst rosa und dann rot färbte. Das Meer wehte seinen salzigen Atem zu ihm und die Möwen zogen ihre letzten Kreise. „Und aus Buggy?“ Edward legte den Kopf in den Nacken, als er einen weiteren tiefen Schluck aus seiner Flasche nahm, bevor er sich dazu herab ließ, seinem Freund zu antworten. „Meinst den Kleinen mit der roten Nase?“ „Nicht so auf seiner Nase herumhacken!“ Ein tiefes Grölen erfüllte die abendliche Stille, während der Kaiser darauf wartete, dass seine Gesellschaft aufgehört hatte, sich über seine eigene Ermahnung, die er früher selber nie eingehalten hatte, zu amüsieren. „Irgendwo im Eastblue verschollen.“ „Schade… ich hätte eher immer gedacht, es zieht ihn wieder auf die Grand Line. Immerhin an Leute zu kommen, die so verrückt sind, die Fahrt in diesen Gewässern zu wagen, wird ihm kaum Schwierigkeiten stellen. Er hatte schon immer ein seltsames Talent, die schrägsten Figuren um sich zu scharren.“ „Na, dann war er bei dir ja gut aufgehoben“ Eine Hand wedelte nun vor Edwards Nase und nur widerwillig goss er abermals ein wenig von seinem kostbaren Sake in die vorgehaltene Schüssel. „Und Shanks?“ „Sag, warum gehst du nicht selber nachschauen, anstatt mir den Sonnenuntergang zu versauen?“ „Ach, komm schon, Newgate, altes Haus. Du wirst doch nicht auf deine Tage griesgrämig? So was steht Großvätern nicht!“ „Ich bin Vater, nicht Großvater“, grummelte der Größere in seinen Sichelbart, doch fixierte er weiterhin die runde Scheibe, welche sich nun langsam hinter dem Horizont versteckte. „Zumindest hoffe ich das…Und was deinen kleinen Rotschopf angeht… Nun, der ist wahrlich ein Großer geworden, wenn ich auch dir vorhalten muss, ihn offenbar zu selten übers Knie gelegt zu haben, als er noch in deiner Obhut stand. Zu viele Flausen im Kopf. Seinen Vizen kann ich nur bemitleiden.“ „Als hättest du jemals Hand gegenüber deinen Kindern erhoben“, scherzte sein Freund, dessen Laune offenbar kein Wässerchen trüben konnte. „Keine Angst, nach Silver frage ich dich nicht. Ich rede hin und wieder mit ihm, wenn er mal zu tief ins Glas geschaut hat. Er hat es noch immer nicht geschafft Shacky seine Gefühle zu gestehen. Kannst du dir vorstellen, da kreist dieser arme Tor nun seit fast zwanzig Jahren um die gleiche Frau und ist so weit wie zuvor… Und das reimt sich, hast du gemerkt?“ Das freundschaftliche Lachen hallte in den Ohren des alten Piraten, der es bei den Worten dennoch nicht unterlassen konnte selber zu grinsen. „Kindskopf! Verkappter Poet!“ „Und wenn… hat mich auch nicht aufgehalten es mit der Welt aufzunehmen.“ Eine Weile schweigen sie und Edward schloss die Augen. „Weißt du, ich vermisse die alten Zeiten.“ Die Augen geschlossen haltend verzog der Größere das Gesicht. Dieser Wirrkopf sollte ihm nicht jetzt mit diesem blöden „Früher-war-doch-alles-besser“ kommen. Nicht jetzt, nicht in diesen Augenblick. „Kannst du nicht einmal in einem solchen Augenblick die Klappe halten?“ Auch wenn Edward es nicht sehen konnte, so geisterte das breite Grinsen seines Freundes, welches unnötigerweise geschmückt war mit diesem grässlichen Schnauzbart, durch seine Gedanken. „Sag, vermisst du mich nicht auch ein bisschen? Die alten Zeiten, die alten Kämpfe, die alten Geschichten?“ Die Stimme, welche vorhin so laut mit dem Schrei der Möwen konkurriert hatte, schien nun blass und kaum fassbar zu sein. So, wie sein Freund es nun geworden war. Der alte Pirat spürte, wie er die Augen zusammenkneifen musste, als die Feuchtigkeit in den Winkeln aufkam. Verdammt, warum musste der andere so was fragen? Dieser Hohlkopf kannte die Antwort doch. Das rötliche Sonnenlicht blendete Edward die ersten Sekunden, als er die Augen wieder öffnete. Die Lichtstrahlen tanzten ein heimliches Ballett auf den Wogen des Meeres und der Baum raschelte im Takt mit seinen Ästen. „Ja, Roger, du dämlicher Hund, auch ich vermisse dich.“ Er war allein. So, wie er gekommen war, als er sich betrunken hatte und so, wie er sich jetzt wieder zu seinen Kindern aufmachen würde. Mit schwerem Herzen machte sich der alte Mann wieder zurück zu seinem Schiff. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)