Augenblicke in denen ein Krokodil übers Meer flog von Sternenschwester (Kleine OS-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 14: Drei banale Wörter (Croco/Dofla (Slash)) ---------------------------------------------------- Wie lange spielten sie dieses Spiel nun schon? Mit unruhigem Geist suchte Crocodile die Antwort am dunklen Plafond über ihm. Sie waren noch Rookies gewesen, das konnte er noch soweit behaupten zu wissen. Jung, idealistisch in irgendeiner Beziehung und auch trotz ihrer bitteren Erfahrungen aus der Kindheit und Jugend noch vollkommen grün hinter den Ohren. Ein langer Arm mit einer ungewöhnlich schmalen Hand stahl sich über seine hitzige Brust und erinnerte ihn wieder daran, dass er für diese Nacht nicht alleine im Bett war. Zwar lag der eigentliche Grund ihres mehr oder weniger spontanen Zusammentreffens schon mindestens eine Stunde zurück, aber irgendwie wurde Crocodile das Gefühl nicht los, dass sich der andere ebenfalls nicht ganz so dem Schlaf hingegeben hatte, wie er den Eindruck mimen wollte. Irgendwas hatte sich in den vergangenen Jahren zwischen ihnen geändert und das Unwissen darüber, was dieses Etwas war, bereitete ihm die größten Bedenken bezüglich ihres Treibens. Geistesabwesend tastete er nach der vorlauten Hand und bekam sie zu fassen. Es waren passende Hände für einen Puppenspieler. Mit einer Vorsicht, die ihm selbst nicht auffiel, fuhr er die Unebenheiten unter der Haut des Anderen nach. Schmale, lange Finger, die einem das Auseinanderhalten der Fäden erleichterten und ein knöcherner Handrücken, der mit seinem feinen Geflecht aus spürbaren Adern viel zu alt für den restlichen Körper wirkte. Ein Körper, den er nur zu gut kannte, auch wenn er sich oft genug fragte, wann dies Schwäche, sich mit dieser pinken Kuriosität auf ein solches Spiel eingelassen zu haben, sich einmal rächen würde. Sicher, als sie noch jünger gewesen waren, hatte es den Reiz des Unbekannten gehabt, so wie beim Roulette, wo man nie sicher sein konnte, wo schlussendlich die Kugel landen würde. Doch nun, nach ein paar Jahren des seltsamen Treibens, war es zu einer schlechten Angewohnheit verkommen, ohne dass er sagen konnte ob es einst das Risiko wert gewesen war. Der blonde Haarschopf erbebte leicht und mit Bedauern stellte Crocodile wieder fest, auf welche Kürze sich der Andere das Haar hat stutzen lassen. Er hatte die frühere Haarlänge mehr gemocht. Es hatte nicht nur das spitze Gesicht ein wenig abgerundet, sondern ihm zusätzlich die Möglichkeit gegeben, wenn es notwendig war das Federvieh gut haltbar zu packen. Ein Bedürfnis, das Crocodile öfter überfiel, als es dem pinken Federvieh gesundheitlich bekommen wäre, hätte er nicht die nötige Selbstkontrolle, denn in den meisten Fällen überkam ihn dieser Drang außerhalb erotischer Spannungen. Doch er wusste zu gut, dass es nichts weiter bringen würde diesen Dickschädel mehrmals gegen einen harten Untergrund zu donnern. Wenn ihn dieser durchgeknallte Piepmatz eines sehr schnell bewiesen hatte, dann, dass er alles daran setzte um zu bekommen was er wollte und mit einer Zähigkeit gesegnet war, welche die wenigstens auf der Grand Line besaßen. „Du bist ja noch wach…“, ertönte es verschlafen an seinem Ohr und er verfluchte sich dafür, seine Bettgesellschaft nicht nach dem Sex einfach rausgeschmissen zu haben, wie er es üblich zu tun pflegte, wenn der andere sich nicht von selbst trollte. Doch seit ein paar Treffen wurde er schlampig, gewährte dem Jüngeren immer öfter die Gnade länger zu verweilen, welche dieser auch unverschämt wie er war, annahm. „Eigentlich sollte ich dich jetzt aus dem Bett schmeißen!“, grummelte Crocodile missmutig und ließ dabei die Hand los, welche er noch Augenblicke zuvor gehalten hatte. Doch Flamingo behielt sie dort und machte nicht einmal Anstalten von ihm abzurücken. Wieder ein Verhalten, das Crocodile Sorgen bereitete, ähnelte es kaum mehr dem von früher. Alles wirkte so ungewollt vertraut und brachte ihn nur noch mehr dazu, sich innerlich gegen die Situation zu versperren. „Fufufu“ Das dämliche Lachen des anderen holte ihn wieder in die Gegenwart zurück. Wie er dieses Geräusch zu hassen, jedoch auch zu lieben gelernt hatte. „Eigentlich, Wani. Aber willst du es?“ Ja, wollte er es? Das hatte er sich in dieser Nacht, wie auch in der vorhergegangenen, schon öfter gefragt. Ohne, dass er es wirklich mitbekommen hatte, blickte ihn nun halb erwartungsvoll, halb verschlafen der Andere an. Frei von der scheußlichen Brille wirkten das Gesicht, aber vor allem die blauen Augen regelrecht banal. Doch den Blick abzuwenden kam Crocodile nicht in den Sinn. Je länger sie den Blickkontakt aufrechterhielten, umso unruhiger wurde er. Der ernste Ausdruck in den Augen des Jüngeren passte gar nicht zu dem durchgeknallten Vogel, der er doch war, und ließ im Geiste des Sandpiraten die Alarmglocken schrillen. Irgendetwas lag in der Luft und es roch faul… „Ich liebe dich…“ Diese drei Worte schwebten unheilverkündend im Raum, bis Crocodile überhaupt völlig bewusst wurde, was der andere von sich gegeben hatte und augenblicklich zog sich alles in ihm zusammen. Plötzlich schien ihm die Zeit, welche seit dem Ende ihres Schäferstündchens zähflüssig an ihm vorbei gerobbt war, wie Sand durch die Finger zu laufen. „Raus!“, knurrte er ungnädig und er spürte wie der Größere sich anspannte. „Raus aus meinem Bett. Runter von meinem Schiff, aber am besten verschwindest du auch direkt aus meinem Leben!“ Die blauen Augen weiteten sich sprachlos und machten den Blick auf eine allzu verletzliche Seite des Mannes frei, welchen er zu verstehen seit Jahren aufgegeben hatte. „Aber… Wani…“ Unterdrückte Panik kam in Crocodile hoch, als er merkte, dass er sich der Situation nicht gewachsen fühlte. Ein Gefühl der Hilflosigkeit nagte an ihm und mit Entsetzen wurde ihm bewusst, dass er keine Ahnung hatte, wie er mit dem Ganzen umzugehen hatte. Somit blieb ihm nur sein Bauchgefühl und dieses war in Gefühlsdingen unberechenbar. Er war ein Taktiker und keiner, der es verstand agenblicklich improvisieren zu müssen. „Es gibt kein Wani, dämlicher Vogel. Zieh endlich Leine!“ Kaum hatte Crocodile die Worte ausgesprochen, bereute er sie sogleich wieder. Sicher, er hatte Doflamingo schon öfter angeschnauzt und war in seinen Beleidigungen recht kreativ gewesen. Auf jeden Fall kreativer als nur „dämlicher Vogel“. Aber diesmal war etwas anders, wie fast alles in dieser Nacht. Vielleicht lag es am Tonfall, oder an der Tatsache, dass er Doflamingo nie angefaucht hatte, wenn dieser verletzlich wirkte und ein wenig von dem Mann offenbarte, der hinter dem schrecklichen pinken Federmantel steckte. Doch nun waren die Würfel wohl gefallen. Crocodile wusste nicht wie lange sie sich angeschwiegen hatten, aber plötzlich rutschte der Andere mit einem Ruck von ihm weg und schwang seine langen Beine aus dem Bett. Wortlos sah der Sandpirat dabei zu, wie Doflamingo, seine Brille wieder aufsetzte und seine Sache einsammelte. Er reagierte auch weiterhin nicht, als der Andere sich den pinken Federmantel umwarf und aus dem Raum huschte. Wie hätte er auch reagieren sollen? Ungläubig lauschte er den sich entfernenden Schritten der flachen Schlapfen. Mit Unbehagen setzte er sich auf und zog die Beine an, unfähig seine Reaktion zu beurteilen. Ich liebe dich… Wie hatte das dämliche Federvieh es nur gewagt durch diese verdammten drei Worte das Spiel zu ruinieren? Ich liebe dich…, das hieß, dass die Illusion der Unverbindlichkeit ihres Treibens nun unwiderruflich zerstört worden war. Es war ein klarer Regelbruch seitens dieses aufgeblasenen Huhnes, denn er brachte nun andere Gefühle als Verachtung und Gleichgültigkeit mit ins Spiel. Diese ausgezerrten Worte zwangen ihn nun sich näher mit der Natur ihrer seltsamen Beziehung auseinander zu setzen, welche er die letzten Jahre so gekonnt ignoriert hatte. Ohne, dass er es zu verhindert gewusst hätte, war nun ihr Spiel auf eine andere Ebene gehoben worden. Ein Niveau, das ihm neue Spielregeln aufzwingen wollte, nachdem er die alten zur Genüge beherrscht hatte und ihm das trügerische Gefühl vermittelt hatten, Herr der Situation gewesen zu sein. Allein diese drei banalen Worte zwangen ihn dazu, zu überlegen, ob aus dem altbekannten Treiben, ohne Bindung oder Verpflichtung ein unangenehmer Ernst geworden war… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)