Happy Christmas Trouble🍰❄⛄ von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 6: 6 Dezember --------------------- 6 Dezember Kill him? Part 1 Francis Drohend knarzten die Planken unter meinen Füßen, als ich eiligen Schrittes über das Deck der Sankta Marien marschierte, stets darauf bedacht einen distanzierten, abweisenden Blick auf zu setzen. Inzwischen fiel mir das nicht einmal mehr schwer, genauer gesagt schien es mir eher fremd, du lächeln, lachen oder eine sonstige Emotion zu zeigen. Das Meer hatte mich abgehärtet, verändert, stärker gemacht und mir Freiheit gegeben… Exakt das, warum ich mich für die Piraterie entschlossen habe und nun hier auf und ab laufe. »Na, lassen wir wieder mal den Vize raushängen? Nimm das doch alles mal ein wenig lockerer, hm?« lachte Jin kopfschüttelnd und klopfte mir dabei freundschaftlich auf die Schulter, woraufhin ich mich fauchend losriss: »Na und? Auch wenn ich mir keinerlei bindenden Gesetze halten muss, bin ich durchaus der Meinung, dass auch in der Piraterie ein wenig Ernst gut tut, du solltest mehr auf der Hut sein, Kommandant!« Beleidigt zog Jin eine lange Schnute: »Du weißt genau, dass ich die Bezeichnung Kommandant nicht mag, das klingt so unpersönlich, bleib doch einfach bei Jin, wie früher auch. Abgesehen davon, lass endlich diese gewählte Ausdrucksweiße, du bist Francis, ok? Keine reiche, französische Gouvernanten Tochter mehr« »Das heißt aber noch lange nicht, da-…« »HEY LEUTE, DA IST EINE KLEINE NUSSSCHALE, DIREKT AUF DREI UHR!!!« unterbrach die Krähe von oben aus ihrem Mast heraus unsere kleine Zankerei und deutete dabei mit ausgestrecktem Arm aufs offene Meer direkt vor uns. Eilig riss ich mich von Jin los und stürmte wie auch der Rest der Mannschaft der sich an Deck befand zur Reling, während die Penntüten, die irgendwo in den Kojen rumgammelten mit verschlafenen Augen durch die Luke an Bord krabbelten. Tatsächlich schwamm dort ein kleines Rettungsboot, einige Meter vom Rumpf unseres Schiffs entfernt, im Wasser. Erst beim zweiten Hinsehen sah ich den Jungen, der dort ruhig im Schneidesitz hockte und emotionslos zu unserer schwarzen Flagge aufschaute. Nichts, was sich wirklich lohnte, aber dennoch, vielleicht war es ja ein Schiffbrüchiger oder so und wo es Schiffbrüchige gab, gab es auch immer ein gesunkenes Schiff, was schon mal durch aus interessant sein konnte und seiner eleganten Kleidung nach zu urteilen kam er nicht von schlechten Eltern. Schwungvoll wirbelte ich herum und wandte mich an de Käpt’n, welcher lautlos hinter mir aufgetaucht war, so wie er es immer tat: »Ihre Befehle, Sir! Er könnte wertvolle Informationen besitzen« Grinsend legte er den Kopf schief und sah mich mit seinen Kayal umrundeten Mandelaugen an: »Ich übertrage jegliche Verantwortung in diesem Punkt dem ersten Vize« Gut, dann war das ja geklärt! Ruckartig richtete ich mich wieder in Richtung Meer: »HOHLT DOE REUDIGE LANDRATTE AUGENBLICKLICH AN BORD!!!« Mehr aus Respekt meiner Position gegenüber, als dem Sinn meiner Worte heraus, ließ sich das niemand der Crew zwei Mal sagen, sondern setzten sich eilig in Bewegung um wild übers Schiff hin und her zu wuseln. Klar, sprangen jetzt nicht 20 Mann gleichzeitig vom Schiff, um das kleine Holzgestell zu kentern. Stattdessen versuchten wir es ganz gesittet, ich meine, wohin sollte er alleine denn schon fliehen? Zusätzlich war er von adeliger Herkunft, die meisten von der Sorte wissen nicht einmal, wie man sich alleine ankleidet. Im hohen Bogen warf Jin ihm eine Strickleiter zu: »HER MIT DIR DU MAKRELE!!!« worauf die Mannschaft in lautes Gelächter ausbrach, bis Ben gurgelnd hin zu fügte: »Wobei, wenn er wirklich so gut schmeckt würde ihn nur zu gerne um sein süßes Fleisch berauben« Konnten sich diese Hunde nicht einmal zivilisiert benehmen? »RUHE GEFÄLLIGST IHR SCHMIRIGEN HUNDE!!!« Wenn man es genau sah, verhielt ich mich jedoch nicht wirklich besser, als sie, doch noch ehe ich mir weiter den Kopf dazu zerbrechen konnte, ragte plötzlich ein schwarzer Strubbelkopf am Rand des Bugs auf, bevor der ganze Junge sich mit einem müden Keuchen hochhievte, sich auf den Boden fallen ließ und dann desinteressiert zu mir aufblickte: »Ist die Anzahl der Verbrecher etwa bereits so drastisch gesunken, dass sie nun auch Frauen nehmen? Die spanische Eliminierung scheint ja tatsächlich allmählig Früchte zu tragen« Ich konnte nicht anders, als ihn fassungslos anzustarren. Was erlaubte er sich? War der des Lebens Wahnsinn, oder wie? Hatte er denn gar keine Angst? Welcher noch so dämliche Idiot klettert auf ein Piratenschiff und gibt dann bloß ein gelangweiltes Kommentar zur Ausrottung der Banditen ab? Eine einfachere Weiße Selbstmord zu begehen ist ihm wohl nicht eingefallen. Langsam zwang ich mich zur Ruhe. Auch wenn ich den Mistkerl am liebsten gleich einfach wieder von Brod gekickt hätte, was auch dem mitleidigen Raunen der Crew nach zu urteilen auch jeder erwartete, musste ich mich dennoch nach außen hin gelassen zeigen. Ich hielt zwar nicht viel von meinem Vater, aber es gab Momente in denen er durchaus Recht hatte, wie zum Beispiel in diesem Augenblick: »Egal, wie sehr die Wut in dir kocht, beweise ihm deine Überlegenheit! Du bist etwas Besseres, also lasse dich nicht auf sein Nivea herab und komme ihm bloß mit gespielter Langeweile entgegen« Ok, ich war vielleicht weder besser als er, noch als die Crew, aber ihm dennoch auf diese Art entgegen zu treten schien mir als die bestmöglichste. Außerdem machte er doch in gewisser weiße dasselbe. Grinsend beugte ich mich vor und umpackte sein Kinn grob mit der rechten Hand: »Anscheinend bist du ja ein ziemlicher Komiker, aber glaub mir, wenn ich will bin ich auch ziemlich komisch, allerdings glaube ich, dass du darüber am wenigstens zu lachen haben wirst« Auffordernd legte er den Kopf schief: »Soll das eine Drohung sein?« Was genau fand der Kerl nur so toll daran, mich derart zu Weißglut zu bringen?!? Lachend verstärkte ich meinen Griff: »Ja, offenbar sind wir noch ein ziemlicher Blitzmerker, was?« »Ich habe kein Angst vor dir« erwiderte er bloß und ich musste meine ganze Selbstbeherrschung zusammenkratzen um ihn nicht auf der Stelle eine mit voller Wucht zu scheuern. Was sollte das hier? Manchmal wäre die gute alte Erziehung angebracht… Früher hätte ich niemals auch nur daran gedacht, jemanden zu schlagen, bloß weil er mich gewaltig auf die Palme bringt, der Piratenjob hatte mich wirklich verändert. Drohend lächelnd beugte ich mich noch ein wenig vor: »Es gibt Momente, da wäre so ein bisschen Angst angebracht« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)