Der leere Hof meines Herzens von Tamanna ================================================================================ Kapitel 6: 28. Dezember: Geburtstag ----------------------------------- Geburtstag Als Gilgamesh an diesem Morgen erwachte, reckte er wie üblich seine Gliedmaßen. Doch dieses Mal hinderte ihn irgendetwas daran. Es fühlte sich warm und weich an… Verwirrt blinzelte der König zweimal, um etwas sehen zu können und den Grund zu entdecken, warum er sich nicht quer über das gesamte Bett ausstrecken konnte, wie ein Löwenjunges. Er brauchte nicht lange, um festzustellen, dass Kirei der Grund für den Platzmangel war. Dieser schlief neben ihm und hielt ihn in seinen Armen. Gilgamesh lächelte. Zu seinen Lebzeiten hatte er niemals mit einer anderen Person das Bett geteilt, nur, um zu schlafen. Jetzt musste er aber zugeben, dass es sehr schön war, solche Nähe zu verspüren. Tatsächlich könnte er den ganzen Tag hier so liegen. Freudig umarmte er Kirei und schmiegte sich fest an seinen Körper. Ein leises Brummen drang an sein Ohr. Kirei war aufgewacht. Zu schade. „Morgen“, murrte der Priester schläfrig und rieb sich die Augen. Gilgamesh brummte nur zurück und versuchte, Kirei am Aufstehen zu hindern, um nicht auf sein Kuschelkissen verzichten zu müssen. Doch Kirei entzog sich rasch seiner Umarmung und setzte sich aufrecht auf das Bett. „Es ist fast Mittag. Sieh zu, dass du allmählich aufstehst“, ermahnte er den Blonden immer noch schläfrig. Gilgamesh streckte sich und sah dann mit halb geöffneten Augen auf Kirei’s Rücken. „Warum liegst du dann noch im Bett?“, fragte er ohne jedes Interesse. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Kirei bereits angezogen war. „Oder wohl eher wieder.“ Kirei wandte sein Gesicht nur ein kleines Stück zu dem König um, sodass dieser aber immer noch erkennen konnte, dass der Priester leicht gerötete Wangen hatte. „Nun… Ich habe wie immer die Sonntagspredigt gehalten und kam dann zurück, um dich zu wecken und dabei… bekam ich Lust… na ja… ich wollte… ein bisschen kuscheln…“ Der Heldenkönig musterte ihn kurz, dann lachte er lauthals los. „Also wirklich…“, prustete er, „du schaffst es doch immer wieder, mich zu amüsieren.“ Kirei quittierte diese Frechheit mit einem Knurren und warf dem König ein Kissen ins Gesicht. „Steh endlich auf!“, schimpfte er und erhob sich. „Gibst du deinem König keinen Guten-Morgen-Kuss?“, rief Gilgamesh ihm nach. „Steh endlich auf, sonst zehre ich dich raus!“, polterte Kirei zurück. Der König lachte und streckte sich noch einmal genüsslich, bevor er endlich aufstand. Bei seiner täglichen Dusche ließ sich Gilgamesh heute besonders viel Zeit, nur, um Kirei zu ärgern. Als er dann fast eine Stunde später in die Halle kam, sah er Kirei an der offenen Tür – er wirkte wie erstarrt. Verwundert trat er neben ihn. Und nun erkannte er, was seinen Partner so durcheinander brachte: der Mann, der vor einer Woche hier war, um Tenshi abzuholen, stand nun vor ihm – und er hielt besagtes Baby im Arm. „Was geht denn hier vor sich?“, fragte Gilgamesh und sah zwischen den beiden Männern hin und her. Kirei löste sich nur mit Mühe vom Anblick seines geliebten Babys und sah nun Kiritsugu an, sein Blick schien dieselbe Frage zu stellen. „Können wir vielleicht hineingehen, es ist ganz schön kalt hier draußen“, erkundigte sich Kiritsugu freundlich. Kirei bat ihn herein. Drinnen drückte Kiritsugu Gilgamesh das Baby in den Arm und setzte sich neben Kirei auf eine der vorderen Banken. „Gut, wo soll ich anfangen?“, murmelte Kiritsugu und wischte sich nachdenklich über das Gesicht. „Vor ein paar Tagen klingelte ein Mann namens Yugo Asagi an meiner Tür. Es stellte sich heraus, dass er Haruka’s Ehemann ist.“ „Der prügelnde Ehemann?“, warf Gilgamesh ein und setzte sich neben die andere Seite Kirei’s. Kiritsugu lächelte verschmitzt. „Ja… Das ist so eine Sache. Herr Asagi hatte da eine ganz andere Auffassung. Er erzählte mir, dass seine Frau psychisch labil sei und sich öfter selbst verletzen würde. Hinterher behauptete sie immer, er wäre das gewesen. Zum Glück glaubten die Menschen, die sie kannten, dass das nicht stimmte und so blieb es bisher ohne große Folgen. Als sie dann schwanger wurde, schien sich ihr Zustand zu bessern. Alles lief gut, bis… es Komplikationen gab und sie eine Todgeburt hatte.“ Kirei riss die Augen auf und sein Mund klappte leicht auf. „Was? Aber… Tenshi ist doch hier… Ich verstehe das nicht.“ „Tenshi ist nicht ihr Kind. Das Kind… der Junge, den Haruka zur Welt gebracht hatte, starb kurz nach seiner Geburt. Doch als Asagi seine Frau aus dem Krankenhaus abholen wollte, hielt sie plötzlich ein Kind im Arm. Sie behauptete, es wäre ein Irrtum gewesen und dass es ihrem Kind gut ginge. Asagi hat sich am Anfang nichts weiter dabei gedacht, bis er einige Tage später erfuhr, dass ein Baby aus der Geburtsstation entführt wurde.“ „Dann… hat diese Frau dieses Baby gestohlen?“, schlussfolgerte Gilgamesh fassungslos. „Und wir haben ihr ihre Diebesbeute zurückgegeben.“ „Aber warum hat Asagi das Baby im Müll abgelegt?“, fragte Kirei verwundert. „Hat er nicht. Als er in den Nachrichten von dem entführten Baby erfuhr, stellte er seine Frau umgehend zur Rede. Sie hat ihm alles gebeichtet. Daraufhin bestand er darauf, dass sie das Baby zurückbringt, was sie allerdings nicht wollte. Sie floh mit dem Kind. Sie hatte vor, mit ihm die Stadt zu verlassen und wollte noch ein paar Dinge holen. Das Baby hatte sie im Müll versteckt, damit ihr Mann es dort nicht finden könne. Sie wusste, dass der Müll nicht vor Dienstag abgeholt werden würde.“ „Aber das ist doch total gefährlich! Das Kind hätte erfrieren können!“, ereiferte sich Kirei. „Und… warum bringst du uns jetzt das Baby?“, warf Gilgamesh ein. Kiritsugu lächelte. „Als Haruka wieder mit dem Kind ankam, griff Asagi sofort durch. Er ließ seine Frau einweisen. Irgendwie fand er heraus, dass sie mit mir in Kontakt getreten war und suchte mich auf, um mir alles zu erzählen. Ich berichtete ihm daraufhin von dir und… dann leiteten wir etwas für dich in die Wege.“ Kiritsugu zog einen großen Umschlag aus seiner Mantelinnentasche und reichte ihn Kirei. Der öffnete ihn und bekam tellergroße Augen. „Eine Adoptionsbescheinigung?“ Kiritsugu nickte. „Ja. Tenshi ist jetzt offiziell dein Sohn.“ „Und was ist mit der echten Familie des Babys?“, wollte Gilgamesh wissen. „Er hat keine. Sein Vater starb vor einem halben Jahr bei einem Unfall, seine Mutter während der Geburt. Da es sonst keine Verwandten hatte, sollte es in ein Waisenhaus untergebracht werden. Haruka hatte das wohl als Wink des Schicksals gesehen und den Kleine deswegen mitgenommen. Wie auch immer.“ „Aber… wie hast du das so schnell hinbekommen? So eine Adoption dauert doch Monate!“ „Ich habe noch ein paar Kontakte aus meiner Zeit als… na ja, du weißt schon. Ich habe sie ein letztes Mal genutzt und das Verfahren etwas beschleunigt, damit du heute die Papiere in den Händen halten kannst.“ „Warum?“ „Das müsstest du doch wissen. Außerdem… gäbe es wohl niemanden, der sich besser um den kleinen Knirps da kümmern könnte, als du.“ Sprachlos starrte Kirei die Dokumente in seiner Hand an. Das ausgerechnet sein Erzfeind ihm einen solchen Gefallen tun würde, war unglaublich. Kiritsugu lächelte und klopfte ihm auf die Schulter. „Ich wünsche dir was.“ Dann erhob er sich und ging zur Tür. „Ich danke dir!“ rief Kirei ihm noch nach. Kiritsugu verabschiedete sich mit einem kurzen Wink und rief noch: „Alles Gute zum Geburtstag, Kirei Kotomine!“, dann war er auch schon zur Tür hinaus. Gilgamesh spielte mit Tenshi’s kleiner Hand und schwieg für einen Moment. Schließlich sagte er vorsichtig: „Dann… haben wir jetzt ein Kind?“ „Sieht so aus“, murmelte Kirei und lächelte still vor sich hin. Dann fiel ihm etwas auf und er sah den Blonden freudig an. „Wir?“ „Ja, natürlich wir! Oder willst du mich jetzt loswerden, wo dein geliebtes Baby wieder da ist?“, schimpfte der König verärgert. Kirei lächelte sanft. „Nein. Ich finde es nur schön, dass du wir gesagt hast.“ Der Priester legte ihm einen Arm um die Schulter und drückte ihn an seine Brust, schmiegte sein Kinn an den blonden Haarschopf. „Dann sind wir jetzt eine Familie, wie schön…“, seufzte er. Gilgamesh errötete und wollte sich befreien. „Das sind wir ganz sicher nicht!“ „Jetzt zier dich doch nicht so!“, kicherte Kirei und drückte ihn noch fester an sich. „Ich wollte schon immer eine eigene Familie haben. Ich bin wirklich glücklich. Ich möchte, dass ihr beide für immer bei mir bleibt.“ Gilgamesh gab seinen Widerstand auf und ließ sich in die Umarmung hineinfallen. „Natürlich bleibe ich bei dir. Das habe ich doch schon damals gesagt, als wir in den Trümmern der Stadthalle standen. Und ich halte mich immer an das, was ich sage.“ Kirei lächelte sanft und gab dem König einen Kuss. Das war der Beginn ihres Lebens zu Dritt. ~ Owari ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)