Konoha Gangs II: Game On von ximi (Das Spiel hat gerade erst begonnen) ================================================================================ Epilog: Wir gehen weiter ------------------------ Mit quietschenden Bremsen rollte die U-Bahn in die Station ein und benötigte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie zu Stehen kam. Wie eine Wilde drückte sie den Türöffner immer und immer wieder, bis ihr diese trägen Dinger endlich den Weg freigaben. Ihre Mitpassagiere hatten nur fragende Blicke für sie übrig, aber das spielte ihr nun wirklich keine Rolle. Schon war sie auf den Bahnsteig gesprungen, nahm die Beine in die Hand und lief die Treppe hinauf Richtung Ausgang. Draussen schlug ihr sogleich der Geräuschdschungel der Grossstadt, gespickt mit dem vertrauten Geruch nach Abgasen entgegen. Geschickt schlängelte sie sich im Eiltempo zwischen all den Menschen durch, die heute etwas früher Feierabend machten und sich bereits auf dem Weg ins Wochenende befanden. Von der Station Library Circus im North war es nicht mehr weit bis zu ihrem Block. Zwei Strassen nach rechts, dann am Supermarkt und dem Reisebüro vorbei und schon stand man vor dem Gebäude. Fünf Stockwerke, einst weisse, jetzt graue Fassade. Es gab gewiss schönere Bauten in der Stadt, aber kleine Paradiese konnte man sich selber schaffen. Im Treppenhaus roch es nach frisch zubereitetem Essen, Sakura konnte aber nicht genau sagen, worum es sich handelte. Irgendwas mit Curry. Es gab einen klapprigen Lift, Sakura entschied sich jedoch für die Treppen. Im fünften Stockwerk angekommen musste sie nur noch sieben weitere Stufen nehmen, die zur Attika führten. Sakura schloss auf und betrat die kleine aber feine Wohnung. Es war nichts Luxuriöses und entsprechend bezahlte sie einen niedrigen Preis. Die Wohnung hatte einige Mängel, mit denen sie aber gut leben konnte. Im Winter war es manchmal etwas kalt, jetzt im Sommer dafür umso heisser. Sie warf den Schlüssel auf die Kommode neben dem Eingang. Die Spätnachmittagssonne warf durch ihre grosse Fensterfront Muster auf den Boden und tauchten die Wohnung in ein angenehmes Licht. Das Wohnzimmer war ein offener Raum, der fliessend in die Küche überging. Einzig Schlaf- und Badezimmer waren vom Rest der Wohnung getrennt. Als erstes begab sie sich unter die Dusche, im Eiltempo, denn viel Zeit blieb ihr gar nicht mehr. In zwanzig Minuten würde Tsunade sie abholen kommen. Sakura fuhr inzwischen zwar auch Auto, hatte aber kein eigenes. Hier in der Stadt lohnte sich das für sie nicht wirklich. Abtrocknen, Haare föhnen und bürsten, ein wenig Schminke und dann raus in die Küche. Erdbeerjoghurt aus dem Kühlschrank als Zwischenmahlzeit. Sie versuchte, während dem Löffeln des Joghurts in ihr Kleid zu schlüpfen, mit mässigem Erfolg. Wenigstens blieben keine rosa Flecken auf den frühlingsgrünen Stoff zurück. Sakura hatte sich dazu entscheiden, wieder ein Sommerkleid zu tragen, genau wie im Sommer vor fünf Jahren. Bei den Temperaturen draussen passte das sowieso. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass sie vor lauter Beeilung nun doch zu früh war. Also liess sie sich auf ihre kuschelige Couch fallen und genoss ihre ersten fünf Minuten Ruhe von heute. Liess ihren Blick durch die Wohnung schweifen. Die grossen Fenster, der Balkon mit der kleinen Lounge aus alten Gartensesseln, den sie mit Lichterketten ausgestattet hatte und abends zu einem der schönsten Orte der Welt wurde. Die Wohnung war nicht besonders modern und hatte einen zusammengeflickten Touch, was ihr aber schon immer gefallen hatte. Es fühlte sich einfach echt an. Und nach langen Arbeitstagen fand sie hier einen Hafen der Ruhe und der Geborgenheit. Kurz nach ihrem Auszug aus Tsunades Wohnung hatte sie schreckliches Heimweh gehabt und sich gefragt, wie sie sich hier jemals einfinden sollte, aber inzwischen fühlte sie sich pudelwohl. Sogar ihre Mutter mochte diesen Ort und ihre Mom war sich nun wirklich anderes gewöhnt gewesen. An der Wand hingen Bilder von grünen, weiten Landschaften, die ihr in dieser grauen Stadt etwas ersetzten, was ihr fehlte – Natur. Die grossen Zimmerpflanzen trugen natürlich dazu bei. Und auch innerhalb der Wohnung hatte sie Lampen und Lichterketten installiert, sodass dieser Ort nachts zu einer kuschligen Höhle wurde. Neben dem Esstisch stand eine Kommode, auf der sie Bilder aufgestellt hatte und auch an der Wand darüber ging die Bildersammlung weiter. Gerade heute gewannen diese Fotos wieder an Bedeutung. Denn sie beinhalteten Erinnerungen an eine Zeit, die nun schon so lange vergangen zu sein schien. Sie stand auf und begutachtete jedes einzelne Bild, ein kleiner Schatz voller Vergangenheit. Da waren sie, Ino und Hinata im Kurama-HQ, wie sie auf den Sitzsäcken sassen und lachten. Wenn sie sich recht erinnerte, hatte Lee damals gerade einen Witz erzählt, der richtig schlecht gewesen war, sie sich aber gerade deswegen kaum mehr hatten halten können. Und irgendjemand hatte diesen Moment festgehalten. Daneben an der Wand ein Gruppenbild der Kuramas. Damals war sie gerade ziemlich frisch in der Gang gewesen. Sie sahen alle so jung aus. Noch viele weitere dieser wunderbaren Momente, verewigt durch die Kamera. Sie und Naruto, Ino mit Akamaru, Kiba ölverschmiert unter einem Motorrad, das er gerade reparierte, Choji in der Küche… es fehlten nur noch die Takas. Konan hatte ihr vor einer Woche endlich Bilder zukommen lassen, nun mussten sie nur noch gerahmt und aufgehängt werden. Sasuke war mässig begeistert gewesen, in erster Linie von denen, auf denen er zu sehen war. Aber davon konnte er sie nicht abhalten. Noch wohnte er nicht offiziell hier. Die Bilder auf der Kommode waren ein wenig anders. Flankiert von zwei Teelichtern zeigten sie Gesichter. Itachi, Kankuro, Karin, Yohei. Letzterer dank Ryuji, der ihr ein Bild von ihm aufgetrieben hatte. Ein wirklich schönes Bild, Yohei hatte ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen. Sakura wurde bei der Betrachtung dieser Menschen immer wehmütig. Aber heute wollte sie ihnen danken, denn sie hatten alles riskiert. Und ohne Yohei wäre sie selbst nicht mehr hier. Es klingelte – das war Tsunade. Rasch schlüpfte sie in ihre Sandaletten, packte ihre Handtasche und verliess ihre Wohnung sogleich wieder. Sie seufzte bei dem Anblick des klapprigen Fiats, der tatsächlich auch die letzten Jahre überlebt hatte. Tsunade würde ihn erst weggeben, wenn er auf der Strasse liegenbliebe, da war sie sich sicher. «Na Mäuschen, wie geht’s?» «Gut!» Sie gab ihrer Tante einen Kuss auf die Wange. «Müde, aber gut.» «Strengen Tag gehabt?» Sie seufzte schwer. «Ist noch untertrieben. Aber heute war zumindest ein guter Tag. Ist ja auch nicht die Norm.» «Du hast einen wahnsinnig herausfordernden Job, Mäuschen.» «Ich weiss echt nicht, ob ich das für immer machen kann.» «Musst du auch nicht. Dir stehen Türen und Tore offen. Vielleicht machst du ja auch mal sowas wie Ami?» «Vielleicht…», murmelte sie. Mit der Zukunft war das so eine Sache. Sie bot immer neue Möglichkeiten und im Moment war Sakura noch nicht dort angekommen, wo sie sein wollte. Genauer gesagt wusste sie überhaupt nicht, wo sie sein wollte. Nach ihrer Ausbildung – ja, sie war Sozialarbeiterin geworden – hatte sie einen Job in einem Kinderheim angenommen und arbeitete dort zwei Tage pro Woche auf der Wohngruppe und zwei Tage in der Fallführung, machte also auch viel Schriftliches, stand im Kontakt mit der Kindesschutzbehörde, kümmerte sich um Finanzielles. Und grundsätzlich gefiel ihr das auch, die Arbeit war einfach herausfordernd, sowohl fachlich als auch psychisch. Besonders natürlich jene mit den Kindern. «Sakura, gib dir Zeit. Du arbeitest erst seit einem halben Jahr dort und erwartest einfach zu viel von dir. Und die Kinder… diese Kinder haben keine einfachen Geschichten. Das sind kleine Narutos, Sasukes, Temaris und Karins. Verstehst du? Stell dir mal vor du hättest für sie alle die Verantwortung gehabt, als sie noch Kinder waren. Das ist nicht einfach. Aber deine Schützlinge haben das Glück, jemanden wie dich als erwachsene Bezugsperson zu haben, anstatt sich selber helfen zu müssen.» Sakura nickte. Sie mochte den Job, wirklich. Aber es gab auch Tage, da hasste sie ihn. Das machte es ziemlich schwierig, sich eine Meinung zu bilden. «Du hast ja recht», sagte Sakura und seufzte. «In letzter Zeit war einfach alles etwas viel.» Tsunade nickte und setzte den Blinker Richtung Downtown. «Das verstehe ich wirklich gut.» Ihre Tante arbeitete inzwischen wieder als Krankenschwester im City Hospital. Sakura hatte während dem Studium Teilzeit in einem Restaurant gearbeitet und sich so in finanzieller Hinsicht selber über Wasser halten können. Entsprechend war Tsunade nicht mehr auf das höhere Salär in der Anwaltskanzlei angewiesen gewesen und hatte sich wieder ihren beruflichen Wurzeln zugewandt. Vor ihnen tauchte der City Park auf. Jetzt im Hochsommer stach das Grün der Natur inmitten der grauen Stadt besonders hervor. Tsunade schnappte sich die erstbeste günstige Parklücke. Sakura kramte in ihrem Portemonnaie bereits nach Geld, doch Tsunade winkte ab. «Wir riskieren es. Ein Grossteil der Polizisten sollte heute sowieso besseres zu tun haben.» Ihre Tante grinste verschmitzt. Sie steckte das Portemonnaie also zurück in ihre Tasche und machte sich mit ihrer Tante auf den Weg zum Parkeingang, wo sie bereits ein riesiges Gewusel an Leuten erwartete. Inos blonder Haarschopf stach sofort aus der Menge heraus, da brauchte Sakura kaum zweimal hinzuschauen. Ino war ganz in ihren Farben erschienen – knallviolettes Kleid und eine erstaunlich gut dazu passende rosa Handtasche. Die langen Haare waren in einem strengen hohen Dutt zusammengenommen und waren so ziemlich das Einzige, was noch auf ihre aktuelle Berufsbezeichnung schliessen liess. «Unsere Frau Anwältin», scherzte Tsunade, als sie sie mit einem Kuss auf die Wange begrüsste. «Angehende Anwältin, Tsunade. Da fehlen noch einige Semester und Weiterbildungen.» Ino hatte zur Überraschung vieler nach dem Krieg und einer längeren Auszeit ein Jurastudium aufgenommen. Sakura hatte das nicht gewundert, denn Ino war ein cleverer Kopf und ganz sicher nicht auf den Mund gefallen. Sie hatte sich auch nicht von dem Blondinen-Klischee oder Vorurteilen aufhalten lassen, die sie im Studium anfänglich begleiteten. «Die anderen sind auch schon da», sagte Ino, nachdem sie auch Sakura begrüsst hatte. Sie sahen sich nicht mehr so oft wie früher, was in erster Linie daran lag, dass sie nicht mehr zusammen zur Schule gingen und es die Gangs in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr gab. Ino wohnte im derzeit noch bei ihrer Mutter, da die Semestergebühren über eine so lange Studienzeit für sie mit ihrem Nebenjob (ebenfalls Kellnerin) gerade mal finanziert werden konnten. Nebenbei noch eine Wohnungsmiete zu zahlen, lag nicht drin. Aber Ino genoss es sehr, nach der schwierigen Zeit mit ihrem Vater endlich wieder eine gesunde und stabile Mutter zu haben. Es eilte also nicht. «Ich setze mich dann mal zu Shizune ab, ja?», meinte Tsunade, als die ehemalige Bandenärztin in ihr Blickfeld trat. Sakura und Ino begrüssten sie ebenfalls mit einem Winken, dann machten sie sich auf den Weg zu den anderen. «Sai kommt aber auch heute, oder?», fragte Sakura, als sie sich durch den Menschenauflauf wanden. «Natürlich!» Ino lächelte. «Er hatte noch Unterricht bis vor einer Stunde und hat sich dann direkt auf den Weg gemacht. Hina hat er auch gleich mitgerbacht.» Es war der Zufall, der Sai und Hina dazu brachte, am gleichen Ort zu arbeiten. Sai verdiente seine Brötchen als Zeichenlehrer am Gymnasium, parallel zu seinem Kunststudium. Er hatte genau wie Sasuke und Naruto Militärdienst geleistet, sich aber gegen eine Ausbildung zum Polizisten entschieden und war durch sein ausserordentliches Talent ohne Collegeabschluss via Aufnahmeprüfung an der Kunsthochschule zugelassen worden. Ino und er waren nun seit bald drei Jahren offiziell ein Paar, was sich schon sehr lange davor abgezeichnet hatte. Und sie ergänzten sich gut – er mit seiner ruhigen, besonnen Art, sie mit ihrer Lebhaftigkeit. Hinata hingegen unterrichtete Mathematik am Gymnasium und führte in der Primarschule desselben Schulverbandes eine Grundschulklasse. Entsprechend sahen sie sich oft und waren nun gemeinsam direkt von der Arbeit hierhergekommen. Im Zentrum des Parks war ein breites Podest aufgebaut, auf dem in Kürze die Diplomierung der angehenden Polizisten stattfinden. Der Park war festlich geschmückt und überall warteten Angehörige der Diplomanden darauf, ihre Liebsten ihr hart verdientes Zeugnis entgegennehmen zu sehen. Bereits von Weitem entdeckte Sakura ihre Freunde, die Kuramas. Viele von ihnen sah sie regelmässig, aber nie mehr so oft wie früher. Fast alle von ihnen hatten sich für den Militärdienst entscheiden, nicht alle von ihnen waren Polizisten geworden. Da war Kiba, der nach dem Militär eine Ausbildung zum Automechaniker gemacht hatte und damit wohl seine Bestimmung gefunden hatte. Akamaru war noch immer stets an seiner Seite, inzwischen aber auch schon elf Jahre alt und nicht mehr ganz so flink unterwegs wie früher. Das musste er auch nicht mehr. Oder Gaara, der die Welt der Technik einmal mehr für sich entdeckt hatte und Informatiker geworden war. Er arbeitete in der Software-Entwicklung, aber Sakura fiel der Name der Firma nicht mehr ein. Choji gehörte auch dazu. Man hatte seine ausserordentlich guten Kochfähigkeiten schon im Militär entdeckt, wo er in der Feldküche gewirkt hatte. Mit einer Empfehlung seiner Vorgesetzten hatte er fast mit Leichtigkeit eine Ausbildungsstelle zum Koch in einem ziemlich schicken Restaurant in der Downtown erhalten, wo er noch immer arbeitete. Sie waren auch schon ein paarmal von ihm eingeladen worden und es war einfach nur köstlich gewesen. Nicht, dass sie das wunderte. Die grosse Mehrheit der Kuramas hatte sich trotzdem für die Ausbildung zum Polizisten entschieden, zumal sie viele der dazu notwendigen Fähigkeiten und Fertigkeiten bereits hatten. Sasuke hatte ihr einmal gesagt, dass der Beruf eines Polizisten dem am nächsten kam, was ihm vertraut war – nur konnte er auf diese Weise Verbrechen verhindern, anstatt sie selber zu begehen. Und das Adrenalin und die Action waren sie sich sowieso gewohnt, brauchten es vielleicht sogar ein bisschen. Sakura schaute sich nach den Takas um, aber in der Menge konnte sie sie nicht ausfindig machen, bevor die Feier begann. Der Schauplatz der Diplomierung war nicht aus reinem Zufall der City Park geworden, ganz im Gegenteil. Hatake hatte die Absolventen den Ort auswählen lassen und da es in diesem Jahr ausserordentlich viele ehemalige Gangmitglieder unter den Anwärtern hatte, hatte man sich für den Stadtpark entschieden. Nebst der Tatsache, dass der Park wirklich schön war und im Herzen Konohas lag, hatte er für die Gangs schon fast sentimentalen Wert. Die vielen Partys hier draussen hatten nie ohne die Kuramas und Takas stattgefunden und nun, nach mehreren Jahren der Abwesenheit kehrten sie zurück, besser als je zuvor. Jetzt tauchten sie auf, die Diplomanden und ihre Vorgesetzten, Hatake an erster Stelle. Sie alle trugen ihre formalen Uniformen und Sakura musste sich immer wieder eingestehen, wie sehr ihr der Anblick des uniformierten Sasukes gefiel. Die anwesende Presse machte fleissig Bilder, denn es handelte sich hierbei um einen historischen Moment. Die ersten ehemaligen Gangmitglieder, die zu Polizisten ausgebildet worden waren. Morgen würden die Zeitungen voll davon sein. Wenn sich in den vergangenen Jahren an Sasuke etwas verändert hatte, war es in erster Linie sein Charakter. Er war weicher geworden und benutzte seine Härte nur noch ganz gezielt. Jetzt, da er kein Gangleader mehr war, brauchte er sie kaum noch. Im Militär hatte man ihm geholfen, sein Alkoholproblem gezielt zu therapieren und inzwischen war er relativ stabil. Allerdings hatte er in den vergangenen Jahren auch einige Rückfälle erlebt, zum Glück keine schweren. Und er war noch immer bei der Psychologin Naomi Ito in Therapie. Sein Ziel war die Aufarbeitung seines gesamten schwierigen Lebens und das nahm Zeit in Anspruch. Das Rauchen hatte er weitgehend aufgegeben und er griff nur noch zur Zigarette, wenn ihn etwas wirklich aufregte. Auch seinen Jähzorn hatte er noch, aber weitaus besser im Griff, als noch vor dem Krieg. Sakura musterte ihn voller Stolz. Er war so weit gekommen und in Militär und Ausbildung hatte er (wie erwartet) Glanzleistungen erbracht. Sein Haar war wieder etwas länger geworden. Er konnte es jetzt ganz knapp im Nacken zusammenbinden, was er oft tat, wenn ihn die Strähnen störten. Konan hatte ihr gesagt, dass Sasuke sie so noch viel mehr an Itachi erinnerte, der ja eine rückenlange, pechschwarze Mähne gehabt hatte. Und Sakura konnte dem nur zustimmen. Alles in allem sah er viel gesünder aus. Er war gut genährt und hatte in den letzten Jahren an Körperform nur noch dazugewonnen. Vor dem Krieg hatte er sich eher unausgewogen ernährt, wie er ihr erzählt hatte – unregelmässige Mahlzeiten, viel billige Fertigsachen. Gewundert hatte es sie nicht, bei all den psychischen Belastungen blieb der Appetit halt weg. Und zu Gangzeiten war eine ausgewogene Küche dann doch eher Wunschdenken gewesen. Er sah ziemlich konzentriert aus. Was er immer noch nicht mochte war, ausgestellt zu sein und hier auf diesem Podest befand er sich auf dem Präsentierteller. Um ihn herum standen die anderen: Naruto, Tenten, Termari, Shikamaru, Shino, Lee, Neji, sowie mehrere Kurama-Outers. Und von den Takas dasselbe. Sasori, Hidan, Suigetsu, Juugo, Shion, Kakuzu, Kisame, Zetsu, sogar Tayuya und Saara. Es war schon verrückt, sie alle hier zu sehen, uniformiert und auch verändert. Erwachsener vielleicht? Eine Woge aus unbändigem Stolz überflutete sie, als ihre Freunde ihre Diplome entgegennahmen, die sie sich mit viel Schweiss und Blut hatten verdienen müssen. Besonders die Zeit in der Rekrutenschule war für viele von ihnen nicht einfach gewesen. Harter Drill, Disziplin, strikte Regeln und Strukturen. Zwar hatten diese Aspekte durchaus heilsame Effekte gehabt, nichtsdestotrotz hatten sie völlig anders leben müssen, als sie es bisher gekannt hatten. Die Feier nahm ihren Lauf, Hatake hielt eine wunderbare Rede auf seine Rekruten, die sich natürlich nicht nur auf die Gangs fokussierte, sondern auch auf die anderen Absolventen. Dann kam der Bürgermeister Kenzo Kobayashi und gleich darauf noch einer der Absolventen, den Sakura nicht kannte und einige lustige Anekdoten aus ihrer Zeit an der Polizeischule erzählte. Am Ende der Feier musste sie sich erst auf die Suche nach Sasuke machen, den sie in dem ganzen Getümmel aus den Augen verloren hatte. Ino hatte bereits Sai ausgemacht und war spurlos verschwunden – wiedermal typisch. Sie fand Sasuke bei den Takas und sie war längst nicht die Erste, die ihm gratulieren wollte. Neben ihm stand bereits Takahiro (inzwischen zwölf Jahre alt und am Beginn seiner Teenager-Jahre), der sich lachend mit ihm unterhielt. Sakura schmunzelte. Er hatte die Iwasawas oft besucht und Takahiro sah zu Sasuke auf wie zu einem viel älteren Bruder. Er hatte immer eine gewisse Bewunderung im Blick, wenn er sich mit ihm unterhielt. Shina stand daneben und zupfte ungeduldig an seinem Ärmel. Die beiden buhlten immer abwechslungsweise um seine Aufmerksamkeit, zumal Shina ihr vor etwa einem Jahr mal gesagt hatte, dass sie Sasuke wahrscheinlich irgendwann einmal heiraten wolle. Sie hatte beschlossen, dass er die coolste Person war, die sie je getroffen hatte und dass ihre Freundinnen (wohlgemerkt alle acht bis neun Jahre alt) neidisch waren. Jetzt ging er in die Knie und liess sich von Shina umarmen und anscheinend flüsterte sie ihm etwas Lustiges ins Ohr, an seinem Lachen nach zu urteilen. Sakura beschloss, sich erst noch bei den Takas bemerkbar zu machen, denn Ami und Haru hatten sich jetzt auch noch um Sasuke versammelt. Konans blaue Haare stachen ihr sofort ins Auge. Ihr Gesicht hatte einige Piercings dazugewonnen und wenn sie sich nicht täuschte hatten sich mehrere neue Tattoos auf ihre Arme geschlichen. Gleich neben ihr war Yahiko, bei dem sie die Zu- oder Abnahme an Körperkunst längst nicht mehr beurteilen konnte. «Sakura!» Konan drückte sie herzhaft. Sie hatten sich schon sehr lange nicht mehr gesehen, aber oft geschrieben. Sogar der eher kühle Yahiko umarmte sie kurz. Yahiko und Konan hatten sich beide gegen das Militär entschieden und sich stattdessen anderweitig weitergebildet. Nun besassen sie einen Tattoo- und Piercingshop im North, der ziemlich gut lief. Sie waren beide enorm talentiert, die ihre neusten Tattoos hatten sie sich gegenseitig gestochen. Es war inzwischen auch kein Geheimnis mehr, dass die beiden ein Paar waren. Konan hatte das lange Zeit Sorgen gemacht, aber die Takas hatten ihnen das in keiner Weise übelgenommen, im Gegenteil. Konan verdiente diese neu gefundene Liebe. Gleich bei ihnen fand sie Hotaru und Deidara. Wenn sie es sich genau überlegte, hatten sie eine der grössten Veränderungen hinter sich. Deidara war zu einem noch sympathischeren Exzentriker mutiert. Er hatte damit begonnen, seine Kleider selber zu designen und im Graffitistil zu gestalten. Dazu trug er immer eine Augenklappe, die mit seinen Kleidern zu seinem Markenzeichen geworden war. Er hatte bestimmt dreissig verschiedene davon, jede ein wenig anders, jede ein wenig kreativer. Heute hatte er sich ganz patriotisch für eine mit einem roten Taka-Symbol auf schwarzem Grund entschieden. Sakura erfüllte es immer mit unendlicher Dankbarkeit, wenn sie ihn mit Hidan und seinen Takas scherzen sah. Er hatte zu seinem alten Ich zurückgefunden, wenn auch nicht vollständig. Womanizer war definitiv gestorben, aber er brauchte das auch nicht mehr. Er war ein neuer Deidara, ein bunter Hund, der auf ganz andere Weise in Erinnerung blieb. Hotaru und er waren seit dem Krieg offiziell ein Paar und das hatte sich nie geändert. Seine Lockerheit, seine Unbeschwertheit und seine blöden Sprüche waren zurück. Nur verwirklichte er sich jetzt ganz anders. Sein künstlerisches Talent hatte Anklang gefunden und seit er das Denkmal-Graffiti der Gangs in der Downtown gesprayt hatte, hagelte es für ihn Anfragen und Aufträge. Er sprayte inzwischen nicht mehr nur, sondern malte auch. Im Moment konnte er sogar davon leben. Hotaru, ebenfalls in die verrückten Designs ihres Freundes gekleidet, hatte eine Marketing- und Buchhaltungsausbildung gemacht, um ihn zu unterstützen und weil ihr das Managen einfach lag. Deidara war eher ein Chaot, Hotaru behielt den Überblick und gemeinsam träumten sie vom grossen künstlerischen Erfolg. Und das war nicht einmal unwahrscheinlich. «Ah, Sakura-Mausi!», rief Deidara schon fast aus Reflex, als sie sein schelmischer Blick streifte. «Cherry-Schätzchen!», hörte sie sogleich Hidans Stimme aus einer anderen Richtung, als hätte der eine Wolf das Heulen seines Rudelkumpels erhört. Die beiden hatten es zur Tradition gemacht, sie immer mit den allerbescheuertsten Spitznamen anzusprechen. Sakura brachte das jeweils nur zum Lachen, ja, irgendwie gehörte es einfach dazu. Die beiden waren an sympathischer Dämlichkeit einfach nicht zu überbieten und drückten ihr nun zur Begrüssung gleichzeitig links und rechts einen Kuss auf die Wange. «Meine Güte», prustete Sakura. «Ich hatte gehofft, ihr hättet das längst vergessen.» «Niemals», beteuerte Deidara und legte eine Hand auf seine Brust, als wolle er einen Eid ablegen. Hidan grinste. «Das ist ein Traum, von dem du dich besser verabschiedest. Und wenn ich mich nicht täusche, wird gleich…» Ein scharfer Pfiff übertönte für eine Sekunde das Stimmengewirr. Das Timing war perfekt, wie Hidan bereits vermutet hatte. Das war Sasukes ganz eigener Zurechtweisungs- und Erziehungs-Pfiff, mit dem er seine Leute immer in die Schranken gewiesen hatte. Er kam auf sie zu, doch er hatte nicht wie früher einen verärgerten Gesichtsausdruck aufgesetzt, viel mehr schien er sich zu amüsieren. «Wann werdet ihr eigentlich erwachsen?», fragte er und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Hidan und Deidara setzten ihre Engelsmienen auf, zuckten mit den Schultern und überliessen dann ihrem Boss das Feld. Ihr war aufgefallen, dass sie ihn immer noch so nannten. Sakura betrachtete Sasuke mit einem schelmischen Blick. «Die Uniform steht Ihnen, Officer.» Sie sah ihn nicht zum ersten Mal in Uniform, aber diese hier war jene für die ganz besonderen Anlässe, die er selten bis nie trug. Sie hatte Sasuke noch nie mit einem solchen Ausdruck im Gesicht gesehen. Er strahlte wie die warme Abendsonne am Himmel und er wirkte irgendwie erfüllt. Angekommen. Er war da, wo er sein wollte. Er zog sie an sich heran und küsste sie auf den Mund. Nur kurz, nur zur Begrüssung, aber voller Liebe. «Ich bin so stolz auf dich, das kannst du mir glauben», sagte sie und drückte ihm noch einmal einen Kuss auf die Wange. Und dann schloss er sie richtig fest in seine Arme, legte seinen Kopf an ihren. Sakura wurde in diesem Moment bewusst, wie weit sie gekommen waren. Sasuke hatte so viel geschuftet, um heute hier stehen zu können. Er hatte mit seinen Dämonen gekämpft, mit dem Alkohol, mit seiner Trauer, mit dem, was ihm die Ausbildung abverlangt hatte. Doch er hatte sich kein einziges Mal beschwert. «Ich kann’s gar nicht glauben», murmelte er, als er sich wieder von ihr löste und ihr noch einmal mit der Hand über die Wange strich. «Sakuraaaa!» Ehe Sakura es sich versah, fiel ihr ein blonder Wirbelwind um den Hals. Sakura lachte laut heraus, als sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Pixie grinste wie ein Honigkuchenpferd als sie nun auch Sasuke überfiel. Sakura bekam sich kaum mehr ein, als sie Sasukes nicht mehr ganz so amüsiertes Gesicht sah. Er hatte sich immer noch nicht an das stürmischste Mitglied der Takas gewöhnt, meinte es aber nicht böse. Wo Pixie war, da war auch Fangs nicht weit. Sakura umarmte Suigetsu zur Begrüssung und gratulierte ihm. Die beiden gab es fast nur noch im Doppelpack. Da hatten sich zwei gefunden. Pixie trug ihre Haare nun in einem frechen blonden Bob. «Weisst du was, Saku? Wir haben so viel gespart, dass wir jetzt endlich unsere Südamerika-Reise machen können. Hab gekellnert wie eine Wilde!» Suigetsu und Anju hatten beide Hummeln im Hintern, soviel sollte gesagt sein. Und Pixie hatte ihr schon oft von ihren Reiseplänen erzählt. Sie hatte ihre Freude am Kellnern entdeckt, hatte sich sogar dazu ausbilden lassen. Irgendwann hätte sie gerne ein eigenes Restaurant, das sagte sie zumindest immer. Aber Sakura wusste nicht, wie ernst es ihr damit war. Pixie war eine der Takas, die sie noch in regelmässigen Abständen sah – nicht oft, aber regelmässig. Sakura sah sich nach Sasuke um, der bereits wieder absorbiert war. Noriko und Inaho waren als Vertretung für seinen Freundeskreis aus Otogakure angereist und freuten sich mit ihm über seinen Erfolg. Sasuke hatte Ami und Haru oft besucht und die Zeit genutzt, sich auch mit seinen ehemaligen Schulfreunden zu treffen. Ja, er war richtig aufgegangen und nicht mehr ganz so in sich gekehrt, wie noch vor fünf Jahren. «Das freut mich riesig!», sagte sie nun zu Anju und Suigetsu. «Ich erwarte Bilder aus Machu Picchu, ja?» «Die wirst du kriegen!» Sie nutzten die Gelegenheit, um sich noch ein wenig auszutauschen. Wenn man sich lange nicht gesehen hatte, gab es doch einige Infos, die auf den neuesten Stand gebracht werden mussten. Kurz darauf war auch Ami zu Stelle. Sakura war öfters mal mit Sasuke in Oto gewesen, aber nicht immer. Die Iwasawas kamen nebst den Gangs für Sasuke einer Familie am nächsten. Nebst dem, dass sie sich gut mit Ami verstand, lieferte ihr gemeinsamer beruflicher Hintergrund auch immer viel Gesprächsstoff. Mit ihrer Berufserfahrung konnte Ami ihr immerzu mit wertvollen Tipps zu Seite stehen. Sakura rief sie oft an, wenn sie mal nicht weiterwusste. Später entdeckte sie Hinata, die bei Sai und Ino war. Hina hatte sie gerade letztes Wochenende gesehen, als sie mit Ino zu Dritt einen Filmeabend bei ihr im Wohnzimmer veranstaltet hatte. Hina winkte ihr zu und lächelte breit. Sakura erfüllte es jedes Mal mit Freude, Hina wieder in solch stabiler Verfassung zu sehen. Sie hatte lange gekämpft und noch heute hatte sie ihr Trauma nicht ganz überwunden, doch sie machte Fortschritte. Und bei den Kuramas war sie längst wieder zu Hause. Sie umarmte ihre Freundin, wurde aber sogleich von Naruto verdrängt, der nun nach einer Überdosis an Gratulationen endlich seine Freundin begrüssen wollte. «Cherry, es tut mir leid, aber ich weiss schon gar nicht mehr wohin mit den Glückwünschen», entschuldigte er sich grinsend. «Ich muss mich jetzt hier bei Hina verstecken, ja?» Hinata lachte. «Siehst du, Saku, das sind die zukünftigen Polizisten von Konoha. Ich weiss ja nicht, ob mich von denen beschützen lassen will.» Naruto zog einen nicht ganz ernstgemeinten Flunsch, der sich schnell in ein Grinsen verwandelte. «Dein Support wärmt mir das Herz.» Er küsste sie auf die Wange, bevor er sogleich von Jiraiya in Beschlag genommen wurde. Hinata und er hatten eine wunderbare Beziehung entwickelt. Sakura war immer wieder beeindruckt, wie gut sie sich trotz all der Vorbelastung machten, wie viel Geduld und Liebe sie füreinander hatten. Hinata lebte noch bei ihrem Vater und ihrer Schwester. Sie hatte mit ihrer Familie viel Zeit nachzuholen gehabt. Naruto lebte genau wie Sasuke offiziell noch im Banden-HQ, war aber schon fast ein Teil der Hyuuga-Familie geworden. Noch eine ganze Weile blieben sie auf dem Parkareal und und nutzten die Zeit, um all die Leute wiederzutreffen, die sie schon so lange nicht mehr gesehen hatten und dabei all die kleinen Leckereien zu knabbern, die zu Verfügung gestellt worden waren. Nachdem sich der Auflauf aber etwas aufgelöst hatte, stand bereits der nächste Programmpunkt an – gemeinsames Essen im Taka-HQ, nur für die Gangs. Choji und Juugo hatten sich zusammengetan, um etwas richtig Gutes zu zaubern. Die Gangs hatten inzwischen voreinander keine wirklichen Geheimnisse mehr, weil es streng genommen auch gar keine Gangs mehr gab. Die HQs waren von der Stadtverwaltung offiziell anerkannt worden, gehörten nach wie vor den Gangs, wurde aber von der Stadt finanziert – als Geschenk für ihre Leistung vor fünf Jahren. Gerade diejenigen, die Militär und Polizeischule hinter sich hatten, hatten sich noch keine eigene Wohnung leisten können oder wollen und wohnten noch dort. Unabhängig davon stand bereits jetzt fest, dass die HQs bleiben sollten wie sie waren. Sie gehörten den Gangs, waren ihr Treffpunkt, ihr zu Hause. Und wer von ihnen auch immer dort wohnen wollte, würde es dürfen. Naruto hatte auch schon die Idee geäussert, Strassenkinder in den HQs aufzunehmen. Die Stadt arbeitete an ihren vielen Problemen, aber es würde noch Jahre dauern, bis sie in ihren Strukturen reformiert worden war. Entsprechend gab es immer noch viel zu tun. Sakura liebte das Taka-HQ schon fast wie das der Kuramas, aber nur fast. Vor Jahren hätte sie sich nie träumen lassen, dass die Kuramas und Takas eines Tages gemeinsam hier sein würden. Dass sie überhaupt zusammen essen würden. Es herrschte eine wunderbare, ausgelassene Stimmung und Sakura fragte sich regelmässig, ob sie eigentlich träumte. Es war so surreal. Die Kuramas hatten grosses Interesse an diesen Räumlichkeiten, die über Jahre hinweg ein unauffindbares Mysterium für sie gewesen waren, ein ganz eigenes El Dorado. Besonders beeindruckend fanden sie Deidaras Schlangengraffiti. «He, könntest du uns nicht auch so eines ins HQ sprayen?», fragte Neji Deidara. Deidara nickte. «Klar. Ein Babyfuchs mit Windeln und einem Schnuller vielleicht?» Neji fiel vor Lachen fast rücklings vom Stuhl. Die Sticheleien gehörten einfach dazu. Während des Essens fielen Naruto die immer noch an der Wand aufgereihten oder aufgehängten Trophäen auf. «He, das ist mein Stirnband!» Sogleich erkannte noch einige andere Kuramas ihre Habseligkeiten, aber anstatt wütend zu sein, brachen sie nur in schallendes Gelächter aus. «Ihr könnt den Kram zurückhaben, wenn ihr wollt», meinte Sasuke grinsend. Naruto winkte ab. «Nee, behaltet den Ramsch. Sonst vergesst ihr uns noch.» Der Abend war ein Genuss, sie prosteten sich zu, knüpften weiter an diesem immer noch neuen Band zwischen ihnen, dass hoffentlich über die Jahre immer fester werden würde. Im Augenwinkel beobachtete Sakura einmal, wie Sasuke und Naruto gemeinsam mit ihren Bierflaschen anstiessen. Es blieb die einzige Bierflasche, die Sasuke an diesem Abend öffnete.   Sie kehrten erst gegen halb drei Uhr morgens nach Hause zurück, erfüllt und zufrieden nach diesem wunderbaren Abend. Sasuke ging als erster duschen und Zähneputzen, sie gleich danach. Erfrischt schlüpfte sie in ihren Pyjama und trat ins Wohnzimmer hinaus. Sasuke stand auf der Dachterrasse und betrachtete das nächtliche Konoha. Er machte das oft und irgendwie erinnerte das Sakura an früher. Trotz aller Veränderung war Konoha immer noch seine Stadt. Sie gesellte sich zu ihm. «Deine Mom hat mir geschrieben», sagte er. «Hat mich beglückwünscht und sich entschuldigt, dass sie heute nicht dabei sein konnte.» «Sie arbeitet zum Glück nur noch eine Woche ausserhalb der Stadt. Danach wird sie sicher vorbeischneien, um dir noch direkt zu gratulieren, so wie ich sie kenne.» Die Beziehung zu ihrer Mutter war nach wie vor eine Baustelle, aber sie gaben sich beide riesengrosse Mühe. Und dass sie Sasuke direkt beglückwünschte, war eine wunderbare Geste. «Und wie beurteilt sie das Arbeitsklima unter der neuen Führung von Murakami Credits?» Sie lachte. «Sie ist sehr zufrieden. Das Jobangebot an sich war ja schon toll, aber die Arbeitsbedingungen seien wirklich gut. Ryuji scheint wirklich klasse Arbeit zu machen. Ich muss ihn mal wieder treffen.» «Es ist schön zu sehen, wie sich so viele Dinge ganz langsam zum Guten wenden», murmelte er. «Zumal man jetzt schon seit gut einem Jahr nichts mehr von irgendwelchen Möchtegern-Riots gehört hat.» Sie nickte. Die Jahre nach dem Krieg waren durchzogen gewesen von einem letzten Aufbäumen der Riot-Überreste. Aber Ayato Kirishima war der Kopf und das Herz dieser Bewegung gewesen. Ohne ihn war sie nur noch ein kläglicher Schatten von dem, was die echten Riots zu Stande gebracht hatten. Tief drinnen war Sakura Ayato in gewisser Hinsicht auf eine ganz seltsame Weise dankbar. Nicht für die Morde an ihren Freunden, nicht für das Leid. Aber für die Veränderung die er bewirkt hatte. Sakura nahm seinen Arm und lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter. Trotz der späten Stunde war immer noch Verkehrslärm bis hier hinauf zu hören. Konoha schlief nie, das würde sich wohl niemals ändern. «Was meinst du, wollen wir draussen schlafen?» In dieser warmen Sommernacht fand sie das eine wunderbare Idee. Sie hatten ihre Sessellounge, auf der wunderbar zwei Personen nebeneinander Platz hatten. Sasuke holte ihre Decken aus dem Schlafzimmer und kuschelte sich zu ihr. Sie schaltete die Lichterketten über ihnen ein und sogleich war sie in ihrem ganz persönlichen Traumland. Vor Jahren hätte sie es nie geglaubt, wenn ihr jemand gesagt hätte, dass sie einmal mit Sasuke einen solchen Frieden haben würde. Ohne den Zwist der Gangs. Die Schatten der Vergangenheit unter Kontrolle. Sie liess sich von ihm halten, streichelte sein weiches Haar und betrachtete das Sternenzelt über ihr. Sie waren so klein in dieser Welt. Und doch fühlte sich das, was sie teilten, unglaublich gross an. Sie küsste seine weichen Lippen, seine Wangen und sein Haar. Liess sich von ihm liebkosen und bettete ihren Arm anschliessend in seine Armbeuge. Mit geschlossenen Augen lauschte sie den Autos auf der Strasse im Hintergrund und seinem regelmässigen, ruhigen Herzschlag im Vordergrund. Es lag noch so viel vor ihnen. Höhen und Tiefen, Freude, Trauer, Wut, Versöhnung, Liebe. Sie würden jeden Tag nehmen. Würden ihn geniessen, aber nie jene vergessen, die das mit ihrem Opfer erst ermöglicht hatten. Wohin sie das führen würde, stand noch in den Sternen.   Doch heute spürte sie nur Zuversicht.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)