Konoha Gangs II: Game On von ximi (Das Spiel hat gerade erst begonnen) ================================================================================ Kapitel 26: Für die Wahrheit ---------------------------- Es war schon verrückt, wie viel sich innerhalb von so kurzer Zeit verändern konnte. Konoha war über Nacht zum Schauplatz eines wahrhaftigen Krieges geworden. Die Riots gegen die Polizei. Eine Mischung zwischen aktiven Kämpfen und stillem Protest in Form von Vandalismus. Auf der Strasse war man nicht mehr sicher und die Polizei tat ihr Möglichstes, die Epizentren des Konflikts aus der Downtown herauszuhalten, was nur mit mässigem Erfolg gelang. Es schien, als hätten sie damit einfach nicht gerechnet. Momochi, selbsternannter Retter Konohas, stand nun natürlich ziemlich dumm da. Jedoch zweifelte sie nicht daran, dass ihm jedes Mittel recht war, um Crow und seine Leute, die ihn auf alles hinauf auch noch gelinkt hatten, niederzuschlagen. Sakura wusste nicht, was sie von der Sache halten sollte. Im Grunde genommen war sie auf der Seite der Polizei, denn mit den Riots sympathisieren kam für sie schon rein aus Prinzip nicht in Frage. Andererseits war auch das Polizeidepartement im Moment nicht gerade ihr bester Freund. Die Riots strebten eigentlich nach dem, was alle Gangs wollten – Akzeptanz und einen Platz in dieser Stadt. Aber man konnte Dinge durchaus falsch angehen und das taten die Riots ihrer Meinung nach. Da gingen Polizisten und Polizistinnen in den Kampf, Väter und Mütter, Söhne und Töchter. Sie alle waren in dieser Auseinandersetzung aufs höchste gefährdet, dabei konnten sie absolut nichts für all die Probleme in Konoha. Die Art, Differenzen mit Gewalt zu lösen, würde sie niemals auf irgendeine Weise befürworten können. Und an dieser Stelle fragte sie sich unwillkürlich, wie Hinata das konnte. Bis vor kurzer Zeit hätte sie Hinata als die friedliebendste Person im Universum eingestuft und jetzt unterstützte sie tatsächlich Riot-Crow. Sie war jetzt Riot-Cutie. Oft suchte sie ein weiterer beunruhigender Gedanke heim: Die Riots machten ihre ganze Arbeit im Fernsehen zunichte. Da hatten sie es endlich geschafft, dass ihnen Konoha mal zuhörte und nun das. Die Reaktionen auf die beiden Kurzfilme waren so positiv gewesen und nun kamen die Riots und rückten alles wieder in ein komplett anderes Licht. Haruka hatte zwar gemeint, dass sie gerade jetzt nicht die Flinte ins Korn werfen sollten. «Vielleicht können wir jetzt gerade von diesem Ausbruch profitieren. Abwarten!», hatte sie gesagt. Weder die Kuramas noch die Takas konnten angesichts dieser Situation viel tun. Es war nicht ihr Kampf – nicht mehr.   In dieser Zeit kümmerte sich Sakura um den Haushalt. Da sie jetzt nichts mehr zum Lernen und auch anderweitig nicht den Nerv hatte, nach einem Job zu suchen, bot sich ihr das gerade sehr gut an und Tsunade begrüsste das natürlich. Ab und zu half sie in Jiraiyas Bar aus, wo jetzt die Kurama-Jungs den Bar-Dienst übernommen hatten. Mit Narutos Ausfall kam das Jiraiya gerade recht. Für sie beinhaltete das unter anderem auch den Aufräum-Dienst nach Ladenschluss. Jedoch machte sich die Unruhe in den Strassen auch im Toad’s bemerkbar, denn Kunden verkehrten hier definitiv weniger, als in normalen Zeiten. Eines Abends, es war kurz nach Mitternacht und Sakura war dabei, den Boden der Bar feucht aufzunehmen. Um diese Uhrzeit waren normalerweise noch Gäste hier, aber sie befanden sich nun einmal nicht in einer normalen Situation. Aus dem Radio quäkte die Hitparade rauf und runter, im Fernsehen lief irgendein Fussballmatch. Sakura hatte die Fenster weit aufgerissen, inzwischen war es draussen richtig sommerlich geworden. Die Luft war frisch und roch nach Freiheit. Der Geruch erinnerte sie an den vergangenen Sommer. Nun war die Strassenparty gut ein Jahr her. Dieses Jahr würde es vermutlich keine geben. Nicht unter diesen Umständen. Kiba und Shino waren im Hinterhof und sortierten das Leergut, damit sie es morgen zur Sammelstelle bringen konnten, Jiraiya war oben und machte die Abrechnung von heute. Von draussen drang nur ab und zu das Geräusch eines vorbeifahrenden Autos, kaum Stimmen. Sorgfältig reinigte sie den Boden von verklebtem Alkohol, Staub und anderweitigem Strassenschmutz. Wäre es Winter hätte sie für den Boden doppelt so lange gebraucht. Als sie fertig war, schaltete sie die grellen Neonröhren aus und wechselte wieder auf die eher schummrige Beleuchtung. Der Fussballmatch wurde zwischenzeitlich unterbrochen, um weitere News über die aktuelle Situation zu senden. Anscheinend tobte gerade eine Auseinandersetzung zwischen den Riots und der Polizei draussen im Rift, jedoch vermutete man bereits, dass der Aufruhr nur ein Ablenkungsmanöver war und stationierte weitere Einheiten in der Innenstadt. Den Riots schienen sich laufend mehr Leute anzuschliessen und die Polizei kam trotz allmählicher militärischer Unterstützung kaum gegen die Gang an. Natürlich, die Polizei durfte auch nicht einfach drauflosschiessen, sie unterstanden Gesetzen. Die Riots sahen das hingegen nicht so eng. Zudem kannten sie Konoha und damit jeden Platz, an dem ein Vorteil ihrerseits herauszuholen war. Seit mehr als einer Woche ging das nun so, Sakura mochte es gar nicht mehr hören. All die Leben, die dabei auf dem Spiel standen, nur weil die Menschen nicht miteinander redeten. Sie seufzte. Sie wusste nicht warum, aber an solchen Abenden dachte sie oft an Sasuke. Gut, sie dachte sowieso andauernd an ihn. Was er wohl von den Krawallen dachte? Jetzt schlief er vermutlich gerade. Hoffentlich tief und fest, damit er etwas Schönes träumen konnte. Wie gerne sie ihn sehen würde. Es war schon verrückt, es waren nur gut zwei Monate, aber ihr kam es vor wie eine halbe Ewigkeit. So vieles war inzwischen passiert. Ihre Welt war aus den Fugen geraten. Sie vermisste seinen klaren Blick auf die Dinge und die Art, wie er ihr immer das Gefühl gab, dass er die Kontrolle über die Situation hatte. Diese Sicherheit. Vor dem Einschlafen las sie immer noch seinen Brief. Er war schon ganz vergriffen, aber sie verstaute ihn immer mit äusserster Sorgfalt in der oberen Schublade ihres Nachtschränkchens. Seufzend schaltete die sie den Fernseher aus. Es war vielleicht schräg, aber im Moment verspürte sie eine wohltuende innere Ruhe. Das Wissen, dass die Kuramas nach so langer Zeit für einen Moment wieder in diesem illusionären Frieden leben konnten, war angenehm. Leider Gottes mussten sie langsam aber sicher nach einer Lösung suchen – die Jungs konnten nicht ewig bei Jiraiya leben. Manchmal überlegten sie sich, ins HQ zurückzugehen. Aber die Riots waren unberechenbar und wer wusste schon, ob Hinata nicht vielleicht doch noch seinen Standort preisgeben würde. Es war zu gefährlich. Sie wrang den Lappen aus und versorgte ihn mit dem Eimer und den Besen in der Kammer unter der Treppe, wo Jiraiya nebst Putzsachen noch allerlei Gerümpel verstaut hatte. Gelüftet war inzwischen auch genug. Doch als sie ans Fenster trat, um es zu schliessen, schreckte sie zurück. «Hi.» Vor dem Fenster stand ein blonder junger Mann und musterte sie eingehend. Sakura kannte ihn, doch konnte sie ihn gerade nicht einordnen. Es dauerte einige Sekunden, bis ihr sein Name einfiel – Tomcat. Was hätte sie tun sollen? Das Fenster zuschlagen? Nach Kiba und Shino rufen? Was auch immer es war, Sakura war nicht im Stande dazu. Wie erstarrt stand sie da. Das letzte Mal hatte sie diesen schrecklichen Menschen am alten Güterbahnhof gesehen, wo er anschliessend mit Hinata und Crow verschwunden war. «Seid ihr Kuramas immer so unhöflich?» Er sah belustigt aus. Sein Gesicht hatte wirklich etwas von einer Katze. Aber er sah fies und hinterhältig aus. Er trug ein Hemd, sein Haar war mit Gel perfekt in Form gebracht. So überhaupt nicht wie ein Gangjunge. Hübsch war er ja, aber diese kalten Augen neutralisierten das ganz schnell wieder. In seinem linken Ohrläppchen glänzte ein Ohrstecker. «Was willst du hier?», brachte sie hervor. Ruhe bewahren. Jetzt kam es ganz darauf an, wie sie reagierte. «Ach, nur überprüfen ob es Cuties Freundin an nichts fehlt.» Der Verweis auf Hinata machte sie sauer, aber das ziemlich sicher auch der Grund gewesen, warum er es überhaupt gesagt hatte. Sie schaute an ihm vorbei. Es war niemand von seinen Leuten zu sehen. Aber das musste nichts heissen. «Ich bin alleine da, keine Sorge. Nicht, dass dir noch Sorgen machen musst, Cherry Blossom.» Sie mochte nicht, wie er sprach. Er klang oberflächlich nett, aber unter dieser Freundlichkeit lauerte etwas so Bedrohliches. Sie verstand nicht, wie Mädchen das mögen konnten. «Was auch immer du vorhast, meine Leute können jeden Moment durch die Tür dahinten kommen und dann hast du Pech gehabt.» Es klang nicht halb so selbstsicher, wie sie es gerne gehabt hätte. «Ach, auch okay.» «Und jetzt verschwinde bitte.» Er grinste. «Warum habe ich das Gefühl, dass du mich nicht magst?» Sie verstand seinen Sarkasmus natürlich bestens. Aber wenn er schon hier war konnte sie ihm ja auch gleich ihre Meinung sagen. «Was soll der Mist eigentlich, den ihr hier in Konoha anstellt? Habt ihr wirklich das Gefühl damit irgendetwas ausser Zerstörung bewirken zu können?» Er lächelte spöttisch. «Genau so habe ich mir dich vorgestellt. Kleines Mädchen, ich weiss, dass du am liebsten den absoluten Weltfrieden und Harmonie zwischen allem und jedem herstellen möchtest. Ich zerstöre deine Hoffnungen und Träume ja nur ungern, aber Menschen sind Arschlöcher. Wenn man etwas will, muss man es sich holen. Es wird einem hier nichts geschenkt, das solltest du eigentlich wissen. Und egal wie viele Menschen du mit deinem friedlichen Protest im Fernsehen etwas milder stimmen kannst, Konohas Regierung will die Gangs, die Strassenkinder und Landstreicher ganz einfach nicht. Wie Mörder, die ihre Leichen vergraben haben und nun Gefahr laufen, dass irgendwer sie findet. Du willst die Leichen ausgraben, nicht wahr, Cherry Blossom?» Sein Blick war stechend. Dieser junge Mann hatte eine seltsam einschüchternde Aura. «Nun, ich sag dir jetzt eins: Wir wollen die Leichen nicht ausgraben – wir sind die Leichen. Und wir schlagen jetzt zurück.» «Ihr beweist ihnen damit doch nur, was sie schon lange glauben! Ihrer Ansicht nach sind Gangs rücksichtslos und zu allem bereit. Und genau diesem Bild entsprecht ihr!» Wie konnte man nur so ignorant sein? Jetzt lachte er. «Du bist ein Gutmensch, ich sehe das schon. Aber lass mich zu dem Grund kommen, warum ich wirklich hier bin: Du kennst Momochi? Klar kennst du Momochi. Wir haben ihn gelinkt. Dachte, dass er alles zu seinen Gunsten drehen könne. Jedenfalls hast du Verbindungen zum Fernsehen oder?» Sie tat nichts dergleichen und schaute ihn nur durchdringen an, in der Hoffnung, aus ihm schlau zu werden. «Wie wäre es, süsse Cherry Blossom, wenn du ihn auffliegen lässt? Erzähl der ganzen Welt, dass er mit uns zusammengespannt hat.» «Und warum sollte ich tun, was du mir sagst?» Das war vollkommen absurd. Er wollte verpfiffen werden? «Überlege es dir gut, Cherry. Eigentlich wolltest du es doch schon die ganze Zeit preisgeben, nicht wahr? Du könntest Demon und Fox entlasten, wenn rauskommt, dass sie nicht die Kindesentführer waren.» «Macht doch keinen Sinn, wenn du mich um sowas bittest», sie schüttelte den Kopf. «Das würde ja dann euch belasten. Was sollte euch das bringen?» Er lachte schon wieder dieses amüsierte, herablassende Lachen. «Wir sind so oder so bereits belastet. Aber uns würde das etwas nützen. Momochi hasst uns, wie du dir vielleicht denken kannst. Eine solche Theorie würde das gesamte Polizeidepartement durchrütteln Würde es euch nicht auch helfen, wenn Momochi abgesetzt würde?» «Unsere Leader werden nicht einfach freigelassen werden, egal ob nun Momochi oder sonst wer an der Spitze steht.» «Hast du Momochi schon einmal erlebt, Sakura?» Es irritierte sie, wie er plötzlich so ernst war und sie auch noch mit ihrem richtigen Namen ansprach. Jeglicher Spott war aus seinem Gesicht gewichen. «Der Typ hat einen Dachschaden. Er ist auf dem Weg an die Spitze Konohas. Wie er das Departement führt hat etwas von einer Diktatur. Er arbeitet wie wild daran, dass er seinen Kopf durchsetzen kann. Weisst du was er will? Er will die Genehmigung kriegen, die Gangs einfach abknallen zu dürfen. Und bekommt er diese Genehmigung, dann wird er allerlei Gründe finden, wahllos Gangmitglieder zu erschiessen, eine Begründung wird er dafür immer finden. Du weisst, dass die Regierung korrupt ist, Sakura. Aber du weisst nicht wie abgrundtief verdorben Momochi und seine Leute sind. Sakamoto übrigens auch, du kennst ihn ja.» Was er sagte, traf sie. Momochi war ein schrecklicher Mensch, das wusste sie. Aber wenn Tomcat das so sagte, ein Mensch, der ihrer Meinung nach selber schrecklich war, dann musste es ernst sein. «Ich sage nicht, dass wir ihn vollends stürzen können, aber wir können seinen Sockel ins Wackeln bringen. Wenn du es tust, Cherry Blossom, dann werden wir das unterstützen. Wir werden nichts abstreiten.» «Warum sollte ich dir glauben?», fragte sie ihn. «Ich meine, ihr seid schuld an all dem Mist, der hier passiert. Ich sehe nicht gerade viele Gründe dafür, warum ich euch unterstützen sollte. » Er zuckte mit den Schultern. Der Spott war zurück. «Denk darüber nach, Cherry Blossom. Denk einfach drüber nach. Momochis Umsturz wird längst von anderen Polizisten geplant. Aber es benötigt etwas, was die Sache ins Rollen bringt. Und du hast die Chance dazu.» Er grinste wieder. «Wenn du allerdings irgendetwas tust, was den Jaguar Riots sonst irgendwie schadet, dann kriegen wir dich und du wirst es bereuen. Versprochen, meine Süsse.» Er verbeugte sich spielerisch und wandte sich von ihr ab. «Warum machst du das, Tomcat? Du bist doch gar kein Strassenkind.» Er hielt inne. «Bist du denn eines?» «Nein. Aber du bist nicht unbedingt die Person, von der man erwarten würde, dass sie einer Gang angehört?» «Warum? Weil meine Alten ‘ne Villa in der Sunside haben? Weil ich auf Elite-Schulen gegangen bin? Weil ich Geld habe?» Er lachte trocken. «Man kann auf verschiedene Arten ein beschissenes Leben haben, Cherry Blossom. Das solltest du wissen. Gleichgesinnte müssen nicht unbedingt den gleichen Hintergrund haben.» Und damit verschwand er in der Dunkelheit. Für einen Moment konnte sie sich nicht rühren. Was war denn das jetzt gewesen? Kiba und Shino erzählte sie natürlich sofort von der Begebenheit, was vor allem Kiba fuchsteufelswild machte. «Beim nächsten Mal schreist du einfach so laut du kannst, okay?! Mann, die sind ja echt überall!» Sie erzählte ihnen auch von Tomcats zwielichtiger Bitte. «Das müssen wir mit Shika besprechen, Cherry. Der weiss bestimmt, was zu tun ist.»   «Wie stehen Sie zu den aktuellen Ereignissen in der Stadt, Mr. Uchiha?» Schon als Naomi Ito heute das Gesprächszimmer betreten hatte war ihm aufgefallen, dass sie unruhig war. Ansonsten war sie immer aufmerksam und locker, aber heute spielte sie mit ihrem Kugelschreiber herum und fand keine Sitzposition, die ihr bequem schien. «Ich kann dazu nur sagen, was ich immer gesagt habe: Wenn die Stadt Ruhe von den Gangs will, dann haben sie die Falschen verhaftet.» «Es kümmert Sie nicht?» «Natürlich mache ich mir meine Gedanken. Aber meine Leute sind nicht involviert und ich bin hier. Es ist nicht unser Kampf.» Sie nickte nachdenklich. «Nun, da kann ich Ihnen nicht widersprechen.» «Warum sind Sie so unkonzentriert?», fragte Sasuke direkt. Es war ungewohnt, dass er derjenige war, der Fragen stellte. Ertappt hob sie den Kopf. «Tut mir leid. Ich bin schon etwas zu lange auf den Beinen heute.» «Warum denn?» Sie musterte ihn. Wahrscheinlich überlegte sie sich, was sie gegenüber einem Gefangenen der Strafvollzugsanstalt über sich preisgeben durfte. «Es gab Krawalle ganz in der Nähe meines Apartments. Es war vielleicht drei Uhr nachts, aber seitdem bin ich wach.» «Dann sollten Sie besser nach Hause gehen. Es ist ja schon fast Abend», meinte er. Sie lächelte. «Nein, nein, wir machen da jetzt noch weiter. Haben Sie von der Sendung gehört, die vor kurzer Zeit ausgestrahlt wurde?» «Ich habe sie sogar gesehen.» «Ich muss sagen, da hat das Team ganz schöne Arbeit geleistet. In der Zeitung wurde der Sache trotz der Aufruhr viel Platz gelassen. Kennst du die Beiden? Die, deren Geschichten porträtiert wurden?» Er nickte. «Ja, beide. Wobei ich sie besser kenne als ihn. Ist kompliziert.» «Ist er aus der anderen Gang?» «Richtig.» «Okay. Nun, dann würde ich gerne noch etwas Anderes ansprechen, bevor wir hier fertig sind. Haben Sie das Gefühl, Fortschritte gemacht zu haben?» Er mochte Naomi. Wirklich. Aber diese Fragerei nach Zielen und Fortschritten waren für ihn kompletter Unsinn. Wie soll man denn im Knast Fortschritte machen? Naomi Ito sprach immer von Aggressionsmanagement und «sich zurückhalten können». Ja, er wusste, er war zu impulsiv, zu aggressiv und ein Psychiater hätte bei ihm sowieso ohne zu zögern einen kompletten Dachschaden diagnostiziert. Ihm fehlte es an Motivation, an diesen «Zielen» zu arbeiten, denn was brachte ihm das? Nun, er würde Sakura vielleicht nie mehr wehtun, wenn er sich zusammenreissen konnte. Ja, das war ein guter Grund. Das sehr überzeugende Gegenargument war jedoch folgendes: Er würde sowieso noch eine ganze Weile im Knast sitzen bleiben. Und Sakuras Zukunft würde ohne ihn stattfinden. Warum sollte er es überhaupt versuchen? «Ich probiere es», brummte er, konnte aber nur halbherzig zu dieser Antwort stehen. Das entging Naomi natürlich nicht. «Möchten Sie denn, dass es besser wird?» «Ganz ehrlich? Im Moment kann ich mich nicht dazu aufraffen. Aber es wird schon wieder.» «Was würden Sie denn jetzt gerade gerne machen?» Er schüttelte den Kopf. «Vieles. Aber nichts davon spielt sich hinter diesen Mauern ab.» Naomi wirkte nicht nur müde. Sie wirkte auch so, als wüsste sie selber nicht mehr weiter und das war noch nie vorgekommen. Sasuke tat es leid – sie wollte wirklich nur das Beste für ihn, daran zweifelte er nicht. «Sorry, Miss Ito», murmelte er. «Vielleicht klappt es übermorgen besser. Im Moment kriege ich es nicht hin.» Überrascht hob sie den Kopf. «Ach, ich wollte nicht, dass Sie sich schlecht fühlen, Sasuke. Es liegt nicht an Ihnen, dass ich gerade etwas unpässlich bin. Diese Stadt und all diese krummen Dinge gehen mir im Moment sehr auf die Nerven.» «Kann ich Ihnen nicht verübeln.» Sie seufzte. «Ist es in Ordnung, wenn wir es trotzdem bei dem belassen? Ich denke nicht, dass wir heute noch weiterkommen.» Er war natürlich einverstanden. Sie erhoben sich und als Naomi ihm wie gewohnt die Hand schüttelte meinte sie noch: «Da fällt mir ein: Am Freitag wird auf KCTV wieder zum Thema diskutiert. Sie haben Polizeichef Momochi und noch einige andere eingeladen. Darunter auch das Mädchen, welches schon in der letzten Sendung gesprochen hat. Kennst du sie?» Er nickte. Und wie er sie kannte. «Danke, für die Info. Ich werde es mir auf jeden Fall ansehen.»   Momochi sah noch schlimmer aus, als sie ihn aus Fernsehen und Zeitung in Erinnerung hatte. Er war ein wahrer Muskelberg, sein Gesicht war aber in keinster Weise bullig oder breit, sondern scharfkantig und schlank. Sein Blick war absolut furchteinflössend. Es war kein böser Blick, dafür aber ein eiskalter. So emotionslos aussehen konnte nicht einmal Sasuke. Wenn dieser Sakamoto also schon schlimm war, dann war Momochi eine wesentliche Steigerung. In einer Minute würden sie auf Sendung gehen. Beim letzten Mal war sie nervös gewesen, aber heute fühlte sie sich, als könnte sie jeden Moment explodieren. Was hatte sie sich da nur wieder eingebrockt. Zwei Tage nach dem Gespräch mit Tomcat hatte Haruka sie angerufen und wieder in eine Sendung eingeladen. Als ob ihr das Schicksal zu verstehen geben wollte, dass sie wieder etwas tun musste. Sie war das mit Shikamaru durchgegangen. «Wenn du bereit bist, die möglichen Konsequenzen zu tragen, Sakura… dann werde ich dir dabei nicht im Weg stehen. Der Boss würde mich dafür umbringen, das weiss ich. Aber du bist klug und gut im Reden, deshalb überlasse ich dir diese Entscheidung. Denn ich weiss nicht mehr weiter und wenn das unsere Chance ist und du bereit dazu bist… dann tu es», hatte er gesagt. Während also das Gespräch begann und wieder dieses und jenes über die Gangs und den derzeitigen Umgang mit der Problematik diskutiert wurde. Aufmerksam hörte sie zu, gab dort Antwort, wo sie gefragt wurde. Momochi wirkte ihr gegenüber neutral, jedoch spürte sie unter der Oberfläche seine offensichtliche Abneigung und das noch viel stärker als bei Sakamoto. Haruka führte das Gespräch gekonnt wie eh und je und irgendwann gelangten sie dann auch an den Punkt an, dem sie auf die Riots zu sprechen kam. «Ich weiss, Sie haben in der Presse schon öfters Stellung dazu genommen, Mr. Momochi. Trotzdem möchte ich sie für das Verständnis unserer Zuschauer noch einmal fragen: Wie konnte es dazu kommen, dass die Jaguar Riots derart die Überhand gewinnen konnten?» Momochi liess sich nicht anmerken, wie sehr er diese Frage satt hatte. «Nun, die Jaguar Riots waren bis vor dieser Zeit mit einer Zahl von etwa siebzig Personen unterwegs, auf diese waren wir eingestellt. Von der enormen Mobilisation im Untergrund wusste niemand. Zudem…», er wies mit der Hand auf Sakura, «... hat uns Miss Haruno dies doch bereits im vorgängigen Gespräch erläutert: Gangs arbeiten strategisch. Es handelt sich dabei oft nicht um simple Mobs, die man leicht zurückdrängen kann. Sie kennen die Stadt wie ihre Westentasche, haben eine Vielzahl an Schlupflöchern. Unseren Officers ist es zusätzlich nicht erlaubt, einfach zu schiessen. Um die Dienstwaffe zücken und benutzen zu können, müssen bestimmte Sachverhalte gegeben sein. Ich bin ganz ehrlich mit ihnen: Diese Restriktionen lassen uns nur wenig Möglichkeiten übrig.» Er will die Genehmigung, wahllos auf Gangmitglieder schiessen zu können, schossen Sakura Tomcats Worte durch den Kopf. Er wollte die Freiheit, willkürlich Menschen abzuknallen, ohne bestraft zu werden. «Wie sollen wir eine wilde Meute aufhalten, wenn wir nicht all unsere Geschütze auffahren können? Mit Wasserwerfern kommt man nicht allzu weit, wenn der Gegner im Besitz von Waffen ist. Im Moment arbeiten wir auch intensiv mit Gummischrot und versuchen, mehr Militär aufzubieten. Wir nutzen die gegebenen Möglichkeiten voll aus.» Er sah zu Haruka. «Wir können nicht mehr tun, als es bereits der Fall ist.» «Sie sagen, dass die Gangs die Strassen wie ihre Westentasche kennen. Vielleicht gäbe es eine Möglichkeit, mithilfe von den anderen Gangs an genauere Informationen zu kommen?» Inoue stellte diese Aussage ganz locker in den Raum. Deshalb wurde ihr auch erst nach einigem Nachdenken bewusst, was das bedeuten würde – die Polizei würde mit den Gangs kooperieren. «Ich halte das für keine besonders gute Idee. Auch die Kurama Foxes und die Taka Snakes sind der Polizei nicht wohlgesinnt. Ich zweifle daran, dass eine Kooperation möglich wäre.» Da musste Sakura Momochi sogar Recht geben. Nichtsdestotrotz überraschte sie Inoue mit diesem Einfall. «Nun, ich frage mich bei dem ganzen nur, wie wir jemals weiterkommen sollen? Hier findet ein konstantes Gegeneinander statt. Ist der eine Gegner aus dem Weg geräumt, kommt der nächste an die Reihe. Ist unser Endziel denn nicht, dass in dieser Stadt wieder Ruhe und Ordnung herrscht? Warum zu stolz sein, um zu kooperieren? Vielleicht ist das hier und jetzt der Moment, endlich diese Feindbilder abzulegen.» Sakura hatte Inoue aufmerksam zugehört. Und er hatte Recht. Wenn sie zusammenarbeiten würden, gäbe es Möglichkeiten, endlich miteinander zu reden. «Ich finde, dass an der Idee etwas dran ist, Mr. Inoue», sagte sie. «Jedoch kann ich mir nicht vorstellen, dass sich die Kuramas oder Takas darauf einlassen würden. Geben sie sich als Gangmitglieder zu erkennen, werden sie einen gerichtlichen Prozess zu befürchten haben. Es wäre, als würden sie sich selber vor ein Auto werfen.» «Nichts als rechtmässig wäre das», fügte Momochi an und in Sakura stieg Wut auf. Aber sie musste sich jetzt kontrollieren. «Finden Sie?», fragte ihn Sakura direkt. Er nickte voller Überzeugung. War das der Moment, um die Bombe platzen zu lassen? «Absolut. Die Gangs haben gegen das Gesetz verstossen und unschuldige Leute in ihre Machenschaften mit reingezogen. Sich dafür zu verantworten wäre das Mindeste.» Es war soweit. Definitiv. Die Doppelmoral dieses Mannes machte sie wahnsinnig. Und deshalb tat sie es, auch wenn es sie ihren Kopf kosten konnte. Aber sie hatte genug. «Sie sprechen von Verantwortung und von Gesetzesbrüchen. Deshalb möchte ich Sie jetzt etwas fragen, Mr. Momochi: Warum haben Sie mit den Jaguar Riots zusammengearbeitet, um die Leader der Kuramas und Takas zu schnappen?» Sie fragte das nicht vorwurfsvoll, sondern liess es wie eine ehrliche Frage klingen. Als ob jeder Zuschauer über Momochis Machenschaften Bescheid wüsste. Schlagartig verstummte die Runde und das Publikum gleich mit dazu. Konohas Blicke ruhten auf ihr und Momochi. Im Studio hätte man eine Nadel zu Boden fallen hören können. «Was haben Sie gesagt?», fragte Momochi. Seine Stimme wirkte bedrohlich, aber er blieb nach wie vor ruhig. Sakura kostete es all ihre Kraft, besonnen zu bleiben. «Warum Sie mit den Jaguar Riots zusammengearbeitet haben.» Sie richtete sich an die gesamte Runde. «Das mag vielleicht für Sie sehr unwahrscheinlich klingen, aber die Jaguar Riots haben die beiden Kinder verschleppt. Die Kinder, wegen derer Entführung Sasuke Uchiha und Naruto Uzumaki unter anderem im Gefängnis sitzen. Es waren nicht die Kuramas und nicht die Takas. Es waren die Riots. An jenem Abend hat die Polizei mit den Riots kooperiert, einer Gang, die zwei Kinder gewaltsam ihren Eltern entrissen und misshandelt hat.» Nun war die Katze aus dem Sack. Wahrscheinlich würde sie jetzt wegen Rufschädigung angezeigt werden. Es war ihr egal. Die Wahrheit war es wert gewesen. Nach einer Pause voller betretenem Schweigen richtete sich Momochi auf. Sein stechender Blick hätte sie getötet, wenn das möglich gewesen wäre. «Ich muss schon sagen, dass ich Ihre Anschuldigungen eine Unverschämtheit finde, Miss Haruno. Natürlich würden Sie alles in ihrer Macht Stehende tun, um Ihre Freunde zu entlasten. Aber dass sie zu solchen Mitteln greifen zeigt nur, aus welchem Lager sie kommen. Ich habe sie für schlauer gehalten.» Haruka schien das erste Mal in ihrer Karriere überfordert zu sein. «Nun vielleicht sollten wir…» «Nein, Miss Ichinose, das interessiert mich jetzt», meinte Inoue. «Wie kommen Sie dazu, Miss Haruno?» Er klang nicht irgendwie misstrauisch, sondern neugierig. «Viele andere haben es gesehen. Aber weil es sich um Gangs handelt, glaubt ihnen natürlich niemand.».» «Warum sollte die Gang, mit der ich zusammengearbeitet haben soll, nun gegen uns kämpfen?» «Weil sie sie unterschätzt haben. Ganz einfach. Ich sage es gerne noch einmal, Gangs arbeiten strategisch, Mr. Momochi. Sie haben mich vorhin doch so schön zitiert. Und damit haben sie nicht gerechnet. Aber die Riots sind nicht einfach eine Gang, die überleben will. Sie streben viel grössere Dinge an, von denen Sie sich fürchten sollten. Und wenn das nicht gestoppt werden kann, wird das für Konoha böse enden.» «Haben Sie Beweise für Ihre Anschuldigungen? Ansonsten wird Ihnen diese Rufschädigung teuer zu stehen kommen, Miss.» «Nur Augenzeugen, die sich hier aber nicht melden werden, weil Sie sonst weggesperrt werden. Mir geht es einzig und allein darum, dass Konoha hört, was wirklich los ist. Verklagen Sie mich, es spielt für mich keine Rolle mehr.» «Dann wissen Sie ja, was auf sie zukommt», meinte Momochi kühl. «Ich denke, dass wir die Sendung hier abbrechen müssen», meinte Haruka. Mit dieser Stimmung würden sie nirgendwo mehr hinkommen. «Moment!», ertönte es plötzlich aus dem Publikum. Sakura suchte nach der Person und entdeckte tatsächlich Kakashi Hatake. Was machte er denn hier? Ihn hatte sie bestimmt seit Monaten nicht mehr gesehen. Es war der Augenblick, in dem Momochi unruhig wurde. Haruka wies ein Helfer an, Hatake ein Mikrofon zu reichen. «Möchten Sie etwas dazu beitragen?» Hatake nickte. «Ich bin heute als Sicherheitsbeauftragter für unseren Polizeichef da. Seit seiner Einsetzung ins Amt arbeite ich in seinem engeren Kreis.» Momochi hielt sich nicht dafür, etwas zu sagen, hätte ihn das doch nur verdächtiger gemacht. «Ich habe lange geschwiegen, aber ich denke, dass es Zeit ist, diesen Wahnsinn zu beenden. Was Miss Haruno gesagt hat, ist wahr. Die Polizei unter Momochi hat mit den Riots in kriminellen Machenschaften kooperiert, jedoch waren sie uns schon damals zehn Schritte voraus.» Das Publikum kam kaum mehr mit und sass nur noch mit offenen Mündern da. «Hatake, was redest du da für einen Unsinn?», fragte Momochi. «Du hast keine Chance mehr, Chief. Andere werden auch aussagen, jetzt, da ich es getan habe. Ich bin nicht der Einzige, der genug hat. Im Kampf da draussen sind viele unserer Kollegen involviert und bald werden wir selbst es sein. Mr. Inoue und Miss Haruno haben recht. Es ist genug. Zeit, das Problem neu anzugehen.» Und damit endete die Übertragung.   Fast die gesamte Bewohnerschaft des Blocks sass im Aufenthaltsraum mit offenem Mund vor dem einen Fernseher. Sogar die Wärter konnten es nicht lassen einen Blick auf den Bildschirm zu erhaschen. «Hat dieses kleine Mädchen gerade den Polizeichef angeschwärzt?», fragte Makoto, der Steuerhinterzieher. «Ich meine, das sieht schlecht für ihn aus.» «Der kann einpacken», brummte Ryo, ein mehrfacher Drogenschmuggler. «So schnell kann es gehen.» «Und ihr kennt die, Big Fox?», fragte Makoto. Naruto nickte stolz. «Kommt aus unserer Ecke.» Die anderen klopften ihm lobend auf die Schulter. Sasuke hörte nur mit halbem Ohr zu. Er liess in seinen Gedanken noch einmal das ganze Gespräch Revue passieren. Und selbst nach dem dritten Versuch konnte er es immer noch nicht fassen. Dass sie den Mut dazu aufgebracht hatte… ihr waren die möglichen Konsequenzen von dieser Aussage bewusst gewesen und trotzdem hatte sie es getan. Und Hatakes Anwesenheit, war der beste Zufall gewesen, den er seit langer Zeit erlebt hatte. Er wusste nicht warum, aber er spürte sein Herz wie wild gegen seinen Brustkorb hämmern. Seine Hand glitt ins eine Hosentasche zu dem zerfledderten Brief. Er würde ihn heute noch einige Male durchlesen, das wusste er. Auch wenn er ihn schon beinahe auswendig konnte.   «Da hast du dir aber wirklich die Richtige ausgesucht, Tomcat!», rief Crow anerkennend seinem Second-in-Command zu. «Momochi wurde gerade eben der Boden unter den Füssen weggezogen. Aber mit Hatake hast du nicht gerechnet, was?» «Hätte nicht gedacht, dass ihr der Zufall so in die Hände spielen würde», meinte dieser und nippte an einem Glas Champagner. «Ich habe ja gehofft, dass ihr keiner glauben würde. Hätte trotzdem genug Verwirrung gestiftet und sie wäre weg vom Fenster gewesen. Wie geht es jetzt weiter?» Crow zuckte mit den Schultern. «Wir nutzen die Gunst der Stunde. Was gerade passiert ist, wird vermutlich auch den Kuramas zu Gute kommen, mit ein wenig Glück nicht allzu sehr.» «Was dieser andere vorgeschlagen hat käme uns ganz schön in die Quere, oder?», fragte Miranda. Crow erhob sich. «Das kann ich nicht abstreiten.» Er ging zu Hinata und nahm sie bei der Hand, sie folgte ihm ohne zu zögern nach oben. «Dir scheint das alles nicht besonders zu gefallen, oder?», fragte er. Crow hatte eine beeindruckende Beobachtungsgabe. Es war, als hätte er immer alles und jeden im Blick, ohne dass man nur die leiseste Spur davon mitbekam. «Ich möchte nicht, dass Zivilisten verletzt werden. Das hier geht schon zu lange, Ayato. Dieses Blutbad ist unerträglich.» Ayatos Miene blieb ausdruckslos. «Manchmal muss etwas Schlimmes geschehen, damit sich etwas ändert. Die Zustände in dieser Stadt können so nicht mehr weitergehen. Und mit Diplomatie kommt man gegen Korruption nicht an. Glaubst du, mir macht es Spass, zuzusehen wie meine Leute sterben? Sicher nicht. Aber sie haben sich dazu bereiterklärt. Ich zwinge niemanden in den Kampf, das weisst du, Hinata.» «Ja. Und trotzdem fällt es mir schwer, in all dem den eigentlichen Sinn im Auge zu behalten.» Er nickte. «Das verstehe ich. Ich kann dir nur eins sagen: Die Steine wurden ins Rollen gebracht. Etwas wird sich etwas ändern. Nur gibt es verschiedene Wege, wie das passieren kann.» Sie drückte seine Hand und rief sich das in Erinnerung, was ihr immer half: Das hier hatte alles einen Sinn. Auch wenn er jetzt noch nicht ersichtlich war.   Die Sache schlug Wellen, hohe Wellen. Zabuza Momochi wurde sofort in Untersuchungshaft genommen. Der Fall musste neu aufgerollt werden. Das sollte die Gefängnisstrafe der Jungs wenigstens ein bisschen verkürzen. Die beiden würden bestimmt wieder aussagen müssen und dieses Mal wurde der Prozess nicht mit von Momochi ausgewählten Richtern durchgeführt. Die Riots fuhren indes alle Geschütze auf und deshalb konnte sich Sakura nicht über den Erfolg mit Momochi freuen. Sie fühlte sich, als hätte sie damit Öl ins Feuer gegossen, auch wenn sie es nicht bereute. Aber in ihrem Kopf hörte sie immer und immer wieder diese Stimme, die ihr in Erinnerung rief, dass sie damit den Riots geholfen hatte. Weder die Kuramas noch die Takas waren wütend auf sie, im Gegenteil. Und trotzdem fühlte sie sich schlecht. Die Situation in Konoha spitzte sich zu und aufgrund des Durcheinanders im Polizeidepartement zu. Parallel zu den Kämpfen lief nun Momochis Prozess und die Wahl seines Ersatzes – möglicherweise gelangten sie vom Regen in die Traufe, wenn zum Beispiel jemand wie Sakamoto gewählt würde. Die Zustände in den Strassen waren prekär, die Leute verängstigt, die Polizei am Anschlag. Sakura kam es wie ein präapokalyptisches Szenario vor, die Furcht der Leute war in der Stadt deutlich zu spüren. Konoha, der summende Bienenstock, war verstummt. Schulen mussten Transporte mit Bussen für ihre Schüler organisieren und das in einer Stadt mit einem der besten öffentlichen Verkehrssysteme im Land. Viele Arbeitnehmer, die es sich leisten konnten nahmen unbezahlten Urlaub oder fuhren an den Wochenenden weg, damit sie ausserhalb der Gefahrenzone waren. Viele Immobilienbüros bekamen Anfragen für Umzüge aus der Stadt hinaus. Es sah so aus, als kämen die Riots ihrem Ziel näher. Sakura hätte nie für möglich gehalten, dass sie zu einer solch starken Macht werden würden. Doch Polizei und Militär waren überfordert, so viel hatte sie erkannt. Eine Woche nach dem Gespräch, am Freitag, war Sakura im Toad’s und half Sai, die Bar zu schmeissen. Jiraiya hatte einen Arzttermin und die anderen Jungs waren unterwegs. Es war nicht viel los, kurz nach Mittag sassen nur einige Strassenarbeiter und zwei weitere Herren an den Tischen. Der Fernseher lief und Sakura trocknete gerade Gläser ab, während Sai eine der Kaffeemaschinen reinigte. Seit einiger Zeit verfolgte sie die Nachrichten aufmerksam, da sie auch immer noch auf die Prozessergebnisse von Momochi warteten. Sai füllte in dieser Zeit die Getränkeschubladen auf und brachte das Leergut in den Hinterhof. Gerade, als er wieder zurückkam, wurden Nachrichten gesendet. Sie waren nicht die Einzigen, deren Blicke nun interessiert zu dem Bildschirm wanderten. KCTV sendete ausserhalb der normalen Nachrichtenzeiten, das kam in letzter Zeit andauernd vor. Doch dieses Mal war es nicht wegen einem erneuten Überfall oder einem neuen Schlagabtausch der Riots und der Polizei. Nein, dieses Mal wurde der Downtownt Square gezeigt. Draussen war das Wetter schlecht, es regnete seit zwei Tagen, nachdem sie eine durchgehend warme und sonnige Woche verbracht hatten. Und trotz des Regenfalls waren auf dem Platz Menschen versammelt. Es waren nicht nur ein paar Fussgänger, so wie es an normalen Tagen in normalen Zeiten der Fall gewesen wäre. Nein, der Platz war voll mit Leuten, es mussten an die Zweihundert sein. Sie hielten Schilder hoch – eine Demonstration. Nun wurden Nahaufnahmen von den Schildern gezeigt. Darauf zu sehen waren Slogans wie «Wenn ihr nicht mehr könnt, lasst euch helfen!», «Kooperation statt Resignation», «Die Gangs können helfen». Das auffälligste Banner war eine, auf dem mit grossen blauen Lettern «Free the Gangs!» geschrieben stand. Sakura konnte zuerst nicht richtig glauben, was hier geschrieben stand. Wollen diese Leute tatsächlich die Kooperation mit den Gangs?! Konnte es sein, dass Mr. Inoue nicht der Einzige war, der diese Idee gut fand? Reporter vor Ort interviewten die Demonstranten, es waren allesamt Zivilisten. Ein Reporter fragte eine Frau in ihren Dreissigern, warum sie die Kooperation mit Gangs vorschlugen. «In Konoha geht alles den Bach runter. Ich bin überzeugt, dass die Kurama Foxes und Taka Snakes uns helfen würden, diese Riots zurückzudrängen, wenn der Staat endlich aufhört, sie wie Untermenschen zu behandeln. Diese jungen Menschen haben Fähigkeiten und man sollte sie nutzen und fördern, anstatt sie einfach zu unterdrücken.» Ein Mann neben der Frau meldete sich zu Wort. «Die Gangs haben auch viele schlechte Sachen gemacht, das ist so. Aber wir befinden uns hier in einer Sackgasse und es wird Zeit, einander mehr zuzuhören und Chancen zu geben. Ich glaube nicht daran, dass all diese jungen Menschen einfach böse sind. Es wurde ja oft genug gesagt, dass sie gerade wegen dem schlechten System auf die schiefe Bahn gelangt sind. Deshalb haben wir eine Bitte: Lasst euch helfen und redet miteinander. Gangs kennen Gangs – ich denke, sie sind unsere beste Chance!» Sakura war sprachlos. Sai neben ihr erging es genau gleich. Es passierte etwas, etwas Grosses. Und sie waren nicht die Einzigen, die von dieser Aufforderung mitbekamen. In den nächsten Tagen blieben die Aktivisten dabei und standen jeden Tag auf dem Downtown Square, um ihre Botschaft an eine breite Masse zu bringen. Die Zeitungen berichteten, im Internet war davon zu lesen. Auf Socialmedia-Plattformen wie Twitter, Facebook und Instagram erschienen Videos, Botschaften, Stellungnahmen, alle unter #freethegangs. Nach vier Tagen schien es den Riots jedoch zu reichen. Es war Dienstag und Sakura verbrachte ihre Zeit damit, sich an Jiraiyas Computer Prospekte von Hochschulen und ihren verschiedenen Studiengängen anzusehen, wobei sie wirklich sagen musste, dass sich ihre Begeisterung überall in Grenzen hielt. Fast jede Schule hatte für die interessanteren Studiengänge aufwändige Zulassungsverfahren und überall sah sie nur eines: Lernen, lernen, lernen. Wie sie es im Moment satthatte, zu lernen. Jedenfalls wurde ihre Recherche von Shikamaru unterbrochen, welcher für seine Verhältnisse ziemlich aufgeregt ins Büro stürmte. «Die Riots sind auf dem Square und bedrohen die Demonstranten», schoss es aus ihm heraus. Ich habe gerade mit Pain telefoniert, wir treten in Aktion.» Nun, das kam wirklich überraschend. «Wir wollen den Leuten zeigen, dass die Demonstranten recht haben. Dass wir ein Interesse daran haben, dass die Riots verschwinden und wieder Ruhe einkehrt. Kommst du mit?» «Wird es ein Battle geben?» Shikamaru zuckte mit den Schultern. «Kaum. Wir werden das friedlich zu regeln versuchen, nehmen aber sicher Waffen mit.» «Und wenn die Polizei…» «Wir haben beschlossen, dass wir es riskieren müssen. Wenn wir uns immer verstecken, werden wir nichts erreichen.» Da hatte er Recht. Es wurde Zeit. Und das war die Gelegenheit. Im Hinterhof hatten sie bereits die Jungs versammelt, allesamt zogen sie sich Tücher über Mund und Nase, damit man sie nicht erkannte. Kiba streckte ihr ein schwarzes Bandana hin. «Willst du auch?» Sakura schüttelte den Kopf. «Nein. Mich kennt man schon nur wegen der Haare. Das bringt nichts, mach vielleicht sogar eher einen falschen Eindruck, aber danke.» «Alles klar.» Es war warm, trotzdem sah es nach einem Sommergewitter aus. Am Himmel sammelten sich schwarze Wolken. Sakura schwang sich wie gewohnt hinter Kiba auf seine Maschine. «Die anderen werden zu uns stossen, dazu konnten wir noch etwa zehn Outers mobilisieren. Dasselbe gilt für die Takas. Damit sind wir in der Überzahl. Die Riots haben nicht allzu viele geschickt, da sie nicht mit uns rechnen», informierte Shikamaru. «Bereit?»   Sie erreichten den Square eine Viertelstunde später, die anderen Kuramas waren bereits fast alle zu ihnen gestossen. Natürlich machten die Leute nicht schlecht Augen, als sie nach dieser langen Pause wieder Kuramas in dieser Zahl zu Gesicht bekamen, doch die Reaktionen waren anders, als sie es noch vor einem halben Jahr gewesen wären. Erleichterung zeigte sich in den Gesichtern der Aktivisten. Viele schienen grosse Angst zu haben, das war aber auch kein Wunder. Die Riots schauten ganz schön dumm aus der Wäsche. Die Aktivisten hatten ihren Protest auch nach Androhungen nicht aufgegeben und den Riots war der Kragen kurz vorm Platzen. Sakura konnte sich schon ausrechnen, dass sie die Aktivisten gerne möglichst friedlich zum Gehen gebracht hätten, doch das hatte nicht geklappt. Sie hatten ihre Waffen bereit und würden bald mit roher Gewalt ihren Kopf durchzusetzen versuchen, sie kamen also gerade richtig. Nun hatten sie sich kreisförmig um die Demonstranten aufgestellt, damit niemand abhauen konnte und die Kuramas positionierten sich so, dass möglichst jeder der Riots ein Kurama-Gegenüber hatte. Falls sie auf dumme Ideen kamen, konnte man so eingreifen. Shikamaru hielt auf dem Square an und rief laut: «Zeit zu gehen, Riots! Lasst diese Leute in Ruhe!» «Und warum sollten wir? Wir haben nur ein Interesse und zwar, dass diese Leute hier verschwinden. Und ihr solltet euch auch schleunigst wieder in eurer Loch verkriechen.» Er packte eine junge Frau aus der Gruppe und hielt ihr sein Messer an die Kehle. Die Frau konnte vor lauter Panik nicht einmal aufschreien. Dafür zitterte sie am ganzen Körper. «Lass sie auf der Stelle los», meinte Shikamaru ruhig. Der Riot lachte. «Und was willst du tun?» Shikamaru zuckte mit den Schultern. «Ich? Ich tue gar nichts.» Im nächsten Moment bohrte sich ein Messer in den Oberarm des Riot und Temari, Gaara und Neji kamen auf ihren Maschinen angeschossen. Das Messer stammte von Tenten, die zu Fuss angerannt kam, da es vom Motorrad aus schwer war, so einen sauberen Wurf hinzulegen. Der Riot stöhnte und der Kreis ihrer Feinde schloss sich enger um die Aktivisten. «Wir haben all diese Geiseln, die könnt ihr nicht alle retten.» Shikamaru grinste. So hatte sie ihn schon lange nicht mehr gesehen. «Lass mich zählen: Ihr seid an die vierzig. Wir sind fast dreissig und mit diesen Menschen sind wir über zweihundert. Ich denke, das sollte reichen.» «Wenn sich einer von euch rührt», zischte der anscheinende Anführer dieser Mission in Richtung der Leute, «werden wir feuern und zwar willkürlich, verstanden?!» Kiba schüttelte den Kopf. «Crow hat echt nicht mit uns gerechnet. Sonst hätte er das Kommando nicht einem solchen Vollidioten gegeben.» In diesem Moment löste sich ein Kind aus der grossen Gruppe. Unter den Leuten waren vermutlich nicht nur Aktivisten, sondern auch Unbeteiligte. Die Mutter des Kindes schrie auf, als es voller Panik über den Square davonlaufen wollte und ein Riot den Lauf seines Gewehres auf den kleinen Jungen richtete. «Du kommst mir nicht davon!» Sakura war so erschrocken, dass sie das Geräusch von nahenden Motorrädern überhörte. Bevor der Riot abgedrückt hatte, war ein Motorrad in Sichtweite gekommen. Der Fahrer packte den Jungen im Vorbeifahren. Ehe der Riot es sich versah, schossen zwanzig weitere Motorräder auf den Platz und umzingelten nun mit ihnen die Riots – die Takas waren da. «Wurde auch Zeit», brummte Shikamaru. Es war Deidara, der den kleinen, verängstigten Jungen auf dem Arm hatte und nun von seinem Motorrad stieg. Der Junge klammerte sich richtiggehend an ihm fest und Deidara tätschelte ihm etwas hilflos den Kopf. Er blieb mit dem Kind in sicherer Entfernung stehen. «So, genug mit dem Scheiss jetzt», brüllte Hidan genervt. «Haut endlich ab und wenn ihr ein Problem habt, dann soll euer feiger Leader kommen.» «Hidan, beruhige dich», brummte Pain. Die Demonstranten schauten alle ziemlich verwirrt aus, in einer Mischung aus Angst und Ungläubigkeit. Und Pain zog mit seinen Piercings natürlich einige Blicke auf sich. Neben ihm stand Konan, etwas weiterhinten erkannte sie Suigetsu, Karin und die restliche Taka- Innerschaft, mit einigen Outers. Tayuya und Saara waren auch dabei, aber besonders Erstere versuchte sie einfach zu ignorieren. «Geht und es passiert nichts», sagte Pain ruhig. Die Riots sahen sich an. Sie waren in dieser Kombination eindeutig am kürzeren Hebel. Ober ihnen ertönte ohrenbetäubendes Donnergrollen, der Himmel war inzwischen richtig dunkelgrau. Ohne weitere Worte rappelten sie sich auf, sprangen auf ihre Maschinen und verliessen so schnell es ging den Platz. Zurück blieben Kuramas und Takas. Deidara stieg von seiner Maschine, das verängstigte Kind klammerte sich immer noch an ihn, weshalb er es zu seiner Mutter zurücktrug. Diese fiel ihm vor Dankbarkeit um den Hals, worauf Deidara ziemlich perplex aus der Wäsche schaute. Sakura musste sich das Lachen verkneifen. «Ist die Polizei unterwegs?», fragte Shika einen der Demonstranten, dieser nickte. «Irgendjemand wird sie verständigt haben und wenn nicht, werden sie trotzdem in Kürze hier sein. Sowas entgeht ihnen bestimmt nicht.» «Gut, dann nichts wie weg!», meinte Shikamaru zu den anderen. «Vielen Dank!», ertönte es von vielen Leuten. Eine Frau trat hervor, es war diejenige, die auch im Fernsehen interviewt worden war. «Wärt ihr bereit, zu kooperieren, wenn man euch lässt?», fragte sie ganz direkt. «Würdet ihr mit der Polizei gegen diese Riots vorgehen?» Shikamaru drehte sich um und schien zu überlegen. «Da brauchen wir aber einen guten Deal. Wir haben auch keine Lust mehr auf das Theater mit den Riots, aber die Polizei will uns nicht auf freiem Fuss sehen. Deshalb könnte das schwierig werden.» Die Frau lächelte. «Das reicht uns schon. Wir wollen erreichen, dass man euch noch eine Chance gibt. Gibt es in euren Reihen eine Kontaktperson?» Sakura trat hervor. Das war nun ihr Job. «Das wäre dann wohl ich.» Ein Raunen ging durch die Leute, erst jetzt bemerkten sie Sakura und schienen sie auch sogleich als die «Gang-Sprecherin» einordnen zu können. Sie schrieb ihre Handynummer auf ein Stück Papier auf einem Klemmbrett, welches die Frau ihr reichte. «Falls Sie es irgendwann so weit bringen, hören wir uns ein allfälliger Vorschlag der Polizei gerne an.» «Danke!», die Leute lächelten sie freundlich an. Es schien, als befanden sich die Ansichten von Konohas Zivilbevölkerung im Wandel. Einige Jungs schauten ganz verlegen zu Boden, Dankbarkeit und Wertschätzung waren sie sich überhaupt nicht gewohnt. «Wir haben zu danken», meinte Sakura. Sie spürte die ersten Regentropfen auf ihrer Haut. Aus der Ferne waren nun Polizeisirenen zu hören. Und so schnell wie sie gekommen waren, so schnell waren sie auch schon wieder weg. Sakura hatte ein gutes Gefühl. Sie waren auf einem Weg. Ob es der richtige war, wusste sie noch nicht. Aber das spielte keine Rolle. Etwas tat sich.   Die Aufnahmen des Szenarios waren von schlechter Qualität und mit Handykameras aufgenommen worden. Jedoch erkannten Naruto und Sasuke genug, um ihre Leute ausmachen zu können, die die Riots von dem Platz vertrieben. Für Sasuke war es schön zu wissen, dass seine Gang auch ohne ihn zurechtkam. Nicht, dass er daran gezweifelt hätte. Er glaubte allerdings nicht an den Erfolg von einer Kooperation mit der Polizei. Das klang vielleicht etwas schwarzmalerisch, aber er konnte sich kaum einen neuen Polizeipräsidenten vorstellen, der es gut mit den Gangs meinte. Schön wäre es, aber utopisch. So viel Glück konnten sie nicht haben. Sakura war heute auch auf dem Square gewesen. Wie es ihr wohl ging? In letzter Zeit wünschte er sich immer mehr, sie noch einmal sehen zu können. Es waren mehr als zwei Monate vergangen und es machte ihn verrückt, sie nicht sehen zu können. Er hatte Angst, Details zu vergessen. Die feinen, fast nicht sichtbaren Sommersprossen auf ihrer Nase zum Beispiel. Oder ihre Augenbrauen, die ihre Mimik immer so süss untermalten. Ihre schmalen Handgelenke, die er so leicht mit seinen Händen umfassen konnte. Selbst ihre Fingernägel, an denen sie beim Denken immer herumkaute. Er wollte nichts an ihr vergessen. Das klang so verdammt dämlich, wenn er sich das genau überlegte. Er hatte Rührseligkeiten und Kitsch nie gemocht. Aber irgendwie kamen ihm in letzter Zeit andauernd solche Gedanken. Er hatte in diesem Gefängnis zu viel Zeit zum Denken, obwohl sie andauernd an irgendwelchen Aktivitäten teilnehmen mussten. Vorbereitung zur Reintegration. Was für ein Witz. Reintegriert würde er noch lange nicht werden. Aber er machte brav mit. Er wollte nicht mehr rebellieren. Genau genommen wusste er überhaupt nicht mehr, was er wollte. Naomi sagte, dass das ein Prozess sei, der durch dieses «kritische Lebensereignis», also die Einweisung in die Strafvollzugsanstalt, hervorgerufen worden sei. Nun mache er sich Gedanken, was er wirklich wolle. Seine Meinung nach war es dafür aber zu spät. Was brachte es ihm jetzt noch, wenn er das herausfand? Beinahe hätte er den Fernseher ausgeschaltet, doch anscheinend gab es noch etwas, was sie interessieren könnte. «…der Wahl des Polizeipräsidiums. Vor zehn Minuten wurden die Resultate bekannt gegeben. Wir haben nun einen neuen Präsidenten, sein Name ist Chief Kakashi Hatake. Er war unter anderem an der Aufklärung von Zabuza Momochis Gesetzesbrüchen beteiligt. Hatake wird bereits ab morgen in sein Amt eingewiesen werden. Laut eigenen Aussagen, aufgrund derer er unter anderem gewählt wurde, wird er so bald als möglich mit neuer Strategie an die Problematik in Konoha herangehen. Wir sind gespannt.» Sasuke musste sich verhört haben. Hatake?! «Ich fass es nicht», hörte er Naruto unter sich. «Das ist ja der Wahnsinn!» Sasuke fasste sich ungläubig an den Kopf. Er nahm zurück, was er vorhin gedacht hatte. Man konnte Glück haben. Und ja, vielleicht konnte eine Kooperation mit Hatake gelingen.   Jubel, lauter Jubel um sie herum. Sakura musste lachen. Es war zu schön um wahr zu sein. Kakashi war Polizeipräsident. In ihrer scheinbar ausweglosen Situation gab es plötzlich wieder ein Lichtblick – kein Verrückter mehr an der Macht. Vielleicht war er bereit, den Gangs eine Chance zu geben, sich zu beweisen. Kakashi war immer korrekt gewesen, wenn es um wichtige Dinge ging, bei den Gangs hatte er ab und an ein Auge zugedrückt, solange sie es untereinander geregelt hatten. Aber sie zweifelte nicht daran, dass er ein gerechter und guter Präsident werden würde. Vielleicht war das ein Anfang. Vielleicht gab es tatsächlich noch eine Chance für sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)