Konoha Gangs II: Game On von ximi (Das Spiel hat gerade erst begonnen) ================================================================================ Kapitel 11: Das Haus mit den blauen Läden ----------------------------------------- Wie ein seidenes Sternentuch lag der Nachthimmel über ihnen, ruhig und leuchtend, während sie die nahezu leeren Landstrassen entlang brausten. Es war anders, als in Konoha und seiner Umgebung. Hier durchschnitt die Strasse die Landschaft nicht einfach so, sondern wandte und schlängelte sich mit ihr, ohne sie in irgend einer Weise zu zerstören. Zwischen den Ortschaften lagen oft mehrere Kilometer Land, das grösstenteils von Wäldern oder Feldern überzogen war und somit einen starken Kontrast zu der dicht bebauten Stadt und Stadtumgebung darstellte. Sakura war schon froh, dass sie sich so dick angezogen hatte, denn wenn es dunkel wurde, dann sanken die Temperaturen schon ein wenig tiefer, besonders bei dem Fahrtwind auf dem Motorrad. Während sie so hinter ihm sass, hatte sie viel Zeit, um ihre Gedanken zu ordnen. Sie erinnerte sich, wie er sie vorhin im Toad’s mit diesem Blick gemustert hatte und jetzt wusste sie auch, warum. Es war kein blosser Zufall gewesen, nein, er hatte über genau dieses Vorhaben hier nachgedacht. Und darüber, ob er sie mitnehmen sollte oder nicht. Gerne hätte sie gewusst, was ihn dazu veranlasst hatte, mitten in der Woche an einem Abend so spontan zu seinem alten zu Hause aufzubrechen. Aber für Fragen blieb noch genug Zeit. Und die würde sie stellen, denn dazu hatte sie schlicht und einfach das Recht. Nachdem er sie so schlecht behandelt hatte und sie ihm trotzdem kompromisslos ihre Hilfe angeboten hatte, schuldete er ihr eigentlich alle Antworten, die sie dazu haben wollte. Und irgendetwas sagte ihr, dass er diese Schuld auch ohne grossen Widerstand begleichen würde. Er musste einen Grund haben, warum er ausgerechnet sie auf diese, für ihn bestimmt sehr wichtige Reise mitnahm. Ungeachtet dessen, was vor einigen Monaten geschehen war, wollte sie ihm immer noch helfen, seine Vergangenheit und den Tod seines Bruders zu bewältigen. So etwas konnte sie nicht einfach abhaken. Es gab viel zu sagen, aber sie wusste nicht, inwiefern sie bezüglich seiner groben Art ihr gegenüber an ihn rankommen würde. Aber das war jetzt nichts, worüber sie sich den Kopf zerbrechen wollte. Am besten war es jetzt, die nächtliche Fahrt und die frische Luft hier draussen zu geniessen. Zudem brauchte es schon ein wenig Konzentration, nicht müde zu werden, denn inzwischen war es sicher bereits halb elf und der Tag war lang gewesen. Die Führung ihres kleinen Ausflugs - wenn man es denn so nennen konnte - überliess sie voll und ganz Sasuke. Sie hatte ja nicht einmal eine Ahnung, wo genau sie sich gerade befanden. Inzwischen waren sie bestimmt bereits mehr als eine Stunde unterwegs, das schätzte sie jedenfalls. Auf der Fahrt durch diese ruhige, fast schon entspannende Nacht, hatte sie vollkommen ihr Zeitgefühl verloren. Aber nicht nur bei ihr gewann die Müdigkeit langsam die Überhand, sondern auch bei Sasuke.  Bald spürte sie, dass er langsam abbremste und die Strasse über einen Kiesweg verliess. Bei genauerem Hinsehen führte der Weg sie zu einem einsamen Baum auf einer kleinen Anhöhe, unter der eine Bank stand. Rund um sie herum befanden sich nur Felder und etwas entfernt eine kleine Scheune, die vermutlich für landwirtschaftliche Fahrzeuge da war. In der Ferne erkannte Sakura die Lichter des nächsten Ortes. Sasuke hielt neben der Bank an und meinte. „Bis nach Oto sind es doch noch einige Kilometer mehr, als gedacht. Geht das für dich, hier zu schlafen?“ Sakura nickte. Ehrlich gesagt war es sogar ziemlich verlockend, unter dieser Sternendecke, auf einer Anhöhe, irgendwo zwischen Konoha und Oto zu schlafen. „Kein Problem.“ „Gut. Hier stört das keinen.“ Sie stiegen ab. Die Atmosphäre war schon etwas speziell, aber inzwischen war Sakura so müde, dass sie sich darüber keine Gedanken mehr machen wollte. Sasuke wies ihr mit einer Handbewegung, dass sie sich auf die Bank legen solle. Er selbst schien kein Problem damit zu haben, mit dem Rucksack als Kopfkissen auf dem Boden zu schlafen. „Schreibe Naruto, dass alles okay ist. Ich will keinen Ärger mit ihm“, sagte er. Er klang weder kalt noch herzlich. Irgendwie sachlich, aber es war okay so. Um diese Erinnerung war sie jetzt mehr als nur froh, hätte sie doch diese SMS glatt vergessen. Sie tippte eine SMS, in der stand, dass es ihr gut geht und sie sich keine Sorgen zu machen brauchen. Die Nachricht schickte sie dann gleich an Ino und Naruto, wobei sie aber nicht verlauten liess, wo sie war. Nun machte sie es sich auf der Bank bequem und  nahm dabei auch ihre Tasche als Kopfkissen. Sie hätte im Moment wahrscheinlich überall schlafen können, so schwer waren ihre Glieder inzwischen geworden. „Geht das so für dich?“, fragte er rau. „Natürlich.“ „Dann gute Nacht.“ „Gute Nacht.“ Ein knapper Dialog, aber mehr hatte sie auch nicht erwartet. Die Situation war mehr als nur verzwickt.  Und jetzt war definitiv der falsche Zeitpunkt, um lange Gespräche zu beginnen. Das konnte bis morgen warten.   Angenehmes Vogelgezwitscher weckte Sakura am nächsten Morgen sanft aus ihren wirren Träumen. Als sie die Augen öffnete, musste sie sich zuerst einmal wieder orientieren und stellte fest, dass sie tatsächlich mit Sasuke auf dieses kleine Abenteuer aufgebrochen war. In ihrem Traum hatte sie ihn zum Teufel geschickt und dabei ein ziemlich schlechtes Gefühl verspürt. Wie froh sie darüber war, dass ihr Traum keine Realität geworden war, bestätigte ihr nur einmal mehr, dass sie das Richtige tat. Langsam wurde sie sich der Umgebung gewahr und merkte, dass Sasuke bereits wach war. Er sass in der aufgehenden Frühlingssonne etwas weiter vorne im Gras und rauchte. Vielleicht war jetzt der Zeitpunkt, herauszufinden, was er in Oto genau vorhatte. Im Licht des anbrechenden Tages, konnte man viel weiter sehen und es war wunderschön. Der Frühling brachte die ganze Landschaft zum Leuchten. Als sie aufstand, musste sie sich zuerst einmal ausgiebig strecken, so versteift war ihre Rücken- und Nackenmuskulatur. Aber damit hatte sie gerechnet, denn eine Bank war nun einmal kein Bett. „Guten Morgen“, sagte sie zur Begrüssung, als sie sich neben ihm ins Gras setzte. „Morgen“, sagte er und schmiss die Zigarette vor sich ins Gras und trat sie aus. Hatte er sie etwa nicht bemerkt? Ansonsten warf er die Zigarette immer dann weg, wenn er sie bemerkte. War er dermassen in Gedanken versunken gewesen? Das passte gar nicht zu ihm, zu jemandem, der immerzu seine Abwehr aktiviert hielt. Es war ein nahezu ungewohnter Anblick, ihn einmal vor einer anderen Kulisse, als der Stadt zu sehen, aber es war schön. Er wirkte ein kleines bisschen entspannter. Einen Moment schwieg sie, bis sie sich endlich ein Herz fassen konnte und fragte. „Was hast du in Oto denn eigentlich genau vor?“ Es dauerte einen Augenblick, bis er ihr antwortete, aber das war schon okay so. „Ein paar Dinge sehen, die ich ein letztes Mal sehen will.“ So etwas hatte sie bereits geahnt. Vielmehr stellte sich die Frage, was ihn dazu bewogen  hatte. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass das auf seinem eigenen Mist gewachsen war, nichtsdestotrotz fand sie die Idee grossartig. Vielleicht war es ja Konans Idee gewesen? „Um es abzuhaken“, fügte er leise an. „Finde ich gut“, meinte sie daraufhin. Warum er sie mitgenommen hatte, traute sie sich irgendwie nicht zu fragen. Das konnten sie später besprechen, schliesslich hatte das noch Zeit. „Und wo willst du als erstes hin?“ „Zum Heim. Das liegt in einer Kleinstadt, zwei Dörfer von Oto entfernt.“ Er stand auf. „Aber nicht lange. Ich hasse diese Anstalt.“ Das verstand sie. Soweit sie wusste, hatten die Jungs im Kinderheim kaum gute Erfahrungen gemacht. Konan hatte ihr damals ja einiges an haarsträubenden Fakten erzählt. „Okay. Ist es noch weit bis da?“ Er schaute sie prüfend an. „Etwa eine Viertelstunde. Hast du Hunger?“ Sie nickte. Ihre letzte Mahlzeit war das gestrige Abendessen gewesen und das lag ja dann doch einige Zeit zurück. „Dann lass uns aufbrechen.“ Die beiden machten sich auf, ihre Sachen zusammenzuraffen. Sakura checkte noch kurz ihr Handy, wo sie zwei SMS entdeckte. Eines von Ino und eines von Naruto, beide etwa mit dem gleichen Inhalt: Sie wollten wissen, wo sie war und wie lange sie weg bleib. Seufzend liess sie das Gerät in ihrer Tasche verschwinden, denn darauf zu antworten hatte sie jetzt ganz einfach keine Lust. Sie beobachtete Sasuke, wie er sich einen Kaugummi zwischen die Zähne steckte, wahrscheinlich wegen dem vorgängigen Rauchen. Interessant, dass er ihr gegenüber nach wie vor nicht eingestehen wollte, dass er wieder mit dem Rauchen begonnen hatte. Nein, freuen tat es sie nicht, aber bei genauerem Nachdenken wurde ihr auch bewusst, dass sie das eigentlich gar nicht mehr beschäftigen musste. Schliesslich war sie hier, um abzuschliessen und ihm zu helfen, nicht um ihm in seine Angelegenheiten reinzureden. Sasuke hatte bereits den Motor gestartet, als Sakura hinter ihm auf die Maschine stieg. Der Morgen war so herrlich frisch, dass Sakura gar nicht genug von diesem wunderbaren Frühlingsduft bekommen konnte, den die blühenden Blumen überall verbreiteten.  Es war so unglaublich schön hier. Wahrscheinlich wirkte die Sanftheit der Landschaft bei ihr doppelt heftig, weil sie die ganze Zeit über in einer brummenden Grossstadt lebte und dabei fast vergass, wie schön es ausserhalb sein konnte. Der nächste Ort, den sie erreichten, war wohl besagte Kleinstadt. Iwagakure hiess der Ort, welcher alleine viermal in der Downtown von Konoha Platz gehabt hätte. Auf der Strasse waren nur einige Passanten zu sehen, einige Mütter mit Kinderwagen und ältere Ehepaare, die Einkäufe tätigten oder den angebrochenen Frühling bei einem gemütlichen Morgenspaziergang genossen. Sasuke fuhr auf den Parkplatz vor einem kleinen Gebäude, das in leuchtenden Buchstaben mit „Sandy’s Diner“ angeschrieben war. Neben dem Diner war ein Teil der Strasse aufgerissen und abgesperrt, jedoch waren weit und breit keine Bauarbeiter zu sehen Es schien perfekt für sie. Nicht zu teuer und vor allem nicht zu herausgeputzt, sodass keiner schräg guckte, wenn man sich auf der Toilette halt kurz einmal die Zähne putzte und frisch machte. Gemeinsam betraten sie das Diner. Die Uhr zeigte gerade Viertel nach Neun, als sie sich an einen Tisch setzten. Im Raum waren kaum Leute zu sehen, nur einige Bauarbeiter, die bereits ihre erste Pause machten und wahrscheinlich zu der Baustelle direkt neben dem Diner gehörten. Als allererste ging Sakura auf die Toilette, das war jetzt wirklich dringend. Mit Absicht hatte sie gestern Abend nichts mehr getrunken, damit sie auch ja bis jetzt durchielt. Die beiden beliessen es beim Frühstück bei einigen Brötchen, er trank schwarzen Kaffee, sie Kakao, da sie dieses braune, bittere Gebräu überhaupt nicht ausstehen konnte. Tsunade sagte immer, Kaffeetrinken sei etwas, was man mit der Zeit lerne, aber sie zweifelte, daran, dass es jemals soweit kommen würde. „Was hast du deiner Tante erzählt?“, fragte er sie unerwartet zwischen zwei Schlucken Kaffee und sie lief rot an. „Dass ich bei Ino schlafe. Ich glaube, anders hätte sie es mir nicht erlaubt. Seit der Sache der Entführung im letzten Jahr, ist sie noch viel schlimmer geworden, mit ihrer Angst.“ „Verständlicherweise“, ergänzte er. So miteinander zu reden ging erstaunlich gut. Es schien, als hätten sie stillschweigend die Abmachung getroffen, das Geschehene erst einmal nicht anzuschneiden. Die Zeit dazu würde schon noch kommen. „Und bei euch ist Pain jetzt vorübergehend der Chef oder wie?“ Er nickte. „Gibt sowieso nicht allzu viel zu tun für ihn. Nur heute muss er zu Oro einige Waffen abholen gehen und mit Big Fox den Kontakt halten. Das ist alles.“ Richtig. Naruto hatte erwähnt, dass sie für die bevorstehenden Battles ihr Waffenarsenal etwas aufstocken wollten. Dafür hatten alle Mitglieder zusammengelegt, denn es galt, alles dafür zu tun, damit dieser Rückschlag ein Erfolg wurde. Trotz ihrem Protest übernahm Sasuke die Rechnung. Vielleicht glaubte er, zumindest das sei er ihr schuldig? Konnte gut sein. Bevor sie aber endgültig aufbrachen, suchten die beiden die Toiletten auf damit sie sich die Zähne putzen konnten. Sakura hatte schon vorhin, als sie sich hier die Hände gewaschen hatte, dass sie einfach nur furchtbar aussah und jetzt versuchte sie das Beste daraus zu machen. Ihre Haare kämmte sie sorgfältig band sie zusammen und mit etwas kaltem Wasser erfrischte sie sich das Gesicht. Naja, es ging ja nicht darum, hier irgendwem zu imponieren und trotzdem nervte sie sich. Ino zum Beispiel, sah auch frisch aus dem Bett entschwunden immer noch hübsch aus und sie selbst erinnerte dabei mehr an einen Höhlenmenschen. Wie auch immer, mehr als etwas Kajal unter die Augen, konnte sie jetzt nicht tun. Bevor sie da Bad verliess, ging sie noch einmal auf die Toilette und verliess dann das Diner, wo Sasuke schon bei seiner Maschine wartete. „Alles okay?“, fragte er und sie nickte bestätigend. „Lass uns zu diesem Heim gehen.“ Eben besagtes Heim befand sich nur knapp fünf Minuten von hier entfernt und war ein grosses, altertümlich gebautes Backsteinhaus, das von einer Mauer, ebenfalls aus Backstein, umgeben war. Es erinnerte schon fast klischeehaft an ein Waisenhaus aus Film und Fernsehen, jedoch wirkte es richtig freundlich. Die Fensterscheiben der oberen Stöcke waren allesamt mit Scherenschnitten und anderer Dekoration geschmückt. Aus dem Innenhof war lautes Kindergeschrei zu hören und als sie das offene Tor erreichten, sahen sie auch den Ursprung des Lärms. Der gepflasterte Innenhof war voll mit spielenden, lachenden Kindern, die allesamt zufrieden aussahen.Es gab einen kleinen Spielplatz mit Rutsche, Schaukeln und einem grossen Sandkasten, Massen an Spielzeugen wie kleinen Tretautos und Steckenpferden, Schaufeln und Eimer für den Sandkasten und viel Weiteres. Die Mauern waren an den Innenseiten von Kinderhand angemalt worden und zeigten wunderbar farbige Landschaften, Muster, Tiere und Menschen. Es war richtig schön. Neben dem Eingangstor aus Eisen hing ein Schild auf dem stand: „Ein zu Hause mit Sonnenschein – Iwagakure Kinderheim“ Sasuke hielt vor dem Tor an und starrte ziemlich ungläubig in den Hof hinein. „Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, dass wir hier am falschen Ort sind.“ Es schien sich also einiges verändert zu haben, seit er das letzte Mal hier gewesen war. „Wir hatten damals ausser ein paar alten Puppen und kleinen Spielzeugautos nichts zum Spielen. Und so herumrennen wie die durften wir schon gar nicht.“ Sie konnte ihm förmlich anhören, wie viele Erinnerungen bei dem Anblick des Gebäudes  und der Kinder in ihm hochkamen. „Es muss sich einiges verändert haben, seit ihr hier wart, was?“ „Mhm.“ Er konnte sich gar nicht sattsehen an dem ganzen Innenhof. Wahrscheinlich verglich er das Bild vor seinen Augen gerade intensiv mit dem in seinem Kopf, welches er jahrelang immerzu bei dem Gedanken an das Heim gesehen hatte. Gerade, als sie etwas sagen wollte, löste sich seine Starre ur und er sagte schroff: „Ich fasse es nicht.“ Sakura hätte gerne widersprochen, jedoch verstand sie es. Ja, ehrlich gesagt stellte sie sich wohl gerade dieselben brutalen Fragen wie er: Wäre alles anders gekommen, wenn dieses Heim schon zu Sasukes und Itachis Zeit so gewesen wäre?   Orochimaru war ein Versicherungsvertreter, wie er im Buche stand – jedenfalls im Telefonbuch. Wenn er vordergründig sein Büro am Rande des West im West Village betrieb, drehte er eigentlich im hinteren Teil des Gebäudes, der Garage, krumme Geschäfte. Drei weitere Leute arbeiteten für ihn, aber ganz bestimmt nicht in seinem Büro, sondern überall in der Stadt, wo man gut Ware verticken konnte und deshalb war es komisch, als es Kidomaru war, der Naruto und Tenten heute in dem grossen Büroraum empfing. „Dich sieht man hier ja nicht grad oft.  Was machst du hier?“, fragte Naruto und sah sich um. „Den Mist vom Boss. Der ist gerade in der Gruft beschäftigt, sollte aber jeden Moment bereit für euch sein“, brummte Kidomaru und tippte irgendwas in den Computer vor sich ein, während der seine Füsse auf Orochimarus zerkratztem Schreibtisch ruhen liess. Die Gruft war der Ort, an dem der zwielichtige Geschäftsmann einen grossen Teil seiner Ware lagerte. Keine zwei Sekunden später klingelte das Telefon vor Kidomaru, welcher abnahm. „Ja, schon klar, Boss.“ Und schon hatte er wieder aufgehängt und meinte genervt: „Also, ihr könnt nach hinten gehen. Euch muss ich ja den Weg nicht mehr erklären.“ Die beiden taten wie geheissen. In der Tat waren ihnen Oros Räume vertraut. Zu Gangs hatte er schon immer ein ganz spezielles Verhältnis gehabt. Schliesslich verdiente er an ihnen seit Jahren gutes Geld und hatte somit eine relativ zuverlässige Einkommensquelle. Nicht, dass er das heute noch nötig hatte, denn Geld machte er inzwischen auch mit anderen Kunden mehr als genug, aber früher, in seinen Anfangsjahren, waren die Gangs seine wichtigsten Kunden gewesen. Das war kurz vor dem Ende von Jiraiyas Zeit als Gangleader gewesen. Im Flur stiessen sie die Verbindungstür zur Garage auf, die auf den ersten Blick auch gar nicht einmal verdächtig aussah. Das lag daran, dass Oro seine Ware in einem verstecken Kellergeschoss unterhalb der Garage lagerte. Der Raum war fensterlos und dunkel, einige schummrige Glühbirnen spendeten gerade mal noch genug Licht, damit man nicht über die eigenen Füsse stolperte. Hinten stand Oros Mahagoni-Schreibtisch, an dem eine etwas stärkere Lampe brannte. Und dort sass er, wie eh und je. Langes schwarzes Haar, violetter Kaschmiranzug, blasser Teint  und ein schleimiges Grinsen im Gesicht. „Na, ihr Schlingel?“ Orochimaru war bekannt dafür, dass er rauchte wie ein Kamin und das war keineswegs eine Untertreibung. Er war nicht jemand, der sich einfach so auf das Niveau von klassenlosen Strassengangstern herabliess und stattdessen grossen Wert auf stilvolles Auftreten legte. Genau deshalb rauchte er auch keine herkömmlichen Zigaretten, wie man sie an jedem Kiosk kaufen konnte. Er inhalierte am liebsten den Rauch edelster Zigarren. Naruto schenkte ihm nur ein knappes Kopfnicken. „Oro.“ „Na, na, sind wir heute schlecht gelaunt, mein lieber Big Fox, Anführer der zweitstärksten Gang in Konoha? Sich den Platz mit den Takas teilen zu müssen ist doch ganz schön mühsam, nicht wahr?“ Er sagte das federleicht und in einem so provozierenden Ton, dass Naruto sich schwer zusammenreissen musste. „Wo ist die Ware?“ „Hast du es denn so eilig, mein liebes Goldköpfchen?“ „Ja“, antwortete er trocken. „Aber nur, weil ich nicht länger als nötig mit dir in einem verqualmten Raum sein will.“ Orochimaru hob eine Augenbraue und grinste breit. „Darf ich euch auch eine anbieten?“ Er hielt ihnen die Zigarrenschachtel auffordernd hin. „Edelste kubanische Zigarren, meine Kinder. Die kosten mehr, als ich für euch beide auf einem Sklavenmarkt bekommen würde.“ Er lachte selbstgefällig über seinen lahmen Witz. Geschmackloser Humor war eines der Markenzeichen des Gangsters. „Erhol dich mal wieder“, brummte Naruto. „Wo ist jetzt das Zeug?“ Seufzend drehte Orochimaru seine Zigarre auf einem überquillenden Aschenbecher aus, der mindestens so teuer aussah, wie die Zigarren selbst. „Setzt euch doch erst einmal. Willst du mir vielleicht noch sagen, warum du heute so ein unangenehmer Gast bist?“ Immer noch grinste er schleimig. Tenten musste schon wegsehen, so sehr ging ihr das auf die Nerven. „Vielleicht, weil du einer halbstarken Gang letzten Winter Sprengstoff verkauft hast?“ „Waaaas?“, sagte er mit einem überraschten Unschuldslächeln im Gesicht, das so gestellt aussah, dass man es ihm schon fast wieder abkaufte. „Wie kommst du denn darauf, dass ich ihnen C4 aus den Händen meines guten Freundes Sergeant Clint aus der Armee verkauft haben sollte?“ „Du bist so ein Arschloch, Oro“, knurrte Naruto sauer und begann, ungeduldig mit den Fingern auf dem Schreibtisch herum zu trommeln. „Also warst du es tatsächlich.“ „Geschäft ist Geschäft und Gangs sind Gangs. Da mache ich keinen Unterschied. Und das weisst du.“ Wütend schlug Naruto mit der Faust auf den Tisch, sodass Tenten zusammenzuckte. „Schon mal was von Respekt gehört? Respekt gegenüber denjenigen, ohne die du niemals zu dem geworden wärst, was du heute bist?!“ „Ohne mich würdet ihr Gangs euch wahrscheinlich noch gegenseitig mit Steinen bewerfen, mein junger Big Fox.“ Es schien ihn nicht im Mindesten zu kratzen, was Naruto gerade gesagt hatte.  Sein Tonfall blieb locker und unangenehm freundlich, als ob sie hier gerade ein gemütliches Kaffeekränzchen abhalten würden. „Irgendwelchen Möchtegern-Gangs einfach so Sprengstoff zu verkaufen“, fluchte Naruto vor sich hin. „Du hast sie ja nicht mehr alle!“ „Wie gesagt, Geschäft…“ „Von wegen! Wie viel Kohle haben dir diese Typen dafür denn geboten?! Ich bin doch nicht bescheuert, um Sprengstoff zu besorgen muss man schon einen grösseren Aufwand betreiben! Das hat dich bestimmt einige Mühen gekostet!“ Naruto dachte nicht daran, sich auch nur ein bisschen zu beruhigen. „Nun, sie haben mir geholfen, einige neue Kunden an Land zu ziehen. Indem sie Stoff vertickt haben zum Beispiel.“ Oro erhob sich schwungvoll und in dem Moment schoss seine kleine Hausschlange Jeanette aus der Tasche seines violetten Kaschmir-Sakkos hervor und züngelte Naruto bedrohlich an. Irgendwie sah der Besitzer ein bisschen aus, wie sein Tier. Wie eine Schlange halt. „Ich hab doch keine Angst vor deinem blöden Vieh, Oro“, meinte er nun ziemlich verärgert. „Und jetzt bring mir endlich das Zeug!“ Orochimaru seufzte. „Big Fox, wenn ich dir Angst machen wollte, dann würde ich dir meine neueste Errungenschaft unter die Nase halten. Eine nagelneue, goldene Desert Eagle. Unverkäuflich, falls es dich interessiert.“ Damit ging er schwungvoll in die andere Ecke des Raumes und wies ihnen an mitzukommen. Dort standen bereits zwei unscheinbare Holzkisten, in denen die von Naruto angeforderte Ware bereits auf sie wartete. „Na, also.“ Naruto öffnete die Kisten und begutachtete deren Inhalt. In der einen fanden sich Gewehre, in der anderen Messer und einige Pistolen. Das sah gut aus. Dann konnten sie die ältesten Dinger im HQ einmal entsorgen und ersetzen. „Tenten, würdest du die Sache schnell prüfen? Dann geb‘ ich Oro die Knete und wir verduften hier endlich.“ Tenten nickte. Das war der ganz einfache Grund, warum Tenten so gut wie immer mitkam. Ihr ausserordentlich gutes Gespür und Wissen über Waffen war unheimlich praktisch.  „Geht klar.“ Naruto übergab Orochimaru das Geld, dieser rieb sich zufrieden die Hände. „So gefällt mir das.“ „Alles in Ordnung, Big Fox. Die Ware ist gut“, rief Tenten aus der Ecke und Naruto meinte zufrieden: „Dann lass und verschwinden.“ „Aber, aber, soll ich Kidomaru rufen? So eine Last zu eurem Auto zu tragen ist doch nichts für eine Lady, meine Hübsche“, meinte er und grinste sie mit seinem Schleim-Lächeln an. Tenten bedachte ihn mit einem genervten Blick. „Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr du mich manchmal anekelst. Ist nicht jede Frau aus Porzellan, okay? Nur weil deine Betthäschen allesamt solche Puppen sind.“ Dann schnappte sie sich die Kiste, hob sie hoch und verliess die Garage. „Da hast du es, Oro. Und tschüss!“ Damit hatte auch Naruto die Garage verlassen. „Richte Kurama-Flame einen schönen Gruss aus und dass sie wie immer umwerfend ist!“, rief Oro ihm noch hinterher, doch Naruto antwortete nicht mehr. Kopfschüttelnd blieb der Dealer zurück und steckte sich erneut eine Zigarre an. „Die Jugend von heute. Immer in Eile. Nicht wahr, Jeanette?“ Naruto war tierisch über Orochimaru verärgert. Normalerweise brachte der Typ ihn nicht derart auf die Palme, aber in letzter Zeit lagen seine Nerven sowieso blank. Als sie die Kisten schnell in das Auto eingeladen hatten und losfuhren meinte Tenten nur: „Die Seele dieses Typen ist ja noch schwärzer, als seine Lunge. Hätte nicht gedacht, dass das möglich ist.“ Ein paar Schritte vom Heimeingang entfernt, setzte sich still Sasuke auf eine Bank und starrte vor sich in die Leere. Erst wusste sie nicht, ob sie ihn einfach in Ruhe lassen oder irgendetwas sagen sollte, aber sie entschied sich dann doch, sich zu ihm zu setzen. Tja, was sagte man denn in so einer Situation? Kopf hoch, das Leben ist nun mal unfair? Wohl kaum. „Die Vergangenheit ist nun einmal geschehen, Sasuke. Auch wenn es nicht gerecht ist, aber ich glaube du hast mehr davon, wenn du dich für diese Kinder freust“, sagte sie vorsichtig und hoffte, dass sie nicht total altklug und verständnislos klang. „Weisst du, ich glaube, eigentlich ist das hier doch ein gutes Zeichen. Hier hatte das Schlechte zu deiner Zeit die Überhand, aber es hat sich nicht durchgesetzt. Das zeigt doch, dass schlechte Dinge von den guten vertrieben werden. Und das ist doch gut, nicht?“ Himmel, sie hoffte, dass sie sich hier nicht zu weit aus dem Fenster lehnte. Er sagte nichts und das beunruhigte sie zusehends. Natürlich hatte sie nicht vergessen, wie unberechenbar er war. Besonders in den letzten Tagen hatte er ihr das mehr als nur schmerzhaft bewiesen und deshalb fürchtete sie seine Reaktion immer mehr, je länger sie auf sich warten liess. „Deine Art zu denken ist manchmal echt zu nett. Aber das ist schon gut so.“ Er sagte das nicht spöttisch oder herablassend, sondern eher feststellend. Sakura atmete auf. „Naja, das kann schon sein. Nur, dass du das nicht falsch verstehst, fair ist es keineswegs, dass ihr es nicht so gut gehabt habt, wie diese Kinder hier. Aber wäre es nicht viel schlimmer, wenn das Heim jetzt noch so wäre, wie damals?“ „Da hast du schon Recht.“ Er stand auf. „Lass uns gehen.“ Keine zwei Minuten später befanden sie sich auf dem Weg zu ihrem eigentlichen Ziel: Otogakure. Weit war es nicht mehr, es dauerte ungefähr noch eine halbe Stunde, bis sie das Ortschild erreichten. Vielleicht bildete sie es sich nur ein, aber sie glaubte tatsächlich, zu fühlen, wie Sasuke sich richtiggehend verspannte, als sie kurz nach Mittag in das Dorf einfuhren. Sie nahm an, das Sasuke zuerst ihr altes Haus ansteuerte. In dieser Vermutung bestätigt wurde sie dadurch, dass er je länger je mehr unter der Geschwindigkeitsbegrenzung fuhr, was für ihn eher untypisch war. Er hatte Angst und zwar gewaltige, aber zugeben würde er das sowieso nicht. Oto war kleiner als Iwagakure und irgendwie auch noch einmal einen Ticken gemütlicher. Ein richtiges Dorf halt. Bald erreichten sie einige Quartierstrassen, die in Sakura eine gewisse Sehnsucht nach einem solchen Leben hier auslösten. Es sah so ruhig, gemütlich und einladend aus, die Häuser waren schön, die Gärten gross und vor allem war hier kein bisschen Stress spürbar, so wie es in der grauen, lauten Grossstadt ein Dauerzustand war. Sasuke schien nach wie vor genau zu wissen, wohin er musste, obwohl es nun schon einige Zeit her war, seit er diese Strassen hier entlang gelaufen war. Am Ende einer kleineren Strasse, auf der linken Seite, stand ein weiss verputztes Haus mit blauen Fensterläden und einer genauso blauen Tür, zu der eine kleine gepflasterte Treppe hinaufführte. Es hatte eine kleine Garage und einen gepflasterten Vorplatz, auf dem unter einer Buche ein silbergrauer Hyundai geparkt war. Die Fenster waren mit Blumenkisten geschmückt und auch an der Hausmauer entlang verliefen mehrere Blumenbeete, die jetzt im Frühling allesamt aufblühten. Ein Gartenzaun mit Tor war an der linken Seite des Hauses angebracht und vierhiess, dass es wahrscheinlich auf der Rückseite des Hauses noch einen Garten geben musste. Dass Sasuke hier anhielt, hiess wohl, dass sie angekommen waren. Dann musste dieses hübsche Haus also sein ehemaliges zu Hause sein. Vorsichtig stieg sie vom Motorrad und begutachtete weiterhin das Haus, während sie Sasuke unauffällig beobachtete. „Ist es das?“, fragte sie leise und er nickte. Die Erinnerungen mussten ihn in diesem Moment nur so überfluten, schliesslich gehörte das hier zu dem Teil seines Lebens, in dem er glücklich ein behütetes Leben hatte führen dürfen. Und wahrscheinlich vermisste er seinen Bruder gerade noch viel mehr. Wie sie sich wünschte, ihm irgendwie helfen zu können. Hinter dem Haus waren Stimmen von Kindern zu hören, vermutlich lebte hier inzwischen eine Familie. Das Haus war perfekt dazu. Wahrscheinlich tat es Sasuke unendlich weh, zu wissen, dass hier jetzt eine Familie wohnte, die eigentlich genau das Leben führte, welches ihm und seiner Familie grundlos genommen worden war. Ein Leben, das sie genauso verdient hatten, wie alle anderen. „Es sieht noch fast genauso aus wie früher…nur waren die Läden und die Tür grün und  in den Beeten andere Blumen“, murmelte er, mehr zu sich selbst, als zu ihr. Gerne hätte sie etwas gesagt, jedoch spürte sie, dass jetzt jedes Wort fehl am Platz gewesen wäre.  Er musste das hier alles erst einmal aufnehmen. Ein lauer Wind strich Sasuke einige Haarsträhnen aus der Stirn, so als ob das Universum wollte, dass er sich das hier ganz genau ansah. Vielleicht würde es ihm helfen, das hier endlich hinter sich zu lassen, in dem er es noch einmal sehen konnte und nicht nur die dunklen Erinnerungen aus seiner Kindheit bestimmten, wie er sein ehemaliges zu Hause verinnerlichte. Es waren fast zehn Minuten verstrichen, als sich auf einmal abrupt die Haustür öffnete  und ein kleines Mädchen mit dunkelbraunen Zöpfen kichernd hinausgerannt kam und hastig die Stufen hinunterlief, gerade mal so schnell, dass es nicht stolperte und hinfiel. Es schien Sasuke und Sakura gar nicht zu bemerken, als es zum Gartentor hinlief. Im nächsten Moment erschien ein ebenso braunhaariger Junge an der Tür, der aber ein kleines bisschen älter zu sein schien. Auch er lachte ausgelassen, als er ziemlich viel schneller als das Mädchen die Stufen hinuntersprang, sie schlussendlich am Gartentor einholte, packte und im Rasen sanft zu Boden warf. „Gewonnen!“, schrie der Junge ausgelassen und das Mädchen kicherte noch viel lauter und fröhlicher, als zuvor. „Das ist gemein, Hiro, du bist sowieso viel schneller als ich!“, rief es, leicht trotzig, aber nicht im Mindesten wütend. „Musst halt noch etwas wachsen!“, meinte der Junge dazu und liess das Mädchen los. Bevor Sakura Sasuke etwas von dem ganzen wegziehen konnte, trat nun auch eine Frau zur Tür hinaus „Shina! Takahiro! Es ist Zeit!“ Die Mutter der beiden hatte langes braunes Haar und trug einen hübschen, frühlingsfarbenen Rock und eine dazu passende Bluse. Die Kinder verschwanden immer noch lachend und ohne sich zu beschweren im Haus. Sakura wollte nicht, dass man sich über sie ärgerte, schliesslich war es ja nicht normal, zehn Minuten lang einfach so ein Haus anzustarren. Deshalb war sie im Begriff, mit Sasuke etwas ausser Sichtweite zu gehen, jedoch war es dazu bereits zu spät. „Guten Tag!“, rief die Frau erstaunlich freundlich in ihre Richtung und kam langsam auf sie zu. „Kann ich Ihnen helfen?“ Sakura war sich aus der Stadt eigentlich vorwiegen unfreundliche oder gereizte Leute gewohnt, aber die Frau klang überhaupt nicht irgendwie vorwurfsvoll oder so, sondern im Gegenteil – hilfsbereit. Sakura musste sich jetzt schnell überlegen, was sie der Frau sagen sollte. Sie konnte ihr ja schlecht erzählen, warum sie wirklich hier waren, aber ihr war klar, dass sie hier am besten redete, denn Sasuke war vermutlich in Gedanken immer noch ziemlich weit weg. „Nein, nein, wir…haben uns nur ihr Haus angesehen, im Vorbeigehen. Ein wirklich schönes Haus.“ Das war vielleicht nicht die beste Ausrede, aber immer noch besser, als gar keine. Die Frau lächelte warm. Sie hatte ein so freundliches Gesicht, dass Sakura auf einen Schlag überhaupt keine Sorgen mehr darum machte, dass diese Frau ihr Auftauchen hier falsch interpretieren würde. „Vielen lieben Dank dafür! Mein Mann und ich sind vor acht Jahren hierhergezogen. Ihr Kompliment freut mich wirklich sehr, denn lange gab es da Stimmen, die anderes laut machten.“ Sie seufzte. „Das Haus hat eine unangenehme Vorgeschichte, wissen Sie.“ Sakura musste sich Mühe geben, ihre Überraschung im Zaum zu halten. Diese Frau wusste von der Sache? Auch Sasuke schien inzwischen wieder da zu sein, denn er spannte sich zusehends an. „Ach wirklich?“ Das klang wahrscheinlich nicht halb so überrascht, wie sie es erhofft hatte. Bevor sie etwas anderes fragen konnte, wich der Blick der Frau zu Sasuke ab. Ja, Sasuke war auch nicht eine Erscheinung, die man so jeden Tag traf. Es war schwierig zu sagen, aber ihm sah man einfach an, dass er kein Durchschnitts-Zwanzigjähriger war. Sein Gesicht sprach Bände, sein Tattoo zog schon ab und an einige Blicke auf sich und seine Lederbändchen, die er um die Handgelenke gewickelt hatte, waren auch etwas Spezielles. Zudem war er auch einfach hübsch. Sein schwarzes Haar sah wild aus, jedoch keineswegs zerzaust oder sonst irgendwie unvorteilhaft, sein Gesicht war markant und gleichmässig und seine dunklen Augen hatten etwas Hypnotisches. Und wahrscheinlich entgingen einem Beobachter auch die mehr oder weniger feine Narbe oberhalb seines Auges nicht, welche er sich letztes Jahr zugezogen hatte. Kein Wunder, dass die Frau ihn erst einmal musterte. „Und was führt euch junge Leute hier in die Gegend? Wohne Sie in Otogakure?“ Sakura schüttelte den Kopf. „Nein, wir sind auf... auf der Durchreise und wollten uns etwas die Beine vertreten.“ „Ach, wie schön, dann haben Sie Ferien?“ Sakura und Sasuke nickten bekräftigend. Himmel, Sakura hoffte, dass sie ihnen das abkaufte. Die Frau liess sich zwar nichts anmerken, aber irgendwie hatte Sakura das ungute Gefühl, dass die Frau sich nicht so einfach für dumm verkaufen liess. Aber das hier musste sein, denn Sasuke würde wohl kaum wollen, dass sie hier und jetzt seine gesamte Geschichte preisgab. Auffordernd streckte sie ihr nun die Hand hin. „Das freut mich. Ich bin Ami Iwasawa, aber nennt mich bitte Ami. Wenn ihr etwas benötigt für eure Weiterreise, dann sagt es ruhig.“ Sakura gab ihr freundlich die Hand. „Ich bin Sakura. Vielen Dank, aber das wird nicht nötig sein.“ Dann streckte sie Sasuke die Hand hin, welcher ebenfalls einschlug. „Sasuke.“ Jetzt hielt Ami  ganz plötzlich inne, ohne seine Hand loszulassen. Ihre braunen Augen musterten ihn nun noch ausgiebiger, diesmal sah es mehr aus, als versuchte sie jemanden in ihm zu erkennen, als dass es um sein Aussehen ging. Sasuke schaute Ami etwas unverständlich an und schien nicht recht zu wissen, was er davon jetzt halten sollte. „Sasuke sagtest du?“, fragte sie noch einmal, als wollte sie sich von etwas vergewissern. Er nickte nur verwirrt. „Aber… nicht per Zufall Sasuke Uchiha, oder?“ Das warf Sasuke jetzt verständlicherweise völlig aus der Bahn und er zog seine Hand zurück, bevor er zwei Schritte rückwärts machte. Ami hob beschwichtigend die Hände, jedoch wirkte sie nicht mehr halb so entspannt wie noch eine halbe Minute zuvor. „Also doch…es tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken, Sasuke… es ist nur…wie soll ich dir das sagen… wir warten schon so lange darauf…“   Ami hielt sich die Hand vor den Mund und schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf. Sakura verstand inzwischen gar nichts mehr. Ami kannte Sasuke? „Haru! Haru, bitte komm hieher!“, rief Ami plötzlich in Richtung Haus und als keine Antwort kam rief sie noch einmal lauter, bemüht, dass ihre Stimme nicht versagte. „Haru! Komm! Er ist da! Er ist tatsächlich gekommen!“ Von der offenen Haustür her hörte man, wie jemand eine Treppe hinunterrannte. Keine zehn Sekunden später erschien ein Mann Mitte dreissig im Türrahmen und blieb dort stehen, um sich das ganze erst einmal anzusehen. Doch schon nach kurzer Zeit starrte er Sasuke genauso ungläubig an, wie seine Frau. „Heilige Mutter Gottes.“ Und bevor es sich Sasuke versah, umarmte ihn Ami ungefragt, aber herzlich und voller Wärme. Er jedoch schien nicht die Kraft zu haben, auf all das zu reagieren, ja, er schien noch viel weniger zu verstehen, was eigentlich los war, als Sakura. Unsicher erwiderte er halbpatzig die Umarmung, aber sein perplexer Blick über Amis Schulter verriet genug darüber, was er dachte und fühlte. Er verstand gar nichts mehr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)