Konoha Gangs II: Game On von ximi (Das Spiel hat gerade erst begonnen) ================================================================================ Kapitel 2: Morgendämmerung in der Schlangenhöhle ------------------------------------------------ Ruckartig stiess Pain die grosse Tür auf und gab den Blick auf den Raum vor ihnen frei. Bereits in diesem einen Moment wurde Sakura bewusst dass hier ganz und gar nicht mehr alles so lief, wie es vor nicht allzu langer Zeit zu tun gepflegt hatte. Zuerst einmal: Wo war denn der ohrenbetäubend laute Sound abgeblieben? Gut, das hätte sie sich auch schon vor der Tür fragen können. Jedenfalls befand sich der selbsternannte Gang-DJ Suigetsu nicht auf seinem Posten bei der Bar-Theke. Stattdessen war dort nur gähnende Leere vorzufinden. Ihr Blick schweifte sofort in die andere Richtung, zu den Sofas. Dort erhob sich gerade der blonde Deidara gähnend von der Couch und rieb sich verschlafen die Müdigkeit aus den Augen. Aber es war doch nicht so spät, dass ein nahezu nachtaktiver Mensch wie Womanizer sich einfach so am frühen Abend bereits aufs Ohr haute? „Cherry Blossom?“ Er legte den Kopf schräg und gähnte dazu noch einmal herzhaft. „Wieder da, was?“ Sakura beschloss, einfach mal mit einem Lächeln zu reagieren und die Schnarchnase zu begrüssen, auch wenn sich das Ganze irgendwie etwas komisch anfühlte. „Hi. Lange nicht mehr gesehen.“ Wenigstens schien Konan schon Einige darüber unterrichtet zu haben, dass sie ihnen hier in den nächsten Tagen Gesellschaft leistete. Ob das auch für Sasuke galt? Wohl eher nicht. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass er damit einfach einverstanden gewesen wäre. Da meldete sich nämlich sein Stolz zu Wort, von dem er eine ganze Menge besass. Er, Demon Eye, der Leader der Takas brauchte keine Gesellschaft von einem Mädchen und schon gar keine Hilfe. Schliesslich hatte er auch die harten Zeiten auf der Strasse überlebt. Warum also sollte er Hilfe benötigen? „Kommt mir vor wie ‘ne Ewigkeit. Dass du auch freiwillig hierher kommst…also nicht, dass es mich stört“, meinte der blonde Taka rau, drehte daraufhin sein Gesicht aber rasch von ihr weg. Zu spät für Sakura, denn sie hatte längst die dunklen Ringe unter seinen Augen und sein bleiches Gesicht ausmachen können. Er löste in ihr überhaupt kein Unbehagen oder gar Furcht aus, wie beim letzten Mal. Nein, diesmal… diesmal war er einfach nicht besonders zum Fürchten. Seine Aura war vor all dem viel einschüchternder und dominanter gewesen, als es jetzt der Fall war. Wo war denn Womanizer, der blonde Frauenheld abgeblieben? Fast schon vermisste sie sein anzügliches Grinsen und seine frechen Sprüche, obwohl sie nie ein Fan davon gewesen war. Jetzt zündete er sich grummelnd eine Zigarette an und zog einmal kräftig. Es gelang ihm tatsächlich, ein bisschen von seiner sonst so unnahbaren und coolen Attitüde an den Tag zu legen, jedoch war das kaum der Deidara, den sie kannte. Gangmitglieder waren meist nicht die schlechtesten Schauspieler, was ihre Gefühle betraf, aber ihm gelang es beim besten Willen nicht, so zu tun als wäre alles in Butter. Nicht, dass sie es ihm verübeln konnte, aber ungewohnt war es doch definitiv. Langsam wurde ihm die Sache hier wohl zu prekär, jetzt verzog er sich nämlich hinter die Bar, wo Pain sich bereits am Kühlschrank bedient hatte und ihm nun ebenfalls eine Flasche Bier entgegenstreckte. „Mach zwei draus“, brummte Deidara, worauf Pain nur den Kopf schüttelte, aber so ausdrucksneutral wie immer blieb. „Ich möchte ja auf keinen Fall mit deiner Leber tauschen.“ „Meine Leber kann mich mal.“ Mit diesen Worten verschwand der sonst so lebhafte Taka durch die zweite Tür, die zum eigentlichen bewohnten Teil des HQs führte, aus dem Aufenthaltsraum. „Ich hoffe, du nimmst ihm das nicht übel“, sagte Konan vorsichtig hinter ihr und Sakura schüttelte den Kopf. „Aber nein.“ „Du wirst schnell merken, dass die Nerven gerade so ziemlich bei allen blank liegen. Selbst bei denen, von denen du es nicht für möglich gehalten hättest.“ Sie seufzte und Sakura wünschte sich einmal mehr, dass sie etwas hätte für sie tun können. „Komm, ich zeig dir, wo du schlafen kannst.“ Konan führte sie dort aus dem Aufenthaltsraum heraus, wo Deidara vorhin verschwunden war. Auf dem Gang war es kühl, zwar nicht so kalt wie draussen, jedoch liessen die alten Mauern und die schlechten Fensterdichtungen schon einen frischen Luftzug eindringen. Im Kurama –HQ war das nicht anders, jedoch hatten sie es geschafft, für die Zimmer und den Aufenthaltsraum, sowie den Krankentrakt die Heizung in Gang zu bringen. Sie vermutete, dass die Takas es ähnlich arrangiert hatten. Konan schlug eine ihr ziemlich bekannte Richtung ein, an dem Frauenduschraum und der Treppe zum Untergeschoss vorbei. Ihr Verdacht bestätigte sich, als sie vor den Käfigen Halt machten und sie musste unwillkürlich grinsen. Ihre Begleiterin bemerkte das natürlich und lächelte ebenfalls. „Tut mir leid, wir haben leider keine anderen Räume für Frauen. Und dass du mit Karin in einem Raum schlafen willst, das bezweifle ich.“ Mit einem Ruck stiess sie die Tür auf und Sakura schoss sofort wieder durch den Kopf, wie viel Mühen ihr das bei ihrem letzten „Besuch“ im HQ bereitet hatte. Konan schien darin um einiges erprobter zu sein. „Schau, ich habe wirklich versucht, den Käfig so umzugestalten, dass er eben gerade nicht wie einer wirkt. Die Gitterstäbe vor dem Fenster konnte ich leider nicht demontieren.“ Tatsächlich hatte sich Konan grösste Mühe gegeben, den ungemütlichen Käfig so angenehm wie möglich zu gestalten. Auf ihrer ach so geliebten Rückenbrecher-Liege, die sie noch bestens in Erinnerung hatte, war nun eine etwas dickere Matratze platziert, mehrere Kissen standen ihr zur Verfügung und für zwei anständige Wolldecken war gesorgt. „Es ist wirklich enorm zweckmässig und das tut mir leid. Und dass es hier drin tagsüber so düster ist konnte ich leider auch nicht ändern. Ich hoffe, du kommst so zurecht, wie es ist, sonst kannst du dich selbstverständlich bei mir melden.“ Sakura lächelte Konan warm an.  „Es ist wirklich toll, Konan, danke. Aber du solltest jetzt erst einmal ein bisschen zu dir schauen, weisst du…“ Sie besass bestimmt nicht die Frechheit, hier auch noch Ansprüche zu äussern. Zudem war sie wirklich zufrieden so, mehr brauchte sie ja auch nicht, schliesslich war sie hier nicht in den Ferien. Konan schüttelte den Kopf und lächelte etwas gezwungen, jedoch war die Bitterkeit deutlich aus ihrer Stimme herauszuhören. „Ich brauche Ablenkung… sonst werde ich in naher Zukunft noch  die Wände hochgehen.“ Das wiederum verstand Sakura auch. Sich vorzustellen, wie Konan sich nach dem Tod ihres geliebten Freundes fühlen musste, war für sie ein Ding der Unmöglichkeit. Solchen Schmerz musste man selbst erleben, um zu wissen, wie er sich anfühlte. Die beiden schienen eine ganz besondere Vergangenheit geteilt zu haben und zu gerne hätte Sakura auch gewusst, was sich zwischen ihnen so alles abgespielt hatte. Aber da musste sie wohl noch einen Moment warten. Das Thema war definitiv zu heikel, um Konan jetzt damit zu konfrontieren. „Sakura, noch wegen Sasuke… ich habe ihm noch nichts von dir erzählt, ansonsten hätte er sich bestimmt vehement dagegen gewehrt, dass du kommst. Das hat nichts damit zu tun, dass er dich nicht sehen will. Aber er hat nun mal seine Würde und die will er nicht einbüssen. Das ist so typisch Uchiha, weisst du, wie Itachi…“ Natürlich stockte sie in dem Augenblick, als sie seinen Namen aussprach. Es war ihr förmlich anzusehen, wie gewaltsam sie die aufkommenden Gefühle zurück in ihr Herz drängte und dann tief durchatmete. „Sag mal, hast du Hunger? Wir haben sicher noch irgendetwas für dich da“, fragte sie. Sakura war klar, dass sie sofort das Thema ändern wollte. „Ich könnte etwas vertragen.“ Sakura ging sofort auf sie ein, zudem hatte sie wirklich ziemlichen Hunger, da sie vor lauter Packen und Duschen nicht mehr zum Essen gekommen war. „Na dann, komm mit“, wies Konan sie mit einer einladenden Geste an, jedoch war ihr anzusehen, dass ihr Lächeln für sie der reinste Kampf war. Unterwegs zum Aufenthaltsraum liess Sakura ihren Blick nervös nach links und rechts schweifen. Zum einen suchte sie nach Sasuke, auch wenn sie sich fragte, wie sie ihm denn genau gegenübertreten sollte. Wie standen sie denn überhaupt zueinander? Und zum anderen hatte sie panische Angst vor der roten Zora, alias Karin oder auch Sniper. Die giftige Zunge und der abwertende Blick dieser Frau waren einfach nur zum Davonlaufen, anders konnte sie es nicht ausdrücken. Schliesslich war Sakura ein Eindringling hier, der alles durcheinander brachte und ihr ohnehin noch in ihrem Kampf um Sasuke vermeintlich Konkurrenz machte. Dabei kämpfte Sakura überhaupt nicht um Sasuke, jedoch sah Karin das völlig anders. Glücklicherweise war sie weder auf dem Gang anzutreffen, noch im Aufenthaltsraum sie vorzufinden. Dafür hatten sich dort überraschenderweise aber einige andere eingefunden, die sie beim Eintreten ausgiebig musterten. Neben Juugo und Suigetsu erkannte sie Zetsu, Shion, Hotaru, Sasori. Warum das wohl so schnell gegangen war? Nun gut, dass sie hier angekommen war bedeutete eine Veränderung, vielleicht keine grosse, aber sie konnte sich vorstellen, dass man in einem Zustand wie ihrem nur darauf wartete, dass etwas passierte. Irgendwas, was einen ablenkte von all dem Mist. Dass sie heute die Hauptattraktion darstellte war keine Frage, jedoch kümmerte es sie wenig. Besonders als sie Notiz davon nahm, wie fertig jeder aussah. Wieder die dunklen Ringe unter den Augen, die müden Gesichter. Die Mädchen hatten sich nicht einmal ein bisschen geschminkt und das war für Taka-Frauen etwas ziemlich Merkwürdiges. Die Musik blieb nach wie vor aus und nach kurzer Zeit wandten die Takas ihre Blicke wieder von ihr ab und widmeten sich ihren Tätigkeiten. Darunter ging fernsehen, trinken, schlafen. Hotaru las ein Buch, Shion tippte auf ihrem Handy herum. „Juugo, hast du noch was Essbares da für Sakura da?“ Der Taka nickte und grinste müde. Sie gaben sich wirklich alle Mühe, freundlich zu Sakura zu sein. Er verschwand in der Abstellkammer und kam kurz darauf mit etwas Brot und Cola zurück. „Sorry, unsere Vorräte sehen miserabel aus.“ „Das ist okay, vielen Dank“, meinte sie freundlich. Nein, ihre Ansprüche sollten hier jetzt kein Problem darstellen. Sie wünschte sich vielmehr, sie hätte irgendetwas gegen die gegenwärtige, miserable Stimmung hier tun können. Aber was konnte sie schon ausrichten? Ihr Leader lebte noch, also hatte sie auch keine Ahnung, wie es sich anfühlte, ihn zu verlieren. Nicht, dass sie es herauszufinden wollte. Gegen zehn Uhr war es im Taka-HQ bereits ziemlich still. Das hiess, noch stiller als es ohnehin schon die ganze Zeit gewesen war. Die meisten hatten sich entweder in ihre Zimmer verzogen oder waren unterwegs zur DDM. Es gab viel Mist, den man im Alkohol ertränken konnte, auch wenn das Sakuras Ansicht nach natürlich nicht unbedingt die optimale Lösung für das Problem war. Den Anruf an die Kuramas hatte sie längst getätigt und sie war heilfroh, dass sich ihre Freunde trotz ihrer Besorgnis Mühe gaben, am Handy neutral und vor allem normal zu klingen. Sasuke war nach wie vor nicht aufgetaucht, dabei hätte sie so gerne gewusst, wie es ihm ging und vor allem, wie er auf sie reagieren würde. Irgendwie fühlte es sich an, als ob sie den Abend auf dem Friedhof nur geträumt hatte. Wenn sie daran zurückdachte, war alles ein wenig verschwommen und irgendwie unwirklich, jedoch nicht weniger wertvoll. Wie auch immer, sie wägte sich also aufgrund des mehrheitlich ruhigen HQs ziemlich in Sicherheit, als sie noch einmal den Gang entlang schlenderte und nach Konan suchte. Die Taka hatte irgendwie ihren silbernen Ohrstecker bei ihr im Zimmer verloren und den wollte sie ihr noch schnell bringen, bevor auch sie sich schlafen legte. Ehrlichgesagt wusste sie nicht genau, wo Konans Zimmer lag, deshalb spähte sie zuerst vorsichtig in den Aufenthaltsraum hinein. Dort war zwar niemand,  aber sie konnte den Ohrstecker ja zu Konans Buch legen, welches in der hinteren rechten Ecke auf einem Regal lag. So würde sie ihn auf jeden Fall finden. Als sie sich umdrehte erschrak sie so sehr, dass sie zurücktaumelte und auch noch hinfiel. Himmelherrgott, warum hatte sie denn das Licht nicht eingeschaltet? Sie hatte zwar genug gesehen, um durch den Raum zu gelangen ohne zu stolpern, aber ihn hatte sie nicht gesehen. Und nun sass sie da, auf dem Hosenboden, immer noch leicht zitternd und mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit puterrot im Gesicht, darauf hoffend, dass sie sich das alles nur einbildete. Aber nichts da. Dort auf dem Sofa sass er, in Fleisch und Blut, total echt und nicht im Mindesten eine Einbildung, Sasuke. Heilige Scheisse. „Tut… tut mir leid, ich…“ Konnte man sich eigentlich noch blöder ausdrücken? Aber was sollte sie ihm denn auch sagen? „Was machst du hier?“ Zu ihrer Erleichterung klang er weder kalt noch wütend. Ja, er fragte das irgendwie so sachlich, dass es fast unheimlich war. Eigentlich sollte er doch ziemlich überrascht sein? Schneite ja nicht jeden Tag eine Kurama ins Taka-HQ. „Konan hat mich gebeten… naja, hierher zu kommen…“ Seine Silhouette im Mondlicht, welches von draussen durch die trüben Fenster drang, bewegte sich kaum. Hastig erhob sie sich und klopfte sich den Staub aus den Kleidern. „Und da bist du einfach so auf Bitte einer Taka ins HQ des Feindes spaziert?“ In seinen Ohren musste sie sich anhören wie ein kleines naives Mädchen, welches ohne weiteres bei einer fremden Person ins Auto stieg. Aber eigentlich war es ja auch verrückt, was sie da tat. „So ungefähr?“ Inzwischen hatte er wohl jegliche noch verbliebene Achtung vor ihr verloren, so dämlich musste sie sich aufführen. Jedoch rief sie sich in Erinnerung, dass sie nicht hier war, um sich über ihre eigene Naivität zu ärgern. Es gab ja einen Grund, weshalb sie hier war. Er rauchte. Der glühende Zigarettenstummel war das Einzige, was sie wirklich von ihm ausmachen konnte. Sie mochte es überhaupt nicht, wenn man in ihrer Gegenwart rauchte, aber sie konnte ihm wohl schlecht in seinen eigenen vier Wänden sagen, was er zu tun und zu lassen hatte. Aber irgendwie konnte sie es dann trotzdem nicht lassen. „Du solltest nicht rauchen.“ Zuerst kam kein Kommentar seinerseits. Gerade schon wollte sie die Hoffnung aufgeben, dass er überhaupt noch irgendeinen Ton von sich gab, jedoch belehrte er sie, wie schon so oft eines Besseren. Es war schon beeindruckend, wie undurchschaubar er war. „Ich weiss.“ Er rauchte weiter. Sakura war so hibbelig, dass sie am liebsten aufgesprungen wäre und ihn in den Arm genommen hätte. Sie konnte förmlich fühlen, wie er seine angestaute Wut, die Trauer und den Verlust einfach so in sich hineinfrass, gegen aussen scheinbar völlig kalt und unnahbar. Aber ihn zu umarmen, das wäre zu viel des Guten. Nein, das würde definitiv nicht gut ankommen. Gerade jetzt musste sie stark sein und beweisen, dass sie wenigstens reif genug war, für den Moment richtige Entscheidungen zu treffen. „Ich gehe jetzt schlafen. Tut mir leid für die Störung… und gute Nacht, Sasuke.“ Schnell steuerte sie die Tür, durch die sie gekommen war an und verliess den Raum. Es brachte absolut nichts, wenn sie ihn jetzt mit Fragen löcherte oder auf eine andere Art versuchte, an ihn heran zu kommen. Der Moment war vollkommen unpassend, kein Vergleich zu diesem Abend auf dem Friedhof. Er war überhaupt nicht zum Reden aufgelegt. Als sie schon fast zur Tür hinaus war, hörte sie ihn noch leise etwas murmeln, das er wohl mehr zu sich selbst sagte. „Willkommen in der Hölle, Cherry Blossom.“ Wenige Minuten später sass sie in ihrem Käfig auf dem Bett, während sie verbissen versuchte, irgendeine bescheuerte algebraische Bruchrechnung mit gefühlt tausend Klammern und nicht weniger Potenzen zu lösen. Wer zum Geier erfand denn solchen Blödsinn? Natürlich konnte sie die Rechnung nicht lösen, sie kam partout nicht auf das richtige Resultat, sodass sie nach einiger Zeit das Mathebuch in die Ecke pfefferte. Schuld an ihrer nicht vorhandenen Konzentration waren natürlich nicht nur diese elenden Rechnungen. Der Hauptgrund war wohl Sasuke. Immer und immer wieder Sasuke. Geistesgegenwärtig nahm sie den Roman zur Hand, den sie hierher mitgeschleppt hatte, wenigstens der konnte sie ein wenig von dem frischgebackenen Taka-Leader ablenken. Es war schon gegen Mitternacht, als sie auch dieses Buch weglegte und beschloss, mal vorsichtig ins Bad zu gehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dort zu dieser späten Stunde niemand anzutreffen war, war gross. Ihre Hoffnungen erfüllten sich voll und ganz, so war in der Frauendusche keine Menschenseele anzutreffen. Sie putze sich rasch die Zähne wusch sich das Gesicht mit etwas Wasser, nur um dann so schnell wie möglich wieder zu verschwinden. Auf keinen Fall wollte sie es riskieren, Karin oder Shion alleine über den Weg zu laufen. Als sie etwa zehn Minuten später wieder auf den Gang trat, vernahm sie vom Aufenthaltsraum her Geräusche, die sich bei genauerem Hinhören als Klaviertöne entpuppten. Der einzige Gedanke, der in ihrem Kopf nun wie eine Leuchtreklame aufblinkte war: Sasuke. Er spielte Klavier? Musste ihm das denn nicht schändlich wehtun, weil er diese vertrauten Töne bestimmt mit Itachi verknüpfte? Er hatte ihr doch vor langer Zeit mal erzählt, dass sie früher zu Hause ein Klavier gehabt hatten und Itachi ihm das Spielen beigebracht hatte. Ihre Neugier war nun zu stark, als dass sie sich einfach hätte abwenden und seelenruhig schlafen gehen hätte können. Sie musste sehen, ob es tatsächlich er war, der spielte. Nun gut, wer denn sonst? Natürlich blieb sie auf dem Weg zum Aufenthaltsraum auf der Hut, da sie sich kaum vorstellen konnte, dass jeder schon tief und fest schlief. Als sie die angelehnte Flügeltür erreichte, schlich sie sich leise heran und spähte durch den Spalt. Ihr Herz raste schon wieder. Was sie sah jedoch, löste in ihr alles andere als ein Herzhüpfen aus. Am Klavier sass nicht Sasuke, nein. Jeder verdammte Taka aus diesem HQ hätte es sein können und es wäre ihr egal gewesen, aber jetzt spielte da doch tatsächlich die rote Zora höchstpersönlich. Für sie war es wie ein Schlag ins Gesicht, als sie auch Sasuke wahrnahm, der auf dem Sofa sass, während er den Kopf in den Nacken gelegt hatte und lauschte. Es brannte nur die verstaubte Lampe auf dem einst ebenso verstaubten Klavier, welches sie beim letzten Mal geputzt hatte. Sie hatten es anscheinend wieder in Betrieb genommen und gestimmt. Die konnte Klavier spielen? In Sakura Brust sammelten sich unangenehme Gefühle. Ja, auch sie hatte es vor langer Zeit mal mit dem Klavier versucht, jedoch hatte das bei ihr einfach nicht geklappt und irgendwann hatte sie es hingeschmissen. Und ausgerechnet Karin konnte das? „Du musst etwas länger auf dem linken Pedal aushalten“, hörte sie Sasuke plötzlich sagen. Seine Stimme klang müde. Dumpf. Genau wie vorhin. Aber er redete. Ja eigentlich hätte sie das jetzt freuen sollen, aber der Fakt, dass es diese blöde Karin sein musste, die ihn dazu brachte, liess alle Freude wieder hinfällig werden. „Du meinst so?“ Karin spielte den Part noch einmal und Sasuke nickte daraufhin. „Jap.“ Er nahm einen Schluck aus einer Flasche, aber Sakura konnte nicht erkennen, was es war. „Bist du eigentlich noch jobben gegangen, in letzter Zeit? Oder haben sie dich rausgeschmissen?“, fragte Karin nach einer längeren Sprechpause, während sie auf den Tasten herum klimperte. Ihre Worte klangen beiläufig und selbst Sakura erkannte, dass sie Sasuke aus dem Schweigen herausholen wollte, in das er sich dauernd hüllte. „Nee. Kennst Hayate ja.“ „Der Inhaber der Werkstatt? Ist das der, der andauernd so muffig drauf ist?“ Er nickte. Sakura hatte gar nicht gewusst, dass Sasuke auch jobbte, aber bei genauerem Überlegen stellte sie fest, dass sie sich das ja hätte denken können. So ziemlich jedes Gangmitglied musste irgendwie seine Brötchen verdienen, die Gang beherbergte niemanden einfach so. Jeder musste selbst dafür sorgen, dass er zu seinem Zeug kam. Aber er hatte ihr das ja gar nie erzählt… „Mhm.“ Er nahm noch einen Schluck aus der Flasche. Karin lachte trocken. „Typisch. War ja klar, dass der dich nicht rauswerfen würde, ohne dich wäre der doch sowieso komplett aufgeschmissen. Du machst ja manchmal fast mehr dort, als er.“ Was das wohl für eine Werkstatt war, in der er arbeitete? Irgendwie versetzte es ihr einen fiesen Stich, zu merken wie viel Karin über ihn wusste und vor allem, dass er mit ihr redete! Das hatte er bei ihr vorhin zwar auch getan, aber irgendwie klang er bei ihr nicht ganz so kalt und war irgendwie…redseliger, wenn man das überhaupt auch nur im Ansatz so bezeichnen konnte. Das machte sie traurig. Auf eine gewisse Art und Weise schienen sich die beiden schon gut leiden zu können. Das war ihr ja schon öfters aufgefallen. Karin spielte wieder ein paar Akkorde. „Mach ‘ne längere Pause zwischen den letzten zweien“, wies er sie an. Karin tat wie geheissen und er hatte Recht. Er schien das genau im Gefühl zu haben. „Wenn man dazu noch singt hat man sonst zu wenig Zeit, was?“ Er nickte erneut. „Du solltest mal mit mir rauskommen. Wir würden allen anderen im City Park die Show stehlen.“ Was sollte das denn jetzt heissen? Im Park den anderen die Show stehlen? „Du musst länger warten, Sniper. Stress nicht so durch das Stück.“ Er ging nicht auf ihren Vorschlag ein. „Noch langsamer? Da pennen ja die Leute weg, bevor das Lied zu Ende ist.“ Es war der Moment in dem sich Sasuke von Sofa erhob und sie bestimmt vom Klavier zur Seite schob. Karin blieb trotzig auf dem Hocker davor sitzen und verschränkte die Arme. Sasuke seinerseits beugte sich einfach zu den Tasten vor und spielte das Ende des Liedes selbst noch einmal, jedoch deutlich langsamer als Karin. Und er hatte wiederum Recht! So wie er es spielte klang es einfach… richtig gut. „Schon gut, schon gut, ich weiss jetzt wie du meinst.“ Karin hob beschwichtigend die Hände. Er beendete sein Spiel und liess sich danach wieder auf die Couch sinken. Karin versuchte es erneut und nun brachte sie es tatsächlich genauso hin, wie Sasuke es ihr vorgemacht hatte. „Aber nochmal zu vorhin: Würdest du nicht mitmachen? Ich weiss, man verdient nicht besonders viel, aber immerhin macht es Spass und man muss nebenbei weniger arbeiten.“ Karin hörte sich in diesem Moment schon fast nett an. Bei ihm schien sie viel weniger zickig zu sein und das wiederum, nagte an Sakura. „Ich spiele nicht auf die Strasse, Sniper“, brummte er nur abweisend. Karin seufzte. „Na dann eben nicht. Aber lass es mich wissen, wenn du es dir trotzdem noch anders überlegst, zu zweit könnten echt ‘ne ziemliche Menge Kohle machen.“ Wieder ein Nicken seinerseits, dann erhob er sich vom Sofa. „Ich geh‘ pennen.“ „Nacht“, meinte Karin noch in seine Richtung und widmete sich wieder dem Klavier. Schlagartig wurde Sakura bewusst, dass er gerade exakt auf sie zusteuerte und sie flüchtete sich so schnell sie konnte in den rechten Gang, wo sie ein Stück die Treppe zum Krankentrakt hinunter spurtete, damit er sie nicht sehen konnte. Er schlug den Weg nach links ein und verschwand in der Dunkelheit. Erst als sie das Geräusch seiner zuschlagenden Zimmertür vernahm, traute sie sich, wieder hinauszukommen. Aus dem Aufenthaltsraum war nach wie vor Karins Klavierspiel zu hören, aber das hatte für sie natürlich überhaupt keinen Anreiz mehr. Im Bett dachte sie noch lange über ihre Beobachtung nach. Es war schwierig zu verstehen, wie Sasuke zu Karin stand. Schliesslich war er oft auch so grob und abweisend zu ihr und im nächsten Moment war sie es, die es schaffte ihn wenigstens ein ganz kleines bisschen aus der Versenkung zu holen. Was machte sie denn bitte hier? Er hatte ja Karin! Ihr war schon klar, warum sie so fühlte, aber es sich eingestehen war dann die Kehrseite der Medaille. Sie war eifersüchtig. Und zwar so was von.  Sakura schlief in dieser Nacht schlecht. Das war oft so, wenn sie an fremden Orten war, zudem war die quietschende Liege natürlich nach wie vor nicht unbedingt das Gelbe vom Ei. Und dann kam da noch Klavier-Karin und an einen tiefen Schlaf war sowieso nicht mehr zu denken. Als sie zum gefühlt hundertsten Mal erwachte, war es draussen noch ziemlich finster, ihr Wecker zeigte gerade mal zehn nach sieben. Gähnend setzte sie sich auf und rieb sie sich die Augen. Trotz dem wenigen Schlaf in der letzten Nacht, war sie hellwach. Die Liege hatte ihr Übriges getan und Sakura fühlte sich dementsprechend steif wie ein Brett. Rasch schlüpfte sie aus ihren Schlafsachen in ihre Jeans und den schwarzen Strickpullover, den sie schon bei ihrer Ankunft hier getragen hatte. Vielleicht konnte sie ja irgendjemandem etwas helfen? Und wenn noch niemand wach war, dann konnte sie sich noch einmal den Aufenthaltsraum vornehmen, welcher schon wieder ziemlich dringend eine Grundreinigung nötig hatte. Aber sie wollte etwas tun, denn gerade nach dem gestrigen Erlebten fühlte sie sich nutzloser denn je. Für irgendwas war sie schliesslich auch hierhergekommen, oder etwa nicht? Nachdem sie sich also im Bad etwas zurechtgemacht hatte, machte sie sich auf den Weg in den Aufenthaltsraum. Es war Freitagmorgen und auch jetzt schien kaum jemand auf den Beinen zu sein. Sicherheitshalber öffnete sie die Tür zu dem grossen Raum erst vorsichtig und linste hinein, bevor sie eintrat. Das Erlebnis von gestern hatte sich mehr als nur in ihr Gedächtnis eingebrannt. Jetzt, wo sie den ganzen Raum für sich hatte, sah sie sich erst einmal gründlich um. Soweit sie es nun bei Tageslicht erkennen konnte, hatte sich seit ihrem letzten Besuch nicht allzu viel verändert. Gut, die Staubschicht auf den Regalen und den kleinen Tischen war definitiv wieder dicker geworden, aber sie hatte auch nichts anderes erwartet. Nur das imposante Schlangen-Graffiti an der Wand, zwischen zwei der riesigen Fenster, sah noch genauso meisterhaft furchteinflössend aus, wie sie es in Erinnerung hatte. Deidara hatte in diesem Kunstwerk wirklich ein Wahnsinns-Talent bewiesen. Ein Blick auf das Klavier und die damit verbundenen Erinnerungen an gestern Abend genügten, damit ihre Stimmung in den Keller rasselte. Sasuke und Karin verband irgendetwas, was ihr Angst machte. Sie schienen sich näher zu stehen, als sie bisher geglaubt hatte und das tat ihr weh. Am Boden lag wieder das altbekannte Getümmel von Bierflaschen, leeren Gläsern und sonstigem Kram, der achtlos einfach liegen gelassen worden war. Der Aschenbecher auf dem kleinen Tisch quoll vor lauter Zigarettenstummeln über, war dazu führte, dass sie neben dem Aschenbecher über den ganzen Tisch verteilt lagen. Dementsprechend war die Holzfläche auch voller Brandflecken, aber auch das war wohl nichts Neues. Sie schnappte sich den Aschenbecher und leerte seinen Inhalt in den Abfalleimer hinter der Bar-Theke, dasselbe tat sie in einem zweiten Gang mit den übrigen Kippen. Die Bierflaschen sammelte sie ein und warf sie in einen ohnehin schon mit Flaschen gefüllten Plastiksack, den sie in der Abstellkammer hinter der Bar fand.  Vertieft in ihre Gedanken an Sasuke und Karin, bemerkte sie nicht, wie sich nach einer Weile jemand zu ihr gesellte. „Diesmal machst du das aber freiwillig, ja? Nicht dass du den Kuramas noch was Verkehrtes erzählst.“ Wie von der Tarantel gestochen fuhr Sakura herum und blickte in das Gesicht von Juugo, der gerade einige Einkaufstüten auf der Theke platzierte. „Himmel, hast du mich jetzt erschreckt!“ „Sorry.“ Er grinste ein wenig. „Danke fürs Aufräumen. Musst uns ja langsam für die grössten Chaoten halten.“ „Tu ich auch“, entgegnete sie frech, jedoch war ihr klar, dass die Kuramas keinen Deut besser waren, was das betraf. Nur gab es dort ab und zu gute Seelen, die aufräumten, aber in Sachen Ordnung waren die meisten mit den Takas vollkommen gleichauf. „Aber das ist gern geschehen. Irgendwie kann ich mich ja auch nützlich machen, wenn ich schon da bin.“ Der gross gewachsene Juugo lachte leise und fuhr sich durch das orangefarbene Haar. „Es ist schon schräg, Cherry Blossom. Im ersten Moment kidnappen wir dich und im Nächsten kommst du freiwillig hierher.“ Sakura wusste, was er meinte. Sie selbst hatte sich ja oft genug gefragt, warum sie das machte und immer wieder war ihr die gleiche Antwort in den Sinn gekommen: Sasuke. Natürlich war sie wegen ihm da. Aber je mehr sie von der Stimmung hier im Taka-HQ mitbekam, desto mehr spürte sie, wie sehr sie auch den anderen helfen wollte. Fragte sich nur wie? Bis jetzt hatte sie ja noch nicht einmal mit Sasuke gesprochen. „Komisch, was? Ich verstehe es selbst nicht so richtig“, meinte sie nur schulterzuckend und Juugo lachte abermals. „Du bist echt interessant, Kurama.“ Je länger sie ihn so hörte, desto mehr drängte sich ihr eine Frage auf. „Sag mal Juugo, wann war die Stimmung hier eigentlich zum letzten Mal wirklich angenehm?“ Die Frage kam aus dem Nichts und Juugo schaute sie zuerst einmal nur etwas perplex an. „Du bist ja mal direkt. Aber wenn du es wissen willst, das ist jetzt ungefähr einen Monat her. Wieso?“ „Einfach so. Hättest du nicht auch Interesse, irgendetwas daran zu ändern?“ Er seufzte. „Wer schon nicht. Hast du denn eine Idee wie?“ Sakura schüttelte den Kopf. „Nein. Aber vielleicht kriegen wir etwas raus? Überleg dir doch, was ihr manchmal gerne gemacht habt?“ Juugo schien daraufhin wirklich nachzudenken und es sah so aus, als ob er tatsächlich einen Einfall hatte. „Was wir oft gemacht haben, war gemeinsames Frühstück am Wochenende. Das heißt, Konan oder Hotaru, die haben mich dann immer beauftragt, einzukaufen. Das haben immer alle ziemlich gerne gemocht.“ „Hättest du denn die nötigen Sachen da? Kann man ja auch machen, wenn nicht Wochenende ist.“ In Sakuras Kopf nahm Juugos Idee zunehmend Formen an. „Hm, also so die wichtigsten Sachen schon. Konnte nicht mehr pennen heute Morgen und dachte mir, ich stocke gleich mal wieder ein wenig unsere Vorräte auf. Also ich bin dabei, Cherry. Die anderen sind sowieso nicht vor neun auf den Beinen und wenn es irgendetwas zu Verbesserung der gegenwärtigen Weltuntergangsstimmung beiträgt, dann umso besser.“ Das war es. Sie konnte etwas tun, auch wenn es nicht viel war. Aber man musste ja bekanntlich klein anfangen. Und so machte sich Sakura daran, den Tisch zu decken, während Juugo damit begann, Milch zu wärmen und Kaffee zu kochen. Es war erstaunlich, wie schnell der Taka in diesen Plan eingestimmt hatte. Wahrscheinlich studierte auch er schon lange an irgendeiner Möglichkeit herum, wie man die Takas  aus der Versenkung holen konnte. Dass Leute wie Konan momentan ausfielen, sorgte für ein ziemlich gestörtes Gleichgewicht in der Bande, das wäre bei den Kuramas kein bisschen anders. Wenn jemand wie zum Beispiel Temari und Tenten zu lange ausfielen, dann würde es nicht allzu lange dauern, bis im HQ Chaos herrschte. Bei den Takas hiess das für sie nun, dass sie das Gleichgewicht irgendwie wieder herstellen musste. Und da begann man am besten damit, alte Gewohnheiten wieder einzuführen. Es war Juugo, der etwas später das Radio einschaltete und einen Sender suchte, der gut reinkam, was man leider von den wenigsten behaupten konnte. „Scheiss-Radio…“, brummte er, während er an dem Gerät rumschraubte, bis er es tatsächlich schaffte, einen Sender auf einer guten Frequenz zu erwischen. „Seit Demon das Ding letzte Woche auf den Boden geschmissen hat funktioniert nichts mehr.“ Diese Aussage löste wiederum einen Schwall an Fragen in ihrem, ohnehin schon überfüllten Kopf aus. „Warum hat er das denn gemacht?“ „Keine Ahnung“, meinte Juugo schulterzuckend. „Er war sowieso ziemlich aggressiv in den vergangenen Wochen. Meistens hat er gar nichts gesagt oder war einfach ziemlich wortkarg und im nächsten Moment hat er die Nerven verloren, wenn ihn etwas aufgeregt hat. In unserem Fall hier war es das Radio.“ Dass Sasuke aggressiv reagierte, verwunderte sie nicht im Geringsten. Damit hatte sie nämlich gerechnet, denn irgendwie mussten Wut und Trauer ja raus, da konnte er noch so sehr versuchen, alles in sich hineinzufressen. Auf dem Sender lief zwar gerade eine Sendung über Oldies, weshalb man etwas modernere Hits wohl vergessen konnte, aber das machte nichts. Es gab so viele gute Lieder aus vergangener Zeit, die gute Stimmung verbreiten konnten. Mit Juugo kam sie immer mehr ins Gespräch und die beiden amüsierten sich zusehends. Er wurde immerzu einfallsreicher, bis er neben Spiegelei und Speck auch noch Pfannkuchenteig anrührte. Juugo konnte echt gut kochen und schien es auch richtig gerne zu machen. Man müsste ihn und Choji mal zusammen in die Küche stellen, das würde ein wahres Festmahl ergeben, von dem sie, mit ihren mässigen Kochkünsten, nur träumen konnte. Juugo warf die Pfannkuchen gekonnt auf und fing sie mit der Pfanne wieder auf, daneben hielt er Speck und Spiegeleier in Schach, die er zum Warmhalten alle in einen alten Backofen stellte, der aber anscheinend noch gut funktionierte. Aus dem Radio erklang nun ABBA und das war für Sakura ein Grund, mit zu summen. ABBA war echt ein Stimmungsmacher, da konnte sie nicht anders, als mit dem Takt mit zu wippen. Der Chefkoch hatte sichtlich seinen Spass daran, Sakuras Getanze zuzusehen. Er lachte, begann dann aber selbst, mitzumachen und als dann „Waterloo“ aus dem Radio dröhnte konnten beide nicht mehr anders als auch mitzusingen. Ehrlichgesagt überraschte es sie ziemlich, wie sehr Juugo aus sich herauskam und wie gut sie sich mit ihm verstand. Aber seine Offenheit war nur ein weiteres Zeichen dafür, wie gerne er wieder Lachen wollte. Eigentlich überraschte sie sich auch selbst, irgendwie fiel es ihr nicht schwer, mit Juugo herumzualbern. Das wäre wohl ziemlich anders, wenn hier Sasori oder Hidan stehen würden. Aber mit Juugo hatte sie bisher ja auch keine Erfahrungen gemacht, die man irgendwie negativ nennen konnte. Es klang vielleicht nicht gerade schön, aber gerade jetzt merkte Sakura, wie von Juugo diese müde Fassade abfiel und er wieder einmal richtig Spass hatte. Piepegal, wie schlecht sie beide singen konnten, im Moment fühlten sie sich gut. Und hoffentlich würden sie die Stimmung auch etwas auf die anderen übertragen können. Sakura füllte einige Gläser mit Orangensaft und Juugo wurde zusehend gewagter mit seinen Pfannkuchen-Manövern, jedoch gelang jedes einzelne. Er schaffte es sogar das Ding über sich selbst drüber zu werfen und auf der anderen Seite wieder aufzufangen, worauf Sakura lachend applaudierte. „Echt beeindruckend!“, rief sie zu ihm rüber, während sie den Orangensaft wieder in den Kühlschrank in die Abstell-, beziehungsweise Vorratskammer stellte. Und wie sie so in ihre Kocherei vertieft waren, bemerkte keiner von beiden, dass am Ende des Raumes längst die Tür offen stand und drei Nasen ziemlich ungläubig das Geschehen beobachteten. Erst, als die drei etwas näher kamen bemerkte Sakura sie im Augenwinkel und fuhr  herum. „Juugo, was geht denn hier ab?“ Deidara streckte sich verschlafen. Auch die beiden anderen, Zetsu und Hidan sahen aus, als kämen sie frisch aus Federn. „Frühstück! Bedient euch!“, rief Juugo und selbst Sakura wunderte sich über seinen zufriedenen Ton. Sie hatten die besten Voraussetzungen, hier für diesen Morgen eine gute Stimmung zu schaffen. „Deshalb duftet schon der ganze Gang so gut.“ Es war Hotaru, die an den etwas verwirrten  Jungs vorbei den Kopf in den Raum streckte. „Wow, echt genial!“ Sie schien nicht halb so verdattert wie die anderen drei zu sein. Nein, sie schien sich richtig zu freuen, dass jemand etwas gegen diese triste Stimmung hier unternahm, als ob sie schon lange darauf gewartet hätte. „Heilige Scheisse, ihr habt euch aber ganz schön ins Zeug gelegt! Danke!“ Hotaru lächelte Sakura freundlich an und Sakura erwiderte das Lächeln. Hotaru hatte sie irgendwie schon immer gemocht. „Es ist genug für alle da, also schlagt zu!“, forderte Sakura die Umstehenden auf. Natürlich wollte sie nicht so tun, als ob sie hier dazugehörte. Aber auf keinen Fall durfte sie jetzt schlapp machen, sie musste ihre gute Laune den anderen irgendwie mitgeben. Inzwischen hatte so ziemlich jeder geschnallt, dass das kein Witz war und nun breiteten sich zusehends zufriedene, wenn auch etwas ungläubiges Lächeln auf den Gesichtern der andern aus. Nach ungefähr einer Viertelstunde war der ganze Aufenthaltsraum voller Takas, die von Oldies begleitet ein nahezu perfektes Frühstück genossen. Es war in diesem Moment, als würden sie alle für dieses eine Mal aus ihrer Trance erwachen. Es wurden lauthals Gespräche geführt, Sprüche gemacht, Witze gerissen und irgendwie wirkte alles von einer Sekunde auf die andere wieder viel mehr wie das HQ der Taka Snakes. Das hier waren die Takas, wie man sie kannte und… ja, vielleicht auch liebte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)