Verwundet von jane-pride (Portgas D. Ace) ================================================================================ Kapitel 10: Kapitel 10 ---------------------- Kapitel 10 ~ Der Mann mit den drei Zöpfen ~ Stille. Eisige Stille breitete sich zwischen dem ungleichen Paar aus. Die bitteren Worte, die Ace der naiven Hiko entgegen geschleudert hatte, trafen sie mit einer Wucht, die sie bis ins Mark erschütterte. Ihr Körper zitterte noch immer, selbst dann noch, als Ace sie langsam wieder auf ihre Füße gesetzt hatte, der zutiefst erschrocken von seiner eigenen Handlung und Ungerechtigkeit gegenüber Hiko war. Dabei wusste er genau, dass die junge Frau vor ihm am aller wenigsten für seine derzeitige Situation konnte. Für seine schwere Niederlage gegen Whitebeard, ganz zu schweigen. Es waren sein Kampf und sein Leben gewesen, die er vor kurzem noch gelebt hatte. Er allein war für seine Taten, seine illegalen Vergehen und Entscheidungen verantwortlich. Sonst niemand. Also, konnte er niemand anderen dafür die Schuld in die Schuhe schieben. Ihm wurde gerade bewusst, dass er dies jedoch versucht hatte. Er wusste, warum er Hiko so rüde und hart verbal angegriffen hatte. Sie hatte ihm das Leben gerettet, und das hatte er, seiner Ansicht nach, nicht verdient. Im Kampf gegen Whitebeard hätte er normalerweise sein Leben lassen müssen. Das wäre richtig gewesen und die einzig logische Konsequenz, nachdem man als…Verlierer und gescheiterter Pirat aus einem solchen Kampf gegangen war.   Ace wusste nicht mehr weiter. Am Wenigsten konnte er sagen, was er jetzt tun wollte, was er überhaupt noch vom Leben wollte. Alles hatte für ihn keinen Sinn mehr. Seine Mission war gescheitert. Die langjährigen Vorbereitungen, die er dafür getroffen hatte, waren seit seiner Niederlage bedeutungslos geworden. Dabei hatte er angenommen, von Anfang alles richtig gemacht zu haben. Die erste Zeit auf hoher See hatten es ihm doch bewiesen, dass er ein starker Mann und gefürchteter Pirat geworden war, der jede noch so heikle Situation auf dem Meer trotzen konnte. Er fühlte sich von Anfang an jeder misslichen Lage gewachsen. Denn immer, ging er am Ende als Sieger daraus hervor. Seine harten Bemühungen konnten demnach nicht umsonst gewesen sein. Doch gegen Whitebeard…hatten sie nichts genützt.   Fluchend wandte sich Ace von Hiko ab, die ihn die ganze Zeit über argwöhnisch beobachtet hatte. Sie hatte Angst vor ihm bekommen, dass er so wenig Wert auf sein eigenes Leben legte, hätte sie nicht für möglich gehalten. Der Mann vor ihr, war nicht der Pirat für den sie ihn gehalten hatte. Dieser Mann direkt vor ihr, war ein gebrochener erbärmlicher Herumtreiber, der die Welt zwei Jahre lang in Angst und Schrecken versetzt hatte. Jetzt schien nichts mehr von ihm übrig zu sein. Er war bloß noch ein Schatten seiner früheren selbst, der den Anschluss am Leben verloren hatte. Konnte Hiko wirklich so blind gewesen sein? Sie meinte, anderes in ihm gesehen zu haben, als er sie zu ihren Eltern begleitet hatte und am Tag danach zu sagte, mit ihr zur Grand Line zu segeln.   Seine verbale Attacke saß noch tief in ihren Gliedern. Ihre Knie waren wackelig und die aufrechte Haltung fiel ihr schwer. Zum Glück hatte sich Ace von ihr abgewandt und konnte nicht sehen, wie gedemütigt und zutiefst verletzt sie sich gerade fühlte. „Das ist keine zweite Chance für mich, sondern DEINE große Chance auf einen lächerlichen Traum. Du bist nicht die einzige, die ohne deine leibliche Familie aufgewachsen ist. Warum auch immer sie dich ausgesetzt haben, sie hatten einen guten Grund dafür. Vermutlich wollten sie dich loswerden, weil sie deinen Anblick nicht länger ertragen konnten. Es dreht sich nicht alles im Leben nur um dich! Und wie ich bereits gesagt habe, hatte ich nicht darum gebeten, dass du mir das Leben rettest. Soll ich dir mal was sagen? Ich wünschte, du hättest mich im Meer versinken lassen, dann müsste ich nicht mit einer naiven Besserwisserin um die Welt segeln, die glaubt die Weisheit mit Löffeln gegessen zu haben!“   Am liebsten würde Hiko diese Worte aus ihrem Gedächtnis entfernen und für immer aus ihren Erinnerungen streichen, aber es ging nicht. Vermutlich wollten sie dich loswerden, weil sie deinen Anblick nicht länger ertragen konnten.   Hiko spürte entsetzliche Furcht in sich aufsteigen. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie sich getraut diesen Gedanken laut auszusprechen, wie Ace es eben getan hatte. Diese traurige Tatsache wäre möglich, aber Hiko wollte die Hoffnung auf eine andere freundlichere Erklärung nicht aufgeben, warum ihre Familie sie nicht mehr bei sich haben wollte. Dafür musste es einen Grund geben. Was ist so falsch daran, wenn man seine richtige Familie kennen lernen will und erfahren möchte, warum sie sie ausgesetzt hatten? Welches Handeln, welche Motive hatten sie dazu getrieben, eine solch schwere Entscheidung zu treffen? Wenn sie denn ihren Eltern schwer gefallen war, und Hiko hoffte es so sehr…   Inzwischen hatte sich Ace wieder hinter das Steuer begeben und vermied es Blickkontakt mit Hiko aufzunehmen. Er wusste nicht, wie er sich bei ihr für sein schlechtes Benehmen entschuldigen sollte, ohne weiter ins Detail seiner Verbitterung vordringen zu müssen. Vermutlich war es erstmal am Besten, das ganze auf sich beruhen zu lassen, bis die erhitzten Gemüter sich wieder gelegt hatten und er erneut in der Lage sein würde, Hiko in die Augen zu sehen.   Sein Blick war auf die näherkommende Insel gerichtet, als er ein Platschen neben sich hörte. Nachdem er seinen Kopf in die Richtung gedreht hatte, musste er feststellen, dass sich Hiko nicht mehr auf dem kleinen Schiff befand. ~~~~~~ Die Insel, die die zwei erreicht hatten, war etwas größer als Little Island. Trotzdem schaffte es Hiko unter einer Stunde, die neue Insel unter Wasser zu umrunden. Um Ace aus dem Weg zu gehen, weil sie sich im Augenblick außerstande sah, ihm aufrecht gegenüber zu treten, entschloss sie sich auf der gegenüberliegenden Seite der Insel an Land zu gehen, während Ace im Osten ankerte. Im Moment war es Hiko gleichgültig, was nun mit ihnen geschehen sollte und wie sich ihre weitere Reise gestaltete, wenn es denn eine Weiterreise geben würde. Sie konnte sich nicht helfen, aber sie fühlte sich von Ace verraten und verletzt. Diese unschönen Worte hätte er ihr nicht frontal ins Gesicht schleudern müssen, auch wenn sie tief in ihrem Inneren unbewusst dieselben Gedanken und Spekulationen hegte.   Es war beides möglich, wenn sie jemals die Wahrheit über ihre wahre Herkunft erfahren sollte. Entweder würde sie mit offenen Armen von ihren Eltern empfangen werden – sofern diese noch lebten – oder aber sie würde erneut verstoßen werden. Dabei war es ihr so unendlich wichtig herauszufinden, von wem und wo sie in Wirklichkeit abstammte. Natürlich hatte sie ihre Eltern Mamiko und Manabu sehr geliebt, den Beweis, dass auch sie sie zutiefst geliebt haben, trug Hiko in diesem Moment um ihren Hals. Sie hatte auch gerne auf Little Island gelebt, aber sie hatte sich dort nie wirklich heimisch gefühlt. Nach siebzehn Jahren wollte sie endlich wissen, wo sie überhaupt hingehörte und welchen Platz sie in Zukunft auf der weiten für sie unbekannten Welt einnehmen würde.   Außerdem war sie sich sicher, dass es im Grunde genommen, Ace momentan genauso erging, obgleich seine Gründe dafür anderer Natur waren. Hiko hatte die Leere und Traurigkeit in seinen Augen gesehen. Möglicherweise hatte sie eine Art von Seelenverwandtschaft zu ihm gefühlt und sich daran geklammert, weil sie insgeheim gehofft hatte, von nun an nicht mehr alleine zu sein… So wie es jetzt gerade aussah, war sie dem Irrtum erlegen. Ace akzeptierte sie nicht, hatte es von Anfang nicht getan. Im Gegenteil, er machte ihr heftige Vorwürfe, ihm das Leben gerettet zu haben.   Wütend auf sich selber und über ihre eigene Naivität warf sich Hiko ins kühle Gras und weinte ihre Verzweiflung hinaus. Salzige Tränen liefen ihr über das Gesicht und benetzten ihre zitternden Lippen. Ihr gesamter Körper bebte, der dadurch ihrer Hilflosigkeit noch mehr Ausdruck verlieh. Irgendwann hatte sie sich wieder beruhigt. In embryonaler Haltung lag sie nun auf dem Boden und stabilisierte ihre Atmung.   Dann hörte sie Schritte näher kommen. An der Gangart bemerkte sie sofort, dass es sich hierbei nicht um Ace handelte. Neugierig und einigermaßen gefasst, richtete sie sich langsam wieder vom Boden auf und wartete auf den näherkommenden Fremden, der entschlossen auf sie zumarschierte. ~~~~~~ Ebenso, wie Hiko, hatte sich Ace ins Gras geworfen, nachdem er sicher an der Insel angekommen war. Er beschloss an dieser Stelle auf Hiko zu warten. Bestimmt würde sie irgendwann wieder zu ihm zurück kommen. Schließlich konnte sie die Weiterreise ohne ein Schiff und Navigationskünste nicht fortschreiten. Es hatte ihn erstaunt, dass sie zwar unbedingt zur See fahren wollte, aber keinerlei Ahnung von der Navigation und von Wind und Wetter hatte. Entweder war sie sehr todesmutig oder…nun ja, zu allem entschlossen. Das sie zu allem entschlossen war, dass hatte sie ihm gezeigt.   Wahrscheinlich war es genau diese Tatsache gewesen, die ihn dazu bewogen hatte, Hiko in ihrem Traum zu unterstützen. Immerhin kam es für ihn nicht mehr in Frage, ein weiteres Mal eine Crew zusammen zu trommeln und fähige und unerschrockene Männer zu suchen. Dieses Vorhaben hatte er eindeutig aufgegeben. Trotzdem wusste er immer noch nicht so richtig, was er jetzt mit sich selber anfangen sollte. Die Suche nach Wonderland hin oder her, was wollte er nun vom Leben und welches war sein Ziel?   Sein Leben hatte nur dieses eine Streben gehabt: ein gefürchteter Pirat zu werden und Whitebeard zum Kampf herausfordern und natürlich besiegen. Dieser Gedanke hatte ihn sein bisheriges Leben lang begleitet, ohne Ausnahme. Das Aufeinandertreffen mit einen der vier Kaiser war eine logische Abfolge in seiner Piratenlaufbahn gewesen. An eine Niederlage hatte er in diesem Moment nicht gedacht, als er plötzlich Whitebeard gegenüber gestanden hatte. In seinem Wortschatz kam dieses Wort bisher auch nicht vor. Die Geschehnisse sprechen jedoch eine ganz andere Sprache und haben ihn eines Besseren belehrt. Ein so unerschrockener und starker Pirat, wie er geglaubt hatte zu sein, war er gar nicht. Doch Hikos strahlende Augen, hatten ihn mit Ehrfurcht und voller Bewunderung angesehen…   Das Herumsitzen und Warten bis die junge Frau wieder bei ihm aufkreuzen würde, war sinnlos. Ace musste sie schon selber suchen. Außerdem war er es, der sich bei ihr entschuldigen musste, für sein brutales Verhalten und seine kränkenden Worte. Keines von beiden hatte sie verdient. Hiko hatte ihm das Leben gerettet und ihm eine zweite Chance dadurch geschenkt. Es war endlich an der Zeit, dass er sich dafür bei ihr bedankte. Und vielleicht würde er auf der Reise mit ihr erkennen, welches sein neues Ziel in Zukunft sein würde. ~~~~~~ Hiko konnte ihren eigenen Augen kaum trauen, als sie den fremden Mann erkennen konnte, der wenige Meter vor ihr zum Stehen gekommen war. Von Kopf bis Fuß gab er eine skurrile Erscheinung ab. Der Mann war in sämtlichen violetten Farben gekleidet, seine Füße und Hände waren doppelt so groß als bei den meisten Menschen und seine schwarze Haarpracht stand in drei geflochtenen Zöpfen von seinem Kopf ab. Diese saßen, jeweils links und rechts einer, direkt an den Ohren und der dritte Zopf ging von seinem Scheitel aus nach hinten über. Des Weiteren waren seine Wimpern unwahrscheinlich lang. Dadurch war es fast unmöglich seine Pupillen zu erkennen. Sein langer Riechkolben stach prägnant aus seinem Gesicht hervor. Der jungen Frau war sofort klar, dass dieser Typ nicht zu ihren persönlichen Favoriten zählte, was die Attraktivität von Männern anging. Zudem fühlte sich Hiko in seiner Gegenwart nicht besonders wohl. Von ihm ging eine negative Ausstrahlung aus, die konnte sie deutlich fühlen.   „Hallo, junges Fräulein!“, begrüßte der Fremde Mann Hiko und trat einen Schritt näher auf sie zu. „So ganz allein und dann noch in trister Verfassung? Sag, wie kann ich, Pepe, dir bei deinem Leid behilflich sein?“ „Es geht schon wieder. Danke der Nachfrage.“, antwortete Hiko und suchte fieberhaft die nähere Umgebung nach einer Fluchtmöglichkeit ab. „Ich habe meinen Kameraden aus den Augen verloren und deswegen kurz die Beherrschung verloren. Sie haben ihn hier nicht irgendwo gesehen?“   „Nein, junges Fräulein. Es verirren sich nur sehr wenige auf diese abgelegen Insel. Außer mir lebt kein weiterer Mensch auf dieser Insel. Deshalb gefällt sie mir so. Es ist ruhig und friedlich. Ich liebe die Stille und das Alleinsein.“ Im letzten Satz spürte Hiko deutlich, dass eine unterschwellige Drohung mit ausgesprochen wurde. Wahrscheinlich habe ich ihn in seiner Ruhe durch mein Geheule gestört.   „Nun, wenn das so ist. Möchte ich sie nicht länger aufhalten und weiter auf die Nerven gehen. Ich werde mich dann wieder auf dem Weg machen und nach meinem Kameraden suchen.“ So unauffällig wie möglich versuchte Hiko einen weiten Bogen um den eigenartigen Pepe zu machen und zwischen den Bäumen hinter ihm zu verschwinden. Doch kaum hatte sie einen Schritt nach links gemacht, machte Pepe ebenfalls einen Schritt nach rechts und stand somit wieder direkt vor ihr. Verwundert hielt Hiko in ihrer Bewegung inne und fixierte den Fremden von neuem.   „Abgesehen von Ruhe und Frieden, schätze ich auch höfliche Umgangsformen.“, setzte Pepe das Gespräch fort und seinen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Ich kann mich nicht entsinnen, dass sie sich mir gegenüber vorgestellt haben. Habe ich recht?“ „Wie? Oh, j-ja. Sie haben recht.“, stockte Hiko und deutete zusätzlich eine knappe Verbeugung an. Unter gar keinen Umständen wollte sie den Mann weiter provozieren. Er schien sowieso schon, schlecht gelaunt und verärgert auf die junge Frau zu sein. „Ich heiße, Hiko. Wenn es ihnen recht ist, dann würde ich sehr gerne auf ihrer Insel nach meinem Kameraden suchen. Er muss auf der anderen Seite an Land gegangen sein.“   Wenige Sekunden lang behielt Pepe Hiko eingehender im Auge, bis seine Augen wieder einen freundlicheren Zug annahmen, was Hiko erleichtert aufatmen ließ. „Hiko, sie dürfen. Wenn ich sie aber darum bitten dürfte, bei ihrer Suche leise vorzugehen, habe ich nichts dagegen, wenn sie sich noch einige Zeit auf meiner Insel aufhalten.“ „Vielen Dank, Pepe. Ich verspreche ihnen, dass ich mucksmäuschenstill sein werde. Sie haben mein Wort darauf.“   In diesem Moment - kaum hatte sich Hiko von Pepe abgewandt - kam ein laut schreiender Ace durch die Bäume gerannt und stoppte direkt vor Hiko, die ihn am liebsten auf der Stelle geknebelt hätte. In ihren Augenwinkeln bemerkte sie, wie sich Pepe von neuem bedrohlich aufbaute. Es verhieß nichts Gutes.   „Habe ich dich endlich gefunden! Hiko, ich…“, abrupt schwieg Ace und musterte eingehender Hikos Gesicht. Er konnte deutlich die Rückstände von Tränen darin erkennen, die vor kurzem noch über ihr Gesicht gelaufen waren. Dieser Anblick versetzte ihm einen tiefen Stich. Beschämt blickte er an ihr vorbei und wollte gerade zu einer ehrlichen Entschuldigung ansetzen, als er plötzlich von Hiko nach hinten gestoßen wurde, ein schneller Schatten über ihnen hinwegfegte und die junge Frau in seinen Armen vor Schmerz aufschrie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)