Verwundet von jane-pride (Portgas D. Ace) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Kapitel 1 Eine einzige Möwe hockte auf einem Felsvorsprung, der zur tosenden See hinausragte. Es war ein kleiner, schmaler Vorsprung, der keinen ausreichenden Platz für ein Kind oder ausgewachsenen Menschen bot. Diese Stelle war das Schlemmerbuffet der kleinen Möwe. In der engen Felsspalte tummelten und lebten viele verschiedene Insekten, die in ihrer Kolonie aufgeregt hin und her krabbelten. Die Möwe mochte es, diese winzigen Lebewesen zu jagen und zu reizen. Dadurch wurde ihr Jagdinstinkt, bzw. ihre Futtersuche, so richtig spannend und gestaltete sich meist spaßig. Wie auch in diesem Moment. Ihr Schnabel pikte und hackte auf die armen Kreaturen ein, die fluchtartig ins Dunkel, hinein in die Felsspalte, wuselten. Die meisten von ihnen hatten Glück. Doch die hartnäckige Möwe gab sich mit dieser mageren Ausbeute nicht zufrieden. Mit harter, roher Gewalt pikte sie mit ihrem Schnabel auf dem Fels ein, um etwas Stein davon zu lösen, damit die Käfer wieder ans Licht kommen würden. Es gelang ihr nur mit mäßigem Erfolg (immerhin war der Fels um einiges härter als ihr Schnabel). Nachdem sie völlig erschöpft, aber gesättigt, den Felsvorsprung wieder verließ, flog sie höher an den Rand der Felskante und riskierte einen Blick zurück auf die tobende Wassermasse.   Unfassbar weit erschreckte diese sich über den Horizont und spiegelte die beeindruckende Wolkenpracht an der Meeresoberfläche wieder. Ein kräftiger Wind zog auf, der die dunklen mit Regen gefüllten Wolken näher an die Insel wehte, auf der sich die Möwe gerade befand. Sie hatte keine Angst vor dem herannahenden Naturspektakel. Natürlich wusste sie genau, was sie zu tun hatte, um sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Diese Insel bot viele Möglichkeiten, entweder im Dickicht der Bäume und Büsche, in Höhlen oder unter Felsvorsprüngen, die unzählig im Norden der Insel vorzufinden waren. Genau dort, hielt sich die Möwe zu Zeit auf und hüpfte halbschwebend, zu ihrem warmen Nest. Wahrscheinlich würde es vom Regen etwas feucht werden, aber gewiss nicht triefend nass, sodass die Möwe sich absolut sicher sein konnte, in Sicherheit zu sein. Noch warm und gemütlich kuschelte sie sich in ihr Nest und bedeckte ihren kleinen Kopf mit einer von ihren Flügeln.   Die Möwe war längst eingeschlafen, als die fast schwarze Wolkenpracht langsam über die Insel hinweg zog, und dass mit ohrenbetäubendem Donner und brechenden Wellen, die vom stärker werdenden Wind aufgewirbelt wurden und an der meterhohen Felswand aufschlugen. Nebenbei wurde die Sonne von der Dunkelheit verschluckt. Man konnte sagen, dass der Tag zur Nacht geworden war, obwohl es gerade Mittag wurde. Eine düstere Stunde kündigte sich für die Insel und dessen Bewohner an.   Allgemein war es eine sehr friedlebende Insel, die relativ selten von Naturkatastrophen heimgesucht wurde. Meteorologen begründeten dies damit, dass die Insel, die keine besonders weite Landfläche ausmachte, nah am Kontinent lag, der vom Süden aus der Insel am Firmament sichtbar war. Die Überfahrt zum Festland dauerte keine sechzig Minuten, weswegen der Handel überragend profitierte. Auf der Insel befand sich ein großes Kohlebergwerk, was dafür verantwortlich war, dass mehr Bergleute mit ihren Familien auf der Insel lebten als andere Berufsstände. Selbstverständlich gab es ein kleines Dorf, das alle essentiellen Bedürfnisse der Menschen erfüllen konnte. Der Kontinent bot sich für diejenigen an, die nach mehr Luxus und exklusiven Gütern strebten, die ihr individuelles Leben bereichern sollten. Die Inselbewohner wurden über eine Teleschnecke im Basisgebäude rechtzeitig über den Orkan informiert. Eine Handvoll Marinesoldaten behüteten die Gesetze der Insel.   Mehr als eine Handvoll Soldaten war bisher nicht nötig gewesen. Verbrechen fanden hauptsächlich im kleineren Rahmen statt, die sich meist in Streitereien unter Nachbarn, Schlägereien in Kneipen oder Diebstählen von geringeren Nichtigkeiten äußerten. Außerdem kannten sich die Bewohner allesamt mit Namen. Jeder beschützte den anderen und ihre Rangeleien mit dem Gesetz machten sie meistens unter sich aus. Im Grunde genommen, war die Marine ausschließlich wegen der Bürokratie da.   In Anbetracht dessen liebte die kleine Dorfgemeinde ihr Leben auf der fast schon idyllischen Insel. Kinder wuchsen ohne Gewalt auf und die Erwachsenen konnten jeden Tag friedlich ihrer Arbeit nachgehen ohne irgendwelche Überraschungen jeglicher Art zu erwarten. Es war ein harmonisches Beisammensein, in dem jeder jeden schätzte und respektierte. Seit Generationen war dieses Leben unverändert gewesen. Sie schrieb ihre eigene für sich bedeutende Geschichte auf die jeder von ihnen stolz war.   Jedoch, wie in jeder Gute-Nacht-Geschichte, lebte auch unter den Inselbewohnern ein schwarzes Schaf. Eine junge Frau von gerade mal siebzehn Jahren träumte ihr Leben gern und ließ keine passende Gelegenheit unversucht, ihre Träume auch zu erfüllen. Hiko war bereits als kleines Kind extrem wissbegierig gewesen, was Erzählungen über Mythen und die unendlich weite See betraf. Das Meer jeden Tag sehen zu dürfen und zu beobachten, hatte sie vom ersten Tag an verzaubert. Stundenlang konnte sie aufs Meer hinausschauen ohne dessen Anblick müde zu werden. Sobald sie das Schwimmen gelernt hatte, konnten keine zehn Wildpferde sie daran hindern und vom Wasser fernhalten. Sie schwamm und tauchte ohne Unterlass. Dabei sammelte sie alles unter Wasser, was sie zwischen ihre Finger bekam.   Ihre Pflegeeltern hatten viel Arbeit mit ihr, auch wenn sie das allergrößte und beste Geschenk war, was das Leben ihnen geben konnte. Doch, wie alle Eltern, machten sie sich große Sorgen um die verträumte Hiko. Obwohl sie nicht deren leibliche Tochter war, liebten sie sie, als wäre es ihr eigenes. Allerdings veranlassten die vielen Geschichten der See, dass sich Hiko mit zunehmendem Alter immer mehr für die Piraterie interessierte. Für sie waren es mutige und tapfere Seeleute mit wahrhaftigem Leichtsinn, aber sie jagten Tag für Tag ihren Träumen hinterher und einige unter ihnen, schafften es auch diese zu verwirklichen. Der brutale Überlebenskampf auf hoher See, wo man sich nie sicher sein konnte, ob man den nächsten Tag noch erleben würde, übte einen faszinierenden Reiz auf Hiko aus, dem sie nur zu gerne, und zwar so bald wie möglich, nachgeben würde. Denn auch sie hatte ein großes Ziel, einen Traum, den sie unbedingt verwirklichen wollte. Und sie spürte, dass sie das auch musste…Sehr zum Missfallen der starrsinnigen Gemeinde, die mit Leuten, die anders waren, nicht unbedingt tolerant gegenüber waren.   Der Orkan fegte bereits seit einer halben Stunde über die Insel hinweg. Fenster und Türen wurden vorab doppelt und dreifach verriegelt, damit kein Windzug oder Regen in die Häuser eindringen konnte. Selbst die Dächer wurden ins pekziert, um peinlich genau sicher zu gehen, dass nichts beschädigt werden konnte.   Abgesehen vom wütenden Wind und Regen war es still im Dorf. Hikos Pflegeeltern Mamiko und Manabu saßen an ihrem Küchentisch mit einer dampfenden Tasse Jasmintee vor sich stehend. Sorgenfalten zeichneten sich auf Mamikos Stirn ab. „Ob sie wohlauf ist, Manabu?“, fragte sie bestimmt schon zum hundertsten Mal ihren Ehegatten. „Davon bin ich überzeugt, Liebes.“, antwortete Manabu und streichelte seiner Frau liebevoll über ihren rechten Handrücken. „Du kennst unsere Tochter. Es ist nicht das erste Mal, dass sie bei so einem Wetter draußen umherzieht. Es ist ihr inneres Wesen, was sie immer wieder nach draußen treibt und jedes Mal kehrt sie gesund und munter zurück. Garantiert auch dieses Mal.“   Weiterhin redete Manabu behutsam auf seine Frau ein, die trotz ihrer sichtbaren Sorgen unbeschreiblich schön aussah, obwohl die vielen Jahre schon erste Anzeichen vom Alter hinterlassen haben. Mamiko hatte goldblonde lange Haare, die gewellt über ihre Schultern hingen und sanft ihr zartes Gesicht umschmeichelten. Ihre Augen waren so blau wie der Himmel, stets unbeirrt hell und klar, die jeden Mann sofort in ihren Bann zogen. Dagegen war ihre kleine Stupsnase weniger auffallend, dafür aber wieder ihre vollen roten Lippen, die jeden zum Küssen einluden. Zudem war Mamikos Statur schlank und grazil. Sie hatte lange Beine, weiche Hände und einen wohlgeformten Busen. Heute trug sie ein schlichtes, langes hellblaues Kleid, was mit einem weisen kragen versehen war. Dieser war vorne offen, wodurch ihr Dekolletee frei war. Um ihren Hals trug sie eine goldene Halskette mit einem gleichfarbigen Blütenanhänger und einem roten Stein in der Mitte. Das war auch der einzige Schmuck den sie trug, abgesehen von ihrem Ehering am linken Ringfinger. Mehr hatte Mamiko auch nicht nötig, fand Manabu, denn die natürliche Schönheit seiner Frau kam so schon hervorragend zur Geltung. Männerherzen lagen ihr zu Füßen. All diese Herzen waren gebrochen, als Mamiko Manabu zu ihrem Ehemann genommen hatte.   Manabu war ebenfalls attraktiv mit seinen kurzen braunen Haaren und seinen haselnussbraunen Augen, die ab und zu hinter einer Lesebrille verborgen waren. Er war groß und schlank, besaß allerdings nur wenig Muskeln. Er führte einen Buchladen, in dem keinerlei physische Aktivitäten anfielen. Zumindest keine regelmäßigen, außer hin und wieder Bücherstabel von A nach B zu tragen. Dafür war sein Kinn markant und auch seine Hände waren auffallend groß. An seinem Hochzeitstag war er der glücklichste Mann auf Erden gewesen, als seine Mamiko, ihm das Jawort vor Familie und Freunden gegeben hatte. Viele glückliche Jahre waren seitdem vergangen. In den weniger schönen Stunden, als sie unter anderem feststellen mussten, dass Mamiko keine Kinder gebären konnte, entschlossen sie sich ein Kind zu adoptieren. Das Schicksal hatte sie letzten Endes zu Hiko geführt, die als Säugling unter einem Baum, nahe dem Wasser, auf der Insel gefunden worden war.   „Und was, wenn nicht?“ Auch diese Frage hatte Mamiko bereits ein dutzend Mal gestellt. „Das wird nicht passieren, Liebling.“, beteuerte Manabu und gab seiner Frau einen Kuss auf die Schläfe. „Hiko ist stark und unbeschreiblich klug. Sie wird wissen, wie und wo sie sich am besten vor dem Orkan schützen kann.“ „Ich hoffe, dass du recht behältst. Ich würde es nicht ertragen, unsere Hiko zu verlieren.“ Haltsuchend schmiegte sich Mamiko an die starke Brust ihres Mannes. Dieser strich seiner Frau beruhigend übers Haar. „Du wirst schon sehen. Spätestens heute Abend wird Hiko unversehrt durch unsere Haustür marschieren und freudig berichten, was sie alles Aufregendes erlebt hat. Davon bin ich überzeugt.“   >~~~~~~<   Tief im dichten und einzigen Wald der Insel verborgen, hatte Hiko bereits als kleines Kind einen Unterschlupf unter einem großen kräftigen Baumstamm zwischen den langen Wurzeln gefunden. Wie damals, als sechsjährige, als sie sich wie so oft verlaufen hatte, hockte sie auch heute unter diesem Baum und wartete bis der Orkan vorüber war. Das heftige Wetter jagte ihr keinerlei Angst ein, im Gegenteil, sie genoss dieses Naturschauspiel in vollen Zügen. Begierig nahm sie den Duft der nassen Natur in sich auf und versuchte sämtliche andere Lebensformen um sich herum wahrzunehmen, die sich wie sie, vor dem Sturm in Sicherheit gebracht hatten. Winzige Regungen nahm sie in ihrer unmittelbaren Umgebung wahr. Dabei musste Hiko das Leben in ihrer phänotypischen Form nicht sehen, um zu wissen, dass es sich in verschiedenen Tierarten und Pflanzen umgab. Ein Eichhörnchen schlief über ihr in der Baumkrone, in seinem eigenen warmen Nest. Mehrere Vogelnester waren bewohnt mit ihrer neugeschlüpften Brut. Kaninchen und Füchse ruhten unter der Erde in ihren Bauten und beschützten ihre Familien. Vielfältige Arten von Leben umgaben Hiko, und sie fühlte sich als Teil von ihnen. Die Waldbewohner kannten Hiko, hatten sie als eine von ihnen akzeptiert und gewährten ihr Zuflucht in ihrem grünen Heim.   Obwohl Hiko klatschnass war, war ihr dennoch nicht kalt. Eine wohltuende Wärme ruhte in ihr, die sich in sämtliche Glieder ausbreitete. Sogar, bis in den kleinen Zeh. Hiko trug heute keine Schuhe. Ein silbernes Fußarmband zierte ihren rechten Knöchel. Weiter trug sie eine blaue dreiviertel Jeans und ein rosafarbenes Longshirt. Ihre Augen waren braun und ihre schwarzen Haare waren zu einem Zopf gebunden. Ein schräger Pony fiel über ihre Stirn und verdeckte zur Hälfte ihr rechtes Auge. Mit ihren siebzehn Jahren war Hiko nicht besonders groß geraten, aber sie war dünn, und man konnte deutlich erkennen, dass sie sich auf dem besten Weg befand, sich zu einer reifen Frau zu entwickeln. Ihr Busen war eher klein, aber ganz klar vorhanden. Bei weitem war sie nicht so atemberaubend schön, wie ihre Mutter, aber das bedeutete auch nicht, dass sie hässlich war. Hiko mochte sich genauso, wie sie war. Außerdem hatte sie sich um Äußerlichkeiten noch nie großartig gekümmert.   Als der Sturm endlich anfing nachzulassen, sprang Hiko schnell vom feuchten Boden auf und trat unter dem Baum hervor. Zwar nieselte es noch leicht, doch Hiko ließ sich davon nicht beirren. Hastig lief sie durch den Wald aufs angrenzende Meer zu. Im Osten der Insel befand sich eine kleine Bucht, die mit weißen, schmalen Streifen Sand versehen war. Dies war Hikos Lieblingsort auf der Insel. Hier fühlte sie sich häufiger zu Hause, als manches Mal bei ihren Eltern. Natürlich liebte Hiko ihre Eltern über alles, aber…Heimat kann auch etwas anderes sein, und das musste Hiko für sich noch herausfinden. Am Strand entledigte sie sich ihrer Hose und sprang gezielt ins offene Meer. Unter Wasser eröffnete sich ihr eine komplett andere, bezaubernde Welt. Meeressäugetiere hießen sie willkommen, denn sie spürten, dass Hiko eine von ihnen war. Seit jeher konnte sie unter Wasser atmen und mit den Meereslebewesen kommunizieren. Dafür war keine verbale Sprache nötig, sondern eine Kommunikation auf mentaler Ebene. Sie konnte die Schwingungen anderer Lebewesen wahrnehmen, und diese je nach Gefühlslage interpretieren und verstehen. Hiko glitt durchs Waser, als wäre sie selbst ein Teil vom Meer. Als wäre dieser Ort, ihr einzig wahres zu Hause.   Im Wasser vergaß Hiko oft die Zeit und kam deswegen regelmäßig zu spät nach Hause, weswegen gerade ihre Mutter unter unnötigen Sorgen litt. Hiko tat ihr Verhalten jedes Mal Leid, aber ihr Herz brauchte so dringend das Meer, wie Menschen die Luft zum atmen benötigten. Warum sie als einzige ebenfalls unter Wasser atmen konnte, wusste sie nicht. Doch sie freute sich immens darüber, denn sie spürte, dass es richtig so war, auch wenn es eigentlich nicht möglich sein sollte. Eine Regung, die mehrere Meter von ihr entfernt war, ließ Hiko in ihrer Schwimmbewegung innehalten. Sie spürte, dass etwas Fremdartiges im Meer aufgetaucht war und langsam von der Meeresoberfläche immer tiefer sank. Von Neugier gepackt, eilte Hiko mit kräftigen Schwimmzügen zum leblosen Körper. Beim Näherkommen erkannte sie, dass es sich hierbei um einen Menschen handelte. Nach dieser Erkenntnis beeilte sie sich umso schneller, zu ihrem Ziel zu kommen. Dort angelangt, packte sie den Rumpf und schwamm schleunigst an die Oberfläche zurück. Es gelang ihr nicht ganz so zügig, wie sie es wollte, denn das Gewicht, welches sie mit sich zog, war aufgrund der Kleidung und der Größe des Menschen enorm. Trotzdem gelang es ihr und hielt den Kopf des Bewusstlosen überm Wasser. Auf diese Weise kraulte sie schnell an Land und legte den massiven Körper auf dem hellen Sand ab.   Der Mann vor ihr war ohnmächtig und atmete nicht. Rasch handelte Hiko, um nicht weitere lebenswichtige Zeit zu vergeuden, und zog mit einer Handbewegung sämtliches Wasser aus der Lunge des reglosen Körpers. Hierfür hielt sie ihre ausgestreckte Hand über den zuvor geöffneten Mund und konzentrierte sich auf die Wasseransammlung in seinen Lungen. Hiko konnte das Wasser eindeutig fühlen und holte es mittels ihrer Hand, die in diesem Fall wie ein Magnet auf das Wasser wirkte, heraus. Eine Art elektrischer Impuls ging durch ihren Körper und durch die entsprechende Hand, der durch ihre Konzentration erzeugt wurde. Im Anschluss daran hustete der Mann, das restliche Wasser aus, blieb jedoch weiterhin bewusstlos. Hiko war erleichtert, denn er lebte noch, und damit war sie vorerst zufrieden.   Bei näherer Betrachtung und Untersuchung stellte Hiko fest, dass der Mann massive Verletzungen erlitten hatte. Sie war sich absolut sicher, dass der Mann einen harten und anstrengenden Kampf ausgetragen hatte und dabei als Verlierer davongekommen war. Ein Blick zurück aufs Meer konnte ihr keine hilfreichen Antworten liefern, denn irgendwie musste dieser Kerl von jemandem, vermutlich seines Gegners, im Meer versenkt worden sein. Noch dazu, hatte bis vor kurzem ein Orkan in dieser Gegend gewütet, also wie um alles in der Welt, sollte es möglich gewesen sein, dass jemand freiwillig bei so einem Wetter aufs Meer hinausfuhr? Hiko hörte erstmal auf zu grübeln und zog dem Mann sein langes Gewand aus. Was zum Vorschein kam, verschlug ihr für einen kurzen Augenblick den Atem. Tiefe Fleischwunden übersäten den gesamten Korpus. Einige Wunden hatten sich entzündet und Blut trat aus ihnen hervor. Die blasse Haut war ein Zeichen dafür, dass er eine Menge Blut verloren haben musste. Es grenzte an ein Wunder, dass er noch unter den lebenden weilte, wenn auch nur sehr knapp, das war Hiko auf der Stelle klar geworden.   Neben der Tatsache, dass Hiko unter Wasser atmen konnte, besaß sie auch heilende Fähigkeiten. Sorgfältig und gründlich säuberte sie mit einem Tuch, dass sie zuvor aus ihrer Hosentasche geholt hatte, die Wunden und heilte wortwörtlich durch Hand auflegen. Ein helles Leuchten trat aus ihren Handflächen hervor und versiegelte die offenen Schnitte. Allerdings konnten sie nur recht langsam heilen, denn die Wunden waren ziemlich tief. Es kostete Hiko eine enorme Anstrengung ihre Heilkünste bis zum Ende auszuführen. Doch sie schaffte es. Jetzt erst nahm sie sich die Zeit, nachdem sie sich erschöpft zurückgelehnt hatte, den Fremden eingehender zu mustern.   Sie schätzte ihn auf die Anfang zwanzig, war sehr gut durchtrainiert, was seine vielen Muskeln am ganzen Körper zusätzlich verdeutlichen. Er hatte wirre schwarze Haare, seine Nase war kantig und um seinen Mund hatte er selbst im reglosen Zustand einen ernsten Zug. Einige Sommersprossen zierten sein Gesicht im Wangenknochenbereich und natürlich war er um einiges größer als Hiko. Die dunkle Hose des Mannes war zerfetzt und schon ziemlich abgetragen, um die Taille war sie nur notdürftig zugeknöpft. Alles in allem, und wenn man von seinem zuvor desolaten Zustand absah, konnte Hiko nicht leugnen, dass er verdammt gut aussah. Bestimmt hatte er bereits einige Frauenherzen gebrochen, davon war sie überzeugt.   Fürs erste beschloss Hiko zu warten, bis der Fremde wieder zu sich kommen würde. Sie zog ihre Hose wieder an und setzte sich einige Schritte von ihm entfernt auf einen kleinen Fels und wartete ab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)