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Kaltes Herz

von

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Once there was a queen

Einst, so überlieferten die Generationen, regierte der Sommer das Land. Frühling und Herbst arrangierten sich, erhielten wenige Wochen der Aufmerksamkeit und klopften milde an die Pforten. Die vierte Jahreszeit, der Winter, war an diesem Ort ein seltener Besucher. Kam er, so blieb nichts von ihm haften; flog Jahrzehnte unbemerkt vorüber.
 

Hoch oben, am Plateau, dicht an der Bergwand, stand ein Schloss, das Heim der Regentschaft. Von dort überblickten sie seit Jahrhunderten das Dorf. Zu jener Zeit beherbergte das Schloss eine Königin. Das Volk liebte sie, denn sie war gütig und liebevoll. Ohne Mann und Familie an ihrer Seite, lebte sie für das Wohl des kleinen Reiches.

Mythen rankten sich um das Adelsgeschlecht. Sie sprachen, dass die Herrscher als Beschützer fungierten. Die Insel beherbergte eine alte Macht, die sich in den Tiefen des Gesteines offenbarte. Bedienstete erzählten von einem geheimen Gang, der in den Berg, in eine verschlossene Kammer führte. Was dort lag und sich versteckte, konnte niemand erklären. Denn nur Auserwählte erhielten Zugang. So brachte der Lauf der Zeit die wildesten Fantasien hervor, aber kein Bewohner wagte es, den Ort jemals aufzusuchen oder das Schweigen des Königshauses in Frage zu stellen, bis es eine Geschichte wurde, die sie sich flüsternd erzählten.
 

Eines Tages, am Ende des prächtigsten Sommers des zehnten Jahres der Regentschaft ihrer Königin, fanden Fischer drei Schiffbrüchige. Ohne Bedenken brachten sie diese ins Dorf, gaben ihnen reichlich an Wasser und Nahrung und ließen ihnen ärztliche Versorgung zu kommen. Das plötzliche Auftauchen der Männer brachte Aufregung mit sich. Selten kamen Schiffe vorbei und Fremde in das Land, als ob ein Schutzwall die Insel von der übrigen Welt abschottete.

Die Königin empfing die Männer und bot ihnen den Verbleib an. Die umliegende See war rau, unliebsam und wenig befahren. Ein Schiff, gesteuert von drei Männern, geben, das konnte ihr Gewissen nicht vereinbaren. Den Besuchern blieb keine Wahl und so stellten sie sich auf das Warten ein. Die Insel war ein überschaubarer Ort und hier fehlten ihnen nichts.
 

Einer, der drei Männer, galt als Forscher aus einem weit entfernten Land, der rasch seine Begeisterung kundtat. Täglich durchstreifte, untersuchte er die Landschaft und machte Aufzeichnungen. Er liebte das Unbekannte.

Der Königin gefiel seine Faszination und schon bald verbrachte er viele Stunden bei ihr im Schloss. Erzählte der Königin allerlei Abenteuer. Von den bereisten Inseln, den verschiedenen Kulturen, dem Meer. Die Königin lauschte den Geschichten und fühlte schon bald eine Sehnsucht, die ihr vorher nie in den Sinn gekommen war. Das Reisefieber hatte sie gepackt, aber mit der Verpflichtung im Hinterkopf, hatte sie einen Weg eingeschlagen, von dem sie sich nicht abwenden durfte.
 

Die übrigen Männer unterhielten die Taverne mit ihren illustren Erzählungen. Darunter erfuhren die Bewohner, warum sie Schiffbruch erlitten; wie ihnen das Leben hold war und gelöste Planken sie über Wasser hielten. Drei Tage trieben sie auf dem Meer umher, glaubten dem Tod näher zu sein als dem Leben; sie warteten auf das Wiedersehen mit ihren verlorenen Kameraden.

Geschichten von unbekannten Inseln liebten ihre Hörer besonders gerne. Orte, an denen laut Erzählung, vor ihnen niemand einen Fuß gefasst hatte. Fremde Kulturen. Das Leben auf hoher See und das Gefühl nach Wochen wieder auf festem Boden zu stehen. Die Männer sehnten sich nach dem Meer, weiteren Expeditionen. Ein Schachzug, der vor allem die Jungen im Dorf anzog. Von Kindesbein an kannten sie bloß ihre Heimat und so wurden Stimmen hörbar. Sie sprachen von einem eigenen Expeditionsschiff unter der Krone.
 

Der Forscher erfuhr von der Begeisterung im Dorf und dem Vorschlag einen neuen Trupp zu bilden. Auch seine Sehnsucht schrie nach der See, aber hatte sich etwas geändert. Er liebte die Königin. Sein Herz war ihr verfallen.

Wie konnte er gehen, wenn die Reisen lange andauerten; unwissend ob sie je lebendig zurückkehrten?

Die Königin hegte dieselben Gefühle, denn die Gerüchte kamen rasch an ihre Ohren, die wenig Begeisterung entfachten. Aber sah sie seinen Zwiespalt, erkannte die Sehnsucht in seinen Augen. Wie konnte sie jenem Mann einen Wunsch abschlagen?

So sollte es geschehen und noch am letzten Herbsttag des Jahres, trotz der rauen und ungebändigten See, zog er von dannen; mit dem Versprechen seiner Liebsten treu zu bleiben und an den Hofe zurückzukehren.
 

Der Winter trat in den Vordergrund und galt als der schlimmste und unbarmherzigste, den das Inselreich bis dahin je erlebt hatte. Sonnentage gab es spärlich und so lechzten die Menschen nach den Strahlen, sollte sie durch die dicke Wolkenschicht dringen. Zum ersten Mal blieb eine dicke Schneedecke liegen und behinderte das Leben der Bewohner.
 

Die Königin selbst, fühlte sich einsamer denn je. Ihr Herz verlor sich in Sehnsucht nach Geborgenheit, den wärmenden Armen ihres Liebsten. Von einem Tag auf den anderen war aus dem Palast ein mächtiger, goldener Käfig geworden.

Nachts, so erzählte man, streifte die Herrscherin rastlos durch die Gänge. Bedienstete fingen Gespräche auf, in denen die Königin sich fragte, warum sie ihn nicht begleitete. Zehn Jahre hatte sie das Land regiert, ohne Zweifel und Bedenken. Sie lebte für ihr Dasein als Königin, aber der Forscher hatte all das verändert, hatte den Ruf nach mehr geweckt und so kam ihr der kalte Winter zur rechten Zeit.
 

Sie wartete und wartete. Aus Wochen wurden Monate, dann ein Jahr. Erst im nächsten Winter sollte sie ihren Liebsten wiedersehen und dieses Wiedersehen sollte die Königin und das Leben der Bewohner auf immer verändern.


 

Chopper schlug das Buch zu. Einzelne Passagen kannte er mittlerweile auswendig. Wie oft hatte er die Erzählung schon gelesen? Genügend Male, die halbe Nacht durch. Müde schloss er die Augenlider. Bis hierhin bereitete ihm die Erzählung keine Sorgen, aber er kannte den Rest und ab da bot sie reichlich Spekulationen, aber ob und wie diese weiterhalfen, konnte er kaum in Worte fassen.

Eine Frage blieb weiterhin offen, wie holten sie ihre Archäologin zurück? Sanji hatte seine Vermutungen geäußert und wusste selbst nicht, ob er seinen eigenen Gedanken Glauben schenken durfte. Wenn es die Lösung war, dann lag die Rettung an einem Menschen an Bord. Er seufzte, lugte an die Wand.

Die Ziffernblätter bewegten sich lähmend. Eine Entscheidung war getroffen worden und Chopper, er haderte, denn er gehörte jener Gruppe an, die an Bord blieb, auf das Schiff aufpasste und somit weiterhin zum Warten verdammt wurde. Er wollte doch helfen und seine Freunde mit allen Mitteln unterstützen, aber musste jemand vor Ort bleiben; für den Fall der Fälle. Aber ausgerechnet er? Als Arzt?

Brook blieb eingeschränkt und so beschlossen sie, den Musiker aus dem Spiel zu nehmen. Ihnen war bewusst, dass sie keine Zeit mehr verlieren durften und Brook war für einen Angriff, in diesem Zustand, verwundbarer denn je. Wenn die anderen jedoch ärztliche Hilfe benötigten, so war er weit entfernt und das behagte dem Rentier nicht.

„Du kannst ihnen folgen, Chopper“, hörte er die klare Stimme des Musikers, der seinen Kameraden genauer unter die Lupe nahm und seine Unruhe erkannte.

„Dich alleine zurücklassen? Nein, ich denke, das dürfte ihnen nicht gefallen.“ Irgendetwas hatten sich seine Freunde schon dabei gedacht, aber sein Verstand, verschuldet durch die Müdigkeit der schlaflosen Nacht, erkannte wohl den entscheidenden Faktor nicht.
 


 

× ×
 

Duschen half gewöhnlich und sortierte ihre Gedanken, aber dieses Mal drehten sich diese weiterhin im Kreis. Rätsel hatte sie noch nie sonderlich gemocht. Was übersah sie?

Frisch umgezogen saß sie da, blätterte durch die am Tisch verstreuten Aufzeichnungen. Der Klimataktstock lehnte einsatzbereit neben ihr. Robin hatte sich damit beschäftigt und sich die eigenen Schriften genauestens durchgelesen. Stand darin etwa die ersehnte Antwort?

„Ach, verdammt!“, knurrte die Navigatorin. Sie hatte alles zuvor schon gelesen und hie und da fand sie erneut Zeichen, dessen Bedeutung sie nicht kannte. Hatte Robin jene gemeint, dann war Nami auf einem verlorenen Posten. Wieder echoten die letzten Worte der Archäologin. Nicht wert sein. Immer wieder versetzte ihr das Ausgesprochene einen Stich, hatte Robin die Wahrheit ausgesprochen? Vielleicht, denn viel hatte sie während der Anwesenheit der anderen nicht unternommen. Die Stunden zuvor überhaupt nichts, vielmehr hatte sie gewartet und dagegen gesprochen. War das das Problem? Ihr Nichtstun? Denn irgendwie glaubte Nami nicht daran, dass Robin die kämpferischen Fähigkeiten gemeint hatte. Natürlich, ihre erste Vermutung hatte in die Richtung gedeutet, aber im Nachhinein, da hörte es sich nicht plausibel genug an. Dahinter lag sehr viel mehr und das sagte ihr ihre eigene Intuition. Immerhin, just in dem Moment, in denen Nami ihr Zweifel und Ängste offen dar legte, traf Robin die angekündigte Entscheidung. Musste sie in Aktion treten? Wie?

„Ich gebe dir deine offensichtliche Lösung!“, murmelte die Navigatorin, packte ihren Klimataktstock und schritt eilig aus dem Zimmer. Wenn dem so war, dann hatte Nami den Weg vor sich und sie würde ihre Freundin aufsuchen. Dieses Mal, da ließ sie die andere nicht entwischen, denn die Worte, ob Absicht oder nicht, hatten in Nami ein Feuer geweckt, das gestillt werden wollte. Solche Worte durfte Nami nicht auf sich sitzen lassen!
 


 

× ×
 

„Oh, Käpt’n, du bist wahrhaft die Herausforderung, die ich mir ersehnt habe.“ Der Strohhutjunge sprühte vor Energie und Eifer. Das mochte Nico Robin.

Die Warnung hatte einen Grund gehabt, ihre Intuition log nicht. Monkey D. Ruffy war eine potenzielle Bedrohung. Seine Kräfte stemmten sich gegen ihre. Hier musste sie listig agieren und nach Lösungen anderer Art fündig werden, aber schreckte sie die Herausforderung nicht ab. Das Gegenteil trat ein. Irgendwie stachelte es die Frau an. Lange schon, hatte sie sich nicht anstrengen müssen, nicht wie im Falle eines Menschen aus Gummi. Unmöglich konnte sie ihm die nötigen Knochen brechen, ihm in der passenden Sekunde der Unachtsamkeit den Gar ausmachen. Vielmehr konnte er ihr Schmerzen bereiten, sollte sie ihn einen Wimpernschlag lang, aus den Augen lassen.

„Hör auf, Robin! Ich bin zum Reden gekommen.“ Tief atmete er durch. Bislang unternahm er keinen Schritt. Vielmehr ließ er sie machen. Ein ernster Schlagabtausch kam für ihn einfach nicht in Frage, aber machte sie weiter, dann musste er irgendwann in die Offensive übergehen und genau das, das wollte er vehement vermeiden. Verletzungen mochte er ihr keine zufügen, die brauchte er nicht. Es reichte der passende Moment und er konnte sie schnappen, doch hierfür musste er den Abstand zwischen ihnen überbrücken.

„Ich habe in den letzten Stunden genug Gespräche geführt. Worüber könnten wir uns schon unterhalten?“ Ruffy blieb stehen, ließ die Arme hängen.

„Über dich. Was dich bedrückt“, gab er zu verstehen. Besorgnis spiegelte sich in Ruffys Gesicht wider. Er wollte verstehen, warum Robin dem Fluch verfiel und obwohl er bei seinen Freunden kaum einsichtig agiert hatte, hatte er zugehört; über das Problem, das ihnen derzeit das Leben schwer machte, nachgedacht. Muskeln brachten ihn hier nicht ans Ziel. Eine Feststellung, die er wahrnahm und die ihn durchaus eine gewisse Unsicherheit gab. Bisher hatte er jeden Feind mit seiner Kraft geschlagen. Egal, was sie durchstanden, am Ende brauchte es bloß einen Kampf und danach kehrten sie stets in den Alltag zurück, aber nicht hier. Entweder übersahen sie jemanden, der aus dem Hintergrund heraus die Stricke zog oder es gab tatsächlich keinen physischen Feind und das war eine vollkommen neue Ausgangslage, an die sich Ruffy erst noch gewöhnen musste; jedoch schreckte sie ihn nicht ab, er musste lediglich umdenken.
 


 

× ×
 

„Ihr seid euch sicher, dass das funktioniert?“, hinterfragte der Schütze und schluckte schwer. Der Plan konnte sehr schnell nach hinten losgehen.

„Mach dir keinen Kopf. Dein Einsatz ist in erster Linie für den Notfall gedacht, sollte sich Robin zurückziehen“, erklärte Sanji ruhig, während sie den Pfad entlang wanderten.

„Schon, aber… was ist, wenn sie mich sieht? Da oben bin ich ein gefundenes Fressen!“

„Bist du so auch“, gab Nami provokant zu verstehen und grinste ihn unbehelligt an. Lysop knurrte und sah geradeaus.

„Leider wahr“, hüstelte der Schwertkämpfer und erntete, wie die Navigatorin, prompt ermahnende Blicke seitens Sanji und Franky.

„Stimmt doch. Bei unüberlegten Aktionen sind wir alle dran.“ Nami zuckte mit den Schultern. Das Jammern brachte ihnen keinen Fortschritt und Lysop sollte sich lediglich im Hintergrund aufhalten, sie selbst, wie die drei übrigen, marschierten direkt in die Nähe ihrer verrücktgewordenen Kameradin.

„Wir sind bald da“, bemerkte Franky, der lieber darauf hinwies; hoffend sie würden diese Thematik belassen und sich lieber auf das Bevorstehende konzentrieren. Da niemand eine Antwort gab, setzten sie den Weg fort und sie alle hingen dem Vorhaben nach.

Plötzlich spürte Nami eine Hand an ihrem Oberarm, ein Blick zur Seite ließ sie Zorro erkennen, der sie zurückhielt und deutlich das Tempo verlangsamte. Er suchte das Gespräch, ohne die Ohren der anderen in unmittelbarer Nähe. Verwundert über das Handeln, zeichnete sich Skepsis in ihrem Gesicht ab.

„Du hast eine Lösung parat?“, fragte er durchaus leiser als üblich.

„Nein, nicht wirklich. Oben werde ich improvisieren müssen, wie wir alle. Warum?“ Zorro verzog enttäuscht das Gesicht, hatte er eine bessere Antwort erwartet.

„Bist du dir sicher?“ Sie nickte.

„Klasse. Da habe ich auf dich gewartet und wir laufen erneut ohne Lösungsvorschläge in ihre Arme.“

„Hast du eine? Ich weiß nur, dass ich dort hoch muss, aber wie es weitergeht? Keine Ahnung.“ Er schnaufte.

„Wie du habe ich die Leute ausgelacht. Nach unserem Aufeinandertreffen habe ich nachgedacht, habe mit Sanji gesprochen und mir die Geschichte erzählen lassen. Nami“, unterbrach der Schwertkämpfer, musterte sie einen Augenblick ehe der die Augen wieder nach vorne richtete, „ihr beide habt eine emotionalere Bindung zueinander und die ist für mich ein grundlegender Faktor. Nutze sie! Grundlos hat dich Robin nicht aufgesucht.“

„Die Überlegung kam mir auch in den Sinn und hierbei stecke ich fest“, gestand sie und zog mit dem Klimataktstock leichte Spuren, „Wie mache ich das, Zorro? Während unseres Gespräches, da hat sie getan als sei ich ein Unbekannte. Regungslos und desinteressiert stand sie vor mir. Weder meine Worte noch Berührungen haben eine Veränderung ausgemacht. Dementsprechend bin ich ratlos.“ Nami schüttelte den Kopf. Das Gespräch war eine Katastrophe gewesen.

„Ich liebe sie und hatte Angst. Angst vor ihrer Anwesenheit und vor unserem Scheitern.“ Zorro neigte den Kopf zur Seite, dachte kurz nach.

„Vielleicht scheiterte es daran. Vielleicht ist das die Lösung!“

„Wie meinst du das?“ Zorro grinste verdächtigt.
 


 

× ×
 

Nami hatte sich in die Kombüse begeben und sie erhielt den Eindruck als hätten die Jungs bereits gewartet. Ohne große Worte zu verlieren, schritt sie schnurstracks hinter die Theke und schenkte sich Kaffee ein. Ein Knistern lag in der Luft und die Angespanntheit, nach der konnte sie beinah greifen. Kein Wunder, sie wusste durch Robin, wo sich ihr Kapitän aufhielt und was das bedeutete.

„Erwartest du einen Angriff?“ Lysop hob die Augenbrauen an und deutete auf den Klimataktstock, der gegen die Ablage lehnte.

„Ich habe viel mehr die Vermutung, es möchte jemand aufbrechen“, mischte sich Brook ein; ihre Kleidung sprach Bände.

„Da müssen wir dich enttäuschen. Wir haben den Befehl an Bord zu bleiben“, erklärte Franky und musterte die Navigatorin, wie manch andere, auffällig.

„Was ist der schnellste Weg?“ Unruhig tauschten sie untereinander Blicke aus und obwohl sie selbst darüber gesprochen hatten, waren sie geblieben, hörten weiterhin auf den Befehl des Kapitäns.

„Nami…“, war es Chopper, der vorsichtig zu ihr sah, „wir müssen auf Ruffy hören…“ Nami hatte gerade einen Schluck zu sich genommen und betrachtete den Arzt über den Tassenrand hinweg. Normalerweise unterwarf sie sich einem strickten Befehl, denn sprach er einen aus, dann hatte er einen triftigen Grund, aber nicht dieses Mal. Dieses Mal sträubte sie sich dagegen.

„Ein Jammer, dass ich das verpasst habe“, gab sie schließlich zurück. Wenn sie ihn nicht gehört hatte, dann konnte sie nichts davon wissen. Vielleicht war sie ja ohne Bescheid zu geben aufgebrochen. Alles war möglich.

„Er möchte uns aus der Gefahrenzone heraus halten. Bis auf ihn… wir sind anfällig. Ein falscher Schritt und sie nützt ihn gegen uns“, versuchte Franky die Sachlage zu erklären.

„Wir verstehen dich, Nami, wirklich, aber anscheinend müssen wir ein weiteres Mal auf Ruffy vertrauen“, fügte Sanji hinzu und die Reaktion fiel anders aus als erwartet, denn Nami lachte rau auf.

„Das Schiff ist nicht sicher, glaubt mir.“ Ein letzter Schluck folgte und die Tasse landete in der Spüle. Robin konnte sich, dank ihrer Kräfte, problemlos auf der Insel bewegen. An Bord zu bleiben, brachte ihnen im Ernstfall gar nichts. Ein Grund mehr den Befehl seitens Ruffy zu ignorieren. Nochmal wollte sie nicht aus dem Nichts heraus überrascht werden.

„W-Wovon sprichst du?“, fragte Lysop. Die Aussage behagte ihm nicht. Alle Augenpaare waren auf die Navigatorin gerichtet, selbst Zorro, der sich abermals im Hintergrund aufhielt, schien Interesse zu zeigen. Nami lächelte schwach.

„Robin hat mich besucht. Die Reichweite ihrer Kraft ist erschreckend.“
 


 

× ×
 

Vorsichtig hatte sich Ruffy genähert, aber verblieb in einem angemessenen Abstand und, zur Verwunderung der Archäologin, setzte er sich in den Schnee, neigten seitlich den Kopf.

„Ich verstehe das nicht, weißt du?“ Angestrengt atmete er aus.

„Wir haben die verrücktesten Abenteuer erlebt und du hast sie vergessen. Und was ich schlimmer finde… deine Familie.“

„Spricht nicht gerade für ein reißfestes Familienband, Käpt’n.“ Bisher blieb sie und spielte mit, aber sollte auch er lose Worte bereithalten, die sie langweilten, dann würde sie auf schnellstem Wege den Rückzug in Angriff nehmen.

„Deshalb möchte ich wissen, was die Insel in dir ausgelöst hat.“ Ruffy hielt seinen Strohhut in den Händen und drehte ihn. Seit Minuten zeigte er keinen Kampfeswillen, keinen im eigentlichen Sinne und sein Hinsetzen, verdeutlichte es umso mehr. Diese Geste irritierte Nico Robin und so sanken ihre Arme. Nichts deutete auf eine Auseinandersetzung hin. Hatte sie sich neuerlich geirrt? Anfangs erschien er mit einer anderen Einstellung, einer offensiveren, bis er aus dem Nichts heraus aufhörte und nicht mal mehr eine Abwehrhaltung einnahm.

„Nichts bedrückt mich, mein Lieber“, gab Nico Robin kühl zu verstehen. Dennoch musste sie zugeben, dass der Kapitän deutlich einen Ansatz verfolgte, den sie in den bisherigen Konfrontationen nicht erlebte. Generell waren sie allesamt grundverschieden gewesen und Robin hatte ihre Angst gefühlt; er hingegen, er strahlte keine aus. Lag womöglich am Kräfteverhältnis, das ihm mehr in die Hände spielte als ihr. Oder er überspielte sie oder sie existierte eben überhaupt nicht. Er war anders.

„Du lügst“, kam die prompte Antwort, „sonst wärst du nicht in der jetzigen Lage sondern bei uns an Bord.“ Ruffy musste nur einen Weg finden, den Grund in Erfahrung zu bringen und wie er somit das Problem bekämpfen konnte. Bis dahin hieß es warten und sie hier zu behalten.

„Ich bezweifle, dass du hier bleiben möchtest“, setzte er fort und sah sie dieses Mal an, „sei es dieser Ort oder die Insel an sich. Hier bleibt dein Traum unerfüllt.“

„Mein Traum?“ Er nickte.

„Diese Steine… merk mir den Namen nicht. Zwei Mal hast du ihn aufgegeben, zurückgesteckt, aber dafür hattest du berechtigte Gründe. Was ist dein jetziger? Und… seien wir ehrlich, du liebst den Herbst, nicht den Winter.“ Nico Robin hockte sich nieder, starrte auf den Strohhut, wich dem durchdringenden Blick, den der Kapitän aufsetze rigoros aus. Der Hut sein Markenzeichen. Stirnrunzelnd versuchte sie diese aufkeimende Regung einzuordnen.

„Einer meiner Schätze. Bei unserem ersten Treffen hast du ihn mir weggenommen und ich bin durchgedreht. Niemand, dem ich nicht vertraue, darf ihn anfassen“, hörte sie und musste lächeln.

„Eine gute Einstellung.“

„Dann“, sprach er weiter als ob er ihre Worte überhört hätte, „wir waren eigentlich Feinde, hast du mich aus dem Treibsand gefischt und ihn mir gegeben, damit ich nicht suchen musste. Später hast du mir ein Gegenmittel zukommen lassen, das hat mich auf die Beine gebracht und im Gegenzug habe ich dich gerettet. Der Beginn unserer Freundschaft.“ Ruffy grinste breit. Mit jedem Crewmitglied hatte er eine eigene Geschichte, an die er manchmal zurückdachte. Er schätzte sich glücklich, jeden unter besonderen Umständen kennengelernt zu haben. Denn neben seinem Strohhut waren seine Freunde die Schätze, die er beschützte und nie als selbstverständlich ansah. Ruffy atmete schließlich durch.

„Tust du mir einen Gefallen, Robin?“ Diese hob skeptisch eine Augenbraue.

„Der wäre?“

„Vielleicht möchtest du noch nicht darüber reden, aber wenn du soweit bist, dann bin ich da. Bis dahin…“ Ruffy hielt seinen Hut ein letztes Mal in der Hand, lächelte sanft ehe er die Hand ausstreckte und ihn Robin, die ihn entgeistert ansah, aufsetzte. „Pass auf ihn auf.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Dark777
2015-12-06T14:59:18+00:00 06.12.2015 15:59
Ich bin mir nicht so ganz sicher ob die Eiskönigin oder nicht doch ein Teil von Robin damals gesprochen hat, als die Aussage fiel Nami sei es nicht wert. Evtl. hat sich ein Teil von Robin an die Oberfläche gekämpft und genau gewusst, dass diese Aussage Namis Feuer anfachen wird. Zuzutrauen wäre es ihr zumindest.

Es steuert jetzt alles auf den letzten Kampf zu. Ruffy scheint einen Weg gefunden zu haben den Schild von Robin etwas anzukratzen. Eine verwirrte Robin ist leichter zu überrumpeln als eine die sich auf alles gefasst macht.

Wie immer sehr spannend, ich werde gleich mal das nächste Kapitel in Angriff nehmen.

V(~_^)
Von:  fahnm
2015-11-24T20:40:50+00:00 24.11.2015 21:40
Eine Klasse Geschichte.
Ich bin sehr gespannt wie es weiter gehen wird.


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