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Kaltes Herz

von

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... we fail to even try

Wiederhol das!“, forderte Nami gepresst, denn sie wollte ihren Ohren nicht trauen, obwohl ihr Instinkt minutenlang denselben Schluss hegte. Nico Robin kam nicht für eine Lappalie, einem seichten Gespräch, sie suchte nach mehr, nach Antworten und die Alarmglocken schrillten lauter werdend in den Ohren der Navigatorin.

„Du hast mich bestimmt verstanden. Ein Teil in mir, der warnt mich und sagt, du seist eine potenzielle Gefahr, die ich schleunigst neutralisieren muss. Lebend würdest du mir in die Quere kommen und das kann ich unmöglich zulassen.“ Ein Glück, dass Nami bereits saß, denn sie wusste, diese Worte hätten ihr den Boden unter den Füßen genommen. So etwas aus dem Mund ihrer Freundin… nie hatte es das gegeben. Unruhig kribbelte ihr Körper, das Herz schlug schneller und plötzlich hörte sie bloß ein unangenehmes Summen. Da war es wieder, dieses panische Gefühl, das die Gegenwart der anderen in ihr auslöste. Selbst Miss Bloody Sunday vermochte es nie, Nami eine solche Panik zu bereiten, nicht mit solch einer Intensität.

„Warum wartest du dann?“, fragte sie nervös, schluckte schwer, denn ihr Mund war trocken und in ihrem Hals spürte sie ein Kratzen. Keinerlei Emotionen, die ihr einen möglichen Aufschluss gaben, zeichneten sich in Robins Gesicht ab und allein das, das machte die Angelegenheit wesentlich gefährlicher.

„Wie gesagt, ich suche nach einem Grund. Bislang bleibt er aus. Ich nehme dich nicht als Bedrohung wahr“, antwortete Nico Robin wahrheitsgemäß. An Bord lebten Kämpfer, die kaum einen Fehler zuließen, die sie zwar trickreich ausschalten konnte, aber die Stärke und Willen ausstrahlten. Besonders der Kapitän, der weiterhin durch die Landschaft streifte und den Weg aufs Plateau suchte. Die Ausstrahlung reichte und zeigte ihr, wie gefährlich allein er werden konnte, aber die Kleine vor ihr? Bei ihr musste es sich um eine Fehleinschätzung handeln.

„Wow“, formten Namis Lippen und sacht schüttelte sie den Kopf. Dieser ominöse Fluch leistete seine Arbeit und leider konnte sie das Ausgesprochene nicht von Robin behaupten. Denn diese stellte momentan eine Gefahr dar. Ein Gedanke, gegen den sich Nami nicht wehren konnte. Neben der Robin, die sie über die Jahre kennenlernte, existierte weiterhin eine andere, eine Persönlichkeit, die sich stark unterschied und die normalerweise nur innerhalb eines lebensbedrohlichen Kampfes in vollem Maße an die Oberfläche trat. Davor musste sie Angst haben, dass eben jener Teil die Oberhand gewonnen hatte. Ein Frösteln überkam Nami, entfachte eine Gänsehaut, die wie ein Beben durch ihren Körper fuhr. Da saß sie nun, unbewaffnet und angreifbar in direkter Nähe zu jener Frau, die sie aus tiefstem Herzen liebte und hatte keinen Schimmer, wie sie sich verhalten sollte, durfte. Ein beklemmender Druck lag auf ihrer Brust und vorsichtig suchten ihre Augen Robins und erst in diesem Moment erkannte sie den markanten Nuancenunterschied, den sie nie zuvor in ihnen gesehen hatte. Diese Augen… Nami kannte sie mittlerweile in und auswendig. Sie gaben Nami mehr Aufschluss über das Befinden ihrer Freundin als sonst etwas; sie wusste wie sie sich je nach Situation veränderten, aber so, so hatte sie sie niemals gesehen. So anders, so fremd.

„Wie ist es soweit gekommen?“, flüsterte Nami und doch schien es, als ob die Frage nicht an Robin gewandt war, sondern vielmehr stellte sich Nami diese selbst. Erzählungen hin oder her, inwieweit sie darauf vertrauen konnten war fraglich. Oftmals wurden sie mit andauernder Zeit verändert, ausgeschmückt. Durfte sie Sanjis Worten Glauben schenken, so wussten die Bewohner selbst nur Anhand der Überlieferung was genau dort oben geschah, aber da so gut wie niemand, den der Fluch je befallen hatte, überlebte, gab es lediglich lose Vermutungen. Wie viel tatsächlich dahinter lag, konnte ihr niemand beantworten, bloß eine Person und wie kooperativ diese war, ja, das war eine andere Frage.

„Jahrzehnte schon suchst du die eine Wahrheit…“, setzte Nami fort, denn sie erhielt keine Antwort, lediglich ein Starren und Schweigen, das sie kaum aushielt, „denkst du all deine Recherchen liegen grundlos hier oder wir hätten sie gestohlen? Du hast sie gelesen, macht dich das nicht stutzig? An deiner Stelle würde ich mir sofort Gedanken machen.“ Robin unterbrach den Blickkontakt, lenkte ihre Aufmerksamkeit tatsächlich auf die vollgeschriebenen Blätter. „Wer bin ich?“ Da Nami nicht weitersprach, entstand ein bedrückendes Schweigen und ließ das Ausgesprochene unbeantwortet in der Luft hängen.

Nico Robin dachte in der Tat nach, denn die Indizien waren recht merkwürdig. Ihre Handschrift, ihre Nachforschungen und diesen Teil, den konnte sie wahrlich nicht ignorieren. Irgendetwas hinterließ einen faden Beigeschmack, aber sie fand keine Erklärung. Zwei Begegnungen, drei Männer, die auf sie einredeten und von Freundschaft sprachen und jetzt noch die Navigatorin. Das konnte doch kein großer Schwindel sein, oder? Ein ausgeklügeltes Spielchen!. Wenn es einer war, warum zweifelte sie daran? Wie kam die Mannschaft an ihre Unterlagen? Ihr Instinkt, wie sie diese Stimme einordnete, hatte sie nie belogen, ihr in der Vergangenheit oft das Leben gerettet. Stets durfte sich Robin darauf verlassen. Warum sollte es ausgerechnet dieses Mal in die falsche Richtung deuten?

„Niederträchtige Biester diese Zweifel, was?“, hörte sie die Navigatorin, den eigenen, identen Wortlaut und sah auf.

„Dein Freund ist wieder auf den Beinen“, wechselte Robin das Thema und erhob sich. Anstatt erhofften Antworten wurden mehr Fragen aufgeworfen. Zweifel waren unangebracht, brachten sie bloß ins Wanken. Angesichts der drohenden Gefahr konnte es sie in große Schwierigkeiten bringen. Robin musste einen klaren Kopf wahren. Daher nahm sie lieber das Zimmer weiter unter die Lupe, erhoffte sich so eine Sortierung und so schritt sie umher, ließ die Eindrücke auf sich wirken. Bevor Nami sie mit ihrem Blick verfolgte, genehmigte sich diese einen kurzen Augenblick der Erleichterung. Brook war aufgewacht. Wenigstens eine gute Nachricht. Lange hielt der Moment eben nicht an und so legte sie die Stirn in Falten.

„Mich möchtest du töten, aber Brook durfte, zwar verletzt, aber lebend gehen?“ Welche Logik lag hinter all dem.

„Bisher ist jeder mit dem Leben davon gekommen. Frag den Schwertkämpfer oder euren Cyborg.“ Robin blieb an einem der Bücherregale stehen. Bald schon erreichte der Kapitän des Schiffes das Plateau und dann würde sie ihm ihre Aufmerksamkeit schenken, selbst wenn sie hier keinen Schritt weiterkam. „Kleines, denk nicht zu sehr darüber nach. Ich gebe dir gerade dieselbe Chance.“ Das tat Robin, obwohl ihr anderes empfohlen wurde und diese Gelegenheit sollte dementsprechend genutzt werden.

„Erwartest du Dankbarkeit?“, fragte Nami angesäuert nach und erhob sich nun ebenfalls. Sitzen und warten behagte ihr nicht und vielleicht, solange Robin anderweitig beschäftigt war, konnte sie die Gelegenheit nützen und sich ihrer Waffe nähern. Für alle Fälle. Ein Kampf lag bestimmt nicht in Namis Interesse, aber fühlte sie sich wesentlich sicherer und doch, kaum hatte sie den Gedanken fertig gedacht, kam der nächste. Vielleicht… vielleicht brauchte sie das nicht. Was, wenn sie anderweitig zu ihrer Freundin vordrang? Sollte sie einfach so nach ihrem Klimataktstock greifen, dann spielte Nami der anderen jegliche Trümpfe in die Hand und dann, dann stand eine Eskalation wirklich bevor.

„Ich habe dich auf deine Möglichkeiten hingewiesen.“ Gemächlich schritt Nami durch den Raum, blieb nahe dem Bücherregal und somit Robin stehen. „Du bist merkwürdig. Einerseits stört dich die Tatsache, dass ich hier bin um mir ein Bild von dir zu machen. Andererseits stört es dich, dass ich dir die Chance biete, mich von meinem Vorhaben abzuhalten.“ Robin sah sie nicht an, blätterte einfach durch das Buch. An dessen Inhalt konnte sie sich sogar wage erinnern. Nami seufzte, neigten den Kopf zur Seite und lächelte verzweifelt.

„Tut mir leid, aber es ist nicht gerade ein schönes Gefühl bedroht zu werden. Erst recht, wenn diese Person jene ist, mit der ich seit über einem Jahr das Bett teile“, sprach Nami schließlich ihr Problem aus. In Anbetracht der Lage war durchaus verständlich und so betrachtete sie Robin, die anscheinend nicht mit dieser Begründung gerechnet hatte. Das Buch wurde geschlossen.
 


 

× ×
 

Eingekreist von seinen Freunden, saß Brook bei Tisch und schlürfte Suppe. Seine müden Knochen nahmen die Wärme willkommen entgegen und obwohl er die fragenden Gesichter erkannte, genehmigte er sich die wenigen Minuten, schwieg und aß genüsslich.

Nico Robin hatte gute Arbeit geleistet. Sein Körper schmerzte und die Temperaturen gepaart mit dem Liegen im Schnee hatten ihm endgültig den Rest gegeben. Zwar war er die gesamte Nacht über in dicke Decken eingepackt, aber erst die Suppe schien ihm die letzten Rückstände zu nehmen und er spürte diese aufkommende, wohlige Wärme. Robin, dachte Brook, während er den nächsten Löffel zu sich nahm, und erkannte, wie die Blicke eindringlicher wurden. Wie die Geier kreisten sie um ihn. Schließlich, nachdem er zwei Teller geleert hatte, seufzte Brook auf und lehnte sich zurück. Seine Verletzungen sprachen Bände und ein Angriff war unübersehbar, aber er lebte. Wie vorausgesagt, hatte Robin gegen irgendeine Macht den Kürzeren gezogen und doch, obwohl die Möglichkeit gegeben war, hatte sie ihn nicht getötet. Vielleicht, so hoffte der Musiker, schlummerte tief drinnen das alte Ich und versuchte eine Grenze zu wahren.
 

„Was ist dort oben vorgefallen?“, brach Sanji das Schweigen, der nervös an seiner Zigarette zog. Brook neigte den Kopf, da er bereits eine Weile wach war, hatte er eben den einen oder anderen Gesprächsfetzen mitbekommen, aber inwieweit seine Erlebnisse helfen konnten, konnte er kaum einschätzen.

„Schon an Bord hat sie ein merkwürdiges Verhalten gezeigt und der Zustand hat sich verschlimmert je näher wir dem Plateau kamen. Akribisch schlug sie den Weg ein und ich habe versucht sie zur Rede zu stellen, aber da hat sie mich das erste Mal bewegungsunfähig gemacht.“ Brook hielt inne, dachte darüber nach. Vermutlich hätte er früher handeln sollen, aber ob das etwas verändert hätte? Wohl kaum, dafür war Robin viel zu zielstrebig gewesen. „Sie wusste, dass sie dort irgendetwas erwartete. Sie sagte, ich dürfe ihr nicht folgen. Eine Zeit lang lag ich also da, ehe aus dem Nichts heraus ihre Hände verschwanden. Da bin ich hinterher… habt ihr die Felswand erlebt?“ Frustriert verzog Franky das Gesicht. Das hatten sie durchaus und vollkommen hinter das Geheimnis waren sie noch nicht gekommen.

„Eine Barriere, deutlich spürbar und absonderlich“, entgegnete er und seufzte.

„Ich schätze, wir haben es hier mit einem Schutzmechanismus zu tun, der Unbefugten den Zutritt verwehrt“, fügte Zorro hinzu und kratzte sich am Hinterkopf. „Lästiges Teil und so lange Robin dort drinnen ist, haben wir ein Problem. Hinzu kommen ihre Doppelgänger und die sind nervenaufreibend.“

„Ihr habt sie also gesehen“, stellte Brook fest, „wie ich, aber ich glaube, ich habe keinen Doppelgänger getroffen.“

„Du hast ihre Warnung ignoriert?“, fragte Franky weiter. Etwas in dieser Form hatte sie ja angedeutet und das würde erst recht die Verletzungen erklären. Brook nickte sacht.

„Korrekt. Ich habe versucht mit ihr zu reden und ließ nicht locker. Irgendwann riss ihr der Geduldsfaden, aber sie hat erst dann ernsthaft angefangen, als ich stur blieb.“

„Das Problem bleibt bestehen. Wir haben keine Ahnung, wie wir sie zurückholen“, klinkte sich Lysop ins Gespräch ein, hatte seinen Kopf abgestützt und wirkte ziemlich geknickt. Die Ausgangslage war mehr als verzwickt und bis dato fanden sie keine Lösung, die ihnen tatsächlich aus der Misere verhalf. „Ich bezweifle, dass die Lösung jener aus dem Märchen entspricht.“ Ab diesem Punkt war es eine einfache Erzählung, so dachte er.

„Sie muss uns doch irgendwie erkennen“, nuschelte Chopper und hielt seine Tasse Kakao fest umklammert.

„Unser Käpt’n dringt vielleicht durch. Er hat eine besondere Gabe und gibt bestimmt nicht auf, yohoho“, versuchte Brook den Arzt aufzumuntern, der den Worten allerdings kein Gehör schenkte. Auf Ruffy vertrauen war eine Sache, die sie alle taten, aber ob das hierbei eine Rolle spielte, blieb offen. Drei Freunde erkannte Robin nicht, warum sollte sie dann ausgerechnet Ruffy erkennen und deswegen normal werden?

„Dieses Weib kann einfach nicht die Klappe aufmachen!“, brachte Zorro zähneknirschend hervor und erhielt prompt die Quittung. Sanji holte zum Tritt aus, den Zorro gekonnt mit dem Schwert parierte. Entnervt funkelten sie sich an.

„Rede nicht so über Robin!“, fauchte der Smutje. Ganzgleich wie sehr die Aussage der Wahrheit entsprach, solch eine Wortwahl mochte er nicht hören.

„Lasst den Blödsinn!“, keifte Franky und seine Faust schlug auf den Tisch.
 


 

× ×
 

„Tagelang zerbreche ich mir den Kopf und mache mir Sorgen. Wie so oft habe ich dir deine Ausreden durchgehen lassen, denn trotz allem, irgendwann hast du den Weg gefunden und das Gespräch gesucht. Erzwingen kann ich nichts, konnte ich nie. Umso mehr mache ich mir Vorwürfe. Dieses Mal, da hätte ich es tun müssen, stattdessen brach ich auf. Ich habe das ungute Gefühl ignoriert und bei meiner Rückkehr… da warst du bereits fort.“ Von Anfang an beschlich Nami eine gefährliche Vorahnung und sie hatte nichts unternommen. Lieber folgte sie dem Plan und erkundete das Städtchen. Gleichzeitig stellte sie sich die Frage, ob sie überhaupt mehr hätte unternehmen können. Immerhin, Robin hätte genauso gut ausweichen und aufbrechen können, wenngleich das Unterfangen eventuell schwieriger gewesen wäre. Die Antwort würde sie jedoch nie erhalten, aber darum ging es gerade nicht. Vielmehr erhoffte Nami, wenn sie darüber sprach, einen Fortschritt zu machen. Irgendwie musste ihr ein Vorstoß gelingen, denn sie wusste, sehr viele Chancen boten sich nicht. Da Robin sich nicht regte, nahm Nami ihr das Buch aus den Händen und gab es zurück ins Regal, stellte sich anschließend direkt vor die Archäologin. Fliehen oder gar kämpfen, das waren keine effektiven Optionen. Genügend Zeit war ungenützt verstrichen, in der sie dagegen sprach und versucht hatte die Umstände zu ignorieren. Schuldbewusst sah sie hoch und wartete, wartete bis Robin den Blickkontakt erwiderte und als das eintrat, lächelte Nami sacht. Jetzt oder nie und Nami spürte, wenn sie durchbrechen wollte, so musste sie große Geschütze auffahren.

„Glaub mir, ich kann die Gegebenheit dieser Insel weiterhin nicht einschätzen. Entspricht es dem Fluch eines Märchens oder liegt dahinter ein anderer Grund? Keine Ahnung. Eine Mischung aus beidem? Vielleicht. Was ich weiß ist, dass ich dich ab einem Punkt im Stich gelassen habe. Ich bin an Bord geblieben und habe auf deine Rückkehr gewartet, obwohl ich wusste, dass das nicht eintrifft. Seit jeher bist du dieser Fels, unerschütterlich, stark und ausgerechnet dir widerfährt…“ Das passte nicht ins sonstige Konzept. Erst recht nicht anhand eines Fluches, der aus einem Kindermärchen entsprang. Den Gedanken, den konnte sie weiterhin nur sehr schwer akzeptieren. Das war aber eine andere Sache, vielmehr war da der Umstand, dass zum ersten Mal ausgerechnet Robin ernsthafte Hilfe brauchte. Enies Lobby differenzierte Nami. Dort gab es einen anderen Auslöser, eine vollkommen andere Ausgangslage und ohne diese, ohne den Seestein, wäre das Geschehen ganz anders verlaufen.

Ein verdächtiges Glitzern lag in den Augen der Navigatorin, tief musste sie durchatmen und schluckte ihre Gefühle. Gänzlich durften sie sie nicht einnehmen und erst zum zweiten Mal sprach sie offen die Wahrheit über den Vorfall am Nachmittag aus.

„Ich habe es gefühlt. Es hat dich eingenommen… Ich habe alles mitbekommen und statt dir zu helfen, dir hinterher zu eilen, bin ich geblieben und habe mich dagegen gewehrt. Stunden habe ich damit verschwendet, mir einzureden, dass das blanke Einbildung sei, obwohl ich deinen Schmerz gefühlt habe. Wie das möglich ist, wüsste ich gern.“ Die Wut, die sich aufbaute, projizierte sie auf ihre Freunde, stattdessen war sie auf ihr Nichtstun wütend. Zögernd streckte Nami ihre Hand aus, legte sie bedacht an die Wange ihrer Freundin. Ein waghalsiger Zug, denn derzeit gab es mehrere Reaktionen, die darauf folgen konnten, aber trat vorerst nichts ein. Robin ließ es geschehen und Nami spürte keine Wärme. Ein weiteres Zeichen oder lag das am Doppelgänger?

„Kampfkünste sind unbedeutend. Was ist, wenn wir keine Lösung finden und dich verlieren? Ich habe Angst vor unserem, meinem Versagen.“ Zum ersten Mal standen sie einem Feind gegenüber, den sie nicht innerhalb eines herkömmlichen Kampfes besiegen konnten. Zwar konnten sie Robin im Ernstfall aufhalten, aber sie nicht zurückholen. Das hatte sie bereits am Nachmittag gespürt. Hier ging nichts von einer Teufelsfrucht aus. Auf dieser Insel trafen sie auf eine vollkommen neue Form, mit der sie es bisher nie zu tun hatten.

„Ich liebe dich, Robin.“ Ein Lächeln schlich sich auf Robins Lippen während sich in Namis Augenwinkeln die ersten Tränen lösten. „Dennoch bin ich eine Fremde für dich.“ Wie sollte sie diesen Wall durchbrechen? Die Hand sank und Nami fühlte sich machtlos.

„Danke, ich habe meine Antwort. Du bist es nicht wert.“ Robin hörte, wie nach ihr gerufen wurde und wandte den Kopf zur Seite. „Dein Käpt’n wartet auf mich. Ob er, im Gegensatz zu dir, auf die offensichtliche Lösung gestoßen ist?“ Diese Robin löste sich schließlich auf und Nami verblieb alleine mit weit geöffneten Augen.
 


 

× ×
 

„Das Warten ist zermürbend“, warf Franky in die Runde, lehnte seine Stirn an die Tischplatte. Niemand mochte diesen Umstand, er konnte es deutlich in ihren Gesichtern sehen, aber wagte keiner den entscheidenden Schritt und forderte auf den Befehl für ungültig zu erklären. Lag wohl daran, dass Ruffy selten einen erteilte und sie die bisherigen daher nie in Frage stellten. Der Käpt’n meinte es gut, wusste, sie waren hier sicher, aber wie lange sollten sie noch warten und auf einen guten Ausgang hoffen?

„Da wir nicht wissen, wann er aufgebrochen ist, ist es kaum einschätzbar, wo genau er sich gerade befindet, aber was bleibt uns übrig? Ihm folgen und dann?“, erwiderte Lysop resignierend. Durchaus konnte er Franky verstehen, ihm selbst behagte die Unwissenheit nicht. Jede Minute, die sie hier verbrachten und kein Sterbenswörtchen hörten, machte es schwieriger. Zwar kannte er Robins Kräfte und hatte diese schon das eine oder andere Mal spüren müssen, aber sie war eben ihre Freundin!

„Wir können ihm entgegen gehen…“, sprach Chopper recht vorsichtig aus, warf einen kurzen Blick auf seine Freunde ehe er den Kopf neuerlich sinken ließ und sich auf die Zeilen konzentrierte. Da sie offiziell zum Warten verdammt waren, nutzte er die Zeit und suchte im Märchenbuch Ablenkung.

„Recht spät“, mischte sich Brook ein und überprüfte die Uhrzeit, „müsste Nami nicht bald hinzustoßen?“ Sanji stieß den Rauch aus und folgte dem Blick. Normalerweise war sie längst hier, aber wie sollte er ihr Fernbleiben einordnen? Das Gespräch hatte ihm einen Einblick gewährt und es bestand durchaus die Möglichkeit, das Nami das Alleinsein vorzog. Bisher gab es keine große Neuigkeit, die sie einen Schritt weiterbrachte und Nami war sich im Klaren darüber, dass sie sie, sollte der Fall eintreten, sofort informieren würden. Verstrich mehr Zeit, so konnte er noch immer ihr Zimmer aufsuchen und nach ihr sehen, aber derzeit, wo das Schiff in eine beklemmende Ruhe gehüllt war, schenkte er ihr lieber den Freiraum.

„Vielleicht ist sie ja abgehauen und sucht selbst nach Robin“, sprach Lysop grübelnd aus und grinste schief. Nami traute er den Schritt durchaus zu.

„Ernsthaft?“ Sanji kannte, wie sie alle, die impulsive Ader der Navigatorin, aber nach der gestrigen Verfassung bezweifelte er das stark.

„Dann halt nicht“, nuschelte der Schütze und lehnte zurück. Die Abwesenheit fand er dennoch recht merkwürdig oder er schenkte dem zu viele Gedanken. Robin war zwar eine Mitstreiterin, eine gute Freundin, aber die beiden verband dann doch mehr und das alleine gestaltete die Angelegenheit wesentlich schwieriger.

„Hey Marimo, was ist deine Einschätzung?“, rief Sanji Richtung Schwertkämpfer, der seit geraumer Zeit, besser gesagt seit dem kleinen Schlagabtausch, auf der Bank saß und schwieg. Wer ihn nicht kannte, der würde meinen er schlief, aber sie alle wusste, dass das definitiv nicht der Fall war und so zuckte er die Schultern.

„Wir warten.“

„Auf seine Rückkehr?“ Zorro brummte.

„Nein, auf den richtigen Zeitpunkt.“

„Soll heißen?“

„Du wirst ihn erkennen.“
 


 

× ×
 

„ROBIN!“, schrie Ruffy lautstark. Schnaufend nahm er einen tiefen Atemzug. Vor Minuten war er am besagten Ort angekommen und von seiner Freundin fehlte jegliche Spur. Seither schrie er sich förmlich die Seele aus dem Leib.

„KOMM RAUS!“ Eine Jet-Pistole krachte gegen die Felswand, brachte die Umgebung zum Beben. Er hatte Sanjis Erklärung gelauscht und somit wusste er, Robin musste hier sein. Irgendwann kam sie der Aufforderung schon nach, denn er blieb. So lange, wie es eben dauerte und den Radau, den er bis dahin veranstalten würde, der würde dazu beitragen.

„Ein Klopfen hätte gereicht, Käpt‘n.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Dark777
2015-11-01T17:56:39+00:00 01.11.2015 18:56
Ein interessantes Gespräch, was sich da zwischen Nami und Eis-Robin abspielt. Ich bin mir nicht sicher ob ich die Aussage, dass Robin in Nami keine Gefahr sieht und deshalb am Leben lässt, als gut befinden soll. Im Grunde heißt das doch nur, dass momentan tatsächlich keine Gefühle bei Robin vorhanden sind und das ist lt. Märchen nicht die beste Ausgangslage. Außerdem irritiert mich die letzte Aussage, dass Nami es nicht wert sei und nicht begriffen hätte. Zudem spielst du öfters darauf an, dass die Lösung wohl eine gänzlich andere ist als in dem wohlbekannten Märchen. Ich bin wirklich tierisch gespannt, wie du das alles auflösen willst.

V(~_^)

Von:  fahnm
2015-10-23T20:13:41+00:00 23.10.2015 22:13
Spitzen Kapitel
Mach weiter so


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