Kaltes Herz von robin-chan ================================================================================ Prolog: Help me... ------------------ „Komm, komm näher.“ Eine kalte Brise umspielte die schwarze Haarpracht, erbebte den spärlich bekleideten Leib. Sie fror. Schützend schlang sie die Arme um den Brustkorb, nahm stockend flache Atemzüge und wenn die eisige Luft durch den Mund eindrang, rebellierten die Lungenflügel. Ihr Innerstes strotzte aus Leibeskräften den äußeren Einflüssen. Doch wie lang? Nackte Fußsohlen trafen auf erfrorenen, weißen Marmor und jeder neue Schritt erschwerte ihren Gang. Noch einer, noch einer, doch wohin? Den Kopf gebeugt, lauschte sie. Woher kamen die Worte? Leise wisperte sie: „Wer bist du?“ Stille, nur der Windhauch drang an ihre Ohren. Bedächtig spähte sie von links nach rechts. Nichts. Ihre trockenen Lippen formten zart hauchend „Was möchtest du von mir?“. Erneut blieb die ersehnte Antwort aus. Reflexartig schluckte sie, hob den Kopf ein kleines Stück an, nur um geradeaus sehen zu können. Ein fragender Ausdruck lag auf ihrem Gesicht. Der Raum war kahl, ohne Einrichtung, die Wände ebenfalls aus Marmor. Einzig ein Spiegel, schwarz wie die Nacht, vom Erdboden bis hoch zur Decke, mit Gold umrandet, fand sie vor. Welch ein merkwürdiger Ort. Entkräftet sackte die Frau auf die Knie, beugte nach vorne über, das Beben ihres Körpers wurde stärker, wie auch ihr eigener Griff. Die Kälte nahm sie gänzlich ein. „Wie verloren du wirkst. Wo ist dein Anmut geblieben?“ Ihre Muskeln gefroren, die Augen schockiert geweitet. Diese Stimme, so anders, so vertraut, so…? Nein, die Kälte trug Schuld daran, brachte diese Einbildung mit sich. „Komm, sieh mich an!“ Sie wollte widersprechen, stark bleiben. In der Hoffnung aufzuwachen, den Ort hinter sich zu lassen, die Wärme ihres Bettes, ihrer Geliebten zu spüren. Wo blieb ihr Wille? Halb erfroren, schleppend wie in Trance folgte sie der Aufforderung. Ein Fehler. Nach Luft schnappend, fiel sie nach hinten hin weg. Einzig ihre Hände, die rasch reagierten, trennten sie vom leicht gefroren Marmor. Angst ging ihr durch Mark und Bein. Ihr Verstand schrie alarmierend auf, lauf. Ihr Mund war leicht geöffnet, doch schnürte ihr die Furcht die Kehle zu, sie blieb stumm. „Was hast du? Erträgst du dein wahres Gesicht nicht?“ Ihre Vermutung war bestätigt, die Frau die sprach, das war sie. Hellblaue Iriden – die Farbe grad und grad vorhanden – fixierten ihre Gestalt, lähmten sie gänzlich. Selbst die Atmung hielt sie an. Die Mundwinkel des Spiegelbildes zu einem dunklen Grienen verzogen. Und so starrte sie in ihr eigenes Ich, unfähig einen Gedanken zu fassen, auch nur einen Finger zu rühren. Ein amüsiertes Lachen echote durch den Raum. Zerstör ihn, rauschte es ihn ihrem Kopf. Leicht zuckten ihre Augenlider. Ihr Abbild, hielt inne, grinste wissend und hob tadelnd den Zeigefinger. „Ich rieche einen unartigen Gedanken.“ Arme, kalt wie Eis, umfassten ihren Körper, drückten sie gegen jenen, der in ihrem Rücken erschien. Ein Körper nicht dazu geboren Wärme auszustrahlen. Tonlos sog sie Luft ein, die sich schmerzhaft in ihrer Lunge ausbreitete. Ein Kinn betete sich auf ihre Schulter, der Griff blieb unnachgiebig. Die Fingerspitzen ihres Ichs strichen quälend langsam ihr Brustbein entlang, kamen erst direkt über ihrem Herzen zum Erliegen. Dieses hämmerte unkontrolliert, drohte förmlich zu zerbersten ehe sich ruckartig brennend zusammenzog. „Wehre dich nicht. Schon bald sind wir wieder vereint und dein Herz wird mir gehören.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)