Gleich und gleich gesellt sich gern von xXSasukeUchihaXx ================================================================================ Kapitel 106: Aus dem Leben von Hatake Kakashi --------------------------------------------- ~ "Sasuke, bitte... Du musst mir einfach glauben. Ich würde dich doch niemals hintergehen" flehte Naru ihren Freund an, sah aus verweinten Augen zu ihm hinab und streckte ihre rechte Hand nach ihm aus, die er grob zur Seite schlug. "Ach ja? Würdest du nicht? Mit Gaara hast du doch auch herum gemacht, erinnerst du dich? Wieso sollte ich dir also diese absurde Geschichte glauben, obwohl die Bilder deutlich zeigen, wie nahe ihr euch tatsächlich steht?" brüllte Sasuke die Blondine an, durchbohrte sie regelrecht mit seinen Augen, die sich zu schmalen Schlitzen verengt hatten und knirschte mit den Zähnen, als sie mehrere Male ihren Kopf schüttelte. "Du weißt, dass das nicht so war und du... Du hast doch selbst gesagt, dass du nachvollziehen konntest, wie ich mich damals gefühlt haben muss. Ich dachte... Dachte, dass wir wieder von vorne beginnen und...". "Es war ein Fehler, dich um einen Neuanfang zu bitten. Von Anfang an hätte mir klar sein müssen, dass du nicht für immer bei mir bleiben wirst. Ich war... War nur zu egoistisch, um das Unausweichliche zu erkennen" wurde Naru von ihrem Freund unterbrochen, weshalb sie abermals ihren Kopf schüttelte, um seine Worte zu verneinen. "Verschwinde einfach, Naru. Hol deine Sachen aus meinem Elternhaus und lasse dich nie wieder bei mir blicken" bat er sie nun im ruhigen Ton, spürte sehr deutlich das beklemmende Gefühl in ihrer Brust, welches sich Herzschmerz nannte und schluckte lautlos, während sie zurück an die Wand stolperte und erneut zum Sprechen ansetzte. Nein, sie wollte nicht gehen. Sie wollte doch einfach nur bei ihrem Sasuke bleiben, der für sie einfach alles bedeutete. ~ "Okay, ich verstehe, dass die Ratsmitglieder einstimmig beschlossen haben, Sie zu entmachten, aber das Sie fortan nicht mehr als Shinobi tätig sein dürfen, begreife ich nicht" drangen jene Worte allmählich zur Blondine durch, welche blinzelnd ihre blauen Augen öffnete und erhob ihre Hand, um ihre feuchten Wangen zu befühlen, während sie sich prüfend in dem dunklen Raum umblickte. "Was ist denn geschehen? Ich weiß noch, dass ich kaum noch Luft bekommen habe, aber dann... Ich weiß absolut nichts mehr" überlegte sie, setzte sich langsam auf und bemerkte nun erst, dass sie auf einer Couch gelegen hatte. "So verlangt es das Gesetz. Ein vorläufiges Urteil, welches die Ratsmitglieder unter den gegebenen Umständen fällen mussten. Würdest du etwa einem Shinobi Genin anvertrauen, von dem behauptet wird, dass er sich an seine Schüler vergreift?" lauschte sie der Stimme von Kakashi, hielt augenblicklich ihren Atem an und lenkte ihre Augen zur einzigen Lichtquelle, die vom Flur zu kommen schien. Äußerst leise schwang sie ihre Beine von der Couch, erhob sich lautlos und versuchte dem Gespräch im Nebenzimmer auch weiterhin zu lauschen. "Aber ein Verdacht ist und bleibt ein Verdacht. Klar, die Bilder sehen eindeutig aus und der gefälschte Brief trägt auch nicht gerade zur Aufklärung bei, aber glauben Sie nicht, dass dieses vorläufige Urteil total übertrieben ist? Ich hätte natürlich verstanden, wenn Sie künftig keine Genin mehr ausbilden dürfen, aber gleich ihre Laufbahn beenden zu lassen, für einen dämlichen Verdacht, würde ich an Ihrer Stelle nicht einfach so hinnehmen" äußerte Suigetsu abermals seine persönliche Meinung und trank einige Schlücke von seiner Wasserflasche. Er konnte ebenso wenig nachvollziehen, wie der Mann vor ihm ruhig und total gelassen am Esstisch sitzen konnte. Wie Naru wohl reagieren würde, wenn sie erst einmal von dem gefällten Urteil erfuhr? Würde sie sich nicht ebenfalls aufregen, einfach weil es sich um einen Verdacht handelte, der erst einmal bewiesen werden musste? "Ich werde diese Entscheidung hinnehmen müssen" seufzte Kakashi und hoffte nun inständig, dass Suigetsu diese Angelegenheit auf sich beruhen lassen würde. Er selbst machte den Ratsmitgliedern keinen Vorwurf, welche lediglich eine rationale Entscheidung für die Dorfbewohner hatten treffen müssen, die natürlich keinen Hokage tolerieren oder vertrauen würden, der sich an einer Minderjährigen vergriffen haben sollte. Das ihm angeraten worden war, vorerst keinen näheren Kontakt zu Uzumaki Naru zu pflegen, bis etwas Gras über diese Angelegenheit gewachsen war, behielt er bewusst für sich. Unter den momentanen Umständen wollte er die Blondine nicht hängen lassen, die sich ohnehin schon etliche Vorwürfe machte. Hoffentlich konnte er ihr in der kommenden Zeit eine Stütze sein, bis sich Sasuke einigermaßen gefangen und zu einem erneuten Gespräch bereit war. Das plötzliche, sehr leise Schniefen ließ nicht nur Suigetsu aufhorchen, sondern auch Kakashi, der sich augenblicklich erhob, seine Küche verließ und das dunkle Wohnzimmer betrat. Deutlich konnte er die Blondine mit gesenkten Kopf neben der Tür an der Wand gelehnt erkennen, trat zu ihr heran und streckte seine rechte Hand nach ihr aus. "Es tut mir..." setzte sie zum Sprechen an und schluchzte leise, als sie ohne ein Wort von ihm in eine tröstende Umarmung gezogen wurde. "Beruhige dich, Naru. In keinster Weise musst du dich schuldig fühlen" versuchte er sie erneut von ihren plagenden Gedanken zu befreien und stützte sein Kinn auf ihr Haupt, als sie abermals schluchzte und ihre Finger in seinem dunkelblauen Shirt verkrallte. "In ein paar Wochen lachen wir sicherlich herzhaft über diese Situation und alles wird wieder beim Alten sein" fügte er noch hinzu, löste sich ein minimales Stück von ihr und strich ihr die vielen Tränen von den Wangen. "Vertraue deinem großen Bruder" versicherte er ihr mit einem Lächeln auf den Lippen, ehe er sich gänzlich wieder aufrichtete und sein Augenmerk auf Suigetsu richtete, der sich leise geräuspert hatte und in den Flur getreten war. "Ich werde jetzt gehen" offenbarte Suigetsu den Grund seiner Störung und bedachte Naru mit trauriger Miene, welche erneut verlassen worden war. Kurz nachdem Kakashi mit Naru das Krankenhaus verlassen hatte, war er noch einmal bei Sasuke gewesen, hatte etliche Male auf ihn eingeredet und war geknickt, einfach weil er keine einzige Antwort mehr erhalten hatte, wieder gegangen. Im Anschluss, nachdem er eine Reisetasche mit Wechselklamotten für Naru gepackt hatte, hatte er mit Kakashi noch eine ganze Weile gesprochen und hatten spekuliert, wieso Sasuke ihr einfach keinen Glauben schenken wollte. Sie wussten lediglich, dass der junge Uchiha im Augenblick labil war und sich als Versager fühlte. "Hör zu, Naru. Im Moment mag alles sehr kompliziert erscheinen, aber dein Sensei hat vermutlich recht. In ein paar Wochen ist eure angebliche Affäre sicher Schnee von gestern und Sasuke... Er wird schon noch zur Vernunft kommen" stimmte er dem Silberhaarigen zu, schenkte ihr noch ein aufmunterndes Lächeln und hob zum Abschied seine Hand, ehe er sich in Bewegung setzte und die Wohnung verließ. "Angebliche Affäre" wiederholte Naru leise, ließ ihre Hände sinken und lehnte ihre Stirn gegen die linke Schulter des Mannes, der nicht nur seines Amtes enthoben, sondern dessen Laufbahn als Shinobi beendet worden war. "Er hat... Hat mir nicht geglaubt, Kakashi. Warum... Warum vertraut er mir denn nicht? Was habe ich denn verbrochen?" wisperte sie, löste sich wieder von ihm und schluckte schwer. "Ich weiß es nicht. Hat er dir denn keinen genauen Grund genannt, wieso er dir misstraut?" entgegnete er ihr, schaltete nun erst das Licht im Wohnzimmer ein und deutete zur braunen Couch, auf die sie sich setzen sollte. "Gaara..." murmelte sie, schluckte abermals und berichtete ihm von der Zeit in Suna, in der sich Gaara um sie gekümmert hatte und das sie sich etwas näher gekommen waren. "Vor Gaara habe ich mich nie für andere Jungs interessiert. Wozu auch? Wir waren immer zusammen und ich sah keinen Grund, um anderen Jungs schöne Augen zu machen. Deswegen verstehe ich nicht, wieso er Gaara zur Sprache gebracht hat. Er hatte doch damals unsere Beziehung beendet und sogar mit Karin... Mit ihr..." erzählte sie ihm, lehnte sich im Polster zurück und ließ ihre Augen über das schlicht eingerichtete Wohnzimmer schweifen. Eine ganze Weile herrschte Stille im Wohnzimmer, die der Silberhaarige nutzte, um die neuen Informationen zu verarbeiten und versuchte das Misstrauen seines Schülers zu verstehen. Eigentlich konnte Sasuke ihr keinen Vorwurf machen, aber möglicherweise fürchtete er um seinen Platz neben Naru, welche sich schon einmal für einen anderen Jungen interessiert hatte. Dennoch konnte er natürlich nachvollziehen, wie verletzt sich seine Schülerin fühlte und das sie im Augenblick einfach nicht weiter wusste. "Gib ihm etwas Zeit und in einigen Tagen, wenn er sich wieder etwas gefangen hat, gehst du ihn besuchen und erklärst ihm noch einmal alles in Ruhe. Sakura wird sich in dieser Zeit um ihn kümmern und ihm den Kopf gehörig waschen. Sie war wirklich sauer, als ich ihr mitteilte, wie euer Gespräch verlaufen sein muss und sie hat versprochen, mit ihm zu reden" schlug er ihr vor, nicht ohne am Rande zu erwähnen, dass die Rosahaarige mit seiner neuen Rolle als großer Bruder für Naru einverstanden war. "Und sie sagte, dass sie ihn zu einer Therapie ermutigen wird" fügte er noch ergänzend hinzu und verriet ihr leise, dass er nun von der Errektionsstörung des jungen Uchiha wusste. "Du brauchst gar nicht so unwissend zu tun, Kakashi. Du wusstest es doch schon längst und hast nur geschwiegen, weil mir dieses Thema unangenehm war" erwiderte sie nach einer Weile, erhob sich von der Couch und lief um den dunkelbraunen, niedrigen Holztisch herum, um sich der Wohnwand zu nähern, in dem ein kleiner Fernseher und ein Videorekorder stand. "Nun ja... Dieser Artikel hat mich zum Grübeln gebracht, den du im Lebensmittelladen gelesen hast" bejahte er ihre Annahme und belächelte ihre Neugierde, als sie seine Bücher und seine Filmesammlung in Augenschein nahm. "Und Sakura glaubt, dass eine Therapie helfen wird? Heißt das, dass das eine psychische Angelegenheit ist oder kommt diese Errektionsstörung vielleicht doch von seiner Lähmung?" fragte Naru nachdenklich nach und zog einen der Filme hervor, dessen Cover sie unweigerlich zum Schmunzeln brachte. "Diese Fragen kann ich dir leider nicht beantworten. Ich weiß lediglich, dass diverse Probleme bei älteren Männern auftreten können. Bei jungen Männern eher selten, aber wenn die Ärzte ihm zu einer Therapie raten, muss es sich um ein psychisches Problem handeln" antwortete er ihr, erhob sich nun ebenfalls und trat zu ihr heran. "Möchtest du dich in meinem bescheidenen Heim umsehen?" wechselte er vorerst dieses heikle Thema, nicht ohne ihr den Vorschlag zu unterbreiten, diese eine Nacht bei ihm zu nächtigen, weil es schon recht spät war. Natürlich wusste er um ihre Stärke, aber wenn er ihre jetzige Stimmung bedachte, die gefährlich zwischen Wut und Trauer schwankte, wollte er sich nicht vorstellen, wie sie reagieren würde, sollte sie auf ihrem Heimweg Personen über dem Weg laufen, die kein so gutes Haar an ihm ließen. Sie war eben ein sehr impulsiver Mensch und er wusste sehr wohl, wie schnell sie explodierte, wenn ihr wichtige Menschen beleidigt wurden. "Nur unter zwei Bedingungen" entgegnete sie nach reifer Überlegung, denn sie wollte ihm weder zur Last fallen, noch ihm weitere Probleme bereiten, nur weil sie bei ihm unter den momentanen Umständen übernachtete. "Wir sehen uns gleich diesen Film an, damit ich endlich begreife, wieso du diesen perversen Roman immer und immer wieder liest" stellte sie ihre erste Bedingung, drehte sich zu ihrem Sensei herum und konnte deutlich erkennen, dass er nicht gerade begeistert über ihren Vorschlag war. "Und wir schlafen zusammen in einem Zimmer, kapiert? Ich kann mich schlecht mit dir unterhalten, wenn du ein Zimmer weiter liegst, oder?" stellte sie ihre zweite Bedingung und neigte ihren Kopf fragend zur Seite, als er plötzlich leise lachte. "Kapiert, aber bist du dir sicher, dass du dir diesen Film mit mir ansehen willst?" stellte er in Frage und erwähnte am Rande, dass im Film vereinzelte, äußerst versaute Szenen enthalten waren, die ihr möglicherweise peinlich sein könnten. "Ja, ich bin mir sicher. Ich bin schließlich kein Junge, der ersichtliche Probleme bekommt" grinste Naru, zuckte desinteressiert mit ihren Schultern und begann zu kichern, als er sich unbeholfen am Hinterkopf kratzte und schließlich zur Tür, die in den Flur führte, deutete. "Du bist ganz schön frech geworden, seitdem du mich duzen darfst" tadelte er ihr, zog an ihrem linken Zopf, nachdem sie den Film auf den Wohnzimmertisch abgelegt hatte und folgte ihr in den Flur, ehe er mit seiner Hand zur Küche deutete, die sich zu ihrer rechten Seite befand. Schmunzelnd betrat Naru die Küche, bedachte den runden Esstisch in der Mitte des Raumes, an dem vier Stühle standen und trat zum großen Kühlschrank heran, den sie ohne Umschweife öffnete. Abgesehen vom Grünzeug und dem vielen Obst, wovon sie noch nie ein Freund gewesen war, mochte ihr Sensei scheinbar sehr gern Fisch und legte Wert auf eine ausgewogene Ernährung. Auf der Suche nach eventuellen Süßigkeiten, die Kakashi jedoch nicht zu haben schien, schloss sie den Kühlschrank wieder und betrachtete die graue, kleine Einbauküche. "Plagt dich der Hunger?" wurde sie bei ihrer Betrachtung gestört und hob abwehrend ihre Hände. "Nur keine Umstände. Ein Butterbrot und ein warmer Kakao wären nicht schlecht, aber ich kann bis nach der Besichtigung warten" ließ sie ihn wissen, verließ die Küche wieder und folgte ihm den Flur hinunter. Vor der Tür auf der rechten Seite blieb ihr Sensei stehen, öffnete ihr und schaltete das Licht ein. "Du kannst auch ein Bad nehmen oder duschen, wenn du möchtest" bot er ihr an, nachdem sie sein Badezimmer betreten hatte und konnte ihre Neugierde nur noch einmal belächeln, als sie vollkommen unbedarft jeden einzelnen Schrank öffnete, nur um den Inhalt zu erfahren. Bei einem der geöffneten Schränke hielt sie jedoch inne, zog eine Packung heraus, die sie anschließend eingehend betrachtete und stieß schließlich einen leisen Seufzer aus. "Du brauchst eine neue Packung" ließ sie ihn wissen, warf ihm die Packung zu und schloss die Schranktüren wieder, ehe sie die hellblauen Fliesen betrachtete. "Bist du nicht liiert? Ich meine, du bist doch eigentlich in dem Alter, in dem Männer vielleicht schon verheiratet sind und mindestens ein Kind haben, oder nicht?" lauschte er ihrer Frage, nachdem er die Packung Kondome eingehend betrachtet hatte, deren Verfallsdatum schon seit Jahren überschritten war und kratzte sich abermals unbeholfen am Hinterkopf. "Nun ja...". "Oder bist du... Anders? Du weißt schon" wurde er von ihr unterbrochen und hob überfragt seine rechte Augenbraue, ehe ihm bewusst wurde, was sie mit anders eigentlich meinte. "Nein, ich stehe auf Frauen. Du bist ganz schön neugierig, muss ich gestehen" antwortete er ihr und bat sie, einen kurzen Augenblick zu warten, damit er die Packung entsorgen konnte. "Ich wollte nicht unverschämt auf dich wirken. Du weißt eine ganze Menge über mich und ich... Ich weiß fast gar nichts über dich, verstehst du?" erwiderte sie, nachdem er zurück gekehrt war und zuckte kaum merklich zusammen, als er seine rechte Hand auf ihren Kopf legte. "Und die erste Frage, die du mir stellen musst, beinhaltet meinen Beziehungsstatus?" stellte er in Frage, neckte sie offenkundig und belächelte ihren schmollenden Gesichtsausdruck, während er die letzte Tür öffnete, hinter welche sich sein Schlafzimmer verbarg. "Natürlich, Kakashi-sensei. Schließlich will ich nicht der Grund für eine mögliche Trennung sein" teilte sie ihm mit, betrat sein Schlafzimmer und ließ ihre blauen Augen durch den Raum schweifen. Direkt zu ihrer linken Seite stand ein großer Kleiderschrank, den sie vorerst jedoch unangetastet ließ und lenkte ihr Augenmerk zum Bett mit grünen Bettbezug, welches wohl nur für eine einzige Person ausgelegt zu sein schien und direkt an der Wand stand. Auf der rechten Seite stand ein großer Schreibtisch, auf dem vereinzelte Schriftrollen, seine Ausrüstung und einige Schriftstücke lagen. "Es besteht keinen Grund zur Sorge. Aktuell besitze ich nur eine heimliche Affäre, zumindest haben diese Bilder offenbar diesen Eindruck hinterlassen" ließ er sie wissen und war erstaunt, dass sie noch nicht seinen Kleiderschrank geöffnet hatte, um in seinen Klamotten zu wühlen. "Kakashi, bekommst du keine Schwierigkeiten, wenn ich bei dir übernachte? Dir wurde doch sicher angeraten, dich von mir zu distanzieren, um diesen Verdacht aus der Welt zu schaffen, habe ich recht?" hinterfragte sie sein Angebot und betrachtete die schwarze Reisetasche, die neben dem Bett auf dem Boden stand. "Möglicherweise wurde mir dieser Ratschlag ans Herz gelegt, aber darüber solltest du dir keinen Kopf machen. Ich habe dir angeboten, bei mir zu bleiben, weil ich trotz der Umstände für dich da sein will. Nicht aus dem Grund, weil dein Exfreund mich um diesen Gefallen gebeten hat, sondern aus dem Grund, weil du mir als kleine Schwester sehr wichtig bist" offenbarte er ihr und trat augenblicklich zu ihr heran, legte seinen rechten Arm um sie und spendete ihr ein wenig Trost. "Warum... Warum tut es nur so verdammt weh? Dieses beklemmende Gefühl in meiner Brust... Es war damals schon so unerträglich, als er mit diesen dummen Brief mit mir Schluss gemacht hat und jetzt... Er wirft einfach alles weg wegen dummen Bildern. Dämliche Bilder, die dieser Spinner gemacht hat, um dir zu schaden" schluchzte die Blondine und ließ sich von ihm zum Bett führen, setzte sich vorsichtig auf die Matratze und versuchte den Kloß, der sich in ihrem Hals gebildet hatte, hinunter zu schlucken. "Wieso hat Sasuke eigentlich damals mit dir Schluss gemacht?" durchbrach der Silberhaarige die Stille, nachdem er Naru einigermaßen hatte beruhigen können und lauschte ihrer leisen Erzählung, die das vergangene Jahr beinhaltete. Unter normalen Umständen hätte er ihr jene Frage vermutlich nie gestellt, aber um zu begreifen, wieso Sasuke dieses Mal erneut einen Schlussstrich zog, war es wichtig, sämtliche Fakten zu kennen, um besser zwischen ihnen vermitteln zu können. Schließlich fühlte er sich nach wie vor für Team Sieben verantwortlich und als Sensei wollte er zumindest versuchen, zwischen ihnen zu vermitteln. Erneute Stille kehrte ein und Kakashi begann allmählich zu verstehen, wie sehr Naru eigentlich an den jungen Uchiha hing, der sich einst von ihr distanziert und ihr mehr oder weniger die kalte Schulter gezeigt hatte. Das er jenes Verhalten nur an den Tag gelegt hatte, um sie vor sich selbst zu schützen, war natürlich der falsche Weg gewesen und er bewunderte die Geduld, die Naru in all der Zeit aufgebracht hatte. Er wüsste nicht, wie er handeln würde, würde sich seine nicht existente Freundin von ihm distanzieren, dazu auch noch unbegründet und hätte sie wahrscheinlich auf kurz oder lang verlassen. "Er hätte viel eher mit dir reden müssen und vor allem hätte er seine Rache an Itachi nicht über eure Beziehung stellen dürfen" teilte er seine persönliche Meinung mit, denn diese Tatsachen hatten deutliche Spuren bei seiner Schülerin hinterlassen. Er erinnerte sich noch deutlich, wie er damals mit Sakura kurz vor Ame eingetroffen war und wie er von Itachi erfahren hatte, dass sich Naru zwischen sie gestellt und den jungen Uchiha, der sie mit dem Kusanagi unbeabsichtigt durchbohrt hatte, angefleht hatte, mit nach Hause zu kommen. Angefleht hatte sie ihn, weil sie an ihre Liebe zu ihm glaubte und war bitter enttäuscht worden. "Ja, hätte er und ich war so glücklich, als er mir in Suna zum ersten Mal gesagt hat, dass er mich liebt. Ich dachte, dass wir... Wir uns jetzt nie wieder trennen würden, aber ich... Ich habe...". "Dich trifft keine Schuld" wurde Naru von ihm unterbrochen und obwohl sie inzwischen verstanden hatte, dass sie nichts Falsches getan hatte, fühlte sie sich dennoch miserabel. "Aber meinetwegen bist du kein Hokage mehr und selbst dein Stirnband musstest du abgeben" versuchte sie das Thema zu wechseln, zumindest wollte sie nicht länger über Sasuke sprechen, über den sie sich sicherlich noch etliche Male in den kommenden Tagen ihren Kopf zerbrechen würde. "Darauf war ich gefasst, als ich das provisorische Besprechungszimmer betreten habe. Es hätte wesentlich schlimmer kommen können" lauschte sie seinen Worten, hob ihr Gesicht und sah fragend zu ihm auf. "Die Ratsmitglieder hätten ein striktes Kontaktverbot verhängen können" erklärte ihr Sensei ihr, senkte ihren Kopf wieder und nickte verstehend, während sie einmal tief durchatmete. "Dagegen hätte ich rebelliert. Selbst jetzt will ich rebellieren, aber wenn ich das tue, würden sie meine Motivation vielleicht in den falschen Hals bekommen" murmelte sie und spürte seine Wange, die er gegen ihre linke Schläfe lehnte. "Wir warten einfach ab, Naru. Ich weiß, dass Geduld nicht gerade zu deinen Stärken gehört und du bist von Natur aus ein sehr impulsiver Mensch, aber wir können im Augenblick nur warten und hoffen, dass sich in den kommenden Tagen die Gesamtsituation beruhigt" wurde ihr vorgeschlagen, nickte ihm bejahend zu und lenkte ihre Augen zur Fensterbank, auf welche einige Bilder standen. Vorsichtig löste sie sich von ihm, erhob sich und trat zum Fenster heran, ihre blauen Augen auf ihr Teamfoto richtend, worauf sie und auch Sasuke nicht besonders begeistert wirkten, ehe sie ein wesentlich älteres Foto betrachtete, auf dem ein Mann mit silbernen Haar zu erkennen war, der einen noch recht jungen Kakashi auf dem Arm hielt. "Mein Vater, Hatake Sakumo. Er wurde auch der weiße Reißzahn von Konoha genannt" murmelte Kakashi, der zur Blondine heran getreten war und vergrub seine Hände in den Hosentaschen. "Er war bestimmt genauso nett wie du" lächelte Naru und zuckte kaum merklich zusammen, als sie plötzlich eine Hand auf ihrem Kopf spürte. "Das war er und für ihn besaß die Sicherheit seiner Kameraden oberste Priorität" bejahte der Silberhaarige und konnte das bedächtige Zittern seiner Finger nicht verhindern. "Er brach eine äußerst wichtige Mission ab und kehrte sicher mit seinen Kameraden, die zum Teil schwer verletzt waren, zum Dorf zurück. Abschaum und Verräter haben sie ihn geschimpft, selbst seine Teamkameraden, deren Leben ihm wichtiger waren, hatten nur noch abscheuliche Worte für ihn übrig und haben ihn wie den letzten Dreck behandelt. Letzten Endes beging er in unserem damaligen Haus Selbstmord" erzählte er seiner Schülerin, atmete hörbar aus und und senkte sein rechtes Augenlid. Mit trauriger Miene hob Naru ihren Kopf, umfasste die zittrigen Finger, die auf ihrem Haar ruhten und schluckte lautlos. "Wie furchtbar. Was soll... Soll ich denn jetzt bloß sagen?" überlegte die Blondine und übte leichten Druck um die Hand aus, die sie zuvor ergriffen hatte und starrte erneut auf das alte Foto. "Ich weiß diese Geste sehr zu schätzen" merkte Kakashi an und sah zu ihren Händen hinab, die einander hielten. Sie, seine Schülerin, war seit langer Zeit die erste, wenn auch noch sehr junge, Frau, mit der er ein solches Gespräch überhaupt führte. Irgendwie fühlte es sich vertraut an, mit ihr über seine Vergangenheit zu sprechen. Ja, irgendwie vertraut und familiär. "Bevor wir uns den Film ansehen werden, möchte ich dir endlich von Uchiha Obito erzählen, den ich bis vor zwei Tagen noch für tot geglaubt habe. Anschließend wirst du vermutlich verstehen, wieso ich auf unserer Rückreise überwiegend geschwiegen und wieso er Rache an mir üben will" fuhr er fort, streckte seine linke, freie Hand nach seinem Teamfoto aus und betrachtete seinen besten Freund. "Naru, bitte versprich mir, dass du ihm nicht allein gegenüber trittst. Ich will keinen weiteren, wichtigen Menschen verlieren" bat er sie inständig, zog sie mit sanfter Gewalt zu seinem Bett zurück, um sich mit ihr erneut zu setzen und holte tief Luft, um ihr zu erzählen, was Uchiha Obito einst für ein Mensch gewesen war, wie er sich zum damaligen Zeitpunkt verhalten hatte, wer Rin war und berichtete ihr von ihrer damaligen Mission, bei der er geglaubt hatte, seinen besten Freund verloren zu haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)