Gleich und gleich gesellt sich gern von xXSasukeUchihaXx ================================================================================ Kapitel 80: Die ersehnte Aussprache ----------------------------------- Schon eine ganze Weile starrte Naru aus dem Fenster und begutachtete die vielen Schäden, die die gewaltige Explosion verursacht hatte und verengte ihre Augen zu schmalen Schlitzen, als sich die ersten Sonnenstrahlen zeigten und das Dorf Suna in ein angenehm, goldenes Licht tauchte. "Ich kann... Will immer noch nicht glauben, dass ich vor wenigen Stunden noch tot gewesen sein soll" dachte sie sich insgeheim und warf einen prüfenden Blick über ihre rechte Schulter, studierte die inzwischen entspannten Gesichtszüge des Kazekage, der vor einigen Stunden vor lauter Erschöpfung in ihren Armen eingeschlafen war und erinnerte sich an ihr Gespräch mit Kankuro, der ihr nicht nur die aktuelle Lage geschildert, sondern sie um ihr Schweigen gebeten hatte. "Was? Dieser miese... Mit welcher Begründung hat er euch diesen Vorschlag unterbreitet und was sagen die anderen Berater dazu?" rief sie sich ihr eigenes Gebrüll ins Gedächtnis, mit dem sie im Krankenhaus für Aufsehen gesorgt hatte und vermutlich hätte sie auch weiter gewütet, wenn sie nicht von mehreren Krankenschwestern um Ruhe gebeten worden wäre. "Die übrigen Berater sind geteilter Meinung. Das Volk wird entscheiden, ob seine Amtszeit als Kazekage endet und bis dahin möchte ich dich um deine Mithilfe bitten, Naru. Im Augenblick versinkt Gaara immer wieder in Selbstzweifel und ich schätze, dass er wegen Chiyo-sama... Sie würde nicht wollen, dass er sich Vorwürfe macht und sie war sich doch im Klaren darüber, dass sie sterben wird, wenn sie dieses verbotene Jutsu benutzt" hatte er ihr geantwortet, um ihr begreiflich zu machen, wie sich der Rotschopf fühlte und wie wichtig es war, erst einmal an seiner Seite zu bleiben. Abermals stieß sie einen leisen Seufzer aus, wendete sich gänzlich vom Fenster ab und trat langsamen Schrittes zum Bett heran, in dem Gaara seitlich lag. Vorsichtig, denn sie wollte ihn nun keineswegs aufwecken, setzte sie sich auf den Rand des Bettes und erhob ihre rechte Hand, um ihre Finger durch sein rotes Haar gleiten zu lassen. "Hasst du mich nicht?" murmelte Gaara leise, öffnete blinzelnd seine leicht geröteten Augen und sah prüfend zu ihr auf. "Habe ich dich geweckt?" antwortete sie ihm mit einer Gegenfrage und ließ ihre Fingerkuppen liebevoll über seine linke Wange gleiten. Zaghaft schüttelte er seinen Kopf, drehte sich auf den Rücken und ergriff ihre Hand. "Was... Was hättest du an meiner Stelle getan, Naru? Hättest du Chiyo-sama gewähren lassen?" stellte er ihr zwei weitere Fragen, auf die er sich aufrichtige Antworten erhoffte und übte leichten Druck um ihre Hand aus. "Ich... Ich weiß es ehrlich gesagt nicht" sagte Naru nach einer Weile, denn ihrer Meinung nach gab es keine richtigen Antworten auf seine Fragen. Nein, eigentlich würde jeder Mensch in einer diversen Situation anders handeln und vielleicht, sicher war sie sich nicht, würde sie ebenfalls diese Entscheidung treffen, um eine wichtige Person zu retten. "Wieso sollte ich dich hassen? Vielleicht... Vielleicht hätte ich sie ebenso gewähren lassen, also..." ließ sie ihn wissen und stellte sich vor, an seiner Stelle zu sein. Die Schwere seiner Entscheidung wurde ihr augenblicklich bewusst, obwohl Kankuro erwähnt hatte, dass er schon so eine Ahnung auf dem Weg zum Krankenhaus besessen hätte. "Gaara, ich möchte nicht, dass du in Selbstzweifel versinkst, nur weil... Nur weil ich zu überheblich war und dachte, dass Hidan..." murmelte sie und hielt inne, als er sich vorsichtig aufsetzte und zu ihr heran rutschte. "Nein, ich hätte dich unter allen Umständen beschützen müssen. Als Kazekage von Suna habe ich versagt und missbilligend in Kauf genommen, dass sich Chiyo-sama opfert, damit du wieder leben kannst. In Wirklichkeit gab ich einfach nur meinen Gefühlen nach, weil ich es nicht ertragen konnte, dich verloren zu haben" führte er ihr seine Schwäche vor Augen, der er sich vollends bewusst war und legte seine Arme rücklings um sie, während er sein Kinn auf ihre rechte Schulter bettete. Verneinend schüttelte die Blondine mehrere Male ihren Kopf, weil sie seine Meinung über sich selbst keineswegs teilte und drehte ihr Gesicht in seine Richtung. "Du hast nicht versagt. Wenn du versagt hättest, wäre Suna vollständig von der Weltkarte verschwunden und... Akatsuki hätte dich in die Finger bekommen" widersprach sie ihm, drehte sich etwas in seinen Armen und umrahmte sein Gesicht mit ihren Händen. "Aber...". "Mein Tod war nicht dein Versagen. Bürde dir nicht meine eigene Schuld auf und..." fiel sie ihm lautstark ins Wort und brach ihren Satz ab, beugte sich zu ihm vor und legte ihre Lippen auf seine Stirn. "Leg dich wieder hin und ruh dich aus, Gaara" bat sie ihn entschieden ruhiger, löste sich aus seiner Umarmung und drückte ihn mit sanfter Gewalt nieder. "Und du?" entgegnete er ihr fragend und beobachtete, wie sie sich erhob und den weißen Arztkittel, der ihr vorübergehend geliehen worden war, zurecht zupfte. "Ich möchte mich bei Chiyo-sama bedanken und mich gebührend von ihr verabschieden. Das bin ich ihr nach ihrem letzten Einsatz schuldig" verriet sie ihm und würde sich dafür einsetzen, dass die alte, sehr eigensinnige Frau ein ehrenhaftes Begräbnis erhielt. "Und anschließend muss ich mich noch um eine andere Angelegenheit kümmern, die ich nicht länger aufschieben kann und will. Ich sollte... Muss für klare Verhältnisse sorgen, sonst verletze ich die Menschen um mich herum nur unnötig" fügte sie noch hinzu und atmete einmal tief durch, schenkte ihm noch ein aufmunterndes Lächeln und wendete sich zum Gehen. "Warte..." hielt er sie auf, bevor sie die Türklinke betätigen konnte und begegnete noch einmal ihren blauen, fest entschlossenen Augen. "Es spielt keine Rolle, für welchen Weg du dich entscheiden wirst. Wichtig ist nur dein eigenes Glück und... Du sollst wissen, dass ich immer hinter dir stehen werde und mir unsere Freundschaft sehr viel bedeutet" teilte er ihr mit einem Lächeln auf den Lippen mit und hoffte insgeheim inständig, dass sie ein vernünftiges Gespräch mit dem jungen Uchiha führen konnte, mit dem sie doch in den vergangenen Jahren sehr viel erlebt hatte. "Und was soll ich tun, wenn ich mir meines Glückes gar nicht mehr so sicher bin?" stellte sie ihm eine berechtigte Gegenfrage und schluckte bei dem Gedanken daran, mit Sasuke über ihre wirren Gefühle sprechen zu müssen. Er war schließlich nicht wie Gaara, welcher genügend Verständnis für sie aufbrachte und dem eine Freundschaft wesentlich wichtiger als die Liebe erschien. "Sei einfach aufrichtig zu ihm und lege offen, wie es um deine Gefühle steht. Mehr kannst du im Moment nicht tun" riet er ihr nachdenklich und er konnte sich durchaus vorstellen, wie sehr sie sich vor dem kommenden Gespräch fürchtete, dessen Ausgang für sie noch nicht ersichtlich war. "Du... Du bist echt ein wahrer Freund, auf den ich mich immer verlassen kann" lächelte sie milde, bevor sie die Türklinke betätigte und auf den Gang trat. "Und auch mir ist unsere Freundschaft sehr wichtig" fuhr sie fort und drehte sich noch einmal zu ihm herum. "Deswegen darf es keine Rolle für mich spielen, in welche Richtung sich die Aussprache mit Sasuke entwickeln wird. Vorerst bleibe ich in Suna, um dich beim Wiederaufbau zu unterstützen und mit dir gemeinsam nach den übrigen Jinchuuriki zu suchen" teilte sie ihm noch ihre Entscheidung mit, die rein gar nichts mit der Bitte von Kankuro zu tun hatte und versuchte trotz der momentanen Lage positiv in die Zukunft zu blicken. "Und ich werde die Dorfbewohner davon überzeugen, dass du deines Titels würdig bist" fügte sie noch gedanklich hinzu, nickte ihm noch einmal zuversichtlich zu und zog die Tür ins Schloss, ehe sie sich auf den Weg zum Kellergeschoss machte. Ihre zweite Chance würde sie sicherlich nicht vergeuden, würde mit Gaara hart an sich arbeiten, der ihr im Kampf ebenbürtig war und mit ihm gemeinsam wachsen. Allerdings würde jenes Training warten müssen, bis sich Kurama und Shukaku erholt hatten, deren hoher Chakraverlust sie in eine Art Tiefschlaf versetzt und sie aus diesen einfachen Grund auf keine einzige Frage von ihr geantwortet hatten. Im selben Moment öffnete Suigetsu blinzelnd seine violetten Augen, gähnte anschließend laut in seine linke Hand hinein und begann sich ausgiebig zu strecken. "Ich hätte den Kerl wohl doch fragen sollen, ob ich ein freies Krankenzimmer beziehen darf" überlegte er, massierte sich notdürftig seinen schmerzenden Nacken und griff zu seiner Trinkflasche. "Guten Morgen, Sasuke" wünschte er dem jungen Uchiha, der auf der anderen Seite der Tür saß und erhob sich aus seiner inzwischen sehr unbequemen Sitzposition, um einen prüfenden Blick durch das kleine Gitterfenster zu werfen. "Wie fühlst du dich?" fragte Suigetsu und stieß einen leisen Seufzer aus, als er auch dieses Mal keine Antwort erhielt. "Vielleicht wäre es klüger gewesen, mit Karin und Juugo zu verschwinden, denkst du nicht? In nur wenigen Tagen werden die Shinobi aus Konoha eintreffen und... Ich gebe es nur ungern zu, aber Karin hat recht, als sie vor einigen Stunden sagte, dass du wahrscheinlich...". "Kannst du nicht endlich still sein? Es spielt absolut keine Rolle mehr, was aus mir wird" wurde Suigetsu leise unterbrochen und stieß einen weiteren, sehr verzweifelt klingenden Seufzer aus. "Dir ist echt nicht mehr zu helfen" merkte der Weißhaarige an, konnte nur noch über Sasuke seinen Kopf schütteln, der jeglichen Lebenswillen verloren hatte und wendete sich von ihm ab. "Ich werde etwas Essbares auftreiben. Möchtest du auch etwas?" fragte er den jungen Uchiha, wobei er sich die Frage ebenso hätte spraren können, weil er auch dieses Mal keine Antwort erhielt. "Nein, vielen Dank, Suigetsu. Ich ziehe es vor, zu verhungern, bevor ich zum Tode verurteilt werde" versuchte Suigetsu wie Sasuke zu klingen und setzte sich murrend in Bewegung. Vor den Stufen blieb er noch einmal stehen, warf einen prüfenden Blick über seine Schulter und erinnerte sich, wie sehr Karin vor wenigen Stunden auf Sasuke eingeredet hatte, die sich mit Juugo in Suna eingeschlichen hatte. Ob er, Suigetsu, mit ihnen hätte verschwinden sollen? Zwar hätte er auf sein geliebtes Schwer verzichten müssen, aber er wäre nun in Sicherheit und hätte gehen können, wo auch immer er hätte gehen wollen. Leise Schritte oberhalb der Treppe ließen ihn aus seinen Überlegungen schrecken, hob seinen Blick und ließ vor lauter Fassungslosigkeit seine Trinkflasche fallen, während sich sein Mund ungläubig öffnete, als er ein Mädchen mit blonden, langen Haar und blauen Augen erspähte, welche einen Arztkittel trug. "Das... Das ist doch unmöglich. Vielleicht schlafe ich noch und träume gerade von ihr" dachte er und war vollkommen von seiner Überlegung überzeugt, die Sinn ergeben würde. Ja, er fühlte sich schließlich für ihren Tod verantwortlich, weil er bei ihr gewesen war und ihr nicht hatte helfen können. "Du... Du bist nicht real, sondern nur ein Traum, der mir weitere Schuldgefühle einreden soll. Hör zu, ich fühle mich schlecht genug und brauche..." rief er und verstummte im jenen Moment, als sich die Blondine in Bewegung setzte und mit jeder weiteren Stufe, die sie hinab stieg, näher kam, bis sie direkt vor ihm stand. Schluckend und irgendwie nicht fähig, um zurück zu weichen, verfolgte er mit seinen Augen ihre rechte Hand, die sie zögerlich auf seine linke Wange legte und war sich nicht länger sicher, ob ihre Erscheinung wirklich nur ein Traum war. Deutlich konnte er die Wärme ihrer zierlichen Finger auf seine Haut spüren und erhob seine Hände, um sich selbst davon zu überzeugen, dass die eigentlich tot geglaubte Naru lebendig vor ihm stand. "Deine... Deine Brüste fühlen sich verdammt echt an, aber wie...". "Genug gegrabscht, Suigetsu" fiel sie ihm ins Wort, ergriff seine Handgelenke, um sein Grabschen zu unterbinden und konnte innerlich nur ihren Kopf über ihn schütteln. "Die genauen Einzelheiten werde ich dir später erklären, wenn du einverstanden bist" fuhr sie fort und trat an ihm vorbei. "Eigentlich will ich nicht auf die Einzelheiten warten, aber dort hinter der Eisentür sitzt ein lebensmüder Idiot, der auf seinen baldigen Tod wartet. Ich schätze, dass du die einzige Person bist, die ihn zur Vernunft bringen kann" entgegnete er ihr, während er seine Trinkflasche ergriff, die er hatte fallen lassen und trank einige Schlücke. "Du kannst dir nicht vorstellen, wie erleichtert ich bin" ließ er sie noch mit einem breiten Grinsen wissen und stieg die Stufen empor, um Naru das Feld zu überlassen. Mit gemischten Gefühlen, nachdem Suigetsu verschwunden war, trat sie zur besagten Tür heran, warf einen neugierigen Blick durch das Gitterfenster und musterte den jungen Uchiha, der an der Wand gelehnt saß und seinen Kopf gesenkt behielt, obwohl er ihre Stimme gehört haben dürfte. Lautlos seufzend kehrte sie ihm ihren Rücken zu, lehnte sich gegen die verschlossene Eisentür und vergrub ihre Hände in den Kitteltaschen. "Du hast mich um eine Aussprache gebeten" erhob sie ihre Stimme und versuchte nicht an all die schlechten Dinge zu denken, die sie nur unnötig wütend machen würden. Sie wollte ein ruhiges Gespräch mit ihm führen, sofern sie dieses Mal nicht schon wieder mit seiner Schweigsamkeit beehrt wurde. "Woher weiß ich, dass du kein Trugbild bist? Kannst du beweisen, dass du wirklich Uzumaki Naru bist?" erwiderte er ihr ebenso ruhig, hob nun doch sein Gesicht und linste zu ihr herüber. "Einen Beweis? Okay, beginnen wir mit einen relativ einfachen Beweis. Wir waren über drei Jahre lang ein Paar. Ein unschlagbares Team, bis du dich aus mir unerklärlichen Gründen von mir distanziert hast" erläuterte sie ohne Umschweife und senkte ihre Augenlider, als sie sich an so viele schöne Momente mit ihm erinnerte. "Du... Du hast mich doch erst in diese Lage gebracht" warf er ihr ungewollt vor, biss sich hart auf die Unterlippe und schimpfte sich selbst einen Narren. "Ich? Ich glaube, ich spinne. Ich habe mit Sicherheit nicht gesagt, dass du dich so distanziert benehmen sollst. Oft genug habe ich dich gefragt, was du hast, aber du hast dich mir einfach nicht erklärt. Ist doch verständlich, dass ich nach vier Monaten, in denen ich dich vergeblich um Aufklärung gebeten habe, mit meinen Nerven am Ende bin, oder?" antwortete sie ihm, wobei sich ihre anfängliche Fassungslosigkeit über seine Worte rasch in Wut verwandelte und ballte ihre Hände zu Fäusten. "Aber als ich bereit war, um mit dir zu reden, wolltest du doch kein Wort mehr von mir hören. Stattdessen hast du dich Gaara an den Hals geworfen und ihn in unsere Angelegenheit hinein gezogen" erinnerte er sie an ihr Verhalten auf der Lichtung und zuckte bedeutsam zusammen, als sie den Namen 'Karin' erwähnte, um ihn bloß vor Augen zu führen, dass er keinen Deut besser war. Tief holte Naru Luft, um ihre innere Wut im Zaum zu halten und versuchte sich weitgehend zu entspannen. "Sasuke, wir kommen nicht weiter, wenn wir uns gegenseitig Vorwürfe machen. Ich war... Bin für ein ehrliches Gespräch bereit, weil ich... Weil ich dich immer noch liebe und ich nicht nachvollziehen kann, wieso unsere Beziehung auf diese Weise enden musste" murmelte sie nach einiger Bedenkzeit und schluckte lautlos, während ihr vereinzelte Tränen in die Augen stiegen. "Du Dummkopf" wisperte Sasuke, lehnte seinen Hinterkopf gegen die kalte Wand und konnte sich den salzigen Tränen, die sich durch ihre letzten Worte an die Oberfläche drängten, nicht länger erwehren. "Ich... Ich habe auf die mieseste Art und Weise mit dir Schluss gemacht und trotzdem... Wieso?" wollte er wissen und versuchte gefasst zu klingen, obwohl seine Stimme leicht zitterte. "Woher... Woher soll ich das wissen, du Idiot?" schluchzte sie, wischte sich die vielen Tränen von ihren Wangen und schniefte einige Male. "Weine nicht, Naru. Ich... Ich bin... Bin doch keine einzige Träne von dir wert" bat er sie mit bebender Stimme, schniefte ebenfalls und atmete einmal tief durch. Vielleicht war jetzt wirklich der Zeitpunkt gekommen, um ihr die ganze Wahrheit zu erzählen. Jene Wahrheit, welche während ihrer Beziehung sicherlich zum Streit geführt hätte. "Erinnerst du dich an diese eine Nacht vor über einem Jahr?" fragte er nach einer Weile, atmete abermals tief durch und rief sich jene Nacht ins Gedächtnis, die ihre Beziehung ein Stück weit verändert hatte. "Etwa die Nacht, als du...". "Ja, genau. Du erinnerst dich bestimmt auch noch, wie wir uns gestritten haben und uns anschließend Tage lang aus dem Weg gegangen sind" bejahte er ihre Vermutung unterbrechend und stieß einen lautlosen Seufzer aus, während er seinen Kopf in ihre Richtung drehte. "Jedes Mal, als wir uns nahe kamen, bekam ich es mit der Angst zu tun. Ich wollte dich auf gar keinen Fall noch einmal in diese Lage bringen, also... Also versuchte ich dich auf Distanz zu halten. Im Nachhinein weiß ich, dass das nicht die beste Lösung für mein Problem war und das ich durch diese Distanz unsere Beziehung strapaziert habe, aber mit dir reden konnte ich ebenso wenig. Wir hätten uns nur wieder unnötig gestritten" erklärte er ihr den wahren Grund, nicht ohne am Rande zu erwähnen, dass er oftmals deswegen schlechte Laune besessen hatte, eben weil ihm ihre Intimitäten gefehlt hatten. "Doch, du hättest mit mir reden müssen. Auch auf die Gefahr hin, dass wir uns streiten. Ich hätte doch... Ich hätte Verständnis für dich aufgebracht und... Du hast mich einfach glauben lassen, dass ich dir rein gar nichts mehr bedeute und...". "Ich wollte dich doch nur beschützen, Naru. Vor mir und meiner Beherrschung, die ich nicht noch einmal verlieren wollte" fiel er ihr ins Wort und endlich drehte sie sich zu ihm herum, schimpfte ihn einen Schwachkopf und lehnte ihre Stirn gegen das Gitterfenster. "Warum... Warum bist du nicht mit mir gekommen? Ich... Ich wollte dir und mir noch eine Chance geben, aber... Wieso hast du unsere Beziehung beendet?" wollte sie auch diesen Grund endlich erfahren und war sich im Moment nicht sicher, was sie von ihrem Exfreund eigentlich halten sollte. "Denkst du nicht, dass ich deine liebenswerte Hilfsbereitschaft lange genug in Anspruch genommen habe? Nach all den Vorfällen wollte ich dich nicht länger an mich binden und den Rest des Weges alleine gehen. Du solltest endlich deinen Traum leben, den du meinetwegen aufgeben musstest" entgegnete er ihr und senkte sein Haupt wieder, als sie ihre Fäuste wütend gegen das harte Metall schlug und ihm lautstark den Vorwurf machte, dass er nicht einfach eine Entscheidung für sie treffen durfte. "Es hätte verdammt nochmal nicht so enden müssen, Sasuke" brüllte sie ihn erneut an, rutschte langsam an der Eisentür hinab und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Was sollte sie jetzt tun, nachdem sie die genauen Hintergründe erfahren hatte? Sollte sie sich erneut auf ihn einlassen, obwohl ihre Beziehung nie mehr so sein würde, wie sie einmal war? Was würde dann aus Gaara werden, für den sie im Laufe der vergangenen Wochen Gefühle entwickelt hatte, die sie zwar noch nicht so wirklich zuordnen, aber dennoch nicht einfach ignorieren konnte? "Ich... Ich weiß gerade einfach nicht, was ich denken und fühlen soll" nuschelte sie, senkte ihre Hände wieder und versuchte sich zwanghaft zu beruhigen. "Und... Und was hast du jetzt vor? Willst du dich immer noch an Itachi rächen, obwohl er ganz offensichtlich auf unserer Seite steht und seine wahren Motive vor uns verbirgt? Außerdem verstehe ich nicht, wieso du auf deinen Tod wartest oder hat Suigetsu nur gelogen, damit ich dir zur Freiheit verhelfe?" stellte sie ihm weitere Fragen, deren Antworten ihr ebenso wichtig erschienen. "Nein, er hat nicht gelogen. Ich wollte tatsächlich sterben" offenbarte er ihr schließlich und erzählte ihr, wie er von Itachi um den letzten Gefallen gebeten worden war, den Menschen zu beschützen, welcher ihm im Grunde seines Herzens sehr viel bedeutete. "Wie geht es meinem Bruder?" erkundigte er sich und hob sein Gesicht wieder, als er Geräusche vor der Eisentür hörte. Mit gemischten Gefühlen sahen die blauen Augen der Blondine in das tiefe, unergründliche Schwarz und wirkten unsicher. "Ich war noch nicht bei ihm, aber Kankuro meinte, dass es sehr schlecht um ihm steht. Wir können im Augenblick nur abwarten und auf die Ärzte vertrauen, die ihr Möglichstes tun" erläuterte sie ihren aktuellen Wissensstand und wischte sich ihre letzten Tränen von ihren Wangen. "Sasuke, ich... Ich muss dir noch etwas Wichtiges sagen, bevor ich gehe. Wir sind zwar kein Paar mehr, aber... Ich möchte einfach ehrlich zu dir sein" sagte Naru und war sich nicht sicher, wie und wo sie eigentlich beginnen sollte. "Es geht um Gaara, habe ich recht?" fragte er und rief sich die vielen Beobachtungen ins Gedächtnis, die ihm schon sehr eindeutig erschienen waren. "Wieso gehst du davon aus, dass es...". "Das sagt mir mein klarer Menschenverstand. Damals, als er zu uns auf der Lichtung gestoßen ist, waren seine Blicke schon sehr eindeutig, jedenfalls für mich" unterbrach er sie und legte ein trauriges Lächeln auf, weil genau das eingetreten zu sein schien, wovor er sich immer gefürchtet hatte. "Ich kann es dir nicht verübeln, wenn du nach allem, was zwischen uns schief gelaufen ist, in ihm einen viel besseren Freund siehst. Ihr teilt schließlich das gleiche Schicksal und er kann dir bei der Verwirklichung deines Traumes helfen" führte er ihr die Vorteile vor Augen und zuckte erneut zusammen, als sie ihn abermals einen Schwachkopf nannte. "Der Sasuke, den ich kenne, würde jetzt aus der Haut fahren und mich mit seiner übertriebenen Eifersucht nerven" brüllte sie ihn lautstark an, nicht ohne ihm zu verbieten, jegliche Entscheidungen ihr selbst zu überlassen. "Kannst du denn hier und jetzt eine Entscheidung treffen?" fragte er sie im scharfen Ton, wodurch der Blondine schlagartig bewusst wurde, dass er innerlich sehr wohl vor lauter Wut tobte und das er sich die größte Mühe zu geben schien, um seine jetzige Ruhe aufrecht zu erhalten. "Ich... Nein, kann ich nicht, aber ich wollte trotzdem offen zu dir sein und... Glaub mir, ich habe mir diese verwirrenden Gefühle für Gaara nicht ausgesucht. Er war... Er war eben in den letzten Wochen immer für mich da und... Was bedeutet denn dieser Blick? Weißt du, eigentlich müsste ich dir überhaupt nichts erzählen, weil wir nicht mehr zusammen sind" erläuterte sie ihm ihr momentanes Problem und verengte ihre blauen Augen, als er ihr mit seinem Blick einen bedeutsamen Vorwurf zu vermitteln versuchte. "Erst soll ich mich wie früher verhalten und dann ist das auch falsch" murrte er und vermutlich würde er sogar über diese Situation lachen, wenn es nicht um ihre Gefühle gehen würde. "Du... Sei einfach still, du dämlicher Vollidiot. Wir wären nicht in dieser Lage, wenn du von Anfang an etwas gesagt hättest" erwiderte sie ihm vorwurfsvoll, machte auf den Absatz kehrt, weil ihr diese Unterhaltung nun doch zu blöd wurde und lief einige Schritte, bevor sie vor den Stufen noch einmal stehen blieb. "Sasuke, ich werde in Suna bleiben, um einerseits beim Wiederaufbau zu helfen und andererseits will ich Gaara in dieser schweren Zeit zur Seite stehen" ließ sie ihn ihre Pläne wissen und blickte noch einmal über ihre linke Schulter. "Ich will mein Leben, dass ich Chiyo-sama verdanke, sinnvoll verwenden, verstehst du? In spätestens drei Tagen wird die angeforderte Hilfe aus Konoha eintreffen und... Hör zu, ich lasse nicht zu, dass du getötet wirst, klar? Das sage ich als zukünftige Hokage" sagte sie ihm noch klar und deutlich, stieg anschließend die Stufen entschlossen hinauf und überließ Sasuke vorerst der Stille, die mit ihrem Verschwinden einkehrte. Ein tiefer Seufzer entwich der Kehle des jungen Uchiha, starrte an die Zimmerdecke und dachte über all ihre Worte nach, die gemischte Gefühle in ihm auslösten. Er würde seine Zeit benötigen, um all das, was eben ans Tageslicht gekommen war, zu verarbeiten, so wie seine Exfreundin ihre Zeit brauchte, um ihre Gefühle für den Kazekage zu ordnen und zu verstehen. In erster Linie war er jedoch, wie Suigetsu zuvor auch, einfach nur erleichtert, dass sie wohlauf war und senkte seine Augenlider, während er einmal tief durchatmete. Im Augenblick konnte er wohl nur immer wieder über ihr offenes Gespräch nachdenken und auf die noch sehr ungewisse Zukunft warten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)