Unconditionally von Elvea (Seite an Seite) ================================================================================ Kapitel 1: Das Anzeichen der Eifersucht --------------------------------------- Kapitel 2 - Das Anzeichen der Eifersucht Nichts konnte seine ermüdeten Lebensgeister so effektiv aufwecken wie eine angenehm heiße Schüssel Ramen bei Ichiraku. Gewiss war es am schönsten, in Gesellschaft guter Freunde seine Leibspeise genießen zu können, doch an diesem Tag hatte Naruto Uzumaki sich dazu entschieden, allein in dem Imbiss vorbeizuschauen. Genug Menschen hätten sich angeboten, ihn dazu einzuladen, doch er zog es ausnahmsweise vor, sich ausschließlich seinen eigenen Gedanken und nicht Gesprächen mit anderen zu widmen. Sein Plan wäre bestimmt problemlos aufgegangen, wenn einer seiner Teamkameraden nicht zufällig gerade den Yamanaka Blumenladen verlassen und seine Aufmerksamkeit anschließend auf den jungen Uzumaki gerichtet hätte. Kaum war der Löffel in die Nudelsuppe getaucht worden, schob Sai die Vorhänge zur Seite, welche den Wind nur notdürftig draußen hielten, und zog den Hocker neben Naruto zu sich heran. »Hallo, Naruto-kun. Lange nicht gesehen«, begrüßte er ihn und musterte ihn neugierig. Wenn er sich nicht völlig täuschte, sah der Held des Dorfes nicht besonders gesund aus. Unter seinen Augen lagen tiefe Schatten und seine Haut hatte einen ungewöhnlich blassen Ton angenommen. Er schien Sais Ankunft nicht einmal wahrgenommen zu haben, so konzentriert starrte er auf sein Essen. Mit einer mechanischen Bewegung führte er die Bissen zum Mund. So vorsichtig wie möglich legte ihm der ehemalige ANBU eine Hand auf die Schulter, doch all die Zurückhaltung nutzte nichts – klappernd fielen die Stäbchen in die Schüssel, als Naruto zusammenzuckte. »Meine Güte, Sai!«, japste er. »Du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt!« »Sorry. Zugegebenermaßen habe ich dich aber auch schon mal aufmerksamer erlebt.« Erst als sich sein Pulsschlag langsam beruhigt hatte, konnte er mit dem Kauen fortfahren. Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, an dem Sai sich erkundigte, ob er wegen Sakura so mitgenommen aussehe. Eine Nudel blieb ihm im Hals stecken und ließ ihn in ein solch bellendes Husten ausbrechen, dass der Ladeninhaber persönlich aus dem Hinterzimmer besorgt angelaufen kam. Sai klopfte seinem Freund hilfsbereit auf den Rücken und warf Teuchi, dem Chef, ein beruhigendes Lächeln zu. Seine Mimik schien immer überzeugender zu werden, denn Teuchi verschwand mit einem Schulterzucken wieder nach hinten. Das unangenehme Wetter lockte nicht viele Gäste an, weshalb er ausgesprochen wenig zu tun hatte. Kaum konnte Naruto wieder Luft holen, meinte er mit einem halbherzigen Grinsen: »Heute hast du es aber wirklich auf mich angelegt.« »Ich glaube, es liegt vielmehr daran, dass du heute ziemlich empfindlich bist.« »Kann schon sein«, räumte der sonst so gesprächige Shinobi ein und wandte den Blick ab. Eine Weile gab sich Sai damit zufrieden, stumm vor sich hin zu rätseln, dann ergriff er erneut das Wort. »Jetzt sag schon. Hast du dir etwa einen Korb von Sakura eingefangen?« Naruto stieß einen tiefen Seufzer aus und schob die bis auf den letzten Rest geleerte Ramenschüssel von sich weg. »Nein. Ich habe schließlich noch gar nicht mit ihr gesprochen.« Erstaunt hob sein Kamerad von Team 7 die Augenbrauen. »Worauf wartest du noch? Dein Versprechen hast du eingelöst, Sakura kann Sasuke momentan nicht näher kommen und du hast alle Zeit der Welt, dich um sie zu kümmern.« Wäre Sai es gewohnt, Emotionen über seine Stimme zu vermitteln, hätte man an dieser Stelle wohl eine Form von Entnervtheit heraushören können. Naruto knibbelte an einer Kerbe im Holz des Tisches herum und ließ sich einige Formulierungsmöglichkeiten eine Weile durch den Kopf gehen. Wie sollte er in der Lage sein, etwas zu erklären, das er nicht ganz in Worte fassen konnte? »Vermutlich empfinde ich nicht dasselbe wie noch vor ein paar Monaten«, sagte er schließlich leise. »Was soll das denn heißen?« »Ich glaube nicht, dass ich Sakura-chan noch liebe. Wenn ich es denn überhaupt je in dieser Form getan habe.« Die Worte waren ihm entschlüpft, bevor er sie zurückhalten konnte. Instinktiv presste er sich eine Hand auf den Mund, weil er befürchtete, dass ihm weitere Gedanken herausrutschen könnten, die für niemandes Ohren bestimmt waren. Sai bemerkte einen weißen Zipfel am Türrahmen hinter der Theke, der darauf hindeutete, dass Teuchi gespannt die Ohren spitzte. Wer konnte ihm das bei solch interessanten Neuigkeiten verdenken? »Wie kommst du darauf?«, fragte Sai irritiert, weil ihn Narutos plötzlicher Gesinnungswandel überraschte. Seitdem er Team 7 angehörte, war er der Überzeugung gewesen, dass sein um keine Aussage verlegener Kamerad nur mit dem richtigen Zeitpunkt haderte, an dem er Sakura seine Liebe gestehen sollte. Was konnte einen beharrlichen, unermüdlichen Menschen wie ihn davon abbringen? »Ich habe ein neues Gefühl kennengelernt«, presste Naruto heraus und lief leicht rosa an. Sein Leben in einem Kampf zu riskieren schien ihm sichtlich leichter zu fallen, als über sein Innenleben zu sprechen. Sein Kumpel öffnete gerade den Mund, um nachzuhaken, als er freiwillig weitersprach. »Ich bin eifersüchtig«, gestand der plötzlich untypischerweise schüchtern gewordene Junge. Er raufte sich die Haare, als könnte diese Geste passenderweise nachzeichnen, was in ihm brodelte. Nun verstand Sai überhaupt nichts mehr. In jedem Buch, das er über Liebe und alles Dazugehörige gelesen hatte, stand geschrieben, dass Eifersucht beim Verliebtsein eine völlig normale Begleiterscheinung wäre. Es stellte also viel eher ein Anzeichen dar, dass er immer noch Hals über Kopf in Sakura verknallt war. Als hätte Naruto seine Gedanken gelesen, fügte er, jede Silbe betonend, hinzu: »Aber nicht wegen Sakura-chan.« Mit diesem Eingeständnis riss er den Damm ein, hinter dem er seine Gefühle sorgfältig verborgen hatte, solange es Dringenderes gab, das für das Wohl der Allgemeinheit höchste Priorität besaß. Nun sprudelte alles, was ihn beschäftigte und für schlaflose Nächte sorgte, geradezu aus ihm heraus, was den überrumpelten Sai erneut staunen ließ. Dass Naruto solch eine Offenheit an den Tag legen könnte, wäre ihm nämlich nicht in den Sinn gekommen, so zugeknüpft wie er sich eben gerade noch gegeben hatte. * »Vermutlich hätte es mir schon früher auffallen müssen. Ich bin Sakura-chan immer nachgelaufen, weil ich sie hübsch fand und mich ihr Selbstbewusstsein angezogen hat. Mir hat es Spaß gemacht, Scherze darüber zu machen, dass wir ausgehen sollten oder sogar zusammen seien. Nicht zuletzt bestand ein Grund darin, dass ich wusste, wie sehr sie in Sasuke verknallt war. Wenn sie sich in mich verliebt hätte, wäre das für mich ein Beweis gewesen, dass ich so cool wie Sasuke geworden wäre.« So viel hatte Naruto die ganzen letzten Tage nicht gesprochen, weshalb sich seine Stimme derart rau anhörte, dass man glauben mochte, er habe sich erkältet. Tatsächlich spürte er ein Kratzen im Hals, das jedoch nichts mit irgendwelchen Krankheitssymptomen zu tun hatte. Sai kam trotz seiner antrainierten Gefühlskälte nicht umhin, das wahrzunehmen, was von seinem Sitznachbarn ausging. »Mit der Zeit stellte ich jedoch fest, dass ich nie damit rechnete oder überhaupt daran arbeitete, irgendwann mit ihr eine Beziehung zu führen. Immer schon wollte ich sie an Sasukes Seite sehen. Ich habe nie auch nur in Erwägung gezogen, die Zeit zu nutzen, in der wir Sasuke nachjagten, um sie für mich zu gewinnen. Ich bin neidisch auf Sasuke gewesen, seitdem wir Kinder waren, aber merkwürdigerweise nicht auf die Tatsache, dass Sakura-chan nie jemand anderen als ihn wollte. Meine kleinen Späßchen wurden zur Gewohnheit, wobei mich Sakura-chans verärgerte Reaktion immer daran erinnerte, dass es für sie wirklich nur Sasuke gab. Ich empfand das als etwas Positives. Ich wusste nämlich, dass Sasuke, sofern er sich den Gefühlen öffnen konnte, zweifellos jemanden gefunden hatte, der immer zu ihm halten und ihn unter keinen Umständen verlassen würde. Genau das, was er also brauchte. Meine beiden besten Freunde wie versprochen zusammenzuführen, ist schon immer mein Ziel gewesen, weil es für beide das Beste ist. Ich fühle mich dabei nicht schlechter, im Gegenteil: Ich kann mich aufrichtig für die beiden freuen. Und exakt diese Freude ist der Grund, weshalb ich nichts mehr auf diese Weise für Sakura-chan empfinden kann. Mir fehlt jegliches Gefühl der Eifersucht auf Sasuke, das eigentlich da sein müsste. Außerdem…« Naruto verfiel wieder in Schweigen, doch Sai hatte sowieso schon genug gehört, um sich einiges selbst zusammenreimen zu können. »Unglaublich, wie wenig egoistisch du doch bist«, brachte er heraus, nachdem er ein paar Minuten über das Gehörte nachgedacht hatte. Der Uzumaki grinste leicht. »Da überschätzt du mich wohl. Ich weiß nicht, wie meine Reaktion ausgesehen hätte, wenn mir die Eifersucht ein Dorn im Auge gewesen wäre. Dass ich Sakura-chan nur noch als Schwester sehe, macht das Ganze sowieso einfacher.« Den Blick auf einen unbestimmten Punkt gerichtet, schob er die vor ihm stehende Schüssel hin und her. »Wo ist eigentlich der Onkel hin?« Teuchi zuckte im Halbschatten der hinteren Räumlichkeiten zusammen und beeilte sich, das Geschirr abzuräumen und das Geld von seinem Lieblingskunden entgegenzunehmen. Dabei versuchte er angestrengt, sich nicht anmerken zu lassen, dass jedes Wort ihrer ungeplanten Unterhaltung an sein Ohr gedrungen war. Naruto hatte den Vorhang bereits angehoben und wollte hinaus in die Kälte treten, da hielt ihn Sai noch einmal zurück, weil ihm etwas eingefallen war. »Auf wen bist du dann eifersüchtig, wenn du in Sakura nicht mehr verliebt bist?« »Kiba«, antwortete Naruto nach kurzem Zögern knapp und verschwand endgültig nach draußen, während seinem Gesprächspartner schlagartig ein Licht aufging, das mit einer Situation zusammenhing, die ihm am Vortag aufgefallen war. * »Nein, so wird das nie funktionieren! Du musst mehr Kraft aufwenden!« Akamaru tollte bellend um Hinata und Kiba herum, die nebeneinander vor einer Feuerstelle hockten und mit zwei Steinen ein Feuer zu entzünden versuchten, während sie auf Shino warteten. Kurz entschlossen griff Kiba um Hinatas Rücken herum nach ihren Händen und half ihr, die Steine im richtigen Winkel und dem angemessenen Kraftaufwand aufeinander zu schlagen. Erschrocken ließ die Angehörige des Hyūga-Clans die Hilfsmittel fallen, als sich ein Funke entzündete und auf den bereits vorbereiteten Haufen trockener Äste übersprang. Kiba lachte über ihre Reaktion und half ihr auf, während sie sich verschämt mehrfach bei ihm entschuldigte. »Wenn einer von uns beiden das Element Feuer besäße, hätte es viel schneller geklappt«, meinte er, immer noch glucksend. Gemeinsam betrachteten sie die lodernden Flammen und streckten gleichzeitig die Hand aus, um Akamaru zu streicheln, der sich schwer hechelnd zu ihnen gesellt hatte. Der Eindruck konnte täuschen, wie Sai nur zu gut wusste, aber ihm kam es so vor, als beobachtete er ein eingespieltes Ehepaar. Vielleicht lag es daran, dass sie in letzter Zeit viele Missionen zusammen zu erledigen hatten, möglicherweise war aber auch die Tatsache, dass Hinata mit Erfolg hart an ihrem Selbstbewusstsein gearbeitet hatte, der Grund, weshalb sie sich besser als früher zu verstehen schienen. Hosted by Animexx e.V. 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