Komm, wir greifen nach den Sternen von Affodillbluete ================================================================================ Kapitel 35: Kapitel 35 - Anker ------------------------------ Kapitel 35 Ich bin sprachlos. Und das bin ich sonst nie. Sie geht so offen und vorwurfsfrei mit diesem Thema um, dass ich fast schon wütend werde. Es war ein Fehler und das sollte sie auch sehen. Wieso muss nur ich es bereuen und sie darf so tun, als wäre alles wunderbar? „Sie sollten sich bewusst darüber werden, dass es ein Fehler war. Eine einmalige Sache, die so nicht mehr vorkommen wird“, zische ich. „Aber Sir, das bin ich mir doch. Nur scheint es Sie mehr aufzuwühlen, als mich. Es war ein wenig Sex, nicht mehr und nicht weniger“ Ich bin verblüfft. Seit Jahren ist sie die erste gewesen, die ich wieder näher an mich rangelassen habe, gewollt. Und dann sieht sie das alles so abgeklärt und ist bereit es auf sich beruhen zu lassen. „Du hast dich verändert“, sage ich, während ich ihr tief in die Augen blicke. „Und du kannst dich nicht entscheiden“, sagt sie und mir fällt auf, dass ich sie geduzt habe. Innerlich schlage ich mir gegen den Kopf. „Vielleicht kann ich das nur bei dir nicht, kleine Löwin“, gebe ich zurück. „Ich habe mich verändert? Inwiefern?“, fragt sie ehrlich interessiert. „Du bist erwachsener geworden. In der realen Welt angekommen“ „Das kann man ja fast als Kompliment werten, Professor“, sagt sie neckend und zwinkert mir zu. „Severus, ich denke wir sollten nochmal von vorne anfangen. Lassen Sie uns alles vergessen, was war und begegnen uns auf einer angemessenen Ebene. Ich respektiere Sie zu sehr, als dass ich Ihnen unangebracht gegenüber treten möchte. Und offensichtlich können Sie sich ja auch wie ein normaler Mensch benehmen“, sie tritt einen Schritt auf mich zu und hält mir ihre ausgestreckte Hand hin, „Hallo, ich bin Hermine Jean Granger und studiere Zaubertränke im ersten Semester“ Es scheint, als würde ihr breites, herzliches Lächeln den Raum erhellen. Ich bin entzückt von ihrer Offenheit und ihrem Mut, mir vorzuschlagen alles auf sich beruhen zu lassen. Mein erster Impuls ist, dass ich ihr irgendeine beleidigende Gemeinheit an den Kopf werfe, doch ich schlucke ihn runter und ergreife ihre Hand. „Hallo Miss Granger, mein Name ist Severus Tobias Snape und ich lehre Zaubertränke an dieser Einrichtung“ „Tobias?“, fragt sie grinsend, während wir unsere Hände schütteln, „Nett. Das klingt so.. Normal“ „Ich bin nicht normal, Miss Granger“, gebe ich empört zurück. Sie lacht und ihre braunen Augen funkeln. „Ich weiß, Professor. Ich weiß“ Wenig später ist sie gegangen und ich mache mich auf, um ins Direktorzimmer zu gehen. Ich muss mit Albus sprechen. Es gibt einige Dinge, die ich nicht verstehe. Wieso habe ich überlebt? Und wieso scheine ich so besessen von Hermine.. Miss Granger zu sein? Das ergibt alles keinen Sinn für mich. Sie ist nichts weiter als eine kleine Studentin, eine Gryffindor noch dazu. Ich erinnere mich an seine Worte. „Eine überirdische Kraft oder ähnliches“. Als ich den Wasserspeiern das Passwort sage, kommt Minerva schon die Treppe runter und wäre fast in mich hinein gerannt. „Oh, Severus. Tut mir leid, ich habe dich gar nicht gesehen. Ich habe gerade keine Zeit, wenn du also zu mir willst, dann bitte ich dich morgen vorbei zu kommen“ „Ich will nicht zu dir, ich würde gerne mit Albus sprechen“ „Oh okay. Ja dann geh mal rauf, du weißt ja wo er ist“, sagt sie mit einer wedelnden Handbewegung und verschwindet um eine Ecke. Ich steige die Treppen hinauf und trete ins Zimmer ein. Albus sitzt schlafend in seinem Stuhl, wie fast immer, seitdem er ein Portrait ist. „Professor Dumbledore!“, rufe ich etwas lauter, damit er mich hört. Er öffnet ein Auge und gähnt laut. „Ahhh, Severus mein Junge. Da bist du ja. Gehe ich Recht mit der Annahme, dass du jetzt doch etwas darüber wissen willst, wieso du überlebt hast?“ Nerviger, alter Mann. Er kennt mich zu lange und zu gut. „Ja“, zische ich ungeduldig, „Was weißt du darüber?“ „Ich muss dich leider enttäuschen, leider weiß ich über deinen speziellen Fall nichts“ Enttäuschung macht sich in mir breit. „Aber ich habe eine Theorie“, sagt der alte Zauberer. Ich seufze, na immer hin etwas. „Und wie genau sieht deine Theorie aus?“ „Severus, wie dir sicher bekannt ist geht die Magie über alle Grenzen weit hinaus. Es gibt unendlich viele Vorkommnisse, die auch wir noch nicht erklären können. Gewöhnliche Magie wird bei dir wohl nicht der Grund für dein Überleben sein“ Ich rolle mit den Augen. Soweit bin ich auch schon. Ich habe überlebt. Wieso? Keine Ahnung. Punkt. „Aber es gibt Bande. Bande zwischen Menschen, die stärker sind, als es jede Magie sein würde. Die Liebe zum Beispiel. Wahre Liebe kann kein Zauber trennen. Auch, wenn man sich noch gar nicht bewusst ist, dass es sie überhaupt gibt“ Liebe? Ich muss lachen. „Albus, Liebe wird es bei mir wohl eher nicht sein. Sonst wäre ich nämlich tot und mit meiner einzig, wahren Liebe vereint“ „So leid es mir tut, Severus. Aber ich glaube nicht, dass Lily deine wahre Liebe war. Wenn es so wäre, dann hättet ihr zusammen gefunden. Stattdessen hat sie sich aber für James entschieden, nicht für dich. Du verwechselst deine Schuld mit ehrlicher, tiefgreifender Liebe“ Ich spanne meinen Unterkiefer an und balle die Hände zu Fäusten. Nie hat es jemand gewagt meine Liebe zu Lily anzuzweifeln. Für einen kurzen Augenblick bin ich froh darüber, dass ich ihn umgebracht habe. Spätestens jetzt hätte er es wirklich verdient. Unbeirrt über meine heftige Reaktion fährt er fort, „Ich glaube, dass deine wahre Liebe noch hier auf der Erde wandelt. Sie ist dein Anker, so wie du ihrer sein musst. Sie hat dich am Leben gehalten, auch wenn du noch nichts von ihr weißt..“ „Das ist unmöglich! Du törichter, alter Mann! Es gibt niemanden, der mich auch nur ansatzweise lieben könnte. Geschweige denn jemanden, den ich auch nur nah genug an mich heran lassen würde! Deine Theorie ist absoluter Schwachsinn!“, ich brülle so laut ich kann und schlage mit meiner Fast auf den Schreibtisch. „Mein einziger ‚Anker‘ ist tot und wartet auf mich. Und wenn mich nicht irgendein unvorhergesehener Zufall am Leben gehalten hätte, wäre ich jetzt bei ihr und glücklich!“ Dumbledore scheint unbeeindruckt zu sein. Er hebt eine Augenbraue über den Rand seiner Halbmondbrille und sieht mir in die Augen. „Severus, du weißt, dass alles einen Grund hat. Und du bist auch clever genug zu wissen, dass ich meist Recht behalte. Du wirst schon noch sehen“ Er bedenkt mich mit einem kurzen Blick und ich weiß, dass ich entlassen bin. Müde laufe ich zurück in meine Privaträume. Anker.. Wahre Liebe.. Das ist alles großer Mist. So etwas gibt es in meinem Leben nicht. Als ich abends im Bett liege denke ich an braune Augen, braune Haare, ein bezauberndes Lächeln und schlagfertige und intelligente Kommentare. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)