Komm, wir greifen nach den Sternen von Affodillbluete ================================================================================ Kapitel 26: Kapitel 26 - Erste Hilfe ------------------------------------ Kapitel 26 *Hermine’s Sicht* Ich renne aus den Kerkern und schließlich aus dem Schloss. Als ich am See ankomme, renne ich direkt zu der alten Eiche und schlage schreiend auf sie ein. Die Haut über meinen Knöcheln beginnt zu reißen und ich blute. Aber das stört mich nicht. Ich schlage so lange weiter, bis auch das letzte bisschen Hass aus mir heraus gebrüllt ist. Dann sinke ich zu Boden und sehe meine geschwollene Hand an. Dieser Bastard! Was erlaubt er sich? Auf der einen Seite hasse ich ihn für seine Dreistigkeit, aber auf der anderen Seite bin ich ihm dankbar. Er hat mir meine Schuldgefühle restlos genommen. Ich fühle mich befreit. Ab sofort, werde ich mich nicht mehr von ihm einschüchtern lassen. Langsam gehe wieder ins Schloss zurück. Ich öffne die Tür zu meinem Zimmer und erschrecke ich mich, weil dort eine Person auf meinem Bett sitzt. Es ist Draco. Ich entspanne mich wieder und laufe auf ihn zu. Er sieht meine Hand und hebt fragend die Augenbrauen. Ich schüttle nur mit dem Kopf und lege mich in mein Bett. Draco kuschelt sich an meinen Rücken, legt seine Arme um mich und ohne ein Wort zu sagen, schlafen wir beide auf der Stelle ein. Die nächsten Tage verlaufen deutlich anders, als mein erster Tag des Studiums. Ich bin wieder die Alte. In Snapes Unterricht arbeite ich konzentriert und ohne Fehler. Ich gebe ihm Kontra, auch auf die Gefahr hin, dass er mir noch mehr Nachsitzen aufbrummt. Draco bemerkt meinen Wandel und sieht mich ständig mit einem zufriedenen Ausdruck an. Jeden Abend schlafen wir gemeinsam in meinem Bett ein. Er gibt mir ein Gefühl von Geborgenheit und bläst meine Gedanken weg. Das Nachsitzen bei Snape ist nicht mehr so schlimm, wie das erste Mal. Inzwischen erlaube ich mir sogar, in normalen Klamotten hin zugehen. Schließlich ist es meine Freizeit und wir müssen nur während des Unterrichts die Schuluniform tragen. Natürlich ist er nicht begeistert gewesen. Aber das ist mir egal. Heute Abend muss ich zum fünften Mal zu ihm. Als ich um kurz vor acht an die Tür klopfe, regt sich nichts und niemand. Ich klopfe wieder, aber keiner macht mir auf. Vorsichtig öffne ich die Tür und spähe hinein. Vor seinem Schreibtisch liegt Professor Snape. Er scheint bewusstlos zu sein. Ich renne zu ihm und fühle seinen Puls. Er lebt noch. Ich ziehe meinen Blazer aus und lege ihn unter seinen Kopf, gehe dann zum Waschbecken und hole ihm ein Glas Wasser. Ich streiche ihm seine Haare aus dem Gesicht. Er sieht außerordentlich menschlich aus. So normal. Und interessanterweise finde ich ihn faszinierend. Ich lasse mich einen Moment leiten und streiche über seine markante Nase, bis mir einfällt, was ich eigentlich vorhatte. Langsam flöße ich ihm das Wasser ein und er öffnet allmählich seine Augen. Als er mich erkennt, ziehen sich seine Augenbrauen zusammen und eine tiefe Furche entsteht zwischen seinen Augen. „Was machen Sie da, Miss Granger?“, fragt er gefährlich leise. „Ich rette Ihnen Ihren verdammten Arsch“, erwidere ich trotzig. Da hilft man und wird dafür auch noch angemeckert. Er schubst mich weg und richtet sich auf. Ich lande unsanft auf meinem Hintern und reibe mir die Handflächen. „Ich brauche keine Hilfe. Von Ihnen schon gar nicht!“, spuckt er mir ins Gesicht. „Das sah aber eben ganz anders aus, Professor!“, gebe ich ebenso sauer zurück, „Oder wollen Sie mir sagen, dass Sie öfter aus Spaß an der Freude vor Ihrem Schreibtisch liegen und sich totstellen?!“ „Halten Sie die Klappe!“, brüllt er. Auch ich richte mich jetzt auf und stehe ihm feindselig gegenüber. Ich sehe tief in seine Augen und meine leichte Panik in seinem Blick zu erkennen. Natürlich ist es ihm unangenehm in einem schwachen Moment erwischt zu werden. Und dann noch von einem Schüler, aber er ist eben auch nur ein Mensch. Ich schüttle den Kopf. Snape, ein Mensch, faszinierender Gedanke, wo ich doch all die Jahre dachte, er wäre eine Fledermaus. *Severus‘ Sicht* Was erlaubt sie sich? Denkt sie wirklich ich brauche Hilfe? Und dann auch noch von ihr? Ich richte mich auf und schubse sie dabei aus Versehen weg. Sie landet auf ihrem Hintern und ich muss mich arg zusammen nehmen, dass ich ihr nicht die Hand hinhalte, um ihr aufzuhelfen. Geschieht ihr Recht. Diese Anfälle sind das einzige, was mir geblieben ist, um an Naginis Angriff erinnert zu werden. Ihr Gift hat unheimliche Eigenschaften. Dann kippe ich einfach um und bleibe so lange liegen, bis ich entweder aufwache oder, wie ich meistens hoffe, einfach sterbe. Und nun hat sie so einen Anfall mitbekommen. Panik durchfährt mich. Ich muss auf Angriff gehen. „Ich brauche keine Hilfe, von Ihnen schon gar nicht!“ „Das sah aber eben ganz anders aus, Professor!“, gibt sie ebenso sauer zurück. „Oder wollen Sie mir sagen, dass Sie öfter aus Spaß an der Freude vor Ihrem Schreibtisch liegen und sich totstellen?!“, fragt sie spitz. „Halten Sie die Klappe!“, brülle ich. Sie richtet sich auf und sieht mir erneut tief in die Augen. Mir stockt der Atem. Ihre Augen lodern voller Entschlossenheit. Sie sehen aus, als würden sie aus tausenden, flüssigen Partikeln bestehen. Braun wie Mahagoni. Ich spüre, wie ich mich in ihnen verliere. Sie sieht mir tief in die Seele. Sieht alle Abgründe. Ich kann mich nicht vor ihr verschließen. Panisch schaue ich sie an und sehe, wie sie ganz leicht den Kopf schüttelt. Diese Gefühle sind mir neu. Nie hat jemand eine solche Macht auf mich ausgeübt. Ich bin ein Meister der Fassaden, doch bei ihr merke ich, wie sie anfangen zu bröckeln. Schnell drehe ich mich um. Ich muss erstmal wieder zu Atem kommen. Zierlich spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. Ich versteife sofort und sie lässt die Hand sinken. Körperlicher Kontakt ist eine meiner größten Ängste. Ich kann und will ihn nicht zulassen. Zumindest nicht, wenn ich ihn nicht kontrollieren kann. All die Jahre habe ich ihn auch nicht benötigt. Da ich von Anfang an wusste, dass ich sterben würde, habe ich mich mit sowas wie emotionale Bindungen oder körperliche Beziehungen nicht aufgehalten. Und jetzt stehe ich hier. Einundvierzig Jahre alt, verbittert und mit notorischen Bindungsängsten. „Professor, was war das eben?“, fragt sie leise hinter mir. Ich seufze und drehe mich um, um ihre wunderschönen Augen zu sehen. „Das sind Nachwirkungen von Naginis Biss“, flüstere ich, „Von Zeit zu Zeit lähmt es mich und dann muss ich einfach da liegen und abwarten. Meistens hoffe ich, dass ich sterbe..“ „Sagen Sie sowas nicht! Es gibt einen Grund, wieso Sie überlebt haben! Den gibt es immer! Genießen Sie ihr neugewonnenes Leben doch“, fügt sie eine Spur sanfter an. Ich schüttle den Kopf. Dasselbe hatte Albus auch zu mir gesagt. „Ich denke für heute reicht das, Miss Granger. Ich sehe sie am Montag im Unterricht und vergessen Sie abends ihr Nachsitzen nicht. Schönes Wochenende“, seufze ich und lasse mich in meinen Stuhl fallen. Ich brauche jetzt erstmal etwas Ruhe und ein bisschen Zeit für mich. Sie beugt sich zu mir runter und stützt sich auf meinem Schreibtisch ab. „Ich bin kein Kind mehr, Professor. Ich verstehe sehr wohl, was hier passiert. Also versuchen Sie nicht, es herunter zu spielen“, sie dreht sich um und geht Richtung Tür, „Ihnen auch ein schönes Wochenende“, ruft sie mir über die Schulter zu und ist dann auch schon verschwunden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)