Bioshock Continuum von TheGreenArrow (Akt 1: Renaissance - Akt 2: [REDACTED] - Akt 3: [REDACTED]) ================================================================================ Kapitel 3: Grausiges Erwachen ----------------------------- Robin rieb sich die Augen und ging ein paar Schritte ins Atrium. Als er sich endlich an die hellere Umgebung gewöhnt hatte, stellte er fest, dass das Atrium selbst gar nicht viel heller als der Rest von Rapture war. Einzig die Lampe über dem Ausgang hatte sich von der Wand gelöst und hing nun direkt vor der massiven Tür. „Also alles wie …“ Robin verschlug es die Sprache, als er den großen Platz vor sich sah. „Immer?“ Ungläubig trottete er vorwärts, bis er das Geländer der Empore, auf der er sich befand, erreichte und sich daran klammerte. Vor ihm lag ein Ort der Verwüstung, dem die Beschreibung Schlachtfeld nicht gerecht wurde. Statt eines belebten Ortes, glich das Atrium jetzt mehr einer vor Jahren verlassenen Geisterstadt. Robin schaute sich um, doch egal wohin er blickte, konnte er nichts als Zerstörung erkennen. Die Fenster der einzelnen Geschäfte waren beschmiert und verdreckt, wenn sie nicht bereits in Scherben auf dem Boden lagen. Die Türen waren teilweise aufgebrochen oder wurden, wie es schien, mit roher Gewalt aus den Scharnieren gerissen. Was war hier nur vorgefallen? Irgendeine Katastrophe, dessen war sich Robin bewusst, aber wie war es dazu gekommen? Wer waren die Verantwortlichen, falls es überhaupt welche gab? Er ging am Geländer entlang und beschloss, sich nur kurz umzusehen. Ihm gefiel die Situation ganz und gar nicht und eigentlich wollte er nur schleunigst von hier verschwinden. Er war so sehr in seine Gedanken vertieft, dass er gar nicht mehr darauf achtete, was sich vor ihm befand, bis er Bekanntschaft mit einem der vielen Schlaglöcher im Boden machte. Er spürte noch, wie sein rechter Fuß wegknickte, als er auch schon nach vorn stolperte. Mit einem Mal war Robin wieder vollkommen fokussiert, während das Adrenalin seine Wirkung entfaltete, so dass er sich im letzten Moment an das Geländer klammern und seinen Sturz noch abfangen konnte. Sein Herz raste in einem Tempo, das Robin gar nicht für möglich gehalten hatte, weshalb er sich dazu entschloss, noch einen Augenblick am Geländer hängen zu bleiben, während sein Fuß weiter im Schlagloch verharrte. Robin lachte, als er sich vorstellte, wie ihn jemand dabei beobachtete, während er an dem Geländer baumelte. Es war mit Sicherheit ein amüsanter Anblick gewesen. Er zog sich wieder hoch und beschloss, ab jetzt besser aufpassen, da ihm der Boden wie ein einziges Minenfeld vorkam. Er strich den Stoff seiner schwarzen Jeans glatt und erinnerte sich an die kuriosen Umstände, unter denen er an die Hose gekommen war. Als Arbeiter hatte er die meiste Zeit Blue Jeans getragen, die recht schnell mit allen möglichen Ölen und Schmiermitteln versaut waren. Eines Tages war er in einen Vorfall verwickelt gewesen, an dessen Ende seine ganze Hose komplett in Öl getränkt war. Doch anstatt sich aufzuregen, hatte ihm die neue Optik so sehr gefallen, dass er noch am selben Abend zu einem Schneider gegangen war und eine schwarz eingefärbte Jeans geordert hatte. Seit diesem Tag trug er in seiner Freizeit so gut wie immer sein neuestes Kleidungsstück, auch wenn andere Leute ihn oftmals komisch anschauten. In gewisser Weise hatte ihn diese Erfahrung auf die Reaktionen, die seine Jacke hervorrufen würde, zumindest ein Stück weit vorbereitet. Als Robin bemerkte, dass sich die Schnürsenkel seines rechten Schuhs geöffnet hatten, kniete er sich hin und band sie wieder fest. Nachdem er seinen schwarzen Arbeiterstiefel wieder ordnungsgemäß verschnürt hatte, stütze er sich auf seinem Oberschenkel ab, richtete sich auf und betrachtete seine Umgebung. Robin entdeckte eine Treppe, die zum Atrium hinab führte, und machte sich erneut auf den Weg. Während er am Geländer entlangging, stets darauf bedacht Schlaglöchern auszuweichen, erblickte er einen Kiosk in der Mitte des Atriums, der wie ein alter Passagierwagon geformt war. Das Dach war schwarz von Ruß, das Feuer das hier einst gewütet hatte, war schon lange erloschen. In eine seiner Wände war ein riesiges Loch gesprengt worden, daneben lehnte etwas. „Gott!“, platzte es aus Robin heraus, als er realisierte, dass es sich um eine Leiche handelte. Erst jetzt bemerkte er, dass das ganze Atrium voll von Toten war. Ein Schwindelgefühl setzte ein und Robin spürte, wie sein Magen begann, sich umzudrehen. Er schloss schnell die Augen und glitt am Geländer herunter, bis er auf dem Boden saß. Er rieb sich mit den Händen übers Gesicht, die Lider noch immer fest zusammengekniffen, während er seine Atmung verlangsamte. Nach einer kurzen Pause öffnete er seine Augen wieder und atmete tief durch, bevor er sich aufrichtete. Seine Beine waren noch immer etwas zittrig, aber Robin fühlte sich bereit dazu, seinen Weg zur Treppe fortzusetzen. Dort angekommen bemerkte er eine Vielzahl von Patronenhülsen, die auf den Stufen lagen, und ein mulmiges Gefühl überkam ihn. Er stieg die Treppe hinab und machte sich auf den Weg zum Zentrum des Atriums. Stand man direkt darin, schien das Ausmaß der Zerstörung noch um einiges gravierender zu sein. Robin hatte keine Idee, wie es dazu gekommen war oder wie das Atrium überhaupt noch stehen konnte. Er wusste nur, dass er nicht länger als unbedingt nötig hierbleiben wollte. Beim Kiosk angekommen, warf er einen kurzen Blick auf den Toten. Die teils kaputte Maske, die er trug, war das erste, was Robin auffiel. Irgendwo hatte er so etwas schon einmal gesehen, aber er konnte sich nicht daran erinnern. Die Kleidung des Mannes war in keinem besseren Zustand als der Rest der Umgebung. An vielen Stellen zerrissen und zerfleddert, triefte das bisschen Stoff, das noch übriggeblieben war, von Blut. Ob es nur von dem Toten stammte, konnte und wollte Robin gar nicht feststellen. In der Jacke des Mannes sah er etwas funkeln. Behutsam näherte er sich ihm, immer mit der Angst, dass ihn der Tote gleich anspringen würde. Er zog sich seinen eigenen Ärmel über die Hand und öffnete langsam die Jacke des Fremden. In der Innentasche war ein Revolver verstaut, auf dessen Griff ein silbernes Logo das schummrige Licht des Atriums reflektierte. Robin hoffte, dass er die Waffe nicht brauchen würde, während er sie aus der Tasche zog und in Augenschein nahm. Doch er wollte kein Risiko eingehen, denn wer auch immer für dieses Chaos verantwortlich gewesen war, könnte sich nach wie vor in der Nähe befinden. Er war erstaunt, dass sich der Revolver in einem recht guten Zustand befand, und öffnete die Trommel. Robin stellte erfreut fest, dass die Waffe mit sechs Patronen vollständig geladen war, und steckte sie in seinen Hosenbund. Er konnte es gar nicht erwarten, endlich von hier zu verschwinden. Er setzte seinen Weg durchs Atrium fort, bis er in der Ferne eine große Metalltür entdeckte, die den anderen ähnelte, denen er bisher begegnet war. Ein Glücksgefühl stieg in ihm auf, als er bemerkte, dass es sich um den Eingang zu einer Transitstation handelte. Mit den darin befindlichen Tauchkugeln konnte er zur Bathyspherestation gelangen und das war sein Weg aus der Stadt und in die Freiheit. Sein Weg nach Hause. Er erhöhte unbewusst seine Geschwindigkeit, bis er fast schon lief. Als er bei der Tür ankam, stellte er fest, dass sie komplett vereist war, was seiner Euphorie einen gehörigen Dämpfer verpasste. Robin kam das wie ein schlechter Witz vor. Kaum hatte er einen Hoffnungsschimmer, wurde ihm dieser auch schon wieder genommen. Es schien, als hätte sich die Welt gegen ihn verschworen, als versuchte sie ihm ein Hindernis nach dem anderen in den Weg zu legen. Er fluchte leise in sich hinein, während er mit seiner Hand über Mund und Hals rieb. Wo kam das verdammte Eis überhaupt her? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)