Die Fürstenbraut des Westens von Hotepneith (Hochzeitsreise mit Schwierigkeiten) ================================================================================ Kapitel 12: Gift ---------------- Koromi starrte ihr Gegenüber an. Dieser niedrige Schlangengott war hochgiftig, leider durchaus für sie gefährlich – aber sie wäre mit ihm fertig geworden, hätte er nicht ihre Unaufmerksamkeit ausgenutzt. Warum nur hatte sie nicht auf den Taishou gehört, dass das Leben überall viel riskanter war als im Süden? Jetzt saß sie in der Klemme, denn sie spürte etwas wie brennendes Feuer, dass sich über ihr Gesicht ausbreitete, ihre Gedanken langsamer machte – und bereits ihren Hals erreicht hatte. Der Naga sah sie sichtlich interessiert an: „Keine Sorge, meine Schöne, ich kann mein Gift dosieren. Ja, es wird schmerzen, dich ein wenig verätzen aber vor allem wird es dich lähmen. Und dann werde ich dich bei vollem Bewusstsein fressen. So macht es mehr Spaß. Mir zumindest.“ Sie musste etwas unternehmen, denn diese Aussicht missfiel ihr sehr. Nach dem Taishou rufen? Wenn ihr Verdacht stimmte, er in einem magischen Ritual steckte, wäre das nicht nur demütigend sondern auch sinnlos. Niemand konnte daraus eben mal einfach weg. Einen Bannkreis errichten? Ja, nur wie sollte sie das machen? Das war zwar eine niedrige Gottheit, aber doch ein Gott, und ihre Ausbildung hatte dagegen nichts vorgesehen. Diese einfachen Götter hausten in Seen, Bergen und respektierten hochrangige Dämonen, gingen ihnen aus dem Weg. Und sie konnte spüren, wie die Lähmung immer weiter nach unten glitt. Ihr musste schleunigst etwas einfallen, sonst wäre ihr Schicksal besiegelt. Die Zeit arbeitete gegen sie. Sie konnte jetzt sogar ein grünliches Leuchten sehen, das sich immer weiter um ihren Körper zu winden schien. Es handelte sich um ein eigenartiges, leuchtendes, grünes, hochkonzentriertes Gift. Und ihr fiel einfach nichts mehr ein, außer, dass diese Schlange sie genau darum aus dem Hinterhalt ins Gesicht gebissen hatte, um ihr derart jede Gegenwehr unmöglich zu machen. Natürlich würde sie auch mit diesem Gift fertig werden, aber dazu bräuchte sie Ruhe, Heilschlaf und vor allem Zeit – und die hatte sie sicher nicht mehr. Bereits jetzt sah sie sich unfähig ihre Arme zu heben, auch nur weiter nachzudenken. Eine nie gekannte, urtümliche Furcht stieg in ihr auf. Der Taishou kniete in seiner Menschenform auf dem Boden, die Augen geschlossen, beide Hände vor sich auf der Erde. Er hatte für einen Augenblick vergessen gehabt, wie wichtig es war sich zurückzumelden, dem Land zu versichern, dass er am Leben und wieder da war, das Schutzbündnis existierte. Der Eid musste erneuert werden. Man reiste eben nicht einfach so in das Ausland, das war noch gefährlicher war als das Leben hierzulande. Er zuckte fast zusammen als ihn etwas wie eine Warnung erreichte, die Mahnung, dass sich zwar kein Dämon aber jemand anderer hinter ihm befand, oder, korrekter, bei seiner Schutzbefohlenen. So sprang er auf. Was war geschehen? Sie sollte doch mit einem Menschen zu Rande kommen? Oder wagte sie sich nicht zu verteidigen, nachdem er ihr gestern nur zu deutlich gemacht hatte, dass er diese Art für schutzwürdig hielt? Als er die Lichtung betrat, erstarrte er. Koromi lag auf dem Boden, offenbar unfähig sich zu bewegen. Und die Ursache dafür stand direkt vor ihr, wandte sich nun aber ihm zu: ein Schlangengott von jenseits des Meeres. Deren Gift war bekanntermaßen auch für Dämonen hochgefährlich. Koromi würde damit hoffentlich fertig werden, falls nicht... Nun, dann hatte er gründlich versagt und die Folgen wären kaum absehbar. Allein die Schande die Braut nicht heil in das Schloss gebracht zu haben, dazu die Bloßstellung solch ein Lebewesen in einem Gebiet geduldet zu haben, das er beschützen sollte...Nicht einmal ein ritueller Selbstmord würde ihn vor dem unauslöschlichen Gesichtsverlust vor allen Dämonen und Göttern schützen. Langsam sagte er: „Weißt du wie nahe du dem Tod bist, Naga?“ Der schritt seitwärts vor, um nicht die regungslose Hundedämonin zwischen sich und dem unerwarteten Gegner zu haben: „Oh, bist du ihr Gefährte? Ich habe dich gar nicht bemerkt, gebe ich zu. Soll das etwa eine Drohung sein. Ich bin ein Gott, du nur ein Dämon.“ Einer von der törichten Sorte, dachte der Taishou. Aufgrund eines Gattungsnamens oder eines Aussehens nicht zu wissen, wo man in der Hierarchie stand, zumal zwischen den Arten, konnte nicht nur lebensgefährlich werden, das war es immer. So machte er machte drei Schritte vor und riskierte einen raschen Blick auf seinen Schützling. Sie lebte. Die Schlange schien amüsiert: „Ja, sie lebt, ist aber gelähmt. Ich kann mein Gift gut dosieren Und ich werde meinen Plan ändern. Ich wollte sie gerade lebendig fressen, aber wenn du ihr Gefährte bist, werde ich mit dir ebenso umspringen, dann darfst du zusehen, wie ich mich erst auf deinem Eigentum amüsiere, ehe ich es fresse. Und dann bist du dran. Erst dann.“ „Du redest zu viel,“ erwiderte der Heerführer kalt, als seine Hand empor zum Schwert griff und es zog. Heute würde das Höllenschwert bekommen, was es wollte: Blut und eine Seele. Nur eine. Niemand vergriff sich jedoch an seinen Schutzbefohlenen ohne es mit ihm zu tun zu bekommen. Der Naga stutzte, lächelte dann: „Oh, ein gutes Schwert. Aber, ich bin ein Gott und nur ein Gott könnte mich töten.“ „Du überschätzt dich.“ Immerhin bestand zwischen den Göttern dieser untersten Klasse und den wirklich hochrangigen des Himmlischen Königreiches ein größerer Unterschied als unter Dämonen, nun ja, vielleicht zwischen ihm und einem Wurmdämon. Und, was dieser Narr nicht wusste, und nun auch nie mehr erfahren würde, war, wer er wirklich war. Er schwang das Höllenschwert, bemüht, nicht zu viel Kraft dahinter zu setzen, schon, um nicht Koromi aus Versehen zu verletzen. Dann schob er es hastig weg und trat zu dem regungslosen Schlangengott, streckte die Hand aus. Koromi konnte kaum zusehen, aber sie erkannte aus den Augenwinkeln, dass er dämonische Energie einsetzte um den Toten vollständig zu vernichten. Warum? Er hatte ihn doch getötet? Und vor allem diese einfache Art des Wie....Ihr Götter, wem hatte sie da entkommen wollen? In der Tat, ein höllisches Schwert....Ihr war heiß und ihr war trotz ihres getrübten Bewusstseins klar, dass ihr Zustand peinlich, demütigend war. Der Heerführer kam zu ihr, ließ sich auf ein Knie nieder und schob die Hände unter ihre Schultern und Knie: „Das Gift....Versuche dich zu konzentrieren und alles in deinen linken Arm zu schicken. Das müsstest du hinbekommen. Ich trage dich in eine Höhle hier in der Gegend. Dort kannst du dich erholen. Aber, hast du verstanden: der linke Arm!“ Warum der linke Arm, dachte sie verwirrt, ehe sie sich hochgehoben fühlte. Auch das noch. Es wurde immer unangenehmer. Der Brustpanzer, die Armschoner schnitten in ihre Haut, aber das war gleich. Sie musste sich erholen, in den Heilschlaf fallen, da hatte er nun einmal Recht. Reden war unmöglich, dafür sorgte die Lähmung. Wann hatte sie jemand zuletzt so getragen, nun, überhaupt? Mutter in frühesten Welpentagen. Wenn der Fürst den Bericht über diese Reise erhielt musste er sie für schwach, ja, tölpelhaft halten. Irgendwie müsste sie dem Heerführer ausreden diesen Bericht wörtlich zu erstatten. Man konnte das doch sicher umschreiben...Ihre Gedanken waren so verworren... Der Taishou musste sich etwas orientieren, da er lange nicht in dieser Gegend gewesen war, ehe er den Bach erkannte und ihm folgte. Dieser entsprang einem riesigen Felsen, der hier mitten im Wald lag. Im Laufe der Jahrhunderte hatte das Wasser eine mannshohe sandige Grotte ausgewaschen, die es nun durchrann. Die rechte Seite war trocken und er legte seine Last behutsam dort ab, berührte vorsichtig ihren linken Arm. Er war heiß geworden. Sie hatte wohl seinen Befehl gehorcht, ohne zu wissen, welche Absicht er damit verband. Sie hielt die Augen geschlossen, aber er hörte am Atem, dass sie noch nicht schlief. So sagte er: „Schlaf. Ich werde über dich wachen.“ Das hatte sie irgendwie auch nicht bezweifelt, aber es half in die Teilnahmslosigkeit zu sinken. Der Heerführer lehnte sich neben seiner abgelegten Panzerung und dem Höllenschwert an die Wand, nachdem er seine Patientin versorgt hatte. Er hatte eigentlich geplant mit dem Tross am Jadepass zusammenzutreffen, ebenso mit dem Empfangskomitee, das vom Schloss sicher gesandt werden würde. Zur Sicherheit hatte er einige Tage Zeit für sich und Koromi gelassen, in denen er...nun ja. Seit einiger Zeit liefen seine Pläne nicht mehr ganz so, wie sie sollten. Es wäre einfach unangenehm gewesen diese alle warten zu lassen. Jetzt erwies sich die Frist jedoch als gut. Er vermutete, dass Koromi sich erholen konnte, so stark wie sie war. Aber es würde wohl ein wenig dauern. Jetzt sollte er sich auch entspannen. „Ach, Herr, hier seid Ihr, endlich finde ich Euch!“ keuchte jemand. Mit leisen Seufzen blickte der Taishou auf sein Knie: „Myouga. soll ich sagen, ich freue mich dich zu sehen? Was ist nun schon wieder geschehen?“ Der winzige Flohgeist hob entschuldigend seine vier Arme: „Ich will ja nicht stören...“ begann er mit einem Blick auf Koromi. „Äh, Ren schickte einen fliegenden Boten ins Schloss, wegen des Treffens am Jadepass und einer Zofe. Ich...ich bot mich an Euch zu fragen, ob Ihr auch einen offiziellen Empfang am Jadepass oder erst am Schloss wünscht. Ich erbot mich Euch zu suchen...“ „Weil du neugierig auf die Prinzessin warst.“ „Weil ich derjenige bin, der Euch immer schnell findet!“ beteuerte Myouga eilig. „Überdies vermutete ich, dass ich mich am ehesten vor der...vor der Prinzessin verborgen halten könnte, sofern Ihr dies wünscht. - Sie scheint jedoch tief zu schlafen.....“ „Du merkst es. - Nagabiss.“ „Ein Schlangengott von weit jenseits des Meeres. Ich bin sicher, er ist jetzt tot. - Sie kommen immer wieder her. Die Wellen treiben sie von ihrer Heimat ab, wenn sie sich zu weit hinauswagen. - Äh, Herr, ich bitte meine Frage nicht misszuverstehen, aber...darf ich das Blut der Prinzessin probieren....“ Im nächsten Moment fand er sich zwischen zwei äußerst spitzen Nägeln wieder und schrie auf. „Lasst mich ausreden, ehe Ihr zudrückt, bitte....“ „Dann solltest du eine sehr gute Begründung haben.“ Das klang eisig wie der Mittwinterwind. „Äh, ja....“ brachte Myouga mit dicken Schweißperlen auf der Stirn hervor. Der Gebieter hatte gut reden. Es war schwer zu sprechen, wenn man an Bauch und Rücken derart scharfe Klauen hatte - und wusste, dass deren Besitzer nicht zögerte sie konsequent zu benützen, wenn er etwas behüten wollte: „Der Naga, dessen Gift...ich vermute, sie schläft den Heilschlaf. Wenn ich...wenn ich ihr das Gift heraussauge, müsste es ihr besser gehen...“ Zu seiner Beruhigung wurde er freigegeben, auch, wenn in den goldfarbenen Augen des Hundedämons vor ihm noch immer Eissplitter zu tanzen schienen. Manchmal war der Machthaber wirklich impulsiv. So versicherte er: „Ich schwöre Euch, Herr, dass ich das nie machen werde, wenn die Dame nicht in Nöten ist und Ihr einwilligt, wirklich.“ „Das würde dir auch schlecht bekommen. Gleich zwei Mal. - Wie wirkt das Gift bei dir?“ erkundigte er sich dann doch rücksichtsvoll bei dem Kleineren. „Herr, ich bin ein Flohgeist. Blut in meinem Magen....gleich, ob vergiftet oder nicht, macht mir nichts aus.“ Der Taishou erhob sich: „Versuche es.“ Myouga sprang zu der regungslosen jungen Hundedame, blieb aber neben ihrer Schulter stehen und blickte fragend auf: „Ihr...Ihr habt sie gekühlt?“ Das war die einzig logische Folgerung aus dem nassen, weißen Kimono und der Tatsache, dass der Herr noch immer von „Prinzessin“ sprach. „Das Fieber stieg.“ „Gut. Ich werde jetzt einmal in ihren Hals beißen.“ „Nein. Das Gift sollte nur in ihrem Arm sein.“ „Vergebt, Herr, aber ich erkenne noch den Biss des Naga an ihrer Wange...“ „Ich befahl ihr, sie solle das Gift in den Arm schicken, das hat sie wohl getan.“ „Äh....“ Natürlich würde Myouga nie am Wort seines hochverehrten Herrn zweifeln, aber langsam erhielt er den Eindruck, dass auch bei dem der Naga zugeschlagen hatte: „Warum das denn?“ Allein die Tatsache, dass der so mächtige Hundedämon einem kleinen Floh auf eine doch impertinente Frage antwortete, zeigte, wie sehr der ihn schätzte: „Sie sollte stark genug sein auch allein mit dem Gift fertig zu werden. Falls nicht, so dachte ich, man könne ihr den linken Arm schadloser abhacken als den Kopf.“ „Ah ja. Sehr...militärisch gedacht, wenn ich das so sagen darf.“ Aber Myouga hüpfte zu dem linken Arm. „Auch, wenn ich nicht bezweifle, dass sich die Prinzessin lieber von einem Floh beißen lässt, als einen Arm einzubüßen....“ „Mach schon.“ Myouga gehorchte, stach in den Arm, stach ein weiteres Mal, ehe er sich umwandte und sichtlich verwirrt aufsah. Da der Blick des Taishou sich verdüsterte, erklärte er eilig: „Äh, ich meine, das Blut der verehrten Prinzessin schmeckt köstlich, aber...aber seid Ihr sicher, dass der Naga sie gebissen hat?“ „Ja, sie war gelähmt und er selbst gab es zu. Was ist los?“ „Es ist kein Gift in ihrem Blut, nicht von einem Schlangengott und nicht von etwas anderem. Es scheint weg zu sein.“ „Sie ist stark.“ Der Blick des Heerführers glitt über sie: „Aber das erstaunt mich doch.“ „Mich ja, auch, Herr. Das ist sehr ungewöhnlich, zumal die junge Dame noch immer sehr tief schläft. Darf ich....noch einmal...aber bei der Bissstelle des Naga?“ „Falls du mich anlügst, nur um noch einmal ihr Blut zu trinken.....“ knurrte der Taishou förmlich. Myouga, der wusste, wann es in Gegenwart seines Gebieters wirklich gefährlich wurde, warf sich lieber zu Boden: „Nein, Herr, ich schwöre es Euch bei Eurem eigenen Blut! Mir ist bewusst, dass niemand außer dem eigenen Ehemann eine solche Dame, die zukünftige Fürstin, berühren darf. Bitte, betrachtet mich einfach als...Heiler.“ „Tu es.“ „Danke, Herr.“ Myouga hüpfte zu Koromis Gesicht und tastete behutsam nach der kaum mehr sichtbaren Bissstelle, ehe er hineinstach, sicher, dass er ein mehr als außergewöhnliches Privileg erteilt bekommen hatte. Für einen langen Moment geschah nichts, dann drehte er sich um und blickte zu dem Taishou auf: „Ich...ich verstehe es nicht. Das Gift ist noch irgendwo in ihr, ja, das kann ich in ihrem Blut so riechen, aber es ist weg. Es ist, als ob sie es irgendwo in sich verschlossen hat. Die...Dame ist wohl recht fähig in ihrer Magie?“ „Überaus.“ „Das könnte es erklären, wobei ich von solch einer Sache wirklich noch nie gehört habe.“ „Dann wird sie bald erwachen.“ „Vermutlich, je nachdem, wie lange das Gift in ihr wirksam war.“ „Dann gehe.“ „Äh...meine Antwort?“ Der Heerführer bewies, dass er nichts vergaß: „Ren wie befohlen zum Jadepass und auch die Zofe, der Rest wie auch immer das Zeremoniell verlangt, am Schloss. Der Haushofmeister kann auch mal etwas tun.“ „Ja, Herr.“ Myouga machte, dass er davonkam. Koromi erwachte aus dem tiefen Heilschlaf und benötigte einen Augenblick um sich zu orientieren. Sie lag auf Moos, ein Bach, ein Quellteich, daneben. Sie wandte den Kopf. Es handelte sich um eine Grotte und der Heerführer lehnte ein Stück von ihr entfernt an einer Wand, ein Bein nachlässig angezogen, und beobachtete sie. Seine Rüstung und sein Schwert befanden sich neben ihm. In seinem Blick lag irgendetwas, das sie nicht deuten konnte, aber er schien ihr weicher als in den vergangenen Tagen. Ihr Kopf und ihr Arm waren wieder vollkommen gebrauchsfähig, gut. Es wäre auch unangenehm gewesen krank auf den Fürsten zu treffen. Dann jedoch erkannte sie, was da zwischen ihnen iim Moos lag und setzte sich ruckartig auf, nur um zu sehen, dass sie Recht hatte. Sie trug nur mehr ihren untersten Kimono – und dieser fühlte sich noch immer feucht an. Genauer, er war noch feucht, und wohl an ihr getrocknet. Jedenfalls schmiegte er sich so eng an sie, dass es mehr als unschicklich war. Sie sah empört auf: „Was habt Ihr getan?“ „Dein Fieber gesenkt. Du hattest recht hohes.“ Um seinen Mund spielte ein etwas zynisches Lächeln: „Die Seidenkimono wären durch ein Bad im Wasser kaum mehr in achtunggebietenden Zustand, wenn wir die Anderen am Jadepass treffen. Sei froh, dass ich den Rest deiner Sittsamkeit noch respektiert habe. “ Von Myouga sollte er ihr besser nichts erzählen. Sie war wirklich zornig, aus ihrer Sicht nicht ganz zu Unrecht. „Ihr habt weniger meine Sittsamkeit respektiert als den Besitz Eures Herrn,“ gab sie kalt zurück: „Aber ja, der Treuhänder, nicht wahr?“ „Solltest du dich nicht für die Krankenpflege bedanken?“ Koromi presste die Zähne zusammen. Ja, sollte sie wohl, aber..... „Und vergiss nicht, wir haben auch schon gemeinsam gebadet.“ „In einer Quelle, aber getrennt,“ protestierte sie sofort, um sachlich zu ergänzen: „Beide Vorfälle solltet Ihr in Eurem Bericht über die Reise besser umschreiben. In unser beider Interesse.“ Er erhob sich: „Kannst du aufstehen? Dann helfe ich dir anziehen.“ Wie stets bot er ihr die Hand. „Es wäre sinnlos zu widersprechen, nicht wahr?“ Als sie aufstand erkannte sie, dass es draußen dämmerte. Tag oder Nacht? Wie lange war sie hier gelegen? „Es ist morgens,“ erklärte der Heerführer, der ihren Blick bemerkt hatte: „Du hast einen halben Tag und eine ganze Nacht geschlafen.“ „Darum habt Ihr auch Eure Rüstung abgelegt?“ Sie hatte sich schon gewundert. „Es war ziemlich unbequem dich damit auszuziehen und zu baden. Die Stacheln hätten dich überdies verletzt.“ Gebadet auch noch....Sie wandte sich ab: „Helft mir,“ befahl sie nur kühl, bemüht, nicht zu zeigen, dass sie diese ganze Situation am liebsten aufschreien und davonlaufen lassen würde. Nutzlose, wie immer törichte, Emotion. Denn vermutlich hatte er ihr das Leben gerettet und sie sollte sich besser an sein Vorbild halten, als sie die Drachenenergie von ihm abgehalten hatte: „Danke, edler Taishou. Jetzt sind wir wohl quitt.“ „Nicht ganz,“ gab er zu, während er seine Hände auf ihre Schultern legte um sie umzudrehen. Sie sollte eigentlich erschrecken, aber sie sah ihn nur regungslos an. „Es war notwendig, dich auszuziehen und abzukühlen, aber es wäre nicht notwendig gewesen dich die gesamte Nacht zu beobachten.“ Sie sah ihm in die Augen: „Das ist auch meine Meinung. Wollt Ihr meine Vergebung?“ „Ich will dich küssen.“ Er beobachtete sie genau. Ein Wort des Protestes, eine Handbewegung – und er würde sie respektieren. Schließlich hatte er ihr ja noch immer nicht gesagt.... Sie meinte jedoch nur fast fragend: „Der Treuhänder? Ihr überrascht mich.“ „Liebe Koromi, wir sind jetzt in den westlichen Ländern. Und ich bin nicht mehr der Treuhänder, sondern....“ Was auch immer er sagen wollte, hatte Zeit, fand sie. Ja, nur einmal in ihrem Leben einen Mann küssen, der sie selbst schätzte, der sie behütet und bewiesen hatte, dass er sie, ihren Verstand und ihre Meinung achtete. Dann konnte die Pflicht kommen. So richtete sie sich auf und wollte ihn flüchtig küssen, wie sie es schon einige Male bei Ehepaaren gesehen hatte, fand sich jedoch in eine Umarmung gezogen, die ihr fast den Atem nahm. So also fühlte es sich an begehrt zu werden, dachte sie nur, so richtig....Nur einmal in einem einzigen Leben... Der Taishou gab sie nur zögernd frei. Es war jedoch falsch was er hier machte, dachte er schuldbewusst. Er war gerade dabei seine eigene Ehefrau zum Ehebruch mit ihm zu verführen. Er missbrauchte ihr Vertrauen, er musste... „Ich werde dir helfen, die Kimono anzuziehen,“ sagte er ein wenig hilflos: „Wir können jetzt nicht....Wir müssen miteinander reden...“ Koromi richtete sich mit einem winzigen Lächeln auf, ihrer selbst zum ersten Mal seit Wochen wieder vollkommen sicher, und meinte absolut ruhig: „Küsst mich noch einmal, Taishou. Und dann sagt mir, dass es unmöglich ist.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)