Die Fürstenbraut des Westens von Hotepneith (Hochzeitsreise mit Schwierigkeiten) ================================================================================ Kapitel 8: Folgen ----------------- Feuerameisen waren Dämonen, die auf die Jagd auf ihresgleichen ausgelegt waren. Hunderttausende von ihnen teilten sich ein Nest, eine Mutter und ein Bewusstsein. Sie drängten sich an ihre Opfer, bissen mit den Zangen zu und injizierten zugleich ein schmerzendes, lähmendes Gift. Falls der Eine oder Andere von ihnen durch die Abwehr des Opfers starb, so interessierte das niemanden. Nur der Schwarm war wichtig, das Überleben des Staates. Allerdings bot die schiere Masse ihrer Körper auch Schutz, denn sie hinderten die Beute an Bewegungen, raubten dieser die Atemluft, bis das Gift wirkte. Überdies besaßen sie noch eine besondere Fähigkeit. Wurde eine von ihnen verletzt, so konnte sie sich auflösen, in viele winzige Ameisen, fast in der Größe der entfernten tierischen Verwandten. Letztere Eigenschaft war ihnen im Augenblick mehr als nützlich, denn die beiden gefangenen Hundedämonen schlugen mit ihren Klauen um sich, um sich ein wenig Platz zu verschaffen, ehe sie das einzige Mittel anwandten, das möglich war um dem Schwarm zu entkommen – sie erhoben sich auf ihrer eigenen Energie in die Luft. Der Taishou wischte sich die kleinen Ameisen aus dem Gesicht, Augen und Ohren, und blickte sich rasch um, sah zufrieden, dass Koromi neben ihm flog, sich ebenfalls so gut es ging abstreifte. „Alles soweit in Ordnung?“ „Ja. Ich habe von ihnen nur gehört...“ Sie fuhr mit der Hand durch ihr Haar und streifte dabei einige der roten Geschöpfe ab: „Sie sind sehr schnell.“ „Ja. Und bissig. Kein besonders schöner Tod, wenn man nicht fliegen kann. - Ich denke, dort weiter vorne können wir landen und den Rest erledigen.“ Einige dieser überaus aggressiven kleineren Ameisendämonen waren sogar unter seinen Panzer, seine Kleidung, gedrungen und er vermutete, dass es Koromi mit dem mehrlagigen Kimono eher schlechter ergangen war. „Dort unten?“ „Ja, der Teich. - Wir sind den Schwarm erst los, wenn wir alle Ameisen los sind. Diese Dämonen haben ein einziges Bewusstsein und das gesamte Volk weiß, wo wir uns aufhalten.“ „Das ist die logische Schlussfolgerung.“ Sie hatte ebenfalls gehört, dass es nur ein Bewusstsein wäre – sich jedoch nicht vorstellen können, welches Problem das für ein potentielles Opfer darstellte. Er sprang neben den klaren Teich: „Hilf mir bei der Rüstung,“ befahl er, während er sein Schwertgurt löste und die Scheide samt der höllischen Klinge vorsorglich etwas beiseite legte. Der Geist des Schwertes versuchte manchmal andere zu beeinflussen, ja, zu übernehmen, und es wäre beileibe kein Vergnügen für ihn Koromi zu töten. „Sie sind sogar unter Euren Panzer gelangt?“ Aber sie kam heran um die Riemen zu lösen. Sie hätte niemals zugegeben, wohin die Ameisen bei ihr überall vorgedrungen waren. Ohren und Mund waren fast noch harmlos. „Auch, ja. - Soll ich dir bei deinem Gürtel helfen?“ Er ließ die Rüstung zu Boden fallen. Sie starrte ihn entgeistert an, fing sich dann jedoch und gab kühl zu Protokoll: „Ich werde mich nicht ausziehen.“ Er blieb sachlich, wenngleich er Widerspruch gegen seine Anweisungen wahrlich nicht gewohnt war: „Die einzige Möglichkeit diese Ameisen loszuwerden, denn ich vermute doch, dass sie sich auch in dich verbissen haben, ist es in das Wasser zu gehen und sie zu ertränken. Möchtest du deine Kleidung ruinieren? Oder willst du erneut den Schwarm auf dem Hals haben?“ „Wenn der Fürst davon erfährt....“ wandte sie ein. Das konnte leicht um ihr Leben gehen. Beim Thema eheliche Treue verstand kein Mann Spaß. Der Heerführer zögerte unmerklich, ehe er sagte: „Hier ist niemand außer uns beiden, oder? - Ich werde dich nicht ansehen.“ Während er dieses Angebot machte hatte er bereits seine Oberbekleidung ausgezogen. Koromi betrachtete die winzigen Ameisen, die sich in ihn verbissen hatten und vermutete schwer, dass das, was sie spürte, ungefähr ebenso aussah. Und es war Gift, was diese kleinen Dämonen injizierten. „Nun gut. Ich habe Euer Wort.“ Sie drehte sich um, fühlte wie er mit raschen, offenbar geschulten Bewegungen ihren Gürtel öffnete, die beiden obersten Stofflagen ihrer Kimonos von ihren Schultern zog. Ihre Zofe hatte das so ähnlich gemacht und sie fragte sich, woher er diese Übung hatte. „Danke, den Rest mache ich lieber selbst.“ Sie wartete einen Moment, aber er wich zurück und setzte sich, um sich weiter auszuziehen,. So sah sie lieber in eine andere Richtung und stand still. Erst, als sie hörte, dass er in den Teich trat, warf sie einen raschen Blick hinüber. Er stand bis zur Taille im Wasser und tauchte kurz vollständig unter – ihr demonstrativ den Rücken zukehrend. Sie sollte objektiv bleiben. Immerhin waren diese kleinen Dämonen bissig und es schmerzte selbst sie, da war ein derartiges Bad, von dem ja niemand je erfahren würde, das kleinere Übel. Jedenfalls hatte er schon zu Ban gesagt, sie sei unter seinem Schutz ebenso sicher wie unter dem des Fürsten selbst. Der Taishou hielt nur seinen Kopf aus dem Wasser und überprüfte, ob sich noch irgendwo eine Ameisendämon an ihm befand. Obwohl er so tat, als sei er mit sich beschäftigt, hörte er doch, dass Koromi jetzt in den Teich kam, deutlich entfernt von ihm. Hatte sie wirklich die Befürchtung er würde über sie herfallen? Was hatte man ihr bloß über den Westen erzählt? Oder glaubte sie, nur weil jemand Krieger war, war er damit auch ein brutaler Narr? Schön, im Süden gab es wohl außer der Palastwache kein stehendes Heer, aber....nein. Genau das konnte die Ursache sein. Vermutlich hielten sich von der Fürstin, oder auch dem verstorbenen Fürsten, abwärts alle Dämonen dieses Fürstentums für den anderen überlegen, gesitteter, zivilisierter oder wie auch immer man das nennen mochte. Als ob er sich freiwillig in all die Kämpfe der Vergangenheit gestürzt hatte. Es gab immer wieder Narren, die ihn herausgefordert hatten, schon um des Höllenschwertes willen, und dann war es notwendig gewesen um den Westen, seine Dämonen und die immer zahlreicher werdenden Menschen zu schützen. Die Götter wussten, dass er nie der derjenige gewesen war, der zuerst zum Schwert gegriffen hatte. Immerhin war es ungewohnt, dass sich jemand zierte mit ihm zu baden. Schon lange suchten Männer und Frauen diese intime Nähe, betrachteten es als Privileg. Was andersherum dazu führte, dass er da doch in aller Regel die Einsamkeit bevorzugte. Ah, sie war im Wasser, tauchte nun unter. Gut. Dann würde sie bestimmt auch die Ameisen los werden, der Schwarm sie beide nicht weiter verfolgen können. Sicher, spätestens am Meer hätten sie so oder so aufgeben müssen, aber es wäre lästig geworden. Und Koromi war offensichtlich nüchtern genug sich einem Fakt auch dann zu beugen, wenn er ihr nicht gefiel, aber notwendig war. Keine schlechte Voraussetzung für eine zukünftige Fürstin. Vielleicht sollte er ihr doch sagen, wie sein vollständiger Titel lautete... Er drehte den Kopf, lediglich, um ihn hastig zurückzuwenden. Es war die falsche Bewegung zum falschen Zeitpunkt gewesen – oder nur zu richtig, je nachdem, wie man es sehen mochte. Die junge Hundedame stand im Wasser, das ihr kaum bis zur Hüfte reichte, und drückte gerade rückwärts gebeugt ihre Haare aus. Hoffentlich hatte sie nicht bemerkt, dass er einen sehr reizvollen Blick auf sie hatte werfen können – so reizend, dass er froh war in einer kalten Quelle zu stehen. Sie war wirklich eine Schönheit. Er atmete tief durch. Nein. Er war für sie verantwortlich, ja, hatte ihr versprochen sie nicht einmal anzusehen. Da konnte er doch jetzt nicht über sie herfallen... Nun ja. Er würde wohl lieber noch einige Minuten im kalten Wasser verbringen, ehe er sich wieder anzog. Das wäre sicher taktisch klüger. Koromi warf einen raschen Blick zu ihrem Begleiter, aber er wandte ihr nach wie vor den Rücken zu. Sie hatte sich wohl getäuscht als sie glaubte Augen auf sich ruhen gespürt zu haben. Nein, sie sollte doch ein wenig Vertrauen in diesen Krieger haben. Entweder waren Krieger im Allgemeinen nicht so, wie sie stets geglaubt hatte – oder zumindest dieser eine. Sie wagte jedoch zu hoffen, dass der Fürst so ähnlich sei. Immerhin hatte der Taishou ihn ja als Vergleich erwähnt. So sagte sie: „Ich gehe jetzt aus dem Wasser und kleide mich an. Es wäre allerdings freundlich, wenn Ihr mir dann beim Anlegen der letzten Kimono und vor allem des Gürtels helfen würdet.“ „Natürlich. Du kannst dich dann bei der Rüstung revanchieren.“ Nein, er durfte sich jetzt nicht Umdrehen. Sie begann anscheinend ihm zu vertrauen, das sollte er nicht aufs Spiel setzen. So gesehen war diese kleine Reise zu zweit vermutlich sogar besser als es mit den achtzig Dämonen und den Tragetieren gewesen war. Hm. Ren und seine Männer konnten noch nicht jenseits des Meeres sein, zumal zu erwarten stand, dass es den einen oder anderen Zwischenfall geben würde. Derart wertvolle Last lud jeden Menschen und Dämon der Wildnis förmlich ein. Das war für seinen Schützling und ihn selbst auch nicht schlecht, da der Tross als gute Ablenkung diente. So oder so dauerte es sicher noch eine Woche ehe sie im Schloss ankommen würden. Hoffentlich gab es dort nicht schon wieder Schwierigkeiten militärischer Art. Der Anführer dieser Großkatzendämonen hatte sich zwar für besiegt erklärt, aber wer wusste schon ob der das auch noch später glaubte. Schon aus dem Grund wäre ein Sohn und Erbe für den Westen nur sinnvoll. Das bedeutete auch eine sichere Zukunft, keinen weiteren Erbfolgekrieg – und eine gewisse Entmutigung für aufstrebende Dämonen. Es müsste schön sein jemanden zu haben, mit dem man sich auch im Kampf absprechen konnte, eine Schlacht führen konnte... „Taishou.“ Das war mehr eine Aufforderung als eine Anfrage. Er schrak aus seinen Gedanken auf und wandte den Kopf. Sie stand am Ufer, drehte sich nun jedoch um, damit er aus dem Wasser steigen konnte und sich rasch anziehen, ehe er ihr die letzten Hüllen umlegte und den Gürtel im Rücken verschnürte. Eigentlich machte er es meist andersherum, gab er amüsiert zu. Die Gedanken des Heerführers um seine Männer waren nicht umsonst. Der derzeitige Kommandeur, Ren, atmete tief durch, als er zu einem anderen Hundedämon blickte: „Wie sieht es aus?“ „Wir haben mittlerweile keinen Mann mehr, der nicht verletzt ist und bleibt.“ Der Adjutant betrachtete den erschöpften Hundedämon: „Aber keine Toten.“ Wie alle hier waren auch die Offiziere müde, verwundet, die Selbstheilungskräfte waren verbraucht. „Und die Mitgift?“ „Wird geprüft. Zehn Esel sind tot, deren Pack beschädigt. Die anderen Tragtiere sind verschreckt oder verletzt. Alles wird kontrolliert.“ „Das muss ich mir selbst ansehen. Wo? - Nicht, dass ich euch nicht vertraue, aber der Herr sagte, ich hafte für alles. Das will ich nicht riskieren.“ „Hier herüber, kommt. - Er ist noch nicht wieder zurück, aber er sollte doch die Prinzessin gefunden haben.“ Der Hundedämon hoffte, dass das keine Kritik am Herrn war. Ren würde unverzüglich durchgreifen. Er hatte ein kleines Heer zu führen. „Ja. Aber er wird unseren Schwierigkeiten ausweichen wollen und mit ihr erst auf dem jenseitigen Meeresufer zu uns stoßen. Auch, wenn er mich einen Kopf kürzer macht, wenn etwas der Juwelen oder der Seide fehlt: es wäre nur Material. Ihm geht es um die Prinzessin.“ „Unsere Schwierigkeiten, in der Tat. Man könnte annehmen auch der letzte Idiot dieser Gegend weiß, dass wir hier sind und was wir mit uns führen. Die aus dem Süden müssen geplaudert haben.“ „Das wäre töricht. Ich vermute eher, dass wir mit achtzig Mann doch auffallen und so mancher einfach nachsehen will, ob wir etwas Brauchbares dabei haben. Allerdings: jetzt Drachen, das war schon ein wenig viel. Sie haben eigentlich auf dieser Insel nichts verloren. Nun, ich werde dem Herrn davon Mitteilung machen, wenn wir ihn treffen. - Ah....“ Sie hatten die Esel erreicht. Vier Krieger hatten die Packen aufgeteilt und ausgebreitet. „Teilt die Last der Toten auf andere Tiere auf, falls nichts fehlt. Wer hat die Packliste? Kiji? - Bericht?“ „Es scheint nichts zu fehlen,“ erwiderte ein älterer Marderdämon, der eine Rolle mit Papieren in der Hand hielt. Wie bei jedem der Männer zeugten Blutspritzer auf der Rüstung und der Kleidung von den harten Kämpfen, denen sie sich in den letzten Tagen hatten stellen müssen. „Scheint,“ seufzte Ren: „Mir wäre lieber du sagst: es fehlt nichts.“ „Wir sind noch nicht fertig.“ Jeder wusste, dass Rens Kopf praktisch schon auf dem Block lag, wenn der Herr zurückkehrte und einen Fehler feststellte. So fürsorglich der Inu no Taishou auch sein konnte – Versagen pflegte er unnachgiebig zu bestrafen. „Mach dann Meldung.“ Ren sah in die Luft und prüfte dann die Umgebung. Drachen! Gleich eine Bande von sieben an der Zahl. Sie hatten sie vertreiben könne, tatsächlich auch zwei umbringen, aber...ja, aber. Was wollten sie hier auf der Südinsel? Waren sie womöglich eben wegen der Hochzeitskarawane hergekommen? Dann musste sie jemand informiert haben. Die beiden Fürstentümer auf der Hauptinsel lebten in einer Art bewaffneter Neutralität, da nach einigen Misserfolgen sich der Drachenkönig doch überzeugt hatte, den Westen und seinen neuen Fürsten besser in Ruhe zu lassen. Das hier war freilich neutrales Gebiet und so mochte ein Überfall auf den Mitgiftzug seines Lieblingsfeindes harmlos erscheinen, nicht gerade den nächsten Krieg vom Zaun brechen. Hatte der Herr das schon im Voraus bedacht? Immerhin bestand der Tross hier aus erfahrenen, kampferprobten Kriegern und es hatte im Rat sogar Stimmen gegeben, die dem Fürsten bedeutet hatten, es sei leichtsinnig so viele Dämonen ins Ausland zu schicken, den Westen von der Bewachung zu entblößen. Aber, wie es schien, war die Vorsicht nur zu begründet gewesen. Ren reckte sich ein wenig. Von allen Problemen in den letzten Tagen waren Drachen wirklich der härteste Brocken gewesen. Hm. Sein Adjutant hatte gemeint, dass jemand im Süden etwas verraten hatte, Tag und Reiseroute ausgeplaudert hatte. Nun, die Reiseroute war kaum schwer zu finden, wenn man nur wusste, wann die Abreise im Schloss des Südens war. Nur, wer sollte die eigene Fürstentochter in Lebensgefahr bringen wollen? Oder anders herum: hatte die ehrenwerte Prinzessin Koromi davon Wind bekommen und sich deshalb abgesetzt? Und hatte sie das dem Herrn mitgeteilt? Das wäre auch ein sehr guter Grund warum er sie nicht hierher zurückgebracht hatte. Für eine Dämonin allein bedeutete er bestimmt einen guten Schutz – und der Tross würde alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Taktik. Und natürlich war es wichtiger der Herr würde eine zukünftige Mutter des Thronerben heil in den Westen bringen als die wirklich bedeutende Mitgift. Ren hatte die Packlisten mit gewissem Erstaunen gelesen. Der Westen galt als reichstes Land – oder hatte vor dem Thronfolgestreit dafür gegolten. Entweder hatte der Fürst im Süden jahrelang gespart um die Mitgift für seine Tochter interessant zu machen, und natürlich damit auch deren Wert zu erhöhen, oder aber das war ein überaus reiches Fürstentum. Ban erhielt die Nachrichten von einem kleinen Hölleninsekt. Hm. Bislang waren alle Hinterhalte an den dämonischen Kriegern gescheitert. Nun ja, bei Menschen hatte er das erwartet, aber natürlich auch bei Dämonen, nachdem er die Kopfzahl des Geleitschutzes gesehen hatte. Aber das war gleich. Die Leute, die er von diesem Transport informiert hatte, arbeiteten schließlich auf eigenes Risiko. Er lieferte nur die Tatsache, handeln und siegen mussten sie allein. Aber noch lag die größte Prüfung vor den Westhunden - schon lange hatte er Kontakte zum östlichen Fürstentum geknüpft, schon zu einer Zeit, als er noch hoffte selbst gegen den Fürsten des Westens vorgehen zu können. Aber der Herr der Drachen war nicht unbedingt willens sich erneut mit dem Gebieter der westlichen Länder anzulegen. Allerdings war die Aussicht auf neutralem Bereich einen Überfall und Beute machen zu können, ja, seinen Lieblingsfeind bloßstellen zu können, durchaus auf offene Ohren gestoßen. Soweit er noch der Zusage entnehmen hatte können, schickte der Drachenfürst sogar einen seiner Söhne mit. Das sollte dem Geleitschutz doch wirklich zu schaffen machen. Zumal, wenn der Taishou mit der Fürstenbraut nicht dabei war. Das war sowieso ein Rätsel. Wieso kehrte der nicht zurück? War ihm gar nicht bewusst, was er da an Schande auf die Braut seines Herrn und diesen lud? Oder wurde das im Westen anders gesehen? Das, was er über die Kultur dort wusste beruhte auf den Erzählungen seiner Mutter – und die waren durchaus subjektiv. Die Boten, die der verstorbene Fürst in den Westen gesandt hatte, waren wohl auch mit Informationen kurz gehalten worden, hatten nicht viel berichten können, während sich die Gesandten von dort auch stets in Schweigen gehüllt hatten, was ihren neuen Herrn und dessen Sicht auf die Welt anging. Falls auch die Drachen versagten, blieb ihm immer noch die Hoffnung, dass Koromi es entweder schaffen würde auch dem Taishou zu entkommen oder den umzubringen, oder zumindest dieser bei seinem Gebieter in Ungnade fallen würde, ja hingerichtet wurde. Ganz so schwer hatte er sich das nicht vorgestellt Fürst zu werden. Vielleicht sollte er sich doch auf Sumi konzentrieren. Der Heerführer und die Fürstenbraut waren inzwischen aus den Bergen in das Hügelland gekommen, das sich von hier bis zum Meer erstreckte. In einem Flusstal etwas entfernt hausten Menschen, das konnte sie wittern, aber diese interessierten sie nicht. Erst, als deutlicher Feuer zu riechen war, wandte der Taishou den Kopf in diese Richtung, ohne im Schritt innezuhalten. Das sah nicht mehr nach gewöhnlichem Kochen aus – da brannte ein Dorf. Ging ihn das etwas an? Nein. Das hier war freies Gebiet und den Menschen, die sich hierher wagten, sollte das bewusst sein. Offenkundig hatten Dämonen oder auch feindliche Menschen sie überfallen. Dann jedoch erstarrte er, als er eine nur zu bekannte Witterung kurz vor ihnen wahrnahm und legte unwillkürlich bereits eine Hand an sein Schwert. So ungern er damit kämpfte – gegen solche Gegner half nur das Höllenschwert, zumal, wenn sie in der Überzahl waren. Er bemerkte, dass auch seine schweigsame Begleiterin erkannt hatte, wer ihnen den Weg verlegte, denn sie kam an seine linke Seite, die Hände jedoch etwas erhoben, so, wie er es bereits gesehen hatte, wenn sie einen Bannkreis erschaffen wollte. Im nächsten Moment entrollte sich aus dem hohen Gras vor ihnen ein langer, schlangenförmiger Körper mit einem großen Gebiss. Das zweite, menschenähnliche und doch maskenhafte Gesicht auf der Stirn verriet nur zu deutlich die Art: ein Drache. Der Inu no Taishou erkannte ihn mit alles andere als großer Freude: „Ryuukossusei.“ Das war der jüngste der drei Söhne des Fürsten der östlichen Gebiete, ein recht starker Drache, mit dem er selbst eben so wie mit dessen Vater schon ernsthaft zusammengetroffen war. Der junge Drache schien zu lächeln: „Wen haben wir denn da? Und gleich in so...appetitlicher Begleitung? - Apropos, du solltest doch lieber bei deinen Leuten bleiben, Hundi, statt hier auf Spaß mit der jungen Dame zu machen. Sie haben doch so keine Chance. Gegen dich wird es wenigstens amüsant.“ „Ihr habt kein Recht sie hier zu überfallen.“ Durch nichts gab der Heerführer seine Besorgnis um seine Männer zu erkennen. „Doch, haben wir, aber das weißt du. Das ist nicht der Westen, sondern neutrales Gebiet. Wer nicht aufpasst stirbt. Was übrigens auch für dich gilt.“ Das sah nach mehr als Problemen aus. Was war mit seinen Leuten passiert? Jedenfalls brauchte er nicht zu fragen wer das Menschendorf angegriffen hatte. „Aus dem Weg, Ryuukossusei. Oder du hast mehr Ärger als du verkraften kannst.“ „Das würde ich doch gern selbst sehen. Ich denke nämlich nicht, dass du und ich in unserer wahren Gestalt gleich sind. Ich werde siegen. Und du bist belastetet, wenn du die Kleine da mit beschützen willst.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)