Letzter Blutstropfen von Inojin (Fortsetzung von 'Fruchtbare Blüte') ================================================================================ Kapitel 12: Inos Tränen ----------------------- Es waren Männerstimmen, die Ino wahrnahm, als sie langsam wieder zu sich kam. Noch traute sie sich die Augen nicht zu öffnen. Sie hörte Shikamaru, sehr nah bei ihr. Jemand stützte sie von hinten, vermutlich war er das. Dann hörte sie Sai etwas murmeln, bis dann wieder die Stimme, von der sie sooft träume, wieder ertönte. Sasukes Stimme. Schon wieder ein Traum? Langsam wagte sie sich die Augen zu öffnen, anfangs nahm Ino nur die Silhouetten wahr, bis diese langsam klarer wurden. Tatsächlich, es waren drei Männer. Sai, Shikamaru und zu ihrer Überraschung, Sasuke Uchiha, der Mann den sie seit 15 Jahren nicht gesehen hatte. „Na endlich wirst du mal wach.“, sagte Shikamaru, Ino musste ihren Kopf wenden um ihn hinter sich zu sehen. Er sah besorgt aus, der Aufprall hatte ihn nicht einmal mit einem Kratzer versehrt. Ino wischte sich sicherheitshalber mit den Händen über die Augen, doch anders als sie erwartet hatte, verschwand Sasukes Anblick nicht. Er war also echt. „Du hast dir ja einen echten Schlag geholt“, meinte Sai. Sie nickte, blickte zu Sasuke. Was kann man in diesem Moment noch sagen. Ohne auch nur einen Ton von Selbstbewusstsein zu verlieren, sprach Ino: „Sasuke, was tust du hier?“ „Ich bin auch froh, dich zu sehen.“, er schmunzelte. Die Reaktion überraschte die Frau. Er begann wieder: „Eigentlich war ich nur auf der Jagt, das ich auf echt getroffen bin, war ein Zufall.“ Sasuke wanderte mit seinen dunklen Augen zu dem Kyodaina Wolf, der reglos in seinem eigenen Blut lag. Jetzt konnte sich die Yamanaka komplett erinnern. Er hatte den Wolf getötet, weil er ihn gejagt hatte. Für einen kurzen Moment hatte sie gehofft, dass er nach ihr gesucht hatte, oder noch besser – nach ihrer gemeinsamen Tochter. Dieses blieb vermutlich ein Wunschdenken. Shikamaru konnte anhand Inos Gesichtszügen lesen, wie es um sie stand: „Sasuke, dann weißt du garantiert nicht warum wir hier sind.“ „Zufall, würde ich sagen..“, antwortete dieser lässig. Ino schluckte, er blickte zu ihr. „Ami...“, murmelte sie. Ami? Das war der Name des Kindes, welches er mit Ino gezeugt hatte. Diese Gedanken hatte der Uchiha immer verdrängt und wäre sein Interesse groß genug, hätte er auch garantiert geschafft seine leibliche Tochter mal kennenzulernen. „Ami ist verschwunden, sie wurde entführt“, Shiakamaru beendete den Satz. Diese Information versetzte Sasuke einen Stich in die Brust. Sai schien in Gedanken abgedriftet zu sein: „Das arme Mädchen. Sie ist wie eine Tochter für mich..“ Bei seinem Spruch wurde Ino warm ums Herz, in der Tat hatte sich Sai immer sehr liebevoll um Ami gekümmert, während Sasuke nie das Interesse hatte und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch niemals haben wird. Die Aussage von Sai, versetzte Sasuke einen strengen Blick: „Sie ist aber meine Tochter!“ Seine Stimme klang ernst, irgendwie wütend. Alle drei waren baff, besonders Ino, sie hätte das niemals aus Sasukes Mund vermutet. „Sie ist meine Tochter und ich werde sie retten, Ino, folge mir!“ Schon wieder hatte er es geschafft, dass sie sich wie eine 12 Jährige fühlte. Was hätte sie die Jahre für diesen Spruch gegeben. Shikamaru und Sai wirkten verstimmt. „Was soll das heißen?“, sagte Shikamaru und zündete sich eine Zigarette an. Lange hatte ihn Ino nicht mehr rauchen sehen, nur wenn etwas schlimmes passiert war und auch jetzt schien ihn etwas zu verstören. Sai schwieg, obwohl er gut Emotionen verbergen konnte, so wusste Ino, dass ihn Sasukes Spruch traf. „Ich kann mir denken, wo meine Tochter ist. Ihr könnt es nicht wissen!“, sagte Sasuke. Ino wollte keinen weiteren Streit, sie verbeugte sich tief vor Sai und Shikamaru und bedankte sich aus tiefsten Herzen ohne weiteres auszusprechen folgte Ino Sasuke, in der Hoffnung er würde sie zu ihrer gemeinsamen Tochter bringen. Doch wie sollte sie nun ihm gegenüber fühlen? Einem Menschen, der sie so im Stich lies. Nein, nicht sie. Seine Tochter. Er hatte Ami im Stich gelassen. *** Setsuna und Tenshimaru saßen am Steg, schauten in den Abendhimmel, wie die Wolken in den wärmsten Tönen getauft wurden. Beide hatten besorgte Gesichter, den keiner der Beiden wusste was mit ihrer Freundin Ami passiert war. „Es ist alles meine Schuld!“, murmelte Tenshimaru. Setsuna blickte ihn an. Seine Augen waren glasig, als wäre er den Tränen nahe. „Mach dir keine Vorwürfe, Tenshimaru!“ „Natürlich mache ich mir Vorwürfe! Ich hätte sie aufhalten sollen und stattdessen..!“, er seufzte, eine Träne kullerte über seine Wangen: „Stattdessen bin ich mit ihr mitgekommen und wollte sie unterstützen!“ „Du hast genau das getan, was ein guter Freund tun musste! Ami wäre sowieso gegangen, mit oder ohne dich!“ Er blickte Setsuna an, sie schaute in die Weite: „Ich hätte sie auch nicht aufhalten können, aber warum sollte man einen Menschen davon abhalten, seinen Traum zu verwirklichen?!“ *** Die Tür öffnete sich, wieder. Ami hob ihren Kopf. Seine dunkel Umrisse konnte sie gut wahrnehmen, obwohl das Licht welches durch den Türspalt kam, ihr starke Schmerzen bereitete. Ihre Augen hatten sich an die Dunkelheit so sehr gewöhnt, das Licht etwas grausames war. Ohne ein Wort zu sagen packte er sie unsanft an den Schultern, hob sie hoch. Ami hatte damit nicht gerechnet und verlor sofort das Gleichgewicht. Kaum hatte sie die Schwerkraft beinahe wieder auf den Boden geschleudert, so packte sie der harte Griff des schwarzhaarigen Mannes. Sie schaute hoch, seine Augen waren blutrot, mit schwarzen Muster. Das Sharingan. Er war ein Uchiha, kein Zweifel. War er auch die Person die Ami seit Tagen gesucht hatte? Sie hoffte nicht, das wäre zu bitter. Er drückte seine Hand fester an Amis schmaler Schulter zusammen, sie kniff die Augen, so unangenehm war es. Alleine mit seinen Bewegungen schubste er sie hinaus. Der Raum war so hell, das die Tränen sich in Amis dunklen Augen ansammelten. Es brannte höllisch. Dennoch, sie versuchte Augenkontakt zu dem Mann aufzubauen, der sie gewaltsam nach vorne drängte. „Wohin bringst du mich?“ „Ich habe doch gesagt – ich werde dich für deine Existenz bestrafen!“ Er schubste sie nach vorn. Ami blieb nichts anderes übrig als nachzugeben. *** Sasuke eilte voraus, Ino blieb immer drei Schritte hinter ihm zurück. Sie beobachtete ihn, seine schwarzen Haare, die im Wind wehten. Seine blasse Haut, die eleganten Bewegungen. Die dunklen Augen, wenn er sich gelegentlich schweigsam umdrehte, um sicher zu gehen, dass sie mit ihm noch Schritt halten konnte. So viele Fragen waren offen, doch konnte sie ihn jetzt einfach so darauf ansprechen? Wäre das ein guter Zeitpunkt? Gibt es überhaupt den richtigen Zeitpunkt. Alles kann in dem Kampf passieren, also nahm Ino ihren Mut zusammen: „Sasuke, so sage mir, wieso hast du Ami gezeugt, ohne auch nur annähernd Interesse an ihr zu zeigen?“ Sasuke schmunzelte, als habe er geahnt, dass diese Frage kommt: „Meine Blutlinie. Ich wollte sie weiterführen, mit jemanden der nicht die Wut und den Hass in sich trägt, so wie ich. Das macht nämlich keinen Uchiha aus.“ Ino staunte, damit hatte sie nicht gerechnet. „Sasuke, doch es beantwortet nicht meine Frage, warum du nie nach Ami geschaut hast. Das Kind wollte immer einen Vater und du würdest sie nicht mal erkennen, wenn sie vor dir stehen würde!“ Sie wurde zornig, den Fakt, dass Ami wie Sasukes Ebenbild aussah, verschwieg sie. „Ich wollte nie ein Vater sein, ich wollte nur, dass das Uchiha Blut nicht von Hass erfüllt ist, wenn es weiterfließt.“ Diese Aussprache setzte bei Ino alles aus. Wie konnte er es wagen, über das kostbarste was sie je besessen hat so zu reden? Die Yamanaka hielt inne. „Du weißt schon, das sie keine Ware ist, oder?“ Für den Moment war es Sasuke gar nicht bewusst, dass Ino stehen geblieben war, erst als er sich umdrehte bemerkte er, wie wütend sie auf den Boden starrte. Er machte ebenfalls eine Pause, kam ihr näher. Wut überströmt brüllte die Frau auf ihn los: „Wie kannst du es wagen, so über meine Tochter zu reden?! Sie ist keine Ware, nichts was man einfach so in die Welt setzt, nur weil man Lust dazu hat! Sie hat Gefühle, sie ist verletzt, ständig wurde sie als 'Bastard' gehänselt. Ich habe nie daran geglaubt, dass du mich jemals lieben würdest, so ein Unsinn! Doch sie, für sie bist du genauso verantwortlich!“ Die Tränen konnte sie nicht mehr zurückhalten. Es waren nicht die Tränen einer unerfüllten Liebe, es waren die Tränen einer leidenden Mutter, die am verzweifeln ist, weil ihr geliebte Tochter weg ist, verschwunden. „Du bist Schuld, Sasuke! Sie ist auf die Suche nach dir gegangen und jetzt ist sie weg, wenn sie tot ist..vernichte ich dich mit eigenen Händen!“ Sasuke war mehr als überrascht diese Worte aus Inos Mund zu hören. Vorsichtig nährte er sich ihr Ino, das Gesicht in den Armen vergraben, sackte auf dem Boden. Sasuke streckte die Hand nach ihr aus, er wollte ihr eine Strähne aus dem geschwollenen Gesicht streichen. Wütend schlug sie seine Hand weg. „Lass es, jetzt brauch ich deinen Trost auch nicht!“ Kurz erinnerte sich Sasuke daran, als er Ino den letzten Abend sah, es war vor 15 Jahren. Als er ihr seine Liebe geschworen hatte. Was war davon übrig? Was fühlte er für Ino? Wieso ist er eigentlich jetzt hier und hilft ihr? Zum Teil wusste er, dass das Ganze ebenso zu seinem Vorteil war. Sasuke war sich seiner Gefühle nicht sicher, ob er das Mädchen, welches er vor wenigen Stunden als seine Tochter bezeichnete, retten wollte oder nur an seinem Ziel interessiert war. Ino wusch ihre Tränen weg, blickte ihn entschlossen an: „Wage es gar nicht mehr sie deine Tochter zu nennen! Da warst du zu wenig beteiligt“ Sie rappelte sich auf, zog einen Kunai und richtete ihn auf Sasuke: „Jetzt bring mich zu ihr, wenn ihr etwas passiert ist – Gnade dir, Uchiha!“ Er hatte keine Angst vor Ino, mit einem Schlag könnte er sie umbringen, wenn er wollte. Doch Inos Auftritt verschaffte ihm Respekt ihr gegenüber. Irgendwie musste er an seine Mutter denken, Mikoto. Er war sich sicher, sie hätte ähnlich reagiert. Schweigend setzten sie ihren Weg fort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)