And so we meet again von -Amnael- ================================================================================ Kapitel 14: Ferriswheel ----------------------- Die Sonne stand tief, als N und Touko ihre Kleidung überzogen, das Feuer, welches über Nacht zum Glimmen wurde, endgültig löschten und sich wieder Richtung Süden bewegten. Sie hatten den Wald, in dem sie den Abend zuvor geflüchtet waren, hinter sich gelassen und streiften nun im nassen, hohen Gras durch die letzten paar Kilometer der Kontaktebene, bevor sie schließlich Rayono City erreichen würden, welches schemenhaft am Horizont auszumachen war. Anders als der letzte Tag schien es heute schön zu werden. Schon jetzt wurden ihre Gesichter von der Sonne gewärmt. N und Touko hatten seit gestern in der Höhle kein Wort mehr miteinander gewechselt. Alles heute Morgen passierte wortlos, schien fast wie eine Choreografie einstudiert, als sie ihre Sachen packten und weiter zogen. Agenten des Syndikats sind ihnen zum Glück noch nicht begegnet. Sicherlich suchten die entlang des Flusses alles ab und kamen nicht auf die Idee, dass sie hinterm Fluss suchen mussten. Vielleicht hatten sie die Suche aber auch abgebrochen, weil sie dachten, dass die beiden Flüchtigen den Sprung nicht überstanden hatten. Wie dem auch sei, es war gut, dass sie dem Auge des Feindes entkommen konnten, doch wachsam sollten sie trotzdem bleiben. N sah zurück zu Touko, die damit kämpfte, nicht hinter N zurückzubleiben und ihm im hohen Gras zu verlieren. "Touko?" N streckte die Hand nach ihr aus. Touko sah zu N, ließ den Blick dann zu seiner Hand wandern und ergriff diese schweigend. Sie fühlte sich warm an. Stark und gleichzeitig sanft und fast liebevoll, als er sie zu sich zog und dann den Weg fortsetzte. Die Aktivitäten wurden undurchsichtiger, fast nachlässig, was ihre Geheimhaltung betraf. Sie bekamen den Befehl und diesen würden sie gnadenlos durchziehen. Die Rüpel der Kanto-Region fassten den Plan ein letztes Mal zusammen und schnappten sich dann die Pokebälle der ihnen zur Verfügung gestellten Legendären. Dann schwärmten sie aus, nur drei Mitglieder blieben übrig. "Alles klar! Wir schnappen uns alle seltenen und starken Pokemon und verhelfen unserem Boss damit zu der Herrschaft, die Team Rocket ersehnt!" Lachte die rothaarige wild entschlossen. "Genau! Aber wir sollten auf Nummer sicher gehen und alle Pokemon schnappen!" Stimmte das kleine, katzenartige Pokemon ein. "Meint ihr wirklich, dass das so ein guter Plan ist?" Fragte der Mann im Team zweifelnd. Jessy und Mauzi sahen James wütend an. "Willst du etwa kneifen?" Fauchte Jessy. "Nein. Aber unser Boss sitzt irgendwo in Sinnoh und plant was ganz großes. Und wenn er erreicht hat, was er will?" Jessy sah James irritiert an. "Dann Ist Team Rocket Herrscher der Welt." Stellte Mauzi fest. "Und genau das ist das Problem. Die Welt ist größer als Kanto." entgegnete James immer noch mit Zweifel in der Stimme. Jessy Verstand, worauf James hinaus wollte. "Dann müssen wir dafür sorgen, dass unser Boss auch wirklich Herrscher über die Welt wird!" "Worauf warten wir noch? Auf nach Sinnoh zu unserem Chef!" rief Mauzi entschlossen und nun waren seine Teamkollegen Feuer und Flamme für ihren neuen Plan. Schnell planten sie die Übersetzung nach Sinnoh. Währenddessen begann der Terror, in dem sich schon Einall befand, nun auch in Kanto. »Wir unterbrechen für eine Sondersendung. Berichten zufolge werden die Aktivitäten der Organisation, die für das Chaos in Einall verantwortlich zu sein scheint, nachlässiger und sichtbarer. Die Polizei konnte gestern ein Mitglied der Terrorgruppe „Das Syndikat“ gefangen nehmen. Der Gefangene wird derzeit noch verhört. Es wird aber angenommen, dass die nachlässigen Vertuschungen ihrer Aktivitäten und die Angriffe auf der ganzen Welt mit dieser Organisation zusammen hängen. Ebenso hatte Chefinspektor LeBelle von der Internationalen Polizei gestern der Presse mitgeteilt, dass der Kopf der Organisation, N. Harmonia derzeit auf der Flucht ist und gesucht wird.« Wieder einmal wurde das Foto von N im Fernsehen gezeigt. »Die Polizei bittet jeden, die Augen offen zu halten und jeden Verdacht auf den Aufenthaltsort oder Personen, die mit dem Mann in Verbindung stehen könnten, zu melden.« Bell seufzte und stellte besorgt die Teetasse ab. „Glaubst du, es könnte mit diesen Meldungen zu tun haben, dass sich Touko seit mehreren Tagen nicht meldet?“ „Das glaube ich nicht. Wahrscheinlich hat sie einfach ihren Viso-Caster irgendwo liegen gelassen oder er ist kaputt gegangen.“ Antwortete Cheren, der neben ihr saß. Beide waren bei Professor Esche, die schon länger ein angeregtes Telefonat führte. „Außerdem ist sie Champion von Einall. Da hat sie natürlich auch allerhand zu tun, um ihren Titel zu verteidigen.“ Er versuchte, Bell aufzubauen, damit sie nicht die ganze Zeit in Sorge um Touko war. Doch in Wirklichkeit wusste er es besser. Als Arenaleiter von Eventura City stand er mit den anderen Arenaleitern, sowie den Top Vier und natürlich dem Champ der Region in engen Kontakt und in den letzten Tagen, eigentlich sogar nach ihrem Aufbruch zur Suche nach N, hatte keiner von ihnen irgendwas von ihrem Champ gehört oder gesehen. Es war, als wäre sie nun ebenso wie vom Erdboden verschluckt. Die Top Vier überlegte mehrmals schon, ob sie das Verschwinden und den Verdacht, dass dieses mit N zusammenhing, zu melden. Bisher konnten Cheren und Sandro sie immer davon überzeugen, dass voreilige Panikmache nur noch mehr Chaos hervorrufen würde, doch nun würde er die Top Vier nicht mehr abhalten können, Toukos Verschwinden mit N in Zusammenhang zu bringen und diese mögliche Verbindung zwischen seiner eigenen Sandkastenfreundin und dem ehemaligen Team Plasma König der Polizei zu melden. Bell schwieg lange, bevor sie ein „Sicherlich hast du Recht“ seufzte. Cheren sah erneut zu ihr, die Verwunderung war deutlich in seinem Blick zu erkennen. So kannte er sie ja gar nicht. Doch als dann die Sondersendung vorbei war und im Fernsehen die neusten Mode-Accessoires für Pokemon beworben wurden, war Bell schon wieder ganz die Alte. „Die muss ich einfach haben!“ quiekte sie, sprang von der Couch auf und schnappte sich Cheren. „He! Moment mal!“ „Keine Widerrede, Cheren! Du kommst mit! Du hockst Tag für Tag in deiner Arena oder der angrenzenden Schule! Und zu Gesicht bekommt man dich kaum noch!“ Bell war wild entschlossen. Diese Shoppingtour würde sie nicht allein unternehmen! „Aber das ist mein Beruf!“ redete Cheren noch auf Bell ein, doch dann fiel die Tür schon hinter ihnen zu du er befand sich auf den Weg nach Stratos City. Es war später Nachmittag, als Touko und N die Kontaktebene hinter sich gelassen und Rayono City erreicht hatten. Die Sonne stand hoch am Himmel, keine Wolken waren am Himmel – und zum Glück auch keine Späher, die aus der Luft Ausschau hielten. Es war ein richtig schöner Sommertag. „Wir müssen in ein Pokemon-Center und unsere Pokemon versorgen lassen.“ Sprach N nun aus. Den ganzen Tag hatten sie kaum ein Wort miteinander gewechselt. Vielleicht aus Vorsicht, um nicht entdeckt zu werden? Vielleicht aber auch, weil sie sich nichts zu erzählen hatten. Und beide vermuteten, dass diese Unterhaltung auch nicht sehr lang anhalten würde. Touko nickte und betrat das Stadttor der Metropole. Wenigstens sie war nicht zerstört worden. Welch ein Glück! Oder war es Ns Wille gewesen, dass diese Stadt wegen ihrem Riesenrad verschont blieb? Touko wollte es gar nicht wissen, wenn sie ehrlich sein sollte. Sie war nur froh, dass nicht das komplette Einall auf den Kopf gestellt wurde. Sie steuerten geradewegs auf das Pokemon-Center zu. Die Straßen waren brechend voll. Fast war es hier schlimmer als in Stratos City, aber wen wunderte das? Diese Straße führte direkt zum Vergnügungspark. Argwöhnisch wurden sie von den vorbei ziehenden Menschen angestarrt, sagten Dinge, die in der Menschenmasse unterging, doch als Touko an einem Schaufenster ein Fahndungsfoto von N fand, zog sie ihn so schnell es ging in eine kleine Seitenstraße. „N! Wir sollten da nicht weiter gehen!" flüsterte sie schon fast. „Weil ich gesucht werde.“ stellte N trocken fest. Touko nickte. Daraufhin schien N eine Weile zu überlegen. Er legte den Kopf schief. „Dann darf ich eben nicht aussehen wie 'N'.“ Bevor Touko überhaupt fragen konnte, was er nun bitte vorhatte, packte N schon sein Cape in den Rucksack, holte eine schwarze Stoffjacke mit Kapuze hervor, löste das Haargummi aus seinem Zopf und das lange Haar fiel über Schultern und Rücken. Touko hatte nie auch nur darüber nachgedacht, dass N nicht immer gleich aussah. So wunderte sie sich nun umso mehr, als er sich einen lockeren Zopf band, der nicht alle Haarsträhnen einfasste und sich die Jacke und die Kapuze überzog. Zum Schluss zog er den Reißverschluss der Jacke zu und sah Touko dann wieder an. „Ist es besser so?“ Die Trainerin nickte. Dann wagte sie sich mit N an ihrer Seite wieder auf die volle Straße und setzte den Weg zum Center fort. „Erfülle deine Rolle als König, die Pokemon brauchen dich.“ „N?! Was tust du da?“ „Zerrbild...“ „Ich rufe Reshiram, um meinen Plan in die Tat umzusetzen, und dann...“ „Du wirst niemals zu ihnen gehören! Ebenso wenig wie zu den Pokemon!“ „Die Welt ist grau. Ich muss sie säuberlich trennen.“ „Du bist verliebt.“ „N! Hör doch, die Pokemon wollen bei uns bleiben!“ „Erfülle deine Rolle...“ „...dann können wir vielleicht wirklich Freunde werden.“ „Du bist N! Und du bist ein guter Mensch!“ „Wo bei anderen ein menschliches Herz schlägt, ist bei ihm nur gähnende Leere!“ „...vielleicht wirklich Freunde werden.“ „Sehen wir uns irgendwann wieder?“ „Bestimmt.“ Als N die Augen aufschlug, war die Sonne bereits untergegangen. Hatte er denn so lange geschlafen? N setzte sich auf und sah aus dem Fenster. Rayono City erstrahlte wie ein Meer aus Lichtern und das Riesenrad im Hintergrund drehte sich majestätisch. Sein Blick wurde abwesend. Noch zwei, vielleicht drei Tagesmärsche, dann waren sie in Avenitia zurück. Dann hieß es Abschied nehmen. Wobei ihm der Abschied wahrscheinlich schwerer fallen wird als ihr. Aber Mei hatte damals, als er mit ihr eine Riesenradfahrt machte, recht gehabt. Er hatte sich in Touko verliebt. Um ehrlich zu sein, damals schon auf seiner Reise vor drei Jahren, als sie beide im Riesenrad saßen. Doch damals konnte er mit solchen Gefühlen nichts anfangen. Erst Mei konnte ihm erklären, wie sich Liebe überhaupt anfühlt. Noch immer sah er auf seine Lieblingsattraktion. Er hatte ihr damals offenbart, wer er ist. Und heute Abend... sofern Touko einstimmt.... N stand auf, verließ das Zimmer und ging die wenigen Schritte zu Toukos Zimmer herüber. Er klopfte. Touko, die gerade geduscht hatte, horchte auf. „Sofort! Ich bin gleich soweit!“ Wenige Minuten später öffnete sie die Tür und sah überrascht in Ns Gesicht. „Eh... N...“ Dieser lächelte schwach. „Hast du Lust, mit mir in den Vergnügungspark zu gehen? Ich denke, ein bisschen Ablenkung kann nicht schaden.“ Touko, neuerlich von dieser Frage überrascht, neigte den Kopf zur Seite und überlegte. Sie wollte ihn nicht länger als nötig um sich haben und war nur auf seine Begleitung eingegangen, weil sich so die Chancen für sie erhöhten, unbeschadet nach Haus zurück zu gelangen. „Tut mir Leid, N. Ich habe keine Lust.“ Sie wich seinem Blick aus, da sich ansonsten sicherlich wieder in ihr die Seite breit machte, die sich einfach schrecklich um das Wohl dieses jungen Mannes kümmerte. Und diese Seite hatte sie die letzten Tage echt gut versteckt. Sie konnte kein Mitgefühl für jemanden brauchen, der sie einmal quer durch die Hölle gehen ließ, als sie in Sandgemme war. Egal, wie kindlich und naiv sein Wunsch nach Wiedersehen auch gewesen sein mochte. „Verstehe.“ gab er mit sanfter, aber ungewöhnlich monotoner Stimme zurück und als Touko nun doch aufsah, war er bereits von ihrer Tür verschwunden. Mit einem kurzen Blick über den Flur schloss sie die Tür schließlich wieder. N ging gedankenverloren in Richtung des Vergnügungsparks. In all seinen Berechnungen hatte er ein „Nein“ von Touko zwar bedacht, aber diese Antwort riss ihn stärker mit sich als er erwartet hatte. Wo er ansonsten früher immer genau sehen konnte, wie sich die Handlungen der beiden fortsetzen würden, bei jedem Mal, wo sie aufeinander trafen, hatte er nur noch eine Richtung, in die es ihn zu ziehen schien. Weg. Weg von Team Plasma und dem Syndikat. Weg von seiner Adoptivfamilie. Weg von Einall und weg von ihr. Der Grünhaarige sah auf und fand sich vor dem Riesenrad wieder. Als er die perfekten Kreisbewegungen und das Zusammenspiel mit der Mechanik vor sich sah, waren seine Gedanken um Touko für den Moment wie weggeblasen. Er lächelte und kaufte dann ein Ticket für die Fahrt. Die Gondeln leerten sich alle nacheinander und die nächste Welle an Menschen stieg bereits ein. N würde noch eine Runde warten müssen, ehe er die Gondeln betreten könne. Es verging noch einmal eine Runde Riesenradfahrt und N stand nun ziemlich weit vorn in der Schlange für die nächste Fahrt. „N!“ Der junge Harmonia horchte auf und sah sich um. Als er in Richtung des Parkeingangs sah, bemerkte er Touko, die auf ihn zulief. „N! Warte. Ich begleite dich.“ Touko lief zur Kasse, holte sich ein Ticket und stellte sich zu ihm. Der junge Mann sah sie eine Weile an, dann lächelte er. „Ich dachte, du hast keine Lust?“ Touko errötete und drehte murmelnd den Kopf zur Seite. Sie hatte auch tatsächlich keine großartige Lust auf ein Vergnügen, sie wollte einfach nur heim. Doch sie konnte ihn auch nicht allein lassen und riskieren, dass er nicht zurück kam. Natürlich nicht aus Sorge, wie sie sich immer wieder sagte, sondern aus dem Eigennutz heraus, dass sie dann schlechtere Karten für ihre Rückkehr hatte. Dann kam die Gondel unten an und öffnete die Eingangstür. Langsam setzte sich das Riesenrad in Bewegung und eröffnete mit jedem Meter, den es höher stieg, einen immer faszinierenderen Blick auf die hell erleuchtete Stadt. Schweigend sahen die beiden raus und bewunderten den Ausblick. Dann drehte Touko den Kopf in Ns Richtung. „N?“ Der junge Mann reagierte nicht und ließ den Blick auf die Aussicht gerichtet, doch sie wusste, er hörte zu. „Was wirst du tun, wenn ich wieder zuhaus bin?“ N schwieg eine Weile und sah Touko nun an, als er antwortete. „Ich verlasse Einall. Ich gehe irgendwo hin, wo mich keiner kennt und werde dort ein neues Leben anfangen.“ Sein Gesichtsausdruck war ernst, seine Stimme ruhig und fest. „Was ist mit Elfriede und Minna?“ Kurz blitzte Verwunderung in seinen Augen auf. „Sie werden damit klar kommen. Aber für mich gibt es hier keinen Platz mehr…“ Er sah zurück aus dem Fenster und hinterließ ein bedrückendes Schweigen in der kleinen Kabine. Diese kam am höchsten Punkt zum Stehen und die Lichter der Stadt funkelten in der kleinen Herzhälfte, die N um seinen Hals trug. „Wer trägt denn die andere Hälfte?“ fragte Touko nun neugierig, mit einem Lächeln im Gesicht und auf das Schmuckstück zeigend. N wirkte verwirrt, sah auf seinen Hals hinab und brachte dann ein leises „oh“ heraus. Dann zog er aus seiner Hosentasche eine kleine Box, öffnete diese und lächelte. „Ich wollte sie jemanden schenken… aber….“ Er schüttelte den Kopf und steckte die Box wieder weg. Doch er lächelte Touko weiter an. "Sie hat mir zu verstehen gegeben, dass es nichts zwischen uns werden wird." Touko neigte nachdenklich den Kopf zur Seite. Ihr kam es schon seltsam genug vor, dass ein Typ, der von Gefühlen nicht mal den Hauch einer Ahnung hat, von einer unerwiderten Liebe spricht. Als sie jedoch nach dem Wieso fragte, lächelte N nur weiter, jetzt den Blick auf die Herzhälfte in seiner Hand gerichtet. "Ich hab eben einen ziemlich schlechten Ruf. Wer also würde jemals...?" Das hast du dir selbst zuzuschreiben. Doch sofort bereute Touko ihre Gedanken. Er wusste es doch nicht besser. "Touko?" Die Aussprache ihres Namens riss den Champ Einalls aus ihren Gedanken. "Warst du schon mal verliebt?" Touko weitere verwundert die Augen. Sie hatte mit allen gerechnet, aber mit dieser Frage sicherlich nicht. Wie sollte sie drauf antworten? Sie sah zu Boden, krallte ihre Finger in die kurze Hose und Überlegte, ob sie ihm wirklich so viel über sich erzählen sollte. Andererseits... Vielleicht war er tatsächlich zu menschlichen Gefühlen fähig - zum ersten mal fiel ihr auf, dass sie derzeit G-Cis' Meinung über N und Mitgefühl von damals teilte - und suchte einfach nur Rat. Was sie sich dann auch wieder nicht vorstellen konnte. N jedenfalls schien unbehaglich, diese Frage gestellt zu haben. Kurz sah Touko zu ihm und stellte fest, dass er nervös aussah. Als hätte er etwas angestellt und würde jetzt, nichts gutes ahnend, auf die Strafe warten. Die Gondel setzte sich erneut in Bewegung, in Richtung festen Boden. "Ja..." War die einzige Antwort der Braunhaarigen. "Seid ihr zusammen gekommen?" Touko sah vollends auf zu ihrem Gegenüber und merkte einen Stich in der Brust. Sie schwieg über diese Frage, bis sie merkte, dass die Gondel erneut zum stehen kam. Wortlos öffnete sie die Tür und stieg aus. Hatte er etwas falsches gesagt? N wollte nur mal wieder richtig mit Touko reden. Seit den Zwischenfällen in Sandgemme und der Flucht ins Schloss haben die beiden keine vernünftige Unterhaltung mehr zustande bekommen. Immer hatte Touko abgeblockt, so wie jetzt auch. Dabei hatte er gehofft, mal wieder unbesorgt mit ihr reden zu können und zu verstehen, was in diesem Mädchen vor sich geht. Doch auf die letzte Frage antwortete sie nicht und schien das Gespräch für beendet zu halten. "Touko? Warte bitte." N lief der Trainerin hinterher, als sie ausstieg und gehen wollte. Als sie nicht hörte, griff er nach ihrem Handgelenk und hielt sie damit auf. "Es tut mir leid, wenn ich einen wunden Punkt getroffen haben sollte..." gab N nun leise von sich und sah in die meerblauen Augen ihm gegenüber. "Was weißt du denn schon von Gefühlen?" Wieder wurde sie aggressiv zu ihm und ließ den jungen Harmonia zurück weichen. "Ich hab in den letzten drei Jahren versucht, so viel wie möglich über Gefühle zu lernen... Ich weiß, was ich für dich fühle und glaube zu verstehen, was dein Verhalten mir gegenüber bedeuten soll..." N ließ das Handgelenk los und sah in Toukos Gesicht einen Ausdruck zwischen Verwunderung und bitterer Erkenntnis. Mit dem Geständnis hatte sie nicht gerechnet. Langsam hob er die Hände zu seinem Nacken, nahm die Herzkette ab und steckte sie in die kleine Schatulle, die er nun zaghaft lächelnd zu ihr ausstreckte. "Du bist verliebt." "Hier. Schenk dem, den du liebst, die Kette. Ich werde keine weitere Verwendung dafür haben." Hosted by Animexx e.V. 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