And so we meet again von -Amnael- ================================================================================ Kapitel 13: Run and Hide - Part 2 --------------------------------- Zebritz und Kronjuwild fegten quasi durch den Wald, sprangen über Wurzeln und liefen im wilden Zickzack-Kurs durch die Bäume und Sträucher. N sah nach hinten. Noch immer verfolgten sie die Hundemon und es schienen immer mehr zu werden. Er konnte ihre Herzen nicht verstehen. Aber das wunderte ihn nicht weiter – die Pokemon seines Vaters hatten ein Herz aus Stein und er hatte Sorge dafür getragen, dass auch die Pokemon seiner Anhänger so undurchdringlich und eiskalt in ihrem Inneren waren. Touko drehte nun auch den Kopf und biss die Zähne zusammen. „Die sind echt hartnäckig!“ Sie zog einen Pokeball und schmiss ihn dann mit voller Wucht zu Boden. „Symvolara! Psychokinese!“ Der Ball sprang auf und entließ den Psycho-Kondor, der auf der Stelle flog und kurz mit den Flügeln flatterte, bevor die Hundemon in die Luft gerissen wurden. Symvolaras Augen leuchteten und es schleuderte die gefangenen Pokemon in alle Richtungen, bevor es erneut kurz mit den Flügeln zuckte und Touko und N hinterher schwebte. Doch es dauerte nicht lange, da schossen die nächsten Verfolger aus dem Gebüsch und hefteten sich an ihre Fersen. Und auch noch mehr als zuvor. „Symvolara! Finde bitte die Trainer, die die Pokemon entsenden!“ schrie Touko ihrem Psychopokemon zu, welches abdrehte und sich mit einem tiefen, mythischen „Symvolaaaraaa“ noch höher in die Luft erhob. „Bitte helft ihm!“ rief nun auch N in den Wald hinein und Touko starrte ihn verwundert an. Mit wem sprach er? Doch ihre stumme Frage wurde beantwortet, als mehrere Navitaub aus den Baumkronen schossen und noch einige Kronjuwild sich blicken ließen. Zweifelsohne hatte N sich die ganze Zeit konzentriert, um den Waldpokemon seine Gedanken mitzuteilen und ihre Hilfe anzufragen. Während sich die Kronjuwild um die Verfolger kümmerten und die Navitaub vom Himmel aus versuchten, die Rüpel zu entdecken, liefen die beiden Trainer so schnell es ging auf ihren eigenen Pokemon weiter. Plötzlich schossen noch mehr Hundemon aus dem Gebüsch vor ihnen und ehe Touko reagieren konnte, wich Zebritz nach links aus, dicht gefolgt vom Kronjuwild, das N trug. „Touko! Ruf Symvolara zurück! Du wirst ihn sonst verlieren!“ Touko sah über die Schulter zurück zu N, der sie eingehend ansah. Sie nickte und im nächsten Moment schoss das Vogelpokemon aus dem Himmel und Touko rief ihn zurück. Dann sah die Braunhaarige wieder nach vorn. Zebritz kämpfte sich durch wildes Geäst und dichtes Gebüsch und hatte spürbare Schwierigkeiten, sich in dieser Umgebung fortzubewegen. Ihre Gedanken rasten, aber so sehr sie es auch versuchte, sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Es war alles in ihrem Inneren in Alarmbereitschaft und ihr Herz raste in ihrer Brust. Erst Ns Stimme neben sich holte das Mädchen aus ihren Gedanken zurück. „Es scheint, dass wir sie abgehängt haben. Die Kronjuwild und Navitaub haben mir gesagt, dass sie keine weiteren Hundemon entdeckt haben...“ Touko sah leicht erschrocken zu N, der ihren mit einem undeutbaren Blick erwiderte und weiter sprach. „Aber die Verfolger, also ihre Trainer, haben sie nirgends entdecken können...“ Mittlerweile waren einige Stunden vergangen, in denen sich die Agenten des Syndikats nicht blicken ließen, doch sowohl N als auch Touko waren sich sicher, dass sie in der Nähe sein würden. Die Sonne sank bereits und bald würde es schwer werden, noch etwas zu sehen. Zebritz und Kronjuwild schritten jetzt im gemächlichen Gang nebeneinander durch ein nur spärlich bewaldetes Gebiet der Kontaktebene. "Sollen wir uns Licht verschaffen?" Hatte Touko gefragt, doch N schüttelte nur den Kopf. Da war sie also wieder, die bedrückende Stille zwischen ihnen. Touko wurde mulmig in der Magengegend. Sie wollte etwas sagen, sie wollte sich entschuldigen, denn nun, wo sie wieder Zeit hatte, klare Gedanken zu fassen, machten sich wieder Schuldgefühle in ihr breit. Ja, sie wollte sich zumindest bei ihm entschuldigt haben, damit sie bedenkenlos ihr Leben leben konnte, sobald sie in Sicherheit und N gegangen war. "N? Hör mal..." begann Touko, doch als sie seinen kalten Blick wahrnahm, blieben ihr die Worte weg und das mulmige Gefühl wurde nur noch stärker. Betrübt ließ sie den Kopf sinken und wich seinem Blick aus. "Touko?" Die Angesprochene ruckte mit dem Kopf hoch und sah N mit leicht geweiteten Augen an. "J-Ja?" N lächelte schwach und seine kalten Züge veränderten sich. "Lass uns eine Pause einlegen. Unsere Pokemon brauchen etwas Ruhe und Futter." Touko nickte bloß. Sie Verstand diesen jungen Mann einfach nicht. Einerseits war er so kalt und abweisend zu ihr und im nächsten Moment lächelte er sie warm an. "Du ruhst dich am besten ebenfalls aus. Ich halte Wache, dass dir nichts passiert." Ns Lächeln wurde fröhlicher und wieder konnte Touko nur nicken. Die Art, wie er das sagte, ließ keine Widerworte zu. Die Pokemon stoppten und beide sprangen von ihnen runter ins hohe Gras. "Kannst du ein Feuer machen?" Wollte N nun ohne Umschweife wissen, doch Touko zog zweifelnd die Augenbraue hoch. "Meinst du nicht, das ist zu gefährlich? Was ist, wenn das Syndikat uns entdeckt?" "Wenn sie noch hinter uns wären, dann hätten sie längst die Jagd wieder aufgenommen." konterte N und errichtete eine kleine Feuerstelle. Touko seufzte. Ob das wirklich eine gute Idee war? Sie war sich absolut nicht sicher. Was, wenn die Agenten ihre Strategie geändert hatten?  Trotzdem gab sie klein bei. Sie musste N vertrauen, auch wenn es schwer fiel. "Flambirex, setz Glut ein und mach uns ein Lagerfeuer." Sagte sie zu dem Pokeball, den sie aus ihrer Tasche zog und in die Luft warf. Das Feuerschwein baute sich vor ihr auf und schoss sogleich eine Glut-Attacke in Richtung der Feuerstelle, die daraufhin friedlich brannte und ihre Wärme ausstrahlte. Zebritz und Kronjuwild setzten sich auf den Boden und Touko kuschelte sich an ihrem Elektrozebra an. N setzte sich etwas abseits von ihr ans Feuer und stocherte in den Flammen herum und legte einen mitgeführten Rucksack ab. Schweigend sah er dann Touko an, bis sie eingeschlafen war. Mit einem harten Aufprall auf dem Boden wurde Touko wach. Verwirrt und noch etwas schläfrig sah sie sich um und versuchte, die Kulisse vor sich zu verstehen. Es wurde bereits wieder hell, doch der Himmel war Wolkenverhangen und es regnete leicht. Das Feuer schien schon lange ausgebrannt zu sein. Zebritz stand neben ihr und schabte aufgebracht mit den Hufen. N und Flambirex standen mit dem Rücken zu ihr, die Muskeln beider zum Reißen gespannt. "N?! Was ist los?? Was ist passiert?!" Sofort war die Trainerin auf den Beinen und erkannte auch sofort den Grund für all das hier. Sofort gefror ihr das Blut in den Adern. Da stand es. Das Finstrio. „Nun gut. Unsere Marionette mag sich aus unserem Spiel befreit haben...“ G-Cis trat in die Versammlung. „Ha! Was macht das schon? Er hat den Stein ins Rollen gebracht. Alles weitere erledigen unsere Männer.“ Adrian trat dazu und hielt ein Kommunikationsgerät in der Hand. Er tippte zielstrebig eine Nummer ein und entfernte sich dann etwas. Giovanni kam dazu, ein siegessicheres Grinsen im Gesicht. „Ich habe meinen Leuten auch soeben Bescheid gegeben. Team Rocket startet bereits die Operation 'Eroberung' in Kanto.“ er sah zu G-Cis. „Aber du solltest deine Leute besser unter Kontrolle halten, G-Cis. Oder willst du, dass alles auffliegt?“ Giovanni klang gelangweilt und zugleich amüsiert und machte sich nicht mal ansatzweise Gedanken über mögliche schwarze Schafe in seinen eigenen Reihen. Touko und N rannten um ihr Leben. Es war mittlerweile stockdunkel.  Schwarze Wolken zogen nun schon von früh bis spät über das Land. Es gewitterte unablässig und der Himmel war von einem Grollen erfüllt. Dazu so starker Regen, dass es schwer war, mehrere hundert Meter zu sehen. „Was wollt ihr?! Seid ihr im Auftrag meines Vaters hier?!“ Das Finstrio rührte sich nicht und starrte lediglich an N vorbei zu Touko. „Antwortet gefälligst!“ schrie N ihnen nun aufgebracht entgegen. Der mittlere Finstrio bewegte nur leicht seinen Kopf und sah von Touko zurück zu N. „Wir haben den Auftrag, Euch und Eure liebreizende Begleitung wieder nach Sandgemme zu bringen.“ sprach nun der dritte. Die Drei zogen gleichzeitig ihre Pokebälle und warfen sie in die Luft. Bei jedem von ihn entsprangen zwei Caesurio und ein Absol. N machte sich kampfbereit und rief Zoroark, Reshiram und Gelatwino. Touko zog ebenfalls mit Flambirex, Symvolara und Zekrom in den Kampf. Doch es zeigte sich schnell, dass die beiden Flüchtlinge keine Chance gegen das Finstrio hatten. Lediglich die legendären Drachen hielten den Attacken länger stand als die anderen Pokemon. Doch gerade, als die drei zum finalen Schlag ausholen wollten, bekamen sie eine Nachricht vom Hauptquartier. „Ihr habt Glück gehabt.“ „Wir können euch nun nicht persönlich mit zurück schleppen.“ „Aber die Agenten des Syndikats sind euch bereits auf den Fersen.“ Ohne weitere Worte verschwand das Finstrio und in einiger Entfernung war Gebell zuhören. Und ausgerechnet jetzt waren die Pokemon alle kraftlos und besiegt! N und Touko sahen sich an, dann rannten sie los. Eiligst liefen sie abseits der Wege durch Büsche und Wälder. Immer wieder sahen sie sich um. Die Lungen brannten mit jedem Atemzug und die Beine schmerzten in der kalten Luft. Der Regen peitschte den beiden immer wieder mit einer Wucht ins Gesicht, dass es sich auf der kalten Haut anfühlte, als würden die Tropfen Schnitte hinterlassen. Doch jetzt durften sie nicht langsamer werden! Ein Rudel Hundemon war hinter ihnen her. Hatten die Witterung noch immer behalten. „Touko!“ N schnappte nach Luft, blieb jedoch nicht stehen. Die angesprochene blickte stumm zu ihm, nur ihr Keuchen konnte man genau hören. „Sie erkennen uns am Geruch! Wir müssen ihn von uns wegbekommen!“ Touko nickte und schaute erneut zurück. Die Hundemon waren nicht zu sehen in dieser Dunkelheit, aber genau zu hören und weiter hinten konnte sie schwache Lichtschimmer wahrnehmen. Sofort sah sie wieder nach vorn, um nicht irgendwo gegen zu rennen. Ihre Haare klebten ihr strähnenweise im Gesicht, der sonst so schwungvoll gelockte Zopf hing ihr klitschnass den Rücken runter. N sah auch nicht besser aus. Auch ihm fielen die nassen Strähnen ins Gesicht. Die nasse Kleidung, die sich regelrecht an die Haut saugte, erschwerte jede Bewegung. Touko hörte ein Rauschen, das nicht vom Regen stammte. „N!“ Diesmal sah er zu ihr, als sie in eine Richtung zeigte und atemlos keuchte. „Ein Fluss! Hier ist irgendwo ein Fluss neben uns!“ Doch anders als erwartet lief der von Touko wahrgenommene Fluss nicht neben ihnen lang. Die beiden liefen geradewegs auf ihn zu. „Halt!“ N streckte den Arm in Toukos Richtung und musste seine Beine zwingen, zu stoppen. Schwer atmend blieben sie vor dem Ufer stehen, dass sie gerade so ausmachen konnten und sahen zurück. Die Hundemon waren durch ihre Fellfarbe noch immer nicht erkennbar, aber die roten Augen glühten bedrohlich in der Dunkelheit und kamen immer näher. Nicht mehr lange, und sie wären hier und dann wäre es das für die beiden Flüchtigen gewesen. „Touko? Wir müssen springen!“ sagte N plötzlich, noch immer um Luft ringend. Verwirrt sah sie ihn an. „WAS?!“ War er jetzt komplett verrückt?! „N! Das ist sicherlich ein reißender Fluss! Uns kann sonst was passieren, wenn wir da jetzt blind rein hüpfen!“ Sie war aufgebracht. Oh nein! Nie im Leben würde er sie da rein bekommen! „Bitte Touko! Vertrau mir.“ Verzweiflung klang in Ns Stimme mit und ließ Touko einen Moment inne halten in ihrer Rage. Zögerlich nickte sie. „Dann ist ja gut!“ Ohne weitere Umschweife packte er Toukos Hand, schwang den Rucksack mit voller Kraft Richtung Fluss, zog das Mädchen hinter sich her und sprang. „Hundemon, lasst sie nicht entwischen!“ rief einer der Rüpel seinem Pokemon nach, das bedrohlich knurrte und noch einmal an Geschwindigkeit zulegte. „Ihr auch!“ rief ein anderer Rüpel ebenfalls zu seinen Pokemon. Die Feinde hatten ebenso Probleme, sich in den nassen Roben und dem einsetzenden Gegenwind fortzubewegen. Plötzlich blieben die Hundemon stehen und scharrten mit den Vorderpfoten in der schwarzen Erde, bevor einige von ihnen jaulten und andere ungeduldig ein kleines Uferstück auf und ab liefen. „Sind sie etwa da rein gesprungen?“ fragte einer der Rüpel. „Das werden die unmöglich heil überstanden haben“, antwortete ein anderer. Ein dritter zog einen Funksprecher hervor. „Team Alpha. Wir haben sie verloren. Scheinbar sind sie in eine reißende Strömung gesprungen.“ Aus dem kleinen Gerät knackte es, bevor es undeutlich antwortete. „Sucht morgen weiter!“ „Verstanden!“ Sie entfernten sich und riefen die Hundemon zurück in ihre Bälle. Für Touko ging alles etwas zu schnell. Kaum, dass sie reagieren konnte, hatte N ihre Hand genommen und sie mit sich gezogen, bevor er letztlich in den Fluss gesprungen ist und Touko keine andere Wahl blieb, als auch zu springen. Nach Luft schnappend tauchten beide wieder auf. Irgendwo hatte N Halt gefunden und Touko ebenfalls heran gezogen. „N...“, fing Touko atemlos an, doch ihr wurde die Hand auf den Mund gelegt, damit sie still war. N kam Toukos Gesicht immer näher, sodass er nun in ihr Ohr flüstern konnte. „Sie sind noch in der Nähe...“ Langsam entfernte er die Hand wieder aus ihrem Gesicht und sah in Richtung des Ufers. Mehrere Herzschläge vergingen, ehe die beiden vom Ufer hören konnten, dass die Suche nach ihnen für heute abgebrochen wird. Herzschläge, die Touko so sehr in der Brust hämmerten, dass sie dachte, man könne sie klar und deutlich hören. Rote Strahlen leuchteten in der Dunkelheit auf und die Hundemon verschwanden in ihre Bälle. Erleichtert atmeten beide einmal tief ein und aus, ehe sie sich zum nächsten Ufer vor kämpften. Nicht weit entfernt fanden beide eine Höhle. Sie war nicht sehr groß, aber sie lag an einer Felswand im Unterholz eines dichten Waldes, dessen gigantisches Blätterdach den größten Teil des Unwetters abhielt, sodass es im Wald nur tropfte, aber nicht schüttete. Und die Höhle führte etwas Gewunden ein paar Meter in das Gestein hinein, was zusätzlich für Schutz gegen den kalten Wind sorgte. Einige Pokemon hatten sie scheinbar vor einiger Zeit als Unterschlupf benutzt, denn es lagen noch trockene Blätter und Äste rum, die die Pokemon mit rein geschleppt hatten. Nachdem sie ein kleines Feuer entfacht hatten, setzten sie sich an dieses. Doch trotz dass es schön warm war, zitterte Touko. N beobachtete sie still, kramte dann in seinem Rucksack rum und holte eine Decke hervor. „Zieh dich aus und dann wickel dich hiermit ein…“ begann N nun in einem gleichgültigen Ton. „Sie ist soweit trocken geblieben…“ Touko wollte gerade los poltern, als sie dann merkte, dass N sich die Kleidung auszog und sie in die Nähe des Feuers legte. Sofort errötete Touko und sah weg, als er sich, nur noch in Boxershort bekleidet, neben sie setzte. „Du solltest dich wirklich ausziehen, bevor du dich erkältest.“ Das Mädchen schluckte. „Aber wehe, du kommst auf dumme Gedanken oder spannst rum.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, entkleidete sie sich Stück für Stück, bis sie nur noch in BH und Unterhose da saß, die Decke wärmend und sichtschützend um sich gelegt. „Das war ´ne ziemlich gewagte Idee, in den Fluss zu springen“, brachte Touko zähneklappernd hervor und zog sich die Decke weiter über die Schultern. „Aber es war die einzige Möglichkeit zu entkommen“, entgegnete N und legte die Arme um die Beine. In Gedanken versunken merkt er nicht, wie Touko die Decke nun auch auf seine Schultern legte und dichter zu ihm ran rückte. Er drehte leicht den Kopf in ihre Richtung und betrachtete das Mädchen aus den Augenwinkeln. Sie hing scheinbar ihren eigenen Gedanken nach, denn sie sah stumm und nachdenklich ins Feuer. N merkte, wie sich in seinem Inneren eine Nervosität breit machte. An was dachte sie wohl? An die Geschehnisse des Tages? An die letzten Tage? An einen sonnigen Platz? Familie? Freunde? Ihr... In ihm stach der nächste Gedanke wie eine heiße Nadel. Dachte sie möglicherweise an ihren... Geliebten? Oder ihn? War sie wütend? Glücklich? Traurig? Er konnte es nicht in ihrem Blick erkennen. N löste den Blick von ihr und sah zurück in die Flammen, bevor ihn eine Erinnerung einholte. „Du bist verliebt.“ „Was?“ N sah Mei fragend an. Den Begriff 'Liebe' kannte er zwar, aber er konnte es keinem Gefühl zuordnen. „Wie ich sagte, du bist verliebt“, wiederholte sich Mei lächelnd, als sie ihn im Riesenrad mit ihrem Blick durchbohrte. N hatte nicht anders gekonnt, als er das Riesenrad in Rayono City leuchten gesehen hatte. Er wollte unbedingt damit fahren und Mei musste dafür herhalten. „Und wie kommst du darauf?“ fragte N nun vorsichtig seine Begleitung. „Ich bitte dich, das merkt doch jeder. Du redest immerzu von diesem Mädchen, dem du vor zwei Jahren begegnet bist.“ Sie sah lächelnd aus der Gondel. „Außerdem ändert sich dein Blick jedes mal, wenn du von ihr sprichst. Als wenn du sie vermisst und deine Gedanken sich auf ihre ganz eigene Suche nach diesem Mädchen machen.“ N war sprachlos. Woher wusste Mei so genau, wie er sich fühlte, wenn er an Touko dachte? „N?“ Sie sah wieder zu ihm und holte nebenbei etwas aus ihrer Tasche. „Du solltest sie suchen und ihr das hier geben.“ Sie reichte ihm eine kleine Schachtel, die er mit fragendem Gesichtsausdruck öffnete. „Da sind zwei Ketten drin, die ein Herz bilden.“ „Genau.“ „Aber wozu braucht sie zwei Ketten?“ „Holzkopf! Die eine trägst du und sie bekommt die andere! Als Zeichen deiner Liebe, falls du es mit Worten nicht auf die Reihe bekommst. Das Herz symbolisiert, dass ihr zusammen gehört.“ Die Gondel kam unten an und Mei stieg fröhlich wie immer aus. „Ich wollt sie eigentlich Hyu schenken, aber er trägt sowas nicht. Also nimm du sie.“ Mei wollte sich gerade wegdrehen und mit einem Winken gehen, als N sie nochmal ansprach. „Mei?“ Sie drehte sich nochmal um und blickte N fragend an. „Danke.“ Gedankenverloren sah N in seine Hand, in der die kleine Schatulle mit der Herzhälfte lag. Sofort schloss er nervös die Finger um die kleine Box und sah wieder zu Touko. Sie saß immer noch da, das Feuer spiegelte sich in ihren Augen. Er wollte ihr die Kette so gerne schenken, aber die Ereignisse der letzten Tage haben einen tiefen Abgrund zwischen sie beide gerissen, das wusste sogar N, dem die menschlichen Empfindungen ein Rätsel waren. Noch einmal wanderte sein Blick zu der kleinen Box in seiner Hand, dann griff er mit der anderen zu seinem Hals, an dem das Gegenstück hing und in den Flammen glitzerte. Nein, er hatte definitiv seine Chance vertan, als er sich entschied, sie um jeden Preis wiedersehen zu wollen. Noch immer schweigend legte er die Schatulle aus seiner Hand auf den Boden und schlang die Arme wieder um die Beine. „Wir sollten uns hinlegen und schlafen.“ Mit diesen Worten zog Touko plötzlich ihre Tasche her, auf die sie den Kopf ablegte und drehte sich von N weg. Er sah sie irritiert an, sagte jedoch nichts und tat es ihr mit einigem Abstand gleich. Touko hatte gerade die Augen geschlossen, als sie kurze Zeit später die Augen wieder verwundert öffnete und den Kopf leicht in Ns Richtung drehte. Er hatte die letzten Zentimeter zu ihr überbrückt und den Arm um sie gelegt. Aus dem Wunsch nach Nähe? Oder weil es eine Überlebensregel ist? Ihr Blick wurde kurz nachdenklich, dann schloss sie die Augen wieder und drehte den Kopf zurück. Sie würde nicht weiter drüber nachdenken. Bald wäre sie zuhause und dann hätte sowieso alles, was mit N zu tun hat, ein Ende. Diese Gedanken beruhigten sie und bald darauf war sie eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)