Kaizoku no Kokoro von Rajani (Das Herz des Piraten) ================================================================================ Kapitel 6: Homon de kaigan -------------------------- Chosokabe war bereits wach und aß etwas, als sein Gast die Augen aufschlug. „Guten Morgen.“, sagte er mit einem Lächeln. „Guten Morgen.“, erwiderte der Jüngere müde. „Konntest du schlafen?“, fragte Chosokabe. „Es ging... aber jetzt tut mir wieder alles weh. Besonders der Rücken.“ Chosokabe stellte sein Frühstück weg und half ihm vorsichtig, sich zu setzen. „Geht es?“ „Ja.“ „Gut. Ach... Du hast gestern gesagt, du weißt deinen Namen nicht...?“ Er nickte langsam und sah auf seine Hände, die nutzlos in seinem Schoß lagen. Er versuchte sie anzuheben, doch der Schmerz war unerträglich. Besonders in der linken Schulter. Chosokabe berührte seinen Arm. „Nicht. Du hattest Pfeile im Arm und der Schulter. Das dürfte ziemlich schmerzen.“ „Tut es auch.“, sagte der Jüngere mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Wegen deinem Namen... Ich dachte mir, solange du dich nicht daran erinnerst, gebe ich dir einen anderen Namen.“ „Und welchen?“ „Was hältst du von Nobuchika?“, fragte Chosokabe. Er nickte. „Und wie darf ich dich nennen?“ Chosokabe sah ihn einen Moment lang an. Er hatte noch nicht darüber nachgedacht, aber er wollte wenigstens einmal nicht als Fürst angesprochen werden. „Ich bin Motochika.“ „Motochika...“, wiederholte Nobuchika. Chosokabe Motochika spürte ein Kribbeln im Nacken, als Nobuchika seinen Vornamen aussprach. Was zum Teufel ist nur mit mir los? Auf dem Schiff vorgestern auch schon... „Möchtest du etwas essen?“, fragte er und war überrascht, dass er nicht so verunsichert klang, wie seine Knie sich gerade anfühlten. Nobuchika nickte und Chosokabe ließ sich noch Reis mit Fleisch und etwas Gemüse sowie den Rest Misosuppe bringen, den er extra für ihn hatte aufheben lassen. „Ich wusste nicht, was du essen würdest, also hab ich dir von allem etwas bringen lassen.“, sagte Chosokabe. „Das ist in Ordnung, ich habe Hunger...“, meinte Nobuchika, sah dann aber auf seine Hände. „Oh, natürlich. Ich helfe dir.“, sagte Chosokabe und nahm ein Stück Fleisch mit den Stäbchen. Nobuchika nahm das Stück entgegen und kaute genüsslich. Chosokabe reichte ihm so fast das gesamte Essen, dass er gerade bekommen hatte. Nach dem letzten Happen schenkte Nobuchika ihm ein dankbares Lächeln. Wieder spürte Chosokabe dieses Kribbeln im Nacken. Das Kribbeln endete jedoch abrupt, als es an den Shoji klopfte. „Was gibt es?“, fragte Chosokabe, leicht genervt klingend. Die Shoji öffneten sich ein Stück und ein dunkler Schopf lugte hinein. „Ein Bote ist gerade gekommen. Meister Kisho ist auf dem Rückweg und wird heute Nachmittag ankommen.“ Chosokabes Augen leuchteten schelmisch. „Kisho, sagst du? Das ist ja erfreulich! Sag allen anderen, er soll noch nichts von meinem Gast erfahren! Ich will sehen, wie sein Gesichtsausdruck entgleist, wenn er ihn sieht!“, sagte er grinsend. „Sehr wohl.“ Die Shoji schlossen sich, Chosokabe lachte leise und Nobuchika sah ihn fragend an. „Was ist so lustig? Und wer ist dieser Meister Kisho?“ „Oh, du wirst verstehen, warum ich mich so freue, wenn er erst einmal da ist. Er ist übrigens derjenige, der deine Wunde versorgt hat und mir gesagt hat, was ich tun muss.“, erklärte Chosokabe. „Dann sollte ich ihm wohl danken.“ „Überleg dir das. Er war es nämlich, der dir keine Überlebenschancen ausgerechnet hat und meinte, ich würde dich nach wenigen Stunden tot über die Reling werfen.“ Nobuchika sah ihn mit einer Mischung aus Entsetzen und Nachdenken an. „...Wenn … Wenn ich es nicht geschafft hätte... hättest du mich dann wirklich ins Meer geworfen?“ Chosokabe schluckte schwer. Er staunte nicht schlecht über diese ernst gemeinte Frage. „Nein, hätte ich nicht.“, antwortete er, überrascht wie schnell und ehrlich die Antwort war. Nein, er hätte es nicht getan. Er hätte ihn wenigstens in der Nähe der Wehrburg an der Küste beerdigt, aber ins Meer geworfen hätte er ihn nicht. Nur dann, wenn sie noch wochenlang auf See gewesen wären, aber das waren sie nicht. Nobuchika lächelte erleichtert, Chosokabe ebenfalls. Dann erhob sich der große Mann, beugte sich zu Nobuchika herunter und sah ihm kurz in die Augen. „Du musst dich bewegen. Ich stütze dich.“, sagte Chosokabe und griff unter Nobuchikas rechten Arm und an seine linke Hüfte. Nobuchika verzog das Gesicht schmerzlich, als der andere ihn so auf die Beine hob. Schwankend taumelte Nobuchika direkt in Chosokabes Arme. „Das tut weh, muss das sein?“, knirschte er an dessen Schulter. Chosokabe brauchte einen Moment um ihn wieder aufzurichten. Während er realisierte, was gerade passierte und Nobuchika vorsichtig wieder aufrichtete, atmete er tief ein. Nobuchikas Duft war trotz der Verletzungen angenehm. Vielleicht lag das an dem Kamillensud, mit dem er die Wunden jeden Tag behandelt hatte. „Ist das besser?“, fragte er, als Nobuchika mit seiner Hilfe gerade stand. „Ja... Aber wie soll ich laufen?“ „Ich sagte doch, ich helfe dir. Ich überlege nur gerade, wie.“ Nobuchika verzog das Gesicht. „Hättest du das nicht vorher machen können? Es tut weh. Meine Schulter tut mir weh.“ „Tut mir Leid... Entschuldige. Ich werde wohl doch Kisho fragen, wie wir das machen.“, sagte Chosokabe und setzte Nobuchika wieder auf sein Lager. Als Kisho am Nachmittag eintraf, dämmerte es bereits. Kaum, dass er unten empfangen wurde, sagte man ihm gleich, dass der Fürst auf ihn warten würde. Kisho grinste und ließ sich zu ihm bringen. War doch klar, dass der Junge das nicht überlebt... Kishos Begleiter klopfte an den Shojis und meldete Kisho an. „Sehr schön, er soll reinkommen.“, war Chosokabe zu hören. Kisho runzelte die Stirn über den Tonfall des Fürsten. Es klang so überhaupt nicht nach einem Eingeständnis, dass er Recht gehabt hatte. Er ging hinein und sah sich einem breit grinsenden Fürsten gegenüber. „Kisho! Schön, dass du wieder hier bist. Das ging ja doch schneller, als erwartet.“, sagte Chosokabe. „Aniki...“, grüßte Kisho ihn und deutete eine Verneigung an. „Was gibt es, warum hast du mich sofort rufen lassen?“ „Wie war das noch? Ich würde ihn schon bald tot über die Reling werfen? Was sagst du jetzt?“, sagte Chosokabe triumphierend und tat einen Schritt beiseite, sodass Kisho einem etwas verwirrt dreinblickenden Nobuchika ins Gesicht sah. „Wie... Wie hast du das denn gemacht?!“, fragte Kisho unübersehbar überrascht. „Ich habe mich an deine Anweisungen gehalten, sonst nichts.“ Kisho kratzte sich perplex am Kopf. „Das...“ Chosokabe klatschte die Faust in den Handteller. „Ich wusste, du würdest sprachlos sein! Und jetzt hilf uns bitte. Ich weiß, er muss sich bewegen, aber es geht nicht.“ Der Schiffsarzt löste sich aus der Starre und besah sich den jungen Mann eingehend. Er wickelte die Verbände ab, ließ neues Verbandsmaterial bringen und sah sich währenddessen eingehend die Wunden an. „Das sieht soweit gut aus.“ Dann bewegte er die Arme und das verletzte Bein. Den größten Schmerz äußerte Nobuchika, als Kisho seinen linken Arm bewegte. Die Schulterverletzung sah äußerlich gut aus, aber Kisho ahnte, dass hier doch mehr war, als gedacht. Er schickte den Jungen, der die neuen Verbandsmaterialien gebracht hatte noch einmal los um ein Tuch zu holen, dass sie als Schlinge benutzen konnten. „Der Arm gehört in eine Schlinge. Die Muskulatur ist betroffen. Wenn der Arm einfach nur hängt, zerrt das an den Muskeln. Die Schlinge entlastet die Muskeln der Schulter. Der andere Arm und das Bein sehen gut aus. Das heißt, dass er sich bewegen muss. Wenn nicht, dauert es umso länger, bis er wieder vollständig genesen ist. Das ist wichtig, ich habe schon gestandene Männer gesehen, die gestorben sind, weil sie damit zu lange gewartet haben!“, erklärte Kisho. „Apropos vollständig genesen... Wir haben noch ein weiteres Problem.“, sagte Chosokabe. „Das da wäre?“ „Er kann sich an nichts erinnern. Nicht einmal an seinen Namen, deswegen haben wir uns solange auf Nobuchika geeignet.“ Kisho sah Chosokabe an. „Es kann sein, dass es für immer so bleibt, aber genauso gut kann es bald wieder vorbei sein und er erinnert sich wieder. Das kann ich aber nicht sagen.“ Chosokabe betrachtete Nobuchika einen Moment. Der hatte ihnen natürlich zurgehört, doch er sagte nichts dazu. Was hätte er auch sagen sollen. Kisho legte Nobuchika die Schlinge um, nachdem der Bote sie endlich gebracht hatte. „Du kannst die andere Hand da ruhig mit reinlegen, wenn dir das lieber ist. Probiere es aus. Ansonsten heißt es bewegen. Aniki wird dir helfen. Am Anfang wird es schwer sein, da du jetzt mehrere Tage lang gelegen hast und die Wunde am Bein dürfte schmerzen. Aber da beide Arme verletzt sind kann ich dir keine Krücke zumuten.“, sagte er. Nobuchika nickte und Kisho stand auf um sich dann Chosokabe zuzuwenden. „Na dann los, zeig ihm mal alles.“, sagte er an ihn gewandt und gab ihm einen Klaps auf die Schulter. Chosokabe grinste und sah ihm nach, während Kisho das Zimmer verließ. Lächelnd wandte er sich Nobuchika zu. „Mir alles zeigen? Was ist alles?“, fragte dieser. „Nun ja... Alles ist ein wenig weitläufig. Das geht nicht sofort. Erstmal zeig ich dir das Zimmer und nachher den Garten. Ich will dich ja nicht quälen. Ich weiß, wie das ist, wenn der Schmerz zu viel wird.“, sagte Chosokabe augenzwinkernd. Nobuchika zeigte ein Lächeln und der sonst so wilde Piratenfürst hoffte inständig, dass er nicht gleich auf die Knie ging, weil dieses Lächeln seine Knie völlig aufweichte. Was ist bloß los mit mir? Warum reagiere ich so darauf...? Unter Aufbietung großer Willenskraft trat er näher und versuchte möglichst vorsichtig Nobuchika auf die Beine zu helfen. Ganz ohne Schmerzen war es aber nicht möglich. Dennoch stand der etwas kleinere Nobuchika dicht vor ihm. Nur die Schlinge, in der sein linker Arm jetzt lag, verhinderte, dass er noch näher an Chosokabes Brust war. „Du wolltest mir das Zimmer zeigen...“, meinte Nobuchika einen Augenblick später. „Ja... Gut, was heißt zeigen...“, sagte Chosokabe und Nobuchika verstand sofort, was er meinte - zu zeigen gab es wenig, es war ein Zimmer und Nobuchika hatte es bereits gesehen. Schließlich lag er seit gestern hier. Chosokabe überlegte kurz, wie er es anstellte, sie beide vorwärts zu bewegen und trotzdem dabei Nobuchika zu stützen ohne ihm weh zu tun. Die Wunden an Arm und Schulter lagen so ungünstig, dass er ihm nicht unter die Arme greifen konnte. Die Schwerthiebe auf Brust und Rücken machten es ihm auch nicht leichter. Er konnte ihn nur vorsichtig an der Hüfte stützen. Irgendwie gelang es ihnen den ersten Schritt zu machen. Als Nobuchika aber das verletzte Bein aufsetzte, hörte Chosokabe wie er sich dagegen wehrte, den Schmerz laut herauszuschreien. Er zwang sich den anderen Fuß einen Schritt weiter aufzusetzen, was den Schmerz wieder nachlassen ließ. Entweder gewöhnte sich Nobuchika an das Aufflammen oder es ließ mit jedem Schritt nach, denn sie konnten in immer kürzeren Abständen einen Schritt weiter gehen, bis sie die Shoji zur Terrasse erreichten. Chosokabe öffnete sie und ein kalter Luftzug wehte herein. Nobuchika fröstelte, aber der schneeweiße Garten sah trotz der hereinziehenden Kälte schön aus. „Den zeige ich dir nachher, wenn es dir nicht zu kalt ist. Jetzt ist es erstmal genug, glaube ich. Meinst du, du schaffst es zurück?“, sagte Chosokabe. „Ich versuche es.“ Chosokabe half ihm, doch nach ein paar Schritten ging es nicht mehr weiter. Kurzerhand nahm Chosokabe den Jüngeren auf die Arme und brachte ihn zu dem Futon zurück. Das sorgte natürlich wieder für einen schmerzverzerrten Gesichtsausdruck, doch was hätte er sonst tun sollen. Chosokabe schloss die Shoji wieder und legte die Decke über Nobuchika. Als Nobuchika am Nachmittag schlief, kam ein Bote. Leise berichtete er Chosokabe, dass man Moris Schiff gesehen hatte. „Was? Ich habe zwar vorgesorgt, aber ehrlich gesagt, habe ich nicht damit gerechnet. Das ist völlig untypisch für ihn...“, meinte Chosokabe und folgte dem Boten nach draußen. „Was soll ich ausrichten?“, fragte dieser. „Ich komme so schnell ich kann. Hol mir Kisho!“ Der Bote nickte und flitzte sofort los. Kisho war in wenigen Minuten bei Chosokabe. „Kisho, du musst bei Nobuchika bleiben. Ich muss an die Küste zurück. Ich nehme Katsuragi mit und beeile mich. Pass du auf ihn auf. Wehe ich finde ein gekrümmtes Haar!“, sagte Chosokabe und war auch schon verschwunden. Kisho sah ihm stirnrunzelnd nach, während der Bote sich mühte, hinterherzukommen. Kopfschüttelnd betrat er den Raum. Nobuchika war gerade aufgewacht. „Wo ist Motochika?“, fragte er müde. Er nennt ihn beim Vornamen? Aha... „Der sattelt wohl gerade sein Pferd um an die Küste zu reiten. Keine Angst, er kommt bald zurück.“ „Was will er da?“, fragte Nobuchika. Gut, verwirrt ist er nicht... Das spricht schon einmal dafür, dass der Zustand nicht von kurzer Dauer ist. „Es ist ein Schiff aufgetaucht und da unser Land sich seit einiger Zeit im Streit mit dem Festland befindet, ist es seine Aufgabe dort zu sein.“ Nobuchika nickte. „Motochika ist ein Krieger...“ „Oh ja, das ist er! Mit Leib und Seele.“, antwortete Kisho. Er hat ihm nicht gesagt, dass er der Fürst von Shikoku ist? Vielleicht traut er ihm doch nicht. Vielleicht weil er sich nicht erinnern kann... Schlau, Aniki, schlau. Solange du nicht weißt, ob er Freund oder Feind ist, offenbarst du lieber nicht, wer du bist. Wirklich schlau... „Sag mal... Woran kannst du dich erinnern?“, fragte Kisho. „Ich bin auf einem Schiff aufgewacht und Motochika war da.“ „Und davor?“ Nobuchika schüttelte den Kopf. „Irgendetwas?“ „Nein, ich weiß nur, was Motochika gesagt hat. Dass ich in einem Kampf war und verletzt wurde. Ich kann mich aber weder daran, noch an irgendwas anderes erinnern. Ich weiß ja nicht einmal wer ich bin...“, sagte der Jüngere niedergeschlagen. Kisho seufzte leise. „Nun gut, momentan bist du Nobuchika, bis du dich wieder an alles erinnerst. Weißt du... Ich sag es dir ehrlich. Ich bin der Meinung, dass du unser Feind bist. Alle Pfeile, die dich getroffen haben, waren unsere eigenen. Aber nun gut... Du bist hier und du kannst dich an nichts erinnern, welchen Vorwurf sollte ich dir also machen können. Sobald dein Gedächtnis zurück ist, werden wir sehen, ob ich oder er Recht haben.“ Nobuchika sagte nichts dazu. Von welchem Feind auch immer die Rede war, er wusste es ja nicht einmal. Kisho griff gekonnt und hob ihn ohne Vorwarnung auf die Beine. „Jetzt wird sich bewegt.“, sagte er und führte ihn sicher vorwärts, bis er entschied, dass Nobuchika sich wieder ausruhen konnte. Mit Katsuragi an seiner Seite jagte Chosokabe sein Pferd zurück zur Wehrburg an der Küste. Am nächsten Morgen in den frühen Stunden erreichten sie das Dorf, das den Schutz der Burg genoss. Kurz vor den Toren sah Chosokabe bereits, dass die Kanonen schon in Anschlag gebracht worden waren. Auch das Schiff konnte er bereits sehen. „Das ist nur ein Schiff... Warum schickt er nur ein einziges Schiff?“, fragte er sich laut. „Ich weiß nicht.“, entgegnete Katsuragi. „Wenn Fürst Mori damit etwas bezwecken wollte, dann erscheint es mir unlogisch, nur mit einem Schiff zu kommen. Er weiß doch von deiner Wehrburg und dass ein Schiff allein hier keine Chance hat.“ „Ja, das weiß er... Aber wenn er keinen ernsthaften Angriff vorhat, was will er dann?“ „Wir werden sehen.“ Katsuragi spornte sein Pferd an, ebenso Chosokabe und sie ritten durch das offene Tor in die Burg. Nachdem sie abgesprungen waren, wurden die Pferde sofort weggeführt und sie liefen hinauf auf die Wehr. Von dort war das Schiff gut zu sehen. „Wann ist er hier?“, fragte Katsuragi. „Gute Frage, General... Momentan ankert er.“, war die Antwort. „Er liegt vor Anker? Seit wann?“, fragte diesmal Chosokabe. „Noch nicht lange.“ „Er scheint abzuschätzen, ob er eine Chance haben könnte oder nicht.“, meinte Katsuragi. Chosokabe lachte leise. „Er hat keine... Aber das können wir ihm gerne zeigen. Macht eine Kanone klar, wir erleichtern Mori die Entscheidung.“ Hinter ihm wurde eine Kanone ausgerichtet und gestopft. Wenige Sekunden später knallte es ohrenbetäubend laut, die Kanone schlug nach hinten aus und Chosokabe sah eine Wasserfontäne vor dem Bug des Schiffes aufragen. „Sehr gut... Nun, Mori? Was beliebst du nun zu tun?“, fragte Chosokabe leise. Katsuragi stand hinter ihm und beobachtete ebenfalls das Schiff. Nichts außer ein paar Männern an Deck rührte sich. Nach einer Weile wurde der Anker eingeholt und Mori trat mit einem Kanonenschuss den Rückzug an. Die Kanonenkugel landete weit entfernt vom Ufer ebenfalls im Wasser. Chosokabe richtete sich auf und betrachtete stirnrunzelnd diese Farce. Katsuragi hatte einen ähnlichen Gesichtsausdruck. „Was war das?“, fragte Chosokabe. „Was auch immer... er zieht ab.“ „Kampflos?? Das ist gar nicht Moris Art... Was soll mir das sagen?“ Chosokabe sah fragend auf das Meer und das Schiff, dass langsam in der grauen Linie zwischen Meer und Horizont verschwand. Katsuragi und die anderen sagten nichts dazu und sahen ebenfalls zu, wie das Schiff verschwand. „Aniki... Wie seid ihr, du und General Katsuragi, so schnell hierher gekommen? Ihr müsst die Pferde gescheucht haben.“, fragte einer der Soldaten. „Oh ja, das haben wir. Und nur wenige Stunden geschlafen.“, antwortete Chosokabe. „Dann esst erst einmal etwas. In der Küche gibt es noch Reis und Suppe.“ Katsuragi und der Fürst sahen sich an und mit einem Nicken entschieden sie, das Angebot anzunehmen. „Aber danach reiten wir zurück. Das mit Mori hat sich ja nun erledigt.“ Sie aßen etwas und währenddessen ließ Chosokabe von den Stalljungen die Pferde wieder aufzäumen. Dann ritten sie wieder los. Während sie diesmal etwas gemächlicher ritten, war der Fürst recht ruhig. Katsuragi musterte sein nachdenkliches Profil, bis er ihn endlich ansprach. „Aniki... was ist los? Du bist so ruhig.“ „Ich überlege, was Mori wollte, wo er gar nicht angegriffen hat. Und warum er überhaupt hier war...“, antwortete Chosokabe. „Eigenartig, das ist wohl wahr.“ Der Fürst nickte und ritt stillschweigend weiter. Was wollte er hier? Einen Angriff hat er nicht durchgeführt. Wahrscheinlich nicht einmal geplant. Aber das ist überhaupt nicht Moris Art... Sollte es etwa etwas mit... Nein, das ist Blödsinn! Wegen einem einfachen Soldaten macht sich Mori nicht auf den Weg zu mir. Es sei denn... Nein! Das ist ja noch größerer Blödsinn... Mit einem Seufzen verwarf Chosokabe die Gedanken an Moris Gründe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)