The Great Capitol von District_13_rising (Die größte und beste Zeitung des Kapitols!) ================================================================================ Kapitel 6: Memorial: Seneca Crane --------------------------------- Monate sind vergangen seit der aufstrebende Spielmacher von uns geschieden ist. Während das Leben weiterging, steht die Zeit für diejenigen die Seneca Crane nahe standen immer noch still. Der Kummer sitzt noch tief und keiner vermag die Lücke, die der junge Mann hinterließ zu schließen. Als ich seine junge Witwe Alar Mackney treffe, sieht man ihr die Trauer immer noch deutlich an. Und wer könnte es ihr verdenken? Niemals hätte sie annehmen können, dass sie mit 19 Jahren bereits zur Witwe werden würde. Werfen wir einen Blick auf diese tragische Liebesgeschichte, die alles andere als ein Happy End hat. Alar Mackney wurde für die 73. Hungerspiele ausgelost, was nicht nur eine große Ehre, sondern auch Schicksal gewesen sein muss. Zwar besagt ein Sprichwort, dass man entweder Glück im Spiel oder in der Liebe haben kann, aber Alar belehrt uns eines Besseren: Sie geht als Siegern der 73. Hungerspiele hervor und schafft es außerdem das Herz des Spielmachers Seneca Crane zu gewinnen, der die junge Frau vom Fleck wegheiraten musste. Es folgten wunderbare romantische Flitterwochen, die das Paar noch enger zusammen schweißte und ihre Liebe vollkommen machte. „Also, er war natürlich schon der junge, aufstrebende, innovative Spielmacher, als der er sich gezeigt hat, soviel ist klar. Aber als Spielmacher, vor allem als oberster, hat er immer ein bisschen unnahbar gewirkt, so überlegen und so, als hätte er immer alles im Griff. Was die Spiele angeht, war das auch so, keine Frage. Aber man vergisst dabei leicht, dass er auch nur ein Mensch ist wie wir alle auch. Vor allem ich selber musste das erst erkennen, weil er für mich am Anfang eben nichts anderes war als der, der mich mit Mutationen bombardiert hat und in dessen Wüstenarena ich fast gestorben wäre. Aber er war mehr als das. Er hat mir zugehört, hat mich erzählen lassen, und ich glaube, er hat mich auch verstanden“, erzählt uns die trauernde Witwe über die so zaghaften Anfänge der Beziehung, die etwas holprig erscheinen. Aber ist nicht genau das der Stoff aus denen guten Liebesgeschichten bestehen? Wie berührend ist es, dass dieser engagierte Mann sich während der Arbeit in einen Tribut verliebte? "Es hat noch nie in den letzten 75 Jahren etwas Vergleichbares gegeben. Ein Spielmacher und eine Tributin. Doch ich glaube immer noch fest daran, dass es mehr war. Ein Beschützer und seine große Liebe", gibt Donis Garner sehr richtig wieder und beschreibt damit, was auch wieder denken. Dass es die große Liebe gewesen sein muss. Eigentlich war dieses Paar sogar recht ungleich, doch wie so oft ziehen sich Gegensätze an. Besonders so attraktive Gegensätze. „Ich kann manchmal recht launisch sein und bin dann 'unausstehlich', wie er immer gesagt hat, aber er wusste immer, dass das einfach ich bin, und hat mich dann wüten lassen und irgendwann hat er mich in den Arm genommen und mir gesagt, dass er mich liebt. Und dann war alles wieder gut. Für Seneca war irgendwie immer alles so einfach, und das hat auf mich abgefärbt. Wenn er bei mir war, dann war alles gleich viel simpler. Er hatte die Dinge genommen, wie sie waren, hat jeden Menschen so genommen, wie er war. Und auch wenn er es sich hätte leisten können, er hat sich nie für etwas Besseres gehalten. Als er meine Eltern kennengelernt hat, war er aufgeregter als ich. Ich habe ihn nie so konzeptlos gesehen, und eigentlich weiß er ja immer genau, was er tut, aber er war so sehr darum bemüht, einen guten Eindruck zu machen, dass er die ganze Zeit über zittrige Hände hatte und immer wieder beim Reden den Faden verloren hat. Weil er eben auch nur ein Mensch war wie wir alle.“, schwelgt Alar in Erinnerungen, die gleichermaßen traurig, wie auch schön sind. Wenn auch nur für sehr kurze Dauer hat sie eine wunderbare Liebe erfahren, die ihr niemand mehr nehmen kann. Ich hoffe aufrichtig, dass die Erinnerung ihr einen gewissen Trost spendet. Vielleicht schaffen es Witwe und die Familie des Verstorbenen sich gegenseitig Halt zu geben. Denn auch seine Mutter ist immer noch aufgelöst und scheint den Verlust kaum überwunden zu haben. „Seneca war ein so erfolgreicher und guter Sohn. Ich hätten alle Türen offen gestanden, da bin ich sicher“, schluchzt Kore Crane, die ein Bild ihres verstorbenes Sohnes an sich drückt. „Ich trage es immer in diesem Medaillon mit mir herum um ihn zu ehren.“ Eine sehr berührende Geste, die uns noch einmal zeigt, was für tiefe Furchen der Trauer Seneca unwillentlich hinterlassen hat. Freunde des Paares versichern, wie glücklich die beiden zusammen waren. Alle vorweg natürlich Donis Garner, renommierte Stylist und enger Vertrauter des Paares: "Seneca...er war ein spezieller Mann. Mit einem schrecklichen Geschmack, wenn es um seinen Bart ging, aber keine bösartige Person. Sobald er und Alar zusammen waren, war es...magisch. Ja magisch.“ Jeder, der die beiden zusammen erlebt hat, erzählt von einer Ehe voller Glück, Lachen und hin und wieder Wutanfällen. Doch diese kleinen Streits tun der großen Liebe keinen Abbruch. „Dieses Mädchen hat eine starke Persönlichkeit und einen sturen Kopf. Seneca liebte wahrscheinlich dieses "Makel"“, erklärt und Garner und ich glaube, dass er Recht hat. Alar wirkt immer noch stark, wenn man sie sieht. Wie muss sie erst als stolze Siegerin auf Seneca Crane gewirkt haben? „Er hat sie immer so zärtlich angesehen“, schwärmt Ginia, die Visagistin von Distrikt Vier. „Wenn man die beiden zusammen gesehen hat, ist man ganz neidisch geworden.“ Doch ihr Gesicht drückt Trauer aus, wenn sie an den Ausgang dieser sehr kurzen Ehe denkt. „Die Hochzeit war noch so schön… und das Kleid erst! Donis Garner hat sich selbst übertroffen. Er sagte mir, er habe sich von ihrer Heimat und ihr selbst inspirieren lassen. Seneca hat sogar fast geweint, als er Alar in ihrem Hochzeitskleid gesehen hat und ich natürlich auch. Und Alar! Sie hat vor Glück die ganze Zeit geweint. Sie hatte es so sehr verdient glücklich zu werden mit Seneca. Ich wünschte, die beiden hätten etwas mehr Zeit zusammen gehabt.“ Das wünschen wir uns alle. Vor allem, nachdem ich die immer noch trauernd Witwe im Dainties getroffen habe, bringe ich ihr noch mehr Sympathie und aufrichtige Anteilnahme entgegen. Wir alle haben schon einmal einen geliebten Menschen verloren. Wie lange dieser Verlust zurückliegt spielt dabei keine Rolle. Denn wird Alar Mackney nicht jeden Morgen daran erinnert, dass etwas in ihrem Leben fehlt, wenn sie sich nur ausversehen zur kalten und leeren Bettseite rollt? “Tja, wie geht es mir? Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, es ginge mir gut. Es ist so ein Schwebezustand, verstehen Sie? Ich hänge irgendwie in der Luft und komme nicht voran“, so die junge Siegerin. Ihre Trauer zu sehen bricht mir beinahe das Herz. Und dabei ist sie versucht sehr tapfer zu wirken. Doch wer würde es ihr grollen, wenn sie ihre Maskerade nicht standhalten könnte, nach allem, was ihr angetan wurde? Ja, angetan. Denn wer bisher die Umstände des Todes von Seneca Crane nicht kannte, wird nun höchstwahrscheinlich ebenso geschockt sein wie seine Witwe. Nach gründlicher Recherche und Untersuchungen können wir eindeutig sagen, dass es sich um Mord gehandelt hat. Mord! Ein Wort, dass wir uns erst durch den Kopf gehen lassen müssen. Zwar sind wir in den vergangen Tagen mit vielen Mordfällen konfrontiert wurden, haben jedoch so einen Tathergang noch nicht erlebt. Wir haben erfahren, was es heißt von einem Freund verraten zu werden. Doch dieser Verrat toppt das bisher dagewesen. Der Täter hat nicht nur seinen Freund, Seneca und dessen Frau verraten, sondern auch uns alle. Es handelt sich um niemand Geringeren als Plutarch Heavensbee. Vielen von Ihnen werden nun denken, dass es sich dabei um den neuen, jedoch abtrünnigen Obersten Spielmacher handelt. Damit liegen Sie richtig und haben vermutlich das erste Mordmotiv erkannt. Doch dieses Verbrechen geht so viel tiefer. Wenn wir den Tag des Verbrechens betrachten, wird deutlich, dass der arme Seneca bereits eine böse Vorahnung gehabt haben muss. Er wird geahnt haben, dass sein vermeintlicher Freund etwas im Schilde führt. Wie durch eine wundersame Eingebung rettet Seneca seiner Frau das Leben, in dem er sie im Badezimmer einschloss. Damit beginn Seneca Crane eine Heldentat, die seine Frau ihm niemals zurückzahl noch danken kann. Eine Bürde, die niemand, ganz besonders niemand so Junges, tragen sollte. “Ich weiß nicht einmal genau, was mit ihm passiert ist. Das will ich auch gar nicht wissen. Aber ich wollte ihm irgendwie helfen. Er hat mich im Badezimmer eingeschlossen und ist gegangen. Ein paar Stunden später hat mich dann mein Stylist gefunden. Aber da war …” Alar Mackney kann den Satz nicht beenden und ich fühle mit ihr. Und gleichzeitig bin ich gerührt von seiner Tat. Nicht auszudenken, was mit Alar geschehen wäre, hätte sie ihn an diesem Tag begleitet. Hätte Plutarch vor ihr Halt gemacht? Ich bezweifle es. Denn er ermordete hinterhältig einen seiner engsten Freunde. „Ich verstehe es immer noch nicht. Sie waren Freunde! Plutarch und Seneca gingen oft zusammen aus, etwas trinken. Nicht selten war Alar bei ihnen. Sie besuchten sich sogar gegenseitig Zuhause“, klagt Ominus Act, einer der Kollegen der beiden Männer. „Sie waren gute Freunde…“ Immer wieder widerholt er diese Worte wie ein Mantra, doch es hilft ihm nicht, den Mord zu verstehen. Aber wie kann jemand den Mord eines Freundes auch nachvollziehen? “Ich kann’s kaum glauben, dass Plutarch hinter allem steckt. Ich will’s gar nicht glauben. Aber da gibt es ja keinen Zweifel, nicht wahr? Alles macht Sinn. Das macht alles Sinn“, wispert Alar geschockt, als sie endlich die Todesursache ihres Mannes erfährt. Nach Monaten im Dunkeln bringt dies jedoch keine Erleichterung sondern lediglich Hass auf den Täten, den Verräter, den falschen Freund. Es war Plutarch gewesen, der sich um die Witwe gekümmert hatte, der ihr als Erster sein Beileid aussprach und sich um ihr Wohlergehen gesorgt hatte. Es war Plutarch, der der geschockten Witwe den Ehering ihres Mannes gebracht hatte. Woher hatte er ihn gehabt? Vom Tatort, wie wir nun wissen. Doch niemand kann Alar Mackney einen Vorwurf machen. Alle waren wir von Plutarch Heavensbee geblendet, während er sich einen Weg nach oben gebaut hatte und dabei über Leichen ging. Leider traf es den unschuldigen Seneca Crane auf dem Höhepunkt seiner Karriere, die mit den 74. Hungerspielen eine fulminantes und denn noch viel zu frühes Finale fand. Allerdings verstehen wir, wenn wie den Verlauf der Geschichte betrachten, wieso die Rolle des Obersten Spielemachers so wichtig für Heavensbee war: Nur als Oberster Spielmacher hat er die Mittel haben können, diesen hinterhältigen Angriff auf der Hochzeit von Katniss Everdeen und Peeta Mellark durchzuführen und genügend Verbündete zu organisieren. Viele Sieger schlossen sich dem Verräter an, der nun in der idealen Position war, sie zu erreichen. “Es ist unfassbar, wie weit diese Intrige reicht”, beschwert sich Alar Mackney und hat damit Recht. Dass diese Intrige ausgerechnet auf ihrem Leid aufbaut macht ihre Wut natürlich umso größer. "Ich bedauere zu tiefst, dass Alar jemanden weiteres verloren hat. War der Tod nicht schon oft genug mit ihr in Verbindung? - Aber nein! Jetzt muss man ihr auch noch den Mann, den sie liebte wegnehmen“, klagt ihr enger Freund Donis zu Recht. Alles, was wir ihr und ihren Lieben jedoch nun versprechen können ist, dass der Täter seine gerechte Strafe erhalten wird und wir alles dafür tun werden, damit dies auch eintrifft. Aber auch die Bestrafung der Täter bringt den geliebten Ehemann nicht zurück. Ein Glück, dass Alar enge Freunde hat, die ihr auch in Zeiten der größten Not beistehen. Die enge Verbindung zu ihrem Stylisten Donis Garner und zu ihrer Mentorin Undine Artemia wird ihr hoffentlich Kraft geben, den Verlust ein wenig zu schmälern, auch wenn niemand ihr von nun an die Bürde der Trauer nehmen kann. „Sie ist und bleibt eine meiner engsten und besten Freunde, obwohl mir bewusst ist, dass Senecas Tod Alar mitnimmt und sie immer prägen wird“, verspricht der platonische Freund Donis Garner und ich zweifle nicht daran, dass er immer für sie da sein wird, wie er es bisher auch war. „Ich glaube, es ist nicht einfach, mich zu lieben. Und er hat es trotzdem getan. Das Jahr mit ihm war das schönste, das ich bis jetzt erlebt habe, und ich glaube, da kommt nicht mehr viel. Es gibt viele Menschen, die mich in meinen Träumen verfolgen, und er ist jetzt einer davon. Mit dem Unterschied, dass es keine Albträume sind, wie bei den anderen. Zum Albtraum werden sie erst, wenn ich aufwache. Weil er nicht mehr da ist." Ein besseres Schlusswort hätte ich nicht finden können, weshalb ich es der jungen Witwe mit ihrer zu tiefst berührenden Aussage überlassen, die uns alle nur hoffen lässt, dass die Wunden, die niemals heilen werden, mit der Zeit wenigstens weniger schmerzhaft sein werden. In Gedenken an Seneca Crane, rechtschaffender Bürger, aufstrebender Spielmacher, geliebter und guter Sohn und liebender sowie wiedergeliebter Ehemann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)