Licht und Schatten von Yuri91 (Habe ich eine zweite Chance verdient?) ================================================================================ Kapitel 9: Guten Morgen! Oder? ------------------------------ Das Klingeln des Telefons schreckte Sakura aus ihrem tiefen, wohligen Schlaf. Abrupt setzte sich die junge Frau in ihrem Bett auf. Das Schlafzimmer lag in Dunkelheit vor ihr. Verdammt, wer rief sie den mitten in der Nacht an? Und in der Tat, ein Blick auf den Wecker zeigte Sakura, es war halb fünf Uhr morgens. Eine unchristliche Zeit, wie sie fand. Eine Bewegung neben ihr irritierte Sakura für einen Moment, bis ihr wieder einfiel, warum jemand neben ihr im Bett. Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, das jedoch schnell einem Stirnrunzeln wich. Wie sollte sie sich jetzt Itachi gegenüber verhalten? Klar, die letzte Nacht war ohne Zweifel grandios gewesen, aber Sakura konnte doch nicht so einfach etwas mit Itachi anfangen! Immerhin stand Itachi unter Beobachtung und sie war für ihn verantwortlich. Aber egal, darüber konnte sie sich auch Gedanken machen, wenn sie nicht nackt neben ihm im Bett saß. Außerdem hörte das bescheuerte Telefon einfach nicht auf zu klingeln. Wer auch immer das war, sollte eine verdammt gute Ausrede haben! Sakura kletterte vorsichtig aus dem Bett. Vorher jedoch hatte sie Itachis Arm, der um ihre Hüfte geschlungen lag, behutsam von sich schieben müssen. Es verwunderte Sakura, dass Itachi noch immer tief und fest neben ihr schlief. Aber das kaum hörbare Schnarchen zeigte ihr, dass das Läuten des Telefons ihn nicht störte. Aus dem Bett aufgestanden, griff sich Sakura ihr Nachthemd, zog es sich über und verließ barfuß ihr Schlafzimmer. Leise schloss sie die Tür hinter sich und ging zum Telefon. Sakura nahm den Hörer ab und gab unwirsch ein „Ja?“ von sich. Als sie die folgenden Worte vernahm, wich sämtliche Farbe aus ihrem Gesicht, ihr Herzschlag setzte einen Moment aus. Nur mit Mühe und Not konnte sie den Hörer in ihrer zittrigen Hand halten. Sakura glaubte, ihre Beine würden jeden Moment unter ihr einknicken. „Ich komme“, hauchte sie ihrem Anrufer entgegen. Halt suchen hielt sie sich an der Wand fest. Wie sollte sie das Itachi sagen? Sakura war so durcheinander. Eine einzelne Träne rann ihre Wange hinunter. Obwohl Sakura so etwas kannte, stand sie unter Schock. Bevor sie zu Itachi ging und ihm sagte, was geschehen war, musste sie sich selbst erst einmal sammeln. Anschließend würde sie mit ihm ins Krankenhaus gehen. Zu Sasuke. Itachi schlief so tief und fest, wie schon lange nicht mehr. Oder hatte er jemals so gut geschlafen? Er wusste es nicht. Konnte sich nicht erinnern. Doch so angenehm wie er ins Reich der Träume geglitten war, so unsanft wurde er daraus gerissen. Das Licht wurde angeschaltet, was er jedoch nur am Rande wahrnahm und ehe sich Itachi versah, wurde heftig an seinem Körper geschüttelt und gezogen. „Itachi, wach auf. Komm schon! Itachi!“ Hätte Sakuras Stimme nicht so drängend geklungen, hätte er es sich vielleicht noch einmal anders überlegt, aber in ihrer Stimme schwang ein alarmierender Unterton mit, der Itachi sofort seine Augen öffnen ließ. Kaum hatte er das getan, musste er auch schon gegen das grelle Licht der Deckenlampe ankämpfen. „Was…?“ brachte er noch nicht ganz wach heraus. „Sasuke“, sagte Sakura und sogleich verkrampfte sich Itachis Körper. Erst jetzt fiel Itachi auf, dass Sakura ganz durcheinander wirkte. Oh nein, war es geschehen? Sein Bruder war… Sein kleiner Bruder, auf den er hätte besser aufpassen, war…. Überrascht riss Sakura die Augen auf. „Itachi, warte! Entschuldige, ich hätte das wohl besser anfangen sollen“, begann Sakura, doch Itachi war es egal. Es gab keine schonende Methode jemanden einen solchen Verlust mitzuteilen. Noch vor wenigen Stunden hatte Itachi geglaubt, er müsse im Himmel sein. Jetzt wusste er es besser. Er war in der Hölle. „Itachi, hör mir zu. Sasuke lebt. Er ist aufgewacht.“ Bei Sakuras Worten krampfte Itachis Körper erneut zusammen. Itachi glaubte, sich verhört zu haben. Sein Herz schlug wie wild in seiner Brust. War das ein schlechter Scherz? Wenn er in der Hölle war, würde dies perfekt passen. „Itachi, hey! Alles in Ordnung mit dir? Werd mir hier nicht ohnmächtig!“ Sakura setzte sich auf das Bett, hielt seine Oberarme fest und sah eindringlich in sein Gesicht. Doch Itachi bekam es nur am Rande mit. Tatsächlich drehte sich die Welt um ihn, aber er würde nicht ohnmächtig werden. Hoffnung, Unglauben und pure Freude kämpften um die Oberhand seiner Gefühlswelt. Er stand unter Schock, entschied Itachi. Andernfalls konnte er sich nicht erklären, warum er nicht längst aufgestanden war und sich auf den Weg zu seinem Bruder machte. Aber so sehr Itachi auch wollte, sein Körper bewegte sich nicht. Er befand sich in einer Art Starre, aus der er nicht heraus kam. Die letzten Stunden waren wohl einfach zu viel des Guten für ihn gewesen, entschied Itachi. Nie hätte er sich vorstellen können, so etwas zu erleben. Nie hätte er für möglich gehalten, dass sich eine Frau wie Sakura mit ihm einließ. Nie hätte er es für möglich gehalten, dass sein Wunsch, sich bei seinem Bruder zu entschuldigen und ihm die Wahrheit zu sagen, wirklich in Erfüllung gehen könnte. „Itachi, komm schon. Sag was. Das sind doch gute Neuigkeiten“, drang Sakuras besorgt klingende Stimme durch den Nebel der Gedanken zu ihm durch. Langsam gelang es Itachi seinen Blick auf die Frau an seiner Seite zu fokussieren. Genau, Sakura hatte Recht. Das waren gute Neuigkeiten. Plötzlich blinzelte Itachi überrascht mit seinen Augen. Eine warme Flüssigkeit rann seine Wangen hinab. Weinte er? Als ob dies den Bann gebrochen hätte, löste sich die Starre, die von seinem Körper Besitz ergriffen hatte. In einer schnellen Bewegung legte Itachi die Arme um Sakura und zog sie zu sich. Er vergrub sein Gesicht in Sakuras Halsbeuge. Tief atmete er ihren Duft ein. Zitternd atmete er wieder aus. Sakura indessen hatte ebenfalls die Arme um ihn geschlungen und fuhr beruhigend mit den Händen über seinen Rücken. „Jetzt wird alles wieder gut“, flüsterte sie ihm Mut zu. Pure Dankbarkeit und Freude durchflutete seinen Körper. Er war mehr als nur froh, Sakura jetzt an seiner Seite zu haben. Anfangs war Sakura regelrecht um Itachi besorgt gewesen. Sie war aber auch dumm gewesen, so wie sie sich verhalten hatte. Klar hatte Itachi glauben müssen, Sasuke wäre tot. Aber das war er nicht. Er war am Leben! Sakura konnte es immer noch nicht so richtig fassen und sie schwankte andauernd zwischen dem Gefühl, Luftsprünge zu machen oder vor Erleichterung einfach loszuheulen. Doch sie riss sich zusammen. Itachi brauchte sie gerade. Und sie musste schnell ins Krankenhaus. Sasuke war immerhin nicht nur ihr Freund und Teamkamerad, sondern auch ihr Patient. Es waren bereits einige Minuten verstrichen, seitdem Kizune Sakura angerufen hatte und ihr die Neuigkeiten mitgeteilt hatte. Momentan befand sich wohl Tsunade bei Sasuke und checkte die wichtigsten Sachen, bis Sakura eintreffen würde. Sakura wusste, Sasuke war bei der Hokage gut aufgehoben, aber sie wollte ihn selber endlich sehen. Als sich Sakura sicher war, dass es Itachi jetzt einigermaßen gut ging, löste sie die Umarmung und blickte in Itachis tränenüberströmten Gesicht. Der Anblick zerriss ihr fast das Herz. Nie hätte sie geglaubt, diesen in sich gekehrten, distanzierten Mann bei einem solchen Gefühlsausbruch zu erleben. Er sah aus wie ein Hund, der einmal zu oft von seinem Herrchen misshandelt worden war und dennoch immer wieder nach der Liebe und Anerkennung seines Herrchens bettelte und hoffte, es würde alles besser werden. Das eine zweite Chance auf ihn warten würde und alles wieder gut sein würde. Und gleichzeitig hatte er Angst vor dieser Hoffnung auf eine schönere Zukunft. Sakura konnte die widersprüchlichen Gefühle über das Band, das sie verband, deutlich spüren. Neben Hoffnung, Freude und Glück gab es auch Angst, Zweifel und Unsicherheit. Sie wusste nicht, was sie tun oder sagen sollte, damit es Itachi besser ging. Daher lächelte sie ihn einfach nur an, wischte seine Tränen weg, während sie selber dagegen ankämpfte, nicht los zu weinen. „Komm, lass uns was Ordentliches anziehen und dann gehen wir zu Sasuke.“ Itachi nickte nur. Vorsichtshalber ergriff Sakura seine Hand und zog ihn aus dem Bett. So wie es aussah, musste sie ihre eignen Gefühle erst einmal hinten anstellen und sich um die Uchiha-Brüder kümmern. Aber das störte sie nicht. Sie tat es gerne, solange sie sah, dass es beiden gut ging. Und Sakura hoffte sehr, dass sie es schaffen würde. Wenige Minuten später gingen Sakura und Itachi gemeinsam durch das noch schlafende Konoha. Es war nicht einmal 5 Uhr morgens, der Mond war bereits dabei der Sonne zu weichen, doch dämmern tat es noch nicht. Dafür aber färbte sich der Himmel langsam rötlich und verdrängte die Schwärze der Nacht. Die Straßen lagen still und ruhig vor ihnen. In nur sehr, sehr wenigen Häusern gingen die ersten Lichter an. Der Großteil lag noch in tiefem Schlaf. Dadurch schafften Sakura und Itachi den Weg zum Krankenhaus schneller als üblich. Doch Itachi bemerkte es nicht wirklich. Er war viel zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt. Er hatte sich zwar etwas beruhigt, aber noch immer war er geistig nicht auf der Höhe. Umso näher sie dem Krankenhaus kamen desto unruhiger wurde Itachi. Er wollte losrennen und gleichzeitig wieder umkehren. Itachi war nervös. Er wusste nicht, was er tun sollte, wenn er seinen Bruder wiedersah. Was sollte er nur Sasuke sagen? War Sasuke jetzt überhaupt ansprechbar und in der Lage, alles um sich herum wahrzunehmen? Würde Sasuke ihn gleich wegschicken? Inzwischen waren Sakura und Itachi im Krankenhaus angekommen. Kaum hatten sie das Grundstück betreten, wurde Sakura fachmännisch und ging zielstrebig mit Itachi zu Sasukes Zimmer. Wie immer standen Anbu davor und bewachten den Patienten darin. „Mach dir keine Sorgen“, sagte Sakura und lächelte aufmunternd zu. Es waren die ersten Worte, die Sakura zu ihm sagte, seitdem sie ihre Wohnung verlassen hatten. Gern hätte Itachi Sakura jetzt umarmt. Ihre Nähe gab ihm Kraft. Aber er unterließ es. Es wäre eher kontraproduktiv dies vor den Anbu und dem Krankenhauspersonal zu tun. Itachi wollte Sakura keine Probleme bereiten. Nicht mehr, als er ohnehin schon verursacht hatte. Etwas langsamer als sonst ging Sakura mit Itachi zusammen zu dem Krankenzimmer. Würden die Anbus ihn reinlassen? Wie ging es Sasuke? Noch immer hatte er keine Idee, was er tun und wie er reagieren sollte, sollte Sasuke noch wach und aufnahmefähig sein. Was sollte er sagen? Itachi wusste es nicht. Dafür war er unglaublich nervös. Seine Handflächen waren schwitzig, sein Puls ging viel zu schnell, sein Mund war trocken und Itachi fühlte sich, als wäre seine Haut geschrumpft und nun zu klein für seinen Körper. Itachi wollte im wahrsten Sinne des Wortes raus aus seiner Haut. Er fühlte sich eingeengt und doch wollte er zu der Tür rennen, sie aufreißen und seinen Bruder in die Arme nehmen. Inzwischen waren Itachi und Sakura an der weiß gestrichenen Patiententür angekommen. Sakura blieb stehen, lächelte ihn kurz an, ehe sie die Hand nach der Türklinke ausstreckte. Bevor sie das Metall nach unten drückte, bemerkte Itachi, wie sie tief Luft holte. Itachi war nur froh, dass Sakura es tat. Er war sich nicht sicher, ob er momentan in der Lage dazu war, eine Tür zu öffnen. Außerdem stellte er erleichtert fest, dass bislang die Anbu keine Anstalten machten, ihn aufzuhalten. So wie es sonst der Fall war. Und dann ging alles ganz schnell. Sakura drückte die Türklinke nach unten, öffnete die Tür, blieb einen Moment lang stehen, blickte in das Zimmer und rannte dann los. Itachi, der bislang noch nichts hatte sehen können, dachte, es wäre etwas Furchtbares passiert. Schnell wollte er ihr folgen, blieb aber im Türrahmen stehen, als er sah, wie Sakura seinem Bruder um den Hals fiel. Dieser saß aufrecht in seinem Bett. „Sasuke! Oh mein Gott, du bist wach. Du bist endlich wieder wach!“ Auch wenn Itachi Sakuras Gesicht nicht sehen konnte, da sie ihm den Rücken zukehrte, konnte er deutlich hören, wie sie vor Freude anfing zu weinen. Itachi selbst stand noch immer wie erstarrt dar. Das Bild, wie sein kleiner Bruder im Bett saß, vor sich hinstarrte und dennoch Sakuras Umarmung erwiderte, war zu viel für Itachi. Er war so erleichtert, dass es Sasuke gut ging. Und zeitgleich verpasste ihm der Anblick von Sakura und Sasuke einen kleinen Stich. Dennoch versuchte Itachi dies zu ignorieren. Es ging hier immerhin um Sasuke, sein kleiner Bruder, der monatelang im Koma gelegen hatte. Wegen ihm. Noch immer konnte sich Itachi sich nicht rühren. Er hatte Angst. Schlicht und ergreifend Angst. Bislang hatte Sasuke ihn noch nicht bemerkt, was wohl vor allem an Sakura lag, die ihn abwechselnd umarme und begutachtete. Dabei redete sie unaufhörlich auf ihn ein. Sagte ihm, wie sehr sie ihn vermisste hatte und wie es den anderen ging, dass sie sich alle Sorgen um ihn gemacht hatten und von wem sie ihm gute Besserung wünschen sollte. Itachi musste zu Sasuke. Er musste um Verzeihung bitten, auch wenn er es nicht verdiente. Er musste sich bei Sasuke entschuldigen. Er musste zu seinem Bruder. Irgendwie schaffte es Itachi, seinen Körper in Bewegung zu setzen. Er hob das rechte Bein, doch bevor er den Fuß wieder auf den Boden aufsetzen konnte, packten ihn Händen an den Schultern und zogen ihn zurück. Schon fast panisch riss Itachi die Augen auf. Abrupt versteifte sich Sakura, als sie Itachis Panik wahrnahm. Noch bevor sie sich von Sasuke lösen konnte, hörte sie den Tumult und Itachis Stimme, die verlangte, zu Sasuke gelassen zu werden. Als sich Sakura umdrehte, konnte sie gerade noch so sehen, wie einer der zwei Anbu Itachi wegzog, während der andere die Tür schloss. Entsetzt blickte Sakura zu. Was sollte sie jetzt tun? Nun, vielleicht war es aber auch erst einmal besser so. Sakura war sich nicht sicher, ob Sasuke jetzt ein Treffen mit seinem Bruder verkraften würde. Außerdem sollte sie sich jetzt nicht wie seine Teamkameradin verhalten, sondern wie seine Ärztin. Danach konnte sie ruhig wieder Sasuke weinend um den Hals fallen. Aber zunächst… „Warte kurz“, sagte Sakura zu Sasuke und verließ schnell den Raum. Als sie die Tür wieder hinter sich schloss, sah sich Sakura nach Itachi um, der versuchte, den festen Griff des Anbu zu entkommen. „Schon in Ordnung. Es geht keine Bedrohung von ihm aus“, erklärte Sakura den Anbu und blickte ihn zusätzlich noch finster an, als dieser erst nach kurzem Zögern die Hand von Itachis Schulter nahm. Schnell kam Itachi auf Sakura zu. Wie vorhin auch schon, sah Itachi wie ein geprügelter Hund aus. Hoffnung und Angst zeichneten sich in seinem Gesicht ab. Dieselben Emotionen konnte sie über das Band, das sie verband, fühlen. „Itachi, ich checke Sasuke jetzt durch. Bitte warte solange hier. Ich komme dann zurück“ und hoffe, dass die Anbu dich irgendwie zu Sasuke lassen, dachte sich Sakura, sagte es aber nicht laut. Augenblicklich empfing Sakura Itachis Enttäuschung, dicht gefolgt von Verständnis. Es tat Sakura Leid, aber jetzt musste sie erst einmal eine gute Ärztin sein, bevor sie eine gute Freundin sein konnte. Aufmunternd lächelte Sakura Itachi zu. Anschließend ging sie zu Sasuke zurück. „Entschuldige“, murmelte sie, als sie wieder an das Bett trat. „Was…“, kam es mit brüchiger und trockener Stimme von Sasuke. Sein Versuch zu sprechen, wurde mit einem Hustenanfall belohnt. Schnell beeilte sich Sakura Sasuke ein Glas Wasser zu geben. „Hier, aber trink langsam“, wies sie ihn an. Nach einigen wenigen, kleinen Schlucken beruhigte sich Sasuke wieder. „Nur ruhig, okay? Du warst einige Monate weggetreten. Hat dir Tsunade schon genaueres erzählt?“ erkundigte sich Sakura. Ein Kopfschütteln war die Antwort. War ja klar. Manchmal konnte Tsunade wirklich faul sein. Wahrscheinlich hatte sie nur festgestellt, ob mit Sasuke körperlich alles in Ordnung war, bevor sie sich wieder vom Acker gemacht hatte. Aber eigentlich fiel diese Verantwortung auch Sakura zu. Immerhin war sie die behandelnde Ärztin. „Nun, kannst du dich noch an deinen Kampf mit Itachi erinnern?“ erkundigte sich Sakura, während sie nach einer kleinen Taschenlampe griff. Sasuke nickte. „Kannst du dich daran erinnern, dass du dabei von Kisame schwer verletzt wurdest?“ Erneut nickte Sasuke. Während Sakura die Fragen stellte, leuchtete sie mit der Taschenlampe in Sasukes Augen. Pupillenreaktion war normal. Gut. Sie schaltete das Licht aus und räumte die Lampe weg. „Hast du irgendwelche Schmerzen?“ erkundigte sich Sakura nun, während sie nach einem Fieberthermometer aus der Schublade griff. Gut, das sie all ihre Instrumente immer in Schränken und Schubladen in zig Behandlungsräumen lagerte. Sakura vergaß einfach zu oft ihren Ärztekittel anzuziehen. „Ja.“ Mit dieser Antwort hatte Sakura gerechnet. „Mund auf“, wies sie Sasuke an, als sie das Thermometer gefunden hatte, „Und jetzt nicht reden. Wo hast du Schmerzen?“ Eine hochgezogene Augenbraue seitens Sasuke ließ Sakura schmunzeln. Es ging ihm besser als gedacht. Darüber war sie unglaublich erleichtert. Auch wenn Sasuke noch ziemlich blass war, ein Schlauch in der Nase ihm weiterhin Sauerstoff zuführte und Kanülen in den Armen ihn mit genügend Flüssigkeit versorgten, war sich Sakura sicher, dass es Sasuke bald wieder besser ging. Er war ein Uchiha, ein Kämpfer. Er würde wohl bald verlangen, dass Bett verlassen zu dürfen. „Du kannst es mir auch zeigen“, wies Sakura ihn an. Die rechte Hand, in der keine Kanülen steckten, hob Sasuke langsam zu seinem Kopf an. Anschließend zog er einen weiten Bogen über seinen Oberkörper, über die Stellen, wo Kisames Schwert ihn durchbohrt hatte. Nun, die Kopfschmerzen konnten durch die Medikamente verursacht worden sein. Ebenso dadurch, dass er so lange gelegen hatte und sein Körper mit einer aufrechten Haltung ein wenig Probleme hatte. Das seine verheilten Wunden schmerzten, hielt Sakura eher für einen Phantomschmerz. Körperlich war Sasuke soweit eigentlich gesund. Dennoch sammelte Sakura ihr Chakra in den Händen und ließ sie über seinen Kopf und seinen Oberkörper wandern. Wie sie vermutet hatte, Sasuke war gesund. „Nun, Sasuke, du hast jetzt fast 3 Monate im Koma gelegen. Sieh es deinem Körper nach, dass er noch nicht so fit ist. Ich kann dir aber versichern, du bist gesund. Es kann sein, dass deine Muskeln und Gelenke in den nächsten Tagen und Wochen schmerzen werden, weil sie so lange nicht mehr benutzt wurden. Aber ich kann dir versichern, du wirst vollständig genesen.“ Kaum hatte Sakura mit ihrer Erklärung geendet, piepste das Fieberthermometer los. Sakura entnahm es Sasuke und besah sich die Zahl. 37,1°C. „Alles in Ordnung. Kein Fieber.“ Sakura räumte das Thermometer weg und lächelte Sasuke an. „Ich bin wirklich froh, dass es dir gut geht und du wieder da bist.“ Jetzt, da sie sich selbst davon überzeugt hatte, dass es Sasuke gut ging, war es ihr ein wenig peinlich, wie sie sich anfangs verhalten hatte. Vor allem, dass sie so sehr geweint hatte. Aber jetzt ging es ihr besser. Viel besser. Trotzdem machte sie sich noch ein paar Sorgen um Itachi. „Bist du müde?“ erkundigte sich Sakura, als ihr auffiel, wie Sasukes Augenlieder auf Halbmast hingen. „Du solltest jetzt ein wenig schlafen. Ich werde die Schwestern anweisen, dir ein leichtes Essen zu bringen, wenn du wieder wach bist. Und überanstrenge dich jetzt am Anfang bitte nicht. Dein Körper muss nach so langer Ruhe erst einmal wieder auf Touren kommen.“ Sakura ging davon aus, dass Sasuke eher wenig Hunger verspürte. Immerhin war er zuvor von einer Magensonde gut ernährt worden. Zum Glück hatte Tsunade diese bereits entfernt gehabt. Der Katheter war aber noch vorhanden. „Wenn du dein Essen später bei dir behältst und du kein Fieber bekommst, können wir morgen damit anfangen, dass du aus dem Bett kannst und mit der Physiotherapie beginnen. In Ordnung?“ Sasuke nickte nur. Er schien wirklich müde zu sein. „Dann lasse ich dich jetzt mal alleine. Ich komme später noch einmal wieder.“ Mit diesen Worten verwandelte sich Sakura von der professionellen Ärztin zur Teamkameradin und Freundin. Zum Abschied beugte sich Sakura vor und umarmte Sasuke. Es war ihr egal, ob er es wollte oder nicht. Jetzt war er eh noch zu schwach, um sich dagegen zu wehren. „Sakura“, kam es da krächzend von Sasuke. Die Angesprochene löste sich von Sasuke und sah ihn fragend an. „Itachi? Was ist mit ihm?“ kam es zwar mit schwacher, aber eindringlicher Stimme von Sasuke. Die Erleichterung, die sie bis eben noch empfunden hatte, wich Zweifel und Ahnungslosigkeit. Mist, was sollte sie Sasuke jetzt nur sagen? Panisch ratterten die Gedanken in ihrem Kopf umher. Alles tat ihm weh. Sasuke hätte nie gedacht, dass das nicht bewegen von Muskeln schmerzhafter war, als wenn man sich in einem Kampf oder im Training überanstrengte. Er fühlte sich unglaublich schwach, sein Kopf dröhnte, sein Hals schmerzte und dank seiner schwachen Muskeln, fühlte er sich auch noch wie ein neugeborenes Baby. Und trotzdem drängte es Sasuke danach, die Antwort zu erfahren. Als er vor nicht als zu langer Zeit aufgewacht war, hatte er sich anfangs ziemlich orientierungslos gefühlt und war erstaunt gewesen, als Tsunade aufgetaucht und ihm mitgeteilt hatte, er habe im Koma gelegen. Und nicht nur das. Er war auch wieder zurück in Konoha. Auch wenn es Sasuke doch ziemlich interessierte, wie er hierher gekommen war, wollte er noch viel dringender wissen, was mit Itachi geschehen war. Hatte er es geschafft, Itachi so weit zu schwächen, dass er seinen Verletzungen erlegen war? Allein der Gedanke daran, dass dieser Fischkopf ihm dazwischen gekommen war, seine Rache zu vollführen…. Sasuke benötigte jetzt einen klaren Kopf. Er war sowieso schon nicht auf der Höhe. Da durfte er sich nicht von seinen Rachegefühlen leiten lassen. Nein, jetzt musste er erst einmal so viel wie möglich aus Sakura herausbekommen. „I-itachi?“ kam es da auch schon von seiner ehemaligen Teamkameradin. Die Art und Weise, wie Sakura den Namen seines verhassten Bruders ausgesprochen hatte, gefiel Sasuke überhaupt nicht. Es sagte ihm jetzt bereits schon, dass sie nicht die erhoffte Antwort für Sasuke übrig hatte. Nein, Itachi war am Leben. Das konnte er an Sakuras Blick ablesen. Denn so glücklich und offen sie anfangs gewesen war, vermied sie jetzt den Blickkontakt mit ihm. Auch Sakuras Körperhaltung hatte sich verändert, war distanzierter gewesen. Eindeutig, Sakura fühlte sich unwohl. Sollte es nicht eigentlich Sasuke zustehen, sich so zu fühlen? Immerhin war er hier der Komapatient, der gerade erst aufgewacht war. Und obwohl er sich schwach und zeitgleich so müde fühlte – wie konnte man nach wochenlangem Schlafen nur müde sein? – wollte, nein musste Sasuke jetzt einfach wissen, was mit Itachi geschehen war. „Sakura“, brachte Sasuke nach kurzem Schweigen hervor. Das Sprechen war anstrengender als gedacht. Seine Stimmbäder fühlten sich an, als wäre jemand mit Schmirgelpapier darüber gefahren und hätte sie anschließend mit Glassplittern versehen. Und dennoch versuchte Sasuke so eindringlich zu klingen, wie es für ihn momentan möglich war. „Sasuke, du solltest dich ausruhen. Wir können später darüber reden“, schlug Sakura vor und versuchte sich an einem Lächeln. Spätestens jetzt war sich Sasuke sicher. Itachi lebte. Warum sonst sollte Sakura so ausweichend reagieren? Sie wollte nicht mit ihm darüber reden, aber es war Sasuke egal. Er wollte auf Sakura keine Rücksicht nehmen. Das hatte er so gut wie nie getan. Auch nicht auf Naruto oder sonst irgendwen. Und obwohl sich Sasuke sicher war, dass er bei dem Versuch, seinen Bruder zu töten, einen Fehlschlag erlitten hatte, wollte er es von Sakura hören. Sie wusste es, da war er sich sicher. „Sakura“, war alles, was Sasuke sagte, aber so eindringlich wie nur möglich. Und auch wenn er momentan nicht auf seine Stimme vertrauen konnte und er ohne Zweifel erst einmal wieder gesund werden musste, Sasukes Blick war so wirkungsvoll wie eh und je. Einen kurzen Moment zögerte Sakura, sie wandte den Blick von Sasuke ab, ehe sie wieder zu ihm sah. Dieses Mal lag Entschlossenheit in ihren grünen Augen, was den Uchiha ein wenig verwunderte. Kurz atmete Sakura tief ein und aus, ehe sie ihm eine Antwort lieferte, mit der Sasuke niemals gerechnet hatte. „Itachi lebt. Er ist hier. Gleich vor deiner Tür und wartet darauf, mit dir sprechen zu können.“ Sasuke fühlte sich, als würde der gesamte Sauerstoff gewaltsam aus seinem Körper gepresst werden. Von tausend glühend heißen Schwertern durchbohrt zu werden, wäre jetzt angenehmer als das, was Sakura ihm da gerade erzählt hatte. Zorn, nein, flammender Hass, loderte in Sasuke auf, verdrängte alles. Es verdrängte wo sich Sasuke befand, es verdrängte die Tatsache, dass er in einem Krankenhausbett lag und es sorgte auch dafür, dass Sasuke alles andere egal wurde. So schnell wie es für ihn in der Situation möglich war, griff Sasuke nach der Infusionsnadel in seinem Handrücken und zog sie mit einem Ruck heraus. Den stechenden Schmerz ignorierte er. Anschließend folgte der Sauerstoffschlauch in seiner Nase. Als Sasuke seine Beine aus dem Bett schwang und auf den Boden aufsetzte, drehte sich die Welt um ihn. „Sasuke!“ vernahm er die besorgte Stimme Sakuras wie durch Watte. Keine Sekunde später spürte er die helfenden, stützenden Hände Sakuras, die dafür sorgten, dass Sasuke nicht mit dem Gesicht auf dem Boden aufschlug. „Sasuke, verdammt, reiß dich zusammen!“ Fast zeitgleich mit Sakuras Worten, entstand großer Tumult vor dem Krankenzimmer. Während Sasuke noch gegen den Schwindel und die aufkeimende Übelkeit ankämpfte, wurde die Zimmertür geöffnet und jemand trat ein. Das es sich bei dem ungebetenen Besucher um das Ziel seiner Rache handelte, war Sasuke sofort bewusst. Überall würde er Itachi wahrnehmen. Er würde seinen Bruder überall finden. Vor lauter Schwindel, fiel es Sasuke schwer, seinen Blick zu schärfen, als er – weiterhin von Sakura gestützt – aufstand und seinen verhassten Bruder fixierte. Das Blut kochte in seinen Adern. Auch wenn Sasukes Körper noch geschwächt war, sein Hass reichte aus, damit er sich aufrichten und Sakuras Hände wegschlagen konnte. So wie es für seinen Körper normal war zu atmen, so automatisches aktivierte sich Sasukes Sharingan. Dank seiner verbesserten Sicht, konnte Sasuke, trotz leichtem Schwindel, Itachi gänzlich wahrnehmen. Itachi stand im Türrahmen wie erstarrt da. Zwei Anbu flankierten ihn und waren jederzeit bereit, einzugreifen. Im Gegensatz zu ihrem letzten Zusammentreffen, trug Itachi nicht seinen schwarz-roten Akatsuki Mantel. Stattdessen trug er schwarze Hose und schwarzes T-Shirt. Wie immer hatte Itachi sein langes Haar zu einem Zopf zurückgebunden. Was Sasuke jedoch verwirrte, waren die dunklen Augen, die ihn ansahen. Keine Spur von Rot. Und der Ausdruck auf Itachis Gesicht, irritierte Sasuke genauso. Anstatt Überheblichkeit, Kälte und Arroganz zu sehen, -die übliche Dominanz und Stärke die er sonst immer ausstrahlte – blickte Itachi besorgt drein. Sasuke, der eigentlich auf seinen verhassten Bruder losgehen wollte, blieb bei diesem Anblick abrupt stehen. Doch die Verwirrtheit legte sich schnell wieder, wurde von dem Hass schnell wieder verdrängt. Mit geballten Fäusten stand Sasuke in dem Krankenhauszimmer, Sakura neben ihm, seinen Bruder gegenüber und er wollte nichts lieber, als Itachi angreifen. Er wollte sehen, wie das Leben aus Itachis Augen verschwand. Doch leider spielte sein Körper nicht mit. Der Schweiß stand Sasuke auf der Stirn, rann seinen Rücken hinab. Seine Beine zitterten und zeitgleich war er nicht in der Lage, das benötigte Chakra zu schmieden. Das er überhaupt sein Sharingan aktivieren konnte, lag wohl einzig und allein an seinem Hass. „Sasuke“, kam es da von Itachi. Mit besorgter Stimme, wie er geschockt feststellen musste. Was fiel Itachi ein, mit solch besorgtem und flehendem Gesichtsausdruck da vor ihm zu stehen und ihn dann auch noch anzusprechen? Ein roter Vorhang legte sich über Sasukes Sicht. Das Blut rauschte in seinen Ohren. „Sasuke, beruhige dich“, mischte sich nun auch Sakura ein, doch das Gegenteil bewirkten ihre Worte. Sasuke versuchte einen Schritt nach vorne zu machen, auf seinen Bruder zu. Doch sein Körper machte nicht mit. Alles, was er bislang getan hatte, war zu viel für Sasukes Körper. Anstatt ihn zu Itachi zu bringen, damit Sasuke endlich seine Rache bekommen konnte, sackten seine Beine unter Sasuke weg. Ihm wurde schwarz vor Augen. Doch bevor er zusammenbrach, konnte er erneut Sakura und Itachi hören, die im Chor besorgt seinen Namen riefen. 10 Tage. Es waren jetzt bereits 10 Tage seit dem Zwischenfall im Krankenhaus vergangen. 10 Tage, in denen Itachi zwischen Sorge, Zweifeln und Selbsthass hin und her schwankte. Was nicht nur seine eigene Stimmung hinunter zog, sondern auch Sakuras. Dabei war Sakura dabei, all seine Fehler zu beseitigen und zu helfen, so gut sie nur konnte. Sakura war es, die als Ärztin für Sasuke Verantwortung übernahm. Sie sorgte dafür, dass es ihm körperlich wieder besser ging. Und er war auf einem sehr guten Weg, sie Itachi mitgeteilt hatte. Außerdem war es Sakura gewesen, die darauf bestanden hatte, Sasuke die momentanen Umstände zu beschreiben und zu erklären. Sie war zwar nicht näher darauf eingegangen, warum Tsunade Itachi für einigermaßen vertrauenswürdig hielt und ihm eine zweite Chance in Konoha gab, aber sie hatte erklärt, dass sie auf ihn aufpasste und das sie daher zusammen lebten. Auch hatte Sakura geschildert, wie es Itachi zu verdanken gewesen war, dass Sasuke jetzt noch am Leben war. Sakura war nur vage gewesen, als Itachi sie darauf angesprochen hatte, aber Sasuke schien dies alles nicht besonders gut aufgenommen zu haben. Wer konnte es ihm verübeln? Itachi hätte an Sasukes Stelle wohl genauso reagiert. Momentan sorgte sich Itachi nur darum, dass Sasukes Hass nicht wuchs. Außerdem hoffte er verzweifelt darauf, dass Sasuke ihm eine Chance gab, sich zu erklären. Bislang hatte Sasuke sich geweigert, Itachi zu sehen. Er konnte es ja verstehen. Stattdessen waren natürlich Naruto und Kakashi mehrfach zu Besuch gewesen, ebenso wie andere ehemalige Klassenkameraden und Freunde. Als Neji einmal zu Besuch gewesen war, hatte er davon erzählt, wie Tenten und Lee, seine Teamkameraden, ihn dazu genötigt hatten, Sasuke zu besuchen. Sasuke sei wie immer gewesen. Ruhig, distanziert und nicht sonderlich an Besuch interessiert gewesen. „Gib ihm Zeit“, hatte Neji Itachi geraten. „Er muss so einiges verkraften. Das dauert. Du kannst keine Wunder erwarten.“ Wie Recht Neji damit hatte. Das war jetzt vier Tage her gewesen. Und dennoch fühlte sich Itachi wie ein eingesperrter Tiger, der seine kleinen Runden im Käfig zog. Itachi brauchte ein Ventil. Obwohl er weiterhin am Training teilnehmen durfte, brauchte er mehr. Und er wusste genau, was ihm dabei helfen würde. Oder wer. Doch seitdem Sasuke aus dem Koma erwacht war, verbrachte Sakura viel Zeit bei ihm. Zum einen als Ärztin, zum anderen aber auch als Freundin. Itachi musste daher viel Zeit allein verbringen. Früher hätte ihn das nicht gestört, aber seitdem er wusste, wie es war, mit Sakura zusammen zu leben… Und wenn Itachi ehrlich zu sich selbst war, war er wohl auch ein wenig eifersüchtig, dass Sakura nun so viel Zeit mit Sasuke verbrachte und nicht mit ihm. Außerdem hatten sie nie über ihre gemeinsame Nacht geredet. Dafür waren sowohl Sakura als auch Itachi zu sehr mit Sasuke beschäftigt. Und auch wenn Itachi wusste, als Ärztin musste sich Sakura um Sasuke kümmern, vermisste er sie. Er wünschte sich, sie würde ihm ein wenig mehr Zeit schenken. Dabei waren diese Gedanken nur hinderlich. Außerdem, woher hatte er das Recht, so zu denken? Nur weil sie eine Nacht miteinander verbracht hatten? Außerdem waren Itachi längst die Gerüchte zu Ohren gekommen, dass Sasuke Sakuras erste große Liebe gewesen war. Sie mochte zwar bereits andere Beziehungen geführt haben, aber, wenn Itachi daran dachte, wie glücklich sie gewesen war, als sie Sasuke im Krankenhaus besucht hatten…. Der Gedanke daran versetzte Itachi einen Stich im Herzen. Gleichzeitig rief er sich wieder in den Kopf, dass Itachi schon glücklich sein konnte, von Sakura als Freund anerkannt zu werden. Auf mehr sollte er nicht hoffen. Außerdem sollte er versuchen, die negativen Gedanken und Gefühle zu beseitigen. Andernfalls würde er damit nur Sakura schaden und sie womöglich davon abhalten, dass mit Sasuke wieder alles in Ordnung kam. Er musste sich zusammenreißen, für Sakura und auch Sasuke. Und er würde jetzt damit anfangen, entschied Itachi. Erschöpft kam Sakura an diesem Abend nach Hause. Die letzten Tage war sie eigentlich andauernd erschöpft. Sie schlief nicht viel, war sehr viel im Krankennhaus und machte sich Sorgen. Nicht so sehr um Sasuke, wie all ihre Freunde annahmen. Dem ging es körperlich gut. Ausgezeichnet sogar, so schnell wie Sasuke sich von seinem monatelangen Koma erholte. Natürlich sorgte sie sich ein wenig um seine geistige Verfassung, aber ihre Hauptsorge galt dem älteren der Uchiha-Brüder. Während Sakura wusste, dass Tsunade Sasuke in den nächsten Tagen anbieten wollte, dass auch er das Resozialisierungsprogramm durchlaufen können wie Itachi – dafür hatte sie tagelang mit ihren Beratern zusammen gesessen – und sie sich sicher war, dass damit Sasukes Zukunft irgendwie in gute Bahnen verlaufen würde, so war Itachi doch ein ganz anderes Kapitel. Seit 10 Tagen war Itachi in einem Tief und Sakura wusste nicht, wie sie mit ihm umgehen sollte. Was sollte sie Itachi nur sagen, damit es ihm wieder besser ging? Sie wusste es nicht. Und bislang hatte sie dieses Problem ein wenig vor sich hergeschoben. Wenn Sakura ehrlich zu sich selbst war, fürchtete sie sich ein wenig dafür, dass ein Gespräch über Sasuke irgendwann auch weiter gehen und dann über sie und Itachi ging. Sasuke bot Sakura momentan eine wunderbare Ablenkung. Natürlich war sie froh, dass es ihm besser ging – vor einigen Tagen hatte er mit seiner Physiotherapie angefangen – aber dank ihm konnte sich Sakura davor drücken, über ihre Gefühle für Itachi nachzudenken. Allerdings schaffte sie es, sich eine Sache einzugestehen. Sie vermisste Itachi. Itachi legte die Zeitschrift weg, in der er nach neuen Rezepten gesucht hatte, als er die Wohnungstür hörte, wie sie geöffnet und wieder geschlossen wurde. Er hatte versucht, sich mit neuen Kochrezepten etwas ablenken zu können, an etwas Harmloses zu denken. Jetzt, wo Sakura jedoch wieder zurückkehrte, spannte sich Itachis Körper an. Einerseits war er erfreut, Sakura wiedersehen zu können, andererseits war da diese Distanz zwischen ihnen. Diese Mauer, mit der Itachi nicht umzugehen wusste. „Hey“, begrüßte Sakura Itachi und lächelte ihn erschöpft an. „Hey“, grüßte Itachi zurück. Sofort fielen ihm die dunklen Augenringe unter den sonst so strahlenden grünen Augen. Doch heute blickte Sakura wieder einmal erschöpft drein, so wie jeden Tag in letzter Zeit. Das Strahlen ihrer Augen, das er so mochte, war verschwunden und Itachi war sich sicher, er trug seinen Teil dazu bei. „Ich habe bereits Abendessen gekocht. Also wenn du…“ schlug Itachi vor, doch Sakura winkte lächelnd ab. „Danke, aber ich habe schon gegessen.“ So spielte es sich in den letzten Tagen immer ab. Sakura verbrachte fast den kompletten Tag im Krankenhaus und kam lediglich zum Schlafen nach Hause. Es war bereits 21:18 Uhr und somit hatte Itachi bereits damit gerechnet, dass Sakura mal wieder im Krankenhaus gegessen hatte. „Aber danke. Itachi….ich…“ Sakura stand mitten im Wohnzimmer und wirkte unsicher. Sie spielte mit einer Hand am Saum ihres Oberteils herum, mit der anderen Hand fuhr sie durch ihr kurzes Haar. Etwas irritiert blickte Itachi zu Sakura. Was war heute mit ihr los? War etwas mit Sasuke geschehen? Sofort schlug Itachis Herz schneller. Vor Angst und Sorge. Sakura bemerkte es durch ihr einseitiges Band augenblicklich und winkte ab. „Keine Sorge. Mit Sasuke ist alles in Ordnung. Weißt du, Tsunade will Sasuke ebenfalls anbieten, dass er in Konoha wieder eingegliedert werden kann. Wenn er möchte.“ Sofort durchströmte Erleichterung Itachi. Das waren wirklich gute Neuigkeiten. Aber was war dann mit Sakura los? In Momenten wie diesen verfluchte es Itachi, dass Sakura seine Gefühle mitempfinden konnte, während ihm dies versagt blieb. „Sakura, was ist los?“ erkundigte sich Itachi daher. Etwas zaghaft, wie er fand. Er machte sich Sorgen um Sakura und verteufelte sich selbst dafür, dass seine negativen Gedanken negative Auswirkungen auf Sakura hatten. „Ach“, war alles, was sie seufzend von sich gab, auf Itachi zu kam und sich neben ihn auf die Couch setzte. Sofort kam Freude in Itachi auf. Sie waren sich schon so lange aus dem Weg gegangen. Er war so froh Sakuras Nähe zu spüren. Erleichtert. „Tut mir Leid, dass ich dir Sorgen bereite.“ „Sakura, nein. Mir tut es Leid, dass ich…“, begann Itachi, doch Sakura ließ ihn nicht ausreden. „Nein, Itachi. Ich finde es nachvollziehbar, dass du dir momentan viele Gedanken um Sasuke machst. Vielleicht zu viele. Dennoch kann ich dich verstehen. Und das ich dich fast die komplette Zeit alleine lasse, hilft wohl auch nicht viel.“ „Ich bin ja nicht andauernd alleine. Ich nehme am Training teil und Neji war auch vor kurzem hier.“ „Oh, wirklich?“, kam es überrascht von Sakura. Itachi nickte kurz. Ein kleines Lächeln bildete sich auf Sakuras Lippen. Der Anblick sorgte für ein warmes, wohliges Gefühl, dass sich von seinem Herzen aus zu dem Rest seines Körpers ausbreitete. Itachi merkte selbst, wie ein kleines Lächeln sich den Weg auf sein Gesicht anbahnte. Dann gähnte Sakura herzhaft auf. „Ich sollte wohl bald schlafen gehen.“ „Du musst mehr auf dich achten. Du arbeitest zu viel.“ „Hmhm, vielleicht hast du recht.“ Neben ihm streckte sich Sakura kurz, lockerte ihre verspannten Muskeln. Und dann tat sie etwas, womit Itachi nicht gerechnet hatte. Sie lehnte ihren Kopf an Itachis Schulter und kuschelte sich an ihn. Immer schneller schlug Itachis Herz und er lächelte unweigerlich vor sich hin. Ein Glücksgefühl kam in ihm aus. Seit Tagen war es der erste Moment, in dem Itachis Gedanken einmal nicht von negativen Gefühlen bestimmt wurden. Er schlang einen Arm um Sakura und zog sie ein wenig näher an sich. Und obwohl ihm diese Situation unglaublich gefiel, wusste er, dass Sakura ins Bett gehörte. Sie sollte nicht auf der Couch schlafen müssen. Und das sagte er ihr auch. Langsam hob Sakura den Kopf an. Ihre Augenlider waren nur halb geöffnet. Sie wirkte eindeutig müde auf Itachi und trotzdem erregte ihn dieser Anblick. Etwas, das Sakura natürlich nicht verborgen blieb. Sie zog tief die Luft zwischen den Zähnen ein, ihr Blick wurde wacher. „Ja, du hast Recht. Ich sollte jetzt besser ins Bett gehen.“ Innerlich schalt sich Itachi für seinen hormongesteuerten Körper, der in Sakuras Gegenwart anscheinend nur an das Eine denken konnte. Seine Geilheit war jetzt wirklich nicht angebracht. Daher warf Sakuras nächster Satz ihn aus der Bahn. „Aber nicht alleine.“ Und ehe sich Itachi versah, stand Sakura auf, zog Itachi mit sich und steuerte auf ihr Schlafzimmer zu. Es war 6:45 Uhr, als am nächsten Morgen Sakuras Wecker losschrillte. Auch wenn sie nicht so viel geschlafen hatte, wie anfangs vorgehabt, hatte sie dafür sehr tief und gut geschlafen. So gut, wie seit Sasukes Erwachen nicht mehr. Diese Nacht war sie nicht voller Sorgen eingeschlafen. Nein, diese Nacht war sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht ins Reich der Träume geglitten. Und zu verdanken hatte sie es dem wunderbaren Mann neben sich, in dessen Armen sie noch immer lag. Auch wenn sie bereits den Wecker ausgeschaltet hatte, wollte sie nicht aufstehen. Sakura wollte nicht weg von Itachi. Wenn sie das Bett und damit ihn verließ, musste sie sich wieder der Realität stellen. Und das hieß, sie musste so langsam aber sich mal mit Itachi reden, was da zwischen ihnen war. Das erste Mal hatte Sakura noch als Ausrutscher betiteln können. Es war der Wut und der sexuellen Erregen geschuldet gewesen, die von Itachi ausging, nicht von ihr, wie sich Sakura die letzten Tage eingeredet hatte. Aber letzte Nacht…. Nein, diese Entschuldigung funktionierte nun leider nicht mehr. Itachi sorgte dafür, dass sich Sakura besser fühlte. In seiner Gegenwart konnte sie abschalten und entspannen. Und es war ein leichtes für ihn, Sakura zu erregen. Oh, wenn Sakura nur daran dachte, was Itachi letzte Nacht mit ihr angestellt hatte! Gut, zunächst hatte er sich geweigert und darauf bestanden, dass Sakura schlafen ging. Schlaf wäre jetzt wichtig für ihre Gesundheit, hatte er gesagt. War das nicht süß? Itachi sorgte sich um sie und das ließ Sakuras Herz schneller schlagen. Doch nach einem Kuss, den sich Sakura von Itachi gestohlen hatte, hatte der Uchiha seine Meinung schnell geändert gehabt. Oh und er hatte Sakura verwöhnt! Während in ihrer ersten gemeinsamen Nacht sie beide von ihren Instinkten geleitet worden waren, die es hart und schnell gewollt hatten, so war es dieses Mal etwas ruhiger zugegangen, wenngleich nicht weniger sinnlich. Allein der Gedanke, was Itachi mit seinem Mund angestellt hatte, sorgte dafür, dass sich Sakuras Unterleib zusammenzog und sie feucht zwischen den Beinen wurde. Der Sexflashback der letzten Nacht ließ Sakura erregt nach mehr hoffen. Sie konnte heute doch sicherlich ein wenig später zur Arbeit gehen, dachte sie sich und drehte sich in Itachis Armen um. Sie wollte den Mann neben sich mit ein paar Küssen wecken, doch zu ihrer Verwunderung, blickte sie in die bereits geöffneten, dunklen Augen Itachis. „Ähm, guten Morgen“, sagte Sakura nach einem kurzen Zögern. Das Itachi sie einfach nur ansah, ohne etwas zu sagen, verunsicherte sie ein wenig. Auch jetzt tat er nichts anderes. „Itachi?“ kam es erneut zögerlich von Sakura. „Wir müssen reden“, kam es von Itachi. Viel zu Ernst für ihren Geschmack. Auch ohne das Band, das Itachis Gefühle mit ihr Verband, wusste Sakura, worüber Itachi da sprach. Und es gefiel ihr überhaupt nicht. Dies bedeutete sich der unbequemen Realität stellen zu müssen. „Ich muss zur Arbeit. Wir können danach…“, versuchte es Sakura, doch Itachi ließ ihr keine Chance. „Nein, jetzt“, kam es sanft aber bestimmend von Itachi. Seine Worte waren nicht kalt oder harsch gewesen, im Gegenteil, und dennoch lief Sakura ein kalter Schauer über den Rücken. Sie wollte nicht darüber reden, was da zwischen ihnen war. Aber Itachi würde ihr wohl keinen weiteren Aufschub mehr geben. „Sakura, ich weiß, du hast momentan viel um die Ohren, aber so geht das nicht weiter. Ich danke dir wirklich sehr dafür, dass du mir immer wieder hilfst und mir so viel ermöglich hast. Dinge, von denen ich schon lange aufgehört hatte zu träumen. Aber ich denke nicht, das wir das hier so fortsetzen sollten.“ Bei Itachis Worten krampfte Sakuras Herz unweigerlich zusammen. Was? Itachi wollte aufhören, mit was auch immer das zwischen ihnen war? Ohne dem Ganzen eine Chance zu geben? Obwohl Sakura bislang nie in diese Richtung gedacht hatte und sie bislang erst zwei Nächte mit Itachi verbracht hatte, wusste sie, dass sie Itachis Nähe nicht missen wollte. Es war erfrischend, mit ihm über etwas zu diskutieren. Er machte sie manchmal wütend, ja, aber er machte sie auch glücklich. Sie genoss jede Sekunde mit ihm. Jeden Tag im Krankenhaus, wenn sie mit Sasuke beschäftigt war oder mit ihm redete, dachte sie sehnsüchtig an den Moment, wenn sie nach Hause kommen würde, wo Itachi auf sie wartete. „Ich bin mir dessen bewusst, dass du momentan viel durchmachst, aber ich denke, wir sollten einen anderen Weg finden, um unsere Sorgen und Probleme zu vergessen und den angestauten Stress zu verarbeiten“, unterbrachen Itachis Worte ihre Gedanken und verwirrten sie. Wovon genau sprach Itachi da? Das hörte sich für Sakura so an, als würden sie einander nur benutzen, um dem alltäglichen Stress zu entfliehen. War es das, was Sakura für Itachi war? Eine Ablenkung? Allein die Vorstellung zerriss ihr das Herz. Ohne es zu wollen, sammelten sich Tränen in ihren Augen. „Du musst dich deswegen nicht schuldig fühlen“, kam es da auch schon von Itachi. Schuldig fühlen? Sie? Warum sollte sie? „Also bin ich nichts weiter als eine Ablenkung für dich?“ wagte es Sakura zu fragen. Innerlich war sie nur froh, dass ihre Stimme nicht so brüchig und unsicher klang, wie sie sich fühlte. Doch weil sie sich nicht sicher war, ob sie eventuell weinen würde, senkte sie den Kopf. Die Haare fielen Sakura vor das Gesicht, während sie Itachis Worte bangend abwartete. Bislang hatte sie so etwas nie in Betracht gezogen, aber was hatte Sakura denn schon von Itachis Gefühlen mitbekommen? Angst, Sorge, depressive Gedanken, Erregung und Freude. Aber tiefgreifende Gefühle ihr gegenüber? Wie töricht sie doch gewesen war, schallt sich Sakura. Sie hatte einfach kein Glück bei den Uchihas. Immer war sie es, die mit einem gebrochenen Herzen zurück blieb. Itachi neben ihr richtete sich im Bett auf. „Sakura, was redest du da? Du warst und wirst nie eine Ablenkung für mich sein.“ Nicht? Was meinte Itachi dann? Und dann fiel es Sakura wie Schuppen von den Augen. Abrupt riss sie den Kopf hoch, die Augen immer noch feucht schimmernd vor ungeweinter Tränen. „Meintest du damit etwa mich?! Hast du wirklich geglaubt, ich wüsste keinen anderen Weg, wenn es mir nur darum ginge, mich abzulenken? Was für eine schlechte Meinung hast du eigentlich von mir Itachi?“ „Sakura, ich habe nicht…“ „Du glaubst, ich benutze andere Menschen und manipuliere sie für meine Zwecke? Für meine Gelüste?“ So langsam redete sich Sakura in Fahrt. Jetzt wütend zu sein war besser, als los zu weinen, entschied sie. Doch bevor sie noch so richtig loslegen konnte, überschwemmte sie ein Gefühl der Erleichterung und der schieren Freude. Es waren nicht ihre Gefühle, wie Sakura nach einem kurzen Moment bemerkte. Die Gefühle kamen von Itachi. Nun war sie vollends verwirrt. Doch es sollte sich noch steigern, als Itachi die Mundwinkel zu einem klitzekleinen Lächeln verzog und sich entschuldigte. „Verzeih. Ich wollte dir niemals so etwas unterstellen. Aber eine andere Schlussfolgerung konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Immerhin bin ich der in Ungnade gefallene Abtrünnige. Du hast jemand besseren verdient als mich. Und ich…“ Daher wehte der Wind, dachte Sakura nur, ehe sie zu Itachi „Idiot“ sagte und ihm um den Hals fiel. Es war bereits fast 8 Uhr, als Sakura sich endlich auf den Weg zum Krankenhaus machte. Sie wusste zwar immer noch nicht wirklich, was Itachi und sie nun waren – ein Paar oder Freunde plus? – aber immerhin musste sich Sakura diesbezüglich keine Gedanken mehr machen. Das Missverständnis was vorerst aus der Welt geschafft. Und das hatten sie gebührend gefeiert. Im Gegensatz zu den anderen Tagen, begleitete Itachi Sakura heute ins Krankenhaus. Vielleicht bestand die Möglichkeit, dass Sasuke es zulassen würde, dass Itachi ihn besuchen kam. Falls nicht, so kam Itachi wenigstens einmal vor die Tür. Jetzt, wo sich eine Sorge Sakuras in Luft aufgelöst hatte, stellte sie jedoch erstaunt fest, dass ein anderes Problem noch immer bestand. Größer als zuvor, wie Sakura fand. Es war, als würden die beiden Uchiha-Brüder immer Probleme mit sich bringen. In Konoha war die Tatsache, dass ein abtrünniger Uchiha hier wieder leben sollte, bereits auf Unmut gestoßen. Aber nun beide? Das ging den Leuten zu weit. Vor allem misstrauten sie Itachi, der in ihren Augen – und wohl auch zu Recht – das größere Verbrechen begangen hatte. Viele würden es wohl einfach tolerieren, wenn Sasuke wieder von Konoha aufgenommen werden würde. Bei Itachi hatte es von Anfang an anders ausgesehen. Die Bewohner Konohas hatten Itachi schon immer missmutig begutachtet und die Straßenseite gewechselt, wenn Sakura mit ihm durch Konoha lief. Aber nun schlug ihnen einen Kälte und Ablehnung entgegen, mit der Sakura nicht gerechnet hatte. Auch wenn dieser Unmut, ja schon fast Hass, nicht Sakura galt, sie konnte es kaum ertragen, mit was für Blicken Itachi gewürdigt wurde. Vor allem war nun der angstvolle Respekt Itachis gegenüber verflogen und Wut gewichen. Die Leute riefen immer mal wieder Beleidigungen und wüste Beschimpfungen Itachi hinterher, der diese unkommentiert ließ. Auch wenn Itachi nach außen die Maske der Gleichgültigkeit aufgesetzt hatte, Sakura konnte er dadurch nicht täuschen. Sie konnte seine Sorge spüren, die Unsicherheit und sogar ein wenig Angst. Wohl vor der Zukunft. Aber sie wusste einfach nicht, was sie tun sollte. Itachi hatte Sakura gewarnt. Vor nicht einmal 10 Minuten hatte er ihr noch gesagt, es wäre unklug, wie sie sich soeben entschieden hatte. Dass er ihr nicht schaden wolle, aber sein Ruf es sicherlich auch ohne sein Zutun tun würde. Sakura hatte abgewunken. Sie liefen ja nicht Händchenhaltend durch die Straßen. Doch jetzt wurde ihr klar, dass eine gemeinsame Zukunft, falls es zwischen ihnen so ernst werden sollte, wahrlich kein Zuckerschlecken werden würde. Sasuke saß auf dem Besucherstuhl und wartete auf Sakura. Er wollte endlich seinen Körper weiter trainieren, ihn wieder in Hochform bringen. Doch ohne Sakuras Anwesenheit, war es Sasuke nicht geschattet, seine Krankengymnastik zu betreiben oder in irgendeiner Art und Weise zu trainieren. Dabei fühlte sich Sasuke bereits viel besser, als noch vor einigen Tagen. Er war zwar noch nicht so fit wie vorher, aber es würde nicht mehr lange dauern. Seine Ausdauer verbesserte sich stetig und der nervende Muskelkater wurde auch immer schwächer. Sein Körper fühlte sich nicht länger zittrig und schwach an und Schmerzen hatte er sowieso schon gar keine. Warum also musste er noch immer im Krankenhaus sein? Und das auch noch unter strengster Bewachung? Nicht nur waren 24 stundenlang Anbu vor seinem Zimmer postiert, auch patrouillierten welche auf dem Dach, vor dem Krankenhaus und sicherlich versteckten sich welche, die Sasuke momentan noch nicht bemerkt hatte. Sasuke konnte nicht einordnen, ob sie zu seinem Schutz oder zu seiner Bewachung dienten. Sicherlich beides. Es war ihm aber auch egal. Er wollte hier raus. Er musste zu Itachi. Zu wissen, dass sie beide in derselben Stadt lebten, nur wenige Kilometer voneinander getrennt, machte ihn wahnsinnig. Es war Sasuke auch egal, was Sakura und die anderen ihm erzählt hatten. Von wegen, Itachi hätte seine Gründe gehabt, er hätte Sasuke nie etwas antun wollen und nur das Beste für ihn gewollt. So ein Schwachsinn! Bevor Sasuke sich weiter in seine negativen Gedanken vergraben konnte, wurde endlich seine Zimmertür geöffnet und Sakura trat ein. Sie wirkte ein weniger erholter als die letzten Tagen. Außerdem hatte sich Sakura in den letzten Jahren gemacht, entschied Sasuke. Sowohl äußerlich als auch was ihre Fähigkeiten als Ninja betraf. „Du bist heute spät“, begrüßte Sasuke seine Ärztin, Aufpasserin, ehemalige Kameradin und Freundin. „Dir auch einen guten Morgen“, kam es leicht sarkastisch zurück. „Wie ich sehe, bist du bereit, loszulegen?“ Sasukes Antwort bestand aus einem Nicken. Natürlich war er das. Sein Körper brannte darauf, sich endlich zu bewegen. Zu lange hatte er nichts tun können. Selbst das Bett mied Sasuke so gut es ging und er benutzte es nur zum Schlafen. „Gut. Bevor wir jedoch anfangen, wollte ich dir sagen, dass du einen Besucher hast. Willst du ihnen sehen?“ „Wer ist es?“ Wenn es Naruto oder sonst einer seiner ehemaligen Kameraden war, konnte sie gleich wieder gehen. Alle waren ein wenig nervig, auch wenn sie es nur gut meinten. Von Kakashi einmal abgesehen. Doch obwohl er so dachte, wusste Sasuke auch, dass es ihn gefreut hatte, sie wiederzusehen. Und auch wenn Sasuke immer genervt tat, brachte es alte, schöne Erinnerungen zurück, wenn Naruto mit seiner nervigen Art anfing auf Sasuke einzureden. „Es ist Itachi.“ Diese drei schlichten Worte Sakuras brachten Sasuke zurück in das Hier und Jetzt. Eine eiskalte Hand umgriff sein Herz und packte fest zu. Automatisch aktivierte Sasuke sein Sharingan. Er war hier. Vor der Tür. Dieses Mal würde er es schaffen. Sasuke war nicht mehr so schwach wie vor 10 Tagen. Er würde seine Rache bekommen. Endlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)