Fehlende Erinnerung von Yosephia (Wenn das Leben falsch ist) ================================================================================ Kapitel 2: Anfall ----------------- Schweigend stand Natsu am Eingang zur Gilde und nahm all die Eindrücke in sich auf. Die Gerüche. Die Farben. Das Lärmen. Seine Erinnerung sagte ihm, dass alles wie immer war. Doch dieses Gefühl – dieses bohrende, stechende, hämmernde, quälende Gefühl – verschwand einfach nicht. Etwas war falsch. Jemand fehlte. Diese Person hatte kein Gesicht, keine Stimme, keinen Geruch, aber sie fehlte. Natsu spürte es mittlerweile mit jeder Faser seines Körpers. „Natsu?“ Happys Stimme klang kläglich, war nur noch eine winzige Nuance von einem Wimmern entfernt. Natsu wusste, dass er seinen kleinen Freund verängstigte, aber dieses Gefühl war zu überwältigend, als dass er es weiterhin ignorieren konnte. Er konnte nicht mehr so tun, als wäre alles in Ordnung. „Tut mir Leid“, murmelte Natsu und tätschelte sachte den Kopf des Ekceed, wandte den Blick jedoch keine Sekunde lang von dem Bild vor ihm ab. Das Bild der Gilde, turbulent wie eh und je… Was war das bloß? War er krank? Hatte er Fieber und bildete sich all das nur ein? Oder träumte er womöglich sogar nur? Vielleicht war es nur eine Auswirkung eines magischen Angriffs – aber sein letzter Auftrag mit einer Kampfsituation war schon eine ganze Weile her. Zähne knirschend ballte er die Hände zu Fäusten. Warum bemerkte es keiner der Anderen? Warum war er alleine mit diesem grauenhaften Gefühl? Wieso konnte keiner sehen, wie falsch das alles hier war?! Nur langsam, beinahe wie in Trance betrat Natsu das Gebäude, das ihm so vertraut war und nun doch so fremd auf ihn wirkte. Dieses Gebäude, das auf einmal unvollständig war. „Hey, Natsu!“ Mit ihrem strahlenden Lächeln begrüßte Mirajane ihn, als wäre alles in Ordnung – dabei war rein gar nichts mehr in Ordnung. Natsus gesamte Welt war aus dem Gleichgewicht geraten! „Das Übliche?“ „Kein Hunger“, erwiderte Natsu knapp, die Hände noch immer zu Fäusten geballt. Immer wieder sah er sich um in der irrwitzigen Hoffnung, vielleicht doch einen Hinweis für sein seltsames Gefühl zu finden. Immer noch vergeblich. Seine Antwort brachte Mirajane tatsächlich aus dem Tritt. Sie blickte ihn an, wie sie Natsus Meinung nach sowieso drein sehen müsste: Als stünden sie kurz vor einem gähnenden Abgrund! Auch einige der Anderen hatten es gehört. Cana hatte den Blick von ihrem Bierkrug erhoben und wirkte auf einmal wieder stocknüchtern. Gazille schien das Essen im Halse stecken geblieben zu sein und Reedus stieß einen seiner magischen Farbtöpfe um. „Kein Hunger?“, echote Mirajane und nun trat ein beinahe flehender Ausdruck in ihre Augen, als würde sie hoffen, dass er sie nur veralbern wollte. „Ach… du hast wahrscheinlich schon gegessen und willst einen Auftrag abholen, oder? Du warst schon länger nicht mehr weg und ich habe-“ „Nein!“, unterbrach Natsu sie ruppig. „Kein Auftrag!“ „Oi Natsu!“, schaltete sich nun auch Gray ein, die Stirn gerunzelt. Er schien tatsächlich besorgt zu sein. „Was ist denn mit dir los? Du verhältst dich schon eine Weile merkwürdig!“ „Ich verhalte mich merkwürdig…“, wiederholte Natsu gedehnt und ließ den Blick schweifen. Mittlerweile beobachtete ihn die halbe Gilde. Erza trat neben Gray, ganz offensichtlich ebenfalls besorgt. Laxus beugte sich über die Brüstung des Bereichs der S-Klasse-Magier, auf dem Gesicht ein Ausdruck purer Verwirrung. „Seht ihr es denn nicht?!“, platzte es aus Natsu heraus und machte eine hektische Geste, die die gesamte Gilde einschloss. „Seid ihr alle blind?!“ „Natsu, jetzt beruhige dich doch erst einmal-“, begann Levy, stockte jedoch, als Gazille ihr eine Hand auf die Schulter legte. Kritisch musterte der Metall-Drachentöter Natsu einige Sekunden, bis er aufgekaut hatte, dann stand er auf und trat direkt vor ihn. „Was ist los mit dir, Salamander? Was sollen wir nicht sehen?“ „Die Person!“, schrie Natsu, nunmehr der Mittelpunkt der ungeteilten Gildenaufmerksamkeit. „Sie fehlt! Sie sollte hier bei uns sitzen! Wir sollten ihre Stimme hören und sie riechen können! Aber. Sie. Ist. Nicht. Da!!!“ „Hier fehlt niemand“, erwiderte Gazille achtlos. Natsu hatte mit aller Macht versucht, dagegen anzukämpfen, aber diese Ignoranz war zu viel für ihn. Ehe er noch mal darüber nachdenken konnte, wie aberwitzig sein Verhalten doch war und dass hier doch einer seiner Kameraden vor ihm stand, holte er bereits Luft und hätte Gazille wohl tatsächlich angegriffen, wenn er nicht von hinten von einem harten Schlag getroffen worden wäre. Sein Feuer erlosch wieder und er torkelte nach vorn in Gazilles kampfbereit gehobene Arme. Sein Blickfeld verschwamm, doch als er in sich zusammen sackte und sich dabei drehte, konnte er noch Meister Makarov erkennen, dessen Hand gerade wieder auf Normalgröße schrumpfte. „Sie ist nicht da“, lallte Natsu benommen. Dann wurde ihm schwarz vor Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)