Melancholia von Skaldin ================================================================================ Kapitel 1: Break the silence ---------------------------- Er verstand die Welt nicht mehr. Warum hatte Soan das getan? Warum hatte er ihm nicht Bescheid gesagt? Warum hatte er es einfach öffentlich gemacht? Warum hatte er ihn so öffentlich gedemütigt? Er brauchte Antworten und zwar sofort. Deswegen war es ihm auch egal, dass er am frühen Morgen vor der Tür des Anderen stand und gegen diese hämmerte. Leider hatte dies nicht den gewünschte Erfolg, doch Hitomi ließ das nicht auf sich sitzen. „Soan mach auf! Los! Ich brauch Antworten“, schrie er, während er weiter gegen die Tür hämmerte. In diesem Moment war ihm egal, ob er das ganze Haus aufweckte. Er musste einfach mit dem Anderen reden. Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sich dann die Tür und ein verschlafen wirkender Soan sah ihn an. „Boah, mach nicht so einen Lärm“, murmelte der Drummer. „Was sollte das? Warum hast du mir nichts gesagt? Wie kannst du mir-“ Doch da stoppte Soan den Redeschwall. „Genau deswegen! Immer geht es nur um dich. Ich hab deinen Egoismus satt.“ Hitomi sah ihn nur perplex an. „Ja so ist es. Ich hab deine Demütigungen satt. Es ist aus und vorbei. Zwischen uns und zwischen mir und Moran.“ „Aber ich hab doch gar nichts gemacht jetzt. Du kannst das doch nicht einfach machen. Ich brauche dich doch.“ „Du brauchst mich? Wofür? Dass du jemanden hast, den du demütigen kannst?“ Trotz seiner Müdigkeit wurde Soan sauer. „Und du hättest nichts getan? Ja, im Moment vielleicht. Aber du hast mich schon so oft gedemütigt.“ 2Aber Soan... Du weißt doch, dass ich das nicht mit Absicht tue. Ich kann nichts dafür, wenn es mit mir durchgeht...“ Hitomi schaute zu Boden. Er füllte sich nach jedem Mal schuldig, aber er konnte doch nichts dafür. Er konnte sich einfach nicht mehr kontrollieren in diesen Momenten. „Ja genau, immer diese Ausreden. Denkst du, dass ich dir diese noch glaube?“ Soan schüttelte den Kopf. „Deine Ausreden hin oder her, aber du hattest die Grenze überschritten, als du es bei Vivi versucht hattest. Wieso Vivi? Er ist doch noch ein halbes Kind.“ In Soans Gesicht spiegelte sich seine Abscheu wieder. „Er war total fertig danach... Damit hattest du das Fass zum Überlaufen gebracht.“ „Aber das passiert nie wieder. Ich bessere mich. Versprochen!“ „Das hast du mir schon so oft versprochen und nie hast du dich daran gehalten. Du gibst mir keinen Grund mehr dir zu glauben.“ „Aber warum dann auch Moran? Wir haben doch an Zills Grab geschworen, dass wir Moran zusammen groß machen.“ Der Appell an Soans Gewissen sah der Ältere letzte Chance an, den Anderen zumindest in der Band und damit in seiner Nähe zu halten. „Ich weiß... Ich fühle mich auch schuldig Zill gegenüber, aber ich halte es in deiner Nähe nicht mehr aus. Du hast mich zu sehr verletzt in den letzten Jahren.“ Soan biss sich auf die Lippe. Er fühlte sich wirklich schuldig dem toten Bassisten gegenüber, aber es war für ihn der Zeitpunkt gekommen egoistisch zu sein. „Außerdem werde ich keine Zeit mehr haben für Moran.“ Nun war Hitomi noch mehr verwirrt. „Wieso?“ „Ich werde bald heiraten. Außerdem ist meine Freundin schwanger. Ich habe mich also um meine Familie zu kümmern.“ Damit hatte Hitomi gar nicht gerechnet. Das traf ihn härter als Soans vorangegangenen Ankündigungen. „Aber... Wir beide sind doch... Du hast doch jetzt erst alles beendet“, murmelte er. „Nein. Ich hatte es schon nach der Sache mit Vivi beendet, aber du hattest mir wie immer nicht zugehört. Und selbst wenn ich es nicht beendet hätte... Du hast mich so oft betrogen, da hätte ich es auch einmal gedurft.“ Der Kleinere zuckte nur mit den Schultern und guckte den Sänger gleichgültig an. „Bitte Soan... Überlege dir das doch bitte noch einmal. Bleib bei mir.“ Hitomi klang verzweifelt und versuchte Soan an sich zu ziehen, doch dieser machte einen Schritt zurück. „Nein. Es ist vorbei. Ich arbeite noch das ab, was Moran bereits zugesagt hat und dann bin ich weg. Du wirst mich dann nie wieder sehen und ich will dich auch nie wieder sehen.“ „Bitte Soan.. Wir kennen uns doch schon so lange. Das kannst du nicht einfach machen.“ „Ja, und all diese Jahre hast du mich nur ausgenutzt. Das ist jetzt vorbei.“ „Aber Soan...“ „Nichts aber. Ich hätte schon längst einmal an mich denken müssen und mich nicht immer für dich aufgeben müssen. Meine Entscheidung steht fest. Mach endlich eine Therapie und komm alleine klar. Ich bin nicht mehr für dich zuständig.“ Diese Entscheidung hatte Soan einiges abverlangt, aber in diesen Moment war er sich vollkommen sicher das Richtige zu tun. Er wusste, dass er zwar sein Versprechen Zill gegenüber gebrochen hatte und den Anderen von Moran damit weh tat, doch er konnte nicht mehr. Er hatte Hitomi und Moran geliebt, doch diese Liebe hatte ihm zu viel Schmerz zugefügt. Er hatte immer gedacht, dass es eines Tages besser werden würde und der Andere sich ändern würde, doch irgendwann konnte er nicht mehr und stand selbst kurz vor einem Zusammenbruch. Er musste einfach einen Schlussstrich ziehen und sich von dem Anderen lösen. "Jetzt geh bitte. Ich möchte weiterschlafen." Er musste hart bleiben. Nur so konnte alles ein Ende finden. „Bitte denk nochmal nach. Entscheide dich um. Bleib bei mir“, versuchte Hitomi es noch einmal. „Nein. Jetzt geh“, sagte er, während der seinen Kopf schüttelte. „Bitte...“, murmelte Hitomi noch einmal, doch dann ging er. Tief in seinen Herzen tat es Soan noch immer weh Hitomi so zu sehen, doch der Rest seines Herzen und sein Verstand sagten ihm, dass es so richtig war. Nun war er endlich frei. Hitomi verließ das Haus und inzwischen hatte es draußen angefangen zu regnen. Das Wetter passte so seiner Stimmung, als Hitomi sich zu Fuß auf den Weg nach Hause machte. Es war nicht weit und er war froh, dass um die Zeit nicht viele Menschen unterwegs waren, denn der einzige Mensch, den er in diesem Moment um sich haben wollte, war Soan. Zwar wusste er schon lange, dass er Hilfe brauchte, doch mit Soan fühlte er sich stark genug, es alleine zu schaffen, trotz der ganzen Fehler, die er ständig beging. Dass er dabei den Anderen so sehr verletzte, hatte er einfach nicht registriert gehabt. Er dachte, dass Soan verstand, dass es an seinem mentalen Zustand lag, aber dabei hatte er sich geirrt. Und nun war es zu spät für ihn, alles doch noch zu retten. „Es tut mir Leid.“, murmelte er, obwohl er wusste, dass ihn niemand hören würde. „Es tut mir Leid. Ich liebe dich doch.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)