Betrunkene Geständnisse von -Ayla- ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Betrunkene Geständnisse Harry schmunzelte noch immer. Seit Hermine und Ron zusammen waren, waren die beiden stets bemüht, ihn nicht zu vergessen - er sollte sich nicht wie das fünfte Rad am Wagen fühlen. Er war den beiden dankbar dafür, verstand es aber auch, wenn die beiden mal Zeit für sich wollten. Und es war ja nicht so, dass die beiden seine einzigen Freunde wären. Da waren ja noch Ginny, Luna, Seamus, Neville, Dean... ok, mit niemandem war er so eng befreundet, wie mit Ron und Hermine, aber er würde sich sicherlich nicht langweilen. Und Vorbereitungen für das nächste Quidditchtraining musste er auch noch treffen. Sie waren noch gemeinsam in Hogsmade gewesen, es war bereits dunkel und er alleine auf dem Rückweg. Es machte ihm absolut nichts aus, auch wenn Hermine – vollkommen typisch für sie - sich gleich wieder Sorgen gemacht hatte, als er seinen Aufbruch verkündete und wollte ihn begleiten. Aber er hatte abgelehnt, auch wenn sie ihm erklärt hatte, dass es gefährlich für ihn sei, jetzt alleine durch das Zaubererdorf zu gehen. Er selbst machte sich da keinerlei Gedanken, er konnte sich sehr gut selbst verteidigen. Doch kaum war dieser Gedanke zu Ende gedacht, stieß etwas hart gegen seine Seite. Gerade so konnte er sein Gleichgewicht halten und noch ehe er darüber nachgedacht hatte, hatte er seinen Zauberstab in der Hand. Innerlich war er ein wenig stolz darauf, dass dieser Reflex so gut funktionierte. Aber bei seinem beschissenen Leben als Auserwählter war das auch zwingend notwendig. Das Erste, was er an der anderen Person erkannte, die in ihn gelaufen war, war, dass sie schwarz gekleidet war. Dann fiel ihm auf, dass es eine der Hogwartsuniformen war. Und zuguterletzt begriff er, dass derjenige offenbar betrunken war. Mit zwei Handgriffen drückte er den jungen Mann von sich weg und richtete ihn wieder aufrecht auf die eigenen Füße, nur um in silbrig glänzende Augen zu sehen. „Bodder!“ wurde er auch gleich erkannt und er verdrehte die Augen. „Malfoy!“ Doch offensichtlich war dieser nicht mehr fähig, selbstständig zu stehen; daher war er wohl auch in ihn getorkelt. Jedenfalls kippte er Harry sofort wieder entgegen. „Wiessso bischu immer so gemein zu mir?“ nuschelte Malfoy, machte allerdings keine Anstalten, sich wieder aufzurichten. Stattdessen lastete er schwer auf Harrys Armen, der ihn festhielt. „Wir können uns nicht ausstehen, schon vergessen?“ Erneut verdrehte Harry die Augen. Was sollte das denn bitteschön? „Dabei habsch disch so lib!“ verkündete Malfoy und Harry starrte ihn fassungslos an. „Wie bitte?“ fragte er wenig geistreich. Aber er war sich sicher, sich verhört zu haben. „Lieb, lieb, lieb! Hab disch lieb! Gans doll!“ bekundete Malfoy erneut. Harry zog die Augenbrauen hoch. Er war absolut baff. Hieß es nicht immer, dass Kinder und Betrunkene die Wahrheit sagten? Aber warum sollte Malfoy ihn mögen? Sie waren Erzfeinde, Konkurrenten, Gegenspieler. Gegensätze. „Isch liebe disch, Bodder!“ murmelte Malfoy an Harrys Hals und dieser hatte keine Ahnung, wie Dracos Kopf plötzlich auf seine Schulter gekommen war oder warum der heiße Atem, der ihn streifte, ihm eine Gänsehaut verursachte. Er war irgendwie überfordert. Harry nestelte seinen Arm unter Draco hervor, den dieser irgendwie zwischen ihnen eingeklemmt hatte und drückte ihn sanft, aber bestimmt von sich, auch wenn Draco damit ganz und gar nicht einverstanden war und versuchte, sich an ihn zu pressen. „Ich sollte dich zum Schloss bringen,“ murmelte Harry geistesabwesend und gedankenvertieft. Was sollte er denn nur mit diesem Geständnis anfangen? Er bemerkte, dass Draco ihm folgte, wenn er ein paar Schritte tat, das sollte er wohl ausnutzen. Allerdings wurde er schnell wieder daran erinnert, dass er Draco wohl stützen sollte, da dieser kaum einen Fuß vor den anderen setzen konnte. Also legte er einen Arm von Draco um seinen Hals, schob seine Schulter unter die von Draco und versuchte, den um einen halben Kopf größeren Jungen zu stützen. „Lieber Bodder,“ stellte Malfoy zufrieden fest und Harry spitzte die Lippen. Dann traf er eine Entscheidung und betete darum, dass er sie am nächsten Tag nicht bereuen würde. Aber vielleicht hatte er auch Glück und Malfoy würde morgen einen Filmriss haben. Oder zumindest so tun. „Wenn du mich schon so lieb hast, dann sag wenigstens Harry!“ „Okay. Harrrrrry.“ Draco rollte das r schon fast auf eine obszöne Weise, eine Mischung zwischen Knurren und Schnurren, die Harry die Röte ins Gesicht trieb. Dennoch verkniff er sich einen Kommentar. Eine Weile gingen sie schweigend weiter und irgendwann stellte Harry fest, dass Dracos Hand auf seiner lag. Instinktiv zog er die seine weg. Er wusste nicht, wie er mit Dracos Anhänglichkeit umgehen sollte. Und vermutlich hatte dieser morgen sowieso alles vergessen. Dennoch ließ ihn das Ganze nicht wirklich los und er wog das Für und Wider ab, ein paar Fragen bezüglich des Themas zu stellen. Einerseits war er neugierig, andererseits war er nicht sicher, ob er es überhaupt wissen wollte. Aber sofern Draco morgen sowieso nichts mehr davon wusste, konnte er auch einfach fragen. „Was magst du an mir?“ erkundigte Harry sich. Von ‚lieben‘ wollte er selbst lieber nicht sprechen, das war ihm zu unsicher. „Deine Augen,“ antwortete Draco prompt und Harry warf ihm einen verwunderten Blick zu. Er hatte alles erwartet, aber nicht, das als erstes zu hören. Es hatte ihm noch nie jemand gesagt, dass er seine Augen schön fand. Es hatte zwar schon Mädchen gegeben, die ihm kichernd mitgeteilt hatten, er hätte einen tollen Arsch – wobei er wusste, dass das meistens Mutproben waren, vor allem bei jüngeren Mitschülerinnen – und auch seine Lippen waren mal erwähnt worden, aber nicht-erotikbezogene Körperteile hatte noch nie jemand erwähnt. „Warum?“ erkundigte er sich daher verdattert noch ehe er sich selbst daran hindern konnte. „Haben eine tolle Farbe. Mit tollen goldenen Punkten. Glänzen schön. Sehr emotional. Zeigen immer die Wahrheit,“ zählte Draco auf und Harry nahm an, dass er gar nicht richtig bemerkte, was er da redete. Er schüttelte ungläubig den Kopf, bemerkte aber rasch, dass er sich ein wenig geschmeichelt fühlte. Irgendwie gefiel es ihm, dass manche Menschen offenbar auch auf andere Sachen achteten, als nur das Offensichtliche. „Und sonst?“ harkte Harry jetzt nach, begierig darauf, mehr zu wissen. „Das ganze Gesicht ist hübsch. Die Fingernägel sind gepflegt, die Zähne sind gerade...“ Das überraschte Harry eigentlich noch mehr. Aber wenn er genau darüber nachdachte, sollte es das eigentlich nicht. Draco war in einer hochrangigen Zaubererfamilie aufgewachsen, so dass er annahm, dass man da mehr auf Details achtete. Obwohl sich das Ganze fast schon anhörte, als sollten gute Gene weitervererbt werden – wenn man von dem Harken absah, dass sie beide männlich waren. „Er ist viel zu nett für diese Welt. Eine Schande, dass der Lord ihn umbringen will,“ seufzte Draco und Harry fragte sich unwillkürlich, ob Draco vergessen hatte, mit wem er sprach, da er in die Er-Form gewechselt hatte. „Aber er ist sehr stark, er schafft das. Das bewundere ich. Er ist viel stärker, als ich. Er ist hilfsbereit, treu, hat Humor und ist einfach toll.“ Draco wandte ihm sein Gesicht zu, so dass Harry seine Fahne deutlich riechen konnte. Er musterte ihn mit glasigen Augen und plötzlich lächelte er. „Bodder! Schööön, disch zu sehen!“ Kam es ihm nur so vor, oder lallte Draco wieder so stark, wie am Anfang? Dabei hatte er gedacht, dass die kalte Winterluft ihm helfen würde, nüchterner zu werden. Aber wenn man bedachte, was er ihm heute Abend schon alles gestanden hatte, war dem wohl nicht so. Und offenbar hatte er wirklich zwischenzeitlich vergessen, dass es Harry war, der ihn zurück zum Schloss brachte. Sie hatten nun die Ländereien des Zaubererinternats erreicht und bald darauf betraten sie die Eingangshalle. Harry wandte sich selbstverständlich den Kerkern zu. Aus seinem zweiten Schuljahr wusste er ja noch, wo der Eingang zum Slytherin-Bereich lag. Er konnte nur hoffen, dass sie niemandem begegneten. Das würde Malfoys Ruf schädigen, aber vor allem war Draco Vertrauensschüler und als solcher durfte er sich einen solchen Ausrutscher eigentlich nicht leisten. Harry fragte sich sowieso, wieso keiner von Dracos kleinen Freunden bei ihm gewesen war. War es nicht eigentlich deren Aufgabe, dafür zu sorgen, dass niemand Draco so sah? Und warum machte er sich überhaupt Gedanken darüber? Es könnte ihm doch egal sein, schließlich wären sie ab morgen eh wieder Feinde. Oder? Auch wenn es nicht mehr lange bis zur Sperrstunde dauern würde, so wunderte es ihn, dass die Gänge im Kerker verwaist waren und so standen sie ein wenig später vor der kargen Kerkerwand. Wenn er sich richtig erinnerte, müsste das hier der Eingang sein. „Wie lautet das Passwort?“ fragte er an den Slytherin gewandt. Wahrscheinlich würde Draco morgen veranlassen, dass dieses geändert würde. Oder sollte er ihn stehen lassen, damit er das Passwort nicht hören würde? Aber das war nicht möglich, Draco konnte unmöglich alleine stehen. Er konnte nur hoffen, dass der Gemeinschaftsraum der Slytherins nicht genauso leer war, wie der Gang, in dem sie gerade standen und dass sich irgendeiner erbarmen würde, ihm den großen Blonden abzunehmen, der schwer auf ihm lastete. Wahrscheinlich würde sich eh jeder wundern, warum er Draco überhaupt hierher brachte und ihn nicht irgendwo in irgendeiner dunklen Gasse liegen ließ. Er war wohl wirklich zu gut für diese Welt. „Muffluff,“ murmelte Draco unverständlich vor sich hin. Harry zog eine Augenbraue hoch. Das sollte das aktuelle Slytherin-Passwort sein? Das klang so gar nicht heroisch. Und irgendwie sollte er Recht behalten, denn die Wand blieb verschlossen. „Pumduff,“ versuchte Draco es erneut, allerdings mit demselben Ergebnis. Er runzelte die Stirn. „Hufflum. Duffmuff. Lumduff. Nuffbuff...“ Harry konnte irgendwann nicht mehr anders, als leise zu lachen, was ihm einen bösen Blick seines Begleiters einbrachte, der aber das Gegenteil bewirkte, da Draco mit seinen geröteten Augen und den ebensolchen Wangen nicht gerade Furcht einflößend aussah. „Ich glaube nicht, dass das heute noch was wird,“ erklärte er dann irgendwann, nachdem Draco noch ein paar Fantasiewörter ausprobiert hatte, die Wand aber beharrlich an Ort und Stelle blieb. Und es war auch kein Slytherin gekommen, der Draco von dieser Schmach hätte befreien können und mittlerweile war es auch nach der Sperrstunde. Und so hatte sich der Eisprinz und große Oberhaupt der Schlangen selbst ausgesperrt. „Ich bringe dich zum Raum der Wünsche.“ Eine andere Möglichkeit fiel ihm nicht ein, denn er konnte Draco ja nicht einfach in den Gryffindorturm mitnehmen und schon gar nicht in seinen Schlafsaal. Seine Mitbewohner würden ihn lynchen, sobald er auch nur den großen Zeh über die Schwelle gesetzt hätte. Ohne Widerworte oder sonstigen Kommentar ließ Draco sich von der Wand wegziehen und wie ein braves Hündchen in eine andere Richtung drängen. Natürlich war Harry der Gedanke gekommen, dass sie vor der falschen Wand gestanden hatten oder gar im falschen Gang, eben weil sie keinem Slytherin begegnet waren, aber wenn dem so war, war das ja nicht seine Schuld und Draco war schlicht zu betrunken, das zu bemerken. Obwohl Dracos Gewicht auf seiner Schulter sekündlich immer schwerer schien, schaffte er es irgendwie, ihn die Treppen hoch zu wuchten bis in den siebten Stock. Dann versuchte er, Draco gegen die Wand zu lehnen, damit dieser eine Stütze hatte, während Harry einen Raum herbeiwünschte. Das war allerdings gar nicht so einfach, da Draco die Tendenz hatte, ihm immer wieder entgegen zu kippen, so dass er ihn ständig auffangen musste. Hinzu kam, dass Draco murrte, sobald Harry ihn losließ, aber das war wohl das kleinste Problem. Irgendwann gelang es ihm schließlich und Harry lief drei Mal den Gang entlang in Gedanken an ein Schlafzimmer. Dabei versuchte er, seine eigenen zweideutigen Gedanken im Zaum zu halten. Schließlich war es geschafft und er drückte die Tür auf. Dann ging er zu der Stelle zurück, an der Draco stand und stellte fest, dass dieser die Augen geschlossen hatte. Er näherte sein Gesicht dem des Blonden, da er sich nicht sicher war, ob Draco im Stehen eingeschlafen war. Er beobachtete und lauschte auf den Atem, ob dieser sich verändert hatte, doch plötzlich sah er geradewegs in grau leuchtende Augen und ehe er sich versah, hatte Draco ihn an sich heran gezogen und seine Lippen auf die seinen gelegt. Bevor Harry überhaupt darüber nachdenken konnte, den unfreiwilligen Kuss zu beenden, trennte Draco sich wieder von ihm, da er das Gleichgewicht verlor. Er hörte ein gemurmeltes „Harry...“ und ihm wurden seine heißen Wangen bewusst. Er wusste nicht, was er davon halten sollte, erst recht nicht davon, dass er es nicht annähernd so schlimm empfunden hatte, wie es wohl hätte sein sollen. Im Gegenteil, es hatte ihm nichts ausgemacht. Aber weiter darüber nachdenken wollte er jetzt in diesem Moment auch nicht. Zumal Draco wieder gegen ihn gekippt war und seine Stirn jetzt auf Harrys Schulter lag. Beherzt packte er den anderen am Arm, um ihn in den gewünschten Raum zu ziehen. Verwundert stellte er fest, dass er sich ein riesiges Himmelsbett gewünscht hatte – in dem bequem zwei Personen Platz hatten. Er wollte nicht darüber nachdenken. Oder erst später. Viel später. Irgendwie schaffte er es, Draco auf das Bett zu befördern. Mit einem Schlenker seines Zauberstabs verlor Draco seine Schuhe, doch alles andere beließ er so. Gerade wollte er sich umdrehen, um Draco alleine seinen Rausch ausschlafen zu lassen, da packte dieser ihn fest am Handgelenk. „Bleib,“ murmelte er und sah Harry fest an. So fest es Betrunkene eben vermochten. „Das geht nicht, Draco.“ Es war erstaunlicherweise nicht sonderlich schwer, ihn beim Vornamen zu nennen. „Ich muss zurück. Wie würde es denn aussehen, wenn wir beide morgen hier rauskommen?“ Er versuchte sich an einem beschwichtigenden Lächeln. Das offenbar wenig fruchtete, denn statt ihn loszulassen, zog Draco ihn mit großer Kraft zu sich aufs Bett. „Hey!“ protestierte Harry, erst recht, als seine Schuhe durch einen Zauber von ihm wegflogen und Draco ihn unter sich begrub. Zunächst versuchte er, sich unter Draco hervor zu schlängeln und diesen von sich runter zu drücken und zu schieben, doch alles nutzte nichts. Draco war zu schwer und zu hartnäckig und nach einigen vergeblichen Versuchen, sich zu befreien, gab er es schließlich auf. Schnell bemerkte er, dass Draco eingeschlafen war. Vielleicht hätte er ihn jetzt von sich runterschieben können, wenn Draco ihn nicht so fest umklammert halten würde. Er verkniff sich ein Seufzen. Er selbst jedoch lag noch mehrere Stunden wach und dachte über das nach, was Draco ihm heute offenbart hatte. Noch immer fragte er sich, ob es der Wahrheit entsprach. Und ob er es hätte merken können? Geistig ging er noch einmal verschiedene Situationen der letzten Wochen und Monate durch, aber selbst in seiner Erinnerung fiel ihm nichts auf. Dann fragte er sich, wie er damit umgehen sollte. Wie, wenn Draco sich an alles erinnerte und wie, sollte er alles vergessen haben. Konnte er ihm danach überhaupt noch in die Augen sehen? Noch wusste er allerdings nicht, ob er überhaupt bleiben sollte, bis Draco wach war oder ob es ihm gelingen würde, sich zuvor loszumachen. ** Draco blinzelte träge, dann schlug ein riesiger Hammer auf seinen Kopf ein. Er stöhnte auf. Diese Kopfschmerzen kannte er, sie ereilten ihn immer, wenn er einen ausgewachsenen Kater hatte. Er erinnerte sich noch, dass er in Hogsmade war und eines der Lokale in einer Seitengasse aufgesucht hatte, da er nicht sonderlich scharf darauf gewesen war, von irgendjemandem dabei gesehen zu werden, wie er sich gehen ließ. Eine Hand legte er sich nun über die Augen, um den schmerzenden Lichtstrahl zu dämpfen. Flüchtig fragte er sich, wieso er gestern Abend nicht die Vorhänge um sein Bett zugezogen hatte, um genau das zu vermeiden, doch da fiel ihm auch schon das Gewicht auf seiner Schulter auf und der warme Körper, der sich an ihn schmiegte. Sofort hielt er darin inne, seine Nasenwurzel schmerzlindernd zu massieren. Was war gestern passiert? Hatte er sich irgendjemanden angelacht und mitgenommen? Nein, man konnte nicht einfach irgendjemanden mit nach Hogwarts nehmen. War er denn überhaupt in seinem Schlafsaal? Ein Auge öffnete sich und er blinzelte verwirrt umher. Definitiv nicht der Jungenschlafsaal in Slytherin. Er stöhnte auf. Auch das noch! Dann galt es jetzt, herauszufinden, wie er sich klammheimlich davonstehlen konnte. Vielleicht sollte er aber eher eine Stillschweige-Vereinbarung treffen, er hatte schließlich einen Ruf zu verlieren und bisher hatte noch jedes Mädchen stolz geprahlt, nachdem er mit ihr geschlafen hatte. Dabei wollte er doch einfach nur seine Ruhe. Er blinzelte auf den Körper neben sich. Schwarze struppige Haare. Gut. Keine Brüste, offenbar. Noch besser. Nachdem er seine Bisexualität entdeckt hatte, hatte er mehr Auswahl. Zumal derjenige, den er eigentlich wollte, ihn für seine Gefühle lynchen würde. Also lenkte er sich mit One-Night-Stands, und wenn der Sex gut war, mit kurzen Affären ab. Dabei vermied er eigentlich Partner mit schwarzen Haaren, da ihn das zu sehr an denjenigen erinnerte, an den er sein Herz verloren hatte. Aber offenbar war sein betrunkenes Selbst da anderer Meinung gewesen. Vielleicht hatte er auch absichtlich jemanden gewählt, der wie sein Schwarm aussah. Er hob den Kopf und verdrehte ein wenig den Hals. Jetzt war er doch zu neugierig, wie das Gesicht, seines Bettgespielen aussah; erinnern konnte er sich beim besten Willen leider nicht mehr. Er hoffte nur, dass es gut gewesen war, so dass sie bald getrennte Wege gehen konnten. Als er es allerdings endlich schaffte, in das Gesicht zu sehen, traf ihn fast der Schlag. Harry! Wie war das möglich? Seine Gedanken schlugen Purzelbäume, sein Herz hüpfte ihm bis an den Hals und ihm wurde übel. Er wollte Harry doch keineswegs irgendwie ausnutzen. Oder überrumpeln. Oder was auch immer sie letzte Nacht getan hatten. Hatten sie überhaupt irgendwas getan? Vorsichtig sah er an sich runter und da sie beide auf der Bettdecke lagen, war das absolut kein Problem. Er trug seine Uniform. Harry auch. Er atmete erleichtert aus. Nichts passiert. Zumindest nicht das, was er befürchtet hatte. Doch warum waren sie dann hier? Und wo zur Hölle war ‚hier‘? Er erstarrte, als Harry sich plötzlich bewegte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sein Arm Harry fest umschlang. Doch noch ehe er daran etwas ändern konnte, sahen ihn plötzlich zwei funkelnde grüne Augen an. „Guten Morgen,“ grüßte Harry und Draco dachte, er müsse träumen, als Harry ihn tatsächlich anlächelte statt ihm eine runterzuschlagen. Was war hier los? „Was...?“ setzte er an, doch musste er sich sofort räuspern, da ihm die Stimme nicht gehorchen wollte. Doch Harry verstand ihn auch so. „Ich habe dich in Hogsmeade aufgegabelt. Du warst so betrunken, dass du noch nicht einmal alleine stehen konntest. Außerdem warst du sehr anhänglich.“ Draco zog die Augenbrauen zusammen, was seine Kopfschmerzen verstärkte, aber er ignorierte das. „Und wieso sind wir dann hier? Wo auch immer.“ Er konnte sich nicht vorstellen, dass Harry in Hogsmeade ein Zimmer genommen hatte. Harry zuckte mit den Schultern. „Raum der Wünsche.“ Woraufhin Draco verstehend nickte. Oder auch nicht. „Und warum...?“ „...ich dich nicht in die Kerker gebracht habe?“ Draco nickte. „Hm, wir waren tatsächlich in den Kerkern. Aber entweder, wir waren im falschen Gang, was das nicht-vorhanden-Sein von Slytherins erklären würde, oder deine Passwortversuche waren einfach zu kreativ.“ Harry zuckte mit den Schultern. Sie schwiegen eine Weile. „Hab ich irgendwas peinliches gesagt?“ erkundigte Draco sich schließlich. „Nein,“ entgegnete Harry. „Es sei denn, es ist dir peinlich, mir deine Liebe gestanden zu haben.“ „Wie bitte?“ hakte Draco konsterniert nach, doch Harry legte nur den Kopf schief. Es würde sich also nun zeigen, ob was dran war. Draco wandte verlegen den Blick ab. Das hatte er Harry gar nicht sagen wollen, erst Recht nicht in dem Zustand, in dem er gestern wohl war, denn wenn er einen Filmriss hatte, musste es schon schlimm gewesen sein. „Nun, ich habe dir nicht den Kopf abgerissen, oder?“ wollte Harry halb amüsiert, halb ernst wissen. Draco brummte nur. „Und wir liegen immer noch zusammen hier im Bett. In einer Umarmung.“ Draco sah Harry wieder an. „Und was genau heißt das?“ „Dass ich den Kuss gestern gar nicht so schlimm fand,“ informierte ihn Harry, was ihm ein lautes Grollen von Draco einbrachte, der nun ziemlich rot im Gesicht wurde. Harry hingegen lachte leise. Es war vielleicht ein wenig gemein, aber es musste sein. „Noch irgendwas, das ich wissen müsste?“ hakte Draco schließlich nach. „Wir nennen uns jetzt beim Vornamen.“ Harry schmunzelte. „Außerdem findest du meine Augen schön und meine Fingernägel und Zähne gepflegt.“ Als er das hörte, schlug sich Draco die Hand vors Gesicht, das mittlerweile die Farbe einer überreifen Tomate angenommen hatte. „Oh, Merlin! Ist das peinlich!“ stöhnte er. Harry grinste. „Ich finde es ja eher süß.“ Draco schnaubte und sah Harry durch seine gespreizten Finger an. „Ich bin nicht süß!“ knurrte er, was Harry aber nur noch mehr zum Lachen brachte. Da Draco jetzt auch mal auffiel, dass sein Arm immer noch um Harrys Hüfte geschlungen war, drückte er diesen ein wenig fester an sich. Dann sah er in die diese wunderschönen grünen Augen. „Und jetzt?“ fragte er leise und ein wenig unsicher. Harry wurde schlagartig ernst. „Wie gesagt, mir hat unser Kuss nichts ausgemacht...“ Draco hob eine Augenbraue. „Offenbar sollten wir das wiederholen, dann fällt dir die Entscheidung vielleicht leichter.“ Noch ehe Harry verstanden hatte, was Draco vorschlug, hatte dieser ihm seine Hand in den Nacken gelegt und ihn zu sich heruntergezogen, um ihre Lippen miteinander zu verschmelzen. Nach einiger Zeit löste Harry sich, allerdings nur um ein paar Millimeter. „Überzeugt,“ murmelte er gegen Dracos Lippen und sie vertieften den Kuss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)