Lebensretter von Goetterspeise (vertraue dir selbst) ================================================================================ Kapitel 5: Glücklich sein ------------------------- Das war ein Witz. Das musste ein Scherz sein. Riesengroßer Blödsinn einfach! Wieso zum Henker hatte das keiner gewusst, wenn dieser Kerl tatsächlich so ein großer Fisch war? Das hätte doch zumindest den Wirtschaftsleuten auffallen müssen, oder nicht? Oder irgendwelchen Ingenieuren, die studientechnisch in diese Richtung gingen! Wobei … sie war wirklich unscheinbar, sprach nicht mit sehr vielen Menschen und sah die meisten nicht einmal an. Ja, wenn er so darüber nachdachte, hätte er sie damals nicht wegen eines Stiftes angesprochen, würden sie wohl heute auch nur aneinander vorbei laufen. Vielleicht war es wirklich keinem aufgefallen, weil sie niemandem aufgefallen war. Wobei es zumindest Sasuke hätte klar sein müssen. Spätestens nachdem Naruto angefangen hatte, immer öfter von ihr zu erzählen oder sie zu gemeinsamen Mittagessen mitzubringen, ins Krankenhaus oder wo auch immer. Aber selbst dieser hatte bis vor ein paar Stunden geschwiegen und ihm dann lieber diese dumme Zeitschrift in die Hand gedrückt. Sasuke las so einen Mist regelmäßig, also hatte es ihm doch schon längst klar sein müssen. Naruto verstand einfach nicht, wieso sein bester Freund nichts gesagt hatte. War es ihm egal gewesen? Die Gedanken und Überlegungen der letzten Tage hatten seinen Kopf schon gefordert, aber jetzt hatte er teilweise das Gefühl, einen Papierstau im Gehirn zu erleiden, weil er nicht aufhören konnte zu denken und zu denken und über so viele Dinge, die bis gestern kein Thema gewesen waren, zu grübeln. Zusätzlich zu dem anderen Zeug. Er saß auf Sakuras Bett und las den Artikel über den Mann, der Hinata nicht nur ähnlich sah, sondern denselben Nachnamen trug wie sie und auf einem Foto sogar neben einer jüngeren Ausgabe von ihr stand, erneut durch. Mittlerweile konnte er ihn eigentlich schon auswendig, so oft, wie er diesen zwischenzeitlich Wort für Wort durchgelesen hatte. »Leg das endlich weg und denk lieber nach, was du jetzt machen willst.« Sakura betrat ihr Schlafzimmer und strich sich das beige Kleid glatt. Sie begutachtete sich im Spiegel an der Wand, drehte sich einmal und nickte dann. »Glaubst du, das ist zu kurz?«, fragte sie trotzdem nachdenklich, während sie über ihren Ausschnitt fuhr und die Augenbrauen zusammen zog. »Eine Kette sollte ich auf jeden Fall noch umlegen, oder?« Sie wartete nicht auf eine Antwort, sondern ging zu ihrem Schminktisch, ein altmodisches Ding aus hellem Holz, und zog eine Schublade auf, in der sich mehrere Ketten befanden. Naruto sah ihr erstaunt zu, war allerdings froh, dass sie mittlerweile nicht mehr im Bademantel vor ihm herum hüpfte, aber dieser Schwall an Fragen, während er versuchte seine Gedanken zu ordnen und von ihr Hilfe zu bekommen, waren ziemlich irritierend.  »Ähm … die Kleiderlänge passt doch. Bis zum Knie, vollkommen okay, denk ich mal?« Musste er darauf überhaupt antworten? Dass mit der Kette sparte er sich lieber, schließlich schloss sie diese gerade schon in ihrem Nacken. Es war ein einfaches, silbernes Band mit einem kleinen, blauen Anhänger daran. Irgendwoher kannte er sie.  »Ja, ich denke, auch die Länge sollte so passen.« Sakura drehte sich zu ihm, stemmte die Hände in ihre Hüften und hob eine ihrer schmalen Augenbrauen.  »Und jetzt wieder zu dir. Was willst du tun?« Angesprochener ließ sich nach hinten aufs Bett fallen und seufzte einmal laut. »Keine Ahnung. Sag du es mir.« Sakura lachte. »Woher soll ich das wissen?« »Weil du schon immer die intelligentere von uns beiden warst?« Er hörte wie sie auf ihn zukam und spürte neben sich die Matratze sinken, als sie sich ebenfalls aufs Bett setzte. Sakura schwieg einen Moment und Naruto war am überlegen, ob er noch etwas sagen sollte, um ihr eine Antwort zu entlocken, aber ihm fiel einfach nichts ein. »Weißt du … egal, wie intelligent man ist, wenn es um Gefühle geht, kommt der Kopf meistens nicht mit. Du bist der Bauchgefühlmensch, also hör einfach darauf. Das ist sinnvoller, als von mir irgendwelche unglaublich schlauen Antworten zu bekommen. Und außerdem … sollte ich wohl die Letzte sein, die dir Tipps in diese Richtung gibt.« Sie schwieg wieder und ließ Naruto die Zeit, um seinen Gedanken nachzuhängen. Sein Problem war einfach, dass er im Moment überhaupt kein Bauchgefühl hatte. Während sein Gehirn Saltos schlugen und ihm den Schlaf raubten, wollte sein sonst so zuverlässiges Bauchgefühl einfach nichts dazu sagen. Es enthielt sich und überließ Naruto eigentlich sich selbst. Nicht unbedingt vorteilhaft, wenn man nach einer Lösung suchte. »Im Endeffekt bist du genauso hilfreich wie Sasuke«, sagte er schließlich und dachte daran zurück, wie dieser ihn kurz darauf einfach aus seiner Wohnung geschmissen hatte. »Er hat dir immerhin gesagt, wo sie wahrscheinlich hingegangen ist«, erwiderte Sakura schlicht und rutschte ein wenig herum. Naruto setzte sich wieder auf und sah sie an. »Und warum hat er mir nicht von Anfang an gesagt, wer sie ist? Er wusste es doch. Ganz sicher.« Seine Stimme war unbeabsichtigt lauter geworden und Naruto wandte seinen Kopf ab. Er wollte Sakura nicht anschreien, schließlich konnte sie nichts für seine momentane Situation, aber es war einfach zum Haare raufen.  »Du kannst froh sein, dass ich mir Sorgen um dich mache und gut drauf bin. Ich lasse mich nicht gerne anschreien«, erklärte Sakura plötzlich mit einem gefährlichen Unterton. Lächelte ihn im nächsten Moment aber wieder an, als er sich vorsichtig zu ihr drehte, um sich zu entschuldigen. »Außerdem solltest du nicht so wütend auf ihn sein. Ich denke mal, Sasuke war der Meinung, es sei Hinatas Angelegenheit und er ist nicht der Typ Mensch, der Geheimnisse anderer einfach ausplaudert. Das müsstest du doch am besten wissen«, sagte sie, allerdings wenig überzeugend.  Unweigerlich musste Naruto an die Geschichte mit dem Fernseher denken. Trotzdem war er mit dieser Aussage nicht unbedingt zufrieden und Sakura selbst anscheinend auch nicht. Hier ging es schließlich nicht um ein kaputtes Nutzobjekt sondern darum, dass sein bester Freund ihm ein entscheidendes Detail über das Mädchen verheimlicht hatte, in welches er verliebt war. »Ich weiß nicht«, antwortete er schließlich eher zu sich selbst, als zu Sakura und erhob sich vom Bett. Sakura tat es ihm gleich. »Weißt du was? Lass uns aufhören, darüber nachzudenken. Ich habe gleich ein Date. Und das werde ich mir sicher nicht davon ruinieren lassen, weil du dir Sasukes Verhalten nicht erklären kannst. Geht mir nämlich ähnlich.« »Aha?« Narutos Stirn legte sich in Falten. Er musterte sie kurz, sie sah schnell weg. »Ich meine … ach weißt du … es ist Sasuke. Wer weiß schon, warum er was macht?« Sie lachte gekünstelt und wandte sich schnell ihrem Spiegel zu, um ihr Make-up zu kontrollieren. »Was ist los? Ich bin Detektiv, also versuch ja nicht, mich anzulügen.« Er stellte sich mit verschränkten Armen hinter sie und Sakura sah seinem Spiegelbild in die Augen. Sie seufzte und fuhr sich durch ihre rosa Haare. »Naruto, ich nehme dir nur ungern deine Illusion, aber du bist kein Detektiv.« An anderen Tagen wäre er schockiert vor ihr herum gesprungen, hätten mit dem ausgestreckten Finger auf sie gedeutet und sie so gezwungen, es zurück zu nehmen. Aber nicht heute. Sie mochte ihm nicht glauben, dass er einer war, aber trotzdem wusste er, was sie an Sasuke so kränkte. »Du liebst ihn, richtig?«, fragte er deshalb gerade heraus und ließ sich resigniert wieder auf ihr Bett fallen. Warum er überhaupt aufgestanden war, konnte er sowieso nicht mehr sagen.  Allerdings sah er im Spiegel, wie Sakuras Mimik sich von Sekunde zu Sekunde veränderte. Zuerst erstaunt, weil er so direkt war, dann folgte ein wütender Ausdruck und schließlich schloss sie ihre Augen und legte den Kopf in den Nacken. »Du bist wirklich ein Trottel«, flüsterte sie und drehte sich zu ihm. Langsam schlug sie ihre Lider auf, stemmte die Hände in die Hüften und blickte ihm direkt in die Augen. Naruto verstand nicht so ganz, was sie mit dieser Aussage über ihn hatte bezwecken wollen, aber bevor er fragen konnte, sprach sie weiter: »Und wenn es so wäre? Was würde es ändern? Nichts. Ich würde trotzdem zu dem Date gehen, mich mit ihm nett unterhalten.« »Aber …«, versuchte Naruto es, doch Sakura ließ ihn nicht ausreden. »Kein Aber. Naruto, ich werde dort hingehen. Einen schönen Abend verbringen, mich bei ihm bedanken und sehen, wohin es führen wird. Ich bin es leid, meinen Gefühlen so ausgehändigt zu sein. Wie kann ich jemanden mögen, dem es augenscheinlich egal ist, was in meinem Leben vor sich geht? Ich will nicht darauf warten, dass vielleicht irgendwann einmal irgendetwas passiert. Ewig zu warten, obwohl man weiß, wie hoffnungslos das alles ist, ist absoluter Schwachsinn. Es tut nur weh und macht dich nicht glücklich. Und auch wenn ich jetzt egoistisch klinge, ich habe ein Recht darauf, glücklich zu sein. Ob mit oder ohne Sasuke. Also ja, ich liebe ihn. Aber mittlerweile hasse ich mich an manchen Tagen dafür.« Sie hatte während ihres Monologs keine Sekunde den Blickkontakt abgebrochen und sah auch jetzt noch mit ihren grünen Augen direkt in Narutos. Es war ihm unangenehm. Er wandte seinen Kopf ab und schwieg. »So, genug der Traurigkeit. Ich werde jetzt gehen und dir würde ich das gleiche raten. Alleine in meiner Wohnung lasse ich dich nämlich nicht zurück.« Dieser Stimmungswechsel überrumpelte Naruto, weshalb er ohne große Worte gemeinsam mit Sakura die Wohnung verließ.  Allerdings beschloss er in diesem Moment für sich, dass er etwas gegen dieses ganze Drama rund um seine Freunde machen würde. Und zwar sobald Sakura auf dem Weg war, egal ob die beiden wollten oder nicht. Aber wenn er schon nicht die Möglichkeit dazu hatte glücklich zu sein, dann zumindest die beiden. Sie verabschiedeten sich auf dem Parkplatz vor Sakuras Wohnblock und Naruto war bereits ein paar Meter über den aufgerissenen Asphalt gegangen, als er sich noch einmal umdrehte und sie breit angrinste.  »Iss nur nichts Scharfes. Ich glaub, die haben da keine Milch auf der Karte.« »Trottel!« »Ich weiß, dass du Sakura das Leben gerettet hast und trau dich ja nicht, es zu leugnen!« Naruto marschierte an Sasuke vorbei in dessen Wohnung. Er drehte sich um und wartete auf irgendeine Antwort von seinem besten Freund, der nur schweigend die Tür schloss und ihm schließlich in die Augen sah. »Darum klingelst du Sturm?« »Also leugnest du es nicht einmal?« Sasuke schwieg. Wie Naruto diese Seite an ihm manchmal so richtig hasste, konnte er in diesem Moment absolut nicht in Worte fassen. Sein Atem ging schneller als gewöhnlich, weil er gerade im Schnellschritt von der Bahn zum Wohnblock gelaufen war, um noch rechtzeitig anzukommen, bevor Sakura wirklich noch einen Fehler beging. »Wenn du jetzt losfährst, schaffst du es sicher in einer halben Stunde bis zu diesem blöden Mexikaner.« »Was will ich da?« »Wie bitte?!« Naruto traute seinen Ohren nicht. Wobei … es hätte ihm doch klar sein müssen, dass Sasuke nicht sofort seine sieben Sachen packte und dorthin fahren würde. In dem ganzen Tatendrang hatte er tatsächlich den Charakter seines besten Freundes vergessen. »Es ist Sakuras Sache.« Und damit schien für Sasuke die ganze Angelegenheit erledigt zu sein. Naruto sah das aber ganz anders. »Du willst sie einfach so … ich meine … was ist nur mit dir los?« Er wusste nicht, was er sagen sollte, aber er konnte es so doch nicht einfach im Raum stehen lassen.  »Nichts. Und ich muss noch etwas tun, also solltest du jetzt gehen.« Sasuke lief an ihm vorbei, sah ihn nicht einmal mehr an und verschwand Richtung Wohnraum. In Naruto kochte plötzlich Wut hoch.  Wut auf Hinata, die einfach verschwunden war. Auf Sakura und Sasuke, weil sie es sich so schwer machten, obwohl es doch so leicht war. Aber vor allem auf sich selbst. Wenn er einfach nur schneller verstanden hätte, genauer hingesehen oder einfach mehr hinterfragt hätte, wäre vielleicht nichts so passiert, wie es nun war.  Deshalb würde er nicht zulassen, dass die beiden noch länger litten und sich selbst im Weg standen. Also eilte er Sasuke ohne weiter darüber nachzudenken hinter her. Dieser drehte sich überrascht herum. Naruto packte Sasuke am Kragen und zog ihn zu sich, so nahe, dass sie den Atem des jeweils anderen auf ihrem Gesicht spüren konnten. »Jetzt hör mir verdammt noch mal zu! Du hast die Möglichkeit dazu, der Frau, die du liebst zu sagen, dass du sie liebst. Du siehst sie jeden Tag, isst mit ihr zusammen und sie liebt dich, was du ganz genau weißt. Du kannst zu ihr gehen, ihr alles erklären und dir dann eine Ohrfeige abholen, weil du es ihr nicht früher gesagt hast. Ihr könnt euch küssen und alles ist gut. Im Gegensatz zu mir.« Er hatte mindestens zehn Ohrfeigen für seine Dummheit verdient. »Naruto, lass mich los.« Sasuke sah ihn unbeeindruckt an. »Ist es dir wirklich so scheiß egal, dass sie gerade mit einem Typen Essen ist, der ihr vorspielt, er hätte etwas getan, was du gemacht hast? Wer weiß, was er mit ihr vorhat. Helden sind gut darin, ihre Gerettete ins Bett zu bekommen!« Seine Wut stieg immer weiter, obwohl er ihr lauthals Luft verschaffte und die Nachbarn diesen Streit garantiert mitanhörten. »Naruto.« »Nein, ich werde dich nicht loslassen. Wenn es sein muss, schleife ich dich auch bis zu ihrem Tisch, damit du dir endlich einmal das nimmst, was dich glücklich macht! Und du weißt ganz genau, dass sie es schaffen würde. Meine Fresse!« Es war frustrierend hier zu stehen und zu wissen, dass Sakura dort saß, unter Liebeskummer litt und der festen Überzeugung war, Sasuke würde es sowieso nicht interessieren. Naruto hatte das Gefühl, wenn es noch länger so zwischen ihnen lief, dass sie einen riesen Fehler begehen würde, weil sie nicht daran glaubte, Sasuke jemals an ihrer Seite wissen zu können. Sie wollte ihn vergessen und endlich aus dieser trostlosen Geschichte herauskommen.  „Was ist, wenn sie irgendwann so einen komischen Kerl heiratet, nur weil sich keiner von euch getraut hat, dem anderen endlich mal zu sagen was Sache ist? Willst du wirklich in der ersten Reihe stehen und zuschauen, wie sie den falschen zum Mann nimmt?“ »Das ist lächerlich.« »Nein. Das hier ist lächerlich. Du und sie. Ihr beide. Aber jetzt erzähle ich dir mal was Schönes. Du wirst dich noch lächerlicher machen, wenn du jetzt zu ihr gehst und ihr alles sagst. Ehrlich bist. Und weißt du was? Das ist dann scheiß egal, weil man sich manchmal zum Affen machen muss. Also tu es. Einmal in deinem Leben, sei bewusst lächerlich!«  Naruto ließ ihn los und ging zwei Schritte nach hinten. Sein Atem ging immer noch schwer. Oder schon wieder? Sie sahen sich an, fixierten den jeweils anderen mit ihren Augen und schwiegen. Keiner von ihnen sagte mehr etwas, bis Naruto resigniert seufzte, sich umdrehte und einfach ging. Wenn Sasuke nicht wollte, würde er ihn auch nicht dazu zwingen können, ganz egal was er seinem besten Freund angedroht hatte. Das musste dieser ganz alleine tun und die Wut, die in Naruto aufgekommen war, hatte er auch nicht verdient gehabt. Zumindest nicht so extrem, wie es ihn getroffen hatte. Naruto ging eine ganze Weile durch die Stadt, lief an geschlossenen Geschäften und 24h-Supermärkten vorbei. Beobachtete Paare und Freunde, die gemütlich durch die Nacht zogen, nur vom künstlichen Stadtlicht beleuchtet und atmete den Gestank der fahrenden Autos ein. Für ihn gab es momentan nichts Trostloseres als diesen Anblick und er wusste einfach nicht, was er dagegen tun konnte. Hatte keine Ahnung, wie er sich aus diesem Trott befreien sollte. Und was Hinata anging … wie er zu ihr gelangen konnte, war ihm erst recht schleierhaft. Momentan war wirklich einfach alles nur noch zum Heulen. Ein lautes Klingeln holte Naruto am nächsten Morgen aus seinen Träumen und er brauchte ein paar Sekunden, um zu realisieren, dass er es sich nicht nur einbildete. Mürrisch rieb er sich den Schlaf aus den Augen, streckte seine Gliedmaßen von sich und stand dann etwas umständlich auf. Er schlurfte zur Wohnungstür und öffnete sie einen Spalt. »Sei nicht so lahm, mach die Tür auf«, wurde er von Sakura empfangen, deren euphorischer Ton nicht zu ihrer Wortwahl passte. Immer noch nicht ganz im hier und jetzt angekommen, folgte er ihrer Forderung und öffnete seine Tür komplett.  Sakura marschierte an ihm vorbei in seine Wohnung und verschwand im kleinen Wohnzimmer. Naruto wollte seine Tür bereits wieder schließen, als er mit dieser gegen einen Widerstand stieß. »Ziemlich unhöflich, findest du nicht?«, erklang Sasukes Stimme aus dem Gang und plötzlich war Naruto hellwach. Er riss regelrecht am Knauf und starrte seinen besten Freund an. Zwangsläufig erinnerte er sich an ihr Gespräch vom Vorabend und auch an das mit Sakura. Er konnte sich diese Konstellation im Moment einfach gar nicht vorstellen, wenn er daran dachte, was sie gesagt hatten. »Wie zum Henker …?« Schockiert – anders konnte er seinen momentanen Gemütszustand nicht erklären – ließ er auch Sasuke ein und folgte diesem schließlich ins Innere der Wohnung. Was für ein Morgen. »Uns ist da was gekommen eingefallen«, begann Sakura, die bereits auf dem Sofa Platz genommen hatte und strahlte Naruto regelrecht an. Uns? Vielleicht träumte er ja immer noch. »Aha?« »Sasukes Familie besitzt doch ein Wirtschaftsunternehmen, richtig?« Naurto nickte langsam, was Sakura zu amüsieren schien. »Und nächste Woche findet eine Spendengala für das örtliche Krankenhaus statt. Das machen sie alle zwei Jahre«, fuhr sie fort und warf Sasuke einen kurzen Blick zu, der dies mit einem knappen 'Ja' bestätigte. Er stand immer noch im Türrahmen zwischen Flur und Wohnzimmer hinter ihnen und schien nicht den Anschein zu machen, diesen Ort in den nächsten Minuten verlassen zu wollen. War ja alles noch nicht seltsam genug. »Und jetzt darfst du raten, wer eingeladen worden ist?« Naruto wartete auf eine Auflösung ihrer rhetorische Frage, doch es kam keine. »Äh ...« Sasuke seufzte und Naruto drehte sich schnaubend zu ihm um. »Es ist«, er sah auf die Uhr, »halb sieben! Und ihr überfallt mich hier so einfach. Ich hab ein paar wirklich beschissene Tage hinter mir und …« Sein Kopf fuhr blitzartig zu Sakura herum, die ihn gutgelaunt angrinste. »Nicht dein ernst!«, rief er plötzlich und seine Augen weiteten sich. »Ich kann dir nicht garantieren, dass sie kommt.« Sasuke verließ endlich seinen Platz und stellte sich neben Naruto. Er reichte ihm einen weißen Umschlag, auf dem in geschwungenen, lateinischen Buchstaben sein Name darauf stand. »Hier. Sakura und ich sind auch da.« Naruto griff mit tauben Fingern danach und nahm Sasuke das Kuvert ab. Er starrte ein paar Augenblicke zweifelnd darauf, bevor er es öffnete und eine kleine, viereckige Einladung heraus nahm. »Mutter war so freundlich, dich einzuladen. Also benimm dich.« Eigentlich wollte Naruto bei diesen Worten lachen, aber als er Sasukes Blick sah, blieb es ihm regelrecht im Halse stecken. Er schluckte schwer und nickte kräftig. »Versprochen.« Sakura klatschte begeistert in die Hände, stand auf und stellte sich neben Sasuke. Sie berührten sich nicht, standen nur so da, wie schon tausende Male zuvor und trotzdem wirkte etwas zwischen ihnen anders. Naruto wusste nicht genau, was es war. Aber da sie einen Tag nachdem Sakura ihr großes Date gehabt hatte, plötzlich zusammen in seiner Wohnung standen, beide bester Laune, musste am Vorabend irgendetwas geschehen sein. Das sagte ihm sein detektivischer Verstand. »Wir lassen dich dann mal alleine. Vergiss nicht, dir irgendwoher einen Anzug zu besorgen«, erklärte Sakura ihm noch, bevor sie Sasuke zum Ausgang folgte. »Wollt ihr mir erklären, wie das passiert ist?«, rief Naruto ihnen nach, während er ihnen hinterher eilte. »Später«, antwortete Sakura schlicht, Sasuke grinste kaum merklich. Er musste eindeutig noch träumen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)