Lebensretter von Goetterspeise (vertraue dir selbst) ================================================================================ Kapitel 3: Wie Freiheit ----------------------- „Heute ganz ohne Hinata?“ Sakura stand angezogen und mit einer großen Sporttasche neben sich auf dem Boden, vor ihrem Krankenbett und hob fragend eine Augenbraue. „Ich … ist ja nicht so als würde es uns nur im Doppelpack geben“, nuschelte Naruto, der von dieser Begrüßung mehr als überrumpelt war. Er spürte richtig wie seine Wangen rot anliefen und wünschte sich, sein Gesicht hinter den Händen verstecken zu können. Was war das denn für eine Antwort gewesen? „Schon klar.“ „Aber dafür hab ich Sasuke dabei. Er wollte nur schnell noch aufs Klo“, brabbelte Naruto weiter und deutete mit dem Daumen hinter sich in den Flur. Man konnte Sakura regelrecht ansehen, wie ihre entspannte Haltung verschwand und ihr ganzer Körper plötzlich recht starr wirkte. Nun war es an Naruto, der sie fragend – sogar ein wenig verwirrt – anschaute und seine Arme vor der Brust verschränkte. „Alles gut?“ „Ja, klar. Es ist nichts. Nur ...“ Sie stoppte und kratzte sich verlegen an der Wange. „Nur …? Was?“, hakte er nach und durchbohrte sie regelrecht mit seinen blauen Augen. Konnte sie sich etwa wieder erinnern? An das, was neulich nachts am See geschehen war und wusste nur nicht, wie sie damit umgehen sollte? „Das ist mir ein bisschen unangenehm, weil er doch so nett war und mir seinen … Sasuke!“ Sakura unterbrach sich selbst und zwang sich dazu den Neuankömmling, welcher sich neben Naruto stellte, anzulächeln. Es sah ziemlich mechanisch aus und selbst Sasuke schien ihr dieses Mundwinkelverziehen nicht abzukaufen. Allerdings sagte keiner der Beiden etwas zu ihr und Naruto ging einfach vor und hob ihre Tasche auf. „Wollen wir dann?“, fragte er und versuchte so das Schweigen, das sich über das Zimmer gelegt hatte, zu verdrängen, doch Sakura nickte nur knapp. Es kam nicht einmal ein 'Ich kann meine Tasche auch selbst tragen', nichts. Das war ja schrecklich hier. Er wollte nichts mehr als aus diesem Raum hinaus und dennoch wünschte er sich, zu erfahren, was zwischen den Zweien gerade vorging, da sie sich still zu hypnotisieren schienen. Langsam stieg Naruto wirklich absolut nicht mehr durch und das wurmte ihn einfach nur. Wusste sie es nun oder nicht? War er es wirklich gewesen oder nicht? Und wieso fixierte sie ihn so mit ihren grünen Augen? Naruto lief an Sasuke vorbei zur Tür und betrat gerade mit einem Fuß den Flur als Sakura plötzlich ein lautes „Es tut mir schrecklich leid“, von sich gab. Verwirrt drehte er sich um und sah wie sie ihren Oberkörper nach vorne gebeugt hatte und sich vor Sasuke verneigte. „Ich wollte vorhin deinen Laptop einpacken und irgendwie … er ist nicht kaputt, ich hab das überprüft, aber die Tasche.“ Naruto stand ein wenig schief da, bereit weiter zu gehen und dennoch mit dem Oberkörper Richtung Sakura gedreht und betrachtete aus den Augenwinkeln Sasukes Reaktion. Welche daraus bestand, dass er mit den Schultern zuckte und „Schon gut“ sagte. „Ich kauf dir auf jeden Fall eine Neue.“ Sie hob vorsichtig den schwarzen Stoff vom Bett auf und als Naruto den abgerissenen Griff sah, seufzte er innerlich. Das war alles? Wenn Sakura wüsste, was Naruto in den letzten Jahren schon alles zerstört hatte. Das waren ganz andere Sachen gewesen. Viel teurere Dinge. Die arme PS2 damals beispielsweise. „Können wir dann?“ Dieses Mal war es Sasuke, der die Stille unterbrach, er nahm Sakura die kaputte Laptoptasche ab und drückte sie an seinen Oberkörper, da er sie anders nicht wirklich halten konnte. Es sah ein wenig lächerlich aus, aber für den Moment war es wohl besser, wenn Naruto schwieg und sich nicht darüber lustig machte. Sasuke überholte Naruto und dieser gesellte sich zu Sakura, welche schlussendlich nur noch ihre Jacke in den Armen trug und bei Weitem nicht mehr so verkrampft wirkte wie noch ein paar Minuten zuvor. „Hast du dir deshalb wirklich so einen Kopf gemacht?“ Sakura schwieg kurz und sah ihn dann eindringlich an. „Ja. Es ist schließlich nicht mein Eigentum und nur, weil Sasuke mir helfen wollte, ist das Teil jetzt kaputt.“ „Du musst dir wirklich keine Gedanken machen“, ertönte vor ihnen Sasukes tiefe Stimme. „Frag mal Naruto, was er damals mit meiner Konsole angestellt hat oder meinem Fernseher.“ Naruto grinste unschuldig und kratzte sich am Hinterkopf. Ach stimmt, das mit dem Fernseher hatte er ja komplett verdrängt. Sakura lachte laut und klopfte ihm auf die Schultern. Danke für das Mitleid, schoss es ihm durch den Kopf. Sie fuhren mit dem Aufzug ins Erdgeschoss und Sakura meldete sich offiziell am Empfang ab, was Sasuke und Naruto ein paar Minuten Wartezeit vor dem Gebäude verschaffte. „Ich dachte wir wollten nie wieder über das reden, was damals mit deinem Fernseher passiert ist“, sagte Naruto und verschränkte seine Arme hinter dem Kopf. Er warf Sasuke einen bösen Blick zu, doch diesen schien das überhaupt nicht zu interessieren. „Ich hab ihr ja nicht gesagt, wie das passiert ist oder?“, erwiderte er nur. „Ja … aber ich hatte es gerade so schön verdrängt.“ Wenn er nur an die Geschichte dachte wurde er schon wieder rot. Das war echt eine verdammt peinliche Situation gewesen und vor allem Sasukes Mutter die Sachlage zu erläutern war wohl bis heute das Schlimmste, was ihm je widerfahren war. „Glaub mir, wirklich vergessen wirst du das nie.“ Sasukes Worte klangen wie eine Drohung und plötzlich sah Naruto sich – in einem schwarzen Smoking an einem wundervoll gedeckten Tisch, mit Namenskärtchen und kleinen, weißen Rosen – neben Sasuke stehen, der als sein Trauzeuge ein paar Geschichten über ihre gemeinsame Jugend zum Besten gab und gerade die Sache mit dem Fernseher anstimmte. Die Menge lachte, während Naruto sich hinter seiner Serviette versteckte und zu seiner frisch getrauten Ehefrau sah. Diese lächelte ihn nur an, ihre schwarzen Haare zu einer sehr kompliziert aussehenden Hochsteckfrisur gebunden und … „Scheiße.“ Naruto ließ vor Schreck Sakuras Tasche fallen und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „Naruto?“ Sasuke legte seine Stirn in Falten und sah seinen besten Freund mit offener Verwirrtheit an – eine Mimik, die man nicht so oft bei ihm sah. Allerdings reagierte Naruto in diesem Moment nicht darauf. Dieses Hirngespinst machte ihn gerade fertig. Sasuke als Trauzeuge, der diese schrecklich peinliche Geschichte unbedingt an seiner Hochzeit erzählen musste, verstand er ja noch, aber … wieso zum Henker stellte er sich da neben sich, in einem weißen Kleid, Hinata vor? Naruto ging in die Hocke und starrte für ein paar Sekunden geradewegs ins Nichts. „Naruto“, wiederholte Sasuke sich, doch dieses Mal mit einem eindringlicheren Tonfall und kniete sich neben ihn. „Ich glaub, ich hab ein Problem“, war alles, was er heraus brachte, während er sich nach hinten fallen ließ, mit den Händen abfing und in den wolkenlosen Himmel blickte. ~*~ Die Sonne spiegelte sich schimmernd im Wasser des Sees wider und eine leichte Brise wehte über Narutos kurze Haare hinweg. Er und Hinata standen am Seeufer und sahen sich ein wenig um, wobei er krampfhaft versuchte seinen Blick nicht in ihre Richtung gleiten zu lassen. Er hatte es heute tatsächlich geschafft sie ganze drei Minuten anzustarren, ohne auch nur ein Wort über seine Lippen zu bringen. So lange, dass es ihr absolut unangenehm geworden war und sie ihn gebeten hatte, doch bitte woanders hin zu schauen. Er hatte gar nicht gemerkt, was sich in ihm verändert hatte, während sie die letzten Wochen gemeinsam damit verbracht hatten, Sakuras Retter – also Sasuke – zu entlarven. Allerdings ergab nun wenigstens sein seltsames Kribbeln im Magen und diese Sprachlosigkeit, wenn er sie manchmal ansah, Sinn. Und wieso er nichts lieber tun würde als sie zu berühren, ihre Haare zwischen seine Finger zu nehmen und über ihre helle Haut zu streichen. Gott, das musste aufhören. An was dachte er da bitte? Naruto schüttelte sich kurz und räusperte sich. „Also ...“, begann er langsam, „was denkst du? Wo sollen wir anfangen?“ Man merkte, dass weder er noch sie irgendeine Art von Erfahrung mitbrachten – mal abgesehen davon, dass Naruto gerne mal Krimis anschaute und eben als Kind Detektiv gespielt hatte. Irgendwie war ihm das Ganze um einiges leichter in Erinnerung und die Ermittler in Filmen fanden auch immer etwas, das ihnen half. Nur sie standen jetzt hier, schauten auf den See und wussten nicht weiter. Dabei war er so zuversichtlich gewesen als sie vor einer Stunde losgefahren waren. „Waren diese Gärten schon immer so weit weg?“ Naruto drehte sich um hundertachtzig Grad und ließ seinen Blick über die Zäune und Büsche ein gutes Stück hinter ihnen gleiten. „V-vielleicht hat ja einer von ihnen einen Spaziergang gemacht und dann was gesehen?“ „Allerdings ist das Ganze auch schon wieder mehr als zwei Wochen her und ich denke mal, dass sie der Polizei doch auch etwas gesagt hätten oder?“ Wobei diese den Fall bereits zu den Akten gelegt hatte. Von ihrem ursprünglichen Plan, nämlich bereits vor vier Tagen hierher zu fahren und akribisch alles abzusuchen, waren sie abgekommen, da eine Arbeitskollegin von Hinata krank geworden war, Naruto die Zeit deshalb lieber für seine Hausarbeit genutzt hatte und es bei dieser Fläche und der bereits vergangenen Zeit sowieso keinen Sinn machte, Spuren zu suchen. Es wurmte ihn wirklich, dass er so blauäugig in die ganze Geschichte gesprungen war. Vor allem hatte er gedacht den Tatverdächtigen nur überführen zu müssen, sei auf jeden Fall um Längen einfacher als vor nichts zu stehen. Allerdings standen sie so gesehen auch vor nichts. „Ein Versuch wäre es wert“, erwiderte Hinata und lächelte ihn aufmunternd an. Er sah ihr in die Augen und hatte für eine Sekunde das dringende Bedürfnis ihr zu erzählen, was er heute Morgen vor dem Krankenhaus gedacht hatte. Im nächsten Moment fand er sich aber in der Gegenwart wieder und wies sich innerlich selbst zurecht. Er sollte sich jetzt lieber darauf konzentrieren Sakura zu helfen. Er wusste ja noch nicht einmal wie Hinata über ihn dachte und ob er sich nicht vollkommen verrannte. Vielleicht gab es bereits jemandem in ihrem Leben? Gut, sie verbrachten sehr viel Zeit miteinander und das wäre sicher auch mal zur Sprache gekommen, schließlich wusste er seit ein paar Tagen auch, was ihr Lieblingsessen war, welches Buch sie immer und immer wieder verschlungen hatte und um ihre Leidenschaft für Baseball. Letzteres hatte ihn doch sehr überrascht. Fokussier dich endlich, du Trottel! „Da hinten führt ein Weg zu den angrenzenden Anwesen“, riss Hinata ihn plötzlich aus seinen Gedanken und zog ihm am Ärmel, weil er nicht reagierte. „W-was? Ach ja. Gut.“ „Vielleicht erzählen die Leute uns ja mehr, weil wir eben nicht von der Polizei sind.“ Hinata ging voraus und Naruto fiel zum ersten Mal so richtig auf, wie klein sie im Vergleich zu ihm doch war. Er schluckte und folgte ihr schließlich. Naruto musste es einsehen, er war wirklich ein Trottel. Nicht einmal zu kapieren, dass er verliebt war, gelang ihm, bis er es sozusagen mit dem Silbertablett serviert bekommen hatte. ~*~ Das Ergebnis ihrer Befragungen waren Verneinungen und teilweise Beschimpfungen, da ein paar betrunkene Idioten die Gärten als Klo benutzt und Blumen hatten mitgehen lassen. Schlauer waren sie also auch nicht und selbst Hinata verlor langsam ihren Optimismus. „Vielleicht frag ich Sasuke doch einfach mal“, überlegte Naruto laut, während sie am Wasser entlang zurück Richtung Parkplatz liefen, wo er den Wagen geparkt hatte, den sein Vater ihm netterweise für zwei Tage geliehen hatte. „Warst du dir nicht so sicher, dass er … also, dass du eh keine Antwort bekommen wirst?“ „Das glaube ich ja immer noch, nur langsam gehen mir die Ideen aus.“ Hinata nickte und blieb plötzlich stehen. Sie waren auf der Höhe eines Stegs angelangt und Hinata blickte gedankenversunken Richtung Wasser. „Hinata?“ „Ah … sorry. D-das hat mich nur an etwas erinnert.“ Ihre Wangen färbten sich rot. „An was denn?“ Naruto konnte die Neugierde in seiner Stimme nicht verbergen, aber sein Bedürfnis alles über sie zu erfahren war nach wie vor ungebrochen, wenn nicht sogar noch extremer als zuvor. „Ich … na ja ...“ „Komm schon, wir sind doch unter uns.“ Er zwinkerte ihr zu, kam sich im gleichen Augenblick aber unglaublich dämlich vor und hatte das Gefühl sich gerade einfach nur extrem blamiert zu haben. „Ähm … als ich klein war, gab es dort wo ich aufgewachsen bin einen wirklich großen See. Mit neun war ich der festen Überzeugung, dass er ein Meer sei, da man in der Ferne nur sehen konnte, wie das Wasser und der Himmel sich berühren.“ Sie lachte kurz. „Jedenfalls hab ich mir immer vorgestellt wie es wäre einfach über den Steg zu rennen, die Augen zu schließen und ins kalte Wasser zu springen. Ich hatte damals das Gefühl, so müsse sich … Freiheit anfühlen.“ Ein trauriger Ausdruck legte sich über ihr Gesicht und sie blickte gen Boden. Ohne weiter darüber nachzudenken, griff Naruto ihre Hände und verwirrt sah sie auf. „Gut. Dann jetzt.“ „Wie bitte?“ Naruto zog sie mit sich und gemeinsam betraten sie den alten Holzsteg. „Leg dein Handy und deine Geldbörse lieber hier hin, damit sie nicht nass werden.“ Er selbst ließ ihre kleinen Hände wieder los, griff in seine Hosentaschen und legte sorgfältig alles auf den Boden, was bei dieser Aktion sicher kaputt gehen oder zumindest beschädigt werden konnte. Er wartete geduldig, bis Hinata vollends verarbeitet hatte, was er von ihr wollte und ebenfalls soweit war, bevor er wieder nach ihrer Hand griff, sie angrinste und bis drei zählte. Wie Kinder rannten sie los und sprangen mit einem lauten Schrei am Ende des Stegs nach vorne, bevor das kalte Wasser sich plötzlich um sie schloss und ihre Kleidung sich vollsog und sie nach unten zog. Naruto tauchte als Erster wieder auf, fuhr sich über das nasse Gesicht und wischte sich das Wasser aus den Augen. Hinata sortierte zuerst einmal ihre langen Haare als sie wieder an die Luft kam und atmete ein paar Mal tief ein und aus. „Braucht du Hilfe?“, fragte Naruto belustigt, da sie immer noch mit ihren nassen Strähnen kämpfte. Er schwamm die zwei Meter, die zwischen ihnen lagen, zu ihr und half ihr dabei, die Haare wieder halbwegs in die ursprüngliche Position zu bringen. Ihr Pony klebte auf ihrer Stirn und verdeckte so ein wenig ihre Augen, weshalb Naruto – erneut ohne weiter drüber nachzudenken – diesen zur Seite strich und sie einfach nur ansah. Er merkte nicht einmal, dass seine Hand noch immer auf ihrer Wange ruhte. Wenn er nur wüsste, ob … Wenn es nur möglich wäre, dass … Sein Blick wanderte zu ihren Lippen und er biss sich auf die eigene, um sich nicht einfach zu ihr vorzubeugen und sie zu küssen. Glücklicherweise war genau dieser Schmerz der Auslöser dafür, dass er aus dieser Trance erwachte und erschrocken von ihr abließ. „W-wir sollten gehen.“ Hinata blinzelte ein paar Mal perplex. „Mhh.“ Sie schwammen Richtung Ufer und wateten die letzten Meter an den Strand, wo sie feststellen mussten, dass ihre nasse Kleidung den Sand mit einer großzügigen Begrüßung aufnahm. Seine Mutter würde ihn umbringen. Es war zwar nur der Zweitwagen seiner Eltern, aber sie würde ihn foltern und umbringen. „Und? Wie war es?“ Naruto selbst wusste gar nicht, wie er sich in dem Moment gefühlt hatte, weil im Augenblick alles für ihn irgendwie so perfekt wirkte, wenn sie dabei war. Hinata drückte gerade seitlich das Wasser aus ihren Haaren und sah ihn dadurch schief von unten an. „Ähm ...“, begann sie, richtete sich auf und kämmte sich mit den Fingern durch ihre Strähnen. Sie sah ihn an und begann zu lachen. Hinata hatte in seiner Gegenwart bereits öfter gelacht, meistens aber eher gekichert oder ihn aufmunternd angelächelt, aber dieses Mal hörte es sich ganz anders an als sonst. So als hätte sie sich von irgendetwas befreit. Etwas, von dem er nichts wusste, nichts wissen konnte und was auch nicht mehr wichtig sein würde. Sie wischte sich ein paar Tropfen aus dem Gesicht und strahlte ihn an. „Wie Freiheit“, erklärte sie ihm und ging dann zurück zum Steg, um ihre Sachen zu holen. Freiheit? Er schüttelte den Kopf und folgte ihr, während seine Schuhe immer mehr von Sand umschlungen wurden und das Heben der Beine bei jedem Schritt schwerer wurde. „Ich fahr dich am besten gleich nachhause, damit du dich umziehen kannst.“ Eigentlich hatte er sie zum Essen einladen wollen. Also zumindest zu einer Nudelsuppe, da er sich im Moment nichts anderes mehr leisten konnte, aber in diesem Zustand würde jeder Imbiss sie sofort wieder vor die Tür schmeißen und außerdem wurde es langsam frisch und krank werden sollte auch keiner von ihnen. „Und ich glaube hinten im Auto müsste auch eine Decke liegen“, fuhr er fort, während er nach seinem Handy griff und sah, dass Sakura ihn versucht hatte zu erreichen. Drei Mal. „Warte mal kurz.“ Hinata nickte und er ging ein paar Meter weg, um Sakura zurück rufen zu können. Es wählte ein paar Mal, bis sie dran ging. „Naruto!“, rief sie aufgebracht, lachte dann aber. „Was ist los?“ Drei Anrufe in so kurzer Zeit waren eigentlich ein Grund sich Sorgen zu machen, da sie sich aber verdammt gut gelaunt anhörte, verpufften seine Sorgen augenblicklich. „Wo bist du gerade?“ „Hinata und ich sind am See, wieso?“ „Dann will ich nicht lange stören, aber hast du – oder ihr – morgen Vormittag Zeit? Ich hab da keine Vorlesung und muss euch unbedingt was erzählen.“ Naruto drehte sich zu Hinata und wiederholte Sakuras Frage, woraufhin diese kurz überlegte, dann aber den Kopf schütteln musste. „Ich kann, aber Hinata nicht. Was ist denn los?“ „Das sag ich dir morgen. Um halb elf am Café an der Ecke?“ Nachdem Naruto zugestimmt hatte, verabschiedete sich Sakura schnell und legte auf. Was war das denn gewesen? ~*~ „Du musst mich nicht bis zur Haustür begleiten“, erklärte Hinata ihm jetzt schon zum dritten Mal, doch Naruto ließ sich davon nicht abbekommen. Die Sonne war mittlerweile fast komplett untergegangen, Hinatas Kleidung nach wie vor nass und der Parkplatz, den er am Ende endlich mal gefunden hatte, ein Stück vom Wohnhaus entfernt, in dem sie wohnte. Naruto war vorher noch nie bei ihr gewesen, normalerweise kam sie zu ihm, weshalb es ihn auch überraschte, in welcher Gegend sie sich befanden. Die Wohnungen hier waren nicht gerade so billig und auch die Geschäfte, die sich hier befanden verlangten gut Geld für das, was sie anboten. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie sie sich eine Wohnung in dieser Gegend leisten konnte. „W-wenn du Hilfe beim Putzen des Wagen brauchst, ruf einfach an.“ Naruto dachte gequält an den von Sand überzogenen Fußraum des Wagens und die nassen Rückenlehnen. Ja, seine Mutter würde ihn wirklich umbringen. „Mach dir da mal keine Gedanken. Sobald es getrocknet ist, sauge ich es einfach aus und dann passt das schon.“ Ganz so sicher war er sich da zwar nicht, aber er wollte auch nicht, dass Hinata sich schlecht fühlte, nur weil er sie dazu überredet hatte, ins Wasser zu springen. Was hieß überredet? Sie hatte sich ja nicht groß gesträubt, aber trotzdem war es seine dämliche Idee gewesen und nicht ihre. Aber als er ihren traurigen Gesichtsausdruck gesehen hatte, den er einfach nicht verstehen konnte, war ihm nichts anderes eingefallen als das, um sie aufzumuntern und sie so lachen zu hören war den ganzen Ärger, den er wegen des Schmutzes und des Geruchs im Wagen bekommen würde, auf jeden Fall wert. Sie war ihm wichtig, sehr sogar und deshalb konnte er an nichts anderes mehr denken als sie glücklich zu sehen. Es war wahrscheinlich absolut idiotisch wie er sich verhielt und was er dachte, aber schließlich war er auch ein Idiot, also passte es. Sie bogen um eine Ecke und betraten einen großen Vorhof, auf dem einige Autos standen. Natürlich waren das nur Parkplätze für Bewohner des Gebäudes, wie man an den Schildern, die am Ende jedes Parkplatzes standen, unschwer erkennen konnte. Man könnte ja auch zwei oder drei Stellplätze für Gäste reservieren, aber nein. Naruto seufzte. „D-danke fürs Heimbringen.“ Hinata verbeugte sich tief und Naruto spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss. „Nicht dafür. Du musstest schließlich mitkommen und dann ist das das Mindeste, was ich tun kann.“ Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Also dann, gute Nacht, Naruto.“ Sie lächelte ihn an, so wie sie es immer tat und er öffnete seinen Mund um etwas zu erwidern, schloss ihn aber wieder, weil kein Ton heraus kam. Er versuchte es noch einmal, doch als er endlich seine Stimme wieder gefunden hatte, ertönte eine andere. Eine weibliche Stimme, die er zuvor noch nie gehört hatte. „Hallo, Schwester.“ Naruto und Hinata fuhren zusammen und starrten ein Mädchen an, welches von einer kleinen Vormauer sprang. Sie hatte lange, zu einem lockeren Zopf zusammengebundene, dunkle Haare und auf dem Boden neben ihr stand eine große, graue Reisetasche. „Hanabi?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)