Die vergessene Kommandantin von Kenja (Memoiren der Akari) ================================================================================ Kapitel 1: Der Tag an dem wir uns trafen ---------------------------------------- Ich erinnere mich noch gut an diesen Tag. Es war heiß, die Sonne brannte auf meiner blassen Haut und nur eine leichte Brise zog am Saum meines Rockes. Ich folgte dem üblichen Weg nach Hause und in meiner Hand hielt ich das Ergebnis meiner Mühen: einen Hut. Dieser Hut, der mich noch so lange verfolgen würde. Ich hatte ihn in der Hauswirtschaftsstunde hergestellt. Die Aufgabe war ein Accessoire entstehen zu lassen. Was auch immer wir wollten: eine Kette, ein Haarband, Armbänder, Schleifen, bestickte Kissen ... die meisten Mädchen in dem Kurs hatten an all solchem Kitsch gewerkelt, nur ich nicht. Ich hatte genug von pinken Haarschleifen, Ketten voller Glitzersteine und falschen Perlen. Nicht, weil ich mich anders fühlte, als die anderen jungen Mädchen in meiner Klasse. Nein auch ich trug hin und wieder die Farbe pink und mochte meine funkelnde Halskette, die meine Mutter mir geschenkt hatte. Doch die Art wie unser Lehrer uns in immer dieselbe Richtung drängte, erweckte etwas in mir. Ein Gefühl von Rebellion. Also hatte ich einen Hut genäht. Zugegeben, die Farbkombination Grün und Weiß war nicht besonders hübsch und er war auch eigentlich viel zu groß für meinen Kopf, aber es sah immerhin aus wie ein Hut. Ich hatte alle Lacher auf meiner Seite. Selbst die Jungs aus unserer Klasse hatten es mitbekommen und im Gang tuschelnd auf meinen Hut gezeigt. Der Unterricht nervte mich von Tag zu Tag mehr. Schon seit drei Jahren besuchte ich nun die Benimmschule. Sie befand sich in Seireitei und nur die Söhne und Töchter der Reichen und Adeligen besuchten sie. Ich marschierte den Weg weiter, meinen Hut betrachtend. Er war nicht hässlich, nur eben auch nicht besonders schick oder elegant. Er war eher für Jungs. Für Jungs mit einem seltsamen Geschmack. Seufzend blickte ich auf und ein Schmerz durchfuhr mich. Ein Körper prallte ungebremst gegen mich. Ich war so vertieft in den Hut gewesen, dass ich den heranrasenden Jungen nicht bemerkt hatte und wurde sogleich bestraft. Das gibt eine Beule, dachte ich grimmig. Auch er musste abgelenkt gewesen sein. „’Tschuldigung“, murmelte er und blickte sich ängstlich um. Ich wollte gerade anfangen, ihn gerade fragen, ob er seine Augen nur als Zierde hatte, als ich seinen verzweifelten Blick bemerkte: „Bitte, hilf mir! Zwei brutale Schläger verfolgen mich“, sagte er leise und ich bemerkte die Panik in seiner Stimme. Da hörte ich auch schon Schritte näherkommen. Rechts, links, keine Möglichkeit eines Versteckes. Was dachte er, wer ich war? Merlin, dass ich ihn verschwinden lassen konnte? Doch als ich die Typen um die Ecke biegen sah, reagierte ich ohne richtig darüber nachzudenken. „Hey ihr beiden, habt ihr den Urahara-Bengel gesehen?“, fragte ein grobschlächtiger Typ, der einen schwarzen Bartflaum über seiner Oberlippe hatte. Der Junge, dessen Gesicht nun unter meinem großen grün und weiß gestreiften Hut versteckt war, schüttelte lediglich den Kopf, ich versuchte nachdenklich zu wirken. „Urahara? Ungefähr so groß, blonde Haare?“, fragte ich und die beiden nickten euphorisch. „Ja genau der!“ „Ist in die Richtung!“, antwortete ich und sie rannten in die Richtung, in die mein Finger zeigte. Zufällig kannte ich mich in dieser Gegend etwas aus und wusste, dass sie eine sehr lange Zeit geradeaus laufen würden, bevor sie merkten, dass sie Seireitei verließen. Erst als sie aus Sichtweite waren, seufzte der Junge, scheinbar Urahara, erleichtert auf und zog den Hut vom Kopf: „Dankeschön“, sagte er und hielt ihn mir hin. „Behalt ihn, mir steht er sowieso nicht“, antwortete ich und ging davon. Doch ich hörte schon bald seine trappelnden Schritte und er hatte mich im Nu wieder eingeholt. „Also ... ich bin Kisuke Urahara“, stellte er sich vor und über sein Gesicht huschte ein Lächeln. Ich überlegte einen Moment, eigentlich hatte ich keine besondere Lust mich zu unterhalten. Der miese Schultag hatte meine Laune ordentlich getrübt, doch ich entschied, meinen Unmut nicht an diesem Jungen auszulassen. „Akari Miyazaki“, nannte ich ihm meinen Namen. Er wanderte still neben mir her. „Also dann ... vielen Dank noch einmal, Akari.“ Ich nickte, sagte jedoch nichts, bis ich merkte, dass er mich beobachtete. „Was ist?“, fragte ich ihn nun etwas irritiert, doch er zuckte mit den Achseln. „Interessiert es dich gar nicht, warum die mich verfolgt haben?“, fragte er und ich runzelte die Stirn. Ehrlich gesagt hatte ich darüber nicht nachgedacht, da ich in Gedanken noch zu sehr mit mir selbst beschäftigt war, doch jetzt, da er es erwähnte, wurde ich neugierig und sah ihn erwartungsvoll an. „Weißt du, die Typen halten sich für etwas Besseres. Sind gemein zu jedem der kleiner und schwächer ist als sie. Sie geben immer damit an, dass sie bald auf die Shinigami-Akademie aufgenommen werden, weil ihre Eltern Verbindungen haben ... Ich wollte ihnen mal zeigen, wie toll und mutig sie wirklich sind ... Wollte ihnen eine Lektion erteilen und habe ihnen deshalb einen Hollow in ihr Schlafzimmer gesetzt.“ Jetzt war ich doch stutzig. „Du hast ein WAS?“, fragte ich und merkte erst nach einer Weile, dass ich stehen geblieben war. Doch Kisuke kicherte nur amüsiert. „Natürlich keinen echten Hollow. Wo sollte ich den denn herbekommen, geschweige denn ihn dazu zu bringen das zu tun, was ich von ihm möchte? Ich habe eine neue Erfindung, die ich Illusionsmeister nenne. Kann einem jedes mögliche Bild vorgaukeln, leider ist es aber auch sehr leicht zu durchschauen. Nachdem sie sich also fast in die Hosen gemacht haben, haben sie realisiert, dass sie hereingelegt wurden.“ Ich lachte leise auf und schüttelte etwas ungläubig den Kopf. „Und natürlich wussten sie, dass du es warst?“ Kisuke zuckte erneut mit den Achseln. „Gibt nicht sehr viele komische Vögel wie mich, die gern an Erfindungen herumtüfteln“, murmelte er und wir gingen eine Weile stumm nebeneinanderher. Seine Geschichte hatte meine Laune deutlich angehoben. „Scheinbar amüsiert dich meine Geschichte“, stellte nun auch Kisuke fest und ich warf ihm ein schelmisches Grinsen zu. „Ja und es ist schon süß, wie du dich über so einen albernen Streich freust“, sagte ich und war erstaunt, dass ihn diese Worte schon fast schüchtern werden ließen. Sein Gesicht lief rot an und ich tat, als ob ich dies nicht merkte. Meine Mutter hatte mich schon mehrmals ermahnt, dass ich die Leute zu oft in Verlegenheit brachte. Plötzlich sah Kisuke erschrocken auf, die Sonne stand bereits schräg und der Himmel hatte sich orange verfärbt. „Oh ich sollte mich beeilen. Weißt du, ich komme aus Rukongai und dürfte gar nicht hier drinnen sein“, gestand er und ich warf ein Blick auf eines der Tore. Es war eine friedliche Zeit, weshalb sie tagsüber oft lange unbewacht offen standen. Doch nachts wurden sie stets geschlossen. „Dann beeil dich lieber“, riet ich ihm. Er dankte mir und rannte los. Ich wollte gerade in eine Gasse einbiegen, als ich erneut Schritte auf mich zu rennen hörte. „Ach Akari!“ Kisuke kam atemlos vor mir schlitternd zum Stehen. „Du hast ein großes Reiatsu... Wirst du auf die Shinigami-Akademie gehen?“, fragte er keuchend und ich musste erneut grinsen. „Natürlich! Sobald ich die Zulassung habe hält mich nichts mehr davon ab“, erklärte ich und Kisuke schenkte mir sein frechstes Grinsen. „Dann sehen wir uns spätestens dort wieder.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)