Atonement von IvoryRadioStar (Buße) ================================================================================ Kapitel 13: Mistakes Not Made – Nicht begangene Fehler ------------------------------------------------------ 12. Mistakes Not Made – Nicht begangene Fehler Hermione Granger war langsam im Aufwachen; die frühe Morgensonne schien schwach durch die hauchdünnen Vorhänge, das Licht erklomm allmählich die Wände. Sie erlaubte ihren Augen, sich wieder zu schließen und kuschelte sich weiter in die warmen Laken, ließ ihre Hand den Arm – seinen Arm – der behaglich um ihre Taille geschlungen war, hinabgleiten. Und so war sie jeden Tag in den letzten anderthalb Monaten aufgewacht, jeden Tag seit Weihnachten, seitdem sie das erste Mal miteinander Liebe gemacht hatten. Sie schmunzelte bei diesem Gedanken ein bisschen – sie war dankbar dafür, dass er noch schlief und nicht ihre Gedanken las, da er sie immer wegen dem Begriff „Liebe machen“ verspottete; er fand es honigsüß und übermäßig sentimental. Allerdings wusste sie, dass er es selber tief in sich drin dachte – das leichte Grinsen, das seinen verspottenden Ausdruck ein bisschen zu schnell ersetzte, verriet ihn. Seitdem hatte sich das Leben drastisch verändert. Er ging nicht mehr für längere Zeit weg, er kam immer am selben Tag zurück und selbst wenn er erschöpft und ausgezehrt war, kletterte er zu ihr ins Bett und brach hinter ihr zusammen, obwohl er immer noch seine Kleidung trug. Sie verbrachte immer weniger Zeit in der Bibliothek, da sie es bevorzugte, sich in einem der dick gepolsterten Sessel in seinem Arbeitszimmer zusammenzurollen – beide saßen in Stille beieinander, während er arbeitete und sie las. Sie zankten sich immer noch. Sie kämpften nach wie vor. Doch sie landeten immer wieder in diesem Bett, seinem Bett. Egal wer falsch lag oder wer den anderen verletzte, sie krochen am Ende des Tages in dieses Bett und lagen sich in den Armen, flüsterten Entschuldigungen gegen nackte Haut. Sie wachte immer vor ihm auf, ihr Gesicht war dem Fenster zugewandt und das Licht neckte ihre Augen, sodass sie sie öffnete. Sein Körper drängte sich an ihren Rücken und seine gleichmäßige Atmung zerzauste das Haar in ihrem Nacken. Sie würde daliegen und über sie beide nachdenken und über das, was sie waren – darüber staunen, wie sehr er sie liebte. Und sie liebte ihn. Das tat sie. Sie liebte ihn wirklich wahrhaftig, doch die Schuldgefühle waren immer da. Sie erlaubte sich selbst nie, es zu fühlen, wenn sie bei ihm war – zu sehr hatte sie Angst vor seinen Legilimentikfähigkeiten, weshalb sie diesen Teil ihrer Gedanken verschlossen hielt. Doch in den frühen Morgenstunden, wenn sie wach dalag und darauf wartete, dass er sie drückte und wissen ließ, dass er auch munter war, dann konnte sie sich selber manchmal nicht helfen und ließ ihr Gehirn über all das Geschehene nachgrübeln, erlaubte ihrem Magen sich schmerzhaft zusammenzuziehen – dann schmeckte sie die Schuld in ihrem Mund, bitter und erbarmungslos. Sie hatte immer gedacht, sie würde Ron heiraten – so absurd das auch klang. Damals in Hogwarts hatte sie davon geträumt, ein Teil des Weasley-Clans zu sein und wie kleine, gelockte, rothaarige Kinder im Garten herumliefen. Selbst während des Krieges hatte sie diesen Traum gehabt; sie dachte, dass, wenn sie einfach diesen Sieg bekommen würden, wenn sie einfach ein weiteres Mal gewinnen könnten, dass dann vielleicht... ihr vielleicht einfach diese Möglichkeit, es wahr werden zu lassen, gegeben werden könnte. Und jetzt... mit Draco... war alles einfach so anders. Er war so anders. Er war ruhig und zurückhaltend, so anders gegenüber Rons ungestümer Art und seinem Geschnatter, womit er so oft in Fettnäpfchen getreten war. Draco gab ihr alles, was sie wollte und sogar mehr – er brachte kleine Schmuckstücke mit und Bücher und Kleidung, einfach nur, weil er an sie dachte. Zu manchen Zeiten war er hart und eisern, doch seine Gefühle für sie waren echt; er war ein selbstbewusster und begabter Liebhaber. Ihr Körper summte bei diesem Gedanken. Er konnte ihr immer und immer und immer wieder einen Orgasmus bescheren, jedoch vermisste sie manchmal Rons ungeschickte Fummelei und wenn sie darüber mit ihm kicherte. Mit Draco war alles Leidenschaft und Hitze und es war so gut und sie beklagte sich auch nicht wirklich, aber sie vermisste es einfach, wie es mit... sie vermisste Ron. Sie erschrak sich ein wenig, als er gegen ihr Haar seufzte, sein Arm zog sich unter ihrem hervor und gab ihr nicht den üblichen Druck der Zuneigung. Sie fröstelte, als sich sein Körper von ihrem wegrollte, drehte sich um und sah, wie er seine Füße aus dem Bett schwang, auf den Boden aufsetzte und sein Haar nach hinten schüttelte. „Draco?“, fragte sie und streckte ihre Hand nach seinem Rücken aus. „Ich werde niemals genug sein, oder?“ Sie zog ihre Hand zurück, als ob sie sich verbrannt hätte, und schnappte bei seinen Worten etwas geschockt nach Luft. Seine Stimme war sanft und klang wie besiegt. „Draco“, sagte sie wieder, doch er schleppte sich aus dem Bett, griff nach seiner Unterhose und zog sie sich an. „Draco, stopp!“ „Ich weiß nicht, was ich noch anders machen soll, Hermione!“, sagte er, schaute sie nicht an, jedoch war die Frustration deutlich in seiner Stimme zu hören. „Ich... ich habe alles getan, was ich weiß.“ Sie beobachtete ihn mit fassungsloser Stille, als er sich ein Hemd anzog, Socken aus seiner Kommode nahm und sich auf die Bettkante setzte, um sie anzuziehen. Sie krabbelte zu ihm, während er seine Socken über seine Füße zog und fühlte den Zorn, der von ihm ausging. „Sei nicht so“, flüsterte Hermione und legte ihr Kinn auf seine Schulter. „Wie sollte ich denn dann sein?“, knurrte er, drückte sich von ihr weg und lief zur Kommode, um sich seine Uhr umzulegen. Es verging ein Moment, bevor er leise sagte: „Er ist alles, worüber du jemals nachdenkst.“ „Ist er nicht“, sagte Hermione. Er seufzte und drehte sich um, um sie anzusehen. „Ich weiß, dass er das ist, Hermione“, antwortete er ihr und schenkte ihr einen müden Blick. „Du verstehst es einfach verdammt noch mal nicht, oder? Ich weiß es, Hermione“, sagte er ihr und lachte ungläubig. „Ich wache jeden Morgen auf und er ist da, in deinem Kopf.“ „Nun ja, wenn du vielleicht nicht die ganze Zeit dadrin rumstochern würdest...“, schrie sie, Wut überkam sie und sie nahm einen tiefen Atemzug. „Was willst du von mir, Draco?“ „Ich will, dass du bei mir bist, nur bei mir. Für einmal, nur einmal will ich mit dir zusammen sein und nur mit dir“, antwortete er so monoton wie möglich, doch die Ernsthaftigkeit seiner Bitte war deutlich herauszuhören. „Was zur Hölle soll das bedeuten?“, fragte sie und sein Gesicht zeigte schließlich Spott. „Es bedeutet einfach genau das, Hermione! Es bedeutet, dass ich ihn verdammt noch mal nicht in deinem Kopf haben will!“ „Wieso, damit ich überhaupt nicht mehr an ihn denken kann?“, fragte sie wütend und er warf ihr nur einen finsteren Blick zu. „Er ist...“, sie hielt einen Moment inne, schluckte schwer, als sie sich selbst korrigierte, „er war so ein großer Teil meines Lebens.“ „Ich denke, dass das Erstere schon richtig ist“, spie Draco und drehte sich wieder zur Kommode. „Also soll ich ihn einfach vergessen?“, fragte sie. „Nun, das kann ich verdammt noch mal nicht tun, Draco. Ich kann ihn nicht einfach vergessen, als ob er mir nichts bedeutet hätte.“ „Und was ist mit mir?“, fragte er und drehte sich erneut um, um sie anzusehen. Sein Gesichtsausdruck trug eine Maske, doch seine Augen strahlten Verletztheit aus. „Wo lässt mich das bleiben, wenn du dich an ihn erinnerst und ihn vermisst?“ Sie starrte ihn verblüfft an – wusste nicht, was sie sagen sollte, was er fragte. Sie hatten niemals über Ron gesprochen, doch Draco hatte Recht; er war bei jedem Aspekt ihres gemeinsamen Lebens dabei. Wie konnte er auch nicht dabei sein? Er war ihr bester Freund gewesen, ihre erste Liebe – er starb, als er sie beschützte. Wie konnte Draco erwarten, das zu vergessen, es zu leugnen? „Schweigen“, flüsterte Draco und sie schnappte aus ihrer Benommenheit heraus. „Schweigen, der Hinweis auf Nichts. Das ist das, was mit mir ist, Hermione. Nichts.“ Seine Stimme war leise und gebrochen, sein Gesicht ausdruckslos und seine Augen randvoll mit Schmerz und Wut gefüllt. Sie öffnete ihren Mund um zu antworten, doch er hatte den Raum verlassen, bevor sie irgendwelche Worte herausbekam. Und in dieser Nacht, für das erste Mal seit anderthalb Monaten, schlief Hermione Granger alleine. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)