Atonement von IvoryRadioStar (Buße) ================================================================================ Kapitel 4: Dinner with the Devil – Abendessen mit dem Teufel ------------------------------------------------------------ 4. Dinner with the Devil – Abendessen mit dem Teufel Malfoy Manor war ein interessanter Ort zum Leben. Ein sich weit ausstreckendes Gelände, exotische Tiere und jeder Komfort, den sich eine Hexe nur denken konnte. Wäre da nicht diese Du-wirst-von-deinem-schlimmsten-Feind-gefangen-gehalten-Sache, dann könnte Hermione Granger den Anschein erwecken, dass sie dort glücklich war. Doch so wie die Dinge lagen, tat ihre luxuriöse Unterkunft nichts weiter, als sie zu ärgern. Dieser Mangel an Folter war die schlimmste Art an Folter. Eine Woche war seit ihrer Ankunft vergangen und sie entdeckte, dass Draco Malfoy sein Wort hielt. Sie hatte zu jedem Teil des Manors und seines Grundstücks Zutritt. Hauselfen brachten ihr Mahlzeiten, ließen ihr das Bad ein. Für einen außenstehenden Beobachter würde es so aussehen, als ob sie sein geehrter Gast anstatt seine Gefangene wäre. Es war genug, um sie brodeln zu lassen. Aus reiner Gehässigkeit blieb sie in ihrem Zimmer, was zumindest in Bezug darauf befriedigend war, dass sie niemals ihren Geiselnehmer sehen musste – allerdings war der Raum an sich schon Beweis genug für Malfoys krankes Psychospiel, das er mit Sicherheit mit ihr spielen wollte. Ihr Zimmer war geräumig und ausnehmend weiblich. Weiche, seidene, hauchdünne Laken umhüllten das Bett; die Verschwendung des Platzes war mit kleinen, persönlichen Dingen ein bisschen ausgeglichen – Schmuck- und Erbstücke waren auf Kommoden und Regalen platziert, Parfum und Schönheitstränke auf der Frisierkommode. Diese Dinge fasste sie nicht an, da sie genau wusste, wem sie gehörten und während Narzissa Malfoy schon lange tot war, schien es so, als ob sie an diesem Ort weiterlebte, als ob dieser Ort genauso geblieben war – wie ein Schrein. Zumindest solange, bis Hermione hierher gekommen war. Ihre Gedanken und Träume wurden von ihren Freunden geplagt, lebend und tot. Nun... lebend, soweit sie es wusste. Sie vermisste Lunas exzentrische Überlegungen, Nevilles Ungeschicklichkeit für alles, was Koordination betraf, Ginnys blinde Hoffnung, Harrys wilden Mut, Rons sanfte Küsse... All diese Gedanken bildeten ein großes, durcheinandergeratenes Chaos innerhalb ihres Kopfes, als sie einen erneuten Sonnenuntergang über den ausgedehnten Rasenflächen beobachtete. Es klopfte sanft an ihrer Tür und sie drehte sich um, sah die kleine, kauernde Gestalt von Gadsby, wie er sich verbeugte. Hermione seufzte. Jeden Abend das Gleiche. Der gebrechliche, kleine Elf, dessen ausschließliche Arbeit darin bestand, Draco Malfoys Befehl zu befolgen, würde zu ihr kommen und ihr sagen, dass sein Master ihre Anwesenheit zum Abendessen anforderte – und jeden Abend würde sie beleidigend antworten, würde sie eine Sprache benutzen, die der ältere Elf niemals wiederholen würde, wollte er keine Kleidung bekommen. „Miss Hermione, Master Draco fordert Ihre Anwesenheit zum Dinner.“ Gadsbys große Ohren zuckten, als er sich so weit er konnte verbeugte. „Sag ihm, er soll sich selbst mit dem Cruciatus foltern“, murmelte Hermione und drehte sich entschlossen zum Fenster. „Master Draco sagt, Sie werden von alleine kommen oder er wird den Imperius benutzen...“, Hermiones Kopf wirbelte herum, um den Elfen anzusehen, welcher seine Ohren in einer mehr als uncharakteristischen Art und Weise wrang, „und Sie bekommen ein sehr heftiges Verlangen, Ihre Kleidung abzulegen, bevor Sie nach unten gehen.“ Hermiones Mund klappte auf, als Gadsby sein Gewicht unbehaglich von einem Bein auf das andere verlagerte. Sie knirschte mit ihren Zähnen, bevor sie aufstand und beobachtete, wie der kleine Elf vor Erleichterung seufzte. Er trottete voraus in den Flur, vorbei an leeren Wänden mit Rechtecken an der verblassten Tapete, die davon zeugten, dass dort einmal Portraits gehangen haben mussten. Entlang der großen Steintreppe und vorbei am Salon, folgte sie dem Elfen bis er vor einer großen Tür anhielt und ihr damit das Esszimmer öffnete. Draco Malfoy saß am Kopfende des Tisches und stand auf, als sie den Raum betrat. Er zeigte zum Platz neben sich und sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust, begutachtete den langen, bankettähnlichen Tisch. Sie lief zu einem Stuhl am anderen Ende des Tisches und gerade als sie danach greifen wollte, schnippste Malfoy mit seinen Fingern und alle Stühle, außer zwei – seiner und der Stuhl direkt neben ihm – verschwanden. Ein kleines Lächeln zierte seine Lippen, als sie zu ihm hinüber stampfte und die Rückenlehne ihres Stuhles griff – mit dem kindischen Vorhaben, den Stuhl quer durch den ganzen Raum und soweit weg wie möglich von ihm zu tragen. Sie kugelte sich fast den Arm aus, als sich der Stuhl nicht bewegte. Malfoys Lächeln war nun verblasst und sie starrten sich mit einem eisigen Ausdruck an, bis sie sich auf ihren Stuhl setzte, ihren Stolz damit zum gefühlten millionsten Mal herunterschluckte. Malfoy, ein durch und durch wahrer Gentleman, nahm nach ihr Platz. „Sehr nett von dir, mir Gesellschaft zu leisten, Miss Granger“, sagte er und goss Wein in ihr Glas und dann in sein eigenes ein. „Ich nehme an, du lebst dich gut ein?“ Sie zuckte mit den Schultern und entließ ein spöttisches „Puh“, während sie auf ihren leeren Teller starrte. „Gibt es irgendetwas, das du brauchst?“ Er wurde mit einem eisernen Schweigen bestraft, während sich die Teller von selbst mit Lammkoteletts und Kartoffeln füllten. Eine flüchtige Erinnerung an Hogwarts glitt durch ihren Kopf, doch sie verdrängte sie. Sie nahm ihre Gabel und ihr Messer und begann zu essen. Sie dachte sich, je schneller sie fertig war, desto schneller könnte sie ihn wieder verlassen. „Gibt es irgendetwas, was du gerne möchtest?“ Hermione knallte ihr Besteck mit einem Klappern auf den Tisch und suchte seinen Blick. Sein Gesicht war ausdruckslos, mal abgesehen von einer fragend hochgezogenen Augenbraue. „Meine Freiheit“, spie sie und er lächelte einfach, begann zu essen. „Ich denke, das ist unmöglich“, sagte er seufzend und kaute gelangweilt, beobachtete sie. Hermione machte ein finsteres Gesicht. „Du kannst mich hier nicht für immer festhalten!“, rief Hermione und er lachte, nahm einen Schluck Wein. „Da liegst du falsch.“ Er stellte sein Glas ab, seine Augen bohrten sich in ihre. „Ich besitze dich, weißt du? Du bist mein“, er hielt einen Moment inne und beobachtete, wie sich ihr Kiefer anspannte, wie seine Worte in sie einsanken, „ich kann mit dir machen, was ich will“, fügte er hinzu und trank einen weiteren Schluck. „Sie werden kommen und mich holen“, hörte Hermione sich selbst sagen, ein hysterischer Hauch war in ihrer Stimme erkennbar. „Sie werden...“ „Und wer sind 'sie'?“, spottete Malfoy und Hermione klappte ihren Mund zu, knirschte mit den Zähnen, kämpfte mit den Tränen. „Sicherlich...“, sie hielt kurz inne, versuchte sich zu beruhigen. „Sicher sind einige von ihnen immer noch...“ „Am Leben?“, beendete Malfoy den Satz für sie mit einem Lachen in der Stimme. „Das kannst du nicht wirklich glauben, oder?“ „Warum ich?“, fragte sie plötzlich und er hielt inne, sein Glas auf halbem Wege zu seinen Lippen. „Warum nicht jemand der anderen? Ginny... sie ist mit Harrys Kind schwanger. Neville... er hat Nagini umgebracht. Luna...“ „Hör auf!“, sagte Malfoy kraftvoll und setzte sein Glas ein bisschen kräftiger ab, als er es geplant hatte. Er seufzte. „Ich würde denken, es ist offensichtlich. Wir waren...“, seine Zunge befeuchtete seine Unterlippe, „... einmal intim miteinander.“ „Ja“, presste Hermione aus zusammengebissenen Zähnen hervor und hielt die Gallenflüssigkeit zurück, „bevor du dich als Verräter herausgestellt und uns zum Schlachten freigegeben hast.“ Damit zögerte Malfoy sichtbar, ließ sich gegen seine Rückenlehne fallen. Er wich zurück, als ob ihn ihre Worte körperlich verletzt hätten. Irgendetwas flackerte in seinen silbernen Augen auf, doch bevor Hermione eine Möglichkeit hatte es genauer zu ergründen, war es auch schon verschwunden. „Wir alle fällen unsere Entscheidungen, Granger“, war seine Antwort, er leerte den Rest seines Glases und goss sich ein neues ein. „Wir haben dich aufgenommen...“ „Das habt ihr ganz bestimmt“, unterbrach er sie. Sie spielten also jetzt das Feiglingsspiel. Sie wich zurück, doch machte weiter. „Wir haben dich beschützt und du hast es uns zurückgezahlt, indem du uns in unseren Tod geschickt hast“, sagte sie weiter, suchte den Nerv, den sie nur Momente zuvor getroffen hatte. „Unseren? Du siehst für mich ziemlich lebendig aus, Miss Granger“, legte er dar und sie schluckte schwer. „Es muss sehr schlimm für dich sein. Das einzige Mitglied von Dumbledores Armee, das nicht unter der Erde liegt.“ „Und es muss sehr einfach für dich sein, Voldemorts rechte Hand zu sein“, zischte Hermione, blind vor Tränen. „Sag mir, war es dein Verrat dem Orden gegenüber oder Snapes Hinrichtung, das dich in seine Gnade brachte?“ „Ich würde denken, es war Weasleys Beseitigung.“ Er grinste sie über sein Weinglas hinweg an, beobachtete, wie ihr der Mund aufklappte und eine einzelne Träne ihre Wange hinab lief. Hermiones Gehirn schien abgestorben zu sein, ihr gesamter Körper zitterte und sie fand sich in einer Erinnerung wieder, in der sie zu ihm rannte, nur der Schein von rotem Haar aus ihren Augenwinkeln sichtbar – in der einen Minute noch da, in der nächsten schon fort. „Du...“ „Wann schnallt das endlich dein dummer Schädel, Granger?“, fragte er, seine silbernen Augen glänzten im Kerzenlicht. „Du kannst mich nicht mal annähernd so schlimm verletzen, wie ich dich.“ „Oh, ich kann dich verletzen“, knurrte Hermione, ihre mandelfarbenen Augen loderten, ihre Hände auf dem Tisch zu Fäusten geballt. Er lachte herzhaft darüber. „Das kannst du nicht ohne deinen Zauberstab.“ „Wolltest du mich deshalb hier haben?“, fragte sie, ihre Stimme voller Wut und Tränen. „Um mehr von deinen kranken Psychospielchen zu spielen?“ „Eigentlich nicht, aber es hat sich als unterhaltsam erwiesen“, sagte er schmunzelnd. „Ich habe deine Anwesenheit heute angefordert, damit ich dich darüber informieren kann, dass morgen ein paar Freunde auf ein paar Drinks vorbei kommen.“ „Freunde?“, fragte Hermione mit einem Lachen. „Du meinst Kollegen. Todesser?“ „Sie kämpfen für unsere Sache, ja.“ „Nicht meine Sache“, spie Hermione und Draco lächelte sie herablassend an. „Du wirst im zweiten Stock bleiben, bleib von der Treppe weg“, sagte er und schaute sie demonstrativ an. „Außer Sichtweite.“ „Und wenn nicht?“, fragte sie herausfordernd, ihre Augen kalt. „Oh Liebes, du willst nicht wissen, was passieren würde, wenn sie dich zu Gesicht bekämen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)