In all den Jahren von PanicAndSoul (Für immer bei dir) ================================================================================ Kapitel 5: Wackelpudding und Gänsehaut -------------------------------------- „Kari, kommst du zum Essen?“, rief Tai durch die ganze Wohnung. Er hatte die Tür einen Spalt breit geöffnet, aber sie hätte ihn auch so gehört. Mit Ohrenschützern. Wenn sie taub wäre. Also konnte sie leider nicht so tun, als hätte sie das überhört und einfach nicht zum Essen erscheinen, sondern musste sich aufrappeln und trottete ins Wohnzimmer. Zugegeben, es lohnte sich, es roch extrem gut. Also setzte sie sich auf ihren Platz und wartete. Doch der Tisch war nur für zwei gedeckt, was sie doch sehr verwunderte. „Wo sind denn Mama und Papa?“, fragte sie ihren Bruder, der grade einen großen Topf herein trug. Zu viel für zwei, eindeutig zu viel. „Ach die wollten heute mal wieder was mit ihren Freunden unternehmen.“, antwortete Tai und stellte den Topf auf dem Tisch ab. Dann begann er erst seiner Schwester und dann sich selber einen mächtigen Berg Spaghetti Bolognese auf den Teller zu schaufeln. Ein wenig Angst stieg in Hikari auf. Was, wenn ihr Bruder die Kochkünste ihrer Mutter geerbt hatte? Mutig nahm sie einen Happen und stellte erleichtert fest, dass es sogar echt gut schmeckte. „Gut, dass man bei diesem Gericht nicht so viel falsch machen kann.“, sagte sie und kicherte. „Tja, eben ein perfektes Studentenessen!“, ihr Bruder warf ihr ein schiefes Lächeln zu. Einen Moment lang schien Kari ihre Sorgen zu vergessen und aß. Sie aß so viel, dass Tai glaubte, sie müsse jeden Moment platzen. Einfach peng! Als sie fertig war, hatte sie einen kugelrunden Bauch, genau wie Tai auch. „Gut, dass meine Jogginghose einen Gummizug hat!“, witzelte der „Hobbykoch“. Doch er merkte sofort, dass er in ein Fettnäpfchen getreten war, denn seine Schwester verzog nur das Gesicht und sah auf die Hose, die sie noch immer trug. Die von Takeru. Sie hatte sie nicht gewechselt, weil sie noch einmal eingeschlafen und erst aufgewacht war, als ihr Bruder sie gerufen hatte. „Ach Kari, jetzt guck doch bitte nicht so! Willst du jetzt jedes Mal, wenn dich etwas an T.K. erinnert so ein Gesicht ziehen? Na dann viel Spaß, das wird nämlich noch sehr oft der Fall sein, immerhin kennt ihr euch schon… na quasi immer!“ Tai war selbst überrascht, seiner Schwester so eine Ansage gemacht zu haben, aber er wollte seine Worte und auch die Schärfe, mit denen er sie gesagt hatte, nicht wieder zurücknehmen und sah sie deshalb nur eindringlich an. Zu seiner Überraschung widersprach sie nicht, sondern nickte nur. „Das weiß ich auch, Tai.“, sagte sie langsam und sah dabei auf den Boden. „Es ist nur… schwierig für mich. Du weißt schon, damit um zu gehen und so.“ Jetzt schüttelte Tai den Kopf. „So schwierig ist das nun wirklich nicht. Du vermisst ihn, er vermisst dich. Spring über deinen Schatten und nimm seine Entschuldigung an. Was hast du schon großartig zu verlieren? Meinen Stolz? Sie dachte kurz über die Worte ihres Bruders nach. Er hatte Recht. Und wie er Recht hatte, das wusste sie, wollte es sich aber nicht eingestehen. Und dann verblüffte sie sich selber. Sie stand auf, ging in ihr Zimmer, Zog sich an und ging in Richtung Haustür. „Wo willst du hin?“, fragte Tai erstaunt. Er war von Tisch aufgestanden und zur Haustür gegangen, wo sich Kari grade ihre Schuhe anzog. „Zu T.K.. Ihm zuhören. Du hast Recht Tai, ich war zu stolz und zu verletzt. Vielleicht sollte ich mir anhören, was er mir sagen möchte.“ Klang ihre Stimme nur in ihren Ohren so dünn, oder hatte auch Tai es gehört? Er lächelte liebevoll. „Ich bin stolz auf dich, kleine Schwester!“ Er umarmte sie noch kurz, hauchte: „Viel Glück.“ In ihr Ohr und ließ sie dann gehen. Mach was draus, T.K. Sie stand nun bestimmt schon 10 Minuten vor seiner Haustür und trat von einem Bein auf das andere. Mach schon! Sei nicht so feige! Doch alle Versuche, sich selber Mut zu zusprechen, waren vergebens. Sie traute sich einfach nicht zu klingeln. Es begann, immer stärker zu regnen, doch dieses Mal hatte sie an einen Schirm gedacht. Bestimmt würde es heute Nacht noch ein Gewitter geben. Weitere 5 Minuten vergingen, bis sie schließlich all ihren Mut zusammennahm und klingelte. Nichts passierte. Sie dachte schon, er würde bereits schlafen und wandte sich grade zum Gehen, als plötzlich ruckartig die Tür geöffnet wurde und Takeru darin stand. Nur mit einer dünnen Stoffhose bekleidet, oberkörperfrei, ein Badehandtuch in der Hand. „Kari? Was machst du denn hier?“, fragte er völlig überrascht. Sie hatte ihn wohl überrumpelt. „Ich… ähm… ich…“ Es war nicht das erste Mal, dass sie ihn oberkörperfrei sah, immerhin waren sie schon tausende Male zusammen schwimmen gewesen. Aber dies war das erste Mal, dass ihr auffiel, wie erwachsen er eigentlich geworden war. Diese Muskeln, seine noch vom Sommer leicht gebräunte Haut und dieser Duft. Dieser süße Geruch nach Shampoo und Zitrone. Und dann seine Augen, die die gleiche Farbe hatten, wie das Meer an einem warmen Sommertag. So blau und tief, dass man darin versinken konnte. Sie schüttelte sich kurz, ehe sie endlich sagte: „Kann ich rein kommen?“ Warum musste er sich nur immer so außer Fassung bringen? „Klar, gerne.“ Wenn er ihr Verhalten seltsam fand, so ließ er es sich wenigstens nicht anmerken, sondern lächelte nur und trat einen Schritt zur Seite, damit sie eintreten konnte. Sie zog ihre Schuhe aus und ging wie automatisch auf sein Zimmer zu, jedoch nicht, ohne sich einmal umzusehen. „Matt ist noch unterwegs, mit seiner Band. Sie hatten heute einen Auftritt und wollen noch ein wenig feiern.“, sagte Takeru schnell als er bemerkte, dass sie nach seinem Bruder Ausschau hielt. Kari antwortete nicht, sondern ging zu seiner Zimmertür und legte die Hand auf die Klinke. Als sie kurz zögerte, bemerkte sie einen warmen Lufthauch an ihrem Ohr. „Wir können ganz ungestört reden.“ Wie machte er das nur? Wie kam er nur immer so schnell so dicht an sie ran? Und warum um alles in der Welt fühlte sie sich, als bestünden ihre Beine plötzlich nur noch aus Wackelpudding? Und die aller wichtigste Frage: Warum wollte sie, dass er noch näher kam? Gefühle konnten manchmal echt kompliziert sein und einem einen gehörigen Strich durch die Rechnung machen. Sie atmete einmal tief ein. Dieser Duft. Dann öffnete sie die Zimmertür und ging auf sein Bett zu. Dort angelangt, ließ sie sich, wie schon so viele Male zuvor auch, auf seine Bettkante gleiten. Er schnappte sich ein T-Shirt von der Lehne seines Stuhls, streifte es über und folgte ihrem Beispiel, jedoch hielt er im Gegensatz zu sonst einen gewissen Sicherheitsabstand, um sie nicht wieder gleich zu bedrängen. „Ich möchte mich bei dir entschuldigen.“, begann sie langsam und Takeru hing an ihren Lippen, um ja kein einziges Wort zu verpassen oder falsch zu verstehen. Noch einmal würde er diesen Fehler nicht machen. Jetzt würde er ihr zuhören. Und zwar von Anfang an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)